GI-Zwischenbericht zum KSK: 62kg verschwundener Sprengstoff „falsch gezählt“ (Update: AKK)
Bundeswehr-Generalinspekteur Eberhard Zorn hat den angekündigten Zwischenbericht zur Umstrukturierung des Kommandos Spezialkräfte (KSK) der Bundeswehr vorgelegt – und in einem Besorgnis erregenden Punkt ein wenig Entwarnung gegeben: Ein Großteil der Munition und des Sprengstoffs, die bei dem Eliteverband als vermisst gemeldet wurden, hat es höchstwahrscheinlich aufgrund eines Buchungsfehlers nicht gegeben.
Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer und Zorn hatten Anfang Juli nach rechtsextremistischen Vorfällen in der Einheit einen Umbau und auch eine Durchleuchtung des Kommandos angekündigt. Bis Ende Oktober hatte der Generalinspekteur einen Zwischenbericht vorlegen sollen, der am (heutigen) Montag dem Bundestag zuging und über den der Verteidigungsausschuss am kommenden Mittwoch debattieren will.
In dem Bericht verwies Zorn darauf, dass etliche der im Sommer angekündigten 60 Einzelmaßnahmen zum Umstrukturierung des Verbandes bereits vollzogen worden seien. Unter anderem sei die 2. Kommandokompanie aufgelöst worden, in der eine Häufung solcher Vorfälle festgestellt worden sei und bei der es 2017 eine fragwürdige Abschiedszeremonie gegeben hatte. Auch die Ausgliederung der Ausbildung aus dem Verband selbst und die Unterstellung unter das Ausbildungszentrum Infanterie in Hammelburg sei begonnen worden.
Die meisten Maßnahmen könnten aber voraussichtlich erst im Sommer kommenden Jahres greifen, sagte der Generalinspekteur in einem öffentlichen Statement vor Journalisten. Es werde deshalb im Frühjahr einen weiteren Zwischenbericht um zum Juni 2021 einen Abschlussbericht geben.
Damit scheint weiterhin offen, ob dieser Spezialkräfteverband in seiner bisherigen Form erhalten bleibt oder die Spezialkräfte der Bundeswehr künftig anders organisiert werden. Der Befehlshaber des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr, Generalleutnant Erich Pfeffer, soll dafür die Strukturen in den deutschen Streitkräften insbesondere im Vergleich zu Verbündeten überprüfen.
In einem Punkt, den Zorn noch im vergangenen Juli als einen Anlaß zu Besorgnis bezeichnet hatte, gibt der Bericht allerdings vorsichtige Entwarnung:
Ermittlungen im Zuge des schwerwiegenden Fundes von Munition, Sprengstoff und Waffen auf dem Privatgrundstück eines KSK-Soldaten in Sachsen hatten im Juni 2020 zu der Erkenntnis geführt, dass Verschuss, Nutzung und Verbleib von 37.000 Munitionsartikeln1 im Überbestand sowie von 48.000 Munitionsartikeln und 62 Kilogramm Sprengmitteln im Unterbestand durch den Verband nicht mehr zweifelsfrei nachvollzogen werden können. (…)
Als Zwischenergebnis kann festgehalten werden, dass ein hoher Anteil der Abweichungen nachvollzogen werden konnte. Diese lassen sich vornehmlich auf eine unsachgemäße Buchführung zurückführen. (…)
Es verbleiben allerdings absehbar Unterbestände in Höhe von 13.000 Munitionsartikeln und 62 Kilogramm Sprengmitteln, deren Verbleib sich nicht mehr mit absoluter Sicherheit bestimmen lassen wird. Anhaltspunkte für Diebstahl oder Unterschlagung dieser Artikel konnten bisher nicht identifiziert werden. Vielmehr deuten die Untersuchungen bezüglich der genannten Sprengmittel darauf hin, dass hier ein Zählfehler und infolgedessen fehlerhafte Bestandsberichtigungen im logistischen System über mehrere Jahre zur Feststellung eines vermeintlichen Fehls geführt haben. So wurde vermutlich im Oktober 2018 bei einer Bestandsprüfung durch das Fachpersonal des Verbandes 62 Kilogramm Sprengmittel „mehr“ gezählt, als de facto vorhanden waren. Diese wurden als „realer Bestand“ in die Buchführung aufgenommen. Da die Munition mutmaßlich tatsächlich nie vorhanden war, führte die darauffolgende Jahresinventur im Dezember 2019 zu einem vermeintlichen Unterbestand in Höhe von 62 Kilogramm.
Als Konsequenz aus dieser falschen Buchführung soll das KSK künftig mehr Logistikpersonal bekommen – das den tatsächlichen Zu- und Abgang von Munition und Sprengstoff auch ordnungsgemäß verbucht. Bisher habe es eine andauernde Überbelastung des logistischen Fach- und Führungspersonal, die vorschriftswidrige Delegation von originären Aufgaben in der Munitionsbewirtschaftung sowie offensichtlich unzureichende Dienstaufsicht gegeben, heißt es in dem Bericht.
Wie ebenfalls bereits angekündigt, soll auch die Sicherheitsüberprüfung der Soldaten in den Spezialkräften ausgeweitet werden. Derzeit werde das gesamte Personal des Verbandes in einem vierstufigen Prozess unter Beteiligung des Militärischen Abschirmdienstes hinsichtlich seiner untadeligen Haltung und seiner manifesten Verfassungstreue überprüft: Nur wer fest auf dem Boden des Grundgesetzes steht, wird auch in Zukunft an anderer Stelle im KSK dienen können.
In seinem Bericht betonte der Generalinspekteur, die Angehörigen des Kommandos hätten die Herausforderung angenommen, die nötigen Umstrukturierungen nach Bekanntwerden der rechtsextremistischen Vorfälle auch mitzumachen. Sein Ziel sei es, dass das KSK im Frühjahr kommenden Jahres wieder operativ voll einsatzbereit zu machen: Deutschland benötigt auch weiterhin professionelle und einsatzbereite Spezialkräfte der Bundeswehr. Wir werden alles unternehmen, damit sie höchsten Ansprüchen gerecht werden.
Update: Aus der häuslichen Quarantäne äußerte sich die Verteidigungsministerin in einem kurzen Statement zum Bericht; hier das Audio dazu:
Nachtrag: Via Twitter wurde der Generalinspekteur dann auch öffentlich noch mal deutlich:
Nachtrag 4. November: Der Bericht steht inzwischen auf der Webseite des Verteidigungsministeriums (danke für den Leserhinweis) und vorsorglich fürs Archiv auch hier:
20201030_Zwischenbericht_KSK_GI
(Archivbild Juni 2019: Soldaten des Kommandos Spezialkräfte seilen sich aus dem Hubschrauber H145M LUH SOF ab beim Vorüben für den Tag der Bundeswehr in Pfullendorf – Jana Neumann/Bundeswehr)
In den Medien wurden die vermeintlich fehlenden 62 kg Sprengmittel und Munition oft thematisiert, meist mit der Spekulation, ob sich da nicht eine radikale Gruppe mit Munition versorgt habe. Dem scheint nicht so zu sein.
