Neuer Anlauf: Souveränitätsverzicht für den Einsatz?
Die Diskussion über eine stärkere militärische Lastenteilung in der NATO und/oder in der EU, über pooling&sharing, über gemeinsam genutzte militärische Fähigkeiten, gar über den Weg zu einer gemeinsamen europäischen Armee, ist in Deutschland mit einem sensiblen Thema verbunden: Dem Parlamentsvorbehalt, der einen bewaffneten Einsatz deutscher Streitkräfte im Ausland (außerhalb des Verteidigungsfalls) an eine Zustimmung des Bundestages bindet. Nun gibt es schon lange gemeinsame Einrichtungen und Einheiten der Nordatlantischen Allianz, zum Beispiel die AWACS-Aufklärungsflugzeuge, und der Europäischen Union, zum Beispiel die Battle Groups, bei denen eine fehlende Zustimmung Deutschlands den Einsatz dieser bündnis/unionsgemeinsamen Einheiten de facto stoppt.
Ob man daran etwas ändern will, ist eine politische Frage, und die treibt die Union jetzt wieder voran. Nachdem im vergangenen Jahr der verteidigungspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Ernst-Reinhard Beck, in einem Zeitungskommentar einen Vorstoß unternommen hatte und am Rande des NATO-Gipfels in Chicago ähnliche Töne von Verteidigungsminister Thomas de Maizière zu hören waren, liegt jetzt ein Vorschlag zur Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik (GSVP) der CDU-Bundestagsabgeordneten Roderich Kiesewetter und Andreas Schockenhoff vor – letzterer für die Außenpolitik zuständig, erster formal für Abrüstungsfragen, aber als Oberst a.D. mit Verwendung im NATO-Hauptquartier SHAPE auch mit Militär- und Bündniskenntnis.
Eine E-3 AWACS der NATO mit drei Kampflugzeugen des Types F-16 Fighting Falcon der U.S. Air Force in einer NATO-Übung (U.S. Air Force Foto via wikimedia commons)
Einige Kernpunkte ihres Papiers (der komplette Text unten zum Download angehängt):
4. Konsequenzen für die deutsche Politik
Um der dringend nötigen Stärkung europäischer Handlungsfähigkeit in der Sicherheitspolitik gerecht werden zu können, werden die Nationen Europas weitreichende Entscheidungen treffen müssen, die ihre jeweilige Souveränität und bisherigen sicherheitspolitischen Kulturen betreffen werden. Bundesregierung und Bundestag müssen bei der Beantwortung dieser strukturellen Fragen eine Führungsrolle übernehmen und Impulse setzen.
a. Wir müssen anerkennen, dass die deutsche Sicherheitspolitik ein Glaubwürdigkeitsproblem hat. Spätestens seit der deutschen Enthaltung bei der UN-Resolution zum militärischen Eingreifen in Libyen hegen einige unsere Partner in NATO und GSVP Zweifel, ob sie in „Hard-Power-Konflikten“ auf Deutschland zählen können. Der wiederholte Streit um den Einsatz der AWACS-Flugzeuge – eine Fähigkeit, die seit langem dem Pooling & Sharing-Prinzip folgt und bei der die NATO auf Deutschland angewiesen ist – hat diese Skepsis noch verstärkt. Deutschland muss sich intensiver, breiter und strategischer mit Sicherheitspolitik befassen, wenn es seinem weltpolitischen Gewicht und seinen Interessen gerecht werden und verlorene Glaubwürdigkeit zurückgewinnen will. Davon hängt allerdings nicht nur Deutschlands Rolle in der NATO ab, sondern auch die Wirkungsmacht der GSVP.
Empfehlung: Es muß eine regelmäßige Sicherheitsdebatte im Bundestag initiiert werden, welche die Ziele der deutschen Sicherheitspolitik identifiziert, bestehende Herausforderungen analysiert und entsprechende Mittel und Maßnahmen benennt. Von der Bundeskanzlerin in einem jährlichen Rhythmus vorgestellt und in parlamentarischer Debatte diskutiert, könnten solche „Sicherheitspolitische Richtlinien“ erheblich dazu beitragen, die deutsche Sicherheitspolitik zu fokussieren und für die deutsche Öffentlichkeit wie unsere Partner nachvollziehbarer zu machen. Dieser Ansatz ließe sich bei Bedarf zu einer ressortübergreifenden föderalen Sicherheitsstrategie weiterentwickeln.
b. Die Stärkung der sicherheitspolitischen Handlungsfähigkeit kann nur durch einen teilweisen Verzicht der Mitgliedstaaten auf ihre nationale Souveränität gelingen. Eine wirkungsvolle GSVP wird die militärischen Fähigkeiten der einzelnen Staaten in so starkem Maße zusammengelegt und unter geteilte Führung gestellt haben, dass es nicht möglich sein wird, nationale Vorbehalte als Einzelmeinung durchzusetzen. Deutsche Soldaten könnten damit in einen EU-Einsatz gehen, den die deutsche Regierung und der Deutsche Bundestag allein aus eigener Initiative nicht beschlossen hätten. Im Gegenzug für diesen Souveränitätsverzicht erhielte Deutschland – wie alle EU-Mitgliedstaaten – aber mehr außen- und sicherheitspolitische Handlungsfähigkeit und ein wirkungsvolleres und bezahlbares Instrumentarium.
Empfehlung: Deutschland sollte sich als Anlehnungspartner für Staaten mit einer vergleichbaren sicherheitspolitischen Kultur anbieten. Es sollte mit diesen kooperationswilligen Partnern konkret zu einem Pooling und Sharing bereit sein, z.B. in den Bereichen gemeinsame Luftverteidigung, gemeinsamer Küstenschutz, gemeinsame Ausbildungseinrichtungen, Führungsstrukturen (z.B. Hauptquartier Ulm) und einheitliches Führungs- und Informationssystem. Dies sollte im Rahmen der GSVP in Weiterentwicklung der deutsch-schwedischen Gent-Initiative zum Pooling und Sharing geschehen, die ein wichtiger Zwischenschritt ist, aber nicht ausreichen wird, um ein geordnetes Verfahren zur Rollenspezialisierung und Kooperation zu garantieren. Zudem sollte die deutsch-französische Kooperation für die Schaffung gemeinsamer Fähigkeiten weiter vertieft werden und für interessierte Partner offen sein.
(…)
c. Dieser Souveränitätsverzicht betrifft gerade den Bundestag mit seiner im europäischen Vergleich starken Mitspracherolle und sollte sich in einer Reform des Parlamentsvorbehalts bei Auslandseinsätzen der Bundeswehr niederschlagen. Der Bundestag muss weiterhin das letzte Wort in Form eines Rückrufvorbehalts bei solchen Entscheidungen behalten. Es wäre jedoch ein deutliches Zeichen der Vertrauensbildung gegenüber unseren Partnern, das deutsche Entscheidungssystem zu flexibilisieren.
Empfehlung: Der Präsident des Deutschen Bundestages sowie die Führungen der Bundestagsfraktionen müssen einen Beratungsprozess zu dieser möglichen Flexibilisierung beginnen. Zu denken wäre an einen im Rahmen der jährlichen Debatte sicherheitspolitischer Richtlinien (s. 4a.) jeweils zu fassenden Parlamentsbeschluss für die Bereitstellung deutscher Soldaten und Fähigkeiten in integrierten Streitkräften, deren Einsatz dann einem einstimmigen Beschluss des Europäischen Rates (oder des NATO-Rates) unterläge. So obläge der Exekutive das „Einsatzrecht“ und dem Bundestag als der Legislative das „Rückholrecht“.
Da sind sie, die Reizworte: Teilweiser Verzicht auf nationale Souveränität und Änderung des Parlamentsbeteiligungsgesetzes. Was zwar gerade bei hoch-integrierten Verbänden wie AWACS und, wenn es denn mal kommt, dem Alliance Ground Surveillance System ebenso sinnvoll wäre wie, operationell betrachtet, bei den EU-Battlegroups – wenn Deutschland schon in NATO oder EU grundsätzlich dem Einsatz dieser assets zustimmt, ist schwer zu vermitteln, warum die nationalen deutschen Anteile daran blockiert werden…
In der Theorie scheint die Union da mit der großen Oppositionspartei SPD weitgehend in die gleiche Richtung zu marschieren. Hatte doch der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel im März in einer Grundsatzrede betont:
Wir Sozialdemokraten sind dazu bereit, zusammen mit den anderen demokratischen Parteien des deutschen Bundestages ein starkes Signal an unsere europäischen Partner auszusenden:
„Deutschland ist bereit, auch unter Änderung seines Grundgesetzes, für die Realisierung einer handlungsfähigen gemeinsamen Europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik und damit verbunden des Fernziels einer Europäischen Armee einzutreten.“
(…)
Wenn wir uns im Jahr 2050 in einer gemeinsamen Europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik wiederfinden wollen, müssen wir bereit sein, unsere sicherheits- und verteidigungspolitischen Ziele abzustimmen. Auch wenn es schwer fällt, müssen wir bereit sein, wie schon zuvor in anderen Politikbereichen, auch im sicherheits- und verteidigungspolitischen Bereich Schritt für Schritt Souveränität abzugeben.
In der Praxis allerdings scheinen beide große Parteien noch weit voneinander entfernt – die Reaktion des stellvertretenden SPD-Fraktionsvorsitzenden Gernot Erler heute auf das Papier der beiden CDU-Politiker:
Der Vorschlag der CDU-Aussenpolitiker Schockenhoff und Kiesewetter, das Parlamentsbeteiligungsgesetz zu einem“Einsatzrecht“ der Bundesregierung und zu einem „Rückholrecht“ des Bundestages umzuwandeln, ist ein Angriff auf elementare Rechte des Deutschen Bundestages.
Zur Erinnerung: Bereits 1994 hat das Bundesverfassungsgericht festgestellt, dass grundsaetzlich jeder bewaffnete Einsatz der Bundeswehr im Ausland der Zustimmung des Bundestages bedarf. Bestätigt wurde dieses Urteil durch eine Entscheidung von 2008, als das oberste deutsche Gericht befand, dass der Parlamentsvorbehalt immer dann gelte, „wenn nach dem jeweiligen Einsatzzusammenhang in den einzelnen rechtlichen und tatsächlichen Umständen die Einbeziehung deutscher Soldaten in bewaffneten Auseinandersetzungen konkret zu erwarten ist“.
(…) Das Parlamentsbeteiligungsgesetz zeichnet sich durch eine hohe Flexibilität aus und regelt die unterschiedlichen Formen der Mitwirkung bereits heute. So ist eine konstitutive Beteiligung des Bundestages beim Einsatz deutscher Soldaten, die in internationalen Stäben ausserhalb des Einsatzgebietes ihren Dienst leisten, nach geltender Rechtslage nicht erforderlich.
(…)
Die Argumentation der Union erfolgt nach einem altbekannten Muster: Es wird ein Popanz aufgebaut, um dann im Gegenzug elementare Parlamentsrechte zu schleifen. Das werden wir nicht hinnehmen, sondern alles daran setzen, dass auch in Zukunft der Einsatz deutscher Soldaten im Ausland demokratisch und parlamentarisch legitimiert sein muss.
Nach einer parteiübergreifenden Einigung klingt das nicht.
Das Papier zum Herunterladen: GSVP-Papier-Schockenhoff-Kiesewetter
@klabautermann
…lesen ist nicht verstehen.
Sie verstehen also unter der deutschen Aussenpolitik im Zusammenhang mit Libyen, dem Abnicken einer fast ungehemmten EU-Erweiterung oder der Gewichtung der EU-Einzelstaaten, gute Realpolitik ? OK, von Entscheidungsträgern erwarte ich etwas anderes, als abzunicken oder abzugeben.
Schnelles auf dem Punkt handeln, wird desöfteren von Aussitzern oder Berufsbedenkenträgern als Aktionismus bezeichnet – dieselben Leute bezeichnen dann positive Berichte hierüber als Populismus .
Zitat: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben
@Klabautermann
Wo bitte habe ich behauptet, dass Europa und Deutschland zZt und auf absehbare Zeit existentiell militärisch bedroht ist?
…..und eigentlich sollte doch nur dann das Militär eingesetzt werden! Ultima Ratio!
@mwk
„…lesen ist nicht verstehen.“…stimmt. also legen Sie mir nicht Worte in den script, sondern formulieren Sie selbst…..
Und kommen Sie mir nicht mit solchen Scheiss-Phrasen
Der Umgangston! Der Ton!
@T.W.
Kammerton A ?
Sie mögen kein „Starkdeutsch“ ?
Dann sollten Sie dieses Blog schliessen.
Verbal ist Florett statt Säbel angesagt ;-)
@klabautermann
Sie sehen mir nach, dass ich Ihrer Aufforderung nicht nachkomme und mir herausnehme, dazwischen zu grätschen.
*g
@klabautermann
Wie war das mit dem Verwechseln von Aktionismus und kluger Realpolitik ?
Mit wiederholten Unterstellungen kommen Sie bei mir nicht weiter.
@T.W,
,-) grätschen Sie so lange Sie können
@ Sun Tzu
Volle Zustimmung !
Sie haben sauber hergeleitet warum es in Europa klemmt. Es ist der gleiche Grund, der auch innerdeutsch zum Ärger führt. Gleichmachen gilt nicht !
Wenn SPD-geführte Bundesländer wie Berlin der Meinung sind, Party machen ist das Geilste auf der Welt, bitte, herzlich gern, aber ohne die 3 Mrd Euro / Jahr vom Länderfinanzausgleich. Was im Kleinen zu Schwierigkeiten führt aufgrund von unterschiedlichen Mentalitäten, führt im Großen, bei den verschiedenen Völkern Europas erst Recht zu Schwierigkeiten. Jedes Volk hat seine eigene Geschichte, seine eigene Kultur, seine eigene Volksmentalität. Wenn die Italiener meinen, dem Dolce Vita unter Berlusconi frönen zu wollen, bitte sehr, nur für die Party müssen sie selber bezahlen.
Dass diese wirtschaftliche Grundwahrheit jetzt seit 2 Jahren unter knallharter Vertragsverletzung des Maastrichtvertrages ( no bail out ) umgangen wird, ist eine Irreführung der deutschen Bevölkerung. Wir als Volk haben der Währungsunion nur aufgrund der vorangegangenen Zusicherung unserer deutschen Politiker zugestimmt. Jede deutsche Regierung vor der Währungsunion wäre sofort abgewählt worden, wenn sie die jetztigen Taten vorher festgelegt und gutgeheißen hätte.
Also was heißt das für uns ?
– Die Währungsunion in der jetzigen Form steht auf der Kippe. Früher oder später kommen wir zu einem Punkt wo die Deutschen nicht mehr mitmachen werden
– Vom geeinten Europa sind wir heute weiter entfernt als vor 17 Jahren
– Gestorben wird für nationale Interessen und sonst gar nichts!
Einmal auf internationaler Ebene getroffene Entscheidungen, vorallem innerhalb der EU oder diese betreffend, lassen sich unilateral fast nicht mehr rückgängig machen.
Hier sprechen die Erfahrungen der vergangenen Jahre im Bezug auf die Gewichtung der Bevölkerung bei den EU-Entscheidungen und der HickHack bei der EU-Verfassung für sich.
@mwk
ich will nicht *weiter kommen*…..
echt blöde,ne ?
;-)
klabautermann
1. instrumentalisiert nicht und läßt sich nicht instrumentalisieren
2. Manipuliert nicht und …….
3. Politisiert nicht und ………
So was von unbequehm ;-)
Können wir eigentlich von dem Streit zwischen @ mwk und @ klabautermann was jemand gelesen, verstanden, interpretiert und geantwortet hat, wieder zu den Fakten kommen ?
Ach so Crew Ressource Management für Anfänger:
Wahr ist nicht was A gesagt hat, sondern was B verstanden hat !
Amerikaner: Eagle Niederbayer : Igel, jawoll !
Zu recht ein kleiner Bedeutungsunterschied :-))
@all
Aber zumindestens versteht man jetzt, warum unsere Alliierten nicht mit uns zusammen kaempfen wollen….. gegen uns ist da echt einfacher! :-)
@Soenke
„If you can’t join them – pool and disarm them“…???
Um wieder zum Ausgangsthema zurück zu kommen: die Übernahme der Führungsverantwortung für die EUBG II/2012 zeigt doch das aktuell drängendere Problem: Viel Aufwand ohne Nutzen.
Auch vor der Neuausrichtung der Bw wurden die sog. internationalen Verpflichtungen (NRF/ EUBG) nicht hinterfragt. Obwohl deren Auslegung mittlerweile höchst fragwürdig ist (initial entry – und dann?). Auch das Schockenhoff/Kiesewetter-Papier geht davon aus, dass weiterhin europäische Interventionskräfte benötigt werden, obwohl gleichzeitig die Politik AFG-ähnliche Einsätze sehr skeptisch gegenüber steht.
Was will man mit diesen Kräften REALISTISCHERWEISE erreichen? Wie realistisch sind kurze Einsätze bspw. zur Trennung von Konfliktparteien (if you break it – you own it)?
Die EUBG liesse sich n.m.B. auf EvakOp begrenzen.
Aber dafür bräuchte man natürlich kein OHQ und FHQ (Nebenbemerkung: geführt von einem Kpt z.S.!) in den derzeitigen absurd-kafkaesken Dimensionen (Comprehensive Approach
…).
So schliesst sich der Kreis: Apparate suchen Aufgaben oder schaffen (Pseudo-)Aufgaben, um des Selbsterhalts willen.
Und daran ist nicht die EU schuld (auch wenn dort ähnliche Phänomene zu beobachten sind).
Fazit: Wir sollten erstmal wissen was Streitkräfte noch machen können und sollen. Dann kann man darüber reden wer, wann und wie über einzelne Einsätze entscheiden soll.
Wo wir wieder bei der alten Frage der definierten Interessen eines Landes angekommen sind,
Die Klärung dieser Frage erleichtert auch eine nachvollziehbare Reform der Streitkräfte ;) Oder die Abschaffung/Abtretung eben dieser.
Wo ist das Weißbuch 2012, welches uns bei dieser Frage weiterhelfen sollte ?
Wo sind die Politiker, die sich auf dieses dann auch berufen würden ?
@mwk:
Natürlich ist eine Definition von nationalen Interessen eine wichtige Grundlage.
Die – auch an der FüAk gepredigte – hohe Erwartungshaltung, dass wenn wir unsere Interessen in einem Dokument festlegen die Dinge viel einfacher werden teile ich jedoch nicht – die Diskussion wird maximal etwas strukturierter. Nur als Beispiel: Aufgrund unserer Größe haben wir ein Interesse an der Wahrung des Völkerrechts und einer engen Partnerschaft mit den USA. Hier entsteht zwangläufig ein Interessenkonflikt (siehe Irak 2003).
Oder wie müsste die Interessendefinition aus ihrer Sicht aussehen? Schreiben sie doch mal ihren Vorschlag auf.
@ Memoria, @ mwk
Na gut, wenn man den gewünschen Zielzustand nicht beschreiben kann, nämlich was sind unsere tatsächlichen sicherheitspolitischen Interessen, welchen Streitkräftebedarf leitet man daraus ab, was kosten diese Streitkräfte und was brauchen sie für eine Ausrüstung, dann muss man den Istzustand beschreiben, damit man weiß wo man momentan steht und welchen Weg man gehen muss, wenn es anders herum gemacht werden soll.
Fangen wir mal mit dem Streitkräfteumfang an. Der Streitkräfteumfang der Bw richtet sich nach der mittelfristigen Finanzplanung der Bundesregierung ( 5 – Jahresplan ) und nach der demografischen Entwicklung der wehrfähigen Bevölkerung (in der jüngeren Vergangenheit alle 7 Jahre neu bewertet). Dieser Umfang wird nach dem „Breite statt Tiefe“ Ansatz so ausgeplant, dass man von Allem etwas hat, oftmals auch nur als Anfangsbefähigung. Dies reicht für einen kurzen Einsatz aus, ist jedoch nicht durchhaltefähig in einen Mehrjahreszeitraum. Die Gliederungen von Verbänden, Stäben usw. werden mit Excelprogrammen als verschiedene Optionen durchgerechnet, so dass die maximale Anzahl von höher dotierten Dienstposten herauskommen, denn dies steigert die Beförderungsmöglichkeiten und damit die Attraktivität der Laufbahnen als Zeit- und Berufssoldat.
Die Ausrüstung der Streitkräfte ist kein Thema, denn die Rüstungspolitik dient nicht primär der Ausrüstung der Streitkräfte sondern ist nationale Subventionspolitik für Rüstungsbetriebe, auf die die europäische Wettbewerbskommission keinen Einfluss hat.
Die Bw wird für diese nationale Rüstungsindustrie als Erst- und Referenzkunde benötigt. Daraus folgt die Bw bekommt die 1. Lose von neuen Rüstungsgütern, die jedoch meistens nicht besonders praxistauglich sind. Dies war bislang auch kein großes Problem, denn die Bw sollte nach den Willen von deutschen Politikern sowieso nicht eingesetzt werden.
Mit Sicherheitspolitik werden in Deutschland keine Wahlen gewonnen, bzw. entschieden, also ist es für die Berufspolitiker auch nicht besonders wichtig, bzw. entscheidend in diesem Punkt die mehrheitliche Zustimmung der Bevölkerung zu erreichen.
So, dies ist der Ausgangspunkt !
Von da an kann man realistische Change-Szenarien entwickeln, damit man das erreicht was in den vorhergehenden Beiträgen als Ziel gefordert worden ist.
@T.Wiegold
Wenn sich eine Nation zur Beteiligung an einem gemeinsamen Verband wie AWACS verpflichtet, dann im Rahmen eines Bündnisses dem Einsatz dieses Verbandes zustimmt,………
Deutschland hat kein Problem mit den Einsätzen solange sie innerhalb des NATO Vertrages geschehen! Wir haben immer dann ein Zwist, wenn wir das Militär außerhalb der Bestimmung einsetzen! Wer ist da der unzuverlässige Partner?
@Georg
zustimmung
@Elahan
Das, würde ich sagen, ist dann wieder eine politische Interpretationsfrage – ob ein einstimmiger Beschluss des NATO-Rats zu einem Einsatz außerhalb des NATO-Gebiets einen Einsatz außerhalb der Bestimmung bedeutet… (Und führt uns in ziemliche OT-Bereiche.)
@Elahan:
Soso und warum haben wir dann sogar beim ISAF-Einsatz (= NATO-Einsatz) unser Personal aus dem AWACS-Verband abgezogen?
Bei Lybien kann man mit guten Gründen zu verschiedenen Meinungen kommen.
Aber bei ISAF? Aus ihrer Sicht auch nicht vom NATO-Vertrag gedeckt?
Zumal wir als Lybien anstand, dann auf einmal doch bei AWACS/ ISAF dabei sein konnten.
Daher sind wir – völlig unabhängig von Lybien – ein seltsamer und gleichzeitig oberlehrerhafter Verbündeter.
@Georg
Die von Ihnen verwendeten Vokabeln wie Bundeshaushalt, Breite vor Tiefe et cetera beschreiben das Problem sehr deutlich. Auf der einen Seite steht nämlich das astrophysikalische Meta-Problem der Sicherheitspolitik, auf der anderen Seite der Apparat und die Bürokratie. Eine Annäherung der beiden Welten zu erreichen, scheint mir aussichtslos. Dies belegt auch die reine Erfahrung der letzten Jahrzehnte. Solange ich mit Haushaltsmechanikern plane und denke, werde ich auch immer nur Lösungen in Jahresscheiben erreichen. Nicht aber eine weitblickende, an Bedrohungen oder Möglichkeiten ausgerichtete Vorstellung.
Ich finde die Diskussion, die um diesen Beitrag seit gestern läuft, fruchtbar und interessant. Wenn man mit erleben durfte oder musste, wie etwa der Afghanistan-Einsatz begann, dann gilt leider eine Gewissheit: auch beim nächsten Mal, wenn etwas knallt, wird situativ entschieden, hitzig diskutiert, kurzatmig gehandelt und am Ende irgendetwas gestartet, worüber sich Monate und Jahre danach die sicherheitspolitische Elfenbeintruppe den Kopf zerbricht. So wie wir gerade hier. Und deshalb tut die Diskussion gut, wird uns aber – fürchte ich – nicht weiter bringen.
Ich bin ein Fan unseres Grundgesetzes, und daher denke ich, dass da noch ein gutes Regulativ gegenüber den hier in vielen Zeilen befürchteten Entwicklungen existiert. Über zu viel vorauseilenden Gehorsam der Politik im Bündnis muss man sich so lange keine Gedanken machen, wie es noch irgendwas gibt, was den Titel Opposition zumindest annähernd verdient. Und dafür ist egal, in welchem politischen Lager man sich selbst sieht. Irgendwer wird schon nach Karlsruhe ziehen…
Der Aufbau einer ausgearbeiteten Pyramide der Staatsinteressen, bedarf eine gehörige Portion Arbeit, die ich zugegebener Weise, gerade nicht leisten kann – und eine fertige habe ich leider noch nicht gesehen :)
@Georg
interessante Interpretation des „deutschen Weges“, einer alles der Wirtschaft untergeordneten Hierarchie. Sollte dann auch nur ansatzweise in dieser Weise verfahren werden, so ist es etwas leichter zu ergründen, warum ein Ausweg aus der Tretmühle so schwierig ist.
Vereinen wir Ihre Betrachtung mit der Beurteilung internationaler Faktoren, welche direkten, oder indirekten Einfluss auf unseren Wohlstand haben ( Sicherstellung der Lieferung von Rohstoffen zur benötigten Zeit und zu einem guten Preis, Freihaltung der Handelswege etc. p.p.), beginnen sich Gräben zwischen Dreamland und „möglicher Realität“ aufzutun.
Sollten diese Faktoren einmal wegbrechen, muß man darauf reagieren – und dies mit einem Plan aus der Schublade und schnell.
Aber evtl. ist genau dies der Grund für den Wunsch einer neuen internationalen Force – weil man sich selbst nicht traut, genau diese Faktoren zu schützen.
Danke für die interessante Diskussion. Allerdings, typisch für die sicherheitspolitische Debatte in Deutschland, es wird über Kommentare diskutiert, nicht über das Original. Offensichtlich hat kaum einer der Beteiligten das Papier überhaupt gelesen, besonders @Mitwisser, den ich persoenlich kenne. Da sind andere Foren schon etwas weiter. Bin gerne bereit, an einer inhaltlichen Diskussion teilzunehmen. Beste Grüße Roderich Kiesewetter
Werter Herr Kiesewetter,
die Diskussion, ihrer Meinung nach typisch für die sicherheitspolitische Debatte in Deutschland, ist aber das „erleben der Strasse“, insofern sollten Sie nicht auf andere Foren ( welche ??? ) verweisen die „weiter“ sind, sondern einfach mal versuchen „die Strasse“ mitzunehmen.
@StfwdR: genau von dort bekomme ich meine Impulse ;-)
Ok….
Dann benutzen wir vermutlich verschiendene Strassen ;-)
@StFwdR: Entscheidend in unserer Debatte ist doch, dass wir uns sicherheitspolitisch seit Jahren im Kreis drehen. Endlich schaffen wir mit dem Fiskalpakt und dem ESM für den € längst Ueberfaelliges um einen hohen Preis, weil zu lange zugewartet. Auch in der Sicherheitspolitik können wir uns in Europa auf Dauer nicht 27 unkoordinierte Streitkräfte- und Beschaffungsplanungen leisten. Die drei Prämissen unseres Aufsatzes beinhalten eigentlich schon alle Konsequenzen. Zur Sicherheitspolitik gehören nicht nur finanzierbare Streitkräfte, sondern auch ein verlässliches Finanz- und Wirtschaftssystem. Der Ausweg könnte ein Europa unterschiedlicher Geschwindigkeiten auf derselben Straße sein, einige sollten mit der Vergemeinschaftung, auch währungspolitisch und jetzt sicherheitspolitisch voran gehen. Um etwas zu bewegen, muss man provozieren und das tut unser Papier.
@T.W
ISAF ist ausdrücklich kein Kampfeinsatz gegen einen anderen Staat, sondern zur Unterstützung der amtierenden Regierung von AFG im Land. Nach Artikel 5 des NATO Vertrages ist die Bw in AFG im Moment nicht eingebunden.
Ich denke schon, dass es genau darum geht! Sind wir ein Verteidigungsbündnis (was auch immer darunter verstanden wird, wäre eine neue Diskussion) oder sind wir in einem Bündnis welches unser Militär für andere Interessen einsetzt.
Ein Zurückholen durch den BT würde uns noch unzuverlässiger machen und der Schaden wäre ungleich größer! Wer redet denn über all die anderen NATO Partner die sich nicht beteiligen? Keiner!
@ StFwdR:… und es ist Aufgabe verantwortungsbewusster Politiker, der, was Sie „Straße“ nennen, zu erklären, was passiert, wenn der Belag weiter bricht! Wir sollten keine Feldwege anstreben ;-)
Finde ich gut, dass sich wieder einmal ein „Entscheider“ zu Wort meldet – Vielen Dank.
Natürlich wird über Kommentare diskutiert. Das Papier, vor allem der Punkt 4b, lädt doch wohl auch dazu ein, sich etwas aufzuregen. HIer gibt es einige Punkte zu konkretisieren – so jedenfalls, könnte ich mir keine Beteiligung vorstellen.
Zitat: „…Deutsche Soldaten könnten damit in einen EU-Einsatz gehen, den die deutsche Regierung und der Deutsche Bundestag allein aus eigener Initiative nicht beschlossen hätten.“ „nicht wollte“ darf man nicht schreiben ? Wie hoch schätzen Sie die Erfolgsaussichten, aus einem begonnenen Einsatz (vielleicht in einem nahenöstlichen Staat) wieder auszusteigen, ein ?
In der darauf folgenden Empfehlung, wird dies etwas relativiert, in dem vorerst nur noch von Führung, Verteidigung und Ausbildung die Rede ist.
Wenn man sich die Vorgehensweise unserer großen EU-Nachbarn in den letzten Zeit betrachtet, stellt sich mir die Frage an wen wir uns wenden sollten, wenn wir jemanden suchen mit den gleichen Interessen. Die Causa Libyen ist hier Lernstoff genug – auch für die militärischen Fähigkeiten Europas.
In wieweit man Hollandes vorpreschen in Sachen Syrien, Ernst nehmen kann, wage ich nicht zu beurteilen – doch zeigt sein Verhalten mM auf, in welche Richtung die französische Regierung tendiert.
Die deutsche Politik macht auf mich den Eindruck, einer Hausfrau, die mir großem Einkaufswagen, aber ohne Einkaufszettel durch ein Supermarkt schlendert, während die Familie zuhause nicht einmal weiß, dass etwas fehlt, geschweige denn, gefragt wird.
Hochverehrter Herr MdB Kiesewetter,
Ihr Papier ist eben kein wirkliches sicherheitspolitisches Diskussionspapier, sondern (siehe 4.a.-c.) eine technische Lösung, um das eigentliche verfassungsrechtliche, -politische Problem/die eigentliche Fragestellung zu umschiffen.
Insofern mögen andere Foren aus Ihrer Sicht weiter sein, fragt sich bloß ob diese Foren auf der richtigen Strasse sind.
,-)
@alle: mich würden einmal Ihre Einschätzungen zu den Sicherheitspolitischen Richtlinien und dem damit verbundenen Verfahren interessieren, das das Papier vorschlägt. Allgemeine Sätze sind relativ leicht, was wir mit dem Papier versuchen, ist damit verbunden, Lösungsvorschläge anzubieten. Das unterscheidet diesen Aufsatz von herkömmlichen „man-müsste-Papieren“. Ohne auch „technische“ Vorschläge bleibt ein Papier im luftleeren Raum.
Ich bin allerdings den Rest des Tages im Wahlkreis unterwegs, nicht nur auf Straßen ;-) und schau heute Nacht mal wieder rein. Beste Grüße RK
Um den Artikel mal auf den Punkt zu bringen:
a. DEU (der BT / die Regierung) muss endlich einmal sicherheitspolitische Interessen definieren und immer auch überprüfen. Damit wir und unsere Verbündeten wissen wo wir stehen und hinwollen.
b. Zur Stärkung der GSVP müssen einmal der EU / NATO unterstellte Verbände auch im Einsatz unterstellt bleiben. Von Ausnahmen abgesehen.
Wir müssen stärker als bisher mit anderen Staaten kooperieren.
c. Der BT muss hierzu Entscheidungsgewalt abgeben, aber in Ausnahmen DEU Verbände zurückhalten.
Und da ist das Papier der Herren MdB doch mal ein großer Schritt in die richtige Richtung. Auch und gerade wenn wir Einheiten der NATO / EU unterstellen müssen wir wissen wöfür wir das tun. Sicherheitspolitische Interessen braucht jeder, und wenn wir keine haben setzen wir die der Verbündeten durch. Das kann nicht das Ziel sein.
Dann brauchen wir Staaten mit ähnlichen Interessen und Mentalität. Auch hier sind wir in der EU auf mMn auf einem guten Weg, auch wenn hierbei ein Europa der zwei Geschwindigkeiten evtl erforderlich ist.
DEU könnte hier zB mit POL, SWE, FIN, AUT und den baltischen Staaten vorangehen, mit diesen Staaten arbeiten wir bisher gut zusammen und da keiner dieser Staaten in der Welt Sonderinteressen hat können wir dann auch (außer wenn es um die Nahost-Ecke geht) wirklich überzeugend und glaubwürdig auftreten.
„Vom Einsatz her denken“ zeigt schon, wohin die Richtung geht. Auch wenn das nach AFG erstmal nicht so einfach zu begründen ist und wir da und im Kosovo noch einige Zeit gebunden sind.
Das Problem in der ganzen Sache ist FRA, mit denen wir bisher in der EU vorangehen konnten. Wie sich in den letzten Jahren gezeigt hat vertritt FRA seine eigenen Interessen vor allem in Afrika alleine ganz gut. Wenn man fremdes Blut dafür vergießen kann (siehe Kongo 2006) ist das umso besser, sonst hat man ja auch genau dafür die Fremdenlegion. Auch wenn Hollande nach der Wahl anders reden und handeln wird: Auch der Rückzug aus AFG wurde in Chicago von der NATO so kommentiert dass FRA ja in Afrika aktiv war (und der NATO da evtl die „Drecksarbeit“ abgenommen hat), vor allem haben sie das aber getan um ihre eigenen Interessen durchzusetzen. FRA ist also in einem solchen Konflikt nich glaubwürdig unparteiisch. Pooling und Sharing wird da auch schwer, wie es sich in den letzten Großprojekten, zB Eurofighter / Rafale gezeigt hat.
ENG macht ohnehin was Washington will und ist in der EU etwas „außen vor“. Wir müssen also mal ohne FRA eine höhere Geschwindigkeit wählen und genau da liegt das Problem, dass wir hier wieder Initiative ergreifen müssen und unsere Interessen definieren.
P.S. Die vorgeschlagenen Verfahren könnte man dann so mit den oben aufgeführten Staaten umsetzen, auch wenn da noch einige hinzukommen könnten. So ist auch sichergestellt dass unsere Soldaten nicht für fremde Interessen sterben.
@ Mitwisser
Zitat:“Eine Annäherung der beiden Welten zu erreichen, scheint mir aussichtslos. Dies belegt auch die reine Erfahrung der letzten Jahrzehnte. Solange ich mit Haushaltsmechanikern plane und denke, werde ich auch immer nur Lösungen in Jahresscheiben erreichen. Nicht aber eine weitblickende, an Bedrohungen oder Möglichkeiten ausgerichtete Vorstellung.“
Dazu passt ein Spruch eines Kalenderblattes, den ich irgendwann mal gelesen habe.
„Wenn Dreiecke einen Gott hätten, hätte dieser sicherlich die Form eines Dreiecks“.
@ mwk
bezogen auf meinen Kommentar vom 07.06. 21:22 Uhr
Zitat: „…interessante Interpretation des „deutschen Weges“, einer alles der Wirtschaft untergeordneten Hierarchie. Sollte dann auch nur ansatzweise in dieser Weise verfahren werden, so ist es etwas leichter zu ergründen, warum ein Ausweg aus der Tretmühle so schwierig ist.“
Ich glaube das meine Beschreibung keine „Interpretation des deutschen Weges“ der der Bundeswehrpolitik darstellt, sondern eine ungeschönte Situationsaufnahme der Tatsachen ist, soll heißen dies ist die nackte Realität, alles andere sind die projezierten Wünsche wie deutsche Militärpolitik aussehen könnte.
@ Hans
Um eigene sicherheitspolitische Interessen zu definieren, müsste bei uns die Kulter der „politschen Korrektheit“ verändert werden. Es muss möglich sein Realitäten, Erfordernisse unserer Volkswirtschaft zu beschreiben, ohne den Vorwurf Imperalist, Rassist oder Ausbeuter von unterentwickelten Staaten zu bekommen.
Das demografische Problem, wenn bis 2030 jährlich 1,4 Mio Deutsche aus dem Erwerbsleben ausscheiden, aber nur 650 000 (Geburtenrate 2010) nachrücken, dann haben wir ein Problem. Wenn dies Thilo Sarrazin beschreibt, dann schreien die Eliten der Republik auf. Wenn die BK Merkel, als Antwort auf die spanische Jugendarbeitslosigkeit von fast 50 %, sagt, dann müssen eben diese Menschen aus Sudeuropa in Deutschland Arbeit suchen, dann wird dies kritiklos hingenommen.
Wollen wir eine erneute Völkerwanderung auslösen ?
Wenn der Bundespräsidend a.D. Sätze aus dem Weißbuch 2006 in Bezug auf den AFG-Einsatz der Bw zitiert, dann wird er von den Oppositionsparteien im Bundestag, teilweise sogar von den Mitverfassern des Weißbuches 2006, scharf angegriffen. China hat sich ein rießiges Kupfervorkommen in AFG gesichert, baut eine Eisenbahnlinie und ein Stromkraftwerk zur Gewinnung und Abtransport des Kupfers für 4 Mrd Dollar. Also es geht auch um Rohstoffe in AFG.
Da eben Frankreich ganz andere sicherheitspolitische Interessen wie wir hat, wird sich keine gemeinsame Sicherheitspolitik gestalten lassen, wie sie beschrieben haben, England immer der kleine Bruder, bzw. der Cousin der USA sein wird, wird sich eine gemeinsame europäische Sicherheitspolitik auf die nordlichen europäischen Staaten beschränken müssen. Im Prinzip diejenigen Staaten, die jetzt auch noch die höchste Kreditwürdigkeit bei den Staatsanleihen auszeichnet.
Jedoch wird dies alles nur gehen, wenn als Voraussetzung die Redeverbote der öffentlichen „Politischen Korrektheit“ in Deutschland gebrochen werden.
Wenn ich den Vorschlag „Sicherheitspolitische Richtlinien“ zu verfassen richtig verstanden habe, dann soll damit in einer Art erweiterten „Verteidigungspolitischen Richtlinien“ in einem Dokument der gesamten Bundesregierung die Interessenlage und sicherheitspolitische Schwerpunkte festgelegt werden. Diese wiederum sollen jährlich in einer Bundestagsdebatte diskutiert werden. Langfristig soll dies ein Schritt hin zu einer gesamtstaatlichen Sicherheitsstrategie sein.
Dieser Ansatz scheint mit Blick auf die derzeit sehr geringe Ressortkoordination dringend notwendig. Notwendig ist insbesondere eine deutlichere „Absicht der übergeordneten Führung“. Es scheint mir aber in der Praxis weniger eine Frage von Papieren und Kästchen (siehe BSR-Diskussion), sondern eine Frage des politischen Willens im politischen Tagesgeschäft (Führung) zu sein. Aber wenn diese Richtlinien – wie im Papier angesprochen – einen Beitrag zur Fokussierung leisten können wäre das ja schonmal etwas. Allzuviel erhoffe ich mir hiervon jedoch nicht.
Wie unterschiedlich die sicherheitspolitischen Kulturen sind, sah man ja vergangene Woche – einmal mehr – nach der Befreiung britischer Geiseln in Badakhschan (PM Cameron: „They should know if they take British citizens as hostage we do not pay ransoms, we do not trade prisoners. They can expect a swift and brutal end.“).
Dort scheint es ein anderes Verständnis von vitalen Interessen und deren Bedeutung zu geben als bei uns. Die Absicht der übergeordneten Fùhrung ist dort zumindest klar.
Beunruhigend ist zudem die reflexartige Kritik der Opposition (@T. Wiegold: Vielen Dank für die Gegenüberstellung der Positionen (Gabriel/ Erler) in diesem Thread).
@Georg: So ist es leider. Vor allem muss sich die politische Kultur bei uns ändern bzw wir müssen sie ändern, man muss Themen offen und realistisch ansprechen ohne dass man diffamiert wird. Und man muss im Sinne und Interesse der übergeordneten Führung (das deutsche Volk als Souverän) handeln, nicht wie die SPD hier gezeigt hat inhaltlich gleiche Vorstellungen aber nur weil man Opposition ist dagegen sein.
Auch der Rücktritt von Köhler nach seiner kritisierten Aüßerung zeigt dies sehr deutlich, und Roman Herzog hatte 1996 in einer Rede inhaltlich das gleiche gesagt, ohne dass dies Folgen hatte oder kritisiert wurde.
Seit dem Ende des Kalten Krieges verliert die politische Führung, wer auch immer es gerade ist, die Realität aus den Augen, solange es nur politisch korrekt ist.
Wobei der Vorschlag der BK bezüglich den Spaniern gar nicht so schlecht ist, aber das ist OT.
@Memoria: Die Chance haben wir vertan. Nachdem die Tanklaster zerstört waren war die AFG politische Führung begeistert und der Gouverneur von KDZ sagte noch ein bis zwei solche Attacken und die Taliban sind erledigt. (Ich frage mich bis heute was „Zivilisten“ und vor allem Kinder nachts um halb 2 da zu suchen haben, die sollten längst im Bett sein…) Doch bei uns wurde das alles nur kritisiert, (partei-) politisch ausgeschlachtet und jeder Entscheidungsträger wird es sich zweimal überlegen ob er die Tötung von Aufständischen / Geiselnehmern befiehlt auch wenn sie offensichtlich schuldig sind…
@Herrn MdB Kiesewetter
Als Exzerpt kristallisieren Sie heraus, dass wir uns sicherheitspolitisch seit Jahren im Kreis drehen und wir uns nicht 27 unkoordinierte Streitkräfte- und Beschaffungsplanungen leisten können.
Ein möglicher bottum-up Ansatz als pragmatischer erster Schritt könnten bi-/trilaterale Initiativen – ggf. gerne auch unter der Schirmherrschaft von NATO / EU – sein. Gerade mit beispielsweise den Niederländern kann man sehr schnell zu praktikablen Ergebnissen kommen. Naturgemäß schwimmt man bei zwei Handels-Exportnationen ähnlicher kultureller Prägung auch eher auf einer Wellenlänge. Wenn man sich die Partner sorgfältig aussucht, kann man auch vermeiden in ungewollte „imperialistische“ und post-koloniale Abenteuer hineingezogen zu werden, die hier in der Debatte breiten Raum einnehmen.
Auf den Punkt gebracht: Lieber weg von koordinierten 27 Staaten – was m.E. zurzeit nicht realistisch ist – hin zu einer Koordination >1 Nationalstaat.
Man kann der Diskussion auch schärfe nehmen, wenn man statt im Einsatz – wo eben ggf. auch in Blut bezahlt werden muss – erst einmal in der Ausbildung zu sinnvollen Kooperationsmodellen kommt. Auch das dient auch der Vertiefung und kann Ressourcen sparen.
Konkret kann ich mir beispielsweise eine Gebirgs- und Winterkampfschule in Österreich, einer Artillerie- und mechanisierte Kampftruppenschule in Deutschland und eine Fallschirmjägerschule in den Niederlanden vorstellen. Leider hat die politische Realität schon zu einer Außenstelle der Schule Munster in Idar Oberstein geführt – mag zwar näher an unseren westlichen Partnern liegen, verschenkt aber schon eine Menge Synergien wenn man an den Drohnenfuhrpark der Aufklärung, die Fähigkeiten im Verbund und an die freigewordenen Kapazitäten der aufgelösten Heeresflugabwehrschule denkt. Alles in allem wirkt das nicht gerade wie entschlossenes politisches Handeln um die „Kleinstaaterei“ zu überwinden.
Man kann aber natürlich auch in vielen kleinen, iterativen Schritten zu einem Ergebnis kommen. Letzteres pragmatisches Vorgehen empfehle ich im multinationalen Rahmen.
Die Verfasser sind Insider.
Sicherheitspolitische Richtlinien fordern die Richtlinienkompetenz der Kanzlerin (heraus) und die Abstimmung der meistbeteiligten Ressorts AA und BMVG.
Und genau da liegt der Hase im Pfeffer. Die Vorgänge um den Libyen Einsatz haben das bitter bewiesen.
Deutsche Außen- und Sicherheitspolitik muß berechenbar sein und darf sich nicht in Wahlkampfauftritten auf Marktplätzen (Schröder) und Telefonaten mit dem eigenen Minister (Merkel) erschöpfen.
Hier wird Sicherheitspolitik und der Einsatz von Militär gleichgesetzt! Natürlich hat die BRD auch wirtschaftlich motivierte sicherheitspolitische Interessen, aber das hat nich unbedingt etwas mit dem Einsatz des Militärs zu tun!
„Als Beispiele der von Europa endlich zu entwickelnden und vorzuhaltenden Kräfte sind insbesondere projektionsfähige Interventionskräfte zu Lande, zur See und in der Luft zu nennen.
Um dort zu intervenieren:“ Maghreb, Naher und Mittlerer Osten, Russland, Hoher Norden und Türkei – an der Nord-, Ost- und Südflanke der EU befinden sich die politischen Verhältnisse im Wandel und berühren dadurch unsere strategischen Interessen.“???
„Ferner muß Europa im vernetzten Ansatz über „Constabulary Forces“ (z.B. Gendarmerie, Carabinieri) für die Zeit des schrittweisen Übergangs nach einer Intervention und über Stabilisierungskräfte verfügen, die unter ziviler Führung den Aufbau eines neuen Staates sichern. Hierbei kann Europa (insbesondere die EU) seine eigentliche Stärke ausspielen.“
Funktioniert bislang auf dem Balkan ja ganz ausgezeichnet… nicht. Von Stärke und einheitlicher Zielsetzung keine Spur.
„Um diese Aufgaben bewältigen zu können, muss Europa militärische Kriseninterventions- und Kampfverbände rasch über weite Distanzen verlegen, führen und durchhaltefähig im Einsatzgebiet halten können, zu strategischem Truppentransport zur See und in der Luft befähigt sein und über strategische und operative Aufklärungsmittel sowie über Munition und Führungsmittel modernster Technologie verfügen.“
In einer Zeit knapper Finanzen und Einsparungen bei allen europäischen Armeen kaum realisierbar, da nicht finanzierbar.
„Zu dieser Stärkung der militärischen Handlungsfähigkeit müssen „Pooling und Sharing“ sowie „Smart Defence“ stärker und ambitionierter genutzt werden.“
Und wer entscheidet über die Zugriffsrechte auf die Pool? „Die Bereitschaft, sich an diesen Ansätzen zu beteiligen, setzt jedoch den politischen Willen zur Integration militärischer Fähigkeiten und die Bereitschaft zur Aufgabe von Souveränität über den Einsatz militärischer Mittel voraus.“ Aufgabe von Souveränität über den Einsatz militärischer Mittel??? Die teiweise Aufgabe der Souveränität über unsere Finanzen möge da als warnendes Beispiel dienen.
„Eine wirkliche handlungsfähige europäische Sicherheitspolitik ist weder ohne Großbritannien noch ohne Frankreich denkbar.“
DIe Force de dissuasion nucléaire de la France unter europäischem Kommando? Den Aufschrei in Frankreich möchte ich erleben. Oder sind dann einige Staaten gleicher als andere?
„Überzeugende europäische Unternehmensstrukturen verlangen einen europäischen Interessensausgleich, um nationale Wertschöpfung ebenso wie Arbeitsplätze zu erhalten. Ziel muss eine gewollte gegenseitige Abhängigkeit sein, die nationales Autonomiebestreben und Verdrängungswettbewerb ausschließt.“
In Utopia vielleicht, klappt ja noch nicht mals bei Airbus. Und bisherige Muster einbeziehend, hieße das den Verlust unserer Rüstungsindustrie zugunsten von Frankreich und GB.
„Wir müssen anerkennen, dass die deutsche Sicherheitspolitik ein Glaubwürdigkeitsproblem hat. Spätestens seit der deutschen Enthaltung bei der UN-Resolution zum militärischen Eingreifen in Libyen hegen einige unsere Partner in NATO und GSVP Zweifel, ob sie in „Hard-Power-Konflikten“ auf Deutschland zählen können.“
Und Libyen war militärisch notwendig weil…??? Um Mali zu destabilisieren?
„Dieser Souveränitätsverzicht betrifft gerade den Bundestag mit seiner im europäischen Vergleich starken Mitspracherolle und sollte sich in einer Reform des Parlamentsvorbehalts bei Auslandseinsätzen der Bundeswehr niederschlagen.“
Ein Entmächtigungsgesetz?
„Es wäre jedoch ein deutliches Zeichen der Vertrauensbildung gegenüber unseren Partnern, das deutsche Entscheidungssystem zu flexibilisieren.“
Mißtrauen uns unsere „Partner“ etwa immer noch? Und es schafft Vertrauen, wenn wir bei jeder Gelegenheit dem Ruf „The Germans to the front“ folgen? Ich möchte dem doch nachhaltig widersprechen.
@Hans:
Die Sache mit den Tanklastern sehe ich grundlegend anders – aber das gehört nicht hier her.
@mwk:
Interessant, dass sie von der Politik einfordern Interessen zu definieren. Aber gleichzeitig haben sie wohl keine eigene – wenn auch nur grobe – Vorstellung wie diese aussehen sollen.
Gerade unter Generalstabsoffizieren habe ich diese – an der FüAk geprägte Position – oftmals erlebt. Als wäre die Definition von nationalen Interessen das Durchschlagen des gordischen Knotens der deutschen Sicherheitspolitik.
Die deutschen Interessen sind doch – mit Blick auf unsere Lage, Größe und Verflechtung – relativ einfach skizzierbar (die ebenfalls zu beachtenden Werte betrachte ich hier nicht):
Vitale Interessen:
– Schutz Deutschlands und seiner Bürger
Nationale Interessen:
– Beachtung des Völkerrechtes
– Aufrechterhaltung der transatlantischen Partnerschaft
– Starke Rolle in der EU
– friedliches Verhältnis mit Russland
– Weltweit sichere Handelswege
So oder so ähnlich steht es seit 1994 in den Weißbüchern.
Was fehlt aus Ihrer Sicht?
Nach meiner Bewertung gibt es kein wirkliches Defizit bei der Interessendefinition, sondern bei der -durchsetzung (siehe „german vote“ in der EU).
@Prediger
Bravo
Die NATO/Bw sollte das tun was sie kann und wofür sie erschaffen wurde! Wir können dazu unseren Beitrag leisten und Sicherheitspolitik beginnt mit glaubwürdiger Diplomatie! Die fehlt der EU in Gänze! Siehe den Umgang mit Libyen in den letzten 5 Jahren und fast hätten wir die Drecksarbeit Frankreichs gemacht!
@memoria
und genauso einfach wollte ich es nicht skizzieren.
Wie ich bereits angedeutet hatte, sollten nationale Interessen, im Sinne ihrer Priorität gestaffelt sein. Die Staffelung zeigt auch den Weg auf, der gegangen werden würde, um dieses Interesse zu erfüllen. Hat zum Beispiel die Handelsbilanz einen Einfluss auf einen der Punkte, die genannt wurden ?
Ich erlaube mir einmal einen Punkt von Ihrer Liste herauszugreifen:
„Beachtung des Völkerrechtes“
Wann will man wie vorgehen, um was zu verändern.
Dies steht in keinem Weißbuch – und wird vermutlich auch kein deutscher Politiker beantworten.
Jeder hat so seine Vorstellungen – die Frage ist wie weit jemand geht, um diese zu verwirklichen.
@Memoria
Vitale Interessen:
– Schutz Deutschlands und seiner Bürger
Roger!
Nationale Interessen:
– Beachtung des Völkerrechtes
….. das Voelkerrecht gilt nur zwischen Staaten….
Was machen wir dann mit/bei failing states bzw Voelkermord, das ist eine Luecke
oder subsumiert das humanitaere Interventionen?
– Aufrechterhaltung der transatlantischen Partnerschaft
Ich unterschreibe das sofort
…. aber realpolitisch betrachtet, ist das ist kein nationales Interesse in DEU, das ist fuer Teile in DEU nur Zeitgeist, fuer andere Romantik oder Lippenbekenntnisse,
den Partnerschaft heisst nicht nur das man immer Kritik ueben kann, sondern manchmal auch, dass man fuer den Partner einsteht, auch wenn man selbst andere Meinung ist…..und wer sagt, dass uns die andere Seite ueberhaupt als Partner will (nachdem wir ja staendig unsere Eigenstaendigkeit darstellen, AWACS, Libyen, Euro usw… )!
– Starke Rolle in der EU
das greift m.E zu kurz, hier sollten wir m.E
– eine starke Rolle der EU setzen
– friedliches Verhältnis mit Russland
das blendet dann mal eben die Ukraine und Weissrussland aus….
– Weltweit sichere Handelswege
Geht das auch eine Nummer kleiner (oder sind Sie bei der Marine und suchen eine Begruendung fuer die 10 fache Vergroesserung der Marine :-))
bspw
Sicherer Transfer fuer deutsche Gueter
(man kann das hoehere Risiko ja ggf auch ueber hoehere Transportkosten abdecken, in dem andere das Risiko tragen ;-) )
Die ganze Diskussion um nationale Interessen, Parlamentsvorbehalt bei Einsätzen etc. hinkt doch bereits heute der Realität hinterher und ist überflüssig. Kalter Kaffee! Vor 20 Jahren hätte dieses -und viele andere- Papier und Denkschriften eine Relevanz gehabt, heute ist der Zug globaler „Out-of-Area“-Einsätze und westlicher Machtprojektion abgedampft -und er wird sobald nicht wiederkehren.
Der Einsatz der Zukunft lautet Verteidigung des europäischen Terrains und dafür werden wir uns keine transnationalen Pooling- und Sharing-Abenteuer leisten können, die ohnehin den alleinigen Zweck dienen, die ohnehin schon lächerlich geringen Verteidigungsetats noch weiter kahlschlagen zu können. „Smart Defence“ bedeutet nicht Stärkung, sondern eine weitere Schwächung -viel Raum nach unten besteht ja ohnehin kaum noch- der europäischen Armeen, dass ist die Realität und sollte von Nichtapparatschiks auch so benannt werden!
@Soenke Marahrens
„- Weltweit sichere Handelswege
Geht das auch eine Nummer kleiner (oder sind Sie bei der Marine und suchen eine Begruendung fuer die 10 fache Vergroesserung der Marine :-))“
Da Deutschland import- (Rohstoffe) und exportabhängig ist, greifen die von Ihnen vorgeschlagenen höheren Transportkosten wohl nicht. Wir sollten doch schon wettbewerbsfähig bleiben. Wer soll denn sonst die EU, die NATO, die UN und die hier angedachte supranationale europäische Verteidigung finanzieren?