Die deutsche NATO-Speerspitze: With a little help from my friends, Teil 3
Sechs Jahre nachdem die Bundeswehr erstmals einen Gefechtsverband für die schnelle Eingreiftruppe der NATO stellte, die Very High Readiness Joint Task Force (VJTF), bleibt ein Grundproblem bestehen: Auch für die dritte deutsche Rotation der NATO-Speerspitze muss sich der vorgesehene Verband einen Teil der Ausrüstung bei anderen Einheiten des Heeres ausleihen.
Die Erkenntnis kommt keineswegs überraschend und hatte sich bereits in den vergangenen Monaten abgezeichnet. Aber am (heutigen) Donnerstag machte das Heer das auch gleich mehrfach öffentlich. In einem Bericht über Freud und Leid der NATO-Eingreiftruppe heißt es klar:
Ursprünglich war es das erklärte Ziel der Bundeswehrführung, dass die Brigade ausschließlich das bereits vorhandene eigene Material nutzt. Doch davon kann keine Rede sein. Wie bereits bei der Panzerlehrbrigade 9, die für die VJTF 2019 verantwortlich war, muss auch die Panzergrenadierbrigade 37 mit Material aus der ganzen Bundeswehr versorgt werden. Die Verschiebungen haben allerdings einen erheblich geringeren Umfang als noch im Jahr 2019. (…)
Wie einst die Panzerlehrbrigade 9 wird sich auch der Großverband aus Sachsen der herausfordernden Frage stellen müssen, wo das benötigte Material für den Auftrag herkommt. Denn: Die Materiallage im Heer ist nach wie vor angespannt. Noch immer sind Ausrüstung und Ausstattung nicht so aufgefüllt, dass die Brigade den Auftrag aus eigener Kraft erfüllen könnte. Die Panzergrenadierbrigade 37 wird, wie zuvor die Panzerlehrbrigade 9, auf andere Verbände im gesamten Bundesgebiet zurückgreifen müssen, um das erforderliche Material für ihren ab 2022 beginnenden Auftrag zusammenzuziehen: „Viele Verbände des Heeres mussten und müssen auch in naher Zukunft unterstützen und auf Ausrüstung verzichten, die sie zur Ausbildung und Übung eigentlich dringend selbst benötigen“, so der Kommandeur der Panzerlehrbrigade 9, Brigadegeneral Christian Freuding. Zwar seien Verbesserungen in der materiellen Ausstattung durch die im Jahre 2014 eingeleitete Trendwende Material bereits in der Truppe spürbar, jedoch könne man die vorangegangenen „25 Jahre des Schrumpfens und Sparens“ nicht innerhalb von sieben Jahren wieder aufholen; zumal viel Gerät auch am Ende seiner Nutzungsdauer angekommen sei.
Und Heeresinspekteur Alfons Mais räumte in einem Namensbeitrag für den Förderkreis des Heeres ein:
Die Very High Readiness Joint Task Force Land (VJTF (L)) 2023, hauptsächlich gestellt von der Panzergrenadierbrigade 37, muss 2021 nationale Zertifizierungsziele nachweisen. Wir haben in den vergangenen Jahren einiges erreicht, insbesondere die bis Jahresende abgeschlossene Einrüstung eines ebenenübergreifenden Battle Management Systems ist ein qualitativer Sprung in der Führungsfähigkeit. Es ist uns aber leider erneut nicht gelungen, die Panzergrenadierbrigade 37 aus sich heraus für ihren Auftrag auszurüsten. Materialverschiebungen werden – wenngleich in geringerem Maße als noch in 2019 – nicht vermieden werden können. Ein sachgerechtes Erwartungsmanagement im Sinne von „Wahrheit und Klarheit!“ mache ich mir deshalb gerade in 2021 für das gesamte Heer zur Aufgabe, denn Materialverschiebungen schmerzen besonders, wenn die abgebende Truppe dadurch in ihren Ausbildungsmöglichkeiten Abstriche hinnehmen muss. Dies potenziert sich, wo Covid-19-bedingt bereits in 2020 Ausbildungs- und Übungsvorhaben nicht wie geplant durchgeführt werden konnten.
Nun ist dieses Problem, einschließlich der Erklärung dafür, ja nicht neu. Schon die erste für die VJTF vorgesehene Einheit, das Panzergrenadierbataillon 371 , musste im Jahr 2015 für knapp 1.000 Männer und Frauen ihr Material im ganzen Heer zusammenkratzen. Damals allerdings war die neue Feuerwehrtruppe noch recht frisch – die Staats- und Regierungschefs der NATO hatten im September 2014 auf ihrem Gipfel in Wales unter dem Eindruck der russischen Annexion der Krim und der Spannungen in der Ukraine beschlossen: Als Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) will das Bündnis eine (rotierende) Einheit schaffen, die mit schneller Präsenz vor allem an den Grenzen des Bündnisgebiets Abschreckungskraft demonstrieren kann.
Allerdings: ein paar Jahre später, für die deutsche Führung der VJTF 2019, sah es nicht so viel besser aus. 2018 kursierte sogar ein Befehl, überschüssige Winterkleidung bis zur Sturmhaube überall in der Bundeswehr, selbst bei der Marine, für die Soldatinnen und Soldaten der NATO-Speerspitze einzusammeln. (Der Befehl wurde dann allerdings recht schnell wieder aufgehoben). Und im Januar 2019, formal gesehen waren die Einheiten der Eingreiftruppe schon in Bereitschaft, brachte die damalige Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen noch schnell paar fehlende Nachtsichtbrillen vorbei.
Für die VJTF 2023, so die Ansage des Heeres (s.o.), ist die Materialbeschaffung im Kameradenkreis in erheblich geringeren Umfang als noch im Jahr 2019 erforderlich. Da wäre die Zahl interessant – 2015 war noch die Rede von 15.000 Artikeln, von der Schutzweste bis zum Schützenpanzer. Die Nachtsichtfähigkeit, so berichtet das Heer, sei aber inzwischen besser geworden, auch wenn das im Tweet des Heeres zu den heutigen Meldungen noch bisschen anders klingt:
Ohne a little help from my friends geht’s offensichtlich weiterhin nicht.
