Eckpunkte für neuen Wehrdienst: Sechs Monate Dienstzeit, 260.000 Aktive
Die Eckpunkte für das von Verteidigungsminister Boris Pistorius geplante neue Wehrdienstgesetz zeichnen sich ab: Angestrebt wird danach ein Minimum von einem halben Jahr Dienstzeit. Die Zahl der aktiven Soldaten und Soldatinnen soll innerhalb von zehn Jahren von derzeit gut 180.000 auf 260.000 wachsen – und vorerst will der SPD-Politiker Freiwilligkeit als Prinzip beibehalten. Das geht aus Berichten mehrerer Medien über ein Briefing des Ministeriums für Koalitionsabgeordnete hervor.
Darüber berichtete zunächst die Nachrichtenagentur Reuters am (heutigen) Freitag:
Der neue Dienst soll nach Angaben aus Regierungs- und Parlamentskreisen vom Freitag ein halbes Jahr dauern. Mit dieser Kurz-Ausbildung wolle man auf freiwilliger Basis schnell ausreichend Rekruten zumindest für einfache Aufgaben wie Bewachung und Kontrollen gewinnen, sagten mit den Plänen Vertraute der Nachrichtenagentur Reuters. Aufbauend auf dieser Heimatschutz-Ausbildung könnten die Freiwilligen sich für weitere Zeiträume verpflichten, um etwa den Lkw-Führerschein zu machen oder sich zum Panzerfahrer ausbilden zu lassen. Verankert werden soll dies im neuen Wehrdienstgesetz, das zunächst auf Freiwilligkeit setzen will. Fehlen trotz der kurzen Ausbildungszeit die nötigen Soldaten, soll eine Form der Wehrpflicht greifen.
Wie der Spiegel (hinter Paywall) berichtet, soll das Gesetz für einen neuen Wehrdienst im August im Kabinett beraten werden, dann Ende des Jahres in Kraft treten und ab Frühsommer 2026 gelten. Wie Pistorius bereits im vergangenen Jahr angekündigt und in einem Gesetzentwurf der damaligen Ampelkoalition vorgeschlagen hatte, soll ein Fragebogen verpflichtend von jungen Männern ausgefüllt werden. Im Unterschied zum damaligen Entwurf soll aber die Musterung für sie verpflichtend sein.
Für eine Wieder-Einführung der Wehrpflicht für Männer soll nach dem neuen Gesetz ein entsprechender Beschluss von Kabinett und Bundestag erforderlich sein, hieß es in den Berichten. Ein neues Gesetz sei dafür nicht erforderlich.
Mit dem Gesetzentwurf legt sich das Verteidigungsministerium damit auf die Zielgröße von 80.000 zusätzlichen Soldaten und Soldatinnen fest, die sich vor allem aus den der NATO zugesagten künftigen Fähigkeiten der Bundeswehr ergeben. Offiziell hatte der Verteidigungsminister bislang nur von 50.000 bis 60.000 gesprochen. Die Gesamtzahl von 460.000 Angehörigen der Streitkräfte einschließlich der Reserve war dagegen bereits seit einiger Zeit auch öffentlich kommuniziert worden. Wie schnell dafür eine Wehrpflicht wieder eingeführt wird, scheint noch offen.
Hier fehlt das Thema Frauen. Soll es bei den Frauen tatsächlich beim freiwilligen Fragebogen bleiben? 6 Monate freiwilliger Wehrdienst nur im Heimatschutz dürfte langweilig werden. Aber vor allem bringt dieser keine aktiven Soldaten für die Kampfverbände. Meine Sorge ist, dass die BW dann schlechter steht bei den länger dienenden FWDL. Und zu glauben, dass aus den Wehrpflichtigen dann viele Zeitsoldaten zu gewinnen seien, könnte ein großer Reinfall werden. Denn die Schweden sagen klar, dass sie zwar genug Freiwillige bekommen, so dass sie nicht Zwangsweise einziehen müssen . Aber es würden sich weniger Wehrpflichtige weiterverpflichten als erwartet. Die Weiterverpflichtungsquote sei im Vergleich zum früheren freiwilligen Dienst gesunken. Und die Freiwilligen mit mehr Geld ködern zu wollen halte ich für Geldverschwendung, weil der SPD der Mut zur richtigen Wehrpflicht fehlt. Nur WG LKW Führerschein wird es keinen Ansturm geben. D.h. das Modell wird scheitern & der Streit über Wehrpflicht nachher zur Regierungskrise. Dass das neue Gesetz erst im August ins Kabinett soll & Start erst im Mai 2026 ist unnötige Zeitverschwendung! Als Frage der Gerechtigkeit sollten auch die Frauen mindestens verpflichtet sein, den Fragebogen auszufüllen. Dies geht mit einfachem Gesetz. Nur ob eine Musterungspflicht für Frauen nur durch einfaches Gesetz geht oder durch Verfassungsänderung könnte streitig sein.
@Closius, was wollen Sie mit dem Pflichtfragebogen für Frauen erreichen? Zum einen wird man Frauen ohne Änderung des Grundgesetzes nicht verpflichtend einziehen könne und das Problem das der Fragebogen allein keine weiteren Freiwilligen generiert, ist geschlechtsneutral.
Davon ab, auch 6 Monate Wachausbildung bringen die Bundeswehr weiter. Die kann man dann direkt im Heimatschutz verplanen.
Wer denkt sich BMVg so etwas aus? Es wird nicht gut gehen.
Neulich habe ich irgendwo gelesen: Die Bundeswehr hat 80.000 Soldaten, die kämpfen können, und sie hat 100.000 auf der Tribüne.
Es wäre besser, die Truppenstärke auf 160.000 zu reduzieren und die Reserve zu professionalisieren.
Es zeigt sich Bewegung rund um Kriegsfähigkeit, offenbar personell aber zugehörig auch materiell:
Bloomberg berichtet, dass Deutschland 2.500 GTK Boxer und 1.000 Leopard 2 für rund 29 Milliarden zur Erfüllung der neuen Fähigkeitsanforderung der NATO – hier die Aufstellung und Ausstattung von sieben Kampfbrigaden – bestellen will.
https://www.bloomberg.com/news/newsletters/2025-07-04/germany-prepares-tank-order-to-boost-nato-forces
Der Ansatz von Pistorius ist vielversprechend, als erster Wurf. Entscheidend wird die tatsächliche Dienstantrittsstärke sein, werden die beabsichtigten Personalstärken erreicht?
Es ist zu bezweifeln.
Parallel wird doch hoffentlich an der Ausgestaltung der 6 Monate gearbeitet, netto versteht sich, ohne 4 Urlaubswochen und SAZV. In intensiver und fordernder Basisausbildung, mit kriegsnahen Elementen, lassen sich Ausbildungsziele erreichen, die den einsatzfähigen Sicherungssoldaten garantieren.
Ein Anfang.
