Drei Tage nach Anschlag in Mali: Noch wenig Klarheit über Angriff auf die Aufklärungskompanie (Nachtrag: Transkript)
Drei Tage nach dem schweren Anschlag auf eine Bundeswehrpatrouille in Mali bleiben die Informationen über den Hergang des Angriffs noch spärlich. Bei dem Angriff mit einer Autobombe im Norden des westafrikanischen Landes am vergangenen Freitag (25. Juni) waren zwölf deutsche Soldaten verwundet worden, drei davon schwer; außerdem ein belgischer Soldat. Alle Verwundeten sind seit dem Wochenende wieder in Deutschland.
Das Verteidigungsministerium erläuterte am (heutigen) Montag weitgehend die bekannten Fakten: Die Patrouille der gemischten Aufklärungskompanie des Bundeswehr-Kontigents in der UN-Mission MINUSMA war von einem Selbstmordattentäter rund 180 Kilometer nordöstlich des deutschen Stationierungsorts in Gao angegriffen worden, nachdem die Soldaten die Nacht dort in einem temporären Camp verbracht hatten. Der Fahrer hatte seinen mit Sprengstoff beladenen Wagen in Richtung der deutschen Soldaten gelenkt; wie es dazu kommen konnte, ist noch unklar.
Nach Angaben des Ministeriums war die deutsche Einheit mit einem Aufklärungsauftrag für MINUSMA unterwegs. Inwieweit sie eine Einheiten der malischen Armee auf dem Weg nach Kidal weiter im Norden Malis begleitete, wie die Führung der UN-Mission meldete, ist nicht so klar – damit ist auch offen, ob der Angriff mit den malischen Soldaten zusammenhing (wie hier vermutet) oder generell Truppen von MINUSMA galt.
Ebenso unklar ist bislang, ob die unbewaffnete Heron-Drohne, die die Bundeswehr in Mali zur Aufklärung nutzt, zur Begleitung und Überwachung dieser Patrouille eingesetzt wurde. Auf Fragen dazu wollte der Sprecher des Verteidigungsministeriums nicht Stellung nehmen.
Recht klar äußerte sich das Ministerium dagegen zu der Rettungskette, die in Mali derzeit mangels deutscher Hubschrauber überwiegend durch eine deutsche Firma gestellt wird. Die Rettungskette habe einwandfrei funktioniert; Meldungen, dass die zivilen Hubschrauber der Vertragsfirma 50 Kilometer vom Anschlagsort entfernt gelandet seien, träfen nicht zu.
Die Aussagen von Kapitän z.S. David Helmbold vom Verteidigungsministerium vor der Bundespressekonferenz zum Nachhören; zudem äußert sich auch Regierungssprecher Steffen Seibert:
Ergänzung: Zu dem Anschlag und zur Lage in Mali äußerte sich Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer in einem Interview des Deutschlandfunks – unter anderem auch zu der Kritik an der Rettungskette.
Das Transkript des obigen Auszugs aus der Bundespressekonferenz:
Frage: Herr Helmbold, der Anschlag in Mali ist jetzt etwa vier Tage her. Können Sie uns vielleicht zusammenfassend sagen, was Sie bislang über den Anschlag selbst wissen, unabhängig von der politischen Debatte, die in Deutschland läuft?
Helmbold: Ich kann kurz rekapitulieren, welche Daten wir im Augenblick haben. Es beginnt am 25. Juni gegen 8.28 Uhr mitteleuropäischer Zeit. Das entspricht in Mali 6.28 Uhr. In Mali herrscht Z-Zeit, Zulu-Zeit, militärisch gesprochen. Der Anschlag fand ca. 180 km nordöstlich von Gao statt, und zwar in der Nähe der Ortschaft Tarkint. Nach unseren jetzigen Erkenntnissen handelt es sich um einen Autobombenanschlag. Wir nennen das im Nato-Jargon SVBIED, ein „Suicide Vehicle Borne Improvised Explosive Device“, also einen Selbstmordanschlag mithilfe einer Bombe, die auf einem Auto transportiert wurde. Zu dem Zeitpunkt des Anschlages befanden sich die Kräfte vor Ort in einer sogenannten Nachtaufstellung. Das bedeutet, dass zum Schutz des Kontingentes die Fahrzeuge in einer bestimmten Aufstellung aufgestellt worden sind.
Dabei wurden zwölf deutsche Soldaten zum Teil schwer verwundet. Ein weiterer Soldat einer Partnernation wurde ebenfalls verwundet. Alle verwundeten deutschen Soldaten befinden sich jetzt in Deutschland in den Bundeswehrkrankenhäusern Koblenz und Ulm. Das Wichtigste für uns ist im Moment, dass alle Verwundeten derzeit stabil sind – das erleichtert uns – und dass sie entsprechend ihrer Verletzungsmuster durch hoch qualifizierte interdisziplinäre medizinische Teams behandelt werden.
Wichtig ist mir, noch auf eines hinzuweisen, und zwar auf das Funktionieren der Rettungskette. Die deutsche Rettungskette inklusive ziviler Anteile sowie die Unterstützung durch Partnernationen und die VN hat sich bewährt. Medienberichte, denen zufolge die Hubschrauber 50 km entfernt gelandet sein sollen, sind unzutreffend. Die Hubschrauber sind in unmittelbarer Umgebung des Anschlagsortes gelandet. Die Rettungskette hat entsprechend funktioniert. Die Verwundeten wurden in Role-1- und Role-2-Einrichtungen behandelt. Dabei handelte es sich um eine französische Role-2-, eine chinesische Role-2- und eine deutsche Role-1-Einrichtung. Nach den ersten Behandlungen und auch den entsprechenden Operationen der schwer Verwundeten dort ist es dann auch gelungen, den Transport über StratAirMedEvac durchzuführen. Es gab zwei Flüge. Ich denke, das ist so weit auch bekannt gewesen. Es handelte sich zum einen um einen A400M aus Wunstorf. Dieser verlegte sieben Patienten am 26. Juni aus Gao nach Köln. Die Patienten wurden anschließend zur Weiterbehandlung an das Bundeswehrzentralkrankenhaus in Koblenz verbracht. Ein weiterer Flug holte sechs Patienten am 26. Juni nach taktischer Verlegung mit einer entsprechenden Firma von Gao nach Niamey und von Niamey aus in derselben Nacht nach Stuttgart. Diese verwundeten Soldaten wurden zur Weiterversorgung ins Bundeswehrkrankenhaus Ulm verlegt. Dort vor Ort sind sie jetzt stabil und befinden sich in der entsprechenden interdisziplinären Behandlung. In den Bundeswehrkrankenhäusern in Ulm und Koblenz befinden sich Spezialisten, die für entsprechende Verletzungsmuster von Schuss- und Explosionsverletzungen besonders ausgebildet sind.
