Generalinspekteur sieht finanzielle Auswirkungen der Pandemie auf den Verteidigungsetat: „Militärische Zielvorstellungen überprüfen“
Das Interview von Bundeswehr-Generalinspekteur Eberhard Zorn in der heutigen Welt am Sonntag ist in weiten Teilen nicht überraschend – was der höchste deutsche Soldat zu bewaffneten Drohnen oder zur Materiallage der Bundeswehr sagt, folgt seinen Aussagen in den vergangenen Monaten. An einer Stelle hat Zorn allerdings eine Granate gezündet: Die finanziellen Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie, so seine Warnung, werden die Streitkräfte direkt zu spüren bekommen – nicht nur in Deutschland, sondern in der NATO insgesamt.
Beim Lesen des Interviews (kein Link; im Wortlaut ohnehin hinter Paywall) fällt die Passage auf, in der der General zunächst den politischen Willen bekräftigt, die Bundeswehr weiter zu modernisieren und, schon das eine interessante Formulierung, für Aufgaben im Rahmen der Landes und Bündnisverteidigung vorzubereiten. Dann allerdings kommt das große Aber:
Als Staatsbürger sehe ich, was die Pandemie an Geldern erfordert, um das Wirtschaftssystem am Leben zu erhalten. Es wird sicher einen Kassensturz nach Corona geben. Ich denke, wir müssen danach unsere militärischen Zielvorstellungen noch einmal überprüfen. Das muss dann auch realistisch in Brüssel mit unseren Nato-Partnern abgestimmt werden. Es ergibt wenig Sinn, dass wir uns gegenseitig Ziele setzen, die kein Alliierter aufgrund der Corona-Haushaltsbelastungen halten kann.
Dass die Pandemie und vor allem die Hilfe für die Wirtschaft Löcher in die Kassen reißt, ist längst klar. Dennoch hat sich bislang im Verteidigungsbereich bislang (sofern ich nicht was übersehen habe) niemand aus Bundesregierung und Streitkräften so eindeutig dazu geäußert, was das für die Bundeswehr bedeutet.
Auch wenn unsere militärischen Zielvorstellungen noch einmal überprüfen vordergründig harmlos klingt: Das dürfte wohl aller Voraussicht nach bedeuten, dass die Pläne für die Bundeswehr der nächsten zehn Jahre nach unten korrigiert werden müssen. Absehbar beim Material, vor allem bei Beschaffungen. Aber vielleicht ja auch beim Personal.
Noch vor zwei Wochen klang das allerdings noch anders – aus einer Veröffentlichung des Verteidigungsministeriums vom 18. Dezember vergangenen Jahres:
Die Bundeswehr hat sich viel vorgenommen bis 2032. Bis dahin will sie in der Lage sein, nicht nur in den internationalen Einsätzen an der Seite ihrer Verbündeten zu bestehen, sondern auch ihre Aufgaben in der Landes- und Bündnisverteidigung wieder bestmöglich zu erfüllen.
Dafür muss die Truppe nicht nur beim Personal, sondern auch bei der Ausrüstung und bei der Infrastruktur besser aufgestellt werden. Als Fahrplan dient dabei das nun fortgeschriebene Fähigkeitsprofil der Bundeswehr aus dem Jahr 2018.
Von möglichen (finanziellen) Auswirkungen der Pandemie ist da interessanterweise mit keinem Wort die Rede. Aber die werden, ohne zu viel in Zorns Worte hinein zu interpretieren, wohl auf jeden Fall kommen.
Interessant wird auch die Abstimmung mit den NATO-Partnern. Denn natürlich stimmt die Einschätzung des Generalinspekteurs, dass alle Länder in der Allianz von der Pandemie wirtschaftlich getroffen sind. Ob allerdings wirklich kein Allierter aufgrund der Corornavirus-Belastungen die Ziele für die Streitkräfte erreichen kann: Dazu hat möglicherweise die Regierung des neuen US-Präsidenten Joe Biden eine nicht ganz deckungsgleiche Meinung.
Der Vollständigkeit halber: Kurz vor Weihnachten hatte Zorn der Neuen Zürcher Zeitung ein Interview gegeben, in dem diese Frage noch keine Rolle spielte – aber der Generalinspekteur interessanten Einblick in seine Einschätzung der sicherheitspolitischen Herausforderungen gibt. Zum Nachlesen hier.
