Scholz sichert steigende Verteidigungsausgaben „im Rahmen der Haushaltsmöglichkeiten“ zu
Der neue Bundeskanzler Olaf Scholz hat zugesichert, dass auch die Regierungskoalition von SPD, Grünen und FDP eine weitere Erhöhung der Verteidigungsausgaben anstrebe. Zugleich wies er den Vorwurf zurück, die Parteien der Ampel-Koalition hätten in ihrem Vertrag eine Zusage an die weitere nukleare Teilhabe Deutschlands offengelassen.
Scholz äußerte sich am (heutigen) Freitagabend nach einem Treffen mit NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg in Brüssel. Der Kanzler war nach seinem Antrittsbesuch in Paris am gleichen Tag nach Brüssel weitergereist.
Das Gespräch mit Stoltenberg drehte sich nach Angaben beider Politiker vor allem um die angespannte Lage an der Grenze Russlands zur Ukraine. Auf die direkte Frage nach dem deutschen Verteidigungshaushalt und dem Zwei-Prozent-Ziel der NATO antwortete Scholz aber ebenso direkt:
Und im übrigen ist es so, dass wir natürlich alles dafür tun, dass wir die Bundeswehr gut ausstatten. Das ist in den letzten vier Jahren bereits eine der wichtigen Aktivitäten gewesen, die ich in anderer Funktion unternommen habe.
Die Verteidigungsausgaben Deutschlands sind in einer Weise gestiegen, wie das viele, viele Jahre nicht der Fall war. Das ist etwas auch etwas, das wir fortsetzen werden im Rahmen der Haushaltsmöglichkeiten, die wir haben.
In der Frage ging es auch um die Formulierungen, die die neue Regierung im Koalitionsvertrag für die nukleare Teilhabe gefunden hat: Solange Kernwaffen im Strategischen Konzept der NATO eine Rolle spielen, hat Deutschland ein Interesse daran, an den strategischen Diskussionen und Planungszielen teilzuhaben, heißt es da. Das muss nicht unbedingt als Bekenntnis zur Fortsetzung dieser nuklearen Teilhabe verstanden werden – Scholz legte allerdings Wert darauf, dass das von allen Parteien im Regierungsbündnis genau so gemeint gewesen sei.
Die Passage – einschließlich der Frage und der Antwort auch von Stoltenberg – zum Nachhören:
Der Vollständigkeit halber auch die ganze Pressekonferenz zum Nachhören:
Nachtrag 11. Dezember:
Verteidigungsministerin Christine Lambrecht reagierte darauf via Twitter positiv
… während der Grünen-Außenpolitiker (und Kandidat für den Parteivorsitz) Omid Nouripour in einem Interview der FAZ (Link aus bekannten Gründen nicht) auf die Frage nach dem Verteidigungshaushalt warnte:
Ich fürchte, bei den strukturellen Fehlern der letzten Jahre wird er nicht sinken. Wenn man sich die Aufgaben der nächsten Jahre ansieht, stellt man fest: Allein schon die Erhaltungskosten für Personal und Material lassen das nicht zu. Hier geht es gar nicht um Neuanschaffungen für die Bundeswehr.
(Foto: Scholz, l., und Stoltenberg im NATO-Hauptquartier – Foto NATO)
Mehr Geld für soziales, mehr Geld für die Umwelt, keine neuen Steuern und die schuldenbremse soll auch nicht angetastet werden. Ich kann mir beim besten willen nicht vorstellen das die Bundeswehr mehr Geld bekommt. Im Gegenteil erwarte ich das hier als erstes der rotstift angesetzt wird, da die Bundeswehr in der ampel keine lobby hat
„im Rahmen der Haushaltsmöglichkeiten“, damit kann man alles und nichts begründen, da sich Haushaltsmöglichkeiten aus politischen Prioritäten ergeben.
Klingt nach einer Fortsetzung von „Fahren auf Sicht“ in Sachen Haushalt.
Die damit verbundenen Probleme (fehlende Planungssicherheit) scheint der Kanzler weiterhin nicht sehen zu wollen.
Entscheidend wird der nächste Haushalt und Finanzplan bis 2025.
Wird der Kanzler die bisherige Finanzplanung (Reduzierung des EPl. 14 um 3 Mrd. ab 2023) verändern?
Wow, das erstaunt mich jetzt doch. So eine klare, perspektivische Aussage zur finanziellen Steigerung des EP14 hätte ich von ihm nicht erwartet. Ein Hintertürchen hat er sich zwar offengelassen (im Rahmen der Haushaltsmöglichkeiten), trotzdem für einen gerade neu gewählten Kanzler eine ziemliche klare Absichtserklärung.
Ebenso erstaunlich finde ich die Positionierung zur nuklearen Teilhabe.
Nun wird man natürlich abwarten müssen, wie sich das in der Realität -sprich Tornadoersatz- abbildet. Wird das etwa eine Rückkehr zur erfolgreichen Sicherheitspolitik à la Helmut Schmidt?
Hm, da müssten im geplanten Nachtragshaushalt schon nennenswerte Summen auftauchen, wird man sehen.
Na da wird schon wieder relativiert und eingeschränkt…..
Der Kaiser hat ja damals die Schaumweinsteuer zur Finanzierung der Flotte eingeführt. Warum nicht die neue Kiffersteuer in die Streitkräfte investieren.
