Zeichen der Zeit: Coronapatienten-Transport statt offener Himmel

Es wirkt wie ein Symbol für die Lage in Deutschland und weltweit: Die Luftwaffe bereitet sich darauf vor, mit Flugzeugen Corona-Intensivpatienten innerhalb Deutschlands zu verlegen – und hat dafür das Flugzeug umgerüstet, das einmal für einen inzwischen gescheiterten Vertrag zur Rüstungskontrolle vorgesehen war.

Angesichts der ständig steigenden Zahlen von Corona-Infektionen, Patienten in Krankenhäusern und der Belegung von Intensivstationen planen mehrere Länder, mit Covid-19 infizierte Patienten in Krankenhäusern in anderen Bundesländern zu verlegen. Bereits in den vergangenen Tagen gab es bereits solche Verlegungen mit Krankenwagen und Hubschraubern; voraussichtlich ab dem (heutigen) Freitag sollen dafür auch die Flugzeuge der Bundeswehr eingesetzt werden.

Eine der Maschinen, die die Luftwaffe bei der Flugbereitschaft an ihrem Standort Köln-Wahn dafür bereithält, ist ein Airbus A319CJ. Die Maschine ist noch relativ neu bei den Streitkräften. Erst im März 2017 hatte der Bundestag das Geld dafür freigegeben; damals hatte ich das so erläutert:

Ein früheres VW-Flugzeug für den Weltfrieden – Nach rund 20 Jahren bekommt die Bundeswehr wieder ein Flugzeug für Verifikationsaufgaben, eine Maschine für Beobachtungsflüge von Manövern nach den Abkommen zur Rüstungsbegrenzung in Europa. 1997 war das damalige Open Skies-Flugzeug, eine Tupolew Tu-154M, vor Namibia mit einem US-Transportflugzeug zusammengestoßen und abgestürzt; ein Ersatz war schon lange überfällig. Jetzt wird für diesen Zweck ein Airbus A319CJ beschafft: Die Maschine war die größte in der Flotte des VW-Konzerns und wurde nach den Turbulenzen als Folge der Dieselaffäre verkauft. Die Luftwaffe erwirbt diese Maschine von der Lufthansa, die den Executive Jet zum Aufklärer umrüstet. Das Vorhaben kostet rund 112 Millionen Euro zuzüglich drei Millionen für Ausbildung von Piloten und technischem Personal.

Doch dieser Vertrag über den offenen Himmel ist inzwischen Geschichte. Im vergangenen Jahr hatten die USA Russland vorgeworfen, sich nicht an die Bestimmungen zu halten, und ihren Ausstieg angekündigt. Im Januar dieses Jahres zog Russland, offiziell als Reaktion auf die US-Haltung, dann nach. Ohne diese beiden großen Vertragsstaaten wurde das Abkommen praktisch sinnlos.

Der vergleichsweise kleine A319 – der VW-Konzern hatte ihn als Executive Jet, als Flugzeug fürs Spitzenpersonal genutzt – kann zwei Plätze für Intensivpatienten aufnehmen. Die Luftwaffe hält darüber hinaus auch größere Flugzeuge für diese Aufgabe bereit. Ein zur fliegenden Intensivstation umgerüsteter Truppentransporter vom Typ Airbus A310 bietet bis zu sechs Plätzen für Intensivpatienten. Außerdem hält die Bundeswehr ein ebenfalls medizinisch ausgestattetes Transportflugzeug vom Typ A400M vor, das allerdings vor allem für Verwundete und Verletzte in Auslandseinsätzen in Bereitschaft steht.

(Mehr zu Bundeswehr und Corona-Amtshilfe später nach Entwicklung)

(Archivbild November 2019: Das ‚Open Skies“-Beobachtungsflugzeug der Bundeswehr, ein Airbus A319CJ, beim Anflug auf die spanische Luftwaffenbasis Getafe – José Luis Celada Euba)