Ich hoffe, dass diese positive Meldung ebenfalls deutlich genug von den Medien aufgegriffen wird.
Ich möchte allerdings vorsorglich auf eines hinweisen: Dass die 62 Kilogramm Sprengstoff durch schlampige Buchführung als Fehl geführt wurden, ist das eine – und dass sich das aufzuklären scheint, ist eine gute Nachricht. Allerdings bedeutet das ja keineswegs, dass ansonsten alles unproblematisch ist/gewesen wäre…
Schlampig ist eine Bewertung, die ohne Anhaltspunkt ist.
Das Verfahren zur Bestandsaufnahme ist überall gleich. Und dabei können Fehler gemacht werden. Punkt.
[Nur noch mal der Hinweis auf das Zitat aus dem Bericht: „eine andauernde Überbelastung des logistischen Fach- und Führungspersonals, die vorschriftswidrige Delegation von originären Aufgaben in der Munitionsbewirtschaftung sowie offensichtlich unzureichende Dienstaufsicht“. Von „ohne Anhaltspunkt“ können Sie da natürlich sprechen, auch eine andere Bewertung scheint möglich. T.W.]
Einerseits eine gute Nachricht, aber für mich als Laien beim lesen auch eine, die sehr vorsichtig formuliert scheint. „Vermutlich“, „mutmaßlich“, „deuten darauf hin“ sind jetzt nicht grade starke Worte. Ist das bei solchen Berichten üblich und einfach der Versuch, sich nicht festzulegen, um im Zweifel bzw. falls später doch ein Fehlbestand festgestellt wird nicht festgenagelt zu werden auf die Aussage oder wie lässt sich das dann lesen?
Also ehrlich, ich habe in fast 40 Jahren Marine auch schon erlebt, dass es bei der Bewirtschaftung von Muntion und Sprengstoff mal zu kleineren „Buchungsfehlern“ gekommen ist. Dann wurde aber schon auf der Ebene von Bootsgeschwadern Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um diese aufzuklären.
Hier zu versuchen, die Öffentlichkeit Glauben zu machen, dass 62 (in Worten zweiundsechzig!) Kg Sprengstoff nur falsch gebucht wurden, halte ich für dreist. Das glaubt doch kein Mensch mit klarem Verstand!
Und demnächst erzählt man uns, dass auch die Instandsetzung der GORCH FOCK gar keine 135 Mio. kostet, sondern nur der ein oder andere Buchungsfehler die Reparaturkosten so aufgebläht hat. sarc/off
Eine andauernde Überbelastung des Fach- und Führungspersonals in vielen Bereichen, die (vorschriftswidrige) Delegation von originären Aufgaben sowie offensichtlich unzureichende Dienstaufsicht kenne ich aus verschiedenen Bereichen, die ich bisher erleben durfte. (Alle außerhalb KSK/DSK.)
Insofern wundert mich das nicht, wenn immer mal wieder bei den „Spitzen“ (KSK, Pfullendorf) so ne Bombe platzt. Überraschend ist es vielmehr, dass es nicht häufiger geschieht.
Statt unzureichender Dienstaufsicht würde ich eher nicht vorhanden schreiben – mMn nach größte Problem. Und nein, ein mal im Jahr angemeldet vorbeischauen und sich zeigen lassen, wie toll alle und alles ist, reicht nach meiner Ansicht nicht aus.
„Oben“ fällt nur auf, wer besonders positiv (leitungsnahe Dienstposten/Nebenfunktion) oder negativ hervorsticht. Alles andere schluckt die Verwaltung…
„So wurde vermutlich im Oktober 2018 bei einer Bestandsprüfung durch das Fachpersonal des Verbandes 62 Kilogramm Sprengmittel „mehr“ gezählt, als de facto vorhanden waren. Diese wurden als „realer Bestand“ in die Buchführung aufgenommen. Da die Munition mutmaßlich tatsächlich nie vorhanden war, führte die darauffolgende Jahresinventur im Dezember 2019 zu einem vermeintlichen Unterbestand in Höhe von 62 Kilogramm.“
Sind das Anhaltspunkte oder Mutmaßungen?
Das ist wirklich ernsthaft gefragt.
Sollte es sich als so geschehen darstellen, war es dann schlampig (sic) oder ein unbewusst erfolgter Fehler?
Auch das frage ich ernsthaft.
Es geht mir dabei ums Prinzip, nicht um die primäre Thematik im KSK.
Den ewigen Zweiflern und denen die diesen Verband am liebsten aufgelöst sehen würden… ja, hier wird mit Sprengmitteln in großer Menge trainiert.
Ja, es gibt und gab über Jahre hinweg im Bereich Unterstützungspersonal eine hohe Belastung die mit keinem Verband der BW verglichen werden kann, dazu eine über Jahre hohe Schlagzahl an Ausbildung,Übung und Einsatz die zumeist parallel und über den Globus verteilt stattfanden
Dürfen deshalb Fehler passieren? Nein, aber sie sind passiert.
Der Bericht spiegelt in Punkto Munition das wieder was sich bereits angedeutet hat…handwerkliche Fehler bei der Buchführung-SAP lässt grüßen.
„Ausgliederung der Ausbildung aus dem Verband selbst und die Unterstellung unter das Ausbildungszentrum Infanterie in Hammelburg begonnen“.
Die Ausbilder der „Infanterieschule“ habe ich mehrfach als professionelle Führer mit Hingabe für die Aufgabe kennengelernt, insbesondere auch jene der EK-Inspektion.
Durch die Bank Lob gab es seitens der NLD Kontingente, die in Vorbereitung ihres ISAF-Kampfeinsatzes (TF URUZGAN) die Erstausbildung mit der PzFst/Bunkerfaust 3 und der GraMaWa in Hammelburg erhielten.
Die Ausbildung von und für das KSK ist jedoch eine andere Hausnummer, die von klassischen Infanteristen- mal eben so – nicht übernommen werden kann, ohne das Qualitätseinbußen hingenommen werden müssen.
Es stellt sich also die Frage, ob/in wiefern, bisheriges Personal aus Calw per Versetzung nach Hammelburg der Vorgabe „durch Ausbildungszentrum Infanterie übernommen“ gerecht wurden, in der Papierform?
