Zu teuer: Verteidigungsministerium stoppt Vergabeverfahren für neuen schweren Transporthubschrauber (Neufassung)
Eines der großen Rüstungsprojekte der Bundeswehr ist vorerst gestoppt: Das Verteidigungsministerium hat das Vergabeverfahren für den künftigen schweren Transporthubschrauber (STH) der Bundeswehr abgebrochen, der die alternde Flotte der Helikopter vom Typ CH-53G in seinen verschiedenen Varianten ersetzen sollte. Die vorliegenden Angebote seien unwirtschaftlich, auf Deutsch: zu teuer. Die Auswahlentscheidung, als Ersatz die beiden US-Modelle CH53K und CH-47F Chinook zu untersuchen, gilt allerdings vorerst weiter.
Der Abbruch kam nicht ganz so überraschend (insofern lag ich mit der ersten schnellen Meldung nicht richtig): Schon im vergangene Woche vom Bundeskabinett beschlossenen Entwurf des Verteidigungshaushaltes 2021 fehlten die Verpflichtungsermächtigungen für dieses Projekt. Den tatsächlichen Abbruch machte das Ministerium am (heutigen) Dienstag bekannt:
Hiermit informieren wir Sie darüber, dass das Vergabeverfahren im Projekt „Schwerer Transporthubschrauber (STH)“ aufgehoben wurde.
Im Rahmen der laufenden Vergabe wurde erkannt, dass eine Realisierung des Projektes im geplanten Finanzrahmen bei gleichzeitiger Erfüllung aller Forderungen unwahrscheinlich ist. Die Vergabestelle des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr hat die vorliegenden Angebote als unwirtschaftlich bewertet und aus diesem Grund das Vergabeverfahren aufgehoben.
Die nunmehr erforderliche Neubetrachtung des Projektes wird Auswirkungen auf den bisherigen Zeitplan haben. Ein Vertragsschluss in 2021 unter den derzeitigen Rahmenbedingungen kann somit nicht erreicht werden.
Ziel bleibt weiterhin, das bisherige Muster CH-53G zeitgerecht zu ersetzen.
Ergänzend heißt es in einem Schreiben des Parlamentarischen Staatssekretärs Peter Tauber an den Verteidigungsausschuss des Bundestages:
Die Realisierung des Projekts STH hat für die Bundeswehr nach wie vor eine sehr hohe Priorität, da sowohl die Fähigkeit zum Lufttransport für die Mobilität und Reaktionsfähigkeit* von Streitkräften wie auch für Hilfs- und Unterstützungsleistungen von herausragender Bedeutung ist. (…)
Ziel bleibt weiterhin, einen bruchfreien Fähigkeitsübergang sicherzustellen. Über das weitere Vorgehen wird das BMVg bis Ende 2020 entscheiden.
Das Vergabeverfahren war, schon mit Verzögerung, im Februar vergangenen Jahres begonnen worden. Bereits im Dezember 2017 hatte der damalige Generalinspekteur Volker Wieker entschieden, dass die beiden US-Helikoptermodelle zur Auswahl stehen. Folgerichtig hatten sich Sikorsky und Boeing offiziell um die Lieferung des neuen Hubschraubers beworben.
In Wiekers Auswahlentscheidung war festgelegt worden, dass mindestens 45 und bis zu 60 Hubschrauber eines marktverfügbaren Modells beschafft werden sollen. Damit wurde festgeschrieben, dass praktisch nur zwei US-Modelle infrage kommen: Die neueste Variante des Hubschraubers CH-47 Chinook (charakteristisch mit den zwei Rotoren) der Firma Boeing oder die neuere und bislang nur beim U.S. Marine Corps eingeführte CH-53K der Firma Sikorsky, die inzwischen zum US-Rüstungsgiganten Lockheed Martin gehört.
Diese Auswahlentscheidung, sagt das Ministerium, gilt auch erst mal weiter. Die Überlegungen richten sich jetzt auf die Kosten: Der Haushaltsausschuss des Bundesstages hatte für die neuen Hubschrauber bis zum Jahr 2031 Verpflichtungsermächtigungen von insgesamt gut 5,6 Milliarden Euro eingeplant. Dieser Kostenrahmen, so heißt es, sei in den Angeboten der beiden US-Firmen weit überschritten worden.
Das Hauptproblem scheint darin zu liegen, dass der in der Auswahlentscheidung genannte Begriff marktverfügbar recht dehnbar ist: Der bedeutet nämlich keineswegs, dass entweder der CH-53K oder der Chinook off the shelf gekauft werden. Zum einen hat die Bundeswehr, durchaus üblich, bestimmte Anforderungen, die von denen der US-Streitkräfte abweichen.
Zum anderen aber, und das könnte in diesem Fall eine entscheidende Rolle für die Kosten gespielt haben, soll bei der Beschaffung der neuen Helikopter die deutsche Industrie eine wesentliche Rolle bekommen. Zwar sollen die Maschinen nicht, wie das bislang genutzte Modell, in Deutschland in Lizenz gebaut werden, sondern aus den USA geliefert werden. Dennoch ist bislang geplant, das deutsche Unternehmen zum Zug kommen – und das hat der Haushaltsausschuss im November vergangenen Jahres auch in einem so genannten Maßgabebeschluss festgeschrieben:
Der Haushaltsausschuss fordert die Bundesregierung auf, in den Vertragsverhandlungen beim Projekt „Schwerer Transporthubschrauber“ darauf hinzuwirken,
1. dass die Handlungsfähigkeit und die sicherheitspolitische Souveränität Deutschlands insbesondere im Konflikt- oder Krisenfall jederzeit gewährleistet sind.
2. dass Deutschland die Rechte am geistigen Eigentum des Hubschraubers in dem Umfang erhält, dass Betrieb, Wartung, Instandhaltung sowie Anpass- und Weiterentwicklung unabhängig vom Hersteller des Hubschraubers möglich sind, wenn der Hersteller dazu selbst nicht bereit oder in der Lage ist.
3. dass die Wartung, Instandhaltung sowie die Anpass- und Weiterentwicklung der Hubschrauber (Gesamtsystem, insbesondere Hauptkomponenten) in Deutschland stattfinden.
4. dass während der Nutzungs- und Betreuungsphase ein vollständiger und ein teilweiser Wechsel der systembetreuenden Firmen möglich ist, soweit dies mit Blick auf Ziffer 1 erforderlich ist.
Der Haushaltsausschuss fordert die Bundesregierung auf, vor der Aufforderung zum „best and final offer“ den Haushaltsausschuss über die angebotenen Modelle für Betrieb, Wartung, Instandhaltung sowie Anpass- und Weiterentwicklung zu unterrichten.
Die Übertragung von geistigem Eigentum ist immer, nicht nur bei militärischer Hardware, eine teure Sache – und die Überlassung der Anpass- und Weiterentwicklung an deutsche Unternehmen dürften sich sowohl Sikorsky als auch Boeing ebenfalls gut bezahlen lassen.
Jetzt bleibt es spannend abzuwarten, wie die von Tauber angekündigte Entscheidung bis Ende dieses Jahres aussieht; viel Zeit ist ja nicht mehr. Und Alternativen zu den beiden US-Helikoptern gibt es in der westlichen Welt nicht. Wie dringend der Ersatz der Jahrzehnte alten CH-53G ist, wurde in diesem Jahr schonein paar Mal deutlich: Mehrfach meldete die Luftwaffe so genannte Sicherheitslandungen der betagten Maschinen.