(Hinweis: Zu dem WamS-Interview aufgelaufene Kommentare in anderen Threads verschiebe ich hierher.)
(Archivbild Dezember 2019: Zorn bei der NATO-Battlegroup in Litauen)
@Chris:
Es hat sicher nur einen geringen Einfluss, zeigt aber auch auf welchem Niveau der Ausbildungsstand ist und wie der Anspruch an vielen Stellen ist.
Also eine Frage der Perspektive.
Wie der GI diese Probleme in der Bundeswehr in der Breite angehen kann, wird noch interessant werden.
Notwendig wäre aus meiner Sicht eine völlig andere Systematik von Ausbildung und Übung, um die derzeit so oft beschworene „Kriegstauglichkeit“ zu erreichen.
Die Corona-Pandemie und deren Auswirkungen ist so epochal, dass es nur recht und billig ist, nach der zukünftigen finanziellen Ausstattung der Bundeswehr zu fragen. Und genau das macht der GI.
Man muss kein Hellseher sein, um zu erkennen, dass die Zeiten der Steigerung des Verteidigungshaushalts vorbei sein werden.
Es wird zukünftig noch mehr darauf ankommen, die richtigen Schwerpunkte zu setzen.
Der GI macht das Richtige zur richtigen Zeit.
@Chris
„Das klingt eher als wäre Ihnen der tatsächlich Truppenalltag wenig bekannt. Es ist die Absolute Norm regelmäßig Einzelpersonal, Gruppen oder Züge für 2 Wochen bis 2 Jahre für völlig fremde Aufgaben abzugeben. “
Der „tatsächliche Truppenalltag“ der heute, ohne reale Verteidigungsaufgabe, dienstleistenden Truppe ist mir tatsächlich nicht bekannt. Diese Beliebigkeit der Aufgabenerfüllung „wo auch immer gerade erforderlich“ geht nur dann, wenn man keine wirkliche Einsatzaufgabe hat. Und das ist bei der Bundeswehr heute der Fall. Das bißchen Einsatz von maximal ein paar Tausend Soldaten im einstelligen Bereich aus 180 000 kann man natürlich auf Grund der Masse jederzeit ohne Not leisten. Wenn man 200 000 Feuerwehrleute hat und davon 4000 tatsächlich im realen Feuerwehreinsatz sind, dann hat man damit keine planerische Heldentat vollbracht, sondern jeder Mensch mit gesundem Menschenverstand würde sich fragen“Warum brauchen die eigentlich soviele Feuerwehrleute“? Die Bundeswehr hat viel mehr Reputation als sie auf Grund der tatsächlichen Leistung verdient hat.
@Pete
Sind Sie wirklich der Meinung dass dieser Vergleich nicht Massiv hinkt?
Aber wenn sie dabei bleiben wollen…Wir haben 1.000.000 Feuerwehrleute in Deutschland. Es würde mich wundern wenn davon tatsächlich 4000 gleichzeitig in Einsätzen sind. Es hat sich noch niemand daran gemacht die Feuerwehren abzubauen weil wir zu viel hatten und es ja in der Regel nicht überall gleichzeitig brennt.
Und bestücken von Einsätzen ist eben auch eher Beiwerk.
@chris
„@Pete
„Sind Sie wirklich der Meinung dass dieser Vergleich nicht Massiv hinkt?“
-Sie haben Recht, der Vergleich hinkt. Den Punkt gebe ich an Sie.
Mein Kernpunkt war ja eigentlich ein Anderer. Im Kern ging es mir doch um diese Aussage von Ihnen:
„Es ist die Absolute Norm regelmäßig Einzelpersonal, Gruppen oder Züge für 2 Wochen bis 2 Jahre für völlig fremde Aufgaben abzugeben. “
…wenn man 2 Jahre „völlig fremde Aufgaben“ macht, dann muss doch zwangsläufig die originäre Aufgabe leiden und Defizite in der Leistungsfähigkeit für diese originäre Aufgabe auftreten, oder?
@Pete
Sicher leidet der aber das tut er auch ohne CORONA, oder Einsatz. Einsatz hilft hier ja für die direkt betroffenen Kräfte und schadet all denen die unterstützen.