@Lucky.Sailor
Doch, das glaube ich sofort, bedenke ich allein nur die Unmengen an Munition und Sprengstoff, die bei den Spezialkräften verübt werden. Da nimmt der für die Ausgabe Bevollmächtigte einfach dann und wann ein paar Gramm zu viel ab und zack, nach einem Jahr sind aus „ein paar Gramm zu viel“ ein paar Kilo zu viel geworden.
Der korrekte Umgang mit Munition und Sprengmitteln ist übrigens genau so eine soldatische Tugend wie Schießen, Springen oder Schlauchbootfahren. Wer wirklich zur militärischen Elite gehören möchte, darf die Nachweisführung nicht als „dafür hatten wir keine Zeit“ (oder keine Lust) abtun.
*off topic*
Ach schade… :-(
bei dem Bild zum Artikel (H145M) habe ich erstmal darauf gehofft dass endlich beschlossen wurde weitere ~50 H145M zu beschaffen :-P
*off topic ende*
bzgl zusätzlichem Lokistik Personal fürs KSK… das ist doch ein Scherz!?
in der heutigen Zeit Personal einstellen um Lagerbestände zu zählen!?
schonmal was von moderner IT gehört!?
@KPK:
Zustimmung.
Die Aufsicht der Ausbildung von Spezialkräften durch die Infanterie ist ein gravierender Einschnitt.
Ich kenne keinen international vergleichbares Konstrukt.
Es ist auch nicht zu erwarten, dass hier Personal der SpezKr „versteckt“ wird (sonst hätte man die Ausbildung ja auch an das AusbZ SpezlOp anbinden können).
Stattdessen ist eine schleichende „Truppisierung“ (Ausbildung anhand der normalen Vorschriften) der Spezialkräfte zu erwarten.
Notwendig wäre wohl ein echter Neuansatz.
Denn Spezialkräfte werden gebraucht für alle Aufgaben der Bw – auch für LV/BV.
Bei der öffentlichen Wahrnehmung dieses Berichts braucht man sich wohl keine Hoffnungen machen. Zwar habe ich bei spiegel.de und anderen dazu Meldungen gesehen, aber die öffentliche Wahrnehmung wird heute und in de nächsten Wochen eindeutig bei der US Präsidentschaftswahl liegen. Da wird diese Nachricht zur Bundeswehr wohl eher untergehen.
Wie im wirklichen Leben, sprich in der freien Wirtschaft. Oft muss ich erleben, das der kaufmännischen Seite, hier der logistischen, nicht die Aufmerksamkeit und Wertschätzung beigebracht wird, die sie verdient. Und schon nimmt das Chaos seinen Lauf. Das ist bei der Bw besonders ausgeprägt, gelten die Logistiker doch oft als „Etappenhengste“. Zu Unrecht.
@muck sagt: 02.11.2020 um 19:34 Uhr
„Da nimmt der für die Ausgabe Bevollmächtigte einfach dann und wann ein paar Gramm zu viel ab und zack, nach einem Jahr sind aus „ein paar Gramm zu viel“ ein paar Kilo zu viel geworden.“
Das ist kein Grund. Die festen Sprengstoffe werden als solche auch definiert abgegeben (100gr., 200gr. usw.) , da gibt es nichts zu teilen. Und bei Sprengmasse formbar gilt der Sprengkörper als verbraucht, wenn er beschädigt oder geteilt wird. Es hat auch niemand eine Waage dabei. Niemand gibt ein Stückchen wieder zurück, noch wird es vereinnahmt. Es wird dann schlicht und einfach verbraucht, also gesprengt.
Das sieht schlicht nach einem Zählfehler aus. Das passiert schnell, Trupp 1 zählt, markiert den Lagerort aber nicht als „gezählt“. Trupp 2 kommt von der anderen Seite, findet keine Markierung und zählt diesen nochmal. Ohne Hinweis, das es sich um eine Kontrollzählung handelt. Also zwei „Erstaufnahmen“. Sieht bei der Auswertung niemand.
Eine Variante, eine weitere sind Eingabefehler usw. usw.. Inventur oder hier: Bestandsaufnahme ist für Profis, auch wenn es einfach aussieht.
Könnten wir den Elefanten im Raum mal benennen?
SAP?
Die „andauernde Überbelastung des logistischen Fach- und Führungspersonal“ ist jedenfalls ein deutlicher Hinweis auf dieses Big-Data-Monster, dessen Bedienführung wirr ist und schon in den 90ern nicht mehr state-of-the-art war, das die wiederholte Eingabe von redundanten Daten erfordert und sich auch gerne auf Freitextfelder verlässt.
@ Obibiber sagt: 02.11.2020 um 20:03 Uhr
„in der heutigen Zeit Personal einstellen um Lagerbestände zu zählen!?
schonmal was von moderner IT gehört!?“
Und trotzdem müssen Sie, per Gesetz, einmal im Jahr eine körperliche Bestandsaufnahme machen. Also ganz stumpf zählen. Das ist keine Besonderheit der Bundeswehr. Kann im Prinzip jeder, wenn er proffessionell angeleitet wird.
Was auch immer bei einer Struktur-Veränderung für das KSK herauskommt, der Bereich Spezialkräfte ist als Ganzes zu betrachten, Bedarf für ein TSK-übergreifendes SOF Kdo.
Das „Kommando Führung Operationen von Spezialkräften (Kdo FOSK)“ war ein solches, teilstreitkräfteübergreifendes, eigenständiges Kommando.
KSK, SpezKr Mar + https://augengeradeaus.net/2016/11/auch-die-luftwaffe-hat-jetzt-spezialkraefte/
Zwar ist „das Einsatzführungskommando der Bundeswehr die streitkräftegemeinsame Führungseinrichtung der Spezialkräfte der Bundeswehr auf der operativen Ebene“, leider aber kein SOF Command, … und Führung auf der strategischen Ebene?.
Mit einem „Zählfehler“ kann ich aber immer Diebstahl kaschieren!
Dass man „keine Anhaltspunkte“ für Diebstahl findet, ist nicht logisch.
DENN:
Theoretisch kann man nichts stehlen – geschulte Leute mit Sachverstand und genügend Zeit + Fleiß kontrollieren/zählen den Bestand.
Und nein, „Menschen machen Fehler“ passt hier nicht, denn bei korrekter Bestandsführung werden diese Fehler direkt bemerkt. (z. B. beim Abzählen – da gibt es verschiedene Zähltechniken)
Wenn aber ein Unterbestand festgestellt wird, kann es sich nur um Diebstahl handeln, denn ein Zählfehler ist ausgeschlossen bei korrekter (genügend Zeit + Fleiß) Bestandsführung.
Praktisch ist ein Diebstahl aber nicht auszuschließen, WENN man weiß, dass die Bestandsführung nicht korrekt gemacht wurde (nicht genügend Zeit + Fleiß). Eine nicht korrekte Bestandsführung wird sogar zugegeben.