*Fürs Archiv die beiden Artikel von der Heeres-Webseite hier noch mal als Sicherungskopie; der Namensbeitrag des Heeresinspekteurs ist weit über das Thema VJTF hinaus von Bedeutung und lesenswert:
20210218_InspHeer_Mais_Aufgaben_fuer_2021 20210218_Heer_VJTF2023_Vorbereitung
(Archivbild November 2020: Ein Scharfschütze des Panzergrenadierbataillons 371 trainiert mit dem neuen Scharfschützengewehr G22A2 das Schießen auf große Distanz auf dem Truppenübungsplatz Klietz – Maximilian Schulz/Bundeswehr)
Abstriche sind das also. Aha.
Da wir ja wohl alle gemeinsam gut besser wissen, sprich meckern, mal das Positive.
In „qualifizierter Fliegerabwehr (qFlgAbw)“ schwimmt das Heer konzeptionell vor der Welle. Wenigstens!
Ansonsten, der Namensbeitrag beim FörderkreisH ist wirklich bemerkenswert, insbesondere auch in der BdL Berg-Karabach. Nämlich ausschalten des gegnerischen Sensor- und Wirkungsverbundes sowie, schlussendlich nehmen und halten nur Landstreitkräfte Territorium.
Also, nicht alles nur Drohne, davor gibt es viel in der Vorbeugung, danach viel in der Ausnutzung des Erfolgs.
Erkannt und sehr richtig bewertet. Das Heer marschiert auf richtigem Weg in richtiger Richtung.
Also wenn man den Umfang der geliehenen Teile als „erheblich geringer“ bezeichnet …
dann sollten das deutlich unter 5.000 Teile sein…
wenn man unter 2.000 wäre würde ich das ja fast als Erfolg sehen…
und dann eine Aufschlüsselung was im Detail fehlt
@KPK:
Interessant wird es ja erst, wenn die vom InspH nun mehrfach aufgeworfenen Fragen zum Wandel des Kriegsbildes in einem neuen operativen Leitbild beantwortet werden. Im Artikel wurde ja bereits angekündigt, dass alldas nicht jedem gefallen werde – kann und muss es ja auch nicht.
Dann beginnt erst der wirkliche Kampf:
Neue Ideen kosten Geld – in Zeiten mit leeren Kassen.
Aber zumindest bringt sich das Heer wieder aktiv in die Debatte ein.
Dabei ist besonders wichtig, dass die grundlegende strategische Bedeutung von Landstreitkräften betont wurde.
@KPK: Ich kann Ihnen nicht so ganz folgen
Huch, jetzt schon VJTF? OK, auch Weihnachten kommt jedes Jahr überraschend. So viel zum Leuchtturmprojekt des deutschen Heeres.
Was, wenn man kurzfristig zwei oder drei Brigaden ins Feld stellen müßte zwecks „deterrence“?
Herr General Mais,
mit „Puma“ oder mit „Marder“ ? Kein Geschwurbel, bitte, Klartext: Aussage!
Können wir es?
Ich spreche nicht von Funkverbindungen!
.
@Thomas Melber:
Wenn sie den Aufsatz des Inspekteurs des Heeres aufmerksam durchlesen, dann ist die Antwort eigentlich klar.
Aber auch schon vorab rein logisch.
Wenn die Bw schon für einen Gefechtsverbände auf Bataillonsebene und die Führungs- und Unterstützungsleiste der VJTF-Brigade nicht genug Material hat, dann wohl sicher nicht für 3 Brigaden und die notwendigen Divisionstruppen.
Jedoch hat Deutschland genau das für 2027 zugesagt.
Nach den 3 misslungenen Anläufen für die VJTF steht das wirkliche Debakel erst noch bevor – wenn die „Kassenlage“ unverändert bleibt. Dies ist ja auch „nur“ die Perspektive Material, dazu kommen dann noch Personal und insbesondere Ausbildung.
Kriegsbereitschaft ist ja der richtige Anspruch, dies bis 2027 auf Divisionsebene zu beherrschen würde einen echten Ruck erfordern.
Jedoch wird es davor wohl erstmal neue Strukturen geben (siehe Brief der Ministerin und des GI).
Glaubwürdige Abschreckung sieht anders aus.
Das Heer badet dabei jedoch nur das politische Desinteresse an diesen Zusammenhängen aus.
Zum Namensbeitrag des InspH. Es ist die Zeit der wohlklingenden Worte. Der Hintergrund ist offensichtlich. Mit Blick auf die Mrd schweren Ausgaben der großen Koalition, Stichwort Corona, z. T. mit der Gießkanne verstreut. Ganz sicher auch mit Blick auf den beginnenden Wahlkampf. Das kann so nicht weitergehen und natürlich wird es Einsparungen geben. Ausgaben für Verteidigung bieten sich als Kürzungsmasse an. Das kennt unsere Republik!
Das haben BMVg aber auch die OrgBer erkannt. Es muß gehandelt werden. Ein Muster im Vorfeld aller Reformen der Bundeswehr. Rasch werden im Jahr 2021 wiedereinmal in Nachtschichten Papiere erstellt, Koalitionen geschmiedet. Der GI wird durch die BM vereinnahmt. Der Spiegel schrieb ja, er wurde zum Jagen getragen.
Das Papier ist auf dem Markt und es erzielt Wirkung. Meist nicht die erhoffte, den die Qualität ist eher mäßig. Dies wurde in einem anderen Faden schon mehrfach erwähnt. Kenner reden davon, dass Panik und Verzweiflung in den Führungsetagen des BMVg herrscht. Nun muß sich das Heer positionieren. Schnell, laut und wo immer möglich. Der Förderkreis Heer bietet sich wie immer an. Ich wette, die anderen milOrgBer werden folgen. Das Heer hat es vordergründig ganz gut gemacht. Allemal besser als der Gemischtwarenladen von Frau BM und GI.
Allerdings schimmert zu deutlich die Angst durch, dass, wie schon vor 10 Jahren, bei der sogenannten Neuausrichtung, die Rolle von Landstreitkräften durch diejenigen, welche an der Finanzquelle sitzen nicht erkannt wird. Denn es ist ja schon offensichtlich, dass Marine und Luftwaffe durch bestimmte Projekte schon ganz gut bedient sind.
San hat sich in letzte Zeit auch schon in Fachmedien geäußert. SKB betreibt schon genug Werbung in eigener Sache!
