Kommandeur der deutschen Evakuierungsmission befürchtet Zuspitzung der Lage in Kabul
Der Kommandeur des Evakuierungseinsatzes der Bundeswehr in Afghanistan, Brigadegeneral Jens Arlt, befürchtet angesichts der dramatischen Situation am Flughafen von Kabul eine Zuspitzung der Situation. Es gebe eine Gemengelage aus sehr effektiver Kontrolle der Taliban rund um die Zugänge zum Airport und einer zunehmend verzweifelten Menge, die versuche, zu den Evakuierungsflügen zu gelangen.
Arlt äußerte sich am (heutigen) Donnerstag aus Kabul bei einer Telekonferenz von Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer mit Journalisten. Der Kommandeur der Luftlandebrigade 1 schilderte dabei, dass die Aufgabe der Soldaten an den Zugängen immer schwieriger werde: Es gehe angesichts der Menschenmasse vor den verschiedenen gesicherten Toren des militärischen Teils des Flughafens darum, wie die Nadel im Heuhaufen jemanden versuchen rauzufinden. Größere Gruppen hätten praktisch keine Chance, diese Zugänge zu erreichen.
Der Brigadegeneral sicherte zu, dass alle Personen mit den entsprechenden Ausweisdokumenten am Tor in den inneren Bereich des Flughafens eingelassen würden. Dafür seien auch deutsche Soldaten an diesen Zugängen postiert. Dennoch könne er einzelne Fälle nicht ausschließen, in denen Berechtigte abgewiesen worden seien, sagte Arlt zu Berichten, dass Deutschen von US-Soldaten der Zugang verweigert worden sei.
Der Kommandeur sprach von dramatischen Szenen außerhalb des Flughafengeländes. Die Mischung aus Taliban-Patrouillen und verzweifelten Menschen führe zu einer sehr sehr turbulenten Lage.
Zu der Frage, ob auch deutsche Soldaten wie andere Nationen – insbesondere Briten, Franzosen und Spanier – außerhalb des Flughafens aktiv werden und Schutzbedürftige abholen könnten, wollte sich Arlt nicht im Detail äußern. Er verwies jedoch darauf, dass ein solches Vorgehen nicht nur angesichts der Sicherheitslage problematisch sei: Für die eingesetzten Soldaten wie für die Schutzbedürftigen stelle sich angesichts der verstopften Straßen rund um den Flughafen die Frage, wie sie wieder zurückkehren könnten.
Das Statement von Arlt und seine Antworten auf Fragen, einschließlich einer kurzen Aussage von Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer, hier als Audio zum Nachhören:
(Die technische Qualität bitte ich zu entschuldigen, Arlt war via Telefon zu einer Videokonferenz dazugeschaltet. Außerdem wurde aus technischen Gründen ausgerechnet meine Frage nicht aufgezeichnet – ich hatte nach den Meldungen zu Zurückweisungen durch US-Soldaten am Flughafen und nach Operationen anderer Nationen im Stadtgebiet von Kabul gefragt.)
Weiter nach Entwicklung.
(Foto: Portrait von Brigadegeneral Jens Arlt am 17. August 2021 in Taschkent – Marc Tessensohn/Bundeswehr)
Schön wäre es gewesen, wenn Sie die nicht zu hörende, zweiteilige Frage im Text erwähnt hätten.
[Stimmt, habe ich deshalb jetzt auch nachgetragen. T.W.]
Wie schaffen es denn die anderen Nationen nach Kabul rein zufahren und dann wieder zum Airport zurück?
Es hört sich verstörend an. Der Abzug sollte bis zum 31 08 erfolgt sein. Läuft dass auf ein Gentlemans agreement hinaus? Die Talib halten sich noch 2 WE zurück weil nett und freundlich und dann fällt die Klappe?
So wie es klingt, ist es dank Minister Maas‘ persönlicher Falschbewertung eine „mission impossible“ für BG Arlt und sein Team sowie die unterstützenden deutschen Beamten. Es ist unglaublich, wie leichtfertig ein deutscher Politiker mit dem Leben deutscher (zu evakuierender) Staatsbürger, seiner Staatsdiener (Soldaten und Beamten verschiedener Ressorts) und den zu evakuierenden Ortskräften umgeht, obwohl ihn die deutsche Botschaft in Kabul mehr als rechtzeitig informiert hatte.