Wir. Kiffen. Für. Euch.
Wär doch nen guter Slogan.
Das Thema Geld und Bundeswehr, schwieriges Thema.
Solange die Behörde , Beschaffungsamt, BAIIN, , alte Strukturen nicht aufreist,
Wird es auch in Zukunft beim Material und Ausrüstung keine schnelleren Wege
Geben. GELD ist eigentlich vorhanden. Nur was die gesetzlichen Vorgaben, u a
Ausschreibungsverfahren, Sonderwünsche, siehe neuer MTH, hier abgeliefert wird
Ist schwer nachvollziehbar. Wie es ist gelungen den HM 145 zu beschaffen?
Stellt sich die Frage mir, warum nicht beim Nachfolger MTH CH 53Siskory auch?
Das klingt zwar zunächst einmal gut, ist aber genauso wenig belastbar wie das Merkel’sche Bekenntnis zum 2%-Ziel. Konkrete Verpflichtungen werden nicht eingegangen, auch ist das Wort der „Haushaltsmöglichkeiten“ dehnbar.
Deutschland ist kein armes Land. Bis zur Corona-Rezession wurden gewaltige Steuereinnahmen eingefahren, und während der Rezession zeigte man sich willens, Kredite aufzunehmen und mit vollen Händen auszugeben.
Die Höhe des Verteidigungsetats ist allein vom Willen der Regierung und des Parlaments abhängig. Man könnte den Einzelplan 14 alljährlich substantiell erhöhen, ohne dass irgendein anderes Ressort dadurch Einbußen bei der Erfüllung seines gesetzlichen Auftrags hinnehmen müsste.
Wenn es dazu nicht kommt, so nur deshalb, weil die Prioritäten der Regierung eben woanders liegen.
nach wenigstens wird von Steigerung gesprochen…das ist schonmal mehr wie zu erwarten war…
und bedeutet zumindest dass nicht gekürzt wird…
die Höhe der Steigerung ist natürlich dann doch sehr flexibel verklausuliert…
und kann von einem Euro bis zu 20 Mrd alles beinhalten :-P
letztendlich Welten es schön wenn man jährlich 3-5 Mrd drauflegen könnte…
und die Ausgaben und Struktur gleichzeitig innerhalb des Haushaltes optimiert…
Eine andere Herangehensweise wäre dass der Etat gleich bleibt…oder sich um 1,5% des BIP einpendelt… und dass für 3-4 anstehende Großprojekte aus dem Nachtragshaushalt 2021 und 2022 nochmal 15 Mrd aus der Pulle für die BW genommen werden…
für STH
für Nachfolger Tornado
für 2. Los Puma/Boxer
Digitalisierung
und das ganze als Wirtschaftshilfe verkauft wird
Hatten wir nicht vor zwei Jahren oder so die Nachricht, dass der EP 14 kurzfristig erhöht wird, aber die weitere Steigerung dann geringer als zuvor vorgesehen ausfällt und die Finanzlinie damit auf der Zeitachse hauptsächlich deutlich niedriger verläuft? Auch das kann man noch als „Steigerung“ verkaufen – aber die 2% sind damit ein sehr sehr fernes Ziel.
Vermutlich nicht ganz alleine bin ich aber mit der Meinung, dass man keine zusätzlichen Steuergelder in den völlig mißratenen Planungs- und Beschaffungsmoloch des BMVg mehr versenken sollte. Bis da ein neuer Ansatz erste Erfolge praktisch nachweist, sollte man zur Förderung der Kreativität „den Hahn geschlossen halten“.
Da die Haushaltsmöglichkeiten für Sozialdemokraten nur durch die Fähigkeit des Staates begrenzt werden, weitere Schulden aufzunehmen, kann man die Äußerungen des BKs als klares Bekenntnis zu einer besseren finanziellen Ausstattung der Bundeswehr verstehen.
Wie bitte Lars Klingbeil?
Drohnen neu in die „offene Diskussionen“. Der Koalitionsvertrag hat das nicht geregelt?
„Hinsichtlich kontroverser Themen wie der Anschaffung bewaffneter #Drohnen oder #Tempolimit wünscht sich der designierte #SPD-Vorsitzende @larsklingbeil mehr offene Diskussionen. Diese Debatten stoße die @spdde stellvertretend für die Gesellschaft an“.
Phoenix.
https://twitter.com/i/status/1469606508409372675
„Finanzplan des Bundes 2021 bis 2025
Drucksache 19/31501, 06.08.2021
Die im Entwurf des Bundeshaushaltes 2022 für den Einzelplan des BMVg vorgesehenen Ausgaben liegen einschließlich zusätzlicher Mittel aus dem Konjunkturpaket von rd. 1,2 Mrd. € bei insgesamt rd. 50,3 Mrd. € und damit rd. 3,4 Mrd. € über dem Ansatz 2021.
Für das Jahr 2023 sind Mittel i. H. v. rd. 47,3 Mrd. €, für 2024 i. H. v. von rd. 47,2 Mrd. € und für 2025 i. H. v. rd. 46,7 Mrd. € vorgesehen. Darin sind in den Jahren 2023 und 2024 jeweils rd. 0,5 Mrd. € zusätzliche Mittel aus dem Konjunkturpaket enthalten. “
Wer glaubt, dass sich diese Zahlen bis 2025 wesentlich (!!) erhöhen werden, glaubt auch an den Weihnachtsmann
( sorry ;-) ).