Hier also zu tun, als wenn es keine Hinweise gegeben hat, ist sachlich falsch.
Die korrekte Formulierung lautet:
„Es wurde mutmaßlich falsch gezählt, ein Diebstahl kann jedoch leider nicht ausgeschlossen werden aber auch nicht bewiesen werden.“
Man hat nur Angst vor einem PR-Debakel durch diesen Satz, er wäre in dieser Angelegenheit aber die einzige richtige Antwort.
@Klaus-Peter Kaikowsky (KPK) ,02.11.2020 um 18:48 Uhr
„Die Ausbilder der „Infanterieschule“ habe ich mehrfach als professionelle Führer mit Hingabe für die Aufgabe kennengelernt, insbesondere auch jene der EK-Inspektion.“
Ich darf doch bestimmt Nachfragen „wann“ das war?
Ich bezweifle, daß die anteilmäßige Führung, Ausbildung von Spezialkräften an der InfS richtig verortet ist.
@Lucky.Sailor sagt: 02.11.2020 um 17:47 Uhr
„Hier zu versuchen, die Öffentlichkeit Glauben zu machen, dass 62 (in Worten zweiundsechzig!) Kg Sprengstoff nur falsch gebucht wurden, halte ich für dreist. Das glaubt doch kein Mensch mit klarem Verstand!“
Ich denke, Sie haben keine Vorstellung, wie viel Sprengstoff bei einem einzigen durchschnittliche Ssprengen verbraucht wird. 62 kg sind da schon in einem herkömmlichen Verband der Infanterie nicht viel. Für SpezKr ist das ein Witz.
Fehlbuchungen sollen natürlich trotzdem nicht vorkommen, aber ich denke Ihre Wahrnehmung ist hier einfach durch eine eigene, anders gelagerte Erfahrungswelt verschoben.
@Klaus-Peter Kaikowsky (KPK) sagt: 02.11.2020 um 18:48 Uhr
Die Unterstellung unter das AusbZInf (welches nach meinem Kenntnisstand bald übrigens wieder InfS heißen darf!), ist ja nur ein Unterstellungswechsel.
Die Ausbildung findet ja immer noch in Calw statt, die Ausbilder werden also nicht von artfremden Infanteristen aus Hammelburg gestellt. Wenn ich das richtig verstehe geht es darum durch den Unterstellungswechsel eine andere Führung/Dienstaufsicht außerhalb des Dunstkreises der SpezKr zu gewährleisten, die Ausbilder bleiben aber weiterhin (vmtl. weitgehend) SpezKr aus und in Calw.
Mit einem modernen Warenwirtschaftssystem wäre das nie und nimmer in diesen Dimensionen und über so lange Zeit unentdeckt geblieben.
Das sind heutzutage selbstlernende Systeme, die eine Inventurberichtigung in diesen Dimensionen sofort beanstandeten, weil sie mit bisherigen Korrekturen nicht korrelierten.
So überführt übrigens auch das gewöhnliche Finanzamt den Kneipier, der über Inventurschäden seine Privatbar bestücken will.
Diese Zeiträume, wo nix passiert ist, finde ich auch skandalös. Da bin ich bei Lucky.Sailor, so etwas hätte den Laden so lange stillgelegt, bis sich das Problem geklärt hätte. Nichts weniger.
Ich erinnere mich an einen Vorfall als Versorger in einem Bootsgeschwader da waren bei einer außerordentlichen Überprüfung 1 MP und 1 Pistole verschwunden. Nach 3 maligen Absuchen und Überprüfung wurde der Kommandant verständigt und anschließende daraufhin wurde das ganze Boot durchsucht ohne Ergebnis. Es folgte der übliche Dienstweg Meldung an S2 und Kommandeur Befragungen und Verhöre. Nach 2 Tagen stellte sich raus das die beiden Waffen an die Instandsetzung gegangen waren. Der Ausgang wurde schlicht und einfach nicht verbucht. Die Aufklärung dauerte 2 Tage weil dann der zuständige Ari aus dem Urlaub zurückkam und den Vorfall aufklärte. Die Abgabe der Waffen an die Inst. wurde schlicht und einfach verschlampt. Gab für mich viele Überstunden da auf allen Booten sämtliche Waffen und Munitionsbestände überprüft werden mussten und einen fürchterlichen Anschiss für den verantwortlichen Abschnittsleiter der Ari. Ein halbes Jahr später verschwanden dann auf einem anderen Boot tatsächlich eine MP und 50 Schuss Munition. Zum Glück konnte der Täter überführt werden.
Was ich seinerzeit hier im Blog zu diesem Thema mehrfach geschrieben hatte, scheint sich ja nun zu bestätigen. Es sind schlicht und ergreifend Buchungsfehler die sich über einen längeren Zeitraum summiert haben.
Alleine die Tatsache das immer von 62kg „Sprengstoff“ gesprochen wird zeigt mir, wie wenig Fachkenntnis von der Munitionsbewirtschaftung vorhanden ist.
Es gibt verschiedene Sorten von Sprengmitteln (zu denen u.a. auch Sprengkörper aus TNT oder PETN mit verschiedenen Gewichten gehören) aber kein einziger Artikel davon wird bei der Bundeswehr in der Bezugseinheit „Kilogramm“ oder „Gramm“ bewirtschaftet, sondern ausschließlich in der Bezugseinheit „Stück“ oder die Sprengschnur in der Bezugseinheit „Meter“
Es können somit überhaupt keine „62kg Sprengstoff“ fehlen sondern höchstens verschiedene Artikel aus der Gruppe der Sprengmittel, bei der man vermutlich einfach die Explosivstoffmassen addiert hat damit es sich spektakulär anhört.
[Ich nehme an, Ihr Vorwurf der fehlenden Fachkenntnis richtet sich an den GI und ans Verteidigungsministerium, die haben nämlich diese Bezeichnung in Kilogramm aufgebracht. T.W.]
@all
Mir ist schon klar, dass meine Überschrift mit dazu geführt hat, dass jetzt fast ausschließlich über den verschwundenen oder nicht verschwundenen Sprengstoff debattiert wird. Allerdings, nur zur Erinnerung: Da gab’s auch noch andere Punkte, und die Umstrukturierung des KSK liegt nicht alleine in den Fehlbuchungen von Munition und Sprengstoff begründet. Das darauf zu reduzieren, ist dann bisschen sparsam…
@TW
Natürlich geht das in Richtung BMVg, die das bereits völlig falsch kommunizieren.
Leider gibt es jedoch auch einzelne Kommentatoren die speziell bei diesem Thema eine sehr verfestigte Meinung haben, leider jedoch wenig Sachkenntnis.
