Bundeswehr sammelt für NATO-Speerspitze: Gib‘ deine Winterkleidung einem Kameraden!
[Ein Update zur neuen Entwicklung gibt es hier]
Die Bundeswehr, vor allem das Heer, bereitet sich darauf vor, im kommenden Jahr die Führung der NATO-Speerspitze, der Very High Readiness Joint Task Force (VJTF), zu stellen. Im Oktober und November wird es dazu die große Übung Trident Juncture in Norwegen geben – und wie schon beim ersten VJTF-Testlauf 2015 müssen sich die beteiligten Einheiten auch in diesem Jahr die Ausrüstung dazu bei ihren Kameraden zusammenleihen.
Der dabei offenkundig werdende Mangel selbst bei einfachsten Ausrüstungsgegenständen hat inzwischen einen neuen Höhepunkt erreicht. Schriftlich wurden alle Teilstreitkräfte und Organisationsbereiche angewiesen, bis Ende Mai von allen Soldaten, die nicht bei Trident Juncture üben, ein Ausrüstungsteil einzuziehen: den Kopf- und Gesichtsschutz, landläufig als Sturmhaube und international als Balaclava bezeichnet.
Augen geradeaus! liegt eine entsprechende Anweisung aus einer Teilstreitkraft schriftlich vor; nach meinen Informationen sind gleichlautende Schreiben in der ganzen Bundeswehr versandt worden:
Aufgrund der derzeitigen unbefriedigenden Bestandssituation bei einigen Bekleidungs- und Ausrüstungsgegenständen kann folgender Artikel nicht an die übenden Soldatinnen/Soldaten für „TRIDENT JUNCTURE 2018 – Zertifizierungsübung für NRF/VJTF ausgegeben werden:
Artikel: Kopf- und Gesichtsschutz, ASD 00530
Oben genannte Übung hat für die Bundeswehr eine außerordentliche Bedeutung und höchste Priorität. Ziel seitens BMVg/FüSK I ist es, alle teilnehmenden Soldatinnen und Soldaten für den Wintereinsatz in Norwegen „sollgerecht“ auszustatten.
Hierzu hat die Projektleitung Bekleidung des BAAINBw E3.4 Soldatinnen und Soldaten … identifiziert, die nicht für die Übung TRIDENT JUNCTURE 2018 vorgesehen sind und daher den vorhandenen Ausrüstungsgegenstand Kopf- und Gesichtsschutz an die jeweilige Servicestation (SVS) zurückgeben müssen.
Bereits zuvor waren Schutzwesten der Schutzklasse IV eingesammelt worden, an denen es offensichtlich auch einen Mangel gibt – das haben die Soldatinnen und Soldaten noch halbwegs verstanden. Wenn allerdings nach dem Motto Gib‘ deine Winterkleidung einem Kameraden! selbst die Ausrüstungsteile, die von Militärhändlern für knapp 40 Euro das Stück angeboten werden, wieder eingesammelt werden müssen…
Das hat allerdings Methode. Bei der VJTF 2015 war das Problem noch die Strickmütze. Zu den Ausrüstungsproblemen für die aktuelle VJTF-Beteiligung hatte sich auch schon die Bundeswehrspitze geäußert – offensichtlich gehört die Sturmhaube zu der dort erwähnten Winterausrüstung, bei der es eine Ausstattungslücke gibt.
(Archivbild 2002: Soldat der U.S. Navy Seals mit Balaclava in Afghanistan – U.S. Navy Photo)
@Klabautermann
„…Ich hab jetzt mal eine „ganz einfache “ Frage an die Planungs-Fetichisten hier:
„Kann mir einmal jemand sagen, wieviel Kosten und Aufwand es erfordern würde für ca. 185 000 Soldatinnen und Soldaten pass-, wetter- und funktionsgerechte persönliche Ausstattung für Einsätze vom Nordkap bis zum Äquator innerhalb von wenigen Tagen bereit, verfügbar und einsatzklar zu (er)halten – von der Verteilug ganz zu schweigen…“
Ich habe eine Antwort:
1. Wenn die Entscheidung durch die politische Leitung gefällt wurde, dass ein Kontingent einer definierten Größenordnung – diese Größenordnung muß man allerdings schon planen- pass-, wetter- und funktionsgerechte persönliche Ausstattung für Einsätze vom Nordkap bis zum Äquator benötigt, dann sollte das nicht mehr als 1-2 Jahre dauern. Vermutlich sogar weniger Zeit.