[Ehe jetzt alle auf die Bloomberg-Meldung einsteigen und was dazu sagen wollen: 1. sind es angeblich 29 Mrd US-dollar, das bisschen Zeit für die Währungsangabe sollte man schon mitbringen. 2. auf die nächsten 10 Jahre gerechnet. 3. ist das eine nicht bestätigte Zahl, und ich bin mal sehr gespannt, ob die so bleibt. 4. hat diese Meldung mit dem Thema Wehrpflicht nur sehr mittelbar zu tun, so das 5. alle weiteren Kommentare dazu rausfliegen. T.W.]
Das wird ein Rohrkrepierer! In spätestens 24 Monaten muss man sich dann über Rückkehr zur Pflicht unterhalten.
+80.000 Soldaten wo sollen die auf freiwilliger Basis her kommen. Freiwillige Basis bringt seit Jahren ziemlich genau 180.000 Soldaten.
6 Monate Dienstzeit. Genau der Mist war maßgeblich für das Aussetzen der Wehrpflicht, weil man die Rekruten nirgends verwenden konnte. Die waren nur noch sinnfreier Ballast. 12 Monate ist das untere Ende um einen Mannschafter auf einem Dienstposten soweit zu haben das er das sicher kann was er tut und man ihn in die Reserve entlassen kann… 18 oder 24 Monate sind da deutlich geeigneter.
Es wird sich nicht ein junger Mensch zusätzlich bei den Streitkräften bewerben unter diesen Bedingungen. Der aktuelle FWDL hält sich seit Jahren konstant bei bei um um bei 10.000 obwohl er nicht limitiert ist… Freiwillig ist das Potential abgeschöpft.
Und jetzt sollen die Leute in Masse in den Heimatschutz…. wo zuletzt ein paar hundert den Weg hingefunden haben. Sagt man denen 6 Monate gammeln im Heimatschutz mit 50+ 3B Reservisten (BIERBAUCH, BART UND BRILLE). Hat man das ohne Leberzirrhose und Boreout überlebt darf man in die richtige Truppe und auch Panzerfahren…
Neee, einfach neee.
Die zwei Jahre in denen das nicht funktioniert kann man sich sparen. Wehrpflicht her und dann die Wehrpflichtigen aussuchen lassen was sie wollen.
1) Vollzeit Bundeswehr
2) Teilzeit Heimatschutz
3) Ersatzdienst im Zivilschutz
4) Ersatzdienst im Rettungsdienst
5) Grenzschutzdienst wie im GG vorgesehen
6) Zivildienst
7) Jährliche Ersatzabgabe wenn nix gemacht wird
In der aktuellen Situation
die WehrPFLICHT wieder einzuführen, halte ich für einen Fehler.
Die Bundeswehr ist darauf in keinster Weise vorbereitet – weder gibt es die Infrastruktur, noch Ausbildungskapazitäten, noch das notwendige Material!
Was sollte die BW mit diesen Menschen also anfangen? Die Gefahr, dass das in die Hose geht und der Armee mehr schadet als nutzt, halte ich für sehr groß.
Eine schrittweise „Annäherung“ an das Thema ist somit wohl unumgänglich und der IBUK sagt ja selbst, dass es im Zweifelsfall auch wieder einen Zwang geben kann.
Ein Vorteil der kurzen Dienstzeit könnte in Verbindung mit den viel zu geringen Ausbildungskapazitäten sein, dass man mit den vorhandenen Kapazitäten mehr Masse generieren kann. Man darf ja nicht vergessen, was die Bw alles an Infrastruktur (Stuben, Standorte, etc.) abgeben musste.
Den Bedarf bei den Heimatschützern primär zu decken kann ebenfalls sinnvoll sein. Immerhin gibt es jede Menge schützenswerte Infrastruktur, welche die aktive Truppe aufgrund fehlender Masse gar nicht schützen könnte. Im Hinterland geht die Gefahr ja stark von Sabotagetrupps aus. Da kann man mit ein paar Wachen und Streifen schon etwas verbessern.
Wird das auf Dauer ausreichen? Sicher nicht, aber es ist ein Anfang. Danach muss dann dringend die Infrastruktur wachsen und auch grundlegende Ausrüstung in Masse zulaufen (Taschenlampen, Essgeschirr, Zelte, Schlafsäcke, G95A1, usw.). Teures Spielzeug wie Gladius ist da erstmal gar nicht so wichtig. Parallel dazu muss die Kapazität an Ausbildungspersonal steigen.
@Küstengang01: Zustimmung. Denn all diese Bereiche brauchen in Krise und Krieg Personal, dass man aktivieren kann und aus nicht kriegswichtigen Bereichen herauslösen kann. Aber das Thema „Mehrfach-Einplanung“ wird ja zur Zeit endlich angepackt, bei allen Empörungen der Betroffenen. Nur durch sich ständig regenerierende jüngere Einsatzkräfte bekommt man wirklich durchhaltefähig verfügbare Kräfte. Der 45 jährige Facharbeiter oder Kfz-Mechatroniker oder IT-ler ist einfach zu wertvoll, um als Heimatschützer monatelang ein Depot zu bewachen. So traurig es ist: Nicht die auf einen schnellen kurzen harten Krieg von wenigen Wochen ausgerichteten MOB-Strukturen des Kalten Krieges müssen hier betrachtet werden, sondern die im Laufe der Weltkriege entwickelten Systeme der Einberufung und Unabkömmlichstellung müssen analysiert werden. Wenn es auch ohne offenen Krieg schlimm läuft, dann gibt es einen jahrelangen Schwebezustand mit aufmarschierten Truppen und vielleicht kleinen Kampfhandlungen und Provokationen der russischen Seite, vielleicht durch „kleine grüne Männchen“? Und wie lange würde die NATO einen solchen Aufmarsch durchhalten? Wenn alle sechs Monate ein russisches Großmanöver in Grenznähe stattfindet? Neben dem Aufwuchs im Frieden (F) zur klassischen Abschreckung und der Vorbereitung einer konventionellen Verteidigung (V-Fall) müsste ein Plan im Schrank liegen, wie man einer jahrelangen Zermübungsoperation (Z-Fall?) begegnen würde. Und meiner Aufassung nach sind alle drei Szenarien ohne Wehrpflicht/Dienstpflicht nicht lösbar…. Und über den Personalbedarf einer leistungsfähigen Reservelazarettorganisation haben wir noch nicht gesprochen.
Der einzige Punkt der mich interessieren würde:
Was passiert denn wenn ein Wehrpflichtiger mit Millionärshintergrund ( also Top-Anwälte bis zum BGH ) gegen die Musterungspflicht klagt ?