Der Oppositions-Haushälter (und Verteidigungspolitiker) Tobias Lindner von den Grünen meldete sich nach der Entscheidung als erster zu Wort – mit Kritik an der Ministeriumsspitze und Ministerin Annegret Kramp-Karrenbauer, die allerdings das Vergabeverfahren von ihrer Vorgängerin geerbt hatte:
Das Ende für den Schweren Transporthubschrauber ist ein bitteres Zeichen für die Truppe. Wie die Soldatinnen und Soldaten ihre Aufgaben ohne neue Hubschrauber erfüllen sollen ist unklar. Wir müssen damit rechnen, dass sich der Klarstand bei den Transporthubschraubern künftig weiter verschlechtern wird. Der Weiterbetrieb von überalterten Systemen ist zeitaufwändig und sehr teuer. Das Ministerium ist völlig blauäugig an das Beschaffungsvorhaben herangegangen. Kramp-Karrenbauer hat keinen Plan B, eine neue Ausschreibung alleine löst keine Probleme.
*Aufgrund eines Übertragungsfehlers stand hier zunächst Redaktionsfähigkeit; ich bitte den Fehler zu entschuldigen.
(Archivbild: The CH-53K King Stallion flies a test flight in West Palm Beach, Fla. on March 22, 2017 – U.S. Marine Corps photo by Lance Cpl. Molly Hampton)
@Der Realist
Kann es tatsächlich „viel zu leistungsfähige“ Systeme, hier CH-53 K, für deutsche Streitkräfte überhaupt geben. Ist nicht das Beste gerade gut genug, was keinesfalls Goldrand umfasst?
Verständnisproblem, oder wie definieren Sie dieses „viel zu leistungsfähige“?
@Ottone:
Ja ich habe immer mehr den Eindruck, dass Auftrag, Kräfte und Mittel immer weniger zusammenpassen.
In der Gesamtschau von Haushalt und Neubeginnern vermag – zumindest ich – nicht erkennen, dass die STH-Entscheidung Teil eines Strategiewechsels ist.
Ob der STH bewusst verzögert wird, um nun schwierigere Vorhaben zu finanzieren vermag ich nicht zu sagen.
Aber auf jeden Fall eine interessante These.
Ich habe jedoch eher den Eindruck es ist eine eher isolierte Entscheidung aus der Projektlogik heraus (Kostenüberschreitung= Projektabbruch).
Ob es dann nach der Wahl einfacher wird, bleibt abzuwarten.
Eine These zu diesem Thread:
Der Vorschlag des @Fussgaenger(s), den Drehflügler als „Gummizelle“ wiederzubeleben, diskreditiert zwar einige eifrige Schreiber, ist aber bedenkenswert.
Begründung: Hier werden zum Thema leider viel zu viele gut gemeinte Meinungen geäußert und falsche Schlüsse getroffen. Eine Problematik, mit der sich alle seriösen (Online-) Medien in ihren Kommentarbereichen auseinandersetzen müssen. Chance und Bürde. Die Kunst ist, das wahre zwischen dem (zumindest hier) sicher immer gut gemeinten herauszufinden. Für den Außenstehenden weitgehend unmöglich.
Tatsache ist, dass viele hier genannte „Fakten“ beide infrage kommenden Produkte betreffend schlichtweg falsch sind. Nur wenige Insider kennen viele wahre Zusammenhänge. Wiki enthält viele Fehler, die keiner, der es besser weiß, berichtigt, weil das formal nicht in die Öffentlichkeit gehört. Das beginnt mit Gewichten und Reichweiten. Presseberichte über den Reifezustand der Produkte sind immer eingefärbt. (Hat jemand in der Flugrevue mal Klartext über die Probleme von Airbus mit militärischen Produkten gelesen?) Diskussionen selbst unter „Fachleuten“ der Bundeswehr von zeitweise befremdlichen Weltanschauungen geleitet. „Die US-Produkte haben keine Zulassung“. Quatsch. Eine US interim flight clearance IST eine militärische Zulassung, die auch Grundlage für den Betrieb einer Flotte sein kann. Siehe NAVAIRINST 13034.1. Alles Definitionssache. Und andere fliegen mit dem Gerät hervorragend, wir allerdings nur auf die Nase. Mir macht letzteres übrigens keine Sorge mehr: Noch eine „Eurohawk“-Zulassung (und dann auch noch mit einem weltweit bzw. nach US-Stndards zugelassenen Produkt) leistet sich das BMVg als vorgesetzte Dienststelle des Luftfahrtamtes der Bw nicht! Gell, Herr General Katz?
Sobald man in die fachlich fundierte Diskussion abtaucht, wirds beliebig kompliziert. Siehe Corona.
Nur mal ein Anstoß zur Reflexion.
@ Der Realist:
Auch nicht größer als zwischen Bell UH-1D und CH-53G.
Ich vestehe ja mittlerweile den Wunsch der infanteristisch eingesetzten- und Spezialkräfte nach dem H-47 Chinook. Die Tandemanordnung lässt doch noch ein paar spezielle Einsätze zu.
Das würde dann natürlich nach einer Kooperation mit den Niederlanden schreien. Gäbe es vielleicht auch die MH-47G Block II?
Zwei MRZR 4 passen rein, aber auch zwei Wiesel 1? Natürlich die kampfwertgesteigerten.
Wenn es jetzt aber darum geht einen neuen „LuWa“ und eine neue „Luftlandeplattform“ zu entwickeln, bedeuten größeres Frachtraumvolumen und Nutzlast beim Hubschrauber doch mindestens auch mehr Schutz bei ersterem. Hier punktet eindeutig der CH-53K. Genauso bei der Waldbrandbekämpfung. Priorität zunehmend…
Die bisherige Ausschreibung lautete über „…eines Typs“. Wenn die unterschiedlichen Forderungen sich aber in einem Typ nicht abbilden lassen, gibt es in der Zukunft hoffentlich mehrere.
P.S. Macht mir beim 47er die „Bullaugen“ eckig!
@Claus
Zu den Kosten ein Hinweis: Nackte Hubschrauber fliegen nicht. Da kommen noch Ersatzteile, Werkzeuge, Dokumentation von eventuellen Änderungen, Ausbildung von Mechanikern, Piloten, Lademeistern usw. samt der Simulatoren drauf. Die USA rechnen auch noch etliche Gebühren an.
Zum CH-53K gibt es keine verlässlichen Preise. Der Stückpreis für den nackten Heli ohne Entwicklungskosten sollte mal bei 87 Millionen Dollar liegen. Das ist über 5 Jahre her. Probleme und damit verbundene Verzögerungen sind da nicht eingepreist. Die Serienproduktion läuft auch noch nicht stabil.
Aktuell liegt der Preis über 100 Millionen Dollar, ohne Entwicklungskosten!
Zum Vergleich, eine V-22 Osprey kostet etwas über 70 Millionen. Der ältere CH-53E kostete inflationsbereinigt 41 Millionen.
Ein CH-47F sollte die US Army bei Abnahme von 28 Stück nur 34 Millionen Dollar kosten. Die Variante MH-47G, für Spezialkräfte – mit Tanksonde, wurde mit 35 Millionen angegeben.
