Einsatz in Mali: Chinesen mit IED-Jammern, neues Mandat für Bundeswehr-Ausbilder kommt
Zum internationalen – und auch deutschen – Einsatz in Mali zwei Randbemerkungen: Wie die Lage in Gao im Norden des westafrikanischen Landes eingeschätzt wird, zeigt eine PR-Meldung aus China: Die chinesischen Blauhelmtruppen im Einsatz bei der UN-Mission MINUSMA sind dazu übergegangen, ihre Fahrzeuge mit Störsendern (Jammern) auszurüsten, um Angriffe mit funkgezündeten Sprengfallen (Remote Controlled Improvised Explosive Devices, RCIED) zu verhindern. Und: der Einsatz der deutschen Ausbilder in der EU-Trainingsmission für Mali wird, wie bereits angekündigt, in dieser Woche ausgeweitet – bis nach Gao.
Aus der Mitteilung der chinesischen Herstellerfirma der IED-Jammer:
The Xinhua news agency reports that Chinese Peacekeeping Guards have for the first time installed the Bomb jammer in Gao, northern Mali to shield bomb attacking signals to trigger any blast.
The smart jamming system procured from the C.T.S Technology helps protect the convoy from unfortunate roadside bomb blasts that can be triggered from the remote locations. Locating such bombs often becomes difficult and jamming the signals is a reliable way to prevent the bomb explosion and safeguard the patrolling vehicles.
According to the New Agency, the Convoy Protection Jammer can effectively neutralize the remote-controlled signal in the range of 100 meters in diameter and prevents terrorists from setting up a bomb and triggering a blast. Amidst the growing incidences of rocket attacks and roadside bomb attacks in Mali, the importance of bomb jamming equipment has become even more pertinent. With the CTS jammers, Chinese Peacekeeping Guards can now protect their command cars and the motorcade from terrorist attacks.
Peacekeeping force commander Tian Wei said, with the jamming devices, they can now protect their troop and can carry out several kinds of peacekeeping tasks in Mali, including repairing of roads and bridges, offering medical aid to the wounded, evacuation of the public from a disturbed area, etc.
Gao und Timbuktu, zwei Städte im unruhigen und gefährlichen Norden des Landes, sollen künftig auch zum Einsatzbereich der EU-Trainingsmission in Mali gehören. Das hatten die EU-Verteidigungsminister bereits im März beschlossen, und Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hatte das bei ihrem Besuch in der Hauptstadt Bamako und in Gao in der vergangenen Woche erneut bestätigt.
Für die Ausweitung des Einsatzgebiets der EU-Mission, die bisher nur im vergleichsweise sicheren Süden des Landes aktiv war, muss das Mandat des Bundestages für den Einsatz geändert werden. Die Absicht, das noch in dieser Woche zu machen, bekräftigten von der Leyen und Außenminister Frank-Walter Steinmeier am (heutigen) Montag, wie Spiegel Online berichtete.
Bereits am Mittwoch soll das Kabinett eine entsprechende Mandatsvorlage beschließen, die dann im Parlament diskutiert werden soll. (…)
Am Montag verschickten Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) und ihr Kollege Frank-Walter Steinmeier (SPD) aus dem Außenamt eine entsprechende Information an die Fraktionsvorsitzenden aller Parteien. In dem Schreiben, das SPIEGEL ONLINE vorliegt, warben die Minister für die Ausweitung der EU-Ausbildungsmission (EUTM). Die Mission für die lokale Armee sei wichtig für die Stabilität Malis, dies sei „besonders wichtig für die sicherheitspolitischen Interessen Deutschlands“.
Der Einsatz der deutschen Soldaten in der UN-Mission MINUSMA bleibt von dieser Änderung unberührt: Diese Truppenteile sind bereits in Gao stationiert und sollten von vornherein in dieser Region ihre Aufklärungseinsätze fahren.
