Bundestag billigt Fortsetzung der Einsätze in Mali
Der Bundestag hat die Fortsetzung der Bundeswehreinsätze in Mali gebilligt. Der weiteren deutschen Beteiligung an der UN-Mission MINUSMA in dem westafrikanischen Land bis Ende Mai kommenden Jahres stimmte das Parlament mit den überwiegenden Stimmen von Union, SPD, FDP und Grünen zu. Die Fortsetzung der EU-Ausbildungsmission EUTM Mali billigten die Koalitionsfraktionen und die FDP, während sich die Grünen enthielten.
(Die Abstimmungen fanden am gestrigen Mittwochabend statt; die detaillierten Ergebnisse der namentlichen Abstimmung wurden erst am heutigen Donnerstagmorgen veröffentlicht.)
Mit der Fortsetzung der Bundeswehr-Beteiligung an den beiden Missionen in dem westafrikanischen Land wird der Einsatz in Mali künftig auch formal das größte militärische Engagement Deutschlands im Ausland. (Der Einsatz in Afghanistan ist bislang mit einer Obergrenze von 1.300 Soldaten die größte Mision, die aber derzeit beendet wird.) Die Bundeswehr beteiligt sich in Mali aus verfassungsrechtlichen wie politischen Gründen zwar an der Mission der Vereinten Nationen und der EU-Trainingsmission, nicht aber am von Frankreich geführten Anti-Terror-Kampf in den Operationen Barkhane und Takuba.
Während die Bundeswehrbeteiligung an der UN-Mission im neuen Mandat (Bundestagsdrucksache 19/28803) praktisch unverändert fortgeschrieben wird, steigt mit dem neuen Mandat für EUTM Mali (Bundestagsdrucksache 19/28804) die Obergrenze für die Zahl der eingesetzten Soldatinnen und Soldaten von bisher 450 auf 600.
Die Bundesregierung begründete diese Aufstockung gleich mit mehreren Entwicklungen: So soll ein neues Trainingszentrum für die malischen Streitkräfte in Sevaré, wesentlich von Deutschland initiiert und finanziert, auch mit deutschen Soldaten den Start schaffen. Weiterhin läuft die Integration der bisher gesonderten Ausbildungsmission im benachbarten Niger, der Mission Gazelle, mit Kampfschwimmern der Marine und einem Einsatzverband Spezialkräfte in EUTM Mali. Darüber hinaus wird die Bundeswehr im zweiten Halbjahr erneut den Kommandeur der EU-Mission stellen – und nicht zuletzt soll die Zusammenarbeit mit den anderen Missionen, neben MINUSMA und Barkhane auch die gemeinsame G5-Truppe der Sahel-Staaten Mali, Mauretanien, Tschad, Niger und Burkina Faso, ausgeweitet werden.
Die Ausweitung des Mandats auf die G5-Staaten war der ausschlaggebende Grund, warum die Grünen dem EUTM-Mandat nicht zustimmten. In einem gesonderten Antrag, der keine Mehrheit fand, verwies die Oppositionspartei auf diktatorische Regime wie im Tschad, aber auch die mangelnde Rücksichtnahme auf Menschenrechte durch die malischen Streitkräfte.
Die Abstimmung über EUTM Mali: 433 Abgeordnete stimmten zu, 148 sprachen sich dagegen aus und 56 enthielten sich.
Die Abstimmung über MINUSMA mit breiterer Mehrheit: 499 Abgeordnete sprachen sich dafür aus, 147 stimmten dagegen und drei enthielten sich.
(Archivbild Februar 2021: Fahrzeuge der Objektschutzkompanie der Bundeswehr bei MINUSMA patrouillieren bei Sonnenuntergang in Gao – Frank Wiedemann/Bundeswehr)
Weltartikel dazu: Regierung und Parlament lassen die Soldaten im Stich
„In der Mandatsdebatte kritisierten ganze zwei Abgeordnete das Problem der Rettungskette, einer von der AfD, eine von den Grünen.“
Beide sind für viele hier „bähhh“ … aber die „Partei der Soldaten“ ist wenigstens einstimmig …
@ diba:
Für EUTM Mali und Koulikoro kann ich das nur bestätigen. Wenn es dort richtig kracht, dann helfen nur noch Gebete.