Fairerweise muss ich aber auch sagen, das die Zusammenhänge für Leute die nicht im Fachgebiet arbeiten, teilweise schwer zu verstehen sind.
@Insider, Gewichtsangabe vs. Stück, bzw. Meter:
„Es können somit überhaupt keine „62kg Sprengstoff“ fehlen sondern höchstens verschiedene Artikel aus der Gruppe der Sprengmittel, bei der man vermutlich einfach die Explosivstoffmassen addiert hat damit es sich spektakulär anhört.“
Und das macht die Situation jetzt besser?
Ihrem Insiderwissen nach sind demzufolge gleich ganze ‚Artikel aus der Gruppe der Sprengmittel‘ abhanden gekommen, und zwar über einen längeren Zeitraum? Und das ist dann für Sie ‚weniger‘ spektakulär?
@Yeoman sagt: 02.11.2020 um 22:35 Uhr
„Mit einem modernen Warenwirtschaftssystem wäre das nie und nimmer in diesen Dimensionen und über so lange Zeit unentdeckt geblieben.“
Das ist aber eine steile These, die ich so nicht für haltbar halte. Sie gehen davon aus, das der Systembestand zu einem Zeitpunkt X dem tatsächlichen Bestand entsprach. Das wissen wir aber nicht.
Meistens sitzt das Problem doch vor dem Bildschirm. Und ein Warenwirtschaftssystem ist nur so gut, wie es gepflegt wird. Es gilt weiterhin „bullshit in – bullshit out“.
Und selbst, wenn es Fehlerprotokolle und Hinweise aus dem System gab, muß die erstmal jemand beachten und ihnen nachgehen. Welche unabhängige Instanz prüft denn so etwas bei der Bw?
Wieso jetzt 62? Man konnte ja den Eindruck gewinnen es wären „nur“ noch 60 gewesen.
Man darf daran erinnern, das ja schon im Mai 2 Kilogramm wiedergefunden wurden, im Waffenversteck eines KSK Soldaten… Der Sprengstoff sollte nach Medienberichten Typengleich mit dem vom KSK sein.
Hat man die jetzt so mit entschuldigt?
Wenn man die Menge nicht dazu zählt, wäre zu klären wo der Sprengstoff denn sonst herkommt.
@T.W.
Da könnte man nochmal nachhaken.
[Die Menge, die bei dem KSK-Angehörigen in Sachsen gefunden wurde, gehört nicht zu den rechnerisch vermissten 62 kg. T.W.]
@Roland09
Natürlich sollten Buchungsfehler nicht passieren und es lässt sich gerade bei SASPF sowie der Ausbildung des Personals noch vieles verbessern.
Aber die Munition ist nicht „weg“ wie viele hier vorab bereits gemutmaßt haben und zumindest lässt sich der Verbleib ja aufklären.
Ich mache Ihnen dazu noch ein praktisches Beispiel am Beispiel Sprengschnur: Für 62kg reinen Sprengstoff wären hier 248 Rollen a 25m notwendig. Glauben sie ernsthaft, das ein Verlust von 248 Rollen unbemerkt möglich wäre? Das ganze schaffen sie aber mit einer einzigen falschen Buchung.
Die Aussage mit den 62kg ist einfach irreführend und führt zu Pauschalisierung und falschen Vorwürfen gegenüber den Verantwortlichen
Also mal logisch gedacht:
-Lieferanten dokumentieren und bewahren Dokumente auf, da Sprengmittel und Kriegswaffenkontrollgesetz.
-Die BW dokumentiert und bewahrt Dokumente auf, da Sprengmittel und Kriegswaffenkontrollgesetz.
Die Aktenlagen müssen schon mal übereinstimmen. Hinzu kommt SAP, dessen Warenwirtschaftssystem einen Bestand Einkauf minus Verbrauch ausweist, was den Bestand im Lager entsprechen muss.
Dem war nicht so, warum? Man hat Sprengmittel zuviel eingebucht was 60 kg entspricht. 2 KG hat das KSK gefunden in irgendwelchen, sehr peinlichen, Ü-beständen. (nicht in dem Garten)
Im Garten des UmP hatte man Sprengmittel gefunden, welche dann wohl als verbraucht gebucht waren also abgezweigt wurden bei z. B Übung.
Was so abgezweigt wurde wird man nie anhand Fehlbeständen weder in Dokumentform noch im Warenwirtschaftssystem nachvollziehen können.
NIE!
Bleiben die Munitionsbestände… 😐
Unterm Strich: Kausa Sprengmittel abgeschlossen…
Welche rechtsextremen Vorfälle gab es denn? Schweinskopfwerfen ist nicht strafbar. Und sich irgenwelchen Weltkriegsplunder an die Wand nageln auch nicht. Dass wird alles zu hoch gehangen. Ist wie mit dem Spruch „Treue um Treue“. Warum nicht? Das sind Soldaten die für ihre Kameraden mit ihrem Leben einstehen! Man muss dass alles so nicht mögen. Aber ich persönlich halte dass alles für komplett überzogen. (Privatmeinung)
[Ihre Meinung ist Ihre Meinung – aber ich bin es langsam müde, die gezielten Leugnungen hier immer wieder mit dem Hinweis auf die tatsächlichen Strafverfahren, Disziplinarverfahren, Entfernungen aus der Truppe usw. zu konterkarieren. Meinung heißt nicht, Fakten zu leugnen. Natürlich können Sie auch der Meinung sein, so’n bisschen abgezweigter Sprengstoff im Gartenversteck sei halt nicht erwähnenswert, aber tun Sie nicht so, als sei das real. Sie wollen mutmaßliche kriminelle Aktionen rechtfertigen, aber das tun Sie nicht hier. T.W.]
@ emil93
Super, 1+ Besser kann man das Debakel nicht formulieren
Und eine nicht ordnungsgemäße Delegation von Kontrollaufgaben in der Munitions- und Sprengmittelbewirtschaftung, wenn also der Chef der Versorgungskompanie die Bestände laut Buchführungsbestandsauszugsliste nicht persönlich körperlich zumindestens als Stichprobe kontrolliert hat, ist ein Fall für eine gerichtliche Disziplinarmaßnahme, die vor dem Truppendienstgericht abgehandelt wird.
@ Insider
Das Sprengmittel nicht in der Bezugseinheit „kg“ abgerechnet werden ist klar. Man schreibt ja auch keine Anforderung über 10 kg TNT, C4 oder wie der jeweilige Sprengstoff auch heißen möge.
Man schreibt eine Anforderung über 100 Each VersNr. , TKZ; ArtBez „100 gr Ladung TNT“ (oder so ähnlich).