Dann gibt es die Folgemaßnahme und die Rückführung. Unmittelbar nach Meldung des Anschlags durch die Aufklärungskompanie wurden deutsche Sicherungskräfte, eine sogenannte Quick Reaction Force, zum Anschlagsort entsandt. Diese haben die angegriffenen Kräfte verstärkt und die Rückführung vorbereitet. Nach Eintreffen der Sicherungskräfte vor Ort haben sie auch die Führung vor Ort übernommen. Die betroffene Aufklärungskompanie hat dann den Rückmarsch nach Gao angetreten. Sie hat das Camp Castor am 26. Juni um 3.40 Uhr erreicht. Zusätzlich nahmen Feldjäger und Kampfmittelabwehrkräfte die Ermittlungen am Anschlagsort auf. Am 26. Juni wurde ein Konvoy zur Rückführung des Schadmaterials, eine sogenannte Recovery Task Force, in Gao in Marsch gesetzt. Der Rückmarsch dieses Konvoys vom Anschlagsort begann am 27. Juni, also gestern, um 3.30 Uhr Z-Zeit, also Ortszeit. Diese Kräfte sind um 12.50 Uhr Ortszeit gestern im Camp Castor eingetroffen. Damit ist die sogenannte Bergeoperation abgeschlossen worden.
Die betroffenen Soldaten der Aufklärungskompanie werden derzeit psychologisch betreut.
Zu den weiteren Dingen und zu taktischen Details kann ich heute nichts sagen. Die Untersuchungen laufen noch. Im Moment wollen wir dem Kontingent vor Ort auch die Ruhe und die Zeit geben, um das zwar zügig, aber natürlich in aller Sorgfalt aufzuklären.
StS Seibert: Ich will auch bei diesem Thema diese Bundespressekonferenz noch einmal nutzen, um zu sagen, wie sehr die Bundeskanzlerin in Gedanken bei den Verwundeten und bei ihren Familien ist, die ja sehr bange Stunden und Tage durchmachen. Sie hofft, dass alle vollständig genesen können.
Der Dank geht auch an alle, die diese rasche und – das wurde gerade beschrieben – gut funktionierende Rettungskette aufgebaut haben. Er geht auch an die internationalen Partner, die in den ersten Stunden wichtige Unterstützung geleistet haben.
Zusatzfrage: Herr Helmbold, nach Angaben von MINUSMA sollte die Bundeswehr eine Einheit der malischen Armee nach Kidal begleiten. Verstehe ich es richtig, dass vorgesehen war, dass die Aufklärungskompanie ihren Auftrag bis Kidal fortsetzt?
Helmbold: Was ich Ihnen sagen kann, ist, dass es sich um eine gemischte Aufklärungskompanie gehandelt hat und dass sie im Rahmen einer mehrtägigen Aufklärungsoperation unterwegs war und sie auch in einem entsprechenden Kreis durchgeführt hat. 180 km nördlich von Gao hat dann der Anschlag stattgefunden.
Weitere Details dazu, auch zu den Fragen, wie das taktisch abgelaufen ist, will ich heute bewusst nicht weitergeben. Denn diese Dinge werden jetzt in aller Sorgfalt aufbereitet. Dann werden wir erst das Parlament und dann die Öffentlichkeit darüber informieren.
Zusatzfrage: Entschuldigung, aber Sie widersprechen direkt der Darstellung der UN. Die UN spricht davon, dass die Deutschen eine malische Einheit begleitet hätten. Sie sagen, sie hätten einen Aufklärungsauftrag gehabt. Das muss sich nicht gegenseitig ausschließen, aber Sie könnten ja sagen, ob sie den Auftrag hatten, die Malier zu begleiten, oder nicht.
Helmbold: Das ist überhaupt kein Widerspruch. Ich widerspreche auch nicht der UN. Das geht auch weder aus ihren Worten noch den entsprechenden Meldungen hervor. Wir befinden uns in Abstimmung mit der UN, wenn es darum geht, darüber zu kommunizieren. Das, was ich Ihnen dazu sagen kann, habe ich Ihnen jetzt gesagt.
Frage: Gehen Sie davon aus, dass bis zur Sondersitzung des Verteidigungsausschusses am Mittwoch mehr über den Hintergrund und die Täter und Täterinnen des Anschlages zu erfahren sein wird?
Helmbold: Ich kann eigentlich nur das wiederholen, was ich jetzt gesagt habe. Wir klären das vor Ort auf. Gerade das Kontingent vor Ort muss im Moment die nötige Ruhe haben, um das in Sorgfalt aufzuklären. Alle Informationen, die wir in dem Augenblick gesichert zur Verfügung haben, werden wir dem Parlament und der Öffentlichkeit selbstverständlich mitteilen.
Frage: Wurde die angegriffene Einheit zum Zeitpunkt der Attacke durch eine Heron-Aufklärungsdrohne begleitet? Was hat diese Drohne gesehen beziehungsweise aufgezeichnet?
Helmbold: Ich habe im Moment keine Ergänzungen zu dem zu machen, was ich bis jetzt gesagt habe.
Frage: Das Attentat hat zu verstärkten Rufen nach bewaffneten Drohnen zum Schutz von Bundeswehrsoldaten geführt. Wie können solche Selbstmordattentäter durch Drohnen abgehalten werden? Etwa durch präventiv gezielte Massenangriffe auf potenzielle Gewalttäter in Auslandseinsatzgebieten, also quasi durch massives präventives Töten?