Und 2 % BIP wären rund 70 Mrd. …
In der Welt war vor einigen Wochen
zu lesen, dass nach Medienberichten
alle drei Parteien die Bereitschaft haben den Wachstumskurs der Bundeswehr zu beenden.
Ziel soll ja sein: 203.000
Wie die Welt schrieb, sollen vor
allem SPD und Grüne die Überlegung haben, dies zu stoppen.
Aber auch die FDP würde dem wohl folgen, wenn die Bw auch mit weniger Personal als geplant ihren Aufgaben nachkommen kann…
Wenn dies wahr sein SOLLTE…
gibt es erst recht nicht mehr Geld…
Denn dann wird man ja argumentieren,
dass ja bereits im Haushaltsplan bis 2025 eingestelltes Geld für Personal
eingespart und anderweitig genutzt werden kann…
Davon ab kursieren in der Truppe auch
Spekulationen (!!) aus dem BMVg… das es ggf. auch zu einem Truppenabbau deutlich unter 170000 kommen könnte…
Wir werden sehen…
@Obibiber
Das Thema 2. Los Puma ist endgültig vom Tisch.
Eine neue Qualität im Deutschen Heer ist im Eckpunktepapier der Verteidigungsministerin und des Generalinspekteurs aufgezeigt und durch den Inspekteur des Heeres bereits in der Umsetzung befindlich: „Mittlere Kräfte“!
Es gilt aber jetzt, diese „neue Kategorie Mittlere Kräfte“ aufzustellen, auszurüsten (eine zum Teil neue Handlungslinie der Beschaffung) und auszubilden. Für die deutsche Industrie bedeutet dies, in allen Fähigkeitsdomänen Führung, Aufklärung, Wirkung und Unterstützung zeitgerecht Ideen zu präsentieren, um mittlere Kräfte erfolgreich zur Wirkung bringen zu können. https://www.digitaler-staat.online/programm/#14122021kraftheer
Das bedeutet vor allem die Integration radbeweglicher, aber trotzdem geschützter und hochmoderner (digitalisierter) Kampffahrzeuge. Die DEU Industrie bietet dazu derzeit im Bereich Feuerunterstützung nichts Fertiges an, bliebe nur Beschaffung in GBR/FRA/ITA.
Für APC etc steht mit Boxer/Fuchs Bewährtes zur Verfügung. Es bleibt die Frage zur Struktur: selbständiger Großverband Mittlere Kräfte oder deren Integration in Vorhandenes.
Sicher ist, bei den schweren mech Div kommt ein Mehr an Puma nicht hinzu.
https://www.behoerden-spiegel.de/2021/07/16/mittlere-kraefte/ Gen a.D. Wolski hören.
[Was auch endgültig vom Tisch ist: Anhand dieser Aussage jetzt div. Einzelprogramme diskutieren. T.W.]
@Küstengang01
wow, damit könnte man selbst mich zum kiffen bringen xD #kiffen-für-die Truppe
Ansonsten könnte man mal die Sinnhaftigkeit der ein oder anderen Ausgabe im Staatshaushalt überprüfen. (hat die FDP ja schon im vorraus angekündigt, bin mal gespannt wie viel da zusammenkommt.)
@ Obibiber
Ich erwarte eigentlich von dieser Regierung, dass sie sich von diesen teuren Großprojekten wie STH und Tornado-Nachfolge löst, was den Begriff an sich und die Zahlungsfälligkeit angeht.
Andere Länder bestellen auch nicht immer 80 Stück eines teuren Flugzeugs, sondern bestellen in kleinen Tranchen von 15 bis 20 Maschinen bedarfsgerecht und zeitlich gestreckt. Damit verteilt sich das benötigte Budget über einen längeren Zeitraum.
Beim Tornado-Nachfolger fange selbst ich als Verfechter der F-18F langsam an zu grübeln, ob man sich angesichts der Erfolge der F-35A/B in Europa wirklich so einen Exoten nach Europa holt. Mittlerweile ist die F-35 von Großbritannien, Norwegen, Finnland, Dänemark, den Niederlanden, der Schweiz, Italien, Belgien und Griechenland ausgewählt und Spanien wird die B-Variante ebenfalls ordern.
Vielleicht bringt die neue Regierung den Auswahlprozess noch einmal erneut ins Rollen.
[Auch hier der Hinweis: Angesichts dieser recht generellen Aussage des Kanzlers bringt es wenig, jetzt über jedes einzelne Rüstungsprojekt an dieser Stelle zu debattieren. T.W.]
@ T.W.
Da haben Sie auch generell Recht.
Mir ging es eher darum, dass man diese Großprojekte durch zeitlich gestreckte und bedarfsgerechte Projekte ersetzen sollte. (Weg von der eierlegenden Wollmilchsau). Kleine Tranchen für bestimmte Aufgaben.
Das könnte dann eben doch in einer kleineren F-35-Beschaffung für die NT analog der NATO-Partner enden (spart u.A. die Zeit der Zulassung der F-18F).
Ich denke, die neue Regierung wird viele Projekte kritisch hintefragen.