2. Niemand spricht davon, dass 185.000 Soldaten das selbe Ausstattungssoll haben müssen. Hier fängt schon die Planung an. Ihre diesbezügliche Äußerung von 185.000 Soldaten lenkt vom eigentlichen Thema ab.
2. Wenn man aber garnicht erst vernünftig plant, sondern „alles aus der Hosentasche fährt“, dann stolpert man eben von einem Engpaß zum nächsten. Und das scheint schlicht der Fall zu sein. Höchste Zeit, dass es angesprochen wird. Dank an Herrn Wiegold dafür, dies zur Debatte zu stellen.
3. Frau von der Leyen und ihr team hatten eine ganze Legislaturperiode Zeit diese einsatzähnliche Verpflichtung zu planen. Diese Verpflichtung ist nicht vom Himmel gefallen.
4. Vielleicht hat ja das BMVg gute Gründe dafür, dass die Situation so ist wie sie ist. Dann warten wir mal auf die nächste Bundespressekonferenz.
5. Ich kann überhaupt nicht erkennen, dass das Aufzeigen von Defiziten ein Angriff auf Frau vdL sein soll. Sie sollte froh sein, dass Defizite öffentlich gemacht werden. Das ist die Aufgabe von Journalisten.
@T.W.
Nein, an dieser Weisung ist „formal“ gar nix „falsch“ – ich hab auch keine Ahnung wie Du an diese Weisung gekommen bist.
Diese „Weisung“ ist (siehe oben) aber schlicht und einfach – imho in mehrerlei Hinsicht – unsinnig. Also stellt sich mir die Frage Cui Bono – und das ist heutzutage doch wohl eine legitime Frage.
@klabautermann:
„Abgesehen davon ist das Teil in „Eis und Schnee“ ja so was von tarneffektiv ;-)“
Die dienstlich gelieferte Steumhaube ist rechtsseitig oliv und linksseitig weiß.
Ebenso wie @brainstormer habe ich diese nach DZE als ausgesonderste persönliche Austattung behalten und diese ist weiterhin nutzbar.
Nur weil das BMVg sich mittlerweile um sowas kümmert (Organisationsversagen), heißt eben nicht, dass dies eine Kampagne ist, sondern, dass das Gesamtsystem sich im Mikromanagement verloren hat.
Es könnte ja alle die diese Haube noch haben diese mit einem Schreiben an die Ministerin senden.
Aber auch das wird wohl auch nichts ändern, da die Ministerialbürokratie (ohne und mit Uniform) wortreich erklären wird warum nach mehr als 2 Jahren Vorlauf es anders nicht geht.
Vorwärts immer…
@Klabautermann
„… Allein schon die Tatsache, dass sich FüSK I um Sturmhauben „kümmert“ ist für mich Beleg dafür, dass diese ganze „Nummer“ ein erhebliches Kampagnen-Potenzial besitzt…“
Aber es scheint ja tatsächlich so zu sein, dass sich FüSK I um ein paar Sturmhauben kümmert. Wir können doch nicht dem, der darauf hinweist, den Vorwurf machen, darauf hingewiesen zu haben.
Läuft da eine richtig große Scharade?
Nach GI-Wechsel heißt das Spiel: Wie rette ich die Streitkräfte vor endgültigem Absturz, wie werde ich also die IBuK los?
@Pio-Fritz, 20:43
Als IBUK wäre ich wohl selbst negativ überrascht, daß solche Dinge nicht klappen. Daß das funktioniert, davon geht UvdL wohl aus. ‚würde ich zumindest.
Nur zur Klarstellung: Selbstverständlich unterstelle ich nicht, dass dieser Kanal eine Kampagne gegen die Ministerin oder die Führung des Ministeriums fährt, sondern ich frage nur, ob er sich (wie viele andere Kanäle) durch interessierte Kreise innerhalb und außerhalb der Bundeswehr dafür (unbewusst) einspannen lässt.
Vielleicht glaube ich auch nur, dass keine Führungskraft (und schon gar nicht ein deutscher Offizier) in der Welt des Internets und Global Sourcing sich eine solche Blöße geben würde.
Ich musste tatsächlich schmunzeln, denn Winterbekleidung (hier jetzt für eine Übung, die so schon seit mindestens zwei Jahren ansteht…) scheint echt der Treppenwitz der deutschen Militärgeschichte zu sein… :-)
Insofern hatten die Planer, @ klabautermann, tatsächlich ausreichend Zeit, eine Ausrüstungsschlüssel zu erstellen. Ich kann mir aber vorstellen, dass die Pleite der LHBw das ganze Bekleidungswesen erschüttert hat und eine ausreichende Beschaffung schlicht untergegangen ist.
