SPD-Fraktionsspitze schlägt Eva Högl als neue Wehrbeauftragte vor (Nachtrag)

Die SPD-Rechtspolitikerin Eva Högl soll neue Wehrbeauftragte des Bundestages werden. Einen entsprechenden Vorschlag legte die Spitze der SPD-Bundestagsfraktion den Abgeordneten vor. Der Bundestag muss in der kommenden Woche über die Nachfolge des bisherigen Wehrbeauftragten Hans-Peter Bartels entscheiden, dessen Amtszeit ausläuft.

Den Vorschlag teilte Fraktionschef Rolf Mützenich den Parlamentariern seiner Fraktion am (heutigen) Mittwoch in einem Rundschreiben mit:

Der Geschäftsführende Fraktionsvorstand hat heute einstimmig entschieden, dem Fraktionsvorstand und der Fraktion vorzuschlagen, in der kommenden Sitzungswoche unsere Kollegin Eva Högl als Kandidatin für das Amt des Wehrbeauftragten des Bundestages zu nominieren. Ich freue mich sehr, dass Eva sich bereit erklärt hat, für diese verantwortungsvolle Aufgabe zur Verfügung zu stehen.
Mit ihrer langjährigen parlamentarischen Erfahrung und ihrer breiten Expertise bringt Eva alle Voraussetzungen mit, die es braucht, um dieses Amt erfolreich und wirkungsvoll auszuüben. Ich bin sicher: Eva wird eine hervorragende Anwältin der Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr sein und uns Abgeordneten eine kluge und versierte Ratgeberin.

Der Wehrbeauftragte wird vom Parlament gewählt, die Koalition aus Union und SPD hatte bereits in den Koalitionsverhandlungen den Sozialdemokraten das Vorschlagsrecht für dieses Amt zugebilligt.

Mit der Empfehlung – noch ist es ja keine Entscheidung – für Högl hat Fraktionschef Mützenich den zwei bislang öffentlicht bekannten Kandidaten aus den Reihen der SPD eine Absage erteilt: Amtsinhaber Bartels hatte deutlich gemacht, dass er Interesse an einer zweiten Amtszeit hat. Und der Haushälter Johannes Kahrs hatte ebenfalls Interesse an diesem Amt bekundet.

Die Berliner Abgeordnete Högl ist bislang nicht im Zusammenhang mit Verteidigungspolitik in Erscheinung getreten. Die 51-jährige Juristin ist bislang als stellvertretende Fraktionsvorsitzende zuständig für die Bereiche Innen, Recht und Verbraucherschutz, Kultur und Medien, Sport, Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung. Außerdem ist sie Mitglied des Parlamentarischen Kontrollgremiums für die Nachrichtendienste.

Im Falle einer Wahl ist Högl die zweite Frau, die dieses Amt übernimmt. Die CDU-Politikerin Claire Marienfeld war 1995 als erste Frau zur Wehrbeauftragten des Bundestages gewählt worden.

Nachtrag: Bartels reagierte auf Mützenichs Vorschlag mit einer Mail an die Fraktion, die seine Überraschung, aber auch Verletzung offenbart:

Unser Fraktionsvorsitzender hat mir heute mitgeteilt, dass er mich der Koalition nicht wieder zur Wahl als Wehrbeauftragter des Deutschen Bundestages vorschlagen will. Die Fraktion wird sich damit dann wohl in der nächsten Woche befassen. Amtszeitende ist am 20. Mai.
Das Ergebnis und die Art der Entscheidungsfindung machen mich – nach insgesamt 22 Jahren Bundestag – ein bisschen unfroh. Bereits im November 2019 wurde mit einer bemerkenswerten haushalterischen Stellenvermehrung von außen ins Amt hineingewirkt. Wer sich davon genau was versprechen konnte, ist mir offiziell verborgen geblieben. Unsere Fraktionsspitze hielt sich bedeckt.
Warum die Partei jetzt dieses wichtige, unabhängige Amt, das als Teil der parlamentarischen Kontrolle unseres Militärs im Grundgesetz verankert ist, gerne durch eine neue SPD-Kandidatin besetzen will, erschließt sich nicht sofort. Nach landläufigen Erfolgskriterien gibt es für die aktuelle Amtsführung sehr freundlichen Zuspruch und Unterstützung von Soldatinnen und Soldaten und ihren Vertrauensleuten und Personalräten, von Regierungs- wie Oppositionsfraktionen im Verteidigungsausschuss und auch in der breiteren Öffentlichkeit. Das könnte man gut finden. Auch mein Engagement für europäische Positionen im Bereich der Sicherheitspolitik sollte niemandem geschadet haben.
Mir stellt sich also die Frage: Warum ist dies heute politisch eine Stelle, an der die SPD in dieser Zeit einen Personalwechsel braucht? Welcher sozialdemokratischen Binnenlogik folgt das? Wie wollen wir miteinander, wie soll ich damit umgehen? Für Rat wäre ich dankbar.

(Archivbild Februar 2018: Högl im Bundestag – Inga Kjer/photothek.net)