@ Läuft:
Die Typenbezeichnung der H 145 (BK 117 D-2) zeigt, wieso der Hubschrauber „einfach so“ eingeführt werden konnte – er basiert im Wesentlichen auf dem Modell BK 117, das es bereits seit 1980 bzw. 2000 gibt.
Insofern hinkt der Vergleich mit anderen Rüstungsvorhaben, die gänzlich neu konzipiert wurden – es ist ein ziviler Hubschrauber, der ein wenig an militärische Erfordernisse angepasst wurde, was vergleichsweise schnell und günstig gemacht werden kann.
Ansonsten darf man gespannt sein, was die „wirtschaftliche Entwicklung“ in Bezug auf den Einzelplan 14 erlauben wird – mal ganz davon abgesehen, dass bummelig 50 Mrd. Euro schon ein guter Batzen Geld ist (wir finanzieren damit weder eigene Atomwaffen, noch Flugzeugträger oder andere Späße), dem erschreckend wenig „Output“ gegenüber steht.
@KPK:
Zur Umsetzung neuer Ideen braucht man vorallem 2 Dinge:
Haushaltsbegründende Dokumente und Haushaltsmittel.
Beides ist im von ihren erwähnten Thema nicht der Fall – und da schliesst sich auch wieder der Kreis zum Thema hier.
Solange der Haushalt nicht steigt bleiben diese Pläne des Heeres Träume auf dem Papier. Produkte gäbe es – gerade von der deutschen Industrie – zu dem Thema mehr als ausreichend, aber solange die obigen Vorraussetzungen nicht geschaffen sind, wird das Thema (wie so viele Dinge) nicht voran kommen.
Zum Glück strecken sich ja die Großprojekte ohnehin über mehrere Jahre. Die 3, 4, 5, oder 6 Mrd für ein Projekt fallen nie in einem oder zwei Jahren an.
Immer wenn zB ein A400M von der Luftwaffe übernommen wird und in Wunstorf landet, wird erst die Rechnung von 250. Mio. € fällig und beglichen. In diesem Jahr somit nur eine halbe Mrd. Und das Projekt läuft noch Jahre.
Also was die aktuelle Steuerschätzung angeht, so sieht es gut aus.
Für 2021 ein Plus von 38.5 Mrd, gegenüber der Schätzung vom Frühjahr.
Auch die nächsten Jahre ein Plus von über 30 Mrd.
Also ist ein kleines Plus für alle Bereiche realistisch.
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/6651/umfrage/vergleich-der-aktuellen-steuerschaetzung-im-vergleich-zur-vorherigen/#:~:text=Die%20Steuersch%C3%A4tzung%20aus%20dem%20Fr%C3%BChjahr,noch%20773%2C5%20Milliarden%20Euro.
Mit dem Begriff Menschen in der Bundeswehr ist für mich die Fehlbesetzung schon vorprogrammiert, die Frau Ministerin kann ihre Kinder noch nicht einmal beim Namen nennen, vielleicht sind Soldaten peinlich. Musste ich jetzt als ehemaliger Einsatzveteran loswerden auch wenn es zum Thema nicht passt.
[Es ist schon OT – aber ich finde es peinlich, dass jemand verlangt, dass immer alle Soldatinnen und Soldaten, zivilen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter genannt werden sollten und nicht von den Menschen die Rede sein darf. T.W.]
M.H.
Das ist schon richtig. Nur sind es ja mehrere Großprojekte gleichzeitig, die dann doch gleichzeitig viel Geld kosten.
Beispielsweise:
die Flottendienstboote und Fregatten, die U-Bootjäger, der Tornado-Ersatz, der schwere Transporthubschrauber, die Marine-Hubschrauber, die geplanten 30 bis 40 H145M, usw.
Und man darf nicht vergessen, dass bei vielen Projekten natürlich vor der Übernahme schon die Entwicklung bezahlt werden muss.
@Nurso sagt:
11.12.2021 um 23:26 Uhr
„…Auch die nächsten Jahre ein Plus von über 30 Mrd. Also ist ein kleines Plus für alle Bereiche realistisch…“
Die neue Regierung hat andere
„Großprojekte“…
+ Bewältigung Covid
+ Klimaschutzprogramm
+ soziale Verwerfungen
+ etc.
i.V.m. mit der durch die FDP wieder
angestrebten „schwarzen Null“…
Da verdampfen 30 Mrd so schnell
wie Wasser in der Wüste…
Ein Beispiel:
Der BMF zum
Klimaschutzprogramm 2030
und den geplanten Kosten bis 2023
die auf den Bund zukommen:
„Allein bis 2023 investiert er 54 Mrd. Euro in neue Technologien, Infrastruktur und umweltfreundliches Verhalten. Dies stärkt auch das Wachstumspotenzial und ergänzt die umfangreichen Investitionen im Bundeshaushalt für Infrastruktur, Bildung und Forschung. Selbstverständlich gehen die geplanten Investitionen und Fördermaßnahmen aber über 2023 hinaus. Damit wird zudem massiv in die zukünftige Stellung Deutschlands als innovativer Leitanbieter und Leitmarkt für klimafreundliche Technologien investiert.