Zum Papier selbst. Ich rate, sich durch die zum Teil gelungenen Formulierungen nicht blenden zu lassen. Soll modern klingen und verfangen. Jedoch nichts ist neu daran, es folgt 1:1 den Grundüberlegungen von Vollmer. Eigene Nuancen von Mais gibt es nicht. Das ist Kontinuität mögen manche sagen. Mag stimmen. Die erhoffte Wirkung, um vom kleiner werdenden Kuchen etwas abzubekommen, wird es nicht erzielen. Daran ist schon Vollmer gescheitert. Er hat so oft mit viel Lärm untergeschnallt und kam dann doch mit gestutzten Zielen zurück. Landstreitkräfte können noch so gut erklärt werden, Verständnis wurde selten erzeugt. Das was durch das Heer als Erfolg verkauft wird, entpuppt sich bei genauem Hinsehen als Mogelpackung. Puma und IdZ, findet sich jemand, dies als Erfolgsstory zu benennen?
Eine letzte Anmerkung. Bei „qualifizierter Fliegerabwehr (qFlgAbw)“ von „konzeptionell vor der Welle“ zu reden, das ist schon eine Nummer. Erst eine ganze Truppengattung auflösen, die Heeresflugabwehrtruppe. Dann sich in Hochzeiten der StabOp im Lichte der Richtigkeit der Auflösungsargumente sonnen, ganze Entwicklungen verschlafen und nun panikartig versuchen eine Fähigkeitslücke zu schließen. Das erinnert mich an das Mörserdisaster des Heeres.
Ähnlich wie alle nach dem ERscheinen des Hochglanzpapiers von BM und GI nun auf wirklich konkrete Nachfolgedokumente warten, ist dies nun auf das Heer zu übertragen. Möglicherweise war der Insp H deshalb vor wenigen Tagen beim Amt für Heeresentwicklung. Zyniker behaupten allerdings, das war schon der Abschiedsbesuch, ehe das Amt im Rahmen der Verschlankung, neuen Strukturüberlegungen aus dem Hause BMVg den Kürzungen zum Opfer fällt. Bei Twitter laß man schon vom letzten Geburtstag des Amtchefes in seinem Amt, doch das hat andere Gründe, seine Dienstzeit ist wohl bald zu Ende.
Habe ich etwas überlesen? Wie hoch ist der Prozentsatz dessen, was zusammengesucht werden muss? Mais ließ verlauten, er werde bedeutend niedriger als 2019 ausfallen, aber wieviel niedriger?
@TXU065
Dann fragen Sie.
Für mich als Beobachter und Nicht-Experte für Abkürzungen stellt sich immer wierder die Frage des ‚Warum hat die BW so wenig Material bei soviel Budget‘? Pro Soldat sind das ca. 312.500 USD. Zum Vergleich eine kleine Auswahl: USA 539.720 USD (Atommacht), GB 279.830 USD (Atommacht), F 169.360 USD (Atommacht), nun Italien 116.960 USD und „Achtung“ Israel 95.950 USD. Ich glaube, bei uns wird das Geld verschleudert. Verschleudert in der Erhaltung Ur-Altsystemen wie CH-53E, das Desaster der Seefernaufklärer, Gorch-Fock u.v.m. Als Ziviler käme ich damit bei meinem Fahrzeug nicht durch den TÜV und müsste deshalb „zu Fuss gehen“. Wann sieht unsere Politik, wann sehen das die Verantwortlichen (im engeren Sinne mit allen Konsequenzen – auch Rücktritte) ein?
Es braucht einen NOTSCHREI! PS: Ich komme aus Südbaden, und weiß was der Notschrei bedeutet.
Bogenschütze 18.02.2021 um 21:20 Uhr:
Danke für Ihren Hinweis auf die qualifizierte Fliegerabwehr, wo sich die Heeresführung an der Spitze des Fortschritts schreiten sieht, damit man im Artikel wenigstens eine Erfolgsgeschichte erzählen kann.
Die konzeptionelle Welle hatte die damalige Heeresflugabwehrtruppe allerdings schon 2006 aufgezeigt, einschl. zunehmender Bedrohung durch relativ kleine Drohnen (sowohl Bedrohung durch Aufklärung als auch als Waffe). Über 10 verschenkte Jahre, bevor man in Strausberg und Köln von einer alten Bedrohung „erneut“ überrascht wurde. Aber jetzt rudert man ja vor die Welle, hoffentlich überrollt die einen dann nicht…
Man muß in diesem Zusammenhang auch immer wieder darauf hinweisen, daß die qualifizierte Fliegerabwehr mit den GraMaWa-Boxern und Radar eine Nischenfähigkeit zur Abwehr von kleinen, handelsüblichen Zivildrohnen darstellt, im absoluten Nächstbereich von wenigen hundert Metern um das Waffensystem. Somit eigentlich wieder eine Lösung aus dem Stabilisierungsoperationen-Mindset für asymmetrische Bedrohung und dem Ansatz mit der eigene Truppe Wagenburgen zu bilden, zum besseren Schutz. Mit der zur Beschaffung vorgesehenen Anzahl läßt sich unmöglich ein aufgelockert, beweglich kämpfender gepanzerter Gefechtsverband in seiner Gesamtheit schützen, dafür fehlt es dem Einzelsystem an Kampfentfernung. Also kann nur punktuell geschützt werden, vielleicht den Gefechtsstand oder alternativ die Schwerpunktkompanie, der Rest des Verbandes kriegt unverändert „auf die Mütze“. Wie sich das System bei anderen Bedrohungen als einer gemütlich fliegenden Mediamarkt-Drohne schlägt bleibt abzuwarten, insbesondere wenn diese Bedrohungen in Schwärmen angreift und/oder aggressiv manövriert und schneller ist. Hier ist das Wirkmittel Granatwerfer einfach überfordert, es fehlt an Feuerrate und Fluggeschwindigkeit der Munition. Wie gesagt, eine Nischenlösung. In einigen Jahren vermutlich schon wieder obsolet, wenn potentielle Gegner ihre (unbemannten) Luftkriegsmittel weiter verbessert haben.