Helmbold: Ich will mir an dieser Stelle die ganzen Annahmen, die dieser Frage zugrunde liegen, nicht zu eigen machen. Ich will auch ganz klar sagen, dass wir uns zu der Drohnenthematik bereits sehr intensiv informiert haben und es entsprechende Untersuchungen gab. Ich will mich heute, nachdem die Bergeoperation gerade abgeschlossen ist, mit den Schlussfolgerungen bewusst zurückhalten. Erst einmal müssen wir in aller Ruhe die Ergebnisse der Aufklärung vor Ort abwarten. Danach ist der Zeitpunkt, zu dem wir uns in Auseinandersetzung mit diversen Themen, die sich rund um den MINUSMA-Einsatz ergeben, äußern können.
Frage: Eine Klärungsfrage zur Rettungskette: Es ging ein bisschen durcheinander. In Meldungen war von einem französischen Chinook die Rede. Die Franzosen haben keine Chinooks. Handelte es sich um den britischen Chinook, der den Franzosen im Rahmen der Operation Barkhane unterstellt ist?
Helmbold: Diejenigen, die eingesetzt wurden, waren ja erst einmal diejenigen der zivilen Unterstützungen und gleichzeitig noch etwas als Absicherung von Partnernationen. Mit Blick auf die Chinook-Frage habe ich im Moment keine Informationen, mit denen ich Ihnen helfen könnte.
(Archivbild Januar 2020: Bundeswehrsoldaten übernachten in der Wüste in der Nähe von Gao/Mali – Philipp Hoffmann/Bundeswehr)
@Sindbad
„Ab count 06:00 spricht er eine nur zu bekannte Tatsache an, die man in Berlin und Paris aber anscheinend immer mal wieder vergisst: „…no foreign power can solve our local African problems…““
Wenn man das weiterspinnt, würde das aber bedeutet, daß man den Druck auf die afrikanischen Staaten solange erhöht, bis diese gewillt sind, auch nachhaltige politische Lösungen zu finden.
Würde auch bedeuten: Keine weitere Aufnahme von Migranten – zumindest in der Theorie. In der Praxis würde das dann aber wahrscheinlich in Ruanda-ähnlichen Szenarien enden.
Im April diesen Jahres wurde vom AA eine neue strategische Leitlinie zur Ausrichtung des deutschen Sahel-Engagements an die Obleute des Auswärtigen Ausschusses verschickt. T.W. hat das Dokument vielleicht auch irgendwo verlinkt. In diesem Dokument wurde die Sahel-Region offiziell zum „geostrategischen Vorfeld Europas“ erklärt.
Wenn AKK nun erklärt, „Es kann nicht im europäischen, auch nicht im deutschen Interesse sein, dass wir in der Sahelzone eine Region haben, die komplett instabil wird und die komplett Terroristen und kriminellen Gruppen anheimfällt“, dann passt das völlig ins Bild. Aber so eine Willensbekundung ist eben noch keine Strategie.
Eine andere Äusserung von unserer VM im DLF ist da genauso wenig hilfreich: „…wir sind vor Ort, und alle unsere Soldaten, aber auch die Vertreter des Auswärtigen Amtes sagen noch einmal ganz deutlich, unsere Präsenz, unsere Arbeit dort ist wichtig für diesen Versöhnungsprozess, der läuft auch weiter.“
Man fragt sich da verwundert: welchen Versöhnungsprozess kann sie meinen?
Den Konflikt zwischen den Tuareg und der ehemaligen Regierung von Mali?
Wir hören ja in den Medien über eine Menge „Versöhnungsprozesse“. Zum Beispiel über Gespräche zwischen den Taliban und der Afghanischen Regierung, über Gespräche zwischen der syrischen Opposition und der syrischen Regierung oder über Verhandlungen in Libyen zwischen den verschiedenen Fraktionen und der international anerkannten Regierung. Alle nicht besonders vielversprechend. Aber über entsprechende Verhandlungen zwischen den Konfliktparteien in Mali ist mir nichts bekannt.
Und mit dem Militärputsch dürften auch die Ansprechpartner auf Seiten der Regierung in Mali fehlen.
Oder verhandeln die Putschisten mit den Rebellen?
Ich denke, dass die Formulierung vom „geostrategischen Vorfeld Europas“ auf einem in der EU oder zumindest mit den Franzosen abgestimmten Konsens beruht. Und die versetzt die Militärregierung von Mali in eine komfortabele Lage. Solange es da einen Konflikt gibt, werden die EUropäer weiter mit Geld, Material und Truppen aushelfen. Solange die Terroristen und Rebellen in ihren Wüstengebieten bleiben und nicht auf die Hauptstadt und die wirtschaftlich relevanten Regionen Malis zu marschieren, kann sich die Regierung entspannt zurücklehnen und die EUropäer die Drecksarbeit erledigen lassen.
Vieleicht sollte man darüber nachdenken, ob man das geostrategische Vorfeld EUropas nicht enger fassen könnte. Mit der Stabilisierung Libyens hätten wir eigentlich genug zu tun.
Mit großem taktischen Interesse habe ich die verschiedentlichen Mutmaßungen zur Frage „warum äußerer, innere Sicherungsring unerkannt durchdrungen/unbeschadet durchbrochen, wurde eine Feuereröffnunglinie festgelegt“?
Leider bleiben das Annahmen, wenn auch erkennbar auf solider taktischer Kenntnis Einzelner.
Die tatsächlichen Abläufe werden wir nicht erfahren, was auch richtig ist.
Die operativen Zusammenhänge auf dem „Kriegsschauplatz“ Sahel, also im Gesamtzusammenhang von EUTM, MINUSMA, BARKHANE, TAKUBA und auch der „Mission Gazelle“ sind der (des)interessierten Öffentlichkeit schon nicht vermittelba,r wie dann das Klein-Klein taktischer Raffinesse?
Apropos Klein:
Ist nicht schlicht und ergreifend Ursache des Verhaltens der Patrouille, dass in den Köpfen der Befehlenden der „Oberst-Klein-Effekt“ sich eingenistet hat?