38,9 Mrd. Euro aus dem Energie- und Klimafonds (EKF)
7,7 Mrd. Euro durch zusätzliche Programme und Investitionen außerhalb des EKF
2,4 Mrd. Euro durch steuerliche Fördermaßnahmen (Bundesanteil)
5,4 Mrd. Euro für die Rückerstattung und Entlastung von Bürgerinnen und Bürgern
Die steuerlichen Maßnahmen sowie die Rückerstattung für die Bürgerinnen und Bürger wird die Bundesregierung mit späteren Gesetzen umsetzen. Sie werden jedoch – so wie der EKF – in der Haushaltsplanung berücksichtigt.“
Und ich glaube nicht, dass vor diesem
Hintergrund die von mir am 11.12.21
zitierte Finanzplanung bis 2025 geändert wird… indem es mehr Geld gibt…
Ich glaube, der allererste Schritt zur Verbesserung der materiellen Ausstattung der Bundeswehr muss sein:
Die Vereinfachung und die Entbürokratisierung des Beschaffungswesens.
Damit steht und fällt alles.
Am Anfang sinnvolle Strukturen haben sich verselbständigt und versorgen sich inzwischen gegenseitig mit Arbeit, die vielleicht gar nicht erforderlich wäre.
Erst wenn das transparent und nachvollziehbar erledigt wurde, wird die Bereitschaft der Parlamentarier und auch der Bevölkerung wachsen, mehr Geld für die Verteidigung auszugeben.
Ich wünsche mir so sehr eine vollausgestattete Bundeswehr, jederzeit bereit, die Bundesrepublik und ihre Verbündeten zu verteidigen und glaube auch, dass Art. 87a GG mit seinem ersten Satz: „Der Bund stellt Streitkräfte zur Verteidigung auf“ mehrheitlich Zustimmung findet.
Es kann aber nicht sein, dass Milliarden von € in ein diffuses System gepumpt werden, ohne dass am Ende etwas Gescheites herauskommt.
Das Kosten-Nutzen Verhältnis ist einfach (noch) zu schlecht.
Deshalb vermutlich auch Scholzens Zurückhaltung beim 2% Ziel.
So wie es jetzt ist, kann man das kaum jemandem verkaufen.
Eine Frage des politischen Willens – vielleicht ist Scholz da ja tatsächlich pragmatisch und realistisch, was die sicherheitspolitischen Verhältnisse in Osteuropa angeht. Zur Außenpolitik gab es da ja auch schon eine klare Ansage.
„Mittlere Kräfte“ würde ich ja gerne mal in ausgewerteten Simulationen gegen russische Panzertruppen sehen. Ich denke, die Bundeswehr sollte sich erst einmal um vernünftige Strukturen und dann um Panzer und Artillerie kümmern.
@MFG
Der Ansatz zur Aufstellung „Mittlere Kräfte“ sieht explizit nicht (!) deren Verwendung gegen z.B. russische Panzertruppen. Szenare dazu treffen auf Feindseite auf schwere Kräfte, also MechBrig mit Pz/PzGren zentral verwendet.
Wenn Sie die von mir eingestellten Links, 11.12.2021 um 12:47 Uhr beachten, sollte das erkennbar werden.
Diese Kräftekategorie irritiert allein in Deutschland. Gerade GBR und FRA sind diesen Schritt gegangen, Paris seit ca sechs Jahren, London nach vollzogenem Brexit. Beide btw. ursprünglich veranlasst über Verantwortung im Raum MENA (FRA), bzw. Indo-Pazifik (FRA/GBR).
Die Basis für diese Kräftekategorie legte allerdings schon GL Shinseki, 34. COS U.S. Army in 1999.
Wir brauchen eigentlich noch nichtmal mehr Geld. Einfach 20000 Dienstposten A14 aufwärts ersatzlos streichen. Dann ist mehr als genug Geld da und man kann anfangen über sinnvolle Strukturen nachzudenken.
Dann den Rechtsverdrehern noch klar machen das Nachbeschaffungen nicht ausgeschrieben werden müssen oder die Politik passt endlich die Gesetzte an und wir können wieder anfangen wie eine Armee zu denken.
Momentan sind wir sowas von am Ende!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! da ist schon gar keine Sonne mehr zu sehen
[Ja, ist ja gut, aber gegen den Rechtsstaat hetzen ist so was von am Ende !!!11!!!1!!! – und das lassen wir hier. T.W.]
Bevor wir über Geld reden, muss die neue Regierung erst einmal erklären, wie sie sich ihre Klimaschutzvorbehalte in der Praxis vorstellt. Scholz kann ein Plus im Verteidigungsetat leicht versprechen, wenn das Klimaschutz-Ministerium ohnehin gegen jedes Rüstungsvorhaben ein Veto einlegt. Panzer haben die Eigenart, Diesel zu verbrennen.
Und nein, das ist keine Polemik; denn während der Koalitionsvertrag immerhin einen Tornado-Ersatz in Aussicht stellt und damit Raum für optimistische Deutungen ließe, spricht dasselbe Vertragswerk an anderer Stelle davon, im Namen des Klimaschutzes dürfe es in keinen Ressort Tabus geben. Wie ich Berlin kenne, dauert es nicht mehr lange, bis dieser Taschenspielertrick zur Wahrung des Burgfriedens erschlossen wird: „Wir würden ja gerne, aber das Klima …! Da ist nix zu machen.“
Erklärtes Ziel der neuen Regierung ist die vertiefte europäische Zusammenarbeit.