Der alte Wehrpflichtparagraph der das ermöglichte soll ja nicht aktiviert werden…
Mal unabhängig von der Frage, wie die Zahl von 260.000 erreicht werden soll (Wehrpflicht mit oder ohne Frauen, freiwillig, halbfreiwillig, „schwedisches Modell“ oder was auch immer), stehen ja auch andere Probleme im Raum: wo sollen denn die 80.000 zusätzlichen Soldaten hin? Wenn die sehr eifrigen Stammtischpolitiker sofortige Wehrpflicht für einen schnellen Aufwuchs fordern wird gern vergessen, dass der Kasernenbau in unserem Land ja nun mal nicht schnell geht. Die ehemaligen Liegenschaften wurden ja verkauft/abgerissen oder sonstwie entsorgt. Und ob genug Ausrüstung (Waffen und Gerät) in kürzester Zeit beschafft werden kann …. es klappt schon bei den 180.000 kaum. Die tollen Sprüche „wir waren auch mit 9 Leuten in der Stube“ sind zwar cool, aber helfen nicht weiter. 9-Mann-Buden mit 3-Stock-Betten sind einfach nicht „gesellschaftsfähig“ -um nicht das Wort „zeitgemäß“ zu benutzen. Vielleicht wird ja der Alarmstuhl zu Hause gebaut und der Nachtalarm per BW-Messenger ausgelöst. – Es wird übrigens auch gern vergessen, dass die 80.000 dann ja dem restlichen Arbeitsmarkt fehlen. Ich bin skeptisch, ob das alles so kommt, wie es gerade geplant wird.
@Küstengang01,
den Elefanten im Raum den Sie einfach ausblenden ist die Wehrgerechtigkeit. Sie können keine 300.000 Rekruten pro Jahr einziehen wenn sie nur 30.000 ausbilden können. Die aktuelle Rechtslage besagt das zum Ersatz- oder Zivildienst (gibt es da einen Unterschied?) nur Leute verpflichtet werden können die einen KDV-Antrag gestellt haben. Ohne Verpflichtung ist auch die Ersatzabgabe hinfällig.
Unter den Umständen werden viele den Teufel tun und mit dem KDV-Antrag warten, bis die Einberufung im Briefkasten liegt (wenn sie nicht wie in den späten 00er Jahren gleich ausgemustert werden), die Chancen dürften bei etwa 3:1 bis 5:1 liegen ohne Dienst davon zu kommen.
Um die Rechtslage zu ändern müssen sie ans GG ran, ich kann aber beim besten Willen nicht erkennen wo die dafür erforderliche 2/3 Mehrheit herkommen soll (und selbst dann haut Ihnen Karlsruhe das ganze höchstwahrscheinlich um die Ohren).
Ich schlage vor das wir diesen Gedanken ganz schnell vergessen und uns statt dessen darauf konzentrieren wie wir die zur Verfügung stehenden 6 Monate möglichst sinnvoll nutzen. In dem Punkt stimme ich Ihnen nämlich zu, für sinnlosen Gammeldienst werden sich nicht viele Freiwillige finden. Und ja, Dinge wie Formaldienst oder Bettenbau sollten dann aus dem Ausbildungsplan gestrichen werden…
Laut Spiegel (Paywall) möchte der Minister den Wehrdienst attraktiver machen – u.a. mit einer Erhöhung des Wehrsolds um 80% zum jetzigen FWDL, sprich: mind. 2.000 EUR netto.
Meine Prognose wird sein: Die Quoten an Wehrpflichtigen wird erfüllt. Wohl wenige werden sich wohl die mind. 2.000 EUR netto + kostenlose Kost & Logi + kostenlose Heimfahrten + kostenlose medizinische Versorgung… entgehen – zumal die meisten wohl noch daheim bei den Eltern wohnen dürften (keine Mietkosten). Aber daraus sollen jetzt wie viele SaZ generiert werden?
Was ich an der ganzen Diskussion vermisse: Welche Fähigkeiten sollen ausgebaut werden? Sind die Zahl an Wehrpflichtigen überhaupt dafür geeignet?
Möchte ich z.B. Massen an Infanterie (Einzelschützen), dann wird das passen. Ebenso wenn ich Massen an Kraftfahrern brauche (falls vorher nicht die Fahrerlehrer aufgrund Burn-Out in die Dienstunfähigkeit rutschen) .
Brauche ich z.B. Logis oder Pioniere, wird das wohl nichts, denn dafür brauche ich Spezialisten (also im Schwerpunkt UmP und Offz). Da komme ich mit der Masse an Mannschaftern nur bediengt weit.
Für den Aufbau einer Reserve oder eine Art „Territorialverteidigung“ wie bei den Ukrainern wäre das noch ein gangbarer Weg. Aber wie 80.000 neue SaZ/BS daraus entstehen sollen, ist mir noch nicht so klar.
Wie wäre, wenn man mit wirklichem Deutschlandtempo u.a.:
– in die Bw-Infrastruktur investiert, diese im Rekordtempo modernisiert und gleichzeitig alle bürokratischen Hürden abschafft
– jetzt Großbestellungen für persönliche Ausrüstung und für die Waffensysteme aufgibt
– Endlich im großen Stil Munition für die verschiedenen Waffensysteme beschafft
– die Reserver voll austattet.
Das wäre mal ein Zeichen an die möglichen Bewerber, dass sich was tut,
@Küstengang01 am 04.07.2025 um 22:16 Uhr
„6 Monate Dienstzeit. Genau der Mist war maßgeblich für das Aussetzen der Wehrpflicht, weil man die Rekruten nirgends verwenden konnte. Die waren nur noch sinnfreier Ballast. 12 Monate ist das untere Ende um einen Mannschafter auf einem Dienstposten soweit zu haben das er das sicher kann was er tut und man ihn in die Reserve entlassen kann… “
Diesem Kommentar kann ich nur voll und ganz beipflichten. Insbesondere auf seefahrenden Einheiten der Marine kann man mit diesen Grundwehrdienstleistenden nichts anfangen.
Als Kommandant bin ich in den 80er Jahren gerne mit Wehrpflichtigen zur See gefahren, denn nach drei Monaten Einarbeitung an Bord konnten sie ihre Rolle auch im Gefechtsdienst gut ausfüllen und waren „kriegstüchtiger“ Teil der Besatzung und dennoch sehr flexibel, wenn Verfahren aus guten Gründen von einem auf den anderen Tag geändert wurden.
Mich wundert nur, dass hier mal wieder die militärische Führung der Bw offensichtlich keine Meinung zu dieser viel zu kurzen Wehrpflichtzeit hat. Ach, eigentlich wundert es mich doch nicht, denn dieser bräsige Wasserkopf ist es, der verhindert, dass die Bundeswehr jemals „kriegstüchtig“ wird.
@Küstengang01, wieso ist das Mist? So wie ich das lese sollen die künftigen Wehrpflichtigen gar nicht auf irgendwelchen Dienstposten ala „MG Schütze im 2. Zug der 3. Kompanie“ oder „Funker im 1. Zug der 2. Kompanie “ verwendet werden sondern komplett in der Ausbildungseinheit bleiben um anschließend als Reservist im Heimatschutz eingeplant zu werden.
Wem die Aussicht nicht gefällt, gerne meldet euch im Geschäftszimmer zwecks Verlängerung als FWDL oder Verpflichtung als SaZ.
Was bei der Thematik vergessen wird ist, daß die Truppe auch üben muß. Das geht nicht nur am Sandkasten in der Kaserne.
Wie sieht es denn mit Üb-Plätzen aus?
Meine Frau arbeitet im mittleren Dienst beim Finanzamt – mit einer abgeschlossenen Ausbildung zur Zeit 2000€ netto.
Ich finde dies für FWDL viel zu viel. Dazu kommem „+ kostenlose Kost & Logi + kostenlose Heimfahrten + kostenlose medizinische Versorgung…“
Die Bundeswehr hat nach einer Durststrecke jetzt eindeutig zu viel Geld. Man sieht in den Ausgaben für Verteidigung wird Maß und Mitte verloren.
Ich erlebe bereits jetzt wirklich zahlreiche FWDL (allerdings auch SaZ bis 25..) , welche vor Langeweile umkommen, aber auf jeden Cent der Bezüge achten. Gammelei wird geduldet!
Ich vermute manche clevere Frauen und Männer erkennen eine bequeme Möglichkeit Geld zu verdienen.
In einschlägigen Foren gibt es bereits jetzt Empfehlungen, wie man sich mit KZH und Homeoffice durchmoggeln kann. Auch vorgetäuschte Psychologische Probleme stehen hoch im Kurs.
Ob die klugen Planer im BMVg wissen, wie die reale Welt wirklich aussieht? Da wären wir auch wieder bei Frau Dr. Schilling. pptx Folien können Praxis/Erfahrung nicht (nie) ersetzen.
@all
Gestern gab’s hier im Thread schon die Hinweise auf die Großbestellung von tausenden neuer Kampfpanzer und Boxer. Inzwischen hab‘ ich eine Bestätigung dafür, deshalb gibt’s dazu einen neuen Thread. Eventuelle Diskussion dazu bitte dort.
Flo schreibt… „Davon ab, auch 6 Monate Wachausbildung bringen die Bundeswehr weiter. Die kann man dann direkt im Heimatschutz verplanen.“
Natürlich sind 6 Monate besser als garnichts, aber aus meiner Sicht an der Kriegstüchtigkeit komplett vorbei. Zielführend ist aus meiner Sicht Combar ready. Dafür brauche ich aber 12 Monate wenn man es sinnvoll macht. Den einzigen Zweck den ich hier erkenne ist, möglichst viel Personal in die 6 Jahre währende Grundbeorderung zu bekommen um sie am Tag X schnell ziehen zu können. Wie wertig das dann ist, darüber entscheidet die Lage. aber ja, besser als Nichts.
Küstengang 01 schreibt.. „Sagt man denen 6 Monate gammeln im Heimatschutz mit 50+ 3B Reservisten (BIERBAUCH, BART UND BRILLE). Hat man das ohne Leberzirrhose und Boreout überlebt darf man in die richtige Truppe und auch Panzerfahren… “
Ich fand Ihren Kommentar bis zu diesem Satz richtig gut platziert und inhaltlich absolut nachvollziehbar. Ich bitte darum die Reserve im Allgemeinen nicht so zu verteufeln. Es gibt ja nicht nur 3B Reservisten im Heimatschutz, sondern auch viele engagierte denen man von Seiten der Behörden das Leben schwer macht. Zudem fühle ich mich als Reservist der beordert ist (nicht im Heimatschutz) da ein bisschen auf den Schlips getreten denn ich entspreche so mal garnicht dem Klischee. Und es verstärkt das in der Bevölkerung vorherrschende Vorurteil der Reserve. Ich bitte hier um ein bisschen Feingefühl. Denn ein Faktum ist auch: Ohne Reserve geht bei der Bundeswehr schon jetzt in vielen Bereichen nichts mehr.
@DrStOffz: Das (militärische) Ziel des 6-monatigen Wehrdienst ist es, die Befähigungsstufe zum Sicherungs- / Wachsoldaten zu vermitteln. Das politische Ziel wird sein, zügig eine Menge verwendbare Reservist:innen für flächendeckende Sicherungsaufgaben im Auf- und Durchmarschgebiet Deutschland zu „produzieren“. Und als Nebeneffekt darf erfahrungsgemäß davon ausgegangen werden, die tatsächliche Rekrutierungsbasis von Längerdienenden (nach den Schupperwochen beim „Bund“) wird signifikant steigen.
@ Rene 05.07.2025 um 1:25 Uhr
> den Elefanten im Raum den Sie einfach ausblenden ist die Wehrgerechtigkeit. Sie können keine 300.000 Rekruten pro Jahr einziehen wenn sie nur 30.000 ausbilden können.
Der Elefant wird zur Maus, wenn aus Wehrgerechtigkeit eine Dienstgerechtigkeit gemacht wird. Unsere Gesellschaft kann locker mehr als 300T Dienstleistende für sinnvolle Tätigkeiten absorbieren, weil es sowohl Bedarf als auch Nachfrage gibt. Damit wäre eine allgemeine Ziehungsgerechtigkeit sehr einfach hergestellt, bei einer Verteilung auf unterschiedliche Zivil-, Wehr-Dienste dürfte die BW hinreichend Personal bekommen, mit Top-Ausbildungen und Anreizen dürfte von „Gammeldienst“ nicht mal mehr ansatzweise geträumt werden.
6 Monate Wehrdienst
für die Unterbringung würde ich mal kein Problem sehen, Man kann übergangsweise jährlich einen Ausbildungszeitraum von Mai – Oktober ausweisen, Unterbringung erfolgt im Zeltlager oder auf dem abgesperrten Campingplatz. Denke mal innerhalb 1-2 Wochen sind die Unterbringungsmöglichkeit aufgebaut und abgesichert.
Die nächste Frage, die ich mir stelle, wenn in Friedenszeiten eine 6 Monate Ausbildung reicht für „Aufgaben wie Bewachung und Kontrollen“ sind das aber genau diese Soldaten, die im Ernstfall sofort an die Front geschickt werden, da dortigen Verluste sonst gar nicht besetzt werden könnten. Auch wette ich, würde in Kriegszeiten, die Ausbildung zeitlich noch mal gekürzt werden, vielleicht dann nur noch 3-5 Monate.
Aus einem verzagten Hintern kommt selten ein fröhlicher Furz…
Diese Zaghaftigkeit hätte Pistorius längst ablegen müssen, Er tut dies aber nicht.
Ich gehe nicht davon aus das diese Koalition lange besteht bei derart lustloser Arbeitsweise.
@Nico, @andreas, klar sind 6 Monate Wach- und Sicherungsausbildung mit Fokus Einsatz im Heimatschutz nicht geeignet um direkt als Ersatz für Verwundete an die Front zu gehen.
Aber müssen die wirklich erste Wahl sein dafür? Parallel muss man sich natürlich auch überlegen wie man den ehemaligen SaZ Gruppenführer oder FWDL MG Schützen, die in einer Panzergrenadierkompanie dienten, reaktiviert und dann hoffe das ich von denen genug habe oder die lange genug durchhalten bis ich die Heimatschützer, die dann zumindest schon wissen wie man ein Gewehr hält und was von TTV gehört haben, entsprechend weitergebildet hat.
@LuckySailor: Auch ich habe mit Wehrpflichtigen in den 1990er sehr gute Erfahrungen gemacht. Gute Wehrpflichtige haben bei mitgebrachter technischer Berufsausbildung und darauf sechs Monaten AGA und SGA ihren Auftrag in einer Divisionsgefechtsstandsstaffel voll erfüllen können. So grob 70% GWDL/FWDL/20%SAZ/5%BS/5%Res als Zusammensetzung der K0mpanie. Und solche Einheiten haben auch bei NATO-Evaluationen gut bestanden. ABER: Das klappt nur mit mindestens einem Jahr Wehrdienst… UND sinnvoller Ausbildung und Übung in den Einheiten…
Faktisch ist das ja ein nochmal deutlich ausgedünnter Wehrdienst mit rudimentärer „Ausbildung“ im Vergleich zu den vorherigen 9 und 12 monatigen Wehrdiensten. Ich sehe nicht, das damit durchschlagenden Erfolge erzielt werden können, zumal das in Wahrheit ja vielleicht das eigentliche Ziel ist um schneller von der Freiwilligkeit weg wieder auf Wehrpflicht umstellen zu können. Zudem fehlt hier ganz klar die Thematik Frauen, so wie das in Dänemark praktiziert werden soll.
Wie soll das funktionieren, wenn die derzeitige Basisausbildung im Heer 6 Monate dauert und man hier lediglich Themen aus der alten AGA (3 Monate) abbäckt?
Einerseits wird von Kriegstauglichkiet gesprochen, um dann den Soldaten DP zu zusprechen, die mit Beschreibungen aus den 50ern hinterlegt sind. Natürlich ist es nett unzählige Kraftfahrer, GeZi-Soldaten, Schreibhilfen und Schrankenposten zu haben – brauchen tut man sie ehrlicherweise nicht.
Auch dieses peinliche – Entschuldigung – Rumgeheule der verantwortlichen Protagonisten wegen der „fehlenden Infrastruktur“. Es geht um Soldaten: Da reicht auch eine Containersiedlung auf einer Freifläche. Ist ja nicht so als würde ein Bataillon nur mit Kraftraum, Freibad, Freizeitzentrum in Massivbauten auf modernstem Standard funktionieren.
Wenn man mal in die Schweiz guckt, dann könnte man ja nach dem Grundwehrdienst zwei oder mehr Wehrübungen mit einer Dauer von mehreren Wochen anhängen.
Ich habe in 80gern viele Wehrübungen in einer Geräteeinheit des Feldheeres gemacht. Die Mannschaften waren da selten mehr als einmal. Das ist auch nicht zielführend.
Kein größeres NATO- Land (Türkei und Griechenland sind sicherlich Sonderfälle) hat derzeit eine Wehrpflicht, auch nicht die Frontstaaten Polen und Rumänien. Der polnische Versuch eines Heimatschutzes oder wie man ihn nennen möchte (WOT), läuft auch nicht ganz so, wie anfangs gehofft. Der ständig bemühte Vergleich mit Schweden (und ggf. Finnland) vergleicht doch sehr Äpfel mit Birnen. Als über einhundert Jahre zumindest formal neutraler Staat, hat man nachvollziehbar eine andere Verteidigungstradition, mit der Schweiz durchaus vergleichbar.
Was ist bei den anderen NATO- Staaten so grundsätzlich anders, dass sie mit einer Berufsarmee, zumindest bisher, klarkommen? Oder anders gefragt, welche ganz spezifisch deutschen Randbedingungen zwingen zur Wehrpflicht?
@Segestes: Eine freiwillige Rekrutierung von 80.000 aktiven Soldaten und die Bildung einer Reserve von 200.000 scheitert an den politischen und demographischen Rahmenbedingungen. ERSTENS: Die Bundeswehr ist politisch gewollt zu einer weitgehend dysfunktionalen Armee geworden und als Arbeitgeber daher nur bedingt wettbewerbsfähig. Es gelingt ja noch nicht einmal, alle guten Bewerbungen einzustellen. ZWEITENS: Die politische und mediale Deutungsmehrheit weiter Teile der Gesellschaft stehen auch im Jahre drei der Zeitenwende dem Soldatenberuf in ihrem eigenen Handeln nur bedingt AKTIV positiv gegenüber. D.h., in der konkreten Situation junger Männer und Frauen, z.B. als FWDLer und Reservist zu dienen, stehen eventuellen materiellen Vorteilen auch immer noch gesellschaftliche/soziale Nachteile gegenüber. Heimatferne Dienstorte, längere Abwesenheiten, Entfremdungen dadurch, als Reservist Anhängigkeit vom Wohlwollen des Arbeitgebers und der Unterstützung durch Kollegen, keine handfesten Vorteile bei Studium oder Einstellung in den öffentlichen Dienst. Und das alles bei guten Umfragewerten für die Bundeswehr…. Ein krasses Beispiel für die eher „theoretischen Zustimmungswerte“ zur Bundeswehr sind die immer wieder entstehenden Konflikte um KiTa-Plätze für Soldatenkinder. Der Bund hat sich in ca. 50 Kitas durch Zahlungen Belegrechte gesichert, damit bei Versetzungen von Bw-Familien sofort die Kinderbetreuung sichergestellt ist. Das löst immer wieder Neid bei zivilen Familien aus, die lange Wartezeiten hinnehmen müssen. Vor einigen Jahren gab es einen Fall, dass die plötzliche Aktivierung von länger nicht genutzten Belegrechten sogar zu öffentlichen Protesten der „übergangenen“ Eltern und Forderungen an den Kitaträger führte, der Bundeswehr zu kündigen. Auf der Suche nach Anerkennung und aktiver Unterstützung im Umfeld ist Soldat also (noch?) nicht die beste Berufswahl. DRITTENS: Der demographische Wandel führt zu Jahrgangsstärken und -zusammensetzungen, die bei der in Frage kommenden Rekrutierungsbasis von Jugendlichen zu einer utopischen SAZ Quote führen müsste. Und das im Wettbewerb mit Polizeien u.a. Blaulichtjobs. Schon 2005 hatten wir durchgerechnet, dass eine Armee von 250.000 Mann im Jahre 2022 bei reiner Freiwilligkeit nur zu schaffen wäre, wenn Mannschaftssoldaten und Unteroffiziere ohne Portepee im Schnitt 12-15 Jahre dienen würden… Überalterung und Verschiebung des Nachwuchsproblemes und auch Abbau der Reserve als Folgen… Der gegenwärtige Verzicht auf eine Wehrpflicht/Dienstpflicht von 12 Monaten ist also heute ein rein politisches Manöver gegen jede Faktenlage…
@Segestes, für den Vergleich innerhalb der NATO müsste man auch gucken wie gut jeder einzelne Staat seine Zusagen (nicht) erfüllt und welchen Anspruch der Staat an sich selbst stellt im Bezug auf seine Rolle innerhalb der NATO.
Wer dann wie D die stärkste konventionelle Armee Europas stellen will, hat natürlich beim Personalbedarf andere Ansprüche.
@Mauerberg
Die Grundausbildung dauert heutzutage sechs Monate?!? Ist das Ihr Ernst?
Wehrpflicht für Männer, aber nicht für Frauen?
In welchem Jahr leben wir denn?
Das ist sowas von gestrig.
@Segestes
Das war ja abzusehen, so ist Deutschland eben. Ob 2015 bei der Flüchtlingskrise, 2018-20 bei den Klimaschutzzielen, jetzt bei der Verteidigung – wir springen immer von einem Extrem ins andere und wollen sofort die engagiertesten Ziele von allen haben – bis zum nächsten Hype. Es würde mich nicht wundern, wenn die Nachbarländer das gerade auch eher etwas entspannter angehen.
Wie schon woanders gesagt: Meiner Ansicht nach ist im Jahr 2025 eine Wehrpflicht nur für Männer nicht mehr vermittelbar, insbesondere, wenn in allen anderen Politikfeldern Gleichstellung auf die Fahne geschrieben wird. Man versucht letztendlich nur, sich um die notwendige Mehrheit zur GG-Änderung herumzumogeln, weil man sonst mit den falschen oder ganz falschen sprechen müsste. Dann kanns aber so wichtig auch nicht sein.
Ansonsten, ja, überall ist die Rede von der Demographie und vom Fachkräftemangel. Wie will man das denn gesellschaftlich darstellen? Insbesondere, da die Entsprechenden ja auch im Training gehalten werden sollen, heißt, die müssten eigentlich jedes Jahr ca. 2-4 Wochen abkömmlich gestellt werden.
Meiner Ansicht nach machen sich hier einfach gerade zwei (bzw. drei Parteien), die vor allem von älteren Westdeutschen gewählt werden, gegenseitig Geschenke. Die einen können permanent ihre einsam herausstechende Sympathiefigur präsentieren, die anderen können bei einer strukturkonservativen Stammwählerschaft punkten, nach denen die jungen Kerle eh zu viel vor dem PC hocken und gefälligst auch mal „raus“ sollen, weil man ja „früher auch beim Barras gewesen ist und es nicht geschadet hat“.
@ Eichenblatt
Absolute Zustimmung. *tosender Applaus* Treffender kann man diesen Eiertanz nicht beschreiben und zwar vom ersten bis zum letzten Absatz.
Zu Kriegsbeginn führen Berufsoffizieren das Heer, aber am Kriegsende stehen Reserveoffizieren im Kommando. Ohne beständige Reserve finden sich keine Reserveoffiziere (m/w).
Also besser keine Ausreden mehr.
@Windlicht: Fasse ich Sie richtig zusammen, freiwillig wird die plötzlich als notwendig angesehene Zahl von Soldaten nicht erreicht werden. Also muss Zwang angewendet werden?
Glauben Sie wirklich, dieser Zwang lässt sich in unserer heutigen Gesellschaft realisieren? Wenn es in der Geschichte Wehrpflicht gab, war die immer vom Grundeinverständnis der Bevölkerung getragen, was nicht bedeutet, dass jeder gern eingerückt ist. Trotz aller propagandistischen Bemühungen inclusive entsprechender Umfragen sehe ich dieses Grundeinverständnis in der Bevölkerung immer noch nicht, ganz besonders nicht in den betroffenen Alterskohorten. In den meisten anderen NATO- Staaten ist es wohl ähnlich. Deshalb versucht man gleich gar nicht, zur Wehrpflicht zurückzukehren. Obwohl auch diese Armeen Personalprobleme haben.
Der russisch- ukrainische Krieg wird von zumindest formal Freiwilligen geführt. Oberst Reisner berichtete in einem seiner letzten Interviews beim ZDF davon, dass sich in Russland aktuell mehr Freiwillige melden, als man ausbilden und ausrüsten kann. Die Vergütung ist für die Verhältnisse dieser Familien einfach sehr lukrativ. Diesen Grundsatz kann man in der Geschichte noch an vielen Beispielen demonstrieren.
Etwas überspitzt formuliert, diejenigen, die derzeit nach der Wehrpflicht rufen, wollen nur Geld sparen.
@Windlicht
Ihrem ersten Punkt bezüglich dysfunktionaler Armee teile ich, mich würde aber interessieren was Sie mit „politisch gewollt“ meinen? Ich führe den aktuellen Zustand der BW auf gesellschaftliches Desinteresse/ fehlende Priorisierung zurück, würde hier aber keinen Vorsatz unterstellen.
„politsche und mediale Deutungshoheit“… jetzt wirds schon schwieriger. Was genau meinen Sie?
Ihr Kita Beispiel zeigt meines Erachtens lediglich den mangelnden Weitblick vieler Mitbürger (sollte seit Corona nun wirklich nichts mehr neues sein) und das ein fehlender Kitaplatz aufgrund der dann stark eingeschränkten Beschäftigungsmöglichkeit der Eltern ein größeres Loch in die Haushaltskasse reist. Im Zweifel ist jeder sich selbst der Nächste, daraus mangelnde Anerkennung für die BW herzuleiten ist mir dann doch ein bißchen zu viel.
Schließlich Punkt 3… das wir ein demographisches Problem haben bestreitet nun wirklich niemand. Auf welcher Basis hatten Sie die 12-15 Dienstjahre für Mannschaften und Unteroffiziere berechnet, oder anders ausgedrückt welche Annahmen habe Sie bezüglich der „in Frage kommenden Rekrutierungsbasis“ getroffen. Ich zweifle Ihre Zahlen nicht an, ich würde sie nur gerne verstehen.
Angenommen wir finden genug FWDLer mit dem neuen Pistorius Modell um die vorhandenen Ausbildungskapazitäten zu nutzen (die Chancen stehen bei 2000€ netto pro Monat gar nicht schlecht!), welchen Vorteil erhoffen Sie sich darüber hinaus von einer WehrPLICHT?
@Eichenblatt
Sie haben natürlich vollkommen recht, eine Pflicht nur für Männer ist 2025 nicht mehr zeitgemäß. Nur solange die Pflicht lediglich im Ausfüllen eines Fragebogens besteht müssen wir mit dem Thema auch nicht unnötig Zeit und Energie verschwenden, die dann an wichtigerer Stelle fehlt. Der angedachte neue Dienst steht beiden Geschlechtern offen und ich bin optimistisch das die BW für das gebotene Geld mehr Bewerber haben wird als sie braucht. Falls nicht wird das Thema natürlich wieder akut…
Ich finde die Erwartungen, dass wird daraus mehr aktive Soldaten generieren, an die „neue“ Wehrpflicht zu hoch gegriffen, mindestens aber unwahrscheinlich.
Das BMVg rechnet, dass bis 2029 rund 114.000 Männer und Frauen die neue Wehrpflicht absolviert haben. Aus Zeiten des Kalten Krieges bis zur Aussetzung der Wehrpflicht haben sich damals rund 25% der Wehrpflichtigen länger verpflichtet. Würde man das so fortschreiben, könnten im Best-Case rund 30.000 neue SaZ generiert werden – kumuliert über 4 Jahre (2026-2029) bzw. im Schnitt rund 7.500 SaZ / Jahr.
Jetzt muss man in die Rechnung mitaufführen, dass wohl viele, die sich aktuell bei der Bundeswehr bewerben, zukünftig über den neuen Wehrdienst reinkommen (derjenige, der zu Bw gehen möchte, wird wohl vorher die Wehrpflicht „mitnehmen“).
Somit kann man nicht(!) „neue SaZ durch Wehrpflichtige + aktuelle Einstellungszahlen“ rechnen, eher wird es „Mitnahmeeffekte“ geben.
Darüber hinaus haben wir eine Regenationsrate von rund 20.000 Soldaten / Jahr (durch DZE, Pensionen). Gleichzeitig möchte man um 80.000 Soldaten auf 260.000 wachsen (bis 2035).
Jetzt meine Frage: Wie will man das schaffen? Bis 2035 benötigt man rund zusätzliche 8900 SaZ / Jahr. Nicht eingerechnet sind die höheren Regenrationsraten durch die Babyboomer und die „neuen“ SaZ (je größer der Personalkörper, desto größer der Regenerationsbedarf).
Ich folgere daraus, dass man folgendes benötigt:
– einen massiven Ausbau der Ausbildungskapazitäten (Ausbilder, Infra)
– Ausbau der Musterungskapazitäten und Wehrerfassung
– Auflösung von BAPersBw und Übertragung der Zuständigkeit für das Personal an die Divisionen (bzw. oberen Kommandobehörden); das BAPers wird das nicht mehr leisten können / immer mehr ein Nadelöhr werden.
– Intensive Prüfung bei KDV-Anträgen, ob die Tatbestandsvorraussetzungen aus dem GG wirklich vorliegen
Das Ziel muss es sein, dass wir sehr schnell, sehr viele Leute innerhalb der neuen Wehrpflicht ausbilden können. Das würde auch dazu führen – falls die Quote aus der Historie so zu halten wäre -, dass wir auch deutlich mehr Aktive bekommen würden (und da die Wehrpflichtigen den „Laden“ schon kennen, würden die als SaZ wohl eher selten abbrechen).
@KPK
Das bezieht sich nicht nur auf Sie, solche Kommentare finden sich hier immer wieder. Aber mitunter ist es schon erschreckend, wie hier einige die Kriegsszenarien herbeiphantasieren („Wenn die Berufsoffiziere dann alle gefallen sind, brauchen wir die Reservisten“). Einigen hier kann es scheinbar nicht schnell genug schon wieder 1914 sein.
Ich frage mich, was bei solchen Kommentaren in jemandem vorgeht. Soll es sich endlich mal gescheit „auszahlen“, dass man sich hobbymäßig mit der Bundeswehr auseinandersetzt? Wurden den entsprechenden auf dem Heimweg von der RDL in Uniform kein Sitzplatz angeboten oder nicht oft genug „Danke für den Dienst“ bei McDonalds gesagt? Oder woher kommen die ganzen Experten hier für den großen Krieg an der Heimatfront, der mitunter schon so plastisch herbeigeredet wird?
@Dr StOffz
Wie man mehr Personal generieren will, ganz einfach die Aussetzung/Abschaffung/nicht mehr Anwendung der besonderen Altersgrenze, bei uns pfeifen es die Spatzen von den Dächern, das diese Entscheidung zeitnah fallen soll. Schon behält man einen schönen Batzen an Soldaten in der Hinterhand, klar nicht alle kriegstauglich aber hey Hauptsache die Zahlen stimmen.
Wie hoch ist die Gefahr einzustufen, dass gegen eine „Männer-Wehrpflicht“ von Frauen vor dem BVG geklagt wird?
Wenn die 6 Monate dafür gedacht sind die Zahl der Verweigerer gering zu halten, um dann daraus durch einen wahnsinnig attraktiven Dienst die Zahl der SaZ massiv zu erhörhen, OK! Aber ehrlich, ich glaube nicht daran, dass es klappt, insofern sind die 6 Monate Unsinn, schaffen nur Verunsicherung in der Industrie, die ja wohl die Arbeitsplätze erhalten muss. 12 Monate oder man kann es gleich sein lassen.
@Klaus, warum sollte dagegen eine Frau klagen? Sie darf ja zur Bundeswehr wenn sie will, muss aber nicht auch wenn sie nicht will.
@DrStOffz
„Das BMVg rechnet, dass bis 2029 rund 114.000 Männer und Frauen die neue Wehrpflicht absolviert haben.“
Damit wäre der Auftrag deutlich verfehlt. Die Bw soll gem. NATO Planung eine Antrittsstärke von 260.000 Sdt haben zzgl. 200.000 Res., die „im Saft stehen“ (ausgebildet und nach kurzer Auffrischung „combat ready“, außendienstverwendungsfähig – 90/5).
Somit haben wir jetzt ein Fehl von 80.000 Aktiven und ca. 160.000 Res, wobei letztere z.T. nicht „combat ready“ sind (Alter, Gesundheit, u.a.).
Wenn man eine Grunddienstdauer von sechs Monaten favorisiert bedeutet das, daß man 160.000 Rekruten / Jahr durchschleusen muß (abzüglich denen, die sich tatsächlich darüber hinaus verpflichten). Daraus folgt natürlich ein rasanter Aufbau der Res-Stärke, die Kameraden muß man dann aber auch – verpflichtend – in Übung halten.
@Klaus:
Woher soll irgendwer wissen, ob da jemand meint, er müsse klagen? Die Erfolgsaussichten einer solchen Klage, dürften auch dann gering sein, wenn sie nicht bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) erhoben wird, sondern vor den Verwaltungsgerichten. Dass das Bundesverfassungsgericht (BVerfG) nach Ausschöpfen des vorgelagerten Rechtsweges eine angesichts seiner bisherigen Rechtsprechung offensichtlich unbegründete Verfassungsbeschwerde überhaupt zur Entscheidung annimmt, halte ich für eher unwahrscheinlich. Unser Verfassungsgericht ist gerade keine Superrevisionsinstanz, die berufen ist, Entscheidungen, die einem persönlich nicht passen, eventuell zu korrigieren, sondern es geht da um Verfassungsrecht. Im Grundgesetz steht nun einmal Wort für Wort: „Männer können […] zum Dienst in den Streitkräften […] verpflichtet werden“ und weiter „Sie [Frauen] dürfen auf keinen Fall zum Dienst mit der Waffe verpflichtet werden“.
Solange das da so steht, kann man sich auf den Kopf stellen und sich eine Semmel vor den Bauch binden, aber es wird kein Gericht gegen den ausdrücklichen Willen der Verfassung entscheiden, dass es anders gemacht werden muss. Das zu ändern, wäre Aufgabe des Verfassungsgesetzgebers.
Zur Anlaufphase wäre folgendes zu sagen:
Dass man aus dem Stand, ohne Kapazitäten zu generieren, keine absolute Wehrgerechtigkeit hinbekommt, liegt auf der Hand. Interessant würde es dann, wenn dieser Zustand auf Jahre und Jahrzehnte so bleibt und keine ernstlichen Bestrebungen erkennbar sind, daran etwas zu ändern.
Im Übrigen sind selbst oberflächlich ausgebildete Soldaten immer noch besser als gar nicht ausgebildete Soldaten. Ich glaube auch nicht, dass das aktuell diskutierte System in allen Facetten schon den großen Wurf darstellt, der alle Probleme löst, aber es ist ein Anfang. Und auch wenn ich davon ausgehe, dass wir uns alle einig sind, dass es besser wäre, wenn niemand in irgendwelche Kriege ziehen müsste, finde ich den Vorwurf zynisch, den Leuten, die klare Notwendigkeiten und Eventualitäten benennen zu unterstellen, sie könnten es wohl gar nicht abwarten, dass endlich Soldaten stürben.
Das Gegenteil ist der Fall. Ich hoffe sehr, dass gar keine Menschen sterben müssen, wenn ein Krieg durch entsprechende Maßnahmen noch verhindert werden kann. Ich bin freilich nicht sehr optimistisch, was das angeht, denn solange Putin noch denkt, er hat die Oberhand, was die Kriegsfähigkeit und -bereitschaft seines Landes gegenüber den Demokratien des Westens angeht, wird er im Zweifel einen Anreiz sehen, militärisch zu eskalieren. Sich da möglichst harmlos aufzustellen indem man sagt: „Hat ja eh‘ alles keinen Sinn“ und sich damit zu begnügen, gelegentlich mit diplomatischen Wattebäuschchen zu werfen, wird ihn und andere wie ihn sicherlich nicht in die Deeskalation zwingen.
@ Metallkopf
Sehr wichtiger Punkt und so wie die „Debatte“ läuft ist das meines Erachtens unausweichlich – also das mit dem „Zustand auf Jahre so bleibt“ … Denn ich habe nicht den Eindruck, daß das politsche Berlin eine ernsthafte Wehrpflicht mit dem Ziel ausgebildete und einsatzbereite Soldaten im Blick hat, sondern „nur“ eine bequemes „Zwangspraktikum“ mit der vagen Hoffnung auf „Dabeibleiber“. Denn:
Zusätzlich muß bedacht werden, daß eine allgemeine Wehrpflicht und eine Wehrpflichtigenarmee eigentlich immer auf Heimatverteidigung ausgelegt ist – so ist das in Finnland, so ist das in Schweden, so ist das auch in neutralen Staaten wie Österreich und der Schweiz (zumindest von der Theorie her). Aber Deutschland ist nicht mehr in der Rolle von vor 1989, der VRV ist nicht mehr an der innerdeutschen Grenze und die Kampfhandlungen sind auch nicht mehr auf deutschem Territorium zu erwarten (was über Luft- und Raketenangriffe hinausgeht). Und jetzt stellen Sie sich mal vor die Bundeswehr würde zu einer Wehrpflichtigenarmee á la vor 1989 „zurückgebaut“ werden, sollte aber in den Einsatz in Ostpolen oder dem Baltikum gehen. Das wäre ein Politikum sondergleichen und ich wette das würde einen Shitstorm epischen Ausmaßes über die verantwortende Regierung ergehen lassen. Jemanden zwangsweise zum Wehrdienst zu rekrutieren mag für die Verteidigung des eigenen Territoriums noch angehen, aber zur Verteidigung anderer Länder? Diese Diskussion müßte man vorher führen, weil ansonsten degradiert man diesen „Wehrdienst“ automatisch zum Gammeldienst im Heimatschutz … und ob Deutschland ernsthaft das Equivalent von drei oder vier Heimatschutzdivisionen als reine „Wach.- und Schließdienste“ braucht, wage ich doch zu bezweifeln.
“ Das löst immer wieder Neid bei zivilen Familien aus, die lange Wartezeiten hinnehmen müssen. “
Die Rettung naht, FM Klingbei redet gerade im Bundestag über die Teilzeitfalle für Frauen, weil es eben keine Betreuungsplätze für Kinder gibt. Damit kann auch das Arbeitskräftepotential von Frauen nicht gehoben werden.
BW oder freie Wirtschaft, zwei Seiten der gleichen Problemmedaille. Wenn jetzt Millarden für Infrastuktur zur Verfügung stehen, bitte schön, wir werden sie an ihren Taten, und vor allem Ergebnissen, messen.
Man muss sich doch Mal die nackten Zahlen anschauen und sieht schnell. Die Geschlechter neutrale Wehrpflicht gut umsetzbar.
Der Geburtsjahrgang 2008 umfasst…
~683.000
Davon kann man 139.000 Kinder ohne deutsche Staatsbürgerschaft abziehen. Obwohl die nach dem neuen Staatsbürgerschaftsrecht Anspruch auf einen deutschen Pass haben.
Bleiben am unteren Ende erstmal ~544.000 übrig.
Setzt man die Tauglichkeitsquoten zum Ende des Kalte Krieges an, als noch „scharf“ gemustert wurde. kann man weitere ~15% oder ~82.000 abziehen.
Bleiben nach Musterung ~462.000 übrig.
Die KDV Quote kann man getrost mit ~50% ansetzen also ~231.000 die Tauglich sind und keinen KDV Antrag stellen.
Wehrgerechtigkeit besteht wenn die über 50% der Verfügbaren auch eingezogen werden. Also etwa 80.000 die von der Bundeswehr gezogen werden und etwa 35.000 die Ersatzdienst leisten bei einer Zivilschutzorganisation.
Wohlgemerkt diese Zahlen sind auf den kompletten Jahrgang gerechnet und wären im Falle einer GG Änderung anzuwenden.
Kann hier jemand die “ 2000 € Netto “ für zukünftige Wehrdienstleistende bestätigen ?
Das wäre meiner Meinung nach ein Gamechanger.
Das wäre soviel das wohl etliche das Problem hätten nach der BW in ein (grosses) Verdienstloch zu fallen.
Insbes. nach PKW-Anschaffung oder Wohnungsanmietung.
Völlig neuer Ansatz. Das genaue Gegenteil von früher im kalten Krieg. Ich kann mich noch an die 300 Mark erinnern von früher in den 1980ern.
Auto und/oder Wohnung völlig illosorisch (zumindest ohne Eltern…)
@Apollo11 & all
Die genannte Summe ergibt sich aus der Planung, dass es mit dem „neuen Wehrdienst“ grundsätzlich nur noch Berufs- und Zeitsoldaten geben soll, also dann nicht wie früher Wehrsoldempfänger – auch nicht bei Wiedereinführung der Wehrpflicht. Und aus der SaZ-Besoldung wird dann diese Summe abgeleitet. Ich warte noch auf die entsprechende Gesetzesformulierung (und die Zustimmung der Hüterin der Besoldung, das Bundesinnenministerium?).