So oder so – wenn das Fahrt aufnimmt, wird der #winter(shit)storm gewaltig werden, denn bei dem Thema kann auch Gretchen Müller wieder über „die Uschi“ zetern, weil „unsere Jungens in Norwegen frieren!“ ;-)
@jofi
Ihr Ansatz hat ‚was. Zumindest frage ich mich, wie unsensibel man sein kann, so etwas loszutreten ohne das Hohe Haus vorab um Mitprüfung zu bitten.
Daß das eine (bündnis-) politische Wirkung hat liegt ja wohl auf der Hand.
@Klabautermann
Ich für meinen Teil habe in der Vergangenheit bereits mehrfach ähnlich gelagerte Weisungen gesehen und auch erhalten. Mit durchaus vergleichbaren Ausrüstungsgegenständen / Bekleidungen. Von Unterhosen, Mützen, Vektorenschutz über WuG war alles dabei.
Das Ihnen Weisungen dieser Art augenscheinlich unbekannt sind, kann auch eventuell an der Art Ihrer früheren Verwendung liegen.
Persönlich verorte ich diese ganze Aktion im Bereich der panischen Schnellschüsse. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass die Meldung über den Fehlbestand nicht mehr weg-ignoriert werden konnte und jetzt irgendjemand seinen Kopf aus der Schlinge ziehen möchte. Ganz nach dem Motto: „An mir liegts nicht, ich habe ja etwas dagegen getan…“.
@jofi
Es wäre wünschenswert, wenn sich Teile unserer Führungskräfte nur diese Blöße geben würden… Das Gegenteil muss ich täglich erleben.
Was wäre denn die Alternative dazu sich (unbewusst) vor den Karren spannen zu lassen? Nicht berichten? Dann hätte Herr Wiegold zumindest meiner Ansicht nach wohl seinen Beruf als Journalist verfehlt. Denn berichtenswert ist die Angelegenheit ja wohl auf jeden Fall.
Einen Disclaimer dran zu hängen, dass es sich um eine Kampagne handeln könnte? Scheint mir ebenfalls unsinnig – zum einen, weil das nur eine vage Vermutung ist und zum anderen weil man das dann ja wohl bei jeder Meldung machen könnte, die Journalisten über inoffizielle Kommunikationskanäle bekommen (die Frage des cui bono kann man ja problemlos immer stellen und wohl nur in den seltensten Fällen beantworten).
Letzten Endes sollte man da Herrn Wiegold wohl einfach mal vertrauen – der wird ja durchaus einschätzen können, ob seine Quelle vertrauenswürdig ist und/oder möglicherweise mit Hintergedanken daran geht – jedenfalls vermute ich einfach mal, dass die Information nicht ganz zufällig und völlig ohne Absender bei ihm gelandet ist. Vielleicht ein wenig weit gegriffen, aber man muss ja nicht überall gleich Kampagnen oder fake news vermuten (letzteres mag ich niemandem hier unterstellen, aber es scheint mir so als sei das in der gegenwärtigen Situation im Umgang mit den Medien dann der nächste Schritt).
die planungsabläufe müssen tatsächlich mehr als dysfunktional sein:
bei einem international und politisch derart wichtigen vorzeigeprojekt hätte es doch im ureigenen interesse der politischen leitung sein müssen unmittelbar nach anmeldung zur VJTF eine materialliste zu erstellen / abgleich mit bestand der gemeldeten Einheiten / nachbestellung des fehls.
das wäre doch angesichts der beträge und des 08/15 materials unproblematisch per 25 Mill Euro Vorlage abgelaufen.
Der jetztige zustand kann daher eigentlich nur Konsequenz grob fahrlässiger Ignoranz, Inkompetenz oder Vorsatzes sein.
Man muss sich wirklich fragen was der aufgeblähte Apparat BmVG+nachgeordneter Bürokraten eigentlich den ganzen tag so treibt wenn dearartige leuchtturmprojekte selbst mit jahrelangem vorlauf nicht mit elementaren CoTs Produkten ausgerüstet werden können.
Das einzige, was mich daran wundert, ist dass die nicht vorhandene Planung und Vorhaltung von Bekleidung jeder Art noch jemanden wundert. Schon seit Jahren kriegt man ein zeitgemäßes „Soll“ nur noch für Einsätze und das dann erfüllt zu bekommen ist Glückssache bzw. von der Kopf-/Schuh-/Handschuhgröße o.ä. abhängig.