Wenn man das ernsthaft angeht, braucht man nicht mehr Geld für die Bundeswehr, um am Ende trotzdem besser da zu stehen.
@ der Realist:
Zusammenarbeit (europäisch oder anderweitig) endet nur regelmäßig dort, wo es um die harten Kämpfe um Industrie und Wirtschaftsinteressen geht. Es gibt genügend Beispiele im Bereich multinationaler Rüstungsprojekte wo genau die Frage nach Produktionsstandorten und „nationaler Wertschöpfung“ das mehr als klar gemacht hat. Meistens nicht zum qualitativen Vorteil des betroffenen Systemes. Da ist es am Ende dann auch egal was ein im „Reinraum“ geschriebener Rüstungsprozess aussagt oder nicht.
Keine Regierung (auch in unseren Partnerländern übrigens) hat ein Problem damit Verteidigungsausgaben zu erhöhen. Solange sichergestellt ist, dass dieses Geld in den nationalen Wirtschaftskreislauf zurückfließt.
Tut es das nicht: Siehe AUKUS. Mehr Mulitinationalität alleine ist also keine Lösung. Zumindest nicht im Bereich Rüstung und solange Steuern und Abgaben in nationale Etats zurück- bzw. abfließen.
Auch die amtierende DEU BReg positioniert sich dort im KoaV ja eindeutig: Siehe Schlüsseltechnologien. Diese beiden Punkte werden also schwerlich miteinander zu verheiraten sein. Je kleoner der zu verteilende Kuchen, desto schwieriger wird dies.
@all
Noch mal die Bitte: Einzelne Projekte oder Vorhaben einzelner TSK im Detail zu debattieren, ist in diesem Thread wenig sinnvoll.
Ich denke mal, dass die 50+ Mrd. € von 2021 vielleicht mit einer leichten Steigerung für den Inflationsausgleich und Lohnsteigerungen schon kommen werden. Ein real sinkender Etat wird wohl international wirklich nicht vermittelbar sein können.
Dann kann man noch an die europäische Symbolprojekte rangehen. FCAS und MGCS sind zu teuer und vor allem viel zu spät angesichts der Bedrohungsentwicklung. In der Bundeswehr will v.a. FCAS niemand und für die deutsche Industrie fällt technologisch auch zu wenig ab, da sich hier v.a. FR bedient. Da kann man viel Geld sparen und für wichtigere, weil realere Beschaffungen ausgeben. Im Koalitionsvertrag wird FCAS sowieso nicht erwähnt, im Gegensatz zur Tornado- Nachfolge.
@ Prometheus
Ja, aber… ;-)
Die Akzeptanz für eine weitere Zusammenarbeit steigt bei immer geringeren Stückzahlen, die beschafft werden, weil die mehrfachen Entwicklungskosten die Projekte unnötig teuer machen. (Siehe FCAS)
Es spricht doch wenig dagegen, wenn man sagt, man entwickelt gemeinsam, aber baut die Dinge lokal.
@ der Realist
Was Sie im letzten Absatz schreiben, ist doch gängige Praxis – und vernichtet gleich den eigentlichen Vorteil dieser Gemeinschaftsentwicklungen.
Ein britischer Tornado war nicht mit einem deutschen interoperabel – oder ein deutscher Tiger mit einem französischen. Die „Synergieeffekte“ sind dann kaum mehr vorhanden.
Man wird sich nicht auf gemeinsame taktische/technische Forderungen einigen können – eher auf den kleinsten gemeinsamen Nenner und dann macht jeder sein Ding.
Die Euphorie bezüglich europäischer Projekte kann ich nicht nachvollziehen – sie haben noch nie funktioniert bzw. nur dann, wenn eine Nation von der anderen kaufen muss, weil sie selbst nichts entsprechendes herstellen/entwickeln kann…
@Fox1:
Das bisher auch international vermittelbar bzw. wurde eher die Kritik daran auch vom Vizekanzler ignoriert (siehe aktuelle Finanzplanung).
Ob sich dies nun – warum immer – ändern wird, zeigt sich mit dem nächsten Haushalt und Finanzplan in wenigen Wochen.
Hallo Stephan Eydt,
Sie haben so recht. Bravo!
Die Bundeswehr ist dafür da die äußere Sicherheit Deutschlands und ihrer Partner zu gewährleisten. Die Bundeswehr muß dazu in der Lage sein, einen Konflikt militärisch erfolgreich zu bestehen, d.h. einen Krieg auch mit der Unterstützung der Partner zu gewinnen. Ist dieses Narrativ, einen Krieg zu gewinnen, das gemeinsame Ziel aller Verantwortlichen? Die Frage muß gestellt und von den Verantwortlichen mit Ja beantwortet werden.
Der nächste Krieg wird kommen. Vielleicht anders als ihn sich viele vorstellen, oder vorstellen möchten. Er wird kommen und wenn es nur eine vorübergehende Drohkulisse ist, z.B. mit Unterbrechung der Kommunikationsverbindungen ist, oder Truppenaufbau an einer europäischen Grenze. Das passiert. Das ist die Realität.
Wie müßen wir uns anpassen? Nicht nur mehr Geld ausgeben, sondern andere und schnellere Prozesse, denn der kommende Krieg wird ein Vielfaches an Geschwindigkeit den Verantwortlichen abfordern, als in vergangenen Konflikten. Wer das nicht versteht, handelt grob fahrlässig.