Die komplette Konferenz als Aufzeichnung, samt der Frage von Herr Wiegold. https://www.youtube.com/watch?v=grUgfyc5IlY
was mich extrem stört ist der immer inflationärere politische wettbewerb wer das weiteste Spektrum an „zu Schützenden“ postuliert. Scheinbar merken diejenigen nicht, dass auch in afghanistan deutsche medien rezipiert werden und man so indirekt zum Chaos am Flughafen beiträgt indem der eindruck erweckt wird jetzt werden quasi jedermann auf Staatskosten nach Germany verfrachtet.
Verfestigt den Eindruck, dass bei hohen politische Verantwortlichen der nexus zwischen Denken und Sprechen immer mehr verlorengeht
Schön das sich der Kommandeur des Einsatzverbandes Sorgen um die mögliche Eskalation vor Ort macht.
Der General a.D Hans-Lothar Domröse hatte bei einem Interview vor ein paar Tagen, die deutliche Befürchtung geäussert das die Taliban zeitnah Kabul einnehmen werden!
Warten wir es also ab.
und nochwas: Hat die Bundesverteidigunsministerin BG Arlt wirklich Konsequent als „Herrn Arlt“ bezeichnet?
siehe obiges youtubevideo von axel mock
Bei Medienvertretern könnte man ja noch unwissen annehmen, bei einer Person die seit mehreren jahren Inhaberin der Befehls und Kommandogewalt ist wirkt es auf mich eher wie ein bewusster Affront.
„Hat die Bundesverteidigunsministerin BG Arlt wirklich Konsequent als „Herrn Arlt“ bezeichnet?“
Das ist doch nicht unüblich, zumindest intern.
@wacaffe
Ich glaube sie interpretieren da zuviel rein. Wenn es überhaupt irgendwas bedeutet dann wohl eher eine bewusste Betonung des Umstandes das sie selbst Zivilistin ist.
Wie spricht sie denn sonst höhere Offiziere in Dritter Person an? Jedenfalls hat die Ministerin gestern wörtlich verkündet [BG Arlt hat] „vollstes Vertrauen, jegliche operationelle Freiheit und meine politische Rückendeckung“. Insbesondere das zugestehen „jeglicher operationeller Freiheit“ ist ja doch eher ungewöhnlich (glaube ich zumindest), sie will ihn also sehr sicher sicher nicht bewusst durch desespektierliche Anrede Ärgern. Vielleicht hat die Ministerin gerade auch einfach primär anders im Kopf als formale Details, wäre ihr auch nicht zu verdenken.
[Danke, und diesen OT haben wir damit abgearbeitet. T.W.]
„….Zu der Frage, ob auch deutsche Soldaten wie andere Nationen – insbesondere Briten, Franzosen und Spanier – außerhalb des Flughafens aktiv werden und Schutzbedürftige abholen könnten, wollte sich Arlt nicht im Detail äußern. Er verwies jedoch darauf, dass ein solches Vorgehen nicht nur angesichts der Sicherheitslage problematisch sei: Für die eingesetzten Soldaten wie für die Schutzbedürftigen stelle sich angesichts der verstopften Straßen rund um den Flughafen die Frage, wie sie wieder zurückkehren könnten.“
Die Frage muss dann gestattet sein, wozu wir ein KSK und eine LLBrig mit Schwerpunktaufgabe MilEvakOp, wenn wir Kräfte davon vor Ort haben, die Führung sie aber aber sie nicht fähigkeitsbezogen einsetzt, bzw. offenbar keine Idee hat, wie so etwas gehen soll (vielleicht auch, wie man zu rettende Personen erreicht/findet, Abholpunkte einrichtet, diese kommuniziert) Für die reine Sicherung der LfZ auf dem Rollfeld wären doch die Objektschutzkräfte der LW die richtige Truppe.
Ich beneide keinen Falli der nun in einer dystopischen Situation an einem Tor zum Flughafen steht, in das blanke Elend auf der anderen Seite des Tores blickt, und sich zur de-facto Tatenlosigkeit verdammt vorkommt bzw. eine Auswahl treffen soll, wer von den armen Seelen denn vom bloßen Anschein nach zur Evakuierung „berechtigt“ ist. Ich wäre sehr schnell psychisch komplett durch. Selbst wenn ich selber nicht am Tor wäre, aber wüsste was da vor sich geht – ich könnte wohl recht schnell nicht mehr.
Es ist mir schleierhaft, wie man den „Berechtigten“ derzeit zumutet, sich irgendwie zur eigenen Rettung durchzuschlagen. Es schleicht sich der Gedanke ein, dass eine Situation, in dem die zu Rettenden nicht einfach mit dem Auto zum KIA fahren und dann vom Parkplatz zum Eingang schlendern können irgendwie vom Anfang an nicht ganz abweigig gewesen sein sollte.