Will heißen, bevor ich taktisch das Notwendige befehle, Feind vernichtet melden kann um anschließend vor dem Kadi zu landen, lass ich’s lieber sein!
[Super. Ganz großes Kino. Erst vehement dagegen argumentieren, dass auf Basis von Annahmen Schlüsse gezogen werden, und dann einen erfundenen „Effekt“ unterstellen. Wer soll so was eigentlich Ernst nehmen? Ganz abgesehen davon, dass a) der damalige Oberst Klein in keinem einzigen Fall „vor dem Kadi“ gelandet ist und b) wir immer noch in einem Rechtsstaat leben, der solche Dinge überprüft, auch wenn das manchem nicht zu passen scheint. Mit anderen Worten: Schluss damit. T.W.]
Herr Wiegold,
das ist kein erfundener „Effekt“, sondern möglicher Gedankengang der Handelnden.
Für ein „vor dem Kadi“ landen gilt Gleiches. Die öffentliche Aufregung zu Oberst Klein wird zum Nachdenken Anlass geben, der sich niemand, besonders aus unteren Rängen, aussetzen will.
Und natürlich hat der Rechtsstaat mit dem evtl. Gedankengang der Führer sehr viel zu tun, was niemand infrage stellt.
Allerdings unterstelle ich diesbezügliche Überlegungen bei vielen.
Anderes jedenfalls kann aus meinen vorhergehenden Zeilen kaum herausgelesen werden.
Also bitte.
@KPK: Denken sie einen Schritt weiter. Die Taleban nutzen wochenlang präpariere Tanklaster als Waffe bis zu dem Moment an dem sie wussten, dass eine Antwort kommen wird.
Wir ändern jetzt Befehlslage Perimeter bei sowieso angespannten Soldaten der Wagenburg und dann fährt ein Pickup mit Frau und Kinder in die Nähe und wird bekämpft.
Katastrophe, denn wenn eines alle Terrororganisationen (eingedenk Staatsterrorismus, also von 9/11 bis Geheimdienstliche False Flag Angriffe auf Zivilisten) der Welt vereint, so ist es die Tatsache, dass sie von hochfunktionalen Psychopathen geführt werden, welche die Schwachen und Hilflosen abhängig machen und instrumentalisieren.
Ich hoffe im BMVG und Umfeld sitzen noch Leute die das erkennen können.
Trevor Faith schrieb:
>>>Wie sind denn die definierten sicherheitspolitischen Ziele oder Konzepte für Afrika oder Zentralasien?>>>
Ich hatte es doch schon eindeutig ausgeführt: Das Ziel der Bundesrepublik ist es, ihre Bündnisstrukturen so zu erhalten wie sie sind, damit man weiter die sicherheitspolitischen Kosten in weiten Teilen auf die Bündnispartner auslagern kann. Das wird so zwar kein Politiker oder höherer Offizier öffentlich erklären, aber es es ist die zwingende Schlußfolgerung aus all dem was man hier seit Jahren beobachten konnte.
Wir sind also in diesen Regionen so minimal wie möglich im Einsatz damit unsere Verbündeten weiter Kosten übernehmen, die wir ansonsten selbst tragen müssten. Alles andere ist nur Spektakel und Ablenkung, damit Bevölkerung und Soldaten diese Einsätze mitmachen. Und in Bezug auf diese Zielsetzung sind die Einsätze bis dato als erfolgreich zu bewerten. Wir haben also erfolgreich so getan als ob.
@
Ulrich Reinhardt sagt:
01.07.2021 um 8:47 Uhr
“
Wir sind also in diesen Regionen so minimal wie möglich im Einsatz damit unsere Verbündeten weiter Kosten übernehmen, die wir ansonsten selbst tragen müssten. Alles andere ist nur Spektakel und Ablenkung, damit Bevölkerung und Soldaten diese Einsätze mitmachen. Und in Bezug auf diese Zielsetzung sind die Einsätze bis dato als erfolgreich zu bewerten. Wir haben also erfolgreich so getan als ob.
“
Der Umkehrschluss wäre doch, das wir alles allein machen und uns allein selbst verteidigen – also ein eher „schweizer Ansatz“. Ich glaube das wäre noch günstiger, als das was wir jetzt tun und das was es kosten würde, würde über unsere Wirtschaft im Land bleiben, wenn man das konsequent macht. Natürlich könnten wir uns nie allein gegen China oder Russland wehren. Aber die sind a) nicht vor der Tür und b) gäbe es immer noch die UN. Kuwait hat man auch raus gehauen. Gut wir haben wenig Öl, aber irgendwer würde uns ja beispringen schon nur um nicht der nächste zu sein.
Ich glaube eher, das die Bundesrepublik da mit macht, weil sie weiter zusammen mit Frankreich einen Führungsanspruch in der EU und weiter einen Geltungsanspruch in der Welt haben will. Das man sich da auf der dünnen roten Linie des gerade so erforderlichen und möglischt wenig aufwändigen bewegt scheint mir nur logisch. Aber seit Trump ist ja auch hier klar geworden, dass es zum mitmischen etwas mehr sein muss, als das was man glaubte.
Alpha November sagt:
02.07.2021 um 16:53 Uhr
„Ich glaube eher, das die Bundesrepublik da mit macht, weil sie weiter zusammen mit Frankreich einen Führungsanspruch in der EU … haben will. …. [Es ist aber] klar geworden, dass es zum mitmischen etwas mehr sein muss, als das was man glaubte.“
Leider wird aber der jetzige SVBIED Anschlag genau den gegenteiligen Effekt haben. Ich kann mir gut denken, was jetzt gerade im BMVg und im EinsFüKdoBw geplant wird: man wird versuchen die bodengestützte Aufklärung die man derzeit noch bei MINUSMA stellt zu ersetzen durch das Angebot einer ‚eher abstandsfähigen‘ Aufklärung, sprich: nur noch Aufklärungsdrohnen. Die bodengestützte Aufklärung werden dann entweder wieder die ‚üblichen Verdächtigen‘ übernehmen (Frankreich, Holland, …) oder man wird es an irgendein Drittwelt-Land abdrücken (Indien, Pakistan,…), das sich dadurch dann UN Geld abholt, ohne wirklich was Substanzielles zu leisten.