Die Bestellung von August lag bei knapp 30 Millionen. Möglicherweise lief da einiges in externen Verträgen ab. Exportiert wird diese Variante nicht aber eine Abwandlung davon. Das Tanksystem mit Sonde gibt es z.B. Paketpreis für GB war im Oktober 2018 3,5 Mrd $ für 16 Helis. Der Preis für die nackten Helis liegt aber eigentlich grade mal bei 560 Millionen. Das sind halt auch Freundschaftspreise, dann die Logistik + Provision fürs Außenministerium, Geld für die Army, welche Ausbildungsleistungen, über Jahre hinweg, erbringen würde.
„WASHINGTON, October 19, 2018
The State Department has made a determination approving a possible Foreign Military Sale to the United Kingdom of sixteen (16) H-47 Chinook (Extended Range) helicopters for an estimated cost of $3.5 billion.“
https://www.dsca.mil/major-arms-sales/united-kingdom-h-47-chinook-extended-range-helicopters-and-accessories
Der AW101 kostet fast so viel wie ein CH-47F. Italien schreibt aber wahrscheinlich keine solchen Rechnungen wie die USA… Japan hat mit dem Modell zwar seine CH-53E ersetzt, diese flogen aber auch nur bei der Marine als Minenjäger (bisschen Overkill). Der AW101 passte eh viel besser zu der Rolle und CH-53K zu kaufen ging nicht, da die Ablöse 2016 erfolgen sollte.
Die Betriebskosten fallen sehr unterschiedlich aus und Daten dazu sind immer nur sehr sehr schwer zu finden und noch schwerer zu vergleichen.
Zusammenfassend:
CH-53K: > 100 Millionen
CH-47F: > 34 Millionen
MH-47G: > 35 Millionen
Die Hubschrauber halten die Jäger mobil. Das sind keine Inlandstaxis. Eine C295 bekommt man nicht auf einer Lichtung gelandet.
@Cradox
Welche Ch-47F Boeing anbietet ist deren Sache. Wahrscheinlich war es ein MH-47G Block 2 Derivat. Zumindest sah es in der Werbung so aus (siehe unten) und es würde zur Forderung einer Betankungsmöglichkeit passen.
Es gibt 2 neue Triebwerksoptionen für die CH-47F, die beide aber noch nicht fertig sind. Eine neue Version des Honeywell T55 sollte mit Block 2 kommen und min 20% mehr leisten bzw. 10% weniger verbrauchen. Die läuft schon zu, die Erprobung dürfte recht fix abgeschlossen werden.
In Block 2 sind auch noch neue Rotorbätter, eine verstärkte Flugzelle und ähnliches enthalten. Mit kurzem Abstand war um 2025 schon Block 3 geplant, mit nochmal stärkeren Triebwerken aus dem Future Affordable Turbine Engine (FATE) Programm. Boeing hat nicht auf diese gewartet und das T408 aus dem CH-53K verbaut. Der erste Testflug ist allerdings gerade mal ein paar Wochen her.
Das wird noch eine Weile dauern bis das alles getestet ist.
Die US Army will lieber Science Fiction Helicopter und hat die Beschaffung von CH-47F Block 2 gestoppt. Es sollten nur noch die eingeplanten MH-47G Block II gekauft werden. Das ändert sich vielleicht mit der nächsten Budgetkürzung oder mit den T408 Triebwerken. Dann wird der Hubschrauber wieder interessant. Der US Congress will das Programm wieder anlaufen sehen.
https://www.defensenews.com/land/2019/12/17/against-armys-wishes-congress-primes-pump-to-buy-newest-ch-47-variant-for-active-force/
http://www.boeing.de/produkte-dienstleistungen/boeing-defense-space-and-security/chinook.page
@Mitleser
Ich finde meine Idee ja schon sehr sehr dreist ;-)
Es gibt halt nur 4 Exemplare der Mi-26 außerhalb Russlands, die flugfähig sind und zum Verkauf stehen. Daher kann man die nicht einfach nutzen. Damit käme man nicht weit. Aber es sind gute Vorlagen. Man müsste sie wirklich Teil für Teil kopieren, Teile ukrainischen Ursprungs nachkaufen oder auch das ein oder andere direkt modernisieren. Es gibt ein oder zwei westliche Zwischenhändler die Mil Helikopter vermitteln. Die werben damit Teile und ganze gebrauchte aber auch neue Helikopter besorgen zu können.
Die Triebwerke sind wie gesagt aus der Ukraine, was von der Beschaffung und Wartung her kein riesen Problem sein sollte. Geld regelt sowas und unser Geld ist einfach besser als das aus China ;-)
Getriebe, Rotor usw. sind da schon eher fordernd. Die Technik ist aber über 40 Jahre alt, das kann nicht so kompliziert sein. Moderne Avionik haben diese Kolosse noch nicht, deshalb wäre das kopieren auch möglich. Die Mechanik kann man demontieren, 3D laservermessen, ggf. überarbeiten und dann nachbauen. Kompliziert sind diese Hubschrauber nicht, im Gegenteil. Uns fehlt die Erfahrung. Die Mi-6 flog 1959 schon mit bis zu 12 Tonnen Nutzlast durch die Gegend. 1963 war die Mi-10 mit bis zu 15 Tonnen unterwegs. 1983 kam die Mi-26 mit 20 Tonnen Nutzlast.
@ex_inst
Ob das Triebwerk vom A400M da rein passt und zuverlässiger ist? Das wäre eine falsche Prioritätensetzung.
Die Mi-26T ist eine Blechkiste, mit einer riesigen Rotorgruppe und einem 4 Mann Eieruhrencockpit. Das zu KOPIEREN und russische Teile zu ersetzen sollte nur wenige Jahre dauern. Russland und die Ukraine machen das mittlerweile seit Jahren, weil viele sowjetische Systeme eben voller russischer UND ukrainischer Teile waren. Manches wurde in beiden Ländern hergestellt, anderes eben nicht.
Die Triebwerke zu wechseln könnte wieder zu einer Katastrophe führen. Die originalen und modernisierten sind einfach zu bekommen, die Getriebe nicht. Würde man meinem Vorschlag folgen, könnte man mit dem Start der Serienproduktion eh schon an einer verbesserten Version arbeiten. Da kann man sich dann solche Überlegungen leisten.
Wow hier wird ja wild über Varianten spekuliert. Also erstmal halte ich den Trump-Effekt für völlig überschätzt. Im Gegenteil, Trumps transaktionale Außenpolitik legt Käufe – von Fertigprodukten ots! – in den USA als diplomatisches Mittel sogar nahe. Ich kann mir nicht vorstellen dass irgendjemand in der Bundesregierung ein amerikanisches Muster ablehnt wegen Trump. So lange, und das ist wichtig, man hinterher frei ist selbst weiterzubasteln an den Geräten, und man nicht auf politisch gestützte Kooperation angewiesen ist. Deutschland will ja auch den Lynx verkaufen. Deshalb halte ich die CSU/Airbus Erklärung für glaubwürdiger, wenn auch traurig.
Und bevor unzählige Varianten mit anderen Hubschraubern jongliert werden, du lieber Himmel. Fakt ist, man will ein eingeführte System in einer festgelegten Gewichtsklasse, mit dem man ohne riesiges Theater losfliegen kann. Das kann nur einer der beiden Typen sein, und dabei wird es bleiben. Innovativere Konzepte, dann aus Europa, werden überhaupt erst möglich, wenn man erstmal den Rücken frei hat. An der großen Rolle der heimischen Industrie wird sich auch nichts ändern, siehe oben. Deshalb kann ich mir leasing auch schlecht vorstellen, zumindest bei den US-Herstellern. Leasen macht einen doch auch abhängig von politischem goodwill.