Zitat (Scholz): Und im übrigen ist es so, dass wir natürlich alles dafür tun, dass wir die Bundeswehr gut ausstatten. Das ist in den letzten vier Jahren bereits eine der wichtigen Aktivitäten gewesen, die ich in anderer Funktion unternommen habe. Die Verteidigungsausgaben Deutschlands sind in einer Weise gestiegen, wie das viele, viele Jahre nicht der Fall war.“
Das mag schon sein. Aber was hatte unsere Bundeswehr davon? Was hat sich in den letzten Jahren an der Ausrüstungsmisere der Bundeswehr spürbar gebessert? Mir will da nichts einfallen, aber vielleicht könnte jemand von den Aktiven was dazu schreiben.
Mehr Geld in die Bundeswehr pumpen ist wie Geld in ein Faß ohne Boden werfen. Solange sich bei den Beschaffungsregeln nicht etwas ändert (und zwar bald) wird die Truppe noch bis zum St. Nimmerleins Tag auf benötigte Ausrüstung warten müssen. Was die nukleare Teilhabe anbetrifft, so ist die so überflüssig wie ein Kropf. Aber wenn man sie denn partout haben will, dann braucht man Flugzeuge, mit denen die Waffen auch ins Ziel gebracht werden können. Die Typhoon könnte das aber die Amis wollen sie nicht dafür zertifizieren (zumindest verstehe ich das so). Stattdessen sollen wir in den USA zertifizierte Flugzeuge (F/A-18) kaufen. Zumindest war das der Plan von Frau Karrenbauer. Das hat schon so ein bisschen was von Erpressung. Ausserdem sind die Hornets ein über 40 Jahre altes Design. Die Typhoon ist zwar auch nicht neu aber zumindest ’neuer‘. Die hätte im Gefecht mit den modernen russischen Abfangjägern vielleicht eine Chance. Bei den Hornets habe ich da Zweifel.
Russen und Chinesen entwickeln ihre Waffensysteme einfach schneller und modernisieren schneller als die NATO Staaten. Leider scheint man sich bei der Bundeswehr ja so sehr für die Ausrüstungssituation zu schämen, dass man sich nicht mehr traut Zahlen zur Einsatzbereitschaft zu veröffentlichen.
Auch hier hoffe ich auf eine Änderung der Politik durch Frau Lambrecht.
@ T.W.
Da die Ministerin im gleichen Absatz von den Streitkräften spricht, ist offensichtlich der Ausrüstung der Soldatinnen und Soldaten (oder einfach Soldaten) gemeint Die wollte die Ministerin aber offenbar nicht so nennen. Kann daher Dangerfreaks Kritik (weniger seine Wahl eines Internet-Spitznamens…) nachvollziehen.
@KPK
Die Vergleichsstaaten sind also bei den mittleren Kräften davon getrieben, schnellere Verlegbarkeit über weltweite Distanzen mit kleinerem logistischen Aufwand gegenüber schweren Kräften herzustellen. Brauchen wir natürlich auch, wenn die Einsatzgebiete für LV/BV per Bahn und Straße erreichbar sind… und hoffentlich weiß RUS, dass gegen diese Kräfte keine Panzertruppe angesetzt werden darf!
@ Hans Dampf
Genau deswegen sollten wir das ändern.
Es kostet ein Heidengeld, so etwas zu entwickeln, was am Ende keinen Mehrwert bringt.
Bestes Beispiel ist der NH90. 28 verschiedene Versionen wurden in Auftrag gegeben und natürlich entwickelt…
Oder die Fregatten in Europa…Wieviele neu entwickelte Klassen, die alle das gleiche können, gibt es…?
Oder der EF: Man verliert aktuell eine Ausschreibung nach der anderen, weil es zwei Nachfolger geben wird, die von verschiedenen Ländern entwickelt werden. So etwas kauft kein Land, wenn man weiss, dass die Entwicklung nicht weiter geht.
Tausend Beispiele könnte man aufzählen.
@KPK:
Mittlere Kräfte hin oder her.
Die Ministerin muss zunächst mal die Finanzplanung korrigieren.
Wenn das nicht gelingt, dann braucht man sich auch keine Gedanken mehr darüber zu machen was man gerne zusätzlich hätte, sondern auf was noch weiter verzichtet werden muss. Für die Landstreitkräfte bedeutet dies dann den Verzicht auf die Zielvorstellung von 3 Divisionen – gem. der Zusagen an die NATO.
Ähnliches gilt für Luft, See und CIR.
Da helfen dann auch Reden, Papiere, Podcasts usw. nicht weiter.
Der heute beschlossene Nachtragshaushalt zeigt bereits wo die Prioritäten liegen:
https://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Video/2021/2021-12-13-lindner-zweiter-nachtragshaushalt/2021-12-13-lindner-zweiter-nachtragshaushalt.html
Läuft doch schon ganz gut, immerhin wird die neue Regierung schafft 176 neue Spitzenposten 95 Bauministerium, 28 Klima und Kanzleramt 21…..diese werden kostenneutral an anderer Stelle eingespart…und zwar unter anderem im Verteidigungsministerium….die Zukunft wirft ihren Schatten voraus und ich sehe schwarz.