Es ließen sich hier ein Dutzend dieser schwer zu erhaltenden (Billig-)Artikel aufzählen, nur ist es in niemandes Interesse, das hier alles zu benennen. Rucksäcke wurden ja schon genannt. Das Zeug kaufen sich die Soldaten dann halt online zusammen.
@klabautermann: Nano-Management passt, ist aber längst Standardverfahren. „Mißtrauen ist gut, noch mehr Mißtrauen ist besser.“
@wacaffe:
Die Leitung des BMVg sah ja seit Scharping Konzerne als grosses Vorbild (die Rhetorik von KTzG u. TdM war da nur Fassade). Nun hat hat man bis hin zur persönlichen Ausstattung das Ergebnis: eine dysfunktionale Kultur und Struktur.
Wie in jedem Großkonzern werden eigentlich kleine – jedoch abteilungsübergreifende – Probleme unendlich schwierig zu lösen, da es viele Manager, aber keine Führungskräfte gibt, die ein umfassendes Lagebild haben, klare Schwerpunkte (oder besser einen SP) bilden und diese(n) auch durchsetzen.
So macht dann jeder was er aus seiner begrenzten Perspektive für wichtig und/ oder machbar ansieht. Das Ergebnis sehen wir hier.
Alle haben alles richtig gemacht, das Ergebnis ist trotzdem inakzeptabel.
Im Kern ein Symptom für eine Großorganisation ohne Führung – und das Problem begann weit vor der Ministerin und wird durch neue Berater und noch mehr Umorganisation des Beschaffungswesens nach deren Logik (Matrix-Organisation, KPI, Mikro-Management) nicht besser.
Wenn diese Weisung tatsächlich echt ist, dann kannst du den Laden einfach nur noch dicht machen. Am Ende lag es an einem erkrankten Mitarbeiter aus dem BAAINBw, welcher keine Vertretung hatte.
Jemand schrieb mal zu einem anderen Thema: „Die Güte einer Armee misst man nicht an dem vorhandenen Großgerät, sondern an der Verfügbarkeit von Dingen täglichen Gebrauchs, also Feldmützen, Rucksäcken und sonstiger pers. Ausrüstung.“
Das trifft den Nagel auf den Kopf!
Ich sehe uns in Norwegen erneut mit lackierten Besenstielen durch die Gegend fahren.
Man könnte lachen wenn es nicht so traurig wäre.
# Misere bei Bekleidung und Pers. Ausrüstung: Einige Vorposter haben bereits ausgeführt, wo da organisatorisch der Schuh drückt (spontan gekalauert). Aber geht es hier wirklich um Fehlentscheidungen oder nicht unterbundene Fehlentwicklungen, für die Amts-/Funktionsträger in Haftung zu nehmen wären?
Oder wurzelt der lächerliche Output der Organisation BwBM nicht auch am Rechts- und Vorschriftenrahmen, der es beispielsweise – auf meine Nachfragen hin aus Datenschutzgründen – nicht erlaubt, die relevanten Körpermaße mit im BKN zu hinterlegen, um somit eine Datengrundlage für die erwartbar auszugebenden Größen zu erlangen?
Meine Vermutung (Kenner mögen mich berichtigen): Mit Gaußscher Glockenkurve wird ein ungefährer Bedarf geschätzt und dann das Lager vollgemacht. Oder eben auch nicht, weil zu viel Lagerbestand wiederum unmodern ist. Et voilà, Zielkonflikt.
Wenn Träumen erlaubt ist: Mit den Einberufungspapieren an mich (beordert bei der Marine) geht auch eine Information an die BwBM raus, dass Soldat mit PK x an Einsatz/Übung y teilnehmen und somit einzukleiden ist. Die Truppe steuert STAN bei (das klappt mittlerweile immer besser – so Quatsch mit Soße wie die an Bord nicht erlaubten Bordschuhe passiert zum Glück nicht mehr), und ich konfiguriere/aktualisiere auf einer Onlineplattflorm meine Maße und die von mir gewünschte Abhol-SVS (oder die Versendung direkt auf die Einheit im Einsatzgebiet).