Am Ende könnte ich mir gut vorstellen, dass dann bei der BW „in der Truppe“ der Katzenjammer wieder gross sein wird, wenn man nicht mehr aus dem Lager fahren darf, und man wird natürlich wieder der Politik den Schwarzen Peter zuspielen. Dass man am Ende vielleicht selber Mitverantwortung trägt durch die eigene Performance im Einsatz ob einem die eigene Politik eine anspruchsvollere Mission zutraut oder nicht, diese Frage wird man sich in der Truppe vermutlich nicht stellen.
Sindbad 02.07.2021;18:14 Uhr
Ja, @ Sindbad, der ehrliche Blick in den Spiegel ist verloren gegangen. Unter dem Deckmantel der sogenannten Fehlerkultur und gekonnt verkauftem Interesse an Kritik- und Selbstkritkfähigkeit besteht einen Beharrungsmeantalität „haben wir schon richtig gemacht“ und „Schuld sind immer die anderen“.
Wird im Blog etwas hart angesprochen, melden sich immer überaschend schnell diejenigen, die einem ‚armchair‘ Wissen und Mentalität unterstellen oder es wird mangelnde konkrete aber auch allgemeine Sachkenntnis angemahnt.
Im Blog kann/muss man das aushalten, es ist halt Meinungsstreit.
Wenn in unserer Bundeswehr allerdings immer die anderen Schuld sind und man nie hart und offen Dinge ansprechen darf, dann entsteht eine Pseudo Fehlerkultur.
Die bringt uns dann nicht weiter.
In meiner Grundausbildung hieß es, bevor man über andere meckert, einfach mal bei sich selbst anfangen.
Gerade weil der Erkenntnissgewinn bei den aktuellen Ereignissen so gähnend langsam ist, vermute ich, dass dort mehr im Argen liegt.
Da helfen Diskussionen über politische Fragen, auch über Strategie natürlich immer, ersetzen aber nicht „eigene Performance im Einsatz“. Klingt hart und doch sollten wir es sagen dürfen.
JNIM hat sich zu den drei Anschlägen gegen Takuba, Barkhane und MINUSMA bekannt: https://mobile.twitter.com/NvxCompteAno/status/1411036843534135298
Interessant ist die Einleitung mit dem Bezug auf die französische Anpassung des Einsatzes. Deckt sich mit ersten Analysen nachdem JNIM eine Art „Großoffensive“ einläuten will. Muss aber dann ja in der Realität auch gar nicht so groß werden.
Memoria sagt:
03.07.2021 um 11:39 Uhr
„JNIM hat sich zu den drei Anschlägen gegen Takuba, Barkhane und MINUSMA bekannt.“
Ja das ist bitter, dass man zum Schaden jetzt auch noch diese Propaganda ertragen muss. Zum Namen des angeblichen Attentäters: al-Muhajir bedeutet ‚der Migrant‘!!!
Ich hatte schon angesprochen, dass die Handlungen unserer Politiker (wie in anderen Ländern genauso) sehr wohl von den Erfolgen (oder Misserfolgen) und übrigens auch von der Einstellung der Truppe (‚Esprit de Corps‘) bestimmt werden.
Wie würde unsere Truppe bei MINUSMA jetzt bloss dastehen, wenn sie diesen SVBIED Anschlag sauber verhindert hätte?! – Was wären das für tolle Bilder gewesen: Ein zerstörtes SVBIED und unsere Truppe hätte JNIM den Stinkefinger zeigen können. Ihre Jihadisten-Propaganda hätten sie sich in den A… schieben können. Und das Vertrauen in MINUSMA wäre in Mali immens gestiegen. Unsere Soldaten wären ‚die Könige‘ gewesen.
Wenn man DANN den Politikern gesagt hätte: hey, das war noch gar nix! – Diese Terrorbande schlagen wir jeden Tag, die sollen nur kommen. – Vielleicht würde die Bw ja dann mal irgendwann in Kampfeinsätze a la Barkhane hineinwachsen.
So wie bisher geht’s jedenfalls nicht. Nach dem jetzigen Anschlag werden nicht nur unsere Politiker sondern auch die strategische und operative Führungsebene der Bw bereits einen mittelfristigen Abzug unserer Bodentruppen planen.
Und das ist es was – neben den zu Schaden gekommenen Soldaten – so bedauerlich ist: die Bundeswehr hat hier wieder einmal eine Chance vertan.
Denn bitte geben es alle echten Soldaten auf diesem Blog doch einmal zu: die Mission unserer Aufklärungstruppe in Mali ist doch derzeit der BESTE ‚Job‘ den die Bundeswehr einem Idealisten und Soldaten anzubieten hat. Wer würde hier nicht gerne mitmachen wollen! – Was für ein ‚geiler‘ Einsatz! So etwas hätte ich mir vor 30 Jahren auch mal gewünscht.
Ich finde es daher sehr schade und kann es persönlich auch nicht nachvollziehen, dass die beteiligten Soldaten immer so furchtbar larmoyant daherkommen: alles wird als supergefährlich hingestellt (selbst das Lagerleben in GAO) und dann wundert man sich, wenn man keine Kampfeinsätze von der Politik zugewiesen bekommt?! – Der Einsatz unserer bodengestützten Aufklärer in Mali ist doch ein Traum von einem Einsatz! – Ich und 99% meiner Altergenossen würden doch lieber heute wie morgen unsere Büros verlassen und mit Fenneks, Füchsen und Dingos in einen Wüsteneinsatz marschieren. Wozu sind wir denn mal Soldat geworden?!
Für uns wird das leider nix mehr, aber ich empfehle allen jüngeren Soldaten, die diese EINMALIGE Gelegenheit bekommen: NUTZT SIE! – Zeigt es doch mal diesen JNIMs was DEU Soldaten draufhaben. Eure Ausrüstung ist SPITZENKLASSE! – Um es diesen JNIMs mal zu zeigen, da kann ich doch gerne mal eine Stunde früher aus der Hängematte krabbeln und mich mal eine Stunde länger in den Alarmposten legen, oder ist es euch das nicht wert?