[Danke für den nachgelieferten Link
https://www.n-tv.de/der_tag/Die-Ampelregierung-schafft-176-neue-Stellen-article22998881.html
Allerdings: Eine Verschiebung von gerade mal 176 Stellen, zu Lasten von vier Ministerien, von denen eines das BMVg ist – das ist nicht so richtig als flächendeckende Ausdünnung des Verteidigungsministeriums zu verstehen, oder?
T.W.]
Es ist aber mMn. ein Anfang, wenn man den Gürtel am Kopf enger schnallt, dann ist es nur eine Frage der Zeit wann man ihn auch am Bauch (welcher ohnehin schon recht dünn ist) nachzieht.
Immerhin handelt es sich um hochdotierte Stellen welche verlagert werden und ich finde es bezeichnend das dies, unter anderem im VM geschieht.
Es schaut schon merkwürdig aus das das AA und das VM Stellen zu Gunsten der anderen abgeben soll wenn gleichzeitig die Angst vor einem Einmarsch der Russen hochgehalten wird, das passt irgendwie nicht zusammen.
Just my 2 Cents
@Schlammstapfer:
Dann verstehen Sie das falsch. Jedes Flugzeug, dass (technisch) in der Lage ist, eine entsprechende Waffe zu tragen, kann grundsätzlich zertifiziert werden. Die Amerikaner sind aber insofern das Problem, als sie hierfür fordern, dass das Flugzeug vollständig technisch offengelegt werden muss. Also nicht nur die Komponenten, die mit der Waffe in Verbindung und Wechselwirkung kommen, sondern alles. Software, Hardware, Avionik, einfach alles… Und das jedesmal, wenn Sie eine Komponente verändern, austauschen oder weiterentwickeln.
Die grundlegend dahinterliegende Intention ist durchaus legitim, man möchte natürlich verhindern, dass das für den Abwurf und scharfmachen der Bombe zu integrierende Gerät nicht einfach umgangen werden kann. Aber das für jede wesentliche Änderung nachzuzertifizieren, ist erstens kostspielig aber zweitens präsentiert man alle in die Entwicklung des Flugzeugs geflossenen Geschäftsgeheimnisse den beteiligten US-Firmen auf dem Silbertablett. Das wäre m.E. im Falle der europäischen Entwicklung Eurofighter Typhoon ein Stöckchen, über das man nicht springen sollte.
Für die Briten stellte sich diese Frage nicht, denn die konnten ihre eigenen Atomwaffen in „ihre“ Typhoons selbst integrieren (inzwischen obsolet, da die nukleare Abschreckung voll auf Trident baut), aber für die Deutschen wäre das fatal.
Warum, glauben Sie denn sind von den Tornados in Büchel nur ein paar wenige Lfz. tatsächlich für die NT zertifiziert? Weil die für die Gültigkeit der Zertifizierung auf einem jahrzehntealten Entwicklungsstand festgehalten werden (müssen), den die anderen IDS-Tornados längst hinter sich gelassen haben.
Deshalb ist das „von der Stange“ kaufen und die Zertifizierung der F/A-18E/F für die B-61-12 Boeing-intern zu halten doch die eindeutig vorzugswürdige Alternative…
Wie die „Handlungsmöglichkeiten“ bei unveränderter Finanzplanung sind zeigt sich in einigen Beiträgen des BMVg und des KdoH:
https://www.fkhev.de/dl/InfoBrief_Heer_5_2021_WEB.pdf
Wenn die Finanzlinie unverändert bleibt, dann wird es nicht wirklich Neues geben, sondern bereits unter Vertrag genommene Projekte müssen gestoppt werden.
Die Modernisierung und Vollausstattung – nicht „nur“ der Landstreitkräfte – kommt endgültig zum erliegen.
Wenn es also keinen politisch gewollten (!) Handlungsspielraum über mehrere Jahre (!) gibt, dann wird die neue Regierung gegenüber der NATO den Offenbarungseid leisten müssen.
Die Sicherheitslage in Europa ist erheblich angespannt, aber selbst das wird weitgehend ignoriert.
Die neue Regierung stellt erhebliche Weichen – auch als außenpolitisches Signal.
Das Problem scheint aber weiterhin nicht wirklich verstanden zu werden.
Auch die neue Ministerin spricht viel von Einsätzen, weicht bei Fragen der Finanzierung aus und scheint den Gesamtkomplex Landes- und Bündnisverteidigung (LV/BV) und dessen außen-, sicherheits- und haushaltspolitische Dimension noch nicht im Blick zu haben.
Unsere Verbündeten schauen dort – gerade in diesen Tagen – umso genauer hin.
Frankreich richtet sich gleichzeitig immer konsequenter auf LV/BV aus.
Dabei erfolgt eine strategische Gesamtbetrachtung bis in die Lieferketten:
https://breakingdefense.com/2021/12/france-wants-to-transform-its-beautiful-army-for-high-intensity-warfare/
Frankreich schaut eben nicht mehr schwerpunktmäßig nach Afrika, sondern geht bis 2035 von erheblichen Sicherheitsrisiken in Europa aus.
Was tun wir?
Wir haben weder ein echtes Problembewusstsein, noch einen kohärenten Plan, geschweige denn die mittelfristige Finanzierung einer Grobidee.
Wir fahren auf Sicht.