Irgendwie wird man das Ding wieder auf die schiene kriegen, es wird unvermeidlich deutlich teurer werden als geplant, vielleicht schlägt das Pendel jetzt zu gunsten der ch47 aus (weiß nicht wer intern Favorit war), weil es ja doch die sicherere und langfristig ökonomischere Variante ist, Stichwort NL.
Die einzige Frage für mich ist, warum nun dieser öffentliche knalleffekt nötig war, das muss ja ein Signal von wem an irgendwen sein, und man erhofft sich davon irgendwas. Ob es das not-aus für wieder mal aus dem Ruder laufende extrawurst-wünsche war oder ob es um industriepartner geht, who knows. Dieser Auslöser muss und wird jetzt bearbeitet werden und nichts anderes.
Die Diskussion hier finde ich zwar sehr interessant, sie geht m.E. aber meist am Kernpunkt (für mich ist das Forderung 2) vorbei:
Der Haushaltsausschuß will vermeiden, daß die Bundeswehr sich von einem Hersteller abhängig macht, der über kurz oder lang das Interesse am Produkt verlieren könnte und es dann langfristig nicht mehr entsprechend unterstützt. Oder der sich dann die Unterstützung heftig vergolden lassen könnte.
Vor dem Hintergrund der Pläne von US Army und USMC zur Verringerung der geplanten Abnahme-Stückzahlen halte ich das für durchaus gerechtfertigt.
@ Bundesbürger sagt: 01.10.2020 um 23:55 Uhr
„Wenn es jetzt aber darum geht einen neuen „LuWa“ und eine neue „Luftlandeplattform“ zu entwickeln, bedeuten größeres Frachtraumvolumen und Nutzlast beim Hubschrauber doch mindestens auch mehr Schutz bei ersterem.“
Hier unterliegen Sie einem Irrtum. Der Flaschenhals ist nicht das größte Luftfahrzeug was das Fahrzeug verfliegen soll, sondern das kleinste. Uns solange deutsche Soldaten mehr durch US bzw. NL Chinooks geflogen werden als durch LW-Hubschrauber, muss man die Fahrzeuge auch auf die Chinook Maße planen. Sonst steht man eh wieder nur am Boden. Denn man kann sich nicht darauf verlassen, dass in einem Einsatz dann auch tatsächlich deutsche Maschinen zur Verfügung stehen (nicht vor Ort, nicht im Kontingent, mit anderen Aufgaben gebunden, nicht flugtauglich…)
@Langnase
„… sich von einem Hersteller abhängig macht, der über kurz oder lang das Interesse am Produkt verlieren könnte und es dann langfristig nicht mehr entsprechend unterstützt. Oder der sich dann die Unterstützung heftig vergolden lassen könnte.“
So wie Airbus beim A400M?
Witzige Argumente:
Ich möchte da gerne mal Zahlen sehen, wie oft großes Gerät mit CH-53 (CH-47) in den letzten Jahren verflogen wurde und ob im Ernstfall das überhaupt stattfinden würde?
Stichwort:
STH ist Hochwertziel bei geringen Stückzahlen
STH ist bei Abladung von Großgerät stark verwundbar
STH bindet massig Kräfte und kann dann doch nur relativ wenig „Kampfkraft“ in Kampfzone bringen
Alle anderen Verfahren können entweder von anderen Hubschraubern (dann eine höherere Anzahl) oder anderen Luftfahrzeugen vollzogen werden oder gleich von Landfahrzeugen.
Ein Beispiel, welches mir einfällt ist die Übernahme eines Flugplatzes mitten im feindlichen Raum.
Hier kann man aber die Wiesel (Großgerät im CH-53/CH-47) auch durch Kampfhubschrauber (Tiger etc.) ersetzen und Großgerät mit kleinen Flächenflugzeugen (A400M, CN-235, C-295) auf Behelfspisten reinbringen.
@ Wa-Ge
Ok. Solchen Argumenten kann ich mich natürlich nicht verschliessen. Nachvollziehbar. Sie werden da wohl auch Einblick haben.
Dann tut es mir sehr leid liebe CH-53K. Es war sehr schön mit Dir. Aber das Spice muss fliegen.
Du bist auch schön von hinten.
@ SvD sagt 02.10.2020 um 7:48 Uhr
Die ganze Mi-26 einfach kopieren? Haben Sie chinesische Ahnen? ;-))
Scherz beiseite:
Technisch wäre das sicher machbar. Selbst die Iraner haben die Verschleißteile der F-14 kopiert bekommen, da sollte unsere Industrie wohl in der Lage sein, auch die Metallurgie und die Herstellungsverfahren für einen Komplettnachbau der Mi-26 herauszufinden. Aber rechtlich wäre das die Büchse der Pandora. Dann steht in Rußland plötzlich lauter für lau kopierte deutsche Technologie herum, und wenn die Bundesregierung etwas dagegen hat, wird Rußland a la Kosovo-Eigenstaatlichkeit auf die deutsche Mi-26-Kopie verweisen…
Ich dachte ja eher an den Ankauf der 4 flugfähigen Mi-26 als Zwischenlösung zur Abdeckung des schweren Hubschrauber-Lufttransportbedarfes, und wirklich NUR des echten schweren Transportbedarfes, der anderweitig absolut nicht anders darzustellen ist, während alles andere mit den vorhandenen Hubschraubermustern abgewickelt wird (und das dürfte wohl der allermeiste Einsatzbedarf sein). Damit hätte man ein paar Jahre Zeit gewonnen, um sich in Ruhe noch einmal dem Beschaffungsvorgang eines Nachfolgetyps für die CH-53D zu widmen, oder halt die zu erwartenden haushaltstechnisch schwierigen Zeiten zu überbrücken, die von einigen kommentatoren als Ursache für das plötzliche Platzen des Beschaffungsvorganges vermutet werden, während die Bundeswehr zumindest eine limitierte, aber gesicherte Einsatzfähigkeit in Sachen schwerer Hubschrauber behält und auch Piloten und Techniker und Fähigkeit erhalten bleiben. Wir wiassen ja, daß eine aufgegebene Fähigkeit ganz schnell unwiderbringlich verloren ist und bei „Null“ beginnend wieder langwierig erworben werden muß, und mit dem Thema „Personalerhalt“ hochspezialisierter Kräfte trüge man in diesem Blog ja Eulen nach Athen. 4 Mi-26T wären da eine reale Überbrückungsmöglichkeit, und bei den zugrundeliegenden sowjetischen Konzepten in Sachen Einsatzfähigkeit sollten permanent 2, sehr wahrscheinlich sogar eher 3 Mi-26T einsatzfähig zur Verfügung stehen. Sofern man sie nicht in einem Minenfeld landet, selbstverständlich ;-)
@Langnase:
Oder will der Haushaltsauschuss (HHA) vorallem Wertschöpfung in Deutschland sicherstellen?
Die Auflagen des HHA legen das nahe, dass die Erhöhung der Wertschöpfung in Deutschland (während der Nutzungsphase) hier teilweise den Anbietern vorgeworfen wird kann ich daher nicht nachvollziehen.
Eine solche Offset-Verpflichtung kostet – überall auf der Welt – sehr viel Geld.