Weiter spricht der Inspekteur hier ja offen aus, dass dieses System jetzt noch gar nicht zur Verfügung steht, sondern vielleicht 2023. Mit anderen Worten, gemeinsames Üben und Integration in den Verband VJTF in der Aufstellungs- und Zertifizierungsphase 2021/22 nicht möglich. Bis die Truppe das System selbst und die Zusammenarbeit mit der Kampftruppe auch nur annähernd beherrscht, ist der Bereitschaftzeitraum der VJTF rum…
Von NNBS (quasi einem modernen Gepard-Nachfolger, einer echten FlaWaffe die einem weiteren Bedrohungsspektrum an Luftkriegsmittel begegnen kann) hört man sicherheitshalber gar nichts mehr. Hatte man nicht im Zusammenhang mit der VJTF19 vollmundig angekündigt, dass dieses System für die VJTF23 zur Verfügung stehen würde? Kommt dann bestimmt in homöopathischer Kleinststückzahl rechtzeitig für die nächste VJTF….
…währenddessen beschaffen die US-Amerikaner mal eben 144(!) IM-SHORAD Flugabwehrsysteme (mit Stinger, Hellfire und 30mm Schnellfeuerkanone), die Systeme sind bereits in der Erprobung, Auslieferung zwischen 2023 bis 2025.
@FlaOffz
Und ganz neben bei steht bei den Amerikanern auch MADIS in den Startlöchern für die Marines. JLTV mit Sensoren, Soft Kill gegen Drohnen und auch Stinger mit 30mm M230.
Da hat man in der selben Zeit gleich zwei Systeme zur Hand, während bei uns ein deutlich schwereres System mit sehr viel fragwürdigerer Wirkung noch nicht so weit ist.
Gleichzeitig befremdlich dass man den Kräften nicht wenigsten Greenliner und Stinger gibt, um überhaupt erstmal in der Rolle üben zu können. (Ja das richtet sich dann weniger gegen Kleinstdrohnen aber gibt ja auch Stinger mit anderen Suchköpfen und es geht ja erstmal um das Ausbilden und üben in der Rolle als der Zentrale Fliegerabwehr Provider der Kampftruppe)
Nebenbei bemerkt … es ist ein Fortschritt, dass der Inspekteur sagt: Ja, wir haben Probleme, denn innerhalb weniger Jahre lassen sich nicht Jahrzehnte des Sparens rückgängig machen. Offene Kommunikation ist wichtig. Der potentielle militärische Gegner wird ohnehin wissen, wie es um Deutschlands Streitkräfte bestellt ist.
@Helmut Schareck sagt: 18.02.2021 um 21:37 Uhr
So einfach ist das mit der Vergleichbarkeit nicht, dazu müsste man die Verteidigungshaushalte in ihrer Struktur und Umfang anpassen, damit zu einer aussagekräftigen Zahl pro Soldat kommt.
Aber prinzipiell haben Sie natürlich recht, die alte Leier. zu wenig „bang for the buck“.
@all
Wer jetzt überrascht tut, hat wohl zu viel vom Traumblütenstaub genascht. Und die Aussagen von General Mais, ja ich lese sie wohl. Mich überzeugt nur noch, wenn die Soldaten und das Material vollzählig und einsatzbereit auf dem Hof stehen. Alles andere gehört ins Traumbärchiland.
Ich will auch gar keine Begründungen mehr hören, warum etwas nicht so passiert ist wie geplant, versprochen oder erträumt. Herr general, schaffen Sie Fakten!
@Helmut Schareck
Das hätte ich gerne mal etwas genauer ausgeführt. Von welchem Budget reden Sie? Einfach die Militärausgaben durch die aktiven Soldaten ist mM nicht wirklich vergleichbar.
@Voodoo:
Die deutsche Wehrindustrie setzt ihre Findigkeit und Ingenieurskunst im Verbund mit ihren Juristen in erster Linie zur Gewinnmaximierung ein. Ihr fehlt völlig eine ethisch-sittliche Grundhaltung im Sinne einer moralischen, durchaus patriotisch motivierten Verpflichtung, der Bundeswehr und der Republik fürs gute Steuergeld tatsächlich nur das beste Wehrmaterial pünktlich, voll funktionsfähig und zum vereinbarten Preis zu liefern.
@Memoria
@Bogenschütze
@FlaOffz
BZ für Ihre Beiträge.
Nach der IVJTF 2015 und der VJTF 2019 hat sich das Heer schon jetzt für die VJTF 2023 erneut bis auf die Knochen blamiert. Vollmundigen Ankündigungen folgen wachsweiche Erklärungen. Verantwortung übernehmen oder das eigene Versagen eingestehen ist heutzutage nicht mehr modern.
Und die Grundlagen der Aussage des Kommandeurs der Panzerlehrbrigade, dass man in den 7 Jahren seit der Trendwende (!) 2014 nicht die Defizite der letzten 25 Jahre ausgleichen konnte, müsste man erst einmal analysieren. So ist mir das zu flach. Da wir in den letzten beiden Jahrzehnten eine Reihe von Technologiesprüngen hatten wäre es sicher möglich gewesen Quantität durch (neue) Qualität zu substituieren.
Diese ewigen Schuldzuweisungen an die Vorgänger, obwohl man selbst schon Teil des Systems war, sind offenbar auch ein Merkmal des neuen Führungsverständnisses der militärischen Führung.
Ich freue mich wirklich für die Kameraden, die endlich die Ausrüstung bekommen, die sie eigentlich jeden Tag benötigen würden. Dass dadurch aber alle anderen noch weniger Material haben als normalerweise trübt das rosige Bild.
Bottom line: der Level of Ambition ist zu hoch, die bescheidenen Ziele für 2023 werden nicht erreicht, die ehrgeizigeren Ziele für 2027 und 2031 sind nicht erreichbar.
Überrascht das irgendjemanden ?
Wenn nicht mal das „Leuchtturmprojekt“ des Deutschen Heeres mit jahrelanger Vorlaufzeit materielle Vollausstattung gewuppt kriegt, dann zeigt das doch wie kaputt das Bürokratiemonstrum namens Bundeswehr mittlerweile ist.
Dasselbe Schicksal wird auch die „Division 2027“ ereilen, solange keine grundlegenden Änderungen in Struktur und Beschaffung vollzogen werden.
