Mali-Roundup: Eventuell wieder eigene Hubschrauber, Kommandeur sieht ausreichend Schutz vor IED
Nach einem früheren Abzug aus Afghanistan als zunächst geplant könnte die Bundeswehr demnächst wieder eigene Hubschrauber zur Evakuierung Verwundeter in den UN-Einsatz in Mali bringen. Die Planungen dafür liefen, sagte der Abteilungsleiter Strategie und Einsatz im Verteidigungsministerium, Generalleutnant Bernd Schütt. Aktuell sei die Rettung aus der Luft aber auch mit den angemieteten zivilen Helikoptern sichergestellt, betonte der Kommandeur der deutschen Soldaten in der UN-Mission.
Schütt und Oberst Christoph Rittelmann, deutscher Kommandeur in der MINUSMA-Mission in Mali, äußerten sich bei einer Videkonferenz mit Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer und Abgeordneten des Verteidigungsausschusses am (heutigen) Mittwoch. Bei der virtuellen Rundreise durch die Einsätze der Bundeswehr in dem westafrikanischen Land schilderten Rittelmann wie Oberstleutnant Martin Sonnenberger, Kommandeur in der EU-Ausbildungsmission EUTM Mali, ihre Sicht auf die Lage. Einige Kernpunkte:
• Trotz der allgemein schlechten Sicherheitslage in Mali sieht Rittelmann die deutschen Soldaten im UN-Einsatz gut geschützt. Auch wenn die Bundeswehr ihre Operationen demnächst auf einen Raum 80 bis 130 Kilometer südlich ihres Stationierungsortes Gao und damit mitten in die die Kampfzone islamistischer Gruppierungen ausweiten werde, sei das Risiko für die Bundeswehreinheiten kalkulierbar. Einen offenen Angriff müssten sie in ihren geschützten und bewaffneten Fahrzeugen nicht befürchten. Zwar gebe es eine Gefahr durch Sprengfallen (die im vergangenen Jahr Belgier und Iren in deutschen Konvois getroffen hatten), die Bedrohung durch diese IED (Improvised Explosive Devices) sei jedoch mit der bisherigen Gefährdung in Afghanistan nicht vergleichbar: Bislang habe es keine solchen IED gegeben, bei denen unser Schutz nicht lange, lange ausgereicht hätte, sagte Rittelmann.
• Die inzwischen komplett zivil betriebene Luftrettung (Air MedEvac) ist nach den Worten Rittelmanns kein Problem, im Gegenteil: Die Zusammenarbeit mit der deutschen Firma Global Helicopter Service (GHS) sei sehr, sehr gut und alle Verfahren zur Evakuierung Verwundeter eingeübt, so dass es keine Einschränkungen gebe. Dennoch würde er sich als militärischer Führer auch eigene militärische Hubschrauberkapazitäten wünschen – nicht erstaunlich, denn die stünden dann nicht ausschließlich für MedEvac, sondern auch für andere Transportaufgaben zur Verfügung.
Abteilungsleiter Schütt machte Hoffnung, dass es diese eigene militärische Hubschrauberkapazität in absehbarer Zeit wieder geben könnte. Zwar habe keine der anderen an der UN-Mission beteiligten Nationen eine entsprechende Zusage machen können, dafür seien nach der Rückverlegung aus Afghanistan demnächst auch wieder Hubschrauber der Bundeswehr für diese Aufgabe verfügbar und würden jetzt eingeplant.
• Rittelmann verwies darauf, dass die schlechtere Sicherheitslage vor allem Auswirkungen auf die Bevölkerung habe. So sei es erstmal wieder vorgekommen, dass Islamisten die Scharia angewandt und angeblichen Dieben Gliedmaßen amputiert hätten (der Vorfall geschah am 2. Mai in der Region Asongo südlich von Gao). Die Einsatz der Bundeswehr in der UN-Mission sei definitiv sinnvoll, schon weil die Bevölkerung die deutschen Soldaten als Schutz wahrnehme. Wenn es Demonstrationen gegen die Regierung Malis oder gegen ausländische Truppen gebe, richten die sich erkennbar nicht gegen uns.
• Die EU-Ausbildungsmission in Mali (EUTM Mali) stößt nach den Worten des deutschen Kommandeurs Sonnenberger auf deutlich steigende Nachfrage der malischen Streitkräfte. Die würden derzeit gezielt rekrutieren, so dass es immer mehr Ausbildungsbedarf gebe. Deutschland unterscheide sich von anderen Nationen in der Mission, die zwar auch Ausbilder stellten – aber nur die deutsche Unterstützung umfasse zusätzlich auch Materialhilfe, zum Beispiel mit geschützten Fahrzeugen.