@Chris/Pete
Zweitrollenfähigkeit lautet das Stichwort zu „2 Wochen bis 2 Jahre für völlig fremde Aufgaben abzugeben“ – sicher gilt dies für Einsätze und sollte bei Verwendungen als Amtshilfe/Pandemie gar nicht erwähnenswert sein dürfen.
Frühzeitig begonnen hatten damit die Briten in den Nord-Irland Einsätzen, aus Mangel an Infanterie, nicht etwa, weil dies der operativen Weisheit letzter Schluss gewesen wäre.
Vor 5 Jahren favorisierte auch die SPD im Eckwertepapier zum Haushalt 2017 diese Idee.
. ( Hartpunkt.de 18.03.2016)
Damit wird unterstellt, mit Beginn von Spezialisierungen, nach der AGA, verfügt Truppe/Heer über Kämpfer zu Fuß? Das doch bitte nicht!
Ganz offiziell kennt das AUT Bundesheer die Zweitrolle.
„Parallel erfolgte der Auftrag im Rahmen der Zweitrollenfähigkeit zur Bildung von Crowd and Riot Control (CRC) fähigen Reservekräften für den Einsatz am Grenzübergang Nickelsdorf, wobei hier der Fernmeldezug (!) den Kern dieser Kräfte stellte“.
JgBtl 25 als „Assistenzeinsatz“ bei der Flüchtlingskrise am 15.09.2015.
https://jgb25.at/blog/2016/02/08/die-stabskompanie-im-assistenzeinsatz/
Seit JSAF nicht unbekannt, allerdings gleichfalls als Notlösung für nicht zureichende Inf/PzGren durch Bw umgesetzt. Jedoch, ein Artillerieverband kann, trotz umfangreichster Einsatzvorbereitung u.a. bei KonvoiAusb sowie CRC, nie FOC eines Inf/PzGrenBtl erreichten.
Dass also TrTle von der Norm abweichende, völlig fremde Aufgaben wahrnehmen, geht anders überhaupt nicht.
@Chris@KPK
Ich bin ganz offen, ich denke in meiner Argumetation relativ „einfach“, auch um zuzuspitzen.
Meine Lebenserfahrung ist, dass bei sehr komplexen Anforderungen bezüglich der Aufgabenerfüllung nicht ständig in der Ausbildung und auch der praktischen Tätigkeit gewechselt werden kann zwischen der spezifischen Aufgabe und „irgendetwas Anderem“. Ich mag ja falsch liegen, aber ich würde Soldaten Soldatenaufgaben machen lassen und wenn man denn als Staat mehr „Call Center Aufgaben“ zu tun hat würde ich Arbeitslosen gerne die Chance bieten ein Zusatzgehalt zu verdienen. Ich will es wirklich nicht vertiefen, aber ich halte es für falsch wenn ein hochqualifizierter IT-Feldwebel oder Artielleriefeldwebel oder Fernemeldefeldwebel der Bundeswehr plötzlich „Call Center“ Aufgaben erfüllt, die auch von Hilfskräften erfüllt werden könnten.
@Pete
Es gibt auch eine „wesentliche Lageänderung“, welche zur Überprüfung der laufenden Aufträge führt. Es hilft nicht, LV/BV und Auslandseinsätze zu priorisieren und vorrangig zu alimentieren wenn zu Hause „die Hütte brennt“, bildlich gesprochen, und andere Kräfte nicht verfügbar sind.
Wobei CoVid-19 durchaus als LV gewertet werden kann – die Bw an der „Virus-Front“. Wenn nicht wir, wer denn dann?
@Thomas Melber
„Wobei CoVid-19 durchaus als LV gewertet werden kann – die Bw an der „Virus-Front“. Wenn nicht wir, wer denn dann?“
Diejenigen, die dafür vorgesehen sind und die Aufgabe seit Jahrzehnten gut und zufriedenstellend erfüllt haben, die Gesundheitsämter, die Ärzte, die Kliniken. Wenn die Unterstützung brauchen, dann muss man dafür eben ganz gezielt zusätzliche Zeitkräfte einstellen oder auf Dauer höhere Kapazitäten schaffen und nicht Kliniken schließen. Aber lassen wir das. Wir werden diesbezüglich vermutlich nicht zueinander finden. Daher belasse ich es bei meiner Anmerkung.