Der private Betreiber des ROLE 2-Krankenhauses ist wenigstens fragwürdig. Enorme Bandbreite von Angestellten aus allen Teilen der Erde. Mit nicht nur unerheblichen Sprachproblemen. Für eine ROLE 1 wäre das okay. Aber für Intensivpatienten wäre es eine Vollkatastrophe.
Zum Glück: Das BMVg weiß um die Performance des Vertragspartners der EU in Koulikoro. Es wurde von der Truppenärztin gemeldet.
@Florian Staudte:
Hatten wir nicht mal selbst ein ROLE2 in Mali?!
Gibt es das nicht mehr?
Was sind doch gleich die Erfolgskriterien/die Exitstrategie?
Afghanistan V2.0…
@ Bow
Die deutsche ROLE 2 wurde in der Jahresmitte 2020 vollständig abgebaut und durch einen zivilen Vertragspartner der EU bzw. der Mission EUTM Mali ersetzt.
Das private Unternehmen sucht sein Personal weltweit zusammen. Vom serbischen Labortechniker bis zur südafrikanischen Zahnärztin.
Ein Arzt mit der Qualifikation Notarzt verdient 500,- EUR steuerfrei pro TAG. Kein Witz.
Alle verdienen sich eine goldene Nase. Nur leider ist auch der gute deutsche Standard abgebaut worden. Unserem Sanitätsdienst kann man mit gutem Gewissen vertrauen, wenn es um Leben und Tod geht.
Wie dpa meldete, haben Militärs die Übergangsregierung abgesetzt und den Präsidenten nach Kati vor den Toren Bamakos verbracht. Quasi selber Ablauf wie im letzten Herbst. Zeit-Online schrieb dazu „Putsch der Putschisten“, das bringt es wohl auf den Punkt. Offenbar hat man bei der Neubildung der Regierung einige Offiziere nicht berücksichtigt.
Die EU hat das verurteilt, „notwendige Maßnahmen“ werden geprüft. Im Klartext, politischer Einfluss der EU in Mali gleich null. Und das inklusive Frankreich.
Was will man dann noch mit Soldaten vor Ort, die das Land stabilisieren sollen (MINUSMA)? Oder mit Soldaten, die diese Putschisten auch noch ausbilden (EUTM Mali)? Für wen ist man dann da? Für die Bevölkerung, die sowieso nichts zu melden hat? Das ist noch sinnentleerter, als die Mission in Afghanistan.
Schlechte Nachricht: Es wurde mal wieder geputscht. Die UN, die EU kommen eigentlich noch mit der Adressierung der jeweiligen Potentaten nach?
Wie beeinflusst die Militärregierung die Zusammenarbeit bei MINUSMA, EUTM, ja, und auch bei BARKHANE und TAKUBA?
Gute Nachricht: @GSPSipo
„(KS) #Dänemark’s Parlament stimmt Beteiligung dänischer Spezialkräfte mit 105 Soldaten (60 #SOF) an Task Force #Takuba ab Januar 2022 für 1 Jahr im Rahmen der von #Frankreich geführten Operation #Barkhane im #Sahel zu“.
https://soldat-und-technik.de/2021/05/aus-der-truppe/27161/task-force-takuba-daenisches-parlament-stimmt-entsendung-von-spezialkraeften-zu/
FRANCE 24 English
@France24_en
Macron says France will withdraw troops from Mali if country turns to ‘radical Islamism’
… sollte sich der westafrikanische Krisenstaat nach einem neuerlichen Putsch in eine islamistische Richtung entwickeln.
https://f24.my/7hxg.t
Sofern BARKHANE, ff auch TAKUBA aufgegeben werden, sind MINUSMA, EUTM und GAZELLE/Niger nicht zu halten.