• Die Ausbildung laufe derzeit auf Kompanieebene, um so die Einheiten der malischen Streitkräfte als gemeinsamen Verband zu trainieren und damit auch den Zusammenhalt zu fördern, sagte Sonnenberger. Dabei orientiere sich die Bundeswehr an dem Muster der 10-monatigen Wehrpflicht, als es sie in Deutschland noch gab: Auf eine allgemeine Grundausbildung folge eine Spezialisierung, an deren Ende eine geschlossene Einheit stehe. Mit diesem Ansatz gebe es auch erste Erfolge: eine von EUTM ausgebildete Kompanie habe sich bei einem Angriff erfolgreich behaupten können.
• Derzeit sind, auch als Folge der Einschränkungen durch die Coronavirus-Pandemie, nur gut 90 deutsche Soldaten in der EU-Trainingsmission im Einsatz. Ab Juli, wenn die Bundeswehr auch die Gesamtführung des EU-Einsatzes übernehme, werde allein für die Sicherung am neuen Ausbildungsstandort Sevaré in der Mitte Malis eine Kompanie mit rund 200 Soldaten einschließlich Pionieren, Kampfmittelräumern, Sanitätern und Logistik benötigt. Geplant ist nach Sonnenbergers Worten, diese Soldaten in die malische Hauptstadt Bamako einzufliegen und von dort auf dem Landweg die rund 600 Kilometer nach Sevaré zurückzulegen. Dort würden sie zunächst für vier Wochen in Zelten campieren, während von einer zivilen Firma geschützte Container als Unterkünftte aufgestellt würden. Angesichts der klimatischen Herausforderungen und fehlender Infrastruktur – es gibt noch nicht einmal Duschen – sollen diese Kräfte vorerst alle zehn Tage ausgetauscht werden.
• Die Arbeit der EU-Ausbildungsmisison, aber auch der UN-Blauhelme wäre nach Einschätzung des deutschen EUTM-Kontingentführers ohne den Einsatz der französischen Antiterrormission Barkhane nicht möglich. Barkhane hält den Deckel drauf, sagte Sonnenberger. Nur damit könne auch MINUSMA seinen politischen Ansatz zur Stärkung der Zivilgesellschaft durchhalten.
(Am Rande: Die Nachfrage, warum Deutschland weiterhin dabei bleibe, sich militärisch nicht an der Barkhane zugeordenten französischen Takuba-Mission mit europäischen Spezialkräften zu beteiligen, beantwortete der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses und SPD-Abgeordnete Wolfgang Hellmich: Wir haben klare verfassungsrechtliche Grenzen, die wir an dieser Stelle nicht überschreiten können.)
• Die deutsche Spezialkräfte-Mission Gazelle zur Ausbildung von Soldaten im benachbarten Niger ist zwar formal in das deutsche Bundestagsmandat für EUTM Mali integriert – hat aber mit dessen Arbeit wenig zu tun. Die deutsche Führung hat das Einsatzführungskommando der Bundeswehr, und auf EU-Ebene hat direkt Brüssel das sagen, wie Generalleutnant Schütt erläuterte: Mit der EU sei abgestimmt, dass diese Mission von Spezialkräften direkt der nationalen deutschen Führung unterstellt werde, die sich wiederum mit der EU abstimme. Der Kommandeur von EUTM Mali, eine zwischen den beteiligten Nationen rotierende Position, ist nicht in dieser Befehlskette.
Ergänzung: Ich parke hier mal zwei Links zum Thema, die wir bestimmt später noch brauchen:
africacenter.org, Dezember 2020
The Puzzle of JNIM and Militant Islamist Groups in the Sahel
ECFR, Mai 2019
Mapping Armed Groups in Mali and the Sahel
(Archivbild November 2017: Ein Rettungsteam landet mit dem NH-90 MedEvac nahe Gao/Mali bei einer Übung zur taktischen Verwundetenversorgung in der UN-Mission MINUSMA – Susanne Hähnel/Bundeswehr)
„Barkhane hält den Deckel drauf,“
Dieser Tage ist ja viel von politischen Lehren aus Afghanistan die Rede.