Macht doch mal einen harten und professionellen Einsatz, habt Erfolg und macht Werbung für die Bundeswehr! – Und danach könnt ihr dann stolze ‚Veteranen‘ sein.
Glaubt mir, eure derzeitige Larmoyanz kommt nicht nur bei der alten ‚Chairforce‘ nicht so gut an, sondern auch nicht bei unseren Politikern und auch nicht beim Feind!
Die Ministerin war gestern zu einem Kurzbesuch in Gao:
https://mobile.twitter.com/Bw_Einsatz/status/1411271017872474119
Vielleicht weiß sie ja nun nach all den Gesprächen mehr als das BMVg diese Woche sagen konnte oder eher wollte?
Alpha November schrieb am
02.07.2021 um 16:53 Uhr:
>>>Der Umkehrschluss wäre doch, das wir alles allein machen und uns allein selbst verteidigen – also ein eher „schweizer Ansatz“. Ich glaube das wäre noch günstiger, als das was wir jetzt tun und das was es kosten würde, würde über unsere Wirtschaft im Land bleiben, wenn man das konsequent macht.>>>
Das würde aber zwingend bedeuten, dass wir aus der EU austreten müssen, da diese umfangreiche militärische Bündnisverpflichtungen beinhaltet und die negativen wirtschaftlichen Folgen gerade eines deutschen EU Austritts sollten jederman offensichtlich sein. Aber mal rein theoretisch: wenn wir Neutral wären und uns wie die Schweiz keinem Bündnis anschließen und selbst verteidigen müssten, dann würde das nichts daran ändern, dass wir weder über die einzigartige geographische Lage der Schweiz verfügen noch über deren besondere Stellung im Geflecht der Staaten und Finanzen. Zudem wäre weiter die Frage, wie man an die EU angrenzende Räume stabilisiert um Flüchtlingsströme aus diesen Räumen nach Deutschland zu mindern. Darüber hinaus müssten wir dann im Vergleich zu jetzt tatsächlich aufrüsten (es käme also keineswegs günstiger), weil wir ansonsten sehr schnell zum bloßen Spielball fremder Mächte werden würden. Den Ihre nächste Aussage, dass uns andere dann doch irgendwie zur Hilfe kommen würden weil es die UN gibt ist mehr Wunschdenken als Realitätsnah.
Das natürlich wie von Ihnen beschließend angeführt eine gewisse Hybris und Großmannssucht in geringen Anteilen auch eine Rolle spielen mag, will ich gar nicht bestreiten. Die aktuelle Höhenflucht gewisser Teile der deutschen Politik ist allzu offensichtlich. Dessen ungeachtet ist das für den Einsatz in Mali als Faktor vernachlässigbar und ist das von mir angeführte und erläuterte Motiv meiner Ansicht nach zweifelsohne das absolut vorherrschende.
Erste LRRP der Briten, mit Photostrecke.
Last week the Long Range Reconnaissance Group returned from its first patrol.
Sie deckten eine Strecke von 150 km ab, bezeichneten es daher als „- a short range patrol, in fact“.
@1UKDivision
Here are some fantastic photos and details of 2 Bn @RAnglians and @TheWelshCavalry first patrol as part of @UN_MINUSMA
https://mobile.twitter.com/WillJMeddings/status/1411057005909921793/photo/1
[Ok, die britischen Bilder aus Mali. Und warum der Link auf ‚Streitkräfte&Strategien‘ mit der Übersicht über die Sendungen der vergangenen Monate? Habe den Link mal als sinnfrei entfernt. T.W.]
Verständnisfrage:
Nach all den harten Diskussionen hier um das taktische Geschehen habe ich mal eine ganz simple Frage die man mit einem Ja oder Nein beantworten können muss: Die Ministerin hat in ihrem Statement irgendetwas erzählt von 1/3 der Truppe habe geruht und 2/3 gesichert.
Der Anschlag erfolgte aber um ca 06:30 Ortszeit?! – Hat also die Truppe noch geschlafen, JA oder NEIN?!
Meiner Auffassung nach ist ein Nachtlager vorbei wenn die Nacht vorbei ist. Um 06:30 war die Nacht vorbei und es handelte sich also nicht mehr um ein NACHTlager. (Anmerkung: Vergleiche mit Spezialkräften, die nachts operieren müssen, z.B. infiltrieren oder einen nächtlichen Zugriff durchführen und deshalb tagsüber ruhen müssen ziehen hier nicht, da die Truppe hier ja nachts nur gelagert hat unter Eigensicherung)
Oder liegt hier die alte Chairforce wieder mal völlig falsch?
Also falls (und ich schränke mich hier ein: FALLS das so war) dass die Truppe um 06:30 Uhr noch geschlafen hat, dann haben wir die Frage nach der Verantwortung für den Anschlag beantwortet.
Die Chairforce ist hier gnadenlos: Wer tagsüber im Einsatz schläft, der hat auf dem Gefechtsfeld NIX verloren, sorry. Ein solcher Führer der es nicht durchsetzt, dass die Soldaten bei Sonnenaufgang aus ihren Furzfängern raus sind, der gehört abgelöst.
Wie gesagt, ich weiss nicht wie es wirklich war, nur für den Fall FALLS….
[Nicht nur die ChairForce ist gnadenlos, ich auch: Das Spekulieren „falls es so war…. war es ganz schlecht“ ist hier nicht der Stil der Debatte. Was soll das? Wenn sich eine dieser Spekulationen bewahrheitet, dann können wir darüber reden – so ist das weder hilfreich noch sinnvoll. T.W.]
@Memoria: hmm… wir Deutschen werden im Bekennerschreiben als Kreuzfahrer bezeichnet und direkt benannt. Heißt wir werden spezifisch angegriffen.
Was mir auch auffällt, es gibt wohl kein „Actionvideo“ des Attentats. Will meinen, der Angriff war womöglich am oberen Ende des für Al-Kaida machbaren.
P.S: Zeit für die Anti-IS Koaition.