(Archivbild Januar 2014: Blue Helmets from China pose for a picture with SRSG Bert Koenders in Gao – Photo MINUSMA/Marco Dormino)
Was unternehmen Chinesen eigentlich in Mali, außer ein bisschen UN und FRA die Uranausbeutung streitig zu machen?
http://www.ssoar.info/ssoar/handle/document/27581
“ … Die chinesische Regierung ist in Mali nicht nur an Bodenschätzen interessiert; vielmehr gibt es eine lange Tradition intensiver Beziehungen und Zusammenarbeit – etwa im Bildungs- und Gesundheitssektor sowie beim Ausbau der Infrastruktur. …“
Ein selbstloses Engagement besteht bestimmt nicht. Mit Präsenz, sogar mittelständischer, erreicht Peking auf lange Sicht einen Grad der Einflussnahme, der es für die Bamako-Regierung politisch ausschließt, Verzicht/Rauswurf gegenüber der „stillen China-Invasion“ zu üben.
Strategische Einflussnahme ohne Militär!
Und südlich der Sahel-Zone wird richtig geklotzt. In Angola, in Nigeria…
Ganz ohne Moralspeierei haben die Chinesen in 10 Jahren wahrscheinlich mehr für die Entwicklung Afrikas getan als die westliche Entwicklungshilfe nach dem Ende der Kolonialzeit. Aber autoritären Regimen fällt es wahrscheinlich leichter, pragmatisch zu sein.
Dies ist in Mali wieder zu beobachten: Während China weiter seine Strategie der ökonomischen Durchdringung Afrikas fortsetzt, spielt die EU den drill sergeant für eine desparate Truppe ohne Ausrüstung, die ohne fremde Unterstützung bestenfalls Objektschutz betreiben kann.
Mal sehen, ob dazu was im Weißbuch steht (Ironie aus)….
Wie viele Jammer hat die BW denn in Mali im Einsatz und wie viele davon gehören zu den 36 modernen, die wohl letztes Jahr beschafft worden sind(wie in AG zu lesen war seinerzeit)?
Und wie viele Fahrzeuge sind in Mali im Einsatz?
Denn ich vermute mal, daß nur ein Bruchteil der Fahrzeuge mit Jammern ausgestattet ist oder irre ich mich da?
@KPK:
Das wäre ja nicht das erste Mal, dass die Chinesen clever vorgehen. In Badakshan haben chinesische Firmen die Schürfrechte für Edelsteine bekommen.
@Closius:
Egal wie es ist, es gehört SICHERLICH nicht hier her.
@Memoria: Nachdem es hier darum u.a.. daß die Chinesen ihre Fahrzeuge in Mali mit Störsendern ausrüsten gegen Sprengfallen bzw. die BW ihr Einsatzgebiet vergrößern soll in Mali, gehört es sicherlich auch hier dazu, nachzufragen, wie viele Störsender die BW in Mali hat bzw. einsetzt?
Denn wenn die Chinesen besser ausgerüstet werden als die BW, dann wäre es mal wieder peinlich für die BW, vor allem geht es hier aber um die Sicherheit unserer Soldaten!
@Ziethen: So schön ist es längst nicht mehr: Die Chinesen investieren zwar noch mächtig und waren bisher auch immer willkommen, weil sie ausschließlich Geschäfte machen wollen und sich sorgfältigst aus der Politik der Afrikaner heraushalten. Sie wollen allerdings hinterher auch ziemlich flott kassieren und machen das unmissverständlich klar. Die moralische Erpressung wie bei den westlichen Kreditgebern funktioniert mit den Chinesen nicht. Zudem sind chinesische Geschäftsleute weniger zimperlich und behandeln die Gesetze und Regeln der Schwarzen (die Praxis wird von einem ziemlich massiven gelben Rassismus beherrscht) als Folklore und verfahren nach Gutdünken, was zunehmend für Ärger in in den genannten Ländern sorgt.
Mittlerweile stehen auch einige ihrer Finanzierungen bereits auf der Kippe oder sind schon zusammengeklappt, vor allem bei den vermeintlich sicheren Ölstaaten. Angola etwa hat bereits ein Hilfsprogramm des IWF, um überhaupt noch über die Runden zu kommen. Da zahlen derzeit beide Seiten ziemlich heftig Lehrgeld.