Stattdessen schleppe ich zwei Seesäcke Krempel in die Flughäfen dieser Welt, lasse den Steuerzahler teuer Übergepäck dafür blechen und bunkere hernach alles, was erfahrungsgemäß Probleme bei einer zeitkritischen Einkleidung macht, und muss mich mit gesiegelten Schreiben von B-Besoldungsempfängern harnischen, um diese Kostbarkeiten nicht nach jeder Übung komplett abgeben zu müssen… (Und nein, darunter befindet sich keine der angefragten Sturmhauben.)
# Kampagne: Natürlich wird rund um die derzeit stattfindende EP14-Debatte die Hauptstadt- und Fachpresse fleißig munitioniert, und ich finde, da ist dem Hausherrn noch am wenigsten vorzuwerfen, wenn er wie immer seine Arbeit gut macht und solcherlei Schmankerl wie diese Anweisung publikmacht (klabautermanns scharfe Beobachtungsgabe hat da wertvolle Erkenntnisse bei der Exegese geliefert, BZ!). Mitleid habe ich dabei mit der Truppe übrigens keines. Vielmehr sei hier der Querverweis zum englischen Königshaus erlaubt: erst mit Prinz William und dessen konsequenter Bespielung von sozialen Medien als exklusivstem und schnellstem Kanal zum Königshaus ließ den Verfolgungsdruck der Regenbogenpresse massiv abnehmen – zugleich wurden die Insider-Leaks immer seltener. Von diesem Zustand – dem einzig zeitgemäßen im Umgang mit derartigem Öffentlichkeitsdruck in Zeiten von prinzipiell unredigierbaren Echtzeit-Medien – sind das BMVg bzw. die Bw noch weit enfernt, vielmehr in der Analog-Ära steckengeblieben.
Zwar hat es für mich schon Komikwert, wenn der sonst auf jede Bashing-Möglichkeit aufs Gierigste aufspringende SPIEGEL den „Kap’tän-Horn-Aufruhr“ komplett ignoriert, oder die ansonsten wirklich „freundlich desinteressierte“ ZEIT eine zweiseitige Reportage über die Ausrüstungsprobleme bringt, oder (für Kenner) alter Wein in (für Normalsterbliche) neuen Schläuchen dargebracht wird in BILD und SZ im Rahmen der nun als Postskriptum zu Koalitions- und Haushaltsdebatte nachgereichten Bw-Zukunftsdebatte. Da hört man die Nachtigall halt trapsen, und die Medien werden nach alter Väter Sitte gefüttert, bis die Haushaltsdebatte um ist, und alle haben ihren Spaß (ich) und ihr Auskommen (der Hausherr).
Dass aber selbst Wollmützensammelaktionen schon leakability besitzen, sollte aber allen Beteiligten zu denken geben. Hier gehts nicht um aufoktroyierte Intendanten an störrischen Hauptstadtbühnen, sondern um unsere Streitkräfte.
@Mediator | 07. Mai 2018 – 21:24
„Anziehen tut das Zeugs keiner, denn es ist schwer, kratzig und schlicht nicht funktional.“
Was ist hier schwer, kratzig und nicht funktional? Wir sprechen hier von einer „Sturmhaube“ und die ist weder schwer, noch kratzig noch „nicht funktional“…
@Unreal | 07. Mai 2018 – 23:11
„Ich für meinen Teil habe in der Vergangenheit bereits mehrfach ähnlich gelagerte Weisungen gesehen und auch erhalten. Mit durchaus vergleichbaren Ausrüstungsgegenständen / Bekleidungen. Von Unterhosen, Mützen, Vektorenschutz über WuG war alles dabei.“
+1
@Memoria | 07. Mai 2018 – 23:57
„Die Leitung des BMVg sah ja seit Scharping Konzerne als grosses Vorbild (die Rhetorik von KTzG u. TdM war da nur Fassade). Nun hat hat man bis hin zur persönlichen Ausstattung das Ergebnis: eine dysfunktionale Kultur und Struktur.“
+1
:(
Von mir aus können sie alle Ausrüstungsgegenstände von mir einziehen, da ich sowieso nur im Büro sitze. Das einmalige Schießen und 6 km marschieren im Jahr, darauf kann ich eh verzichten, also nehmt ruhig alle Sachen, ich habe dann auch deutlich mehr Platz im Büro.
Alleine die neue Konzeptionspapiere aus dem Kdo Heer, auf dem Titelblatt ist Ausrüstung die ich noch nie gesehen habe und ja ich bin in der Kampftruppe.