Darüber hinaus teile ich die „Freude“ des Inspekteurs über SitaWare ganz und gar nicht. Jetzt ist ADLER III endlich mit FISH kompatibel und schwupp kommt ein neues System, was also wieder zu doppelten Strukturen führt und zwar in jeglicher Hinsicht.
@ Bogenschütze
„…Panik und Verzweiflung in den Führungsetagen des BMVg…“
Wissen sie etwa schon genaueres zur anstehenden „Reform“ ? Würde mich aber freuen wenn man alte Zöpfe abschneidet und in diesem Zuge etliche Generals- und StOffz-Dienstposten einsparen würde.
Seit dem man handelsübliche VW Fahrzeuge an die VJTF abgeben muss, die man aus dem Katalog bestellen kann, glaube ich nicht mehr daran, dass irgendwas zeitnah beschafft wird.
Peter Eberl sagt: 19.02.2021 um 9:37 Uhr
„Die deutsche Wehrindustrie setzt ihre Findigkeit und Ingenieurskunst im Verbund mit ihren Juristen in erster Linie zur Gewinnmaximierung ein. Ihr fehlt völlig eine ethisch-sittliche Grundhaltung im Sinne einer moralischen, durchaus patriotisch motivierten Verpflichtung, der Bundeswehr und der Republik fürs gute Steuergeld tatsächlich nur das beste Wehrmaterial pünktlich, voll funktionsfähig und zum vereinbarten Preis zu liefern.“
Das kann man so nicht stehen lassen. Natürlich ist die Wehrindustrie auf Gewinnmaximierung aus. Das sind Privatunternehmen, die damit ihren ‚Lebensunterhalt‘ verdienen. Mit Luft, Liebe und gutem Zureden kommen die nicht weiter. Dazu kommt, daß man durch die Rüstungsbeschränkungen wesentliche Einnahmequellen von vornherein ausschließt und somit nur noch den deutschen Staat und ausgewählte Verbündete als Abnehmer hat. Das reicht einfach nicht.
Beanstanden kann man aber durchaus den technischen Zustand mancher Systeme bei deren Auslieferung.
Ich habe lange nicht kommentiert…
Das Thema, welches stellvertretend für den Zustand der Bw steht, ist für mich als Heeresoffizier nicht mehr zu ertragen!
Wie das Projekt „VJTF 2023“ hochstilisiert wurde – und was ist gelungen?
Wenn man mal ehrlich ist, ist alles, was die Beschaffungsorganisation (BMVg, BAAINBw, WTDn, 6 Kommandos samt ng Ämter und TrS) hinbekommen hat: LKWs und Wölfe – off the shelf.
Fazit: die Bw (VJTF ist Heer plus (fast) alle anderen TSK/ OrgBer) kann BV/LV nicht! Das Konzept „Munitionsbevorratung“ ist gescheitert, bspw. die Artillerie hat keine Munition, oder kann die vorhandene Munition nicht verschießen.
Diesen Zustand mal anzuerkennen, das wäre ehrlich. Traut sich aber keiner. Die Bw ist zu einem Karriereapparat mutiert, und dieser verteidigt natürlich seine Struktur.
@KPK: dass das Heer „konzeptionell“ im Thema C-UAS „vorangeht“, ist aus verschiedenster Perspektive ein Witz!
Auf jedem Papier wird umfassend erklärt, wie man es machen will. Nur findet dies nie den Weg in die Wirklichkeit,
Und währenddessen wird auf Spitzenebene von FCAS etc. fabuliert…
Ich habe eben meinen Bierdeckel „Heer 2031“ verbrannt.
qFlgAbw, als zu deckende Fähigkeitslücke nicht erst seit Berg-Karabach identifiziert. Das Vorhaben entspricht einem unzureichenden Lückenbüßer für die fahrlässig abgegebene HFla-Fähigkeit mittels Gepard.
Dazu
„… die qualifizierte Fliegerabwehr mit den GraMaWa-Boxern und Radar eine Nischenfähigkeit zur Abwehr von kleinen, handelsüblichen Zivildrohnen darstellt“ wie @FlaOffz richtig darstellt, stimmt, aber immerhin, der Beginn.
@aufmerksam
Der InspH sprach vor dem Förderkreis Deutsches Heer davon, das Heer „schwimme bei qFlgAbw inzwischen vor der Welle“. Dem stimme ich zu.
Im Auszug: „… Daraus entstand das Projekt der „qualifizierten Fliegerabwehr“, quantitativ schmal, aber hinreichend aufgesetzt und mit hohem Zeitdruck versehen, um als Fähigkeitsbeitrag zur VJTFVery High Readiness Joint Task Force (L) 2023 verfügbar zu sein. Die Auswertung des Konfliktes in Bergkarabach mit Blick auf den taktischen Einsatz von Drohnen bestätigt nachdrücklich unsere Lagebewertung aus dem Jahre 2017 und unterstreicht die Dringlichkeit zum Schließen dieser Fähigkeitslücke. Es gilt daher 2021 zu nutzen, um das Projekt endlich ins Ziel zu führen, damit die VJTFVery High Readiness Joint Task Force (L) 2023 möglichst noch in 2023 mit entsprechenden Systemen ausgestattet werden kann …“
Komplett siehe oben und
https://www.bundeswehr-journal.de/tag/qualifizierte-fliegerabwehr/
und
https://esut.de/2019/12/meldungen/ruestung2/17234/qualifizierte-fliegerabwehr-bundeswehr-entscheidet-sich-fuer-kongsberg-protector/
@ Ha-Wa
Ein „goldener Handschlag“, der u.a. notwendig wäre, um „überzählige StOffze“ loszuwerden, wird Geld kosten. Und das hamwa nicht.
Zumal der Trend ja genau in die andere Richtung läuft, es sollen ja immer mehr BS immer länger dienen.
Und mal angenommen, das würde alles so klappen. Schlanke Stäbe, flache Hierarchien – wo soll das Geld herkommen, um das Mehr an Truppe vernünftig auszurüsten, wo das schon bei der jetzigen, kopflastigen Struktur mit vergleichsweise wenig Truppe funktioniert?