Dieses Geld hat das BMVg nicht einkalkuliert. Nun wird den Firmen unterstellt sie wollen „abkassieren“.
Im Ergebnis droht der Verlust einer weiteren wesentlichen Fähigkeit der Bundeswehr. Die hier diskutierten Überlegungen zu anderen Plattformen und der Notwendigkeit von Fahrzeugen als Innenlast verkennen die Notwendigkeit eines STH für Einsatz und MilEvakOp bzw. SpezOp.
Eine solche Plattform hätte auch eine Rolle in einem LV/BV-Szenar.
Nach der Wahl werden die Haushaltsmittel noch knapper (Schuldenbremse).
Ein moderner STH – basierend auf den rechtlichen Auflagen des BMVg und wirtschaftspolitischen Vorstellungen des HHA – ist eben nicht zum „Listenpreis“ möglich.
Man hätte also entweder die Auflagen hinterfragen müssen oder mehr Geld bereitstellen müssen (dabei natürlich nochmal finale Angebote im Wettbewerb einholen).
Beides ist nun nicht mehr möglich, da das Vorhaben neu aufgesetzt werden muss. Dafür benötigt das BMVg jedoch ab 2023 die notwendige Finanzierung.
Dies ist unter den Rahmenbedingungen sehr schwierig (s.o.).
Entweder das Projekt bekommt nach der Wahl höchste politische – und damit haushalterische – Priorität oder die materielle Fähigkeit mit CH-53 geht ab 2025-2030 sukzessive verloren.
Zudem fehlen nun die Voraussetzungen personell vernünftig zu planen – auch dafür braucht man Jahre an Vorlauf.
Die Trendwenden (Finanzen, Material, Personal) im Realitätstest.
Die eingängige Lesart man habe es nun mal der gierigen Industrie gezeigt, ist für mich wenig überzeugend.
Aber diese ist natürlich politisch und medial sehr angenehm, da somit das BMVg und der Bundestag frei von Verantwortung sind.
@SvD
Vielen Dank für die Information – die mir einen bescheidenen Überblick verschaffen und so das Thema „Kosten“ überschaubarer machen.
Unter den genannten Voraussetzungen mit all den Unwägbarkeiten wäre es wünschenswert, wenn zumindest die europäischen Staaten die z.B.den CH 47 betreiben, Airbus-Helikopter mit der Planung eines Schwerlasthubschrauber ( war zusammen mit Sikorski geplant) beauftragen würden. In wenigen Dekaden steht Ersatz für CH47 in einigen europäischen Staaten an. und von der Planung bis zur Realisierung können durchaus Jahrzehnte vergehen, da mangels Erfahrung mit diesem Thema vieles erst noch erarbeitet werden muss.
Soweit ich mich erinnere, umfasste die Ausschreibung neben Hubis, Ersatzteilen, Bodendienstgeräten und Doku ja auch noch
– 40 Jahre Wartung
– Ausbildung
– und auch noch Immobilien: Hangars etc
Mir zunächst immer noch schleierhaft, warum dies nicht getrennt ausgeschrieben wurde.
Zur schnellen Lösung der drohenden Fähigkeitslücke könnte ich mir vorstellen, NL zu bitten die Tech. Spezifikationen von deren neu gelieferten Ch-47F kopieren zu dürfen, die in neuer Ausschreibung als techn. Mindestanforderungen auf den Markt zu werfen, mit NICHTS extra/Goldrand, zus. Package mit Doku, Bodendienstgeräte, Teile genau so wie NL halten, dann schauen was passiert. Immobilien – nur sofern unbedingt nötig – getrennt ausschreiben. Wartung und weitere Ausbildung dann bitte In-House. Boeing wird absehbar gewinnen, egal, Vergaberecht wird eingehalten und Flieger sollten schnell auf der Platte stehen.
Es gab die Frage an mich, was ich unter zu leistungsfähig beim CH-53K meine.
Wenn man die alte Bundeswehr betrachtet, hatte man im Transportbereich die Bell und darüber die CH-53.
Das ist natürlich keine gesunde Abstufung der Leistungsklassen.
Also plante man den NH90 als Ersatz der Bell plus ein kleineres Muster, was wohl nun der H145M werden soll.
Allerdings erwägt man jetzt, die alte 53 durch die neue 53 zu ersetzen. Außer dem Namen haben sie aber nichts gemein, wenn man sich die technischen Daten ansieht.
Die Lücke ist also wieder da. Nur jetzt zwischen NH-90 und CH-53K…
@Thomas Melber:
„..Unterstützung vergolden wie Airbus beim A400M“
Das Prinzip ist m.E. bei allen Systemanbietern gleich, auf deren Dienste ein Militärapparat angewiesen ist. Bloß hat Airbus wohl derzeit eine bessere Lobby als Boeing oder LM/Sikorsky.
@Memoria:
Vielleicht will der HHA einfach frühere Fehler vermeiden und endlich sicherstellen, daß der Systemanbieter seine Verpflichtungen auch einhält oder die Konsequenzen trägt.
@all:
Eine potentielle Lösung, da Boeing finanziell schlecht dasteht und die Perspektiven für den CH47 sich verschlechtern:
Ein europäischer Hersteller wie Finmeccanica (die ja schon eine Endmontagelinie betreiben) kauft Boeing einfach das Programm ab, versorgt die US-Streitkräfte mit Ersatzteilen für die CH47-F und die Europäer mit aktuellen Versionen der CH47 (Block II etc.). Das wäre m.E. eine praktikable Lösung des Problems mit dem geistigen Eigentum.
Plausibel?
Mich haben die nachfolgenden Fragen beschäftigt:
1. „unwirtschaftlich“?
2. wieviel über den zuletzt geplanten 5,6 Milliarden Euro lagen wohl die letzten Angebote für CH-47F und CH-53K (> oder >> oder >>> 5,6)? (erfahren wir wohl nicht ;-)
3. die absehbar finanzierbaren und zuletzt bestätigten Beschaffungsvorhaben/ Projekte der Bw sind überwiegend Kooperationen mit anderen Nationen oder „günstiger“ als der STH?
4. sind diese Projekte ebenfalls (wie der STH) überwiegend hoch priorisiert?
5. waren diese Projekte „wirtschaftlicher“ oder zuletzt „im geplanten Kostenrahmen“ einzustufen?
6. wo landet der überwiegende Anteil an den Investitionskosten (Steuergelder, Euros) für diese bestätigten und hoch priorisierten Projekte? in DEU, EU oder USA?
7. sind die Haushaltsmittel im Verteidigungshaushalt begrenzt ?
8. wieviele Projekte hätte wohl der angeblich „unwirtschaftliche“ STH dann verdrängt?
9. muss es sich zwangsläufig um eine politische STH-Verschwörung handeln?
10. oder ist diese unliebsame Entscheidung evt. sogar irgendwie nachvollziehbar? (ja, durchaus)
11. stand irgendwo geschrieben, dass die beiden o.g. Muster ungeeignet sind, dass das Projekt STH endgültig gestorben ist und dass es niemals einen CH-53-Nachfolger geben wird?
12. wurden Mil-Mi-26, NH90, Osprey, Tiger oder C-295 im STH-Wettbewerb zuletzt irgendwo erwähnt oder waren diese in der Auswahlentscheidung? Sind diese somit auch nur im entferntesten realistisch als STH?
