Green on Blue in Afghanistan: In diesem Jahr fast ein Drittel

Nach dem Beschuss durch die eigenen Kameraden, euphemistisch friendly fire und mehr technisch Blue on Blue genannt, demoralisiert eine Truppe vor allem der Beschuss aus den Reihen von Verbündeten. Green on Blue heißt das, wenn die (vermeintlichen?) Freunde die Waffe auf ihre Partner richten, und mit dem heutigen Tag hat sich das in Afghanistan noch mal mehr als Problem erwiesen: Ein Soldat der afghanischen Armee (ANA) erschoss in Helmand im Süden des Landes zwei britische Soldaten; am Abend wurde – noch vage – ein weiterer Fall gemeldet, bei dem ein ISAF-Soldat von einem afghanischen Polizisten erschossen wurde.

Nun wird es über die ungemütlichen Einzelfälle hinaus statistisch signifikant. 53 (mit dem jüngsten Fall dann 54) Gefallene der ISAF-Truppen, die durch feindliche Aktivität ums Leben kamen, zählte die Webseite icasualties.org bislang in diesem Jahr. Davon sind 16 Gefallene (15 von ihnen sind hier aufgelistet) durch Green on Blue ums Leben gekommen. Das ist knapp ein Drittel.

Ein Drittel. Jeder Fall ist einer zu viel, aber bei einem Drittel (wenn auch auf insgesamt noch – im Vergleich zu früheren Jahren – geringer Basis) dürfte sich jeder Soldat im ISAF-Einsatz noch ungemütlicher fühlen. Nach dem Mord an zwei US-Offizieren im afghanischen Innenministerium Ende Februar, der wiederum eine offensichtliche Reaktion auf die Koran-Verbrennung durch amerikanische Soldaten, hatte unter anderem die Bundeswehr vorübergehend das Partnering eingestellt, die gemeinsamen Operationen (und Ausbildung) mit den afghanischen Soldaten. Eine dauerhafte Lösung ist das ja nicht, wenn man das Ziel verfolgt, die afghanischen Sicherheitskräfte zu stärken.

Zwar betonte ISAF-Kommandeur General John Allen

im Gespräch mit amerikanischen Reportern heute     
für jeden afghanischen Soldaten, der sich unerlaubt vom Dienst entferne, gebe es hundert, die gewissenhaft ihren Dienst verrichteten. Ob das die Stimmung in der Truppe hebt?

Die New York Times, übrigens, würdigte in einem Video einen der Ende Februar erschossenen US-Soldaten. Oberstleutnant John Darin Loftis war einer von drei (!) Offiizieren der US Air Force, der Pashtu sprach: Call me Ehsaan