– Handschuh
– Winterbekleidung (auch in DEU soll es kalt werden können)
– Funktionsunterwäsche
– Einsatzhosen und Kampfjacken
– Weste / ChestRig
– Den neuen Nässeschutz
Also gute und zeitgemäße Ausrüstung, mehr verlange ich gar nicht, dies würde auch dazu beitragen, dass die Berufszufriedenheit bei einigen wieder steigt.
Ich habe meine Soldaten das tragen von Ausrüstung erlaubt, solange die Farbe halbwegs stimmt und die Soldaten sind mir dankbar für meinen lockeren Umgang damit, komische Welt.
Denn ganz ehrlich, was der Dienstherr im Friedensdienstbetrieb bereitstellt an Ausrüstung ist ein schlechter Scherz, alleine das neue Stiefelkonzept, ich warte noch auf die Anfrage für mich, aber ich werde auch noch in Jahren warten.
Ich bin gerne Offizier und führe Menschen, aber meinchmal Frage ich mich, was andere so den ganzen Tag machen. Freunde von mir arbeiten im BAAIN, ich hoffe der Einkauf von ziviler Expertise kommt schnell…
Das dürfte bei dieser ASD so ziemlich daran liegen das der Artikel nicht zur Grundausstattung des Soldaten gehört. Dazu die derzeitig gültige Vorschriftenlage:“Die Ausgabe an den Soldaten erfolgt vorläufig durch die Dienststelle, und zwar nur bei Bedarf.
Sie sind dann im BAN einzutragen. Die Dienststellen halten einen angemessenen Vorrat
entsprechend der Vorgabe durch die jeweiligen Teilstreitkräfte bereit. (…)“ Somit ist davon auszugehen das die zuständige Stelle erst einmal sichergestellt hat, das genügend Versorgungsartikel verfügbar sind.
Nach dem Einsammeln von Fliegerkombis sind jetzt Sturmhauben dran.
Es wird langsam Zeit das Winterhilfswerk einzuberufen….
HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH an alle Personen mit Führungsverantwortung in der Stauffenbergstraße und Hardthöhe!
Es ist Ihnen gelungen dafür zu sorgen, dass ich mich nach mehr als 30 Dienstjahren schäme Soldat zu sein!
Anstatt per einsatzbedingten Sofortbedarf diese lächerlichen Sturmhauben zu kaufen werden wir – national wie international – der Lächerlichkeit preisgegeben!
Fast täglich muss ich mich bei Nachbarn, Bekannten und Verwandten erklären, was mit unseren Streitkräften eigentlich nicht stimmt!
Unfassbar!
Es stellt sich für mich die Frage warum man sich so darüber aufregt. Es geht hier um eine sturmhaube die bei den meisten im Spind versauert. Wieso sollte die Bundeswehr neue beschaffen wenn man sie wie bei mir nur ein oder zweimal in seiner Bundeswehrzeit braucht. Die Dinger werden in der Einheit beim Nachschub gesammelt und dann abgegeben fertig. Denke nicht das man daraus einen Staatsakt machen sollte
Von einigen Kommentatoren wird hier „mangelnde Planung“ als Ursache identifiziert.
Die Idee, dass alles planbar ist, gab es in der jüngsten deutschen Geschichte schon einmal und ist als „Planwirtschaft“ famos gescheitert. Nun könnte man sagen, da muss sich die Bundeswehr nur etwas mehr anstrengen, dann geht das schon.
Das Problem der Bundeswehr liegt nach meinem täglichen Erleben darin, dass wir für alle Vorgänge tolle (langwierige) Verfahren haben, mit (zu) vielen Zuständigen sowie nominell „Verantwortlichen“, die aber keinen Einfluss auf Verfahren und Ressourcen (HHM, Vertragsgestaltung) haben. Um Probleme wie die der Sturmhaube in den Griff zu bekommen, müsste man die Möglichkeit schaffen, auch kurzfristig zu beschaffen. Halt auch mal nicht beim Rahmenvertragshändler oder nach internationaler Ausschreibung. Dazu müssten die „Verantwortlichen“ wieder mehr direkte Einflussnahme erhalten und nicht vom Planungs- und Beschaffungsapparat auf Basis ungeeigneter, langwieriger Verfahren und Regelungen ausgebremst werden. Solange wir vom Glauben beseelt sind, alles ließe sich exakt planen, und den Verantwortlichkeiten nicht mehr Gestaltungsspielraum einräumen, werden wir (immer wieder) scheitern.
Hierzu wäre die vom Wehrbeauftragten in seinem Bericht 2016 geforderte Trendwende Mentalität erforderlich.