@ Pete
„.. ich halte es für falsch wenn ein hochqualifizierter IT-Feldwebel oder Artielleriefeldwebel oder Fernemeldefeldwebel der Bundeswehr plötzlich „Call Center“ Aufgaben erfüllt ..“
Da stimme ich Ihnen uneingeschränkt zu!
Aus meiner Sicht wird das viel zu unreflektiert hingenommen.
Es hakt überall gewaltig, ohne hier ins Detail gehen zu wollen, z.B. Ausbildungsstand Beherrschung der individuellen Fähigkeiten sowohl immer komplexerer Waffensysteme aber auch der vielen Altsysteme. Materialbewirtschaftung, angefangen von den täglichen Pflege und Fristenarbeiten der Truppsoldaten und Truppführung. Die Mängel in der Einsatzbereitschaft lassen sich oftmals nicht einfach im BAAINBw oder den Kommandobehörden finden und beheben. Oftmals hakt es an ganz einfachen Grundkenntnissen.
Auch nach 5 Jahren der Trendwenden muss der notwendige Mindset für LV/BV jeden Tag aufs neue heruntergebetet werden. Und dazu ist aus meiner Sicht jeder einzelne bis zum Schützen auf seinem orginären Dienstposten unentbehrlich.
Nach Aussetzung der Wehrpflicht fehlen diese einfach nachzuführenden Kräfte für „externe“ Hilfsaufgaben. Die Kontigente die jetzt aufgestellt werden, grasen alle Bereiche ab und unentbehrliche Kräfte werden monatelang von ihren orginären Aufgaben abgezogen.
Und da schließt sich der Kreis zu den Aussagen des GI, die militärischen Zielvorstellungen müssen unter diesen Umständen nicht nur Finanziell neu bewertet werden
An alle die jetzt meckern das Soldaten in dieser Lage unter anderem als *Callcenter Agent* für die Gesundheitsämter eingesetzt werden, denen sei gesagt das da zur Zeit von den Gesundheitsämtern alles versucht wird um für den Job Personal zu bekommen. Da werden aus anderen teilen der Komunal-, Landes- & Bundesverwaltung Leute Ran gekarrt und sogar das THW wurde um Einsatzkräfte gebeten. Mein Chef konnte mich nur leider nicht 1 bis 2 Monate freistellen, sonst würde auch ich jetzt im Callcenter sitzen.
Jetzt ist halt Pandemie und wir brauchen an sehr vielen Orten *helfende Hände*. Und sorry wenn man da nicht auf zig tausende Soldaten (Aktive+Reservisten) zurückgreifen kann, ja dann sollte man sich Gedanken um die Exestensberechtigung der Streitkräfte machen.
Markenzeichen des Soldatenberufs ist doch das er/sie/es ein Universalwerkzeug ist. Man dem Soldaten vor eine x-belibiege Lage stellt und er damit umgeht und versucht vor die Lage zu kommen.
Weltweit machen Streitkräfte jetzt Grade genau das selbe…. Pandemie Bekämpfung und Unterstützung der Zivilen Stellen.
Das da Ausbildung und Fähigkeitserhalt z.Z. in der Priorität hinten angestellt wurde ist der Weltweiten Lage geschuldet. Wem es nicht aufgefallen ist wir haben derzeit Maßnahmen wie sie sich der Großteil unserer Bürger nichtmal für den V-Fall hätte vorstellen können.
Jetzt brauche ich halt… Callcenter Agenten…. oder Türposten im Altenheim…. oder jemanden der alle 20 Minuten den Infofilm im Impfzentrum abspielt. Und wenn der Russe dann doch im Baltikum einfällt wird auch dem Reservisten der 10 Jahre keine Wehrübung gemacht hat schnell wieder die Basics einfallen…. das klappt dann schon irgendwie.
@ Grashüpfer
Die Aussage, dass die individuelle Leistungsfähigkeit, das Wissen, der Erfahrungsschatz mithin die „Proffesionalität“ der technischen Soldaten der Bw auf ihrem Dienstposten deutlich nachgelassen hat, kann ich aus meiner jetzigen Tätigkeit für die Betreuungsindustrie als ehemaliger Technischer Offizier nur bestätigen.
Es ist eben die Frage ob man Alles ein Bisschen kann, oder Weniges richtig Gut kann. Die alte Frage der Abwägung zwischen Spezialisierung und von allem ein Wenig zu machen.