Genau an dem entscheidenden Punkt des Einsatzes von Streitkräften (Rolle von Gewalt bei der Konfliktlösung) wird aber weiterhin weggeschaut und bequem auf das Grundgesetz verwiesen.
„Einen offenen Angriff müssten sie in ihren geschützten und bewaffneten Fahrzeugen nicht befürchten.“
Auch dieser Optimismus erinnert fatal an Afghanistan. Auch dort war man überrascht als die ersten komplexen Hinterhalte in 2009 stattfanden.
Der Bericht zeigt insgesamt:
Wir sind mittendrin in einem mission creep und reden uns erneut (!) die Lage schön.
Auch erneut wieder insbesondere von der militärischen Führung wird vorallem beschwichtigt.
Wie steht es denn um die Heron TP? Ich denke mal das der Bedarf vor Ort besteht. Soweit ich mich erinnere sollte sie nur in Afghanistan eingeführt werden weil in Gao zu wenig Platz ist. Wird es dann auf absehbare keinen Einsatzflugbetrieb geben?
Das ist der gleiche Ton wie ca. 2007 in Afghanistan. Man strebt vor allem Eigensicherung an statt Wirkung, redet sich gleichzeitig ein dass man die Bevölkerung irgendwie schütze und kann als einzigen messbaren Erfolg darauf verweisen, dass nicht gegen einen demonstriert wird. Es findet sich auch die gleiche Unkenntnis des Gegners und der Konfliktdynamik vor Ort und die gleiche Unterstützung eines dysfunktionalen, nicht lebensfähigen Staates wie bei ISAF/RS. Auch dieser Einsatz wird scheitern.
Gibt es denn bei ca 80 ausgelieferten nh90 so wenige einsatzbereite, dass die 6 Stk aus Afg schon so einen Unterschied machen? Und wenn ja, warum immernoch?
an sich gut dass man durch die Beendigung des Einsatzes in Afghanistan hier Flexibilität zurückgewinnt…
und die Möglichkeit hätte NH90 für Medevac und Transport bereitzustellen…
gerade bei Tiger und NH90 sind die Ressourcen und Flugstunden so knapp… das dies ein riesen Mehrwert ist…
auch die Ausbildung zuhause und die Vorbereitung für VJTF2023 werden so einfacher für die NH90
Ich kann den Vorkommentatoren nur zustimmen. Mir fällt zu Mali und Afghanistan nur noch eines ein…“same shit, different day“…
Gut, solange Einsätze laufen, kann man zumindest die Ausrüstung über Sofortinitiative für den Einsatz verbessern. Ansonsten wäre auch beim Material kein zeitiger Fortschritt zu erzielen.
@ini
„same shit, different day“, kann jeder so sehen, schließlich gilt, des Menschen Wille ist sein Himmelreich.
Dann fairerweise doch bitte Sie, nebst angesprochene Vorkommentatoren:
Was, wie, womit, wozu und mit wem besser machen.
Also den Entschluss mit Begründung liefern.
Danke, bin gespannt.
Wir sind wahrscheinlich die einzig Arme wo dich auf ein ziviles Hubschrauberunternehmen im Einsatz abstützt. Den Vorredner kann ich nur zustimmen.
[Ich würde vor einer solchen Aussage mal gucken, wie viele Nationen mit Soldaten an dieser UN-Mission beteiligt sind… Mit anderen Worten: Es stimmt nicht. T.W.]
Ja bei einer Truppenstärke von 10 Soldaten im Einsatz kann ich es ja verstehen.
[Die Bundeswehr steht größenmäßig bei den Truppenstellern von MINUSMA an zehnter Stelle. Bei den Fakten sollten wir schon bleiben. T.W.]
@Dante
Ich gehe davon aus, dass die Belastung der personellen Ressourcen hier eher der Flaschenhals ist (Luftfahrzeugführer/Wartungspersonal/Logistik)
Trotzdem müssen Sie auch Bedenken, dass viele Luftfahrzeuge in der Instandsetzung stehen, andere am Ausbildungszentrum zur Pilotenschulung genutzt werden und die übriggebliebenen für die Aus- und Weiterbildung der Luftfahrtzeugführer und den Übungsbetrieb in Deutschland benötigt werden.
Den logistischen Aufwand für den Betrieb von sechs Luftfahrzeugen im Ausland darf man nicht unterschätzen.
@Hei
Nur unter glücklichen Umständen, vielleicht einfach mal Fakten aufnehmen?
