Erstmals Verwundete der Bundeswehr im Blauhelm-Einsatz in Mali (Zusammenfassung)

Im Blauhelm-Einsatz der Vereinten Nationen in Mali sind erstmals deutsche Soldaten bei einem Angriff verwundet worden, einige von ihnen schwer. Der Anschlag eines Selbstmordattentäters mit einer Autobombe am (heutigen) Freitagmorgen nördlich von Gao im Norden des westafrikanischen Landes traf einen Bundeswehrkonvoi, der malische Einheiten begleitete. Die Verwundeten wurden in Rettungsstationen der deutschen, französischen und chinesischen Streitkräfte in Gao behandelt und sollen so schnell wie möglich ausgeflogen werden.

Bei dem Anschlag um 0628 Uhr Ortszeit (08.28 Uhr deutscher Zeit) wurden nach Bundeswehrangaben zwölf deutsche Soldaten verwundet , drei von ihnen schwer. Außerdem wurde ein belgischer Soldat der UN-Mission MINUSMA ebenfalls verwundet. Während zwei der drei Schwerverwundeten stabil seien, wurde der dritte am Nachmittag operiert, teilte Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer mit

20210625 AKK Statement Mali     

 

Den Angriff hatte am Vormittag zunächst die UN-Mission bekanntgegeben:

Heute Morgen wurde eine temporäre Operationsbasis der MINUSMA-Truppe in der Nähe des Dorfes Ichagara, in der Gemeinde Tarkint, Region Gao, Ziel eines Anschlags mit einer Fahrzeugbombe. 15 Blauhelme wurden verletzt, ihre Evakuierung ist im Gange.

Die Zahl von 15 wurde dann im Laufe des Tages von der Bundeswehr auf 13 korrigiert. Ein Kollege des französischen Nachrichtensenders France 24, der die Region beobachtet, meldete via Twitter, dass es die Tat eines Selbstmordattentäters war: Nach Angaben mehrerer lokaler Quellen wurde eine Patrouille des deutschen Kontingents der MINUSMA in Al Moustarat nördlich von Gao von einer Autobombe getroffen, die von einem Selbstmordattentäter gesteuert wurde. Mehrere deutsche Soldaten werden verletzt.

Nach Angaben der Vereinten Nationen begleiteten die Blauhelme eine Einheit der malischen Armee auf dem Weg nach Kidal. Die temporäre Basis, in der die Deutschen angegriffen wurden, war nach einem Anschlag auf die Malier am Vortag eingerichtet worden:

Kramp-Karrenbauer verwies darauf, dass nach dem Anschlag die Rettungskette gegriffen habe – eine wichtige Aussage, weil die Bundeswehr keine eigenen Hubschrauber mehr in dieser Mission im Einsatz hat, sondern erst demnächst wieder eigene Helikopter dorthin bringen will. Die Verwundeten wurden mit Maschinen der Vereinten Nationen, einem Chinook der britischen Truppen in der Mission Barkhane und von der Bundeswehr gecharterten zivilen Hubschraubern nach Gao geflogen. Von dort sollen sie, sobald es ihr Zustand erlaubt, mit einem für medizinische Evakuierung ausgerüsteten A400M der Luftwaffe nach Deutschland gebracht werden.

Der Anschlagsort liegt rund 140 Kilometer nördlich von Gao (ggf. auch etwas weiter; lt. Bundeswehr 180 Kilometer; ohne Koordinaten ist das schwierig zu verifizieren):

Der MINUSMA-Einsatz gilt als die gefährlichste Blauhelmmission der Vereinten Nationen. Immer wieder werden sowohl die Soldaten dieser internationalen Truppe, aber auch andere militärische Missionen wie die französisch geführte Anti-Terror-Operation Barkhane in dem westafrikanischen Land angegriffen.

Die Bundeswehr selbst war bislang von solchen Angriffen verschont geblieben,allerdings nur knapp: Im vergangenen Jahr fuhren gleich zwei Mal belgische Soldaten mit ihren Dingo-Patrouillenfahrzeugen, wie sie auch die Bundeswehr verwendet, in eine Sprengfalle. Die Belgier waren in Konvois zusammen mit den deutschen Soldaten unterwegs. Ebenfalls im vergangenen Jahr wurden irische Soldaten angegriffen – die mit einem von der Bundeswehr ausgeliehenen Eagle-Patrouillenfahrzeug unterwegs waren.

Bei MINUSMA sind derzeit knapp 900 deutsche Soldaten im Einsatz. Nach dem absehbaren Ende der Mission in Afghanistan wird es der größte Auslandseinsatz der Bundeswehr. Die Beteiligung der Bundeswehr an der UN-Mission war erst im Mai verlängert worden. Nach dem Anschlag zeichnet sich eine politische Debatte über diese Mission ab – nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass Frankreich angekündigt hat, seine Anti-Terror-Mission Barkhane in Mali und der Sahel-Region einzustellen. Die Sicherheitslage gerade für die Blauhelmsoldaten könnte dann noch kritischer werden.

(Archivbild: MaschinengewehrschŸtze und Ersthelfer Stabsgefreiter Marco S. ŸüberprüŸft die Waffe des Gefechtsfahrzeugs vor einer Patrouille der UN-Mission MINUSMA in Gao/Mali am 05.02.2021 – Frank Wiedemann/Bundeswehr)