Vielleicht sollte man langsam ein paar H145 als Flugtaxi einpacken (wenn man den eine Idde hätte, wie man Leute erreicht, mit denen kommuniziert, Abholpunkte einrichtet…). Alles zu gefährlich etc? Es gibt Situationen, da ist es doch der Job, das eigene Leben aufs Spiel zu setzen und viel zu riskieren – und da will man das auch und erträgt es nicht, dann nicht handeln zu können. Ich war zwar kein Falli, sondern „nur“ Marine-Fernmelder, aber auch Feuerwehrmann und erlaube mir daraus gewisse Analogien ziehen zu können.
Aha, „persönliche Falschbewertung“, „mission impossible“.
Dafür, dass die Mission nun unmöglich (!) ist, starten und landen aber recht viele A400M regelmäßig in Kabul. Natürlich wäre eine andere Situation besser und Fehler sollen im Nachgang dieser Operation und aufgedeckt und aufgearbeitet werden.
Aber es läuft nun doch besser als am Sontag noch erwartet!
Die Falschbewertung haben hunderte Fachleute in allen möglichen hervorragend aufgestellten Staaten gleichzeitig gemacht. Aber weil Wahlkampf ist, wird natürlich von einigen Politiker gleich mal der Rücktritt oder die Entlassung von Maas verlangt und von Kommentatoren diese Falschbewertung einzig und allein EINER Person angehängt.
Ja, mag sein dass die Mitarbeiter vor Ort (Botschaftspersonal) mehrfach und rechtzeitig vorgewarnt haben. Das AA hat aber noch andere Quellen außer die eigenen AA-Mitarbeiter vor Ort. Da haben ganz andere Fachleute versagt.
@ landmatrose3000
zu den risiken die man bereit ist einzugehen um außerhalb des lagers sammeltaxi zu spielen sollte man aber bedenken, dass sich die taliban den ehemaligen ortskräften und erst recht den ausländern, gegenüber in der masse, sehr gesittet benehmen.
ich wäre sofort bei Ihnen was aktive kampfrettung außerhalb des flughafens angeht wenn die taliban jede ortskraft oder landsmann umgehend liquidieren würden. so ist es aber nicht, eher im gegenteil siehe amnestie usw. warum dann also eine aktive konfrontation suchen?
Der Ansturm auf den Flughafen ist doch nicht nur durch Ortskräfte oder Ausländer bedingt sondern durch den afghanischen jedermann/frau die auf eine Möglichkeit hoffen so am einfachtsten nach Europa etc zu kommen.
@ wacaffe
Das was derzeit GBR, FRA, ESP machen sehe ich als deutlich unterhalb einer Schwelle zur aktiven Kampfrettung. Eher „robustes Taxi“, mit offenbar geringen Risiko.
Durchgelassen zum Flughafen werden ja offenbar nur Ausländer und eben keine berechtigten Ortskräfte die auf der Evakuierungsliste stehen – die damit dann faktisch “Berechtigte“ zweiter Klasse sind. Es kann natürlich sein, dass diese gerade einem „Gentlemans Agreement“ zum Opfer fallen.
Doch auch bei den „Ausländern“: Bei dem, was ich aus dem Statement von BG Arlt herauslese: Wie sollen die denn da durchkommen, ausser mit sehr viel Glück?
@Dante
„Der Abzug sollte bis zum 31 08 erfolgt sein.“
Ich denke nicht, daß der Flughafen so lange offen bleiben wird:
– die Abstimmung mit den Füßen ist keine Werbung für „das neue Afghanistan“
– Kabul und AFG immer sehr prominent im Fokus
– Gefahr von Zwischenfällen – AFG TB-AFG oder auch AFG/AFG TB-westliche Kräfte steigt von Tag zu Tag
Sobald alle „westlichen“ Staatsbürger ausgeflogen sind wird dicht gemacht, vielleicht schon am Wochenende. Afghanen kann man dann später, wenn die Lage sich beruhigt hat, ausfliegen, auch zivil und vielleicht sogar dezentral.
Spannender Beitrag von Douglas London, ehm. CIA Regionaldirektor. Er listet gnadenlos die Fehler auf und schlägt in die Kerbe, welche @Eric Hagen bereits andeutete.