13. und warum eigentlich diese relativ unpräzise Stückzahl mit rund 45 bis 60 Stück STH ? lässt sich diese Differenz von rund 15 Stück unter Umständen mit SOF-Air (analog zu 15 LUH-SOF/ H145M) oder PR/ CSAR erklären?
14. allein weil man die Fähigkeit PR/ CSAR zwingend braucht und nicht verlieren will, wird es wohl sehr gewiss einen CH-53-Nachfolger geben, die Frage ist halt nur wann und ist bis dahin ein (realistisches) Interim erforderlich?
Die Fragen bedürfen keiner Antwort ;-)
Die Anforderungen der Bw können wohl (vorerst) nur CH-47F oder CH-53K erfüllen. Also wird das wohl auch das Ziel bleiben. „Abwarten“ könnte bei beiden Mustern zur Zeit allerdings auch vorteilhaft sein:
1. CH-53K ist quasi noch in der Entwicklung/ Erprobung und kann dieser tatsächlich die hohen Anforderungen erfüllen? wie hoch sind Betriebskosten und Risiken?
2. welche wesentlichen konstruktiven Veränderungen ergeben sich für den CH-47 bei den beiden zur Zeit untersuchten/ angekündigten, erstrebenswert leistungsstärkeren Triebwerkslösungen?
3. wird sich die U.S. Army evt. für einen zukünftigen, schnelleren Nachfolger der CH-47 entscheiden und wird der CH-47 dann für internationale Kunden noch weiter angemessen entwickelt/ supportet? (wurde bereits angesprochen)
Vorübergehend kann die Bw gewiss eine geringe (einstellige) Anzahl an CH-53 mit hohem Aufwand durchgehend in der Luft halten, evt. bis 2025 oder sogar 2030 (???). Dabei verliert man als Bundeswehr und NATO-Partner gewiss auch sehr schnell seine Glaubwürdigkeit. Also kann man auch nicht allzu zu lange abwarten.
Der europäische Gedanke:
Für die Fähigkeit PR/ CSAR benötigt man nicht zwingend den CH-53K. Da reicht bestimmt auch ein etwas kleineres, luftbetankbares Muster (CH-47F, AW101 oder H225M Caracal) aus. Dies dürfte sich zügig und relativ risikoarm sogar europäisch realisieren lassen (AW101 oder H225M Caracal), siehe Italien und Frankreich. Aw101 und H225M lassen sich sogar ordentlich bewaffnen (70mm Raketen und 20mm Gun-Pod). Stückzahl: rund 15 Stück?
Wenn man zudem ein europäisches Interim (nur als Übergangslösung!) für die vollständige CH-53-Nachfolge sucht, ließe sich dies ebenfalls zügig und risikoarm mit AW101 realisieren (zumindest mit einigen Einschränkungen). Der H225M Caracal passt hierfür nicht, weil zu klein, zu wenig Zuladung und keine Heckrampe. Allerdings ist man mit AW101 bestenfalls auf dem Level des betagten CH-53 in Sachen Zuladung und wesentlich eingeschränkter beim Ladevolumen (rund 2,5 m geringere Innenraumtiefe?). Bis zur Nachfolge der luftbeweglichen Fahrzeuge (Wolf, ESK-Mungo, Wiesel I+II) könnte das wesentlich eingeschränkt funktionieren (anstatt 2 jeweils nur max. 1 Wolf oder 1 Wiesel I). Stückzahl: 45 Stück ?
Mit dem Zeitgewinn aus einem Interim und etwas mehr Entschlossenheit und Geschlossenheit wäre sogar eine europäische Kooperation (CH-47F) oder eine europäische STH-Entwicklung zur Ablösung des Interims und als finaler CH-53-Nachfolger möglich. Theoretisch. Unter Umständen mit vergleichbarem Risiko und vergleichbaren Lebenszykluskosten wie bei CH-47F und CH-53K. Ein ähnlicher Ansatz (mit etwas geringerem Risiko) ist ja auch bei der Tornado-ECR-Nachfolge mit F-18-Growler-Interim und Eurofighter-AEA-Entwicklung vorgesehen.
Gemäß esut.de sind in der Bw weitere SOATU-RW (SOF-Air) vorgesehen, sogar bei der Marine. Diese lassen sich dann ebenfalls sehr gut mit den später überflüssigen Interim-AW101 darstellen, oder einfach weiter verkaufen.
Die V-22 Osprey ist zwar etwa doppelt so schnell, aber gewiss nur in Teilen und bestimmten Szenarien für SOF-Air und PR/ CSAR sinnvoll einsetzbar. Aber neben den Vorteilen gibts bei der V-22 halt auch Nachteile wie u.a. hohe Kosten, hohe Radarrückstrahlung (im Flug nach vorn gerichtete Rotoren) und gewiss sehr viele Einschränkungen, Schäden oder Brände aufgrund des nach unten gerichteten Abgasstrahls bei Starts und Landungen.
Bis 2030+ ist vieles möglich (CH-47F, CH-53K, ein Interim und theoretisch sogar eine CH-47-Kooperation oder eine europäische STH-Entwicklung) man muss es halt nur finanzieren können und wirklich wollen. Aber am Ende werden’s wohl doch (nur) sehr teure CH-47F oder CH-53K. Und genau das würde ja der bisherigen Auswahlentscheidung entsprechen.
@all
Aus gegebenem Anlass: Natürlich ist nach mehr als 100 Kommentaren zum Thema die Versuchung groß, sich jetzt in allgemeinen Betrachtungen der Weltlage, des Zustands Deutschlands usw. zu ergehen. Aber nicht hier. Danke.
@Der Realist
„Die Lücke ist also wieder da. Nur jetzt zwischen NH-90 und CH-53K“
Mehr als drei Baumuster (+ TIGER) sind aber für die Bw zu viel.
@ Thomas Melber
Vermutlich… ;-)
Wenn ich mal überschlage, kommt man beim geplanten Budget auf
45 CH-53K
oder
60 Ch-47
Also vermutlich auch
80 AW101
oder
100 NH90
Was bringen uns da 45 Helikopter, von denen maximal 15 einsatzbereit sind…?
@ Realist
Zitat: „Was bringen uns da 45 Helikopter, von denen maximal 15 einsatzbereit sind…?“
Sie dürfen die Einsatzbereitschaft der Airbus Military Produkte nicht mit de Einsatzbereitschaft von längst erprobten und viele Jahre in verschiedenen Armeen bewährten Produkte der US-amerikanischen Rüstungsindustrie vergleichen.
Die Nato-Forderung war in Zeiten des Kalten Krieges eine Einsatzbereitschaft von 70 % des Verfügungsbestandes also des Bestandes, der tatsächlich dem Geschwader vor Ort zur Verfügung stand. Dabei war rund ein Drittel des Gesamtbestandes der Flotte routinemäßig bei der Industrie oder bei Bw-eigenen Werften zur Depotinstandsetzung.
Bei dieser Rechnung sind dies ca. 30 CH-47 (als 70 % des Verfügungsbestandes von ca. 42 Maschinen), die für den täglichen Flugbetrieb zur Verfügung stehen würden. 30 CH-47 die täglich zur Verfügung stehen würden zu maximal 4 CH-53G jetzt ist schon ein erheblicher Unterschied und würde die Einsatzfähigkeit des deutschen Heeres erheblich verbessern – wenn man dieses Ziel tatsächlich erreichen wollte ?!