@ aufmerksam 19.02.2021 um 14:02 Uhr
Ich bin voll bei Ihnen. Wir werden noch viel weniger von der 2031 Konzeption erleben, denn der durchaus kompetente Flurfunk berichtet von Vorschlägen zu neuer Struktur, die nach der BTW und im Lichte knapper Mittel kommen könnte:
– es wird keine 3 vollausgestattete Div geben
– In der Breite werden Fähigkeiten oder Ansprüche aufgegeben
– ggf Abbau um ca 35000 Soldaten um Geld für Investitionen freizumachen
– Auflösungen von Stäben, KdoBeh, ggf. AusbZ.
Damit verabschiedet man sich von den eingeleiteten Trendwenden.
Zudem sorgt Corona für derzeit erhebliche Ausbildungsverluste f d VJTF (L), die in diesen Monaten eigentlich Lücken in der LV/ / BV auf der TE-/ Einheitsebene hatte schliessen wollen. Wie das aufgeholt werden soll ist mir schleierhaft. Die VJTF(L) wird neben den materiellen Herausforderungen auch mit Lücken und Defiziten in der GefAusb klarkommen müssen.
@ Eric Hagen
Wann hat denn eine Truppenreduzierung schon mal zu einer wie auch immer gearteten Verbesserung geführt? Mir wäre da kein Beispiel geläufig und wie man von 35.000 Mann bei Kommandos und Stäben wegkommen und dabei auch noch Geld sparen möchte, darauf bin ich besonders gespannt ;-).
@Trevor Faith: der Umstand, dass die Wehrtechnische Industrie nur Deutschland und ein paar Verbündete als Kunden besitzt, rechtfertigt ihr Verhalten in keiner Weise. Welches Großwaffensystem der letzten 30 Jahre wurde tatsächlich pünktlich, voll funktionsfähig und zum vereinbarten Preis ausgeliefert – KH Tiger, NH90, Ef 2000, F125, Spz Puma, usw., usf.?
@Eric Hagen: Ist klar ob sich die 35.000 auf Ist oder Soll beziehen?
GB streicht ja jetzt 10.000 Stellen mit dem gleichen Ziel.
@ Hans Dampf
Natürlich kostet es anfangs immens viel Geld den prall gefüllten Wasserkopf wie auch immer zu reduzieren. Aber deshalb den Kopf in den Sand stecken und die bestehende dysfunktionale Struktur beizubehalten?
@Sailor 1995
>>Die Aussage, dass man in den 7 Jahren seit der Trendwende (!) 2014 nicht die Defizite
>>der letzten 25 Jahre ausgleichen konnte … ist mir zu flach.
Volle Zustimmung. Was die BW als Ganzes angeht, mag das Argument noch halbwegs nachvollziehbar sein. Mit Blick auf die Ausrüstungsdefizite der designierten VJTF ’23 Einheiten kann man das so keinesfalls stehen lassen. Insbesondere dann, wenn es weiterhin an vergleichsweise banalen, marktverfügbaren Dingen wie Nachtsichtgeräten, LKWs oder persönlichen Ausrüstungsteilen mangelt.
Neben der vielfach diskutieren Trägheit der Beschaffungsbehörden fehlt es mir aber auch an politischem Willen, Dinge pragmatisch zu beschleunigen. Beispiel: Die 25 Mio Grenze für Beschaffungen ohne Verhandlung und Einzelfreigabe durch den Haushaltsauschuss gibt es in dieser Form und Höhe seit 1981. Wenn man nur einmal die Inflation in DE seit 1981 (ca. 116%) zum Maßstab nimmt, dann müssten wir heute über 55 Mio Vorlagen sprechen – was viele Beschaffungsvorhaben definitiv beschleunigen könnte.
@KPK
„Der InspH sprach vor dem Förderkreis Deutsches Heer davon, das Heer „schwimme bei qFlgAbw inzwischen vor der Welle“. Dem stimme ich zu.“
Das Heer – die ganze Bw – hat heute nix, um einzelne Drohnen oder gar Schwärme vom Himmel zu holen. Nix!
Und bzgl. der 10(!) Systeme, die als „qFlgAbw“ beschafft werden sollen: fragen Sie mal kundige Kameraden, wie leistungsfähig diese sind: „Schrott“ ist das, was ich aus erster Quelle vernehme. Und dass aufgrund von politischem Druck beschafft wird. Rechnen Sie doch mal mit der V0 einer 40mm HV, und wie lange diese braucht um 500m zu überwinden (etwas mehr als 2 sek). Und auf de Gegengerade rechnen Sie mit der Drohnengeschwindigkeit (mind. 10 m/s im langsamen Flug), und wie weit sich die Drohne während des Fluges der 40mm Granate bewegen kann. Es werden Glückstreffer sein.
Taktisch gesehen sind diese 10(!) Systeme für eine Brigade+ und gegen einen überlegenen Gegner – der by the Way mit unzähligen Drohnen und einem dramatisch verkürzten Joint Fires Prozess bereits 2014 in der Ukraine operierte – völlig unzureichend. Also seit fast 7 Jahren. Übrigens ist 2014 das Jahr, in dem sich auch die Bw auf dem NATO Gipfel von Wales zu den 2% bekannte.
Mit Verlaub, das, was der InspH hier erzählt, hat man ihm aufgeschrieben, mit dem Hinweis, dass es politisch klug ist, das so darzustellen. es klingt wie eine beliebige Vorlage im. BMVg, und hat wie diese, mit der Wirklichkeit nix zu tun. Phantasie.
Und das ist mein Punkt: es fehlt mir jede Ernsthaftigkeit im Politischen, auf Leitungsebene und in den funktionalen Details der FFF.
@ Ha-Wa
Wenn es das erste Mal wäre, dass man versucht, den Wasserkopf zugunsten der Truppe abzubauen, ok. Bislang kam dabei nur das Gegenteil heraus und es würde mich wundern, wenn es just dieses Mal funktionieren sollte – gerade weil die Vorzeichen dafür, der sog. „Trendwende Personal“ mit zusätzlichen BS-Übernahmen und Verlängerung der Dienstzeit sei es gedankt, wohl nie schlechter standen.
Dann reformiert mal schön ;-).
Die überzahligen BS sollten nicht das Problem sein, wenn man ernsthaft reformieren will. Genug StOffz DP sind unbesetzt, was sich so ändern könnte.
Und die „junge“ Reformkommission hatte ja in ihren Vorschlägen nicht nur eine deutliche Reduzierung von OrgBer angemahnt, sondern auch ein Fehl von StOffz oder DP in den JFC und multinationalen Korps.