Als einer der zur sofortigen Abgabe aufgeforderten Soldaten habe ich pflichtbewusst meinen 22 Jahre alten Kopf- und Gesichtsschutz aus dem Keller geholt und ihn abgegeben.
Ich entschuldige mich beim zukünftigen Nutzer bereits jetzt für den Zustand dieses Ausrüstungsgegenstandes.
Die Richtlinie „Bekleidung der Bw“ sagt im übrigen dazu:: „Die Ausgabe von getragenem Kopf- und Gesichtsschutz sowie von getragenen Gesichtsmasken ist
nicht zulässig (vgl. Nr. 2040); derartige Stücke sind jeweils sofort auszusondern.“
@Valance
„Es stellt sich für mich die Frage warum man sich so darüber aufregt.“
Weil es ein Symbol ist und die Spitze des Eisberges bei welchem der im Wasser befindlich Teil der Truppe bekannt ist nur die Führung will es nicht wahr haben.
„Es geht hier um eine sturmhaube die bei den meisten im Spind versauert.“
Wie so vieles der persönlichen Ausrüstung was gerade nicht gebraucht wird.
Da schlage ich doch ein Verfügbarkeitsmanagement vor bei dem das Taschenmesser, Kochgeschirr, Wintermütze uvm im pooling und sharing – Verfahren geteilt wird. Wir haben in diesem Bereich ja sehr gute Erfahrungen.
„Wieso sollte die Bundeswehr neue beschaffen wenn man sie wie bei mir nur ein oder zweimal in seiner Bundeswehrzeit braucht. Die Dinger werden in der Einheit beim Nachschub gesammelt und dann abgegeben fertig. Denke nicht das man daraus einen Staatsakt machen sollte“
Im besondern trifft dies auf die ABC Maske zu, die hat bis jetzt ja noch gar keiner wirkliich benötigt.
@ F122
+1
Habe beim ersten kurzen Überlesen der Aufforderung gedacht, der Flammschutz für Bordangehörige ist gemeint. (Der wäre zumindest weiß und böte etwas Tarnung ;-) )
Die von @F122 zitierte Weisungslage bringt mich im Vergleich zu gestern Abend noch mehr zum Kichern… :-)
Wurde Nr. 2040 denn vorübergehend außer Kraft gesetzt, oder ist die Maßnahme von BAAINBw E3.4 somit unzulässig?
Mal ganz simpel gefragt:
Wer ist wann zuständig für die persönliche Ausstattung der an der VJTF teilnehmenden Kräfte und Beschaffung des Fehlbestands — aufgedröselt bis zum jeweiligen Schreibtisch?
Zu der Weisung:
Der von T.W. zitierte Satz steht da genau so drin, allerdings ist Absender nicht der FüSK I selbst – sondern das BAAINBw.
Und die zuständige “ Projektleitung Bekleidung [hat] … Soldatinnen und Soldaten … identifiziert, die nicht für die Übung Trident Juncture 2018 vorgesehen sind…“ (ebenfalls Zitat aus der entsprechenden Mail) und diese zur Rückgabe aufgefordert – einschließlich Vollzugsmeldung.
Oscar Papa | 08. Mai 2018 – 8:50
Flammschutz weiß ist veraltet, dezentral auf Einheitsebene bei der Versorgung zu tauschen in schwarz… Wo wir gerade dabei sind ;-)
FüSK hat die VJTF 2019 als Schwerpunkt der Bundeswehr für 2019 definiert. Also wird auf dieser Führungsebene versucht, die Desaster der vergangenen Jahre zu verhindern.
Der Fehler liegt doch hier nicht bei FüSK sondern bei der immer mehr auftretenden Mangelwirtschaft, die eher dem Sozialismus gleicht als einer modernen Armee.
Die aktuellen Strukturen sidn nummal das Egebnis von mehr als 20 Jahren sparen (keine Reform sollte die Streitkräfte besser machen, imemr nur billiger). Und die Mängelverwaltung bindet mehr Personal als voll ausgestattete Verbände. Jeder der mal in einer Plnungszelle Einsatz war, kann das bestätigen.
Jeder hier weiss, dass ich eine Fabrik nicht im Vollbetrieb umbauen kann, Modellwechsel durchführe, Modernisiere, wenn die Fabrik permanent weiterlaufen soll.
Expertise wurde vorsätzlich zerschlagen, Strukturen vernichtet, Kompetenzen verteilt.
Warum? Um A15er zu A16er zu machen, A16 zu B3 oder mehr; Generäle für Truppengattungen zu bekommen (Gen HAufklTr, Feldjäger etc.). Ohne einen militärischen Mehrwert.
