„Eine vorsorgliche, defensive Maßnahme, die der Türkei hilft“

Kontrollraum eines niederländischen Patriot-Systems beim Einsatz in der Türkei 2003 (Foto: NATO)

In seiner Rede vor der Handelsblatt-Konferenz Sicherheitspolitik und Verteidigungsindustrie in Berlin hat Verteidigungsminister Thomas de Maizière am Dienstag auch Stellung zu einem möglichen deutschen Patriot-Einsatz an der türkisch-syrischen Grenze bezogen – auch wenn zu dem Zeitpunkt noch keine offizielle Anfrage bei der NATO vorlag. (Die Passage ist im Mittschnitt seiner Rede ab Minute 28:30 zu finden.)

Ein bisschen spät, aber der Vollständigkeit halber, eine Zusammenfassung seiner Aussage dazu:

Die Türkei, sagt der Minister, ist in einer schwierigen Lage, nicht zuletzt wegen der Vielzahl aufgenommener Flüchtlinge aus Syrien. Auf bisherige Provokationen habe das Land besonnen reagiert, aber es sei nicht absehbar, wie sich die Lage entwickeln werde: In Phasen von Kämpfen passieren manchmal unkalkulierbare Dinge. Deshalb stelle sich die NATO darauf ein, an der Grenze zu Syrien präsent zu sein – das geböten Bündnissolidarität, Bündnisfreundlichkeit und politische Klugheit.

De Maizière betonte, es gehe um ein reines Abwehrsystem – wenn auch nicht gegen Mörsergranaten, die bislang schon mal über die Grenze flogen: Das machen die Türken schon selbst. Aber mit einer Stationierung von Patriot-Systemen zeige die NATO, dass jede Eskalation auf die Türkei vom ganzen Bündnis abgelehnt und beantwortet wird. Und gerade weil es eine Bündnisentscheidung sei, sei  jede Vorstellung, das sei die militärische Vorbereitung einer Flugverbotszone, vollständig abwegig. Die könnte ja gar nicht in der Allianz entschieden werden, sondern nur von den Vereinten Nationen.

Der Minister bezeichnete eine multinationale Patriot-Stationierung als vorsorgliche, defensive Maßnahme, die der Türkei hilft, und die uns hilft gemeinsam, mit der Türkei in der bisherigen Weise auf eine entschlossene, aber deeskalierende Weise auf der türkisch-syrischen Grenze, auf türkischer Seite, keinen Millimeter darüber hinaus, einen Beitrag zu leisten.

Die Bundesregierung prüft nach de Maiziéres Worten derzeit rechtlich, ob für einen solchen Einsatz ein Mandat des Bundestages erforderlich ist – nach seiner Vermutung sei das wahrscheinlich. Wenn das nicht rechtlich geboten sei, werde er auch kein Mandat beantragen: man könne nicht eine verfassungsrechltiche Frage politisch beantworten. Sollte kein Mandat zwingend notwendig sein, könnte sich der Bundestag auch in einer Entschließung oder auf andere Weise dazu äußern. Diese Frage werde aber noch in dieser Woche geklärt; falls es zu einem Mandat kommen sollte, werde darüber vermutlich im Dezember abgestimmt werden.