Nachdem in der Truppe Materialerhaltungsstufen von „1“, „1+“ bis maximal noch „2“ existieren und darüber hinaus jeder Soldat als potentielle Hilfskraft des Staates für zu schmal geschnitte Verwaltungsstrukturen begriffen wird (nach Verkleinerung und Rückzug des Staatsapparates bzw. des Öffentlichen Sektors im neoliberalen Diskussionszeitalter von 1990 – 2010), ist das Ergebnis eben so wie es ist !
Der Kraftfahrer auf dem Leopard fährt im regulären Dienstbetrieb auch nicht den ganzen Tag im Kreis oder auf dem Übungsplatz.
Wenn jetzt dieser Kraftfahrer anstatt auf der Stube für >2200€ Netto rumquanzt jetzt im Callcenter sitzt ist das nur richtig. Und darunter leidet ganz sicher nicht die LV/BV.
Vielleicht beleuchtet Herr Wiegold ja mal ganz unreflektiert die Zustände in den Dienstellen ob militärische oder zivile (BwDLZ).
@Küstengang01
„Und wenn der Russe dann doch im Baltikum einfällt wird auch dem Reservisten der 10 Jahre keine Wehrübung gemacht hat schnell wieder die Basics einfallen…. das klappt dann schon irgendwie.“
Ich bin ein „Kind“ des Kalten Krieges. Mir wird gerade Angst und Bange. Ich glaube Sie haben „Null Ahnung“ davon, was der Kampf gegen einen symetrischen Gegner bedeutet. Leider glaube ich, dass Ihre politische und militärische Führung genau so ahnungslos und naiv ist. Die zelebrieren sich in „heroischen“ verbalen Platitüden und glauben es würde Realität daraus. Na gut, träumt weiter, liebe Leute.
@ Pete
1+
Drei Dinge die man leider feststellen muss:
Die zivilen Behörden haben den Sommer über zu wenig eigene Kräfte eingestellt. Es war genügend Zeit vorhanden aus den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Schichten und Branchen genügend Telefonkräfte und andere Hilfskräfte zu engagieren.
Wahrscheinlich war das aber wieder ein Finanzproblem – wobei ein Lockdown auch Geld kostet (weniger Gewerbesteuer usw.).
Die Pandemie mit allen Auswirkungen ist eine nationale Kraftanstrengung und ich gebrauche dieses Wort nicht leichtfertig, eine nationale Notlage!
Wenn man sich mal die ganzen Maßnahmen anschaut (Schließungen, Maskenpflicht, Ausgangssperren usw.) und trotzdem sind die Zahlen auf einem hohen Niveau. Ohne diese ganzen Kraftanstrengungen (Maßnahmen, Soldaten als Telefonisten usw.) wären die Zahlen noch größer.
Natürlich ist das sehr ärgerlich, wenn jetzt einige oder viele Soldaten nicht im nötigen Maße ausgebildet oder weitergebildet werden.
Jedoch muss man dann schauen, was momentan wirklich notwendiger (!) ist und das ist eindeutig die Pandemiebekämpfung/-eingrenzung und nicht die Ausbildung oder Erhaltung von menschlichen Fähigkeiten (Fahrausbildung usw.).
Was ist dem Staat oder dem Soldaten denn lieber, ein implodierender Staat/Gesellschaft ausgelöst durch eine Pandemie und alles dazugehörige wie der Zusammenbruch des Gesundheitssystems und Hamsterkäufe oder ein funktionierender Staat/Gesellschaft mit kleinen Einschnitten in der Kampfkraft der Armee?
@Pete
im Endeffekt ist es egal ob man gut oder schlecht ausgebildetes Personal hat. Beim schlecht ausgebildeten ist die Fehler- und Ausfallquote größer.
Die Iraner haben das im ersten Golfkrieg gemacht. Kinder und Jugendliche ohne Ausbildung genommen, den Schlüssel zum Paradies um den Hals gehängt und den Sturmangriff auf die Irakische Grabenlinie befohlen…. dahinter haben dann die richtigen Truppen angegriffen.
Besser ist es natürlich wenn man wie die Israelis Reserveeinheiten hat die
-zusammen ausgebildet wurden.
-zusammen üben.
-zusammen in den Einsatz gehen.
Und alles an Material und Gerät fertig gepackt und aufgetankt auf dem Hof zu stehen haben.