Zudem gibt es für die weiterhin bleibende Aufgabe der Ausbildung anderer SK (AFG, MLI), auch wenn man da auch an weiteren Schrauben drehen sollte, genug Betätigung in den Divisions- und Brigadestäben.
Muss man halt mal machen und die Leute in den Einsatz schicken.
Ergo, wie auch einige Vorredner: Reduzierung von Wasserkopf alleine wird neuer Kahlschlag sein, kein Plus an Fähigkeiten der Truppe bringen.
Und es ist nicht so, dass wir nicht wussten, wohin mit den StOffz, wenn zB SanDienst und SKB zusammengelegt werden.
Zweifellos besticht ein Vorhaben, den sog. Wasserkopf abzuschaffen, und die Kosten dafür wären bei Weitem niedriger als diejenigen, die für untaugliche Waffensysteme ausgegeben werden. Allerdings fruchtet die Dekapitation nur dann, wenn in den neuen Köpfen auch ein neues Denken Einzug hält. Man muss in der Planung und Realisierung der Fähigkeiten der Bw endlich von Einzelaufgaben (z.B. der VJTV, für die spezielle Ausrüstungen wie Kommunikationsmittel eine kleinen Teils der Spz Puma oder die oben schon erwähnte Miniaturflugabwehr beschafft werden) abkommen und konsequent die Richtung BV/LV einschlagen. Also z.B. keinen seegehenden Knast, sondern U-Jagdfregatten beschaffen. Eine zur BV/LV einigermaßen ausgerüstete und ausgebildete Bw müsste dann in der Lage sein, ohne Weiteres Verbände zbV abzustellen. In der Lebensrealität der Wirtschaft funktionieren kleinere und größere Neuausrichtungen in der Regel aber nur, wenn man zuvor beim Führungspersonal eine Runderneuerung durchführt, s.o.!
@Sailor 1995 u. aufmerksam:
Das andauernde Argument mit dem gleichen Zeitbedarf ist ja schon die Dauerausrede. Hat der Kdr von L9 ja oft genug als Adju BM gehört.
Ist aber wie schon richtig gesagt für eine Brigade nach dann 8 Jahren Trendwenden eine eigentlich schlechte Ausrede.
Verfängt aber in Politik und Presse.
Wobei es eine recht einfache Analogie gibt.
Wenn man 25 Jahre sich nicht um sein Haus kümmert, muss es dann 25 Jahre brauchen um es zu renovieren?
Nein, man braucht nur Geld und Handwerker und es geht Recht schnell.
Es fehlt der Bw weiter an beidem und deswegen wird man auch nach über 12 Jahren bei der Division 2027 sagen;
Es braucht halt Zeit und es geht schon irgendwie.
Das interessiert ja auch nicht wirklich.
Notwendig wäre eine Reform von Grund auf (nicht nur Finanzmittel, sondern vorallem professioneller Anspruch an Streitkräfte und soldatisches Selbstverständnis). Dafür fehlt allen Parteien und der militärischen Führung jedoch die Kraft. Der GI und die Inspekteure bemühen sich mit viel Engagement (und mehr Klarheit als viele Vorgänger die Dinge wieder hinzubiegen. Das ist ein Lichtblick.
Aber das wird nicht ausreichen.
Nun wird hektisch an der nächsten Reform gebastelt, die Kernprobleme werden dabei erneut nicht wirklich angegangen.
Bald kommen neue Kästchen, neue Stationierungskonzepte nach ca. 7 Jahren sind es wieder hohle Strukturen mit geringer Kampfkraft.
Abschreckung funktioniert – wie der InspH sagt – so nicht.
Da das Heer nur funktioniert wenn es auch versorgt wird lohnt immer ein Blick zur SKB.
In einem Interview wird erklärt wie es ungefähr bin der Logistik weiter gehen soll:
https://youtu.be/2jLUz9NF-4U
Da wird wieder deutlich, dass weiterhin noch viel geplant wird – also nicht entschieden ist und bei den Finanzen und dem Personal die Annahmen zu optimistisch waren.
Als Ausweg bleibt dann halt nur die Reduzierung – also die erneute Trendwende.
Da werden ein paar Projektnebelkerzen wie qualifizierte Heeresflugabwehr vom Inspekteur Heer geworfen, und alle stürzen sich auf das Bröckchen.
Die Krux fängt doch schon damit an, dass das „dynamische Verfügbarkeitsmanagement“ mit 70%-Ausstattung der Verbände und Einheiten auch nach sieben Jahren nicht durch Auffüllung auf 100% eliminiert wurde. Von daher bleibt es nicht aus sondern ist zwingend, dass man sich für einen Einsatz Material leihen muss. Im Ergebnis heißt das, bei der derzeitigen Materialausstattung kann die Bundeswehr selbst bei 100% Verfügbarkeit des Großgeräts höchstens zu zwei Dritteln einsatzbereit sein. Das letzte Drittel gibt es schlicht nicht.
Dazu noch die vergurkten Großbeschaffungen der letzten Jahre, die nicht funktionsfähig oder einsatzbereit in die Truppe gekommen sind (SPz Puma, A400M, Fregatte F-125, Korvetten K130 (insbesondere Flugkörper und Drohne)) verbessern die Situation nicht gerade. Und wenn dann tatsächlich mal etwas funktionierendes Gerät in die Truppe kommt (GTK Boxer), dann wird nicht konsequent durchgezogen, sondern in homöopathischen Dosen bestellt.
Dieser Beschaffungsapparat käme auch mit der oft propagierten Vorwarnzeit von 10 Jahren für Konflikte in Europa nicht zu einem brauchbaren Ergebnis. Und keiner der Inspekteure macht in diesem Punkt seinen Job und legt permanent den Finger in diese Wunde. Resterampe Bundeswehr – die traurige Wahrheit.
@Memoria
Sie schreiben: „Wobei es eine recht einfache Analogie gibt. Wenn man 25 Jahre sich nicht um sein Haus kümmert, muss es dann 25 Jahre brauchen um es zu renovieren? Nein, man braucht nur Geld und Handwerker und es geht Recht schnell.“
—Man wird durchaus fünfundzwanzig Jahre zur Renovierung brauchen, wenn alleine die bürokratischen Hürden, um einen Termin mit dem Handwerker vereinbaren zu dürfen, zehn Jahre verschlingen.