„By early 2018, it was clear President Trump wanted out of Afghanistan regardless of the alarming outcomes the intelligence community cautioned. But he likewise did not want to preside over the nightmarish scenes we’ve witnessed. Then-Secretary of State Mike Pompeo was the principal architect of America’s engagement with the Taliban that culminated with the catastrophic February 2020 withdrawal agreement, terms intended to get the president through the coming elections. Pompeo championed the plan despite the intelligence community’s caution that its two key objectives– securing the Taliban’s commitment to break with al-Qa’ida and pursue a peaceful resolution to the conflict — were highly unlikely.
[b] „Operating in the shadows and “supporting the White House” will prevent the intelligence community from publicly defending itself. But the failure was not due to any lack of warning, but rather the hubris and political risk calculus of decision makers whose choices are too often made in their personal and political interest or with pre-committed policy choices, rather than influenced by (sometimes inconvenient) intelligence assessments and the full interests of the country.“ [/b]
UND
CIA’s Former Counterterrorism Chief for the Region: Afghanistan, Not An Intelligence Failure — Something Much Worse
https://www.justsecurity.org/77801/cias-former-counterterrorism-chief-for-the-region-afghanistan-not-an-intelligence-failure-something-much-worse/
P.S: Da frage ich mich, was die Politik hierzulande dem BND vorwerfen will, wenn derartige Vorgaben aus den USA kommen?
[Das ist von der Länge her hart an der Grenze des Zitatrechts… Bitte nicht. T.W.]
@ Peter Pan
Glauben Sie ernsthaft, dass Herr Maas alleine für seine „Fehleinschätzung“, wie Sie es nennen, verantwortlich ist?
Waren wir alleine ohne NATO-Partner dort? Hat er keine Berater? Trifft er Entscheidungen alleine?
Hier wurde von langer Hand seitens der Taliban geplant und vorbereitet.
Und nach den Äußerungen des US-Präsidents an die Taliban, dass sie „die Hölle erleben werden“, wenn US Amerikanern während der Evakuierung etwas passiert, bin ICH mir sehr sicher, was passieren wird, wenn alle NATO-Partner ihre Leute evakuiert haben.
Diese Schmach durch die Taliban werden die USA nicht auf sich sitzen lassen.
@Thomas Melber
„Ich denke nicht, daß der Flughafen so lange (31.08.) offen bleiben wird“
Im Gegenteil, bin mir fast 100% sicher, dass die Angelgenheit auf jeden Fall bis Mitte, ggf. Ende September andauern wird, Grund:
Biden bekommt zuhaus dermaßen viel Druck, auch von Demokraten, dass er gemäß dem U.S. Credo im Krieg „leave nobody alone“ versprochen hat, die Truppen bis zur Aufnahme auch des allerletzten U.S. Bürgers im Land zu belassen, erforderlichenfalls zu verstärken. Nach verschiedenen Informationen sollen es 11.000 Personen sein.
In 14 Monaten finden die midterms statt! Er muss Erfolge vorweisen.
Kernfrage wird sein, wie die Taliban sich denn bei Bruch des Termins 31.08. positionieren?
Und, die U.S.-Entscheidung präjudiziert jedwede eigenständige Entschlussfassung der anderen Beteiligten.
Heute kreisten angeblich F18 über Kabul.
@Der Realist
Es ist erstmal vollkommen unerheblich wer außer Maas und AKK dilettantisch und ohne Weitsicht gehandelt hat. DEU ist verantwortlich für die eigene Lageeinschätzung und das unsere Luftwaffe und die Fallis nun eine Luftbrücke betreiben die DEU in einem guten Licht darstehen lässt, entbindet keinen der Dilettanten im AA oder BMVg oder im Kanzleramt von seiner/ihrer Verantwortung! Nur mal zum Vergleich, Gutenberg ist zurückgetreten weil er bei seiner Doktorarbeit geschummelt hat! Im Vergleich Mit dem Versagen bei diesem Desaster relativ harmlos!
Bei der Antwort von Gen. Arlt auf die Frage von Thomas Wiegold bin ich an einer Stelle hellhörig geworden und zwar bei 4:06, wo er über die Pässe spricht, die eine Passage durch die Checkpoints ermöglichen:
„… wenn Sie einen Ausweis haben, einen Identitätsnachweis oder andere Dokumente, darauf gehe ich nicht näher ein…“
Natürlich könnte er die Geschichte mit dem SPD-Parteibuch im Sinne haben und wollte nicht über solche Nichtigkeiten reden. Das wäre eine Erklärung. Allerdings lässt mich der Gedanke nicht los, dass da mehr an dem Thema dran sein könnte, weshalb er hier nichts offen legen wollte. Immerhin ist es bestätigt, dass mit den Taliban von Seiten des AA über die Ortskräfte verhandelt wird, was der BND gerade dort macht wissen wir nicht. Könnte es sein, dass die Taliban den freigekauften Ortskräften bereits eigene Dokumente ausstellen?