Von diesem Prinzip hat man sich in Deutschland vor etlichen Jahren verabschiedet um da hin zu kommen braucht es jetzt Zeit, Finanzielle Mittel und Politischen/Gesellschaftlichen Willen. Und da hapert es wohl dran. Also bleibt nur die Hoffnung das wenn es wirklich, so richtig, echt knallt. Dass dann der 41. Jährige HG d.R. schnell genug wieder seine Synapsen ordnen kann und sich erinnert was ihm 1998 in der AGA bei gebracht wurde. Wenn er das nicht schnell genug schafft, Blechmarke knicken und ab in den Sack, läuft dann unter Pech gehabt.
Klar ist jetzt etwas zugespitzt aber man muss sich ja den gegenwärtigen Realitäten stellen.
Wenn die Politik den 30 Tage Kriegsvorrat aus Kostengründen in Frage stellt und es seit etlichen Jahren keine Ergänzungstruppenteile mit Vollausstattung mehr gibt. Dann bedeutet Landes-& Bündnisverteidigung eben… Verzögerungsgefecht bis Linie xy danach Nukleare Gefechtsfeldabriegelung.
@Der Neue Major: Sie haben vollkommen Recht!
Sarc on“Danke an den deutschen Datenschutz. Das könnte fast alles die Warn App erledigen. Wie in anderen Ländern. Aber nö, Datenschutz ist wichtiger „.
Es geht via Call Center, wie das Beispiel Hotline 116 117 zeigt.
Und es gibt auch eine Digitalisierung, die voran schreitet.
Man will nur nicht.
[Diese Pseudo-Story mit „Datenschutz verhindert die Nutzung der App“ ist doch inzwischen genügend debunked und muss hier nicht noch mal zum Derailing eingebracht werden, abgesehen davon, dass es OT ist? T.W.]
@T.W. : Da der Extent des Personen leasing ohne Cash für die army stattfindet, welcher aber einen reductive-effect auf den free-Cashflow hat, und sich im EP 14 negativ niederschlägt, sehe ich es als weniger O. T. an.
Vor allem, da Sie berichtet haben, dass die Kosten an der Bw hängen bleiben.
Denn in Rechnung gestellt wird nichts.
Das könnte erklären, warum bevorzugt Soldaten eingesetzt werden.
……..
Da ich Kontakt zu einem Mitarbeiter von SAP hatte, der an der warnapp Mitarbeitete, ist es wahr, dass die Warn-App folgende Features nicht liefern darf:
-Uhrzeit und Ort einer Begegnung mit einem Infizierten
-Daten des Infizierten sowie dessen Kontakte
Daher kann niemand wissen, wen wann wo man getroffen hat.
Das müssen alles die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes in Sisiphos-Arbeit herausfinden.
Die Warn App zeichnet alles auf, darf es aber nicht Preis geben.
Nehmen Sie es nicht immer so persönlich!
[Ich nehme es nicht persönlich, finde Ihre Verbindung von „Extent des Personen leasing ohne Cash für die army stattfindet, welcher aber einen reductive-effect auf den free-Cashflow hat, und sich im EP 14 negativ niederschlägt“ mit der Corona-Warn-App und dem eigentlich Thema hier ein bisschen, sagen wir merkwürdig? Was wollen Sie eigentlich sagen? Und warum beharren Sie darauf, zu den Aussagen des GI Ihre Meinung zur Warn-app zu stellen? T.W.]
Es ist leider so, dass der GI die fehlende in Rechnung stellen Praxis noch nicht einmal erwähnt.
Er nimmt es als quasi höhere Gewalt hin.
Dabei verkennt er, dass die Bw als billiger Jakob herhalten muss.
Ohne dass der Wehretat entsprechend erhöht wird.
Das sind Sonderausgaben in Höhe von…. xyz.
Wäre nice, wenn der GI – als Vertreter der Soldatinnen und Soldaten – das mal darstellt.
Und entsprechend Kompensation fordert.
Anzahl Soldaten mal Stunden mal Stundenlohn… wird m. E. Unter den Teppich gekehrt.
Die Logik würde sagen :
Mehr Bw, mehr Resis, mehr Sanis.
Der GI signalisiert aber: Höhere Gewalt. Hast la Vista.
Wer so einen GI hat, braucht keinen Putin.
Wer (für den EP 14) kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, der hat schon verloren.