@Peter Eberl & @Trevor Faith
Trevor Faith hat Recht, fürchte ich. Mit welchem Argument will man an den Altruismus der Rüstungsindustrie appellieren? Patriotismus? Patriotische Neigungen vergehen denen spätestens dann, wenn die nächste bereits erteilte Ausfuhrgenehmigung wieder kassiert wird.
Und auch wenn die Industrie in der Tat in den vergangenen Jahrzehnten einige Böcke geschossen hat – was erwarten wir von ihr? Einen der wenigen Aufträge, die noch aus Deutschland kommen, verwerfen, indem man Bundeswehr und Verteidigungspolitikern reinen Wein einschenkt und erklärt: Das kann so nicht funktionieren?
Unrealistische Anforderungen, vor allem aber eine überbordende Bürokratie sind und bleiben das Hauptproblem. Uns gelingen ja nicht einmal dann schnelle Beschaffungen, wenn realiter nur ein Produkt zur Auswahl steht und/oder die politischen Vorzeichen (ausnahmsweise) günstig sind.
Ermessensspielräume, Sonderregelungen und andere Loopholes bleiben ungenutzt. Allein der Umstand, dass man lieber zweimal Milliarden mit dem Versuch verbrannt hat, HALE-Drohnen zu beschaffen, anstatt eine Reform der hinderlichen Vorschriften in Angriff zu nehmen, besagt eigentlich alles.
Auch den deutschen Pazifismus will ich da als Hindernis für mehr Engagement nicht gelten lassen. Würde man sich wirklich dahinter klemmen, könnte man auch den Kritikern Projekte wie Seefernaufklärer oder neue Transporthubschrauber mit den Argumenten Flüchtlingsrettung und Katastrophenschutz schmackhaft machen.
Insgesamt denke ich, wer in diesem Zusammenhang nur auf die Streitkräfte blickt, engt sein Sichtfeld allzu sehr ein. Bei anderen Organen des Staates wie den Polizeien sieht es kaum besser aus, und international belächelte Dauerbaustellen wie der BER sprechen für sich.
Vielleicht haben wir einfach die früher sprichwörtliche deutsche Effizienz verlernt?
@muck:
Dies ist aber nicht zwingend.
Es wird sehr oft im Rahmen der Beschönigung der Lage unterstellt es würde zwingend so lange Zeit für den Aufbau brauchen, wie für den Abbau.
Das ist Unsinn, wird aber trotzdem sehr oft erzählt und nicht selten geglaubt.
Deutschland wird es auch 13 Jahre nach der Besetzung der Krim nicht schaffen eine Division einsatzbereit zu haben.
Das ist mit Blick auf die Zeitlinie – auch historisch betrachtet – grotesk.
Aber es wird eben fortlaufend mit abstrusen Argumenten (s.o.) begründet.
Interessanterweise gibt es in Politik und Presse dazu kaum Widerspruch.
@ Muck weitet den Blick in die richtige Richtung.
Die Bw als Gesamtorganisation ist auch nur ein kleiner Teil der deutschen Verwaltung. Ich hoffe, dass der Staat den demografische Wandel dazu nutzt (nutzen muss) zukünftig effizienter zu Verwalten und nicht nur Stumpf die Haushaltsstellen kürzt sondern eben auch m Gleichklang deutlich die Verwaltung vereinfacht. Die Regelungsdichte muss radikal verschlankt werden. Es ist ja nicht von der Hand zu weisen, dass die gesamte deutsche Bürokratie ein Effizienzproblem hat. Und all zu oft werden denen, die mit neuen Ideen kommen riesen rechtliche Brocken in den Weg gelegt. Man hat es sich sehr bequem gemacht im warmen Nest und sehr viele gut besoldete Stellen haben gar kein Interesse sich überflüssig zu machen – wer schreibt, der bleibt. Und wenn es Regelungen/Vorschriften/Gesetze sind, die einem den nächsten Schritt auf der Karriereleiter ermöglichen. Der Blick auf diejenigen Teile und Anteile der Verwaltung, die noch in einer gewissen Durchführungsverantwortung stehen – also diejenigen welche Kraft ihres übertragenen Amtes dafür Sorge tragen sollen das Dinge tatsächlich in Hardware (nicht nur auf IT bezogen, die Boots on the ground sozusagen) umzusetzen sind, geht dabei auch innerhalb der Verwaltung zunehmend verloren.
Für die gesamte Beschaffungsorganisation in der Bundeswehr muss man aber zumindest die Lanze brechen, dass die gesamten Haushaltsmittel 2020 für Rüstung und Materialerhalt ausgegeben werden konnten. Und das ist eine riesen Kraftanstrengung unter den gesamten Umständen. Aber, wie geschrieben, ob dies effizient geschieht steht woanders geschrieben
Und noch ergänzend mit Blick auf die Bw: Wenn alles Geld ausgeben wurde, und offensichtlich weiterhin an allen Ecken und Enden die moderne Ausstattung fehlt, worauf mag es dann zurückzuführen sein? Ist die Tischdecke dann doch zu kurz?
Es müsste doch klappen. Jedenfalls gibt es im Materialzulauf neben Schatten auch viel Licht.
Beim Boxer und Leopard 2 A7V wurden die Planzahlen sogar übererfüllt.
Die VJTF muss davon profitieren.
https://www.bmvg.de/de/aktuelles/materialzulaeufe-bundeswehr-kommt-in-truppe-an-5027048
ja… letztendlich sollten die Systeme bei der Beschaffung weiter vorangetrieben werden die funktionieren…
da wäre der Boxer ganz vorne mit dabei
am besten in weiteren Varianten (IFV, SHORAD, RCH155, usw)
aber auch weitere H145M (mit H-Force Paket)
weitere LKW
weitere EAGLE V
diese zeichnen sich alle dadurch aus dass die Fahrzeuge sehr robust und zuverlässig sind, günstig in der Beschaffung und im Betrieb sind, vielseitig einsetzbar durch unterschiedliche Module…
das sind Projekte wo einfach mehr Masse benötigt wird… so lassen sich schnell Lücken stopfen und Probleme abstellen