Aus meiner Sicht ist es weder für das BAIINBw noch die Führungsbereiche aktuell möglich, aus dem Hamsterrad vernünftig rauszukommen. Durch den Personalmangel in Expertenbereichen, die hohe Schlagzahl an Übungen, Fehlendes Material etc.
Nicht umsetzbare neue Lösung:
– Vollaustattung bzw. 120% Austattung um Reserven an Material und Personal zu schaffen
– Freistellen vom Dienst von unqualifizierten BS (wie bei der Bahn, auch 10000 Beamte die nichts zu tun haben brauchen infrastruktur etc.).
– Akzeptieren dass ein Dienstgrad nicht atomatisch Expertise mit einer Fachmaterie bedeutet (Leiter Nutzung Kapfpanzer bei den USA ist seit mehr als 10 Jahren 1 LTC).
– Verwendungsbreite nur noch für i.G. vorsehen, bei den anderen Offizieren die Stehzeiten massiv verlängern.
– Unterkünfte für Ü25 wieder schaffen, ggf. Bundeseigene Wohnungen in Anlehnung an die Kasernen bauen (Housing Area).
– Das Prinzip Kontrolle muss in der Praxis auch wieder stattfinden.
– Unbequeme Mängel auch ansprechen; lösungenbieten
– Eigene Depotbestände wieder aufbauen für nicht direkt marktverfügbares Material
– Versorgungsraten an Munition etc. beschaffen um ansatzweise in der Lage zu sein, die Streitkräfte nachhaltig einsätzen zu können (Abschreckung).
Nur zur Einordnung, da die Org des BAAINBw nicht jedem geläufig ist: E3 kümmert sich um ÖPP.
„Ziel von ÖPP ist die Arbeitsteilung, wobei der private Partner die Verantwortung zur effizienten Erstellung der Leistung übernimmt, während die öffentliche Hand dafür Sorge trägt, dass gemeinwohlorientierte Ziele beachtet werden.“ (Wikipedia)
Kaputtorganisiert, in der Tat…
Zur Ergänzung:
Deutscher Anteil der NATO-Speerspitze ist zeitgerecht einsatzbereit
Deutschland ist nicht verteidigungsfähig, werder im Bündnisfall noch im Katastrophenfall.
Für den Katastrophenschutz hat man es erkannt und leitet entsprechende Maßnahmen ausgerichtet an den möglichen und wahrscheinlichen Fällen, für den V-Fall funktioniert das ausgerichtet an der Schlagkraft/Abschreckungspotential nicht (auch nicht im Rest von Europa) das bedeutet wir hätten nur den Hammer zur Reaktion und kaum Möglichkeiten zur flexibel Response.
Ja, die Sturmhaube ist nur ein Synonym für die Verantwortungsdiffusion, fehlende Bevorratung und Fähigkeit zur Durchhaltefähigkeit.
…wenn das alles nur nicht so traurig wäre….dieser „Hochwertartikel“ ist in dem Nummernverzeichnis für die Materialbewirtschaftung im Fachgebiet Bekleidung (NVZ 2018) mit 6,44 Euro ausgewiesen und, wie schon erwähnt, dessen Ausgabe nach vorheriger Verwendung verboten ist….
@T.W.
„Insgesamt ergibt sich aus der notwendigen flexiblen Materialsteuerung ein nicht unerheblicher und auf drei Jahre angelegter Koordinierungsaufwand für die betroffenen Truppenteile. „Wir müssen uns bewusst sein, dass sich die VJTF 2019 mit der Stand Up-Phase 2018, der Stand By-Phase 2019 und der Stand Down-Phase im Jahr 2020 über einen Zeitraum von insgesamt drei Jahren erstreckt. Deshalb waren einfache und praktikable Lösungen gefordert“
Dann haben wir ja drei Jahre Zeit die Sturmhauben zu beschaffen oder in einem ausgeklügeltem Verfügbarkeitsmanagement zu hinterlegen.
@all
Update am Dienstagmorgen: Die Sammelaktion wird gestoppt, es werden 6.400 neue Sturmhauben beschafft, teilt mir das Verteidigungsministerium mit.
http://augengeradeaus.net/2018/05/bundeswehr-stoppt-sammel-aktion-und-kauft-6-400-neue-sturmhauben/
Die weitere Debatte bitte dort; hier schließe ich sinnvollerweise die Kommentare, damit es nicht so zerfasert.