@Sindbad
Ehrlicherweise, reicht ihr rüder Ton allmählich. Ihr persönliches Festellungsverfahren der vorgeblichen takt. Fehler sind anmassend.-)
Ihre Diskussionskultur gab es in einem deutschen OffzKorps der von Ihnen zitierten 80er Jahre nicht. Warum ignorieren Sie also Ihre eigene Erziehung?
Doch: Was wollen Sie? –
Beifall für Ihre Positionen? – Inhaltlich in einigen Punkten könnte ich Ihnen zustimmen ,aber in der Form bestimmt nicht.
Niedermachen einer Generation, die Sie wie ich offensichtlich erzogen und ausgebildet haben? – Bitte sehr!- aber mit Verständnis und nicht mit Einbildung!
Und vor allem mit Selbstkritik!
Aber hören Sie auf, Ihre Vermutungen als Feststellung zu deklarieren!
Sie schaden dem Diskurs, den das deutsche Heer ( noch zu meiner jungen Zeit) ausgezeichnet hat.
Überdies, Sie ignorieren offensichtlich die Kritik, die Ihnen von jüngeren Kameraden in diesem Blog entgegen gebracht wird. – Warum?
Nehmen Sie sich ein Beispiel an @ Memoria, der in Duktus und Tonfall die richtigen Fragen ganz anders rüber bringt.
@Eric Hagen
@Sindbad
Kommunikationsform @Sindbad muss besser werden!
Seine oft fehlende sprachliche Formen von positive/negative Kritik, auch mangelnder Stil im Umgang gibt zu verstehen, dass man einige Blogteilnehmer persönlich mit diesem Stil nicht erreicht.
@Sindbad vergibt damit selbst die Chance auf vernunftgeleitetem Wege seine nicht widerlegbaren (im Sinne von Argumentativ überzeugend) seine Postionen darzustellen, die es uns ermöglichen, zu einem Urteil über diese gelangen.
Zur Qualität im Diskurs gehört allerdings auch, da wiederhole ich mich, auch unbequeme Fragen zu stellen, auch das anzusprechen, was ungern gehört wird.
Nun ist dieser Blog nicht dazu da, einen Diskurs über Diskurse zu führen aber Anspruch auf Teilhabe am fachlichen Diskurs haben solche Foristen, die die Regeln des Blogs respektieren.
Man kann und darf hier Fragen stellen, Probleme aufwerfen aber man sollte nicht zu früh urteilen. Zu mir selbst, ich habe Einsatzerfahrung (Heer, SKB, BMVg), nicht zu wenig.
@Sindbad überschreitet manche rote Linie, das wurde angesprochen, ist hart in der Worwahl, andere auch- doch ich vermute, dass ihn auch Gedanke leitet-> was man im Dienst zu oft nicht sagen ‚darf‘, kann man unter dem Schutz der Freiheit der Medien hier einstellen.
Dazu gehört eben auch das offensichtlich z.T. fehlende taktische Verständnis der jüngeren Einsatzgeneration. Sindbad trifft, ob es uns gefällt oder nicht, dann doch manchen Punkt!
‚Armchair‘ u.ä. wird mir hier zu inflationär benutztund wertet auch ab (!).
Ich beobachte z.B.selbst, dass manchem in der Generalspitze der Mut fehlt, Wahrheiten klar zu benennen, andere üben Kritik, welche auf den ersten Blick martialisch wirkt – aber letztlich den Kern nicht trifft. Man hängt sich eine Tarnung um.
Das erkennen Soldaten, manche weichen aus und nutzen die Freiheit der Medien. Manche rsignieren, manche machen Dienst nach Vorschrift, viele engagieren sich unverändert.
Die Generale, insbesondere im Ministerium, haben die Kompetenz, Fehlentwicklungen zu erkennen und m.E. die Pflicht im Sinne ihres Eides ( da wo notwendig und zulässig auch öffentlich) einzutreten für die notwendige Änderung des Fehlkurses. Manche machen es, viele nicht, das wird erkannt und darf „von unten“ nicht thematisiert werden. Gott sie dank es gibt den Bundeswehrverband.
In diesen Sinne einige Ergänzungen zur in Verbindung mit dem Vorfall in Malii angesprochen Auftragstaktik am Beispiel eigener Erfahrungen in/mit der Infanterie.
Möglicherweise läßt sich davon etwas auf die Truppe im Einsatz übertragen.
Ich versuche es wirklich sachlich, in der Hoffnung, nicht jemanden auf die Füße zu treten.
Wie bereits hier angesprochen, im dreidimensionalen Gefecht in komplexen Lagen, z.B. im bebautem Gelände, ist insbesondere der Auftragstaktik Rechnung zu tragen. Die Trupp-, Gruppen- und Zugführer sind die Entscheidungsträger des Gefechts. Aufgrund der oft eingeschränkten Sicht (Rauch, künstlicher Nebel, bauliche Einschränkungen) und der mitunter schlechten Verbindung ist das initiative und beherzte Handeln der Kommandeure „ganz vorne“ entscheidend. Durch die Auftragstaktik wird die Entschlussfassung auf möglichst niedriger Führungsebene ermöglicht. Dadurch können sowohl das Gelände bestmöglich ausgenutzt als auch den Gruppierungen des Feindes am besten Rechnung getragen werden.
Dies ist allerdings nur möglich, wenn die Kommandeure vor Ort über ein aktuelles Lagebild verfügen, die Absicht des übergeordneten Kommandanten kennen und dementsprechende Handlungsfreiheit (im Sinne des Auftrages) haben. Eng gefasste Befehle hemmen den Angriffsschwung und bringen – vor allem bei Ausfall eines militärischen Führers – den Angriff zum Erliegen.
Doch, man sollte es deutlich sagen, alle wollen neuerdings Spezialkräfte sein. (Allzu oft sichtbar am Anzug :-)..)