Haben Sie schon mal ausgerechnet wieviel Sprengstoff tatsächlich fehlt, wenn man alle Sprengmittel inkl. der Meterware von Sprengschnüren zusammenrechnet ? Laut dem obigen Abschlussbericht 62 kg. Man kann sowohl einen Zählfehler als auch einen Diebstall nicht ausschließen.
Und mal ein praktisches Argument. Wenn ein Soldat die Absicht hat, Munition oder Sprengmittel zu unterschlagen, tut er dies so, dass es nicht eindeutig nachweisbar ist, entweder eine ausgegebene Menge nicht verbraucht wird und er sie unterschlägt oder eine falsche Rückgabemenge von nicht verbrauchten Sprengmaterial angibt. Hinterher kann man einen Zähl- oder Buchungsfehler daraus konstruieren.
Ich übrigen gibt es den § 78 BHO „Unvermutete Bestandsprüfung“ alle paar Jahre in einem jedem nachweispflichtigen Verband der Bw. Da sind von jeder Nachschubspezialrichtung Spezialisten aus der OStFw- und HptmFD-Ebene dabei. Denen verschleiert man nichts, außer mit krimineller Absicht. !
Re:
Roland09 sagt:
03.11.2020 um 9:14 Uhr
@Insider, Gewichtsangabe vs. Stück, bzw. Meter:
„Es können somit überhaupt keine „62kg Sprengstoff“ fehlen sondern höchstens verschiedene Artikel aus der Gruppe der Sprengmittel, bei der man vermutlich einfach die Explosivstoffmassen addiert hat damit es sich spektakulär anhört.“
Und das macht die Situation jetzt besser?
Ihrem Insiderwissen nach sind demzufolge gleich ganze ‚Artikel aus der Gruppe der Sprengmittel‘ abhanden gekommen, und zwar über einen längeren Zeitraum? Und das ist dann für Sie ‚weniger‘ spektakulär?
Tja, den Text nicht verstanden. Aber wie der Insider schon selbst bemerkte, für Außenstehende schwierig.
Ich stimme meinem „Pulver-Bruder“ zu und sehe die Öffentlichkeitsarbeit des BMVg gerade deshalb ebenso kritisch, weil kaum nachvollziehbar.
@Pio-Fritz sagt: 03.11.2020 um 9:15 Uhr
„Und selbst, wenn es Fehlerprotokolle und Hinweise aus dem System gab, muß die erstmal jemand beachten und ihnen nachgehen. Welche unabhängige Instanz prüft denn so etwas bei der Bw?“
Das macht die Prüfgruppe Materialbewirtschaftung der Bundeswehr (PrfGrpMatBewBw) in einem dreijährigen Turnus bei (eigentlich) allen materialbelasteten Dienststellen. Ob Spezialkräfte da ausgenommen sind, entzieht sich aber meiner Kenntnis.
Wenn die Prüfung stattfindet, ist sie jedenfalls sehr gründlich, da kommen solche Unklarheiten im Bestand definitiv zum Vorschein, so denn nichts nachträglich sehr penibel kaschiert wurde.
Arbeiten mit einem modernen Warenwirtschaftssystem ohne physische Bestandsaufnahme ist so wie wenn zwei Theoretiker vor einem Aufzug stehen und das Kommen und Gehen beobachten. Erst gehen zwei rein und fahren hoch. Dann geht die Tür nach einer Weile wieder auf und vier Leute steigen aus. Sagt der eine zum anderen. „Du, wenn wir zwei da jetzt reingehen, ist der Aufzug leer!“
Fehler passieren, wo Menschen arbeiten. Und ich bin bei solchen Sachen durchaus glücklich, wenn es „nur“ Fehler sind, wenngleich man auch diese nach Möglichkeit minimieren sollte. Die Alternative wäre nämlich sehr bedenklich.
Zum Abstellen solcher Zählfehler kann die Technik nur helfen. Barcodes und Scanner, dann kann wenigstens automatisiert nachvollzogen werden, wenn derselbe abgepackte Block Plastiksprengstoff zweimal gezählt wird, und es kommt nicht zu solchen „Buchbeständen“, die dann nach erneuter Zählung zu Fehlbeständen werden.
1. zur Fehlerabschätzung:
Mein Statistikprofessor an der UniBwM sagte in Bezug auf die geforderte körperliche Inventur:
„Jede Zählung ist nur eine qualifizierte Schätzung“.
2. Inventurfehlmengen werden im Einzelhandel gerne mit „Ladendiebstahl“ erklärt. Sogar Kühlschränke und Großbildfernseher sollen so abhandenkommen.
Tatsächlich ist das aber nur die halbe Wahrheit. Untersuchungen belegen, die meisten Sachen werden durch das Personal selbst geklaut.
Buchungs- und Zählfehler sind sicher möglich, die wahrscheinlichste Erklärung der Fehlmenge ist es aber nicht.
@Karl Mohr sagt: 03.11.2020 um 13:15 Uhr
Der Vergleich mit dem Einzelhandel hinkt. Sie können den Fernseher direkt nutzen oder die Tüte Chips aufessen. Aber ein Block TNT oder PETN nützt Ihnen erstmal gar nichts. Den können Sie in offenes Feuer werfen und nichts passiert, Die Initialenergie ist nicht hoch genug, um den Sprengstoff zur Detonation zu bringen.
Das heißt, Sie müssen neben dem Sprengstoff auch noch die Zündmittel stehlen. Da gehört dann schon sehr viel kriminelle Energie dazu.
„Das heißt, Sie müssen neben dem Sprengstoff auch noch die Zündmittel stehlen.“
Falsch.
Zündmittel kann man aus anderen Quellen schon besitzen (legal) oder selbst herstellen oder jemand für den der Sprengstoff bestimmt war.
62 kg Sprengstoff, egal ob nun in Sprengschnüren oder nicht, bleiben 62 kg Sprengstoff (qualitativ hochwertiger Sprengstoff) in unerlaubten Händen.
General Zorn:
„kann festgehalten werden, dass ein hoher Anteil der Abweichungen nachvollzogen werden konnte. Diese lassen sich vornehmlich auf eine unsachgemäße Buchführung zurückführen. (…)
Es verbleiben allerdings absehbar Unterbestände in Höhe von 13.000 Munitionsartikeln und 62 Kilogramm Sprengmitteln, deren Verbleib sich nicht mehr mit absoluter Sicherheit bestimmen lassen wird.“
Bedeutet:
37.000 Munitionsartikel aus dem Überbestand sowie von 35.000 Munitionsartikel aus dem Unterbestand resultieren eindeutig aus falscher Buchführung.