Hier: https://www.bundeswehr.de/de/einsaetze-bundeswehr/mali-einsaetze/eutm-bundeswehr-eu-einsatz-mali
Hier: https://www.bundeswehr.de/de/einsaetze-bundeswehr/mali-einsaetze/minusma-bundeswehr-un-einsatz-mali
Zusätzlich findet sich im Netz mit ein wenig Geduld noch Wissenswertes aus offizieller deutscher Sicht zu BARKHANE und auch TAKUBA sowie GAZELLE.
@jaku92 Bei 80 Stk die auf dem Hof stehen und nach über 5 Jahren es immer noch gesagt wird „wir kriegen die Pilotenausbildung nicht hin und die Ersatzteilbescaffung auch nicht!? Eine normale Ausbildung dauert ca 3,5 Jahre samt Prüfung. Normalerweise sollte dass wohl ausreichen um die Technik und die passenden Piloten fit zu kriegen.
@KPP – genau diese Frage: „Was, wie, womit, wozu und mit wem besser machen.“ sollte die Politik vor jedem Einsatz klar beantworten können. Und bevor es keine klaren Ziele gibt, gilt für die Soldaten vor Ort …same shit, different day…
@ Klaus-Peter Kaikowsky
Danke für die Info – ihnen ist auch sicherlich bekannt wer einer der größten Truppensteller im EinsL ist und das ohne Drehflügler im EinsL. Ich erinnere an AFG 2009 und 2010 wie schnell die Sicherheitslage kippt. Ich bezweifle die Kameradschaft von zivilen Piloten wenn es darauf ankommt. Ich empfehle ihnen das sie sich einmal über den Anschlag 2010 informieren und was US Piloten für eine Kameradschaft gegenüber Deutsch Soldaten im Gefecht gezeigt haben .
Gestern Abend ist ein Lfz des „Global Helicopter Services“ bei der Landung während einem Rettungseinsatz beschädigt worden.
QRF unterstützte, der Verwundete und der Pilot sind mittlerweile im Camp Castor.
https://twitter.com/Bw_Einsatz/status/1390584914316341257?s=19
@ini
Danke für die Bestätigung.
Da Sie aber zuvor so kräftig dreingehauen hatten, nicht ablenken. Ihre Anregungen für Mali also, zur Vermeidung von „same shit, different day“?
Anleihen stehen hier im Angebot, nur ist UK Philosophy nicht die deutsche.
@RAnglians
If you missed the news over the weekend, check out this @bbcnews report.
It explains our contribution to the UN mission in Mali and what a Royal Anglian led taskgroup will be doing in the near future.
https://youtu.be/pQoykjKyoAE
[Jetzt den Link zum Video ein drittes Mal? Ernsthaft? T.W.]
@Dante
Die Stellen in den Verbänden sind grob nur 60% besetzt, die rigide Philosophie vergangener Jahre hat einen fehlenden Mittelbau ergeben.
Was ausgebildet kommt ersetzt von der Quantität die Zuruhesetzungen, dementsprechend sinkt sogar die Qualität da man nicht Einsatzpilot wird durch Lehrgang sondern Erfahrung !
Und um hier nachzubessern ist es sogar im Gespräch die Ausbildung von der Schule weg in die Verbände zu geben … Für Mali wurde jetzt die erste Personaldecke in RSM verbrannt, es würde also bis max. 09/22 gehen wenn es denn so käme … und losgehen erst wenn alles zurück ist aus RSM in vernünftiger und geordneter Weise … vermutlich mehr in der kommenden Woche …
@KPK:
Es ist schlichtweg wie am Ende des BBC-Berichtes erwähnt wird:
„The next long unwinable war“.
Es gibt dazu eigentlich genug COIN-Literatur – ein solcher Konflikt ist ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr zu gewinnen. Entscheidend ist das Vertrauen der Bevölkerung in die fremden Streitkräfte.
Das Zeitfenster ist in Mali bereits geschlossen.
Daher lassen sich die strategischen Fehler auch nicht durch eine andere Taktik beheben.
Der Kulminationapunkt ist längst überschritten.
Das zu erkennen wäre eine Aufgabe der politischen Leitung und der militärischen Führung. Stattdessen gehen wir immer weiter in die nächste Sackgasse hinein.
