Luftwaffe fliegt (erstmals wieder) Covid-Evakuierungsflug für Marinesoldaten

Zwei deutsche Marinesoldaten sollten nach einem positiven Test auf das Coronavirus aus Lettland ausgeflogen werden – der Flug scheiterte jedoch an den Wetterverhältnissen in der lettischen Hauptstadt Riga. Da dazu etliche Fragen und auch Spekulationen in sozialen Netzwerken kursieren, ein kurzer Faktenüberblick:

Zwei Besatzungsangehörige des Tenders Elbe, derzeit in der Ostsee unterwegs, wurden positiv auf Covid-19 getestet. Der Tender ist Flaggschiff eines ständigen Minenabwehrverbandes der NATO (Standing NATO Mine Countermeasures Group, SNMCMG1) derzeit unter polnischem Kommando – deshalb ist auch der polnische Stab auf der Elbe eingeschifft. Nach Marineangaben sollten die beiden infizierten Soldaten ausgeflogen werden, weil es an Bord nur begrenzte Möglichkeiten zur Isolation gibt. Sie wurden deshalb vom lettischen Hafen Liepaja nach Riga gebracht.

Der geplante MedEvac(Medizinische Evakuierungs)Flug am (heutigen) Freitag scheiterte jedoch (s. Transponderbild oben), weil dichtes Schneetreiben und eine querstehende Maschine auf der Rollbahn den Anflug auf Riga verhinderten, wie auch der lettische Außenminister Edgars Rinkēvičs auf Twitter berichtete:

Der Flug soll nach Angaben der Luftwaffe am (morgigen) Samstag (KORREKTUR: nicht Freitag) nachgeholt werden.

Zusätzlich führte es zu ein bisschen Verwirrung, dass die Luftwaffe für diese medizinische Evakuierung ein Flugzeug einsetzte, das ursprünglich für eine ganz andere Aufgabe vorgesehen war: Der Airbus A319 war als Beobachtungsflugzeug für den Vertrag über den Offenen Himmel (‚open skies‘) unter anderem mit speziellen Kameras ausgerüstet worden; allerdings ist dieses Abkommen nach dem Rückzug sowohl der USA als auch Russlands aus diesem Vertrag nur noch sehr eingeschränkt nutzbar. Die Maschine war unter anderem auch deswegen erst vor kurzem mit medizinischer Ausstattung für Evakuierungsflüge umgerüstet worden. Im Einsatz über dem Baltikum war also ein Ambulanz-, kein Beobachtungsflugzeug.

Während die Luftwaffe noch im Frühjahr dieses Jahres immer wieder Covid-infizierte Soldaten aus Auslandseinsätzen zurückfliegen musste, sind diese Einsätze in den vergangenen Monaten deutlich zurückgegangen. Vor allem seit der bereits im März eingeführten Impfpflicht für Einsätze und einsatzgleiche Verpflichtungen war die Zahl der Corona-Fälle im Ausland deutlich zurückgegangen.

Dafür bleibt die Verlegung von Corona-Intensivpatienten innerhalb Deutschlands inzwischen eine fast tägliche Aufgabe für die Luftwaffenmaschinen. Am Freitag flog erneut ein als Intensivstation ausgerüsteter Airbus A310 sechs Patienten von Memmingen nach Paderborn.

Nachtrag 5. Dezember, fürs Archiv: Mit einem Tweet zum 2. Advent ist klar, dass die Teilnahme der Elbe an der SNMCMG1 eine einsatzgleiche Verpflichtung ist und damit auch dafür bereits seit März eine Impfpflicht gilt:

(Grafik: ADSBexchange.com; Foto: Screenshot aus einem Video der Luftwaffe)