USA reduzieren Truppen in Osteuropa: „Die Europäer können mehr“

Die USA haben damit begonnen, einen Teil ihrer Truppen aus Osteuropa abzuziehen. Das System, eine Kampfbrigade rotierend einzusetzen, soll mit dem ersatzlosen Abzug einer solchen Brigade beendet werden – weil die Europäer inzwischen mehr Fähigkeiten aufbrächten, erklärte das US-Kriegsministerium.

Der geplante Abzug war am (heutigen) Mittwoch durch eine Mitteilung des rumänischen Verteidigungsministeriums bekannt geworden:

Romania and the Allies were informed of the United States‘ decision to downsize American troops in Europe.
The Ministry of National Defence has been informed about the withdrawal of some of the American troops deployed on NATO’s Eastern Flank, as part of the process of reassessing the global posture of US military forces.
Among the elements of the brigade that are about to cease rotations in Europe are also mentioned the forces designated for Romania, stationed at Mihail Kogălniceanu.
The decision was expected, as Romania is in permanent contact with its American strategic partner.
The downsizing of the US forces is an effect of the new priorities of the presidential administration, announced in February. The decision also took into account the fact that NATO had strengthened its presence and activity on the Eastern Flank, which allows the United States to adjust its military posture in the region.
The American decision is to cease the rotation of a brigade in Europe that had elements in several NATO countries. Approximately one thousand American soldiers will remain deployed on our national territory, contribute to the deterrence of any threats and will represent a guarantee of the US commitment to regional security.

Die U.S.Army Europe and Africa bestätigte das Vorhaben als Teil der von der Regierung in Washington beabsichtigten Neuausrichtung. Die US-Streitkräfte betonten dabei ausdrücklich und mehrfach und ganz deutlich, dass es ja keine Abkehr der USA von Europa oder der gemeinsamen Verteidigung in der NATO sei – sondern im Gegenteil ein positives Zeichen gestiegener europäischer Fähigkeiten und Verantwortung:

As part of the Secretary of War’s deliberate process to ensure a balanced U.S. military force posture, the 2nd Infantry Brigade Combat Team of the 101st Airborne Division will re­deploy as scheduled to their Kentucky-based home unit without replacement.
This is not an American withdrawal from Europe or a signal of lessened commitment to NATO and Article 5. Rather this is a positive sign of increased European capability and responsibility. Our NATO allies are meeting President Trump’s call to take primary responsibility for the conventional defense of Europe. This force posture adjustment will not change the security environment in Europe.
The U.S. maintains a robust presence throughout the European Theater, and maintains the ability to array forces and capabilities to meet objectives in the Theater and support U.S. priorities, including President Trump’s commitment to defend NATO allies.

Nachtrag: In der Bundespressekonferenz äußerten sich zu dem Thema der stellvertretende Regierungssprecher Steffen Meyer und für das Verteidigungsministerium Oberst Mitko Müller:

Frage: An Oberst Müller: Das rumänische Verteidigungsministerium hat mitgeteilt, die USA hätten entschieden, einen Teil der US-Truppen in Rumänien abzuziehen. Hat das BMVg von den USA eine ähnliche Mitteilung über eine geplante Reduzierung oder Anpassung der amerikanischen Truppenpräsenz in Deutschland erhalten? Wie bewerten Sie die Ankündigung des rumänischen Verteidigungsministeriums über den Abzug von US-Truppen aus Rumänien?

Meyer: Ich würde gerne anfangen, wenn ich darf. ‑ Wir haben diese Meldung in der Tat zur Kenntnis genommen. Mit der Rückverlegung aus Rumänien war zu rechnen, da diese Präsenz ohnehin nicht dauerhaft ausgelegt war. Ich möchte betonen, dass das keine in Deutschland stationierten US-Truppen betrifft. Uns ist wichtig, weiterhin die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands und der europäischen Pfeiler der NATO zu stärken. ‑ Wie gesagt, das war für uns eine zu erwartende Meldung.

Müller: Ich ergänze das gerne. ‑ Die NATO hat sich vor ein paar Stunden dazu geäußert und hat betont, dass dieser Vorgang nicht ungewöhnlich ist und dass diese Truppenverlegung eine Anpassung der „US Force Posture“ ist.
Insgesamt kann man sagen, dass die US-Streitkräfte nach dem Beginn des russischen Angriffskrieges an der Ostflanke mit mehreren Kampftruppenbrigaden aufgestockt wurden. Jetzt wird, wie die NATO es darstellt, eine Anpassung vorgenommen. Bei den letzten großen Gipfeln und Verteidigungsministerbesprechungen haben die US-Streitkräfte auch vermehrt ausgedrückt, welches hohe Vertrauen es in die europäischen Truppensteller und europäischen Verbündeten gibt. Zum Beispiel mit der Stationierung einer Kampftruppenbrigade in Litauen, die gerade stattfindet und die in den nächsten beiden Jahren noch weiter aufwachsen wird, haben wir ja gezeigt, dass auch die europäischen Verbündeten an der Ostflanke durchaus deutlich mehr leisten können. Das tun die östlichen Verbündeten auch vermehrt. Insofern ist das, wie die NATO sagt, nicht ungewöhnlich.

Zusatzfrage: An Herrn Meyer oder Herrn Müller: Wie genau spricht die US-Regierung mit der deutschen Bundesregierung über dieses „Force Posture Review“? Ich glaube, niemand in der Öffentlichkeit hat wirklich ein Indiz oder eine Idee, wie es diesbezüglich in Zukunft aussehen soll. Wissen Sie da mehr?

Müller: Also erst einmal gibt es ja einen Prozess der NATO-Verteidigungspläne, aus dem abgeleitet wird, welche Fähigkeiten und Truppenkonstellationen die NATO benötigt, wenn es zum Ernstfall kommen sollte. Dabei geht es um verschiedenste Bedrohungen im 360-Grad-Ansatz, aber natürlich auch um die Hauptbedrohung, die an der Ostflanke existiert. Daraus abgeleitet gibt es dann entsprechende Planungen der Länder und der NATO. Sie wissen ja, dass wir dieses Jahr die NATO-Fähigkeitsforderungen hatten, denen die Truppensteller bzw. die Verbündeten zugestimmt haben. Darauf aufbauend gibt es natürlich auch Konsultationen auf vielfältigen Ebenen, zum Beispiel ‑ ich kann jetzt nur für das BMVg sprechen ‑ bei Verteidigungsministertreffen zwischen den Verteidigungsministern und darunter auf den Arbeitsebenen, auf denen es um diese Themen geht. Der Hauptpunkt liegt allerdings beim Auswärtigen Amt, weil die Präsenz von ausländischen Streitkräften in Deutschland dort federführend aufgehängt ist.

(Archivbild: A U.S. Army Soldier loads a German G36 rifle during a multinational weapons range at Mihail Kogălniceanu Air Base, Romania, Sept. 11, 2025 – U.S. Army photo by Sgt. Justin Lacy)