Ich wünsche allen Soldaten alles Gute- ich hoffe das kein Deutscher Soldat jemals auf diese Rettungskette angewiesen ist – aber – leider werden wir des besseren belehrt
@ SER Also die Helis sind da. Und genug Leute die fliegen wollen sind auch da. Und es wird aus einer beliebigen Ecke gesagt dass auch genug Geld da ist um diese zu betreiben. Wo ist der Fehler? Die Internet Nachwuchswerbung suggeriert „komm zur Bw, wir haben alles da und es ist voll einsatzbereit“
@Dante:
Die Internet Nachwuchswerbung suggeriert „komm zur Bw, wir haben alles da und es ist voll einsatzbereit“
Fehler gefunden ! Es wird suggeriert, es ist wenig und wenig einsatzbereit … und das flächendeckend und nicht nur bei Hubschraubern … die Lehrbrigaden in Munster können nicht einmal den eigenen Übungsplatz verteidigen mangels Masse !
@KPK
So richtig zielführend ist der UN-Ansatz nun mal nicht und auch die Briten tun momentan ja nicht wirklich etwas anderes als Präsenz im Raum zu zeigen. Im erwähnten Filmschnipsel konnte man das Prozedere ja sehen: UN-Kräfte rein in Ortschaft, Motorrad-Fahrer raus aus Ortschaft. Ob es Insurgenten waren, weiß man nicht, weil die sich im Aussehen nicht von der Zivilbevölkerung unterschieden. Das Motorrad ist dort unten nun mal das Fortbewegungsmittel Nr. 1. Mehr als spontane Verdrängungseffekte erreicht man so nicht.
Viel bedenklicher finde ich ja die Aussage des Ktg-Führers Oberst Rittelmann. Seine Glaskugel hätte ich gerne. Die Insurgenten vor Ort greifen selbst BARKHANE-Kräfte an und sind zu komplexen Operationen in Kompanie-Stärke inklusive Steilfeuer befähigt. Als Beispiel dazu mag der Angriff auf das FAMA-Lager Indelimane 2019 dienen, wo mehr als 70 malische Soldaten den Tod fanden. Woher er nun seine Sicherheit nimmt, beleibt offen.
Ohne die malische Armee ist dieser Konflikt nicht zu gewinnen. Aber die ist im Sektor Ost ja nur mäßig präsent.
@KPK – meine Anregung zu Mali ist ganz einfach. Den deutschen Einsatz beenden.
Kopiert nach Bw.de/Einsätze/Mali
EUTM:
„Die Wiederherstellung eines dauerhaften Friedens in Mali ist nicht nur für die Stabilität des Landes und die Sahelregion entscheidend, sondern auch für ganz Nordafrika und letztlich Europa. Gut ausgebildete Sicherheitskräfte bilden die Grundlage einer eigenständigen Sicherheitsvorsorge malischer staatlicher Behörden. Der EU-Einsatz in Mali soll die malischen Streitkräfte befähigen, die territoriale Integrität des Landes zu gewährleisten und ein sicheres Umfeld zu garantieren. …“
MINUSMA
„Die Kernaufgaben sind, die Waffenruhevereinbarungen und die vertrauensbildenden Maßnahmen zwischen den Konfliktparteien sowie die Umsetzung des Abkommens für Frieden und Aussöhnung in Mali zu unterstützen. Die Stabilisierung Malis ist von zentraler Bedeutung für die territoriale Einheit des Staates. ,,,“
@ini
So Sie der Auffassung sein sollten, o.g. Absichten seien „Pillepalle“, dann befassen Sie u.U. den Abgeordneten Ihres Vertrauend damit.
Edit/Bei TAKUBA unterstützen inzwischen auch ITA und DNK, je mit SOF.
https://www.forcesoperations.com/amp/task-force-takuba-la-contribution-danoise-en-detail/?__twitter_impression=true
Bin „nur“ ein interessierter Leser hier, nicht so tief in der Materie wie viele hier, aber nach diesem traurigen Bericht bzgl. der Rettungshubschrauber frage ich mich einmal wieder, wie man mit einem Verteidungshaushalt von 47 Milliarden es schafft, im Vergleich zu den 62 Milliarden von Russland, nur, über den Daumen geschätzte 5% der militärischen Fähigkeiten, zu verfügen. Hinzu kommen noch die massiven weltweiten Aktivitäten von Russland die auch extrem teuer sind.
Ich liege doch mit meinen 5% hoffentlich falsch, oder? Bei aktiven Kampfpanzern liegen wir z.B. bei 3,5%.