Nur ganz kurz:
Minister zu Guttenberg ist nicht „nur“ wegen des Plagiatsvorwurfs entlassen worden, sondern mit seinem ganz persönlichen Umgang zu dieser ganzen Affäre.
Zuerst waren die Vorwüfe „abstrus“, dann gab er an „zu keinem Zeitpunkt bewusst getäuscht“ zu haben. Seine Erklärung zum Sachverhalt zu wenigen auserwählten Journalisten, während bei der Bundespressekonferenz die Journalisten auf seiner Erklärung warteten, kam wohl auch nicht so gut an. Später sagte er, dass er „nicht bewusst und mit Vorsatz getäuscht“ hätte, obwohl die Beweise ziemlich klar (und später auch erwiesen) Vorsatz aufzeigten.
„die Taliban den freigekauften Ortskräften bereits eigene Dokumente ausstellen?“
Kann ich mir nicht wirklich vorstellen, denn sie wären dann ja interessiert an einer Übergabe. Würden also womöglich die Ortskräfte selbst eskortieren. Denn Geld gibt es nur wenn Person lebend ankommt, sonst macht das freikaufen ja keinen Sinn.
Das Problem wird eher ein anderes sein:
Wenn einige Taliban (also, die auf den Straßen) ein Parteibuch für einen Diplomatenpass oder ähnlich wichtiges Schriftstück halten und deshalb die Person nicht behelligen und durch die Chekpoints lassen. Dann besteht natürlich immer die Gefahr, dass bei Bekanntgabe dieses Sachverhaltes entweder Nachahmer sich finden (Fälscher) oder die gegnerische Partei (Taliban) ihren Straßenposten genauere Angaben macht. Zweiter Punkt könnte dann dazu führen, dass keine Schriftstücke mehr anerkannt werden und somit die ganze Evakuierung noch länger dauert.
Bei den Nachahmern (Fälschungen) besteht ja die Möglichkeit, dass die Taliban an den Checkpoints dann demnächst überrant werden mit gefälschten Schriftstücken, diese durchwinken und so noch mehr „nicht anerkannte Ortskräfte“ vor dem Flughafen gelangen. Das wollen die Taliban ja auch verhindern.
Ich glaube die Lage ist folgende:
Mit den Taliban ist jetzt schon ganz offiziell abgeklärt, dass alle Ortskräfte ausreisen dürfen.
Es ist auch abgeklärt, dass alle Ausländer (egal ob Soldaten oder Mitarbeiter) nicht angefasst werden dürfen und ausreisen dürfen. Das wird wohl auch jedem Taliban in Kabul verklickert worden sein.
Problem ist, dass die Taliban aber nicht proaktiv am Ausreisen helfen wollen (sie hintertreiben also die Abmachung indirekt) und sich bewusst sind, dass irgendwann eine Zeit gekommen ist, zu der die USA und anderen Truppen von alleine aufgeben und abfliegen. Bis dahin muss man es nur schaffen die Ortskräfte nicht durch die vielen Checkpoints bis zum Flughafen kommen zu lassen.
Was schon ausreichen würde:
Ein (1) erkennbar Ausländischer Soldat geht einfach durch die Straßen und sammelt die Ortskraft ein und eskortiert diese einfach bis zum Flughafen. Aber natürlich klar, dass diese Theorie niemand in der Praxis testen will (würde ich auch nicht).
[Oh weh, das Thema Guttenberg vertiefen wir jetzt bitte an dieser Stelle nicht. T.W.]
@Symmachont, so wie ich die Nummer mit dem Parteibuch verstanden habe hat die an einem Kontrollpunkt der Taliban funktioniert. Einem westlichen Soldaten sollte zumindest auffallen das da nix von Passport auf dem Buch steht.
Und bezüglich der Dokumente auf die man nicht eingehen wollte, vermutlich werden die Ortskräfte in geeigneter Form nachweisen müssen wer sie ausfliegen will.
Ist jetzt vielleicht off topic. Aber laut Spiegel waren in ganz Afghanistan ungefähr 20 Agenten stationiert. Sind diese schon ausgeflogen und werden auch die Quellen und deren Familien des BNDs ausgeflogen oder werden diese zurückgelassen?