Der STH ist eines derjenigen Projekte, das parteiübergreifend akzeptiert ist. Der Wehretat ist wieder mal nicht so gestiegen, wie vom Ministerium als erforderlich gehalten. Der STH ist daher perfekt um bei den Haushaltsberatungen mehr heraus zu holen, insbesondere wenn es auch um Mehraufwändungen für die deutsche Industrie geht.
Kann man bei solchen nachgewiesen funktionierenden Systemen wie der CH-47 nicht einfach 1 zu 1 die aktuelle, unveränderte US-Serienversion von der Stange bestellen oder sich sogar direkt mit eigener Stückzahl noch an ein laufendes US-Auftragslos ranhängen, um es billiger zu machen? Macht eventuell nur die deutsche Variante die Sache am Ende so teuer und öffnet die Möglichkeit, da alles teurer nachzuverhandeln?
Ansonsten wird die CH-47 ja gerade mit den neuen, wesentlich stärkeren, Triebwerken der CH-53K im Flug getestet. Warten wir jetzt plötzlich darauf, um die mal als Serienversion noch berücksichtigen zu können?
@Georg
Ich wette mein gesamtes Vermögen gegen Ihre Zahlen.
Nie im Leben wird die Einsatzbereitschaft bei 70% liegen – bei Hubschraubern, die zwar nicht neu entwickelt sind, aber eben viele Extrawürste bekommen werden.
Das ist einfach Träumerei und hat auch nichts mit Airbus und Boeing/Sikorsky zu tun.
Die 15 von 45 sind da schon eher realistisch – egal wie man dann auf die Prozentzahl kommt oder den Verfügungsbestand definiert.
Und ob man dann Milliarden ausgeben muss für das 3-4 fache an regelmäßiger Einsatzbereitschaft, kann man auch mal in Frage stellen.
Mit diesen Milliarden könnte man in anderen Bereichen bei der Bundeswehr ziemlich viel Schlagkraft herbeiführen.
@Couch potatoe: Kann man schon, hat NL bei deren CH47F m.W. gemacht, foreign military sales ist das Zauberwort https://www.dsca.mil/resources/faq
@ Fox1: Das wäre sehr wünschenswert.
@ Georg und @ Der Realist und @ Emil93:
Unabhängig vom Muster würde ich ebenfalls bei einer Gesamtzahl von rund 45/ 60 Stück STH eine höhere für den täglichen Flugbetrieb verfügbare Anzahl von idealerweise bis zu 30/ 40 Stück erwarten, jedenfalls wahrnehmbar höher als 15/ 20 Stück.
Gemäß dem „Bericht zur materiellen Einsatzbereitschaft der Hauptwaffensysteme der Bundeswehr I/2020“ (online verfügbar) wird der Lebenszyklus eines Musters/ Systems in 3 Phasen unterteilt, in denen die Zahlen deutlich variieren und wohl häufig einer Kurve folgen dürften:
Ich meine hierbei die (mittlere) „Wachstums- bis Sättigungsphase“ eines Musters/ Systems (nahezu 45/ 60 Stück STH an die Bw übergeben). Während der stets herausfordernden (ersten) „Einführungs- bis Wachstumsphase“ und im Verlauf der (letzten) „Sättigungs- bis Degenerationsphase“ dürften die Zahlen selbstverständlich wahrnehmbar geringer ausfallen.
Und mit Gewissheit wären 45/ 60 Stück eines neuen Musters eine erhebliche Verbesserung gegenüber dem Status quo.
Die Ausschreibung eines STH mit möglichst vollständigem Wissenstransfer und allen Rechten am Produkt erscheinen, ausgehend vom Status quo und auch perspektivisch als irgendwann wieder letzter Nutzer eines dann ebenfalls altersschwächelnden und möglichst international unabhängig zu versorgenden STH, auch mir zunehmend nachvollziehbarer.
@ Couch Potato
Das Problem ist, dass die Chinook gerade mit 2 alternativen Antrieben getestet wird.
Einmal eine neuere Version des aktuellen Motors mit 10 Prozent weniger Verbrauch.
Und dann die Motoren der CH-53K.
Die erste Variante wäre interessant, weil sie mehr Reichweite bringt.
Bei der zweiten Variante könnten massive Verstärkungen notwendig sein. Der Leistungsunterschied ist gravierend. Im Prinzip wäre wohl eine ziemlich aufwendige Flugerprobung und Zulassung nötig.
Darum würde es sich lohnen, auf Variante 1 zu warten, aber Variante 2 könnte alles noch weiter verzögern.
Ein Schiff ist kein Schiff. Gleiches gilt insbesondere für Luftfahrzeuge, da die Ansprüche an die Sicherheit eines Flugzeuges noch um einiges höher sind. Dieser Wert ist wahrscheinlich schon sehr alt, dennoch stimmt er in der Praxis immer wieder. Das kann man ganz bestimmt akademisch herleiten aber es funktioniert auch so. Ein Verlust eines Luftfahrzeuges ist außerdem, planerisch, gar nicht mit einberechnet. Wenn man immer schön das TCTP abfliegt ist auch alles schick und man kann sehr genau berechnen wann die nächste Inspektion fällig ist. Auch kann die Anzahl der Besatzungen, in Friedenszeiten, davon abgeleitet werden. Unterstellt man für Friedenszeiten diese Berechnung, was ergibt sich dann wenn im Rahmen LV/BV nur ein Luftfahrzeug, ergo eine Besatzung, verloren geht? Wirtschaftlichkeit, als Stellgröße für eine Armee, taugt nicht einmal in Friedenszeiten so richtig. Kriege werden oftmals dadurch gewonnen, dass eine Seite länger Personal und Material nachschieben kann als die andere. Mit „Just In Time“ Mentalität werden wir da gar nichts. Was sollte also ein Land wie die Bundesrepublik Deutschland aufbieten um militärisch anerkannt zu werden? Reicht da 15/45?
@ Emil 93
Sie könnten ihr Vermögen verlieren !
Ich habe als LfzEloOffz 35 Dienstjahre bei der Lw verbracht. In Zeiten des Kalten Krieges (das hatte ich oben angegeben) und bevor wir Beta-Tester für Airbus wurden, also mit amerikanischen, eingeführten Systemen, mit Bw-eigener Logistik der 2. Ebene, parallel zur Industrielogistik, lagen wir bei 70 % Einsatzbereitschaft des Verfügungsbestandes. Dies ist der Bestand der körperlich im Geschwader zu einem bestimmenten Zeitpunkt vorhanden ist. Die Ersatzteillogistik und vor allem die Bevorratung, die Instandsetzung im Geschwader und die parallele Industrieinstandsetzung machten dies möglich.
Vergleichen Sie mal die Bereitsschaftszahlen der Heeresflieger mit dem Waffensystem PAH 1 mit den heutigen Klarstandsraten !
Diesen Beitrag hatten wir AFAIK noch nicht:
https://www.defensenews.com/global/europe/2020/01/14/lockheed-boeing-enter-germanys-heavy-transport-helicopter-race/
Nur ein paar Punkte daraus, warum die Angebote teurer geworden sind:
– „Unexpected level of complexity“ der finalen Ausschreibung.
– „The Bundeswehr’s goal of having the helicopters certified in accordance with European civilian aviation regulations.“
– „German officials want a weather radar better than the one offered in the Marine Corps version of the CH-53K, plus a multilayered radio communications setup,“
– „Performance-based logistics, or PBL […] The idea is that the government can save money by dictating to contractors what level of readiness it wants for its hardware, and then letting vendors figure out how to meet those objectives within a given budget. The concept is relatively new for Germany. At an STH industry day in 2018, “nobody knew what PBL was.”“
Ansonsten wäre die Bitte an die Stammtischler hier, doch besser auf facebook, insta oder flugzeugforum auszuweichen. Wenn noch nicht mal das Interesse da ist, Dinge zu lesen oder nachzuverfolgen („egal wie man dann auf die Prozentzahl kommt oder den Verfügungsbestand definiert.“), dann muss man hier doch nicht die Kommentarspalten vollspamen. Gleiches gilt für Phantasien in Richtung Mi-26 oder V-22.
Das klingt hart, vielleicht zu hart.
Aber dieses Rauschen erschwert und verhindert letztlich, dass sich Experten oder Insider hier äußern.
@K.B.
Der eine Punkt geht wahrscheinlich gegen mich. Kein Problem damit.
Ich weiß schon, wie man auf bestimmte Zahlen kommt, allerdings gab es in der Vergangenheit schon die eine oder andere komische Art der Auslegung.
https://augengeradeaus.net/2018/02/materiallage-der-bundeswehr-mehr-uebungen-mehr-beanspruchung-weniger-einsatzbereit/comment-page-1/#comments
(einfach mal die Kommentare lesen)
Mein Punkt war:
Nie und nimmer wird man mit den neuem STH auf 70 % kommen (oder anders ausgedrückt auf mehr als 15 von 45 Hubschraubern).
Da muss man auch nicht mit Zahlen aus dem Kalten Krieg kommen. Die komplette Bundeswehr und mindestens der Instandsetzungsapparat ist ein komplett anderer als vor 1990.
Wenn Sie nur Insiderkommentare/Expertenkommentare haben möchten, dann weichen Sie doch auf ein (selbst erstelltes) Fachforum aus.
P.S.:
Hier die Zahlen aus
https://augengeradeaus.net/2019/11/materiallage-der-bundeswehr-scheint-sich-nicht-gebessert-zu-haben/
• Transporthubschrauber NH90: 75 Maschinen im Buchbestand, Verfügungsbestand 44, einsatzbereit neun
• Kampfhubschrauber Tiger: 53 Buchbestand, 36 Verfügungsbestand, Klarstand zwölf
• Transporthubschrauber CH53: Buchbestand 71, Verfügungsbestand 48, Klarstand 18
@ Emil93
Ich will Sie nicht ärgern oder angreifen. Ich will Ihnen nur mit den eigenen Zahlen aufzeigen, das die Bw ein „Airbus“-Problem hat. Die amerikanischen Hubschrauber und die dazugehörige Betreuungsindustrie (zuletzt die Schweizer Firma Ruag in Oberpfaffenhofen in Erbfolge von Dornier) sind einfach besser gelaufen bzw. geflogen. Dies liegt und lag in erster Linie daran, dass wir von den Amerikanern langjährig eingeführte Systeme beschafft haben und die laufen in der Praxis einfach besser als die Airbus Vorserienmodelle und pannenanfälligen Neuentwicklungen, für die die Bw der Beta-Tester ist.
Wenn Sie ihre selbst verlinkten Zahlen anschauen, dann stellen Sie fest, dass ca. 2/3 des Buchbestandes aller Systeme der Verfügungsbestand von Lw und Heer sind.
Von dem Verfügungsbestand hat der CH-53 mit 18 Maschinen gleich 37,5 % den höchsten Klarstand der aktuellen Hubschraubersysteme. Dabei ist er der älteste der drei Systeme und befindet sich in Phase 3 des Lebenszyklus, in der Verschleiß und Ermüdungsphase.
siehe auch aus der oben verlinkten Materiallage der Bw 2019:
„Die materielle Einsatzbereitschaft wurde zunehmend vom Waffensystemalter beeinflusst. Hier waren die laufenden Umrüstmaßnahmen zur Gewährleistung eines Weiterbetriebs CH-53 bis zur Ablösung durch den schweren Transporthubschrauber (STH), die mangelnde Verfügbarkeit von Ersatzteilen sowie das Fehl an technischem Personal im Inland bei gleichzeitiger Einsatzgestellung bestimmende Faktoren.“
Der Tiger befindet sich in Phase 2 des Lebenszyklus, müsste also voll einsatzbereitsein, als langjährig eingeführtes System. Wenn Sie sich die Zahlen anschauen sind von 36 Hubschraubern gerade mal 12 im Klarstand, also einsatzbereit. 33 % für ein langjährig eingeführtes System in der Mitte der Nutzungsphase ist einfach zu wenig und ja es handelt sich um ein Airbus-Produkt.
Zitat:
„Die Flotte konnte weiter auf zwei Bauzustände vereinheitlicht und das Inspektionssystem signifikant optimiert werden. Die Versorgung mit Ersatz- und Austauschteilen kann zu 90% zeitgerecht sichergestellt werden. Einzelne Engpassmaterialien hemmen derzeit im Gegenzug eine weitere signifikante Steigerung der Einsatzbereitschaft. Der UH TIGER ist ein nicht einsatzreifes Waffensystem. (…)“
Also ein System ist 15 Jahre nach dem Beginn der Einführung immer noch nicht einsatzreif…..
Vielleicht ist es doch besser etwas erprobtes und in anderen Armeen eingeführtes zu beschaffen, als Airbus die Entwicklungsgelder zu bezahlen.
Noch schlechter steht der NH-90 da, Er befindet sich in Phase 1 des Nutzungszyklus, in der Einführungs- und Wachstumsphase. Allerdings hat er mit 75 Systemen mittlerweile schon die volle Soll-Stärke erreicht. Von den 75 Systemen stehen nur 44 (=58 %) der Truppe zur Verfügung. Dies kann man noch mit den Problemen der Einführungsphase erklären. Aber das von den 44 vorhanden Hubschraubern nur 9 (=20%) einsatzklar sind, das ist ein katastrophaler Zustand, den man nur damit erklären kann, das Airbus nicht in der Lage ist, seine eigenen Hubschrauber in einem industriellen Prozess logistisch zu versorgen (zu viele unterschiedliche Rüstzustände, keine Serienfertigung, alles Einzelanfertigung, keine Standardisierung, keine Ersatzteilbevorratung, zu wenig und zu wenig funktionierende Dokumentation)
Zitat:
„Die geringe materielle Einsatzbereitschaft wird nach wie vor durch die hohe Anzahl von Vorserienhubschraubern, durch fehlende Ersatzteile sowie insbesondere durch fehlende militärische und industrielle Kapazitäten zur Durchführung der zu aufwändigen Wartungs- und Inspektionsmaßnahmen beschränkt. (…)“
Nachdem der erfahrene Systembetreuer RUAG aus Oberpfaffenhofen ins NH-90 Betreuungsgeschäft eingestiegen ist, wird die Materiallage hoffentlich besser.
siehe: https://www.flugrevue.de/arbeiten-in-oberpfaffenhofen-nh90-instandsetzung-bei-ruag/
(Link ist über ein Jahr alt).
@Emil93
„Klarstand“ bedeutet ohne wenn und aber sofort, in jeder Hinsicht einsatzbereit, oder noch mehr Differenzierungen?
Beim Tiger erwarte ich dabei keine Einschränkungen im Waffeneinsatz, ist das so.