13.000 Munitionsartikel + 63 kg Sprengstoff FEHL stammen NICHT eindeutig aus falscher Buchführung,
sondern KÖNNEN aus falscher Buchführung stammen:
1. mehr herausgegeben als im System vermerkt und verschossen/versprengt (Empfänger ist es nicht aufgefallen oder hat es nicht beanstandet)
KÖNNEN aber auch absichtlich entwendet worden sein:
2. genauso viel herausgegeben wie im System vermerkt und danach Menge X illegal entwendet (für private Zwecke)
Man kann den ganzen Sachverhalt mit 1. erklären, vergisst dabei allerdings die sehr vielen Probleme der letzten Jahre in den Sicherheitsbehörden allgemein und im KSK im Speziellen.
Diese langwierige Diskussion über den Munitionsskandal verwässert das eigentliche Problem. Offensichtlich war und ist rechtes Gedankengut im KSK mehr verbreitet als gedacht. MAD und WDA arbeiten seit Wochen vor Ort und werden offenbar fündig. In der 2. Kommandokompanie wurde vermutlich kollektiv und gelenkt gelogen. Egal aus welchen Motiven. Der Skandal liegt also tiefer. Ob er früher erkannt hätte werden und können und müssen, werden wohl hoffentlich ungeschönte Berichte darstellen. Eine typische BMVg Mentalität ist jedoch schon wieder offensiv im Einsatz, man lobt sich selbst, verschleiert eigenes Fehlverhalten und schützt bestimmte Dienstgradgruppen, welche ihrer Führungsverantwortung nicht oder ungenügend nachkamen. Es wurde mal von eklatantem Führungsversagen gesprochen. In der Marine bleibt sicher keiner Kapitän eines Kriegsschiffes, wenn man dies feststellt. Dies betrifft in also besonderem Maße Kommandeure aller Ebenen. Also, bei aller Schlampigkeit im S 4 Bereich des KSK oder auch, nicht zu vergessen, des G4 Bereiches der DSK, das Problem KSK ist noch lange nicht gelöst. Wir sollten auch aufpassen, dass nicht rasch wieder ‚Heldensagen‘ auf Twitter o.ä. berechtigt oder nicht, die Ursprungsthematik verschleiern.
„Nur wer fest auf dem Boden des Grundgesetzes steht, wird auch in Zukunft an anderer Stelle im KSK dienen können.“
Hab ich mich hier verlesen? Muss es nicht heißen: „… wird auch in Zukunft an anderer Stelle in der Bundeswehr dienen können.“
[Darüber war ich auch gestolpert, ist aber O-Ton aus dem Bericht. T.W.]
Wirklich beruhigend ist diese Aktualisierung nicht!
Dort wo Waffen, Munition und Sprengstoff schlampig verwaltet werden, da ist dem Mißbrauch Tür und Tor geöffnet. Worauf diese Schlampigkeit dann zurückzuführen ist, interessiert mich nur insoweit, als es dazu dient den Sachverhalt aufzuklären.
Eigentlich sagt der Artikel in Bezug auf den Spregstoff doch nur aus, dass man eine Hypothese zu den 62 kg entwickelt hat, die man aber nicht belegen kann. Wenn man den Nachweisen des KVK glaubt, dann ist die Hypothese wahrscheinlicher, dass 62 kg Sprengstoff fehlen und sich in den falschen Händen befinden.
Möglicherweis gilt ja auch hier, dass bei einem geringen Fehlbestand gerne davon ausgegangen wird, dass jemand lage Finger gemacht hat, dass ein großer Fehlbestand aber für viele BEteiligte solch nachteilige Folgen hätte, dass man lieber eine andere Erklärung sucht.
Oft ist es wohl einfacher und weniger riskant eine ganze Palette zu klauen / umzudirigieren als mit einem Bruchteil davon in der Tasche vom Gelände zu marschieren.
Ich bin ein wenig überrascht über die recht technisch-statistisch angehauchte Kommentarlage zum Thema. Noch spannender wären doch in Ergänzung zum „Wie“ die Fragen nach dem „Wer“ und „Warum“?
@Dante
Schweinskopfwerfen ist erstmal nur unappetitlich, wird aber dann zum Problem, wenn damit die religiösen Gefühle Dritter verletzt werden sollen …. Thema Religionsfreiheit. Warum wurden keine Merrschweinchenschädel verwendet? (Thema Tierschutz allgemein)
Weltkriegsplunder ist auch erstmal kein Problem, wenn es sich um historisch / wissenschaftlich bedeutsame Exponate handeln würde. Soweit ich das verfolgen konnte, geht es aber eher um Symbolik mit nationalsozialistischem Bezug und sorry, da hört mein Verständnis und das der Justiz erfreulicherweise auf, zumal es dafür klare Gesetze gibt.
Und ja, ich empfinde (als Zivilist) großen Respekt für ALLE Soldatinnen und Soldaten – speziell auch des KSK -, die unserem Land dienen, dafür persönliche Opfer bringen, in Einsätze gehen, verwundet oder gar getötet werden. Ich verstehe auch, dass es zur Identifikation, Trauerarbeit und Kameradschaftspflege Traditionen und Symbolik braucht … z.B. die der BW, Deutschlands oder Europas. Irgendwas Leben bejahendes – das wünsch ich uns allen.
@ Mediator
Zitat: „Oft ist es wohl einfacher und weniger riskant eine ganze Palette zu klauen / umzudirigieren als mit einem Bruchteil davon in der Tasche vom Gelände zu marschieren.“
So ist es !
Es sei an den Vorfall im Bereich LwDepot in Erding vor einigen Jahrzehnten erinnert wo ein Bundesbahnmitarbeiter und Soldaten auf den Fliegerhorst ganze Güterwagons in den Gleisanlagen des Depots auf dem Fliegerhorst verschwinden haben lassen und wo es dann billige Fernseher zu kaufen gab, die „vom LKW gefallen waren“ und deshalb billig verhökert wurden. Das System ging über mehrere Jahre und die fehlenden Güterwagons waren im gesamten Bundesbahnsystem unauffindbar.
Kann es nicht folgende Variante sein:
100 kg Material gekauft
38 kg verbraucht.
62 kg 2x gezählt und in das System eingegeben
-> im System 124 kg, im Lager 62 kg
-> Fehl von 62 kg.
Durch Abgleich Einkauf und Verbrauch festgestellt, dass Buchbestand auf 62 kg zu korrigieren ist
Ergebnis: Buch=Lager
Ok, Leute. Die ganzen „könnte es nicht so gewesen sein?“-Berechnungen stellen wir jetzt mal zurück bis zum Abschlussbericht im kommenden Jahr. Es wird langsam ein wenig … abstrus.
@Bruxismus: Wenn man wie Sie die Frage stellt, warum keine Meerschweine hergenommen wurden, eine Antwort, böse religiöse Hintergedanken außen vor lassend: Weil in deutschen Schlachtereien nunmal weitestgehend Schweine und Rinder geschlachtet werden, keine Meerschweine….Und weil das Haustier der Tochter dann wohl doch tabu war…..Manches kann ganz einfach sein. Damit ist keine Wertung verbunden, ob das toll, erstrebsam oder kindisch ist.
@
SB63 sagt:
03.11.2020 um 15:26 Uhr
“
„Nur wer fest auf dem Boden des Grundgesetzes steht, wird auch in Zukunft an anderer Stelle im KSK dienen können.“
Hab ich mich hier verlesen? Muss es nicht heißen: „… wird auch in Zukunft an anderer Stelle in der Bundeswehr dienen können.“
[Darüber war ich auch gestolpert, ist aber O-Ton aus dem Bericht. T.W.]
“
Evtl. sind besonders die Personen der aufgelösten 2. gemeint, die an anderer Stelle im KSK weiter dienen können, wenn… .
Wäre ja auch nur konsequent diese bei erwiesener Nicht-Schuld oder Nicht-Beteiligung (was auch immer) weiter dienen zu lassen und sie nicht weiter zu benachteiligen.
Und das ist ja auch schon das von @TW angesprochene Hauptproblem: Die Antwort auf die Frage wie viele ‚Nazis‘ mit welchen Machenschaften (ggf. in Netzwerken) und belegbaren/nachverfolgbaren Taten gefunden worden sind, die a) nicht mehr im KSK dienen dürfen (aber noch in der BW) oder b) die ganz aus der BW entfernt worden sind.
Hierzu gab es ja schon mal von den vorigen MAD-Ermittlungen eine Auflistung, wo man schön sehen konnte, dass von den Untersuchten Fällen bisher nur seeeehr wenige zur Gänze aus der BW entfernt worden sind und fraglich blieb, was die Majorität denn nun außerhalb des KSK, aber noch in der BW macht (und warum).
@ Pio-Fritz – 03.11.2020 um 9:15 Uhr:
„Welche unabhängige Instanz prüft denn so etwas bei der Bw?“ – Sie treffen des Pudels Kern. Ich erwarte bei so „heißer Ware“ wie Sprengmitteln, dass bei bestimmten Buchungsvorgängen, z.B. Bestandsberichtigungen nach Inventuren, automatisiert und unauslöschlich, unter Ausschaltung eventueller persönlicher Kennverhältnisse vor Ort, Meldungen an Prüf- und Bewirtschaftungs-Überwachungsstellen gehen, die sich zeitnah solchen Vorgängen widmen.
@ Metallkopf – 03.11.2020 um 11:49 Uhr, Karl Mohr – 03.11.2020 um 13:15 Uhr:
„Fehler passieren, wo Menschen arbeiten.“ Binse. Kann man durch geeignete Verfahren ausschließen, beispielsweise durch Doppelblind-Erfassung, d.h. zwei PX zählen voneinander unabhängig (keine Absprachen, idealerweise keine Kennverhältnisse, zeitlich versetzt) den GESAMTEN Bestand. Liegen Zähldifferenzen vor, werden die differierenden Positionen von einem Dritten nochmals gezählt, bis es zwei unabhängige, gleichlautende Zählergebnisse gibt. So macht es zumindest ein seriös wirtschaftender Einzelhändler.
@ Pio-Fritz – 03.11.2020 um 13:43 Uhr:
Den Punkt mit dem Einzelhandel habe ich eingebracht, die konkreten Beispiele sind natürlich vollkommen verschieden. Mir geht es um die Kenntnisnahme existierenden Wissens und verbreiteter Technologien, wie so etwas wie „vermutliche Zählfehler unklaren Ursprungs“ von vornherein ausgeschlossen werden kann.
Angesichts des Proliferationsrisikos, das den in Rede stehenden Materialien zu eigen ist, sollte es eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, dass die Bundeswehr von sich aus ein Warenwirtschaftssystem etabliert – zumindest für diesen sensiblen Bereich –, das manipulationssicher ist. Nur dann lassen sich auftauchende Fehlbestände eindeutig rechtswidrigem Verhalten zuordnen.
Und falls ich zu pingelig rüberkomme: Wenn man täglichen Umgang mit Munition und Sprengmitteln hat, mag derartie Bürokratie sicherlich nervig wirken. Allerdings ist für 99,9% der Menschen in unserm Lande diese „Produktgruppe“ hochgradig angst-/verschwörungsbefrachtet, und wenn die Bundeswehr da keinen Druck aufs System bekommt, muss man sich nicht wundern, dass auf diesem Sumpf Aktionen wie die des Zentrums für Politische Schönheit von letzter Woche drauf wachsen.
Mal ein wenig Historie: vor etwa 10 Jahren gab es eine Überprüfung Paragraph 78 BHO der Dienststelle KSK. Der Prüfbericht umfasste etwa 80 Seiten und in der Antwort von fast jeder zweiten Prüffrage stand: „kann nicht vollumfänglich dokumentiert werden….würde den Umfang sprengen“. Diese Überprüfung brachte das bis dato schlechteste Ergebnis jemals. Btw: da war der Verband noch gar nicht mit SAP ausgerollt!!! Es kam zu einem Dienstaufsichtsbesuch u.a. des G4 HFüKdo und Teilen des Heeresamtes um „ein paar“ Fragen zum Bericht und Problematiken in der Einführung SAP zu klären. Wer nun nach Calw fuhr und anhand des Prüfberichtes eine Katastrophe oder einen Haufen Sch…. erwartete wurde eines Besseren belehrt. Um es abzukürzen….Top erster Eindruck….die Probleme liegen in der Struktur des Verbandes, wo die Eigenversorgung von Einsatz und Ausbildungsvorhaben (Trp-Ebene) in keinster Weise ausreichend personel hinterlegt sind. Der G4 merkte damals an:“ warum sind unsere Kämpfer so devot und nicht in der Lage zu melden wenn etwas nicht funktioniert…. “ Er artikulierte deutlich den Auftrag an den Verband eine belastbare Struktur der Unterstützungskräfte auszuplanen.
…..10 Jahre her….. was ist passiert?(Trennung)
Das hier Kommentatoren die 62kg relativieren finde ich fast schlimmer als die Tatsache an sich. Wenn die Erfassung (Zählung) von Sprengstoffen „nicht so leicht“ ist, dann wähle ich Möglichkeiten um sicher zu sein. Wenn also eine Bestandsberichtigung über 62kg (oder mehrere Artikel) so locker passiert, ohne das der S4/LogStOffz/Kdr nervös wird….Respekt. ….die Meldung eines besonderen Vorkommnisses bei normaler scharfen Munition muss gem. Vorschrift früher abgesetzt werden.