Der GI macht Zornig. Ohne Grund.
Mit Blick auf Kriegsbilder und NATO-Planungen eine interessante Studie des RUSI:
https://rusi.org/publication/occasional-papers/future-nato-corps
Auch für die Bundeswehr stellt sich, wenn man den obigen Gedanken des GI folgt, ja durchaus die Frage welche Berechtigung eine Vielzahl administrativer Korpsstäbe hat, wenn nichteinmal 2 mechanisierte Divisionen bis 2031 finanzierbar sind.
Auf Augenhöhe (auch beinah mit dem amerikanischen Beitrag in Europa) wäre man vielleicht eher mit einer Konzentration auf weniger Korpsstäbe und Divisionen. Dafür aber „kriegstauglicher“ mit entsprechenden Korps- und Divisionstruppen moderner Prägung.
Jedoch wird auch das nicht billig.
Aber ja vielleicht ein konstruktiver Ansatz bei der angedachten Diskussion der NATO-Planungsziele mit den Verbündeten.
Ein Ausblick des Inspekteurs des Heeres auf die weitere Entwicklung des Heeres:
https://www.bundeswehr.de/de/organisation/heer/aktuelles/meilensteine-des-heeres-im-jahr-2021-5018592
Interessant sind vorallem die Aussagen zu den NATO-Planungszielen (VJTF, NRI und die Division2027). Diese scheinen jedoch erneut aus einem single-set-of-Forces zu bestehen. Die Finanzierung der Ziele ist bei weitem nicht gesichert.
Da wird der GI wohl bald tiefgreifende Entscheidungen treffen müssen, wenn die Planungsziele nicht angepasst werden.
Im Bereich des Heeres stellt sich dann bald die Frage, ob die Divisionsebene (mit allem was dazugehört) überhaupt noch realistisch abgebildet werden kann.
Oder man eine Division meldet, aber daraus auch die anderen Verpflichtungen (VJTF, NRI) generiert. Dann ist es aber keine Division mehr, sondern ein potemkinsches Dorf der Verteidigungspolitik und Planung.
Interessant werden dann auch die wohl laufenden Überlegungen zu den Folgeschritten nach 2027.
Da sind die weiteren Divisionen (ebenfalls NATO-Planungsziele) im obigen Beitrag gar nicht mehr erwähnt.
Das obige Papier von RUSI legt ja nahe, dass der Gesamtansatz der Bündnisverteidigung im Bereich der Landstreitkräfte nicht wirklich strukturiert ist. Vielleicht kommt dort ja nochmal Bewegung hinein und dann könnten sich darin auch die deutschen Landstreitkräfte in angepasster Form wieder finden.
Bisher ist es an sehr vielen Stellen nur Stückwerk.
Mit Blick auf eine glaubwürdige Abschreckung keine gute Ausgangslage.
Aber politisch offenbar nicht relevant.
@Memoria
Warum läßt die NATO eine Mehrfachassignierung eigentlich zu und grätscht da nicht ‚rein?
@Thomas Melber:
It’s all politics.
Jeder schummelt da und fragt daher nicht wirklich nach.
Am realistischsten sind dabei oft die USA.
Das passt aber auch nicht jedem ins politische Konzept.
Mit Blick auf die hier stattgefundene Diskussion um die Bedeutung von Ausbildung und Übung unter Pandemie-Bedingungen – und deren Auswirkungen auf die Einsatzbereitschaft – empfehle ich ebenfalls den Beitrag des Inspekteurs des Heeres. Darin wird aus meiner Sicht klar wie groß dort der Handlungsbedarf ist.
Die Task Force Smith ist da stets eine gute Referenz…
Auch in UK stehen weitere Reduzierungen der Landstreitkräfte an. Geplant ist nun eine „Eingreifdivision“ mit 2 Brigaden, statt bisher 3 Brigaden.
Im Vergleich zu russischen Großverbänden wird die Kampfkraft der britischen Division also nochmals geringer.
Quelle:
https://www.iiss.org/blogs/military-balance/2021/01/british-army-heavy-division
Zur Veranschaulichung hier noch eine Präsentation der NATO zum NDPP und den schon weiter oben diskutierten Problemen der Standardisierung:
https://tinyurl.com/y2ruswve
In einem Bündnis eben immer alles etwas komplizierter und aufwendiger.
Aber solