Ich hatte eine Trall in Afrika: Bundeswehr beendet MedEvac mit der C-160

Die Bundeswehr hat die letzte Transall aus dem Einsatz in Afrika abgezogen: Mit dem fly-out des Transportflugzeugs C-160 aus dem Lufttransportstützpunkt in der nigrischen Hauptstadt Niamey endete der Einsatz der betagten Maschinen als vorausstationierte Rettungsflieger in den deutschen Auslandseinsätzen. In der Sahel-Zone, vor allem für den UN-Einsatz in Mali, wird diese Aufgabe nun von Privatfirmen übernommen. Die Luftwaffe will die Nutzung aller ihrer Maschinen des Typs Transall in diesem Jahr beenden.

Die Maschine hob nach Angaben der Luftwaffe am (heutigen) Mittwoch um 06.40 Ortszeit (08.40 Uhr MESZ) in Niamey ab. Die Bundeswehr hatte die Maschinen seit Mitte 2016 in der Hauptstadt Nigers stationiert; der Stützpunkt dort dient sowohl dem Lufttransport als auch der Evakuierung verwundeter, verletzter oder erkrankter Soldaten aus den Einsätzen im benachbarten Mali und in Niger selbst. In den vergangenen knapp fünf Jahren wurden mit den C-160-Maschinen dort in mehr als 1.000 Flügen mit über 4.250 Flugstunden rund 22.000 Passagiere und gut 5.100 Tonnen Fracht befördert.

Bei 75 Flügen zur medizinischen Evakuierung (MedEvac) transportierten die Transall nach Angaben der Luftwaffe knapp 160 Patienten, davon rund 90 deutsche Soldatinnen und Soldaten, 43 Franzosen, knapp 20 Belgier und einzelne Soldaten anderer Nationen. Seit Beginn der Coronavirus-Pandemie im vergangenen Jahr wurden auch zahlreiche infizierte Soldaten ausgeflogen.

Nachgetragen: Das Video vom fly-out:

Der Abzug der letzten Transall aus der Stationierung im Auslandseinsatz ist Folge des planmäßigen Endes der Nutzung dieser Flugzeuge, die seit 1968 in der Bundeswehr im Einsatz sind. Noch in diesem Jahr sollen alle C-160 Flugzeuge der Luftwaffe ausgemustert werden. Falls erforderlich stehen nach Luftwaffenangaben zwar bis zum Jahresende noch Transall für die MedEvac-Aufgabe zur Verfügung; sie werden jedoch planmäßig durch die neuen A400M-Transportmaschinen abgelöst.

In der Sahel-Zone gehen damit alle Flüge zur medizinischen Evakuierung von Bundeswehrsoldaten aus den Einsätzen bei der EU-Trainingsmission Mali, der UN-Mission MINUSMA sowie der Ausbildungsmission Gazelle der Spezialkräfte in Niger komplett auf Privatfirmen über. Die European Defense Agency (EDA) hatte dafür bereits vor zwei Jahren entsprechende Verträge abgeschlossen. Im vergangenen Jahr war der Verwundetentransport mit Flugzeugen aus dem Niger begonnen worden.

Seit Dezember 2020 wurde auch die unmittelbare medizinische Evakuierung von Verwundeten und Verletzten (Forward AirMedEvac) rund um das deutsche MINUSMA-Feldlager in Gao in Mali von einer deutschen Firma übernommen. Bei EUTM Mali ist dafür das südafrikanische Unternehmen Starlite im Einsatz, das auch die Flugzeuge für den Weitertransport stellt.

Die Hubschrauber selbst sind bei diesen Einsätzen unbewaffnet, werden aber bei Forward MedEvac von Soldaten begleitet. Im Einsatz aus dem Camp Castor in Gao sind dafür Feldjäger mit an Bord. Allerdings haben diese Helikopter nicht, wie bei militärischen MedEvac-Hubschraubern üblich, eine zweite – bewaffnete – Maschine zur Sicherung dabei und können zur Evakuierung Verwundeter nur in gesicherten Bereichen landen.

Eine rein zivile Rettungskette ist in UN-Einsätzen nicht unbedingt ungewöhnlich – so gab es im (Süd)Sudan für die dort eingesetzten Blauhelme schon lange angemietete zivile Hubschrauber für die medizinische Evakuierung. Und für den Lufttransport – auch von Personal – greift die Bundeswehr zum Beispiel auch in Afghanistan seit Jahren auf zivile Dienstleister zurück.

Bei einem größeren Bundeswehreinsatz ist es nunmehr allerdings das erste Mal, dass ausschließlich nicht-militärische Flieger für AirMedEvac zur Verfügung stehen. Erst bei der Abholung mit einem Langstreckenflugzeug, der so genannten strategischen medizinischen Evakuierung, setzt die Bundeswehr dafür eigene Flugzeuge für den Transport ab Niamey ein.

(Die Überschrift ist, pardon, eine Anspielung.)

(Foto oben: Transall-Maschinen auf der Airbase in Niamey/Niger im Oktober 2019; Foto unten: Forward Air MedEvac des Unternehmens GHS im Dezember 2020 in Gao – Frank Wiedemann/Bundeswehr )