@kpk: Stabilität entscheidend … eigenständige Sicherheitsvorsorge … sicheres Umfeld … Frieden und Aussöhnung …
Sind alles dieselben Schlagwörter die auch zur Begründung von ISAF und Resolute Support herangezogen worden sind. „Pillepalle“ sind die Absichten nicht, nur eben realitätsfern. Hat bisher nirgends geklappt, wird auch in Zukunft nicht klappen.
@kpk und @ini
Natürlich wäre es wünschenswert, wenn die Sahel-Region befriedet und stabil wäre. Nur ist das leider ein frommer Wunsch, der nicht Wirklichkeit wird. Und das liegt nicht am militärischen Engagement DEU oder irgendeines anderen Staates, FRA eingeschlossen. Wie wir aus AFG gelernt haben (sollten), lassen sich manche Konflikte nicht militärisch lösen, sondern brauchen politisches Engagement gerade der westlichen Staaten. Das ist spärlich gesät. Man sieht es doch gerade, Militärmissionen werden schnell hochgezogen, der Rest liegt brach, man engagiert sich doch schon. Und ob es nun wie in Mali einige Familien im Süden sind, die alle Macht und Wohlstand an sich ziehen und die Volksgruppen im Norden links liegen lassen, oder islamistische Gruppierungen, die die Not der Menschen ausnutzen ist letztendlich völlig egal. Ein deutliches Beispiel liefert doch gerade der Tschad.
Es benötigt ein wirtschaftlich stabiles System in allen Ländern, an dem jeder teilhaben kann. Dann ergeben sich politisch stabile Systeme nahezu von selbst und der Einfluss radikaler Gruppierungen verschwindet. Ebenso versiegen die Flüchtlingsströme. Ein paar Kopfkranke bleiben immer über, aber die kann man handhaben.
So wie es momentan läuft, werden Minusma, EUTM, Barkhane, Takouba oder was man noch für tolle Namen erfindet, zum scheitern verurteilt sein. Eine Analogie zu AFG. Völliger Unwille der westlichen Staaten, eingeschlagene Wege auch konsequent zu Ende zu gehen, auch wenn es unbequem wird.
@Bernwi sagt: 10.05.2021 um 22:38 Uhr
Diese Sau wird auch im regelmäßigen Abstand hier durchs Forum getrieben und ist wie immer völlig falsch. Wenn Sie schon Militärhaushalte vergleichen wollen, dann müssen Sie auch in diese reinschauen und sehen, was diese beinhalten. Der russische Verteidigungshaushalt beinhaltet z.B. keine Kosten für Infrastruktur und Pensionen, auch nicht alle Kosten der zivilen Verwaltung laufen darüber. Wenn das bei uns auch so wäre, dann würde sich der Verteidigungshaushalt nahezu halbieren.
Und was die Fähigkeiten angeht, glauben Sie wirklich, die Russen haben alles einsatzbereit? Die kämpfen mit noch größeren Problemen wie die NATO-Staaten. Ein Teil des Geräts steht seit Anfang der 1990er Jahre einfach jenseits des Urals auf irgendwelchen Stellflächen und gammelt vor sich hin, wird aber noch fröhlich mitgezählt. Das betrifft nicht nur Panzer sondern auch Flugzeuge.
Oder was glauben Sie, warum der jüngste Aufmarsch zur „Übung“ an der ukrainischen Grenze doch relativ lange gedauert hat und der Rückmarsch noch andauert?
Das ist alles allerdings kein Grund, sich entspannt zurück zu lehnen. Unterm Strich haben wir immer noch massive Probleme, die gelöst werden wollen.
[Mir ist jetzt wirklich nicht klar, wie der russische Verteidigungshaushalt etc. jetzt in den Mali-Thread geraten ist. Nein, es geht hier nicht um die Grenze zu Ukraine. Bitte umgehend einstellen. T.W.]
Bei rnd.de wird nochmal die Skepsis einiger Fachleute in Sachen Mali zusammengefasst („Militärmission in Mali: Experten zweifeln an nachhaltigem Frieden“). Nur mal so als Erinnerung, falls so mancher Entscheider bald völlig überrascht ist wie sich die Lage in Mali verschlechtert.
Auch mich überzeugen Hinweise auf Aussagen des BMVg weiterhin sehr begrenzt. Da diese teilweise wortgleich über Jahre auch für ISAF bzw. RS vorgebracht wurden.
Damals wie heute vorallem undurchdacht und realitätsfern.