Bundestag wählt Högl zur neuen Wehrbeauftragten

Die Berliner SPD-Bundestagsabgeordnete Eva Högl wird neue Wehrbeauftragte des Parlaments. Der Bundestag wählte die Innen- und Rechtspolitikerin mit 389 Stimmen zur Nachfolgerin von Hans-Peter Bartels, dessen fünfjährige Amtszeit als Wehrbeauftragter im Mai ausläuft. Sie ist nach Claire Marienfeld die zweite Frau in diesem Amt.

Nach Angaben von Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki enthielten sich bei der Wahl 171 Abgeordnete. Der Gegenkandidat der AfD, der frühere Eurofighter-Manager Gerold Otten, erhielt 92 Stimmen. Für die Wahl war die Mehrheit aller Mitglieder des Bundestages, die so genannte Kanzlermehrheit, erforderlich.

Högl war von der SPD-Bundestagsfraktion für das Amt nominiert worden; nach den Vereinbarungen zwischen den Koalitionspartnern Union und SPD hatten die Sozialdemokraten das Vorschlagsrecht für die Neubesetzung.

Allerdings hatte der von SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich überraschend eingebrachte Vorschlag, Högl zur neuen Wehrbeauftragten zu wählen, schon innerhalb der eigenen Fraktion für erhebliche Unruhe gesorgt. Amtsinhaber Bartels hatte Interesse an einer zweiten Amtszeit angemeldet. Auch der bislang federführende SPD-Parlamentarier im Haushaltsausschus, Johannes Kahrs, hatte sein Interesse klargemacht. Nach der formalen Nominierung der Berliner Abgeordneten am vergangenen Dienstag gab Kahrs alle seine Ämter in Partei und Fraktion und auch sein Bundestagsmandat auf.

Die Wehrbeauftragte ist, so ist es in Artikel 45b des Grundgesetzes verankert, ein Hilfsorgan des Bundestages bei der Ausübung der parlamentarischen Kontrolle.  Da sich jede Soldatin und jeder Soldat  ohne Einhaltung des Dienstwegs unmittelbar an den Wehrbeauftragten wenden darf, gilt er als Anwalt der Soldaten.

Allerdings hatten seit der Aussetzung der Wehrpflicht 2011 die Amtsinhaber zunehmend über konkrete Eingaben und Einzelfälle hinaus die Situation der Bundeswehr insgesamt zum Schwerpunkt ihrer jährlichen Berichte gemacht. Vor allem der bisherige Wehrbeauftragte Bartels hatte faktisch jedes Jahr einen Mängelbericht der Streitkräfte abgeliefert – beispielhaft  2015, 2016, 2017, 2019 und 2020.

Nachtrag: Aus den etlichen Interviews, die Högl nach ihrer Wahl geführt hat, hier (aus Wochenendgründen) nur der Verweis auf das im Bayerischen Rundfunk (ich hoffe die Kollegen sehen mir das längere Zitat nach):

Für die neue Wehrbeauftragte des Bundestages, Eva Högl, ist die Verbesserung der Ausrüstung der Soldatinnen und Soldaten künftig eine ihrer wichtigsten Aufgaben. „Für die Soldatinnen und Soldaten ist es natürlich ganz wichtig, dass die Ausrüstung stimmt, das wird sicherlich ein Hauptpunkt sein, aber nicht der einzige“, sagte die SPD-Politikerin nach ihrer Wahl im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk. (…)
„Es geht um die Grundrechte der Soldatinnen und Soldaten, es geht um sehr konsequente, engagierte Interessenvertretung (…) und es geht darum, (…) Anwältin zu sein“, sagte Högl nach ihrer Wahl.
Ein besonderes Anliegen sind Högl auch die Grundsätze der inneren Führung. „Alles, wo es darum geht, wo liegt der Kompass der Soldatinnen und Soldaten.“ Außerdem äußerte sich auch zum Thema Auslandseinsätze. „Die Welt hat sich verändert, und die deutsche Bundeswehr ist auch im Ausland gefragt.“

(Foto: Abgeordnete bei der Abgabe der Stimmkarten im Reichstag; ganz links  der Parlamentarische Staatssekretär im Verteidigungsministerium Peter Tauber mit Mund-Nasen-Schutz in Flecktarn – Achim Melde/Bundestag)