Kleine Randnotiz zu Mali, China, Blackwater und Wien:
Offenbar versucht der ehem. Blackwater-Gründer Erik Prince mit seinem jetzigen Unternehmen, mit Hilfe eines österreichischen Unternehmens, Luftnahunterstützung insbesondere in afrikanischen Konflikten anzubieten.
Eine der ersten Geschäftsideen war Mali.
Angeblich (letzter Absatz) haben chinesische Miteigentümer des Blackwater-Nachfolgers erst kürzlich die Firma entsprechend ausgerichtet, obwohl es hiergegen von amerikanischen Aufsichtsräten (u.a. Adm Fallon) rechtliche Bedenken gab.
Trotz der Länge eine empfehlenswerte Lektüre, insbesondere die verlinkten Originaldokumente (intercept…):
https://theintercept.com/2016/04/11/blackwater-founder-erik-prince-drive-to-build-private-air-force/
@Closius
Ich glaube, @Memoria geht es hier um Informationen, die die Sicherheit deutscher Soldaten gefährden könnten. Denn ob und wie gesichert wird, gehört tatsächlich nicht in diesen öffentlichen Blog.
Wenn über Blackwater, bzw -Nachfolger in MALI CAS angeboten wird, ist das für FP MINUSMA imminent wichtig.
Da CAS-befähigte Einmotorer zu diesem Zweck u.a bei AFG AirForce, auch BRA und US SOF geflogen werden (EMBRAER A-29, Super Tucanao), ist zu unterstellen, dass BLACKWATER diese Fähigkeiten ebenfalls in der Lage ist anzubieten.
im konkreten Fall folgt daraus, DEU-Anteile müssten mit dem zivilen CAS-Anbieter „Air Co-ordination“ betreiben, … und die SpähTrp über … Link 16 (?) … Verb haben …???. Abenteuerliche Vorstellung!
@Klaus-Peter Kaikowsky
So wie die Bw/NATO im Camp Marmal mehrere Mi 17 zuverlässig von einer Firma nutzt und eben nicht den einsatzuntauglichen NH90.
@Zimdarsen
Ok, und wie läuft die Abstimmung, konkret?
Sitzen da ggf. DEU FAC und koordinieren Notwendiges, und haben wir bei unserem Anteil CCA-befähigtes Pers im Einsatz, denen im Zusammenhang, zumindest im CAS-Fall, besondere Verantwortung zukäme?
Was sind den die rechtlichen Grundlagen für den Einsatz von Jammern in UN-Missionen? Die Dinger sind ja prinzipiell nicht störungsfrei (Flugfunk, UN-Netze) und sobald zwei TCN Jammer haben blockiert man sich gegenseitig?
Aktuell: Im Norden Malis ist ein französischer Soldat bei einer Minenexplosion ums Leben gekommen, weitere wurden verwundet. Die Details sind noch spärlich, bislang gibt es nur eine Erklärung aus dem französischen Präsidentenpalast:
Mehr Details zu dem gefallenen Franzosen jetzt von der französischen Armee: Ein gepanzertes Fahrzeug an der Spitze eines Nachschubkonvois auf dem Weg von Gao nach Tessalit fuhr in der Nähe von Tessalit auf ein IED. Dabei wurde ein Soldat getötet, drei weitere wurden verwundet.
https://www.facebook.com/notes/arm%C3%A9e-fran%C3%A7aise-op%C3%A9rations-militaires/barkhane-mort-au-combat-dun-soldat-engag%C3%A9-dans-la-lutte-contre-les-terroristes/1012890252090033
Ich hoffe die CHI wissen das diese „Jammer“ auch die Verbindung über Mobilfunketze unmöglich machen. Das sollt man bedenken wenn man doch mal anrufen muss.
/sark off
Das wissen die Chinesen bestimmt nicht.
Tschechien plant offenbar einen Einsatz bei MINUSMA mit bis zu 200 Soldaten:
http://www.radio.cz/de/rubrik/tagesecho/afghanistan-und-mali-prioritaeten-fuer-auslandseinsaetze-der-tschechischen-armee