Luftwaffe flog fast 1.300 Menschen aus Kabul aus – Kommandeur befürchtet Zuspitzung (Update)

Die Bundeswehr hat ihre Evakuierungsmission in Kabul fortgesetzt und bis zum (heutigen) Donnerstagabend fast 1.300 Menschen ausgeflogen. Der Kommandeur der Mission befürchtete allerdings, dass die ohnehin chaotische Situation rund um den Flughafen der afghanischen Hauptstadt sich in den nächsten Tagen noch weiter zuspitzen wird.

Vom Kabul starteten am Donnerstag bis zum Abend zwei A400M der Luftwaffe, die nach Angaben des Verteidigungsministeriums in der ersten Maschine rund 230 und in einer weiteren mehr als 150 Menschen an Bord hatten. Ein dritter Flug landete am Abend gegen 22 Uhr deutscher Zeit in der afghanischen Hauptstadt, ein vierter Flug war noch für die Nacht geplant. Mit den Evakuierungsflügen werden deutsche Staatsbürger, aber auch schutzbedürfte Afghanen nach Taschkent im benachbarten Usbekistan ausgeflogen.

Allerdings ist die Bundeswehr davon abhängig, wie viele so genannte Slots für Starts und Landungen ihnen die US-Streitkräfte zuteilen, die den Flughafen kontrollieren und zahlreiche Flüge verschiedener Nationen koordinieren müssen. Alle wickeln ihre Evakuierungsoperationen über diesen einzigen noch offenen internationalen Airport des Landes ab.

Unterdessen wird die Lage rund um den Flughafen immer kritischer. Der Kommandeur des deutschen Einsatzverbandes, Brigadegeneral Jens Arlt, sprach in einer Telefonschaltkonferenz mit Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer und Journalisten von einer sehr, sehr turbulenten Situation. Die Kontrollstellen der Taliban rund um den Flughafen und die zunehmend verzweifelten Menschen, die sich um einen Flug außer Landes bemühten, führten zu einer zunehmend schwierigen Lage. Diese Situation könne sich in den nächsten Tagen noch weiter zuspitzen, warnte Arlt.

(die Zusammenfassung seiner Aussagen und das Audio hier)

Der Brigadegeneral wollte sich nicht zu möglichen Überlegungen äußern, dass deutsche Soldaten Schutzbedürftige von außerhalb des Flughafens einsammeln und in den gesicherten Bereich bringen könnten, wie es zum Teil andere europäische Nationen gemacht hatten. Dabei sei nicht nur die Sicherheitslage ein Problem; über verstopfte Straßen könne eine solche Gruppe auch nur schwer wieder zurück auf das Gelände kommen, warnte Arlt.

Unter anderem Frankreich hatte eine Gruppe seiner Staatsbürger und Afghanen aus der Stadt in den Flughafenbereich geholt. Der Kommandeur der französischen Anti-Terror-Truppe RAID schilderte das Vorgehen in einem Radiointerview mit dem Sender RTL (eine englische Zusammenfassung hier). Voraussetzung dafür seien allerdings Verhandlungen und Absprachen mit den Taliban gewesen. Auch 17 spanische Polizisten der Einsatztruppe GEO, die für den Schutz der Botschaften des Landes zuständig ist, hatten solche Missionen im Stadtgebiet durchgeführt.

Unterdessen meldeten sich auch über soziale Medien immer wieder deutsche Staatsbürger aus Kabul, die nach eigenen Angaben am Flughafengelände von US-Soldaten abgewiesen worden waren. Sowohl Arlt als auch das Verteidigungsministerium sicherten zu, dass an den entsprechenden Zugangstoren auch deutsche Soldaten stationiert seien und – eigentlich – eine solche Zurückweisung nicht passieren dürfe. (Wie das weiterhin praktisch funktioniert, bleibt abzuwarten.)

(Für den heutigen Donnerstag damit voraussichtlich abgeschlossen)

(Foto: Ein Soldat des Air Mobile Protection Team steht auf der Entladerampe des Bundeswehr-Airbus A400M 54+23 in Taschkent am 18. August 2021- Marc Tessensohn/Bundeswehr)