Deren Aufgabenspektrum reicht allerdings von Spezialaufklärung (Special Reconnaissance), über offensive Operationen, wie beispielsweise die Befreiung von deutschen Geiseln in Krisen- oder Kriegsgebieten, der Festsetzung von Kriegsverbrechern oder Terroristen (Direct Action) bis hin zur Ausbildungsunterstützung in Aufnahmestaaten (Military Assistance), eine ganz andere Vielfältigkeit und Komplexität von Einsatzarten sowie -aufgaben.
Einsatzgrundsätze der Spezialkräfte (standard operating procedure- SOP/ techniques, and procedures -TTP) sind also etwas völlig anderes – werden aber, weil es „Mode“ ist, oft kopiert. Doch standartiserte Verfahren bei Befreiung von deutschen Geiseln in Krisen- oder Kriegsgebieten, der Festsetzung von Kriegsverbrechern oder Terroristen oder beim Auftreffen auf Feind bei Spezialaufklärung haben nur da, und eben nur da, ihre Bereichtigung.
Zu beobachten ist der Fähigkeitsverlust des klassischen Infanteriekampfes der Fallschirmjäger bei deren EGB Kräften, welche diesen ‚klassichen‘ infanteristischen Kampf nur noch ungenügend beherrschen, oft SOP der Spezialkräfte kopieren, auch da wo es nicht zweckmäßig ist.
Aber da alles was „Mode“ ist, unverändert die Entwickung solcher Fähigkeitsverluste befördert und das Notwendige im Einsatz in den Staus von Langeweile rückt, haben wir es allzu oft mit einer Verflachung der militärischen Grundfertigkeiten zu tun.
Es muß klar betont werden, auch weil eingie Kommandeure es zulassen und sich selbst in dieser Rolle gefallen. (Es geht nicht um Anzug, ja OT- aber auch bei Generalen gibt es Moden/Kopien, also nicht nur Mannschaften/Unteroffiziere kritisieren)
Abschließend, manche deutsche ‚ältere‘ Vorschrift/Ausbildungshilfe etc. (BW) war gar nicht schlecht, wir sollten uns darauf besinnen und nicht zu viel von Verbündeten (allzu oft USA, GBR) unkommentiert kopieren/übernehmen. Auch so eine Mode. Manches schicke Wort aus ENG bleibt eine Hülle, wenn der Inhalt fehlt.
„Kunst kommt von Können“
Eric Hagen sagt:
04.07.2021 um 1:06 Uhr
„Und vor allem mit Selbstkritik!“
„Kritik, die Ihnen von jüngeren Kameraden in diesem Blog entgegen gebracht wird“
Habe ich etwas falsch verstanden? – Es geht hier doch um den Anschlag in Mali. Der Titel des Blogs lautet: „Drei Tage nach Anschlag in Mali: Noch wenig Klarheit über Angriff auf die Aufklärungskompanie“
Wieso werde dann ICH da kritisiert?
Von wem ist hier denn – gegebenenfalls – Selbstkritik erforderlich?
Wenn ich bis 07:15 Uhr schlafe (siehe Bw-Videoserie über MINUSMA wo man die Szenen von ‚Wallensteins Lager“ ja sehen kann; und im offiziellen Bw-Statement hat man das ja wohl bereits zugegeben, dass zum Zeitpunkt des Anschlags noch Teile der Truppe geschlafen haben.) und dann eben um 06:30 Uhr vom Feind rüde geweckt werde muss ich mir Fragen gefallen lassen. Man befand sich noch dazu in einem Hochrisikogebiet!!!
Aber ich verwende jetzt einfach mal ein pädagogisches Verfahren, wenn ihnen das lieber ist. Ich spiegele ihre Aussage und sie sagen mir ob ich sie richtig verstanden habe:
Die Truppe schläft noch zum Zeitpunkt des Anschlags. Ich merke hierzu an, dass das nicht Einsatzgrundsätzen entspricht die ich mal gelernt habe (und ich zitiere die entsprechenden Vorschriften dazu). Ich beziehe mich auf ein Bw-Video (auch hier gebe ich den Link an) in dem ich ein m.E. völlig ungefechtsmäßiges Verhalten feststelle. Ich stelle einen möglichen Zusammenhang des taktischen Verhaltens der Truppe mit dem Ergebnis des Anschlags (13 Verletzte) fest.
Und das finden sie nicht in Ordnung. – Ist das ihre Position?
Und zur Klarstellung: Nein, ich habe das MINUSMA-Ktgt NICHT ausgebildet. Diesen Schuh brauchen sie mir nicht anziehen. Das ist Polemik.
Aber all diejenigen die seit Jahren diese Art der ‚Übernachtung‘ im Einsatzgebiet im Rahmen von EinsVorbAusb oder als ‚Handover‘ Ausbildung im Ktgt ausgebildet haben, denen sollten sie mal ins Gewissen reden.
Herr Peukert, sie haben Kritik satt. Ich finde es zunehmend ermüdend dass man hier nur noch den Überbringer der schlechten Nachricht (Kritik) von der Burgmauer werfen möchte.
Eric Hagen sagt:
04.07.2021 um 1:06 Uhr
„Ihre Diskussionskultur gab es in einem deutschen OffzKorps der von Ihnen zitierten 80er Jahre nicht. “
Ich kann mich an keinen Internet-Blog aus der damaligen Zeit erinnern. Aber ich weiss: Bilder einer sich völlig un-gefechtsmäßig verhaltenden Bw-Truppe gab es damals noch nicht.
[Ich denke, Sie haben diesen Punkt jetzt in aller Ausführlichkeit mehr als zur Genüge machen können. Damit beenden wir diesen OT jetzt. T.W.]
Die Herren,
Mit Verlaub. Al-Kaida erklärt uns zum direkten Ziel und sie Streiten über was?
Und nochmal, Kommentarspalte für AP und SiPo Interessierte Privatleute. Und besonders an Ehemalige ohne jemanden Anzublicken:
„Sein Verhalten muss dem Ansehen der Bundeswehr sowie der Achtung und dem Vertrauen gerecht werden, die sein Dienst als Soldat erfordert.“
Und in jedem sollte auch „a.D“ ( mein Blick schweift zur Decke) genug Truppe stecken, sonst fliegt irgendwann ein Teller durchs Casino und @T.W „beordert“ wieder den OvWa. /SCNR