Afghanistan: Unverändert hohe Zahl getöteter und verwundeter Zivilisten

Die Zahl der zivilen Opfer des Krieges in Afghanistan bleibt unverändert auf einem Höchststand. Im ersten Halbjahr 2017 wurden 1.662 Zivilisten getötet und 3.581 verwundet, teilte die UN-Mission in Afghanistan (UNAMA) bei der Vorlage ihres regelmäßigen Halbjahresberichts am (heutigen) Montag in Kabul mit. Damit hat sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum die Zahl der Toten um zwei Prozent leicht erhöht, die Zahl der Verwundeten ging um ein Prozent zurück.

Die zahlenmäßig stärkste einzelne Ursache für die zivilen Opfer waren Bombenanschläge und Sprengfallen der Taliban und anderer Gruppen, die gegen die Regierung in Kabul kämpfen. Durch Improvised Explosive Devices (IED) und Selbstmordanschläge kamen 596 Menschen ums Leben, 1,483 wurden verwundet. Dabei spielten zunehmen so genannte komplexe Angriffe eine Rolle, bei denen größere Tätergruppen mit verschiedenen Methoden Anschläge verüben: Deren Zahl stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 15 Prozent. Der folgenschwerste war der Anschlag mit einer in einem Tanklaster versteckten Bombe in Kabul Ende Mai, der die deutsche Botschaft schwer traf und möglicherweise auch gezielt dieser diplomatischen Vertretung galt.

Auch insgesamt sind die so genannten Anti Government Elements, neben den Taliban vor allem der ISIS-Ableger in Afghanistan, nach der Zustammenstellung der Vereinten Nationen für die meisten zivilen Opfer verantwortlich. 18 Prozent der Opfer seien durch Aktivitäten der bewaffneten Kräfte auf Seiten der Regierung zu Schaden gekommen. Darin sind die internationalen Truppen, also vor allem die USA, mit zwei Prozent enthalten:

Anti-Government Elements caused the majority – 67 per cent – of civilian casualties in the first six months of 2017 (43 per cent Taliban, 19 per cent unidentified Anti-Government Elements, five per cent Daesh/ISKP). UNAMA attributed 18 per cent to Pro-Government Forces (15 per cent to Afghan national
security forces, two per cent to international military forces, and one per cent to pro-Government armed groups).
Unattributed cross-fire during ground engagements between Anti-Government Elements and Pro-Government Forces caused 10 per cent of civilian casualties, four per cent arose from the detonation of unattributed explosive remnants of war, and cross-border shelling by Pakistan Military Forces
caused the remaining one per cent.

Der Bericht – einschließlich der Stellungnahmen von afghanischer Regierung, der NATO-geführten Resolute Support Mission und der Taliban – steht hier zum Herunterladen zur Verfügung; die Pressemitteilung hier.

(Foto: Schülerinnen in Kabul im Juni 2017 – Photo UNAMA / Fardin Waezi; Grafik UNAMA)