Strandtag in Putlos: Mal gucken, was geht

Der Truppenübungsplatz Putlos, an der Ostsee so etwa auf halbem Weg zwischen Kiel und Lübeck gelegen, ist nicht der Ort, wo so schrecklich viel passiert*. Geschossen wird hier, in der Hohwachter Bucht, meist von Land in Richtung See, und Aktivitäten am Strand bekommen die Urlauber in der direkt benachbarten riesigen Ferienanlage Weißenhäuser Strand auch nur gelegentlich zu sehen.

Am vergangenen Donnerstag sah das mal deutlich anders aus, und es war auch ein kleines Vorfühlen, was so gehen könnte in dieser Ecke der Ostsee. Im Rahmen der multinationalen Ostsee-Übung BALTOPS (eigentlich eine Veranstaltung der U.S. Navy mit ihren Verbündeten, aber faktisch durchgeführt von STRIKFORNATO, NATO Naval Striking and Support Forces) landeten U.S. Marines mit Luftkissenbooten und amphibischen Angriffsfahrzeugen von der USS Arlington, einem amphibischen Transport- und Angrifsschiff der San-Antonio-Klasse, am weißen Stand von Putlos.

Nun war das kein simulierter Angriff wie zwei Tage zuvor, als die Marines mit der Tarnschminke im Gesicht einen Strand in Lettland stürmten (Video dazu unten). Sondern eher eine Landungsübung als Vorführung, was denn so geht. Sowohl mit den Luftkissenbooten, den Landing Craft Air Cushion (LCAC)

als auch mit den ampibischen Landungs- und Angriffsfahrzeugen, den Assault Amphibious Vehicles (AAV):

Der Strand und auch das seichte Wasser vor dem Landungsabschnitt waren zuvor sorgfältig untersucht worden. Blindgänger aus den vielen Übungsschießen der vergangenen Jahre sollten die Anlandung nicht gefährden.

Das war nicht nur ein Ausdruck grundsätzlicher Fürsorge. Zum einen, das scheint eine Überlegung bei der Deutschen Marine, wäre es doch nicht schlecht, wenn man die US-Streitkräfte zu mehr solcher Übungen auch im Westen der Ostsee, nach amerikanischen Maßstäben ein Ententeich, gewinnen könnte. Und zum anderen war die Landung in Putlos auch eine Fähigkeitsshow für… das Deutsche Heer.

Das war gleich mit etlichen Generalen vertreten, die der stellvertretende Marineinspekteur, Vizeadmiral Rainer Brinkmann, an die Ostsee eingeladen hatte.  Die Zwei- und Einsterner der Landstreitkräfte wurden erst auf die Arlington geflogen, um sich dieses, hust, Joint Support Ship mal genauer ansehen zu können.

Capt. Patrick Hannifin, commanding officer of the San Antonio-class amphibious landing dock ship USS Arlington (LPD 24), explains launch procedures for landing craft, air cushions to representatives of the German military in the ship’s well deck during exercise BALTOPS 17, June 8. (U.S. Navy photo by Mass Communication Specialist 3rd Class Sara Grooms)

Und bekamen anschließend am Strand die Infos zur Landung nicht nur von den Marines selbst

.. sondern auch vom Chef, dem Kommandeur der 6. US.Flotte, Vizeadmiral Christopher Grady:

Nun dürfte der stellvertretende Marineinspekteur seine Heereskameraden nicht allein deshalb eingeladen haben, um ihnen einen schönen Strandtag an der Ostsee zu bieten. Sondern hatte vermutlich eher im Hinterkopf, dass man in der Bundeswehr doch auch mal wieder darüber reden müsste, was aus den amphibischen Fähigkeiten der Streitkräfte geworden ist.

Da habe ich noch im Ohr, wie diverse Marineinspekteure in den vergangenen Jahren darauf hinwiesen, dass ein Joint Support Ship für die Bundeswehr zwar sinnvoll, aber von der Marine allein nicht finanzierbar wäre – zumal ja im Sinne des Joint-Gedankens das Heer der natürliche Nutzer wäre. Nun sind diese Überlegungen (derzeit) obsolet, bei der Neukonzeption für das Großgerät im vergangenen Jahr war klar festgelegt worden: Das zuvor in den Planungen noch als Möglichkeit aufgelistete Einsatztruppen-Unterstützungsschiff ist endgültig gestrichen, Fähigkeit soll multinational realisiert werden.

Nun gibt es zwar die Kooperation der Deutschen Marine mit den Niederlanden, einschließlich der Nutzung der Karel Doorman. Aber das ist vom Umfang her auf vergleichsweise (noch) niedrigem Niveau, zumal diese Zusammenarbeit vor allem vom Seebataillon der Deutschen Marine betrieben wird (auch wenn schon mal probeweise ein Leopard-Kampfpanzer auf das niederländische Schiff verladen wurde). Deshalb sieht es wohl so aus, dass Marine – und Heer? – über ein wenig mehr nachdenken.

Mehr Fotos aus Putlos gibt es hier; und das versprochene Video von der Landung in Lettland:


(Direktlink: https://youtu.be/4N1-WNxvW38)

*Wenn ich der Truppenübungsplatzkommandantur Putlos damit Unrecht tue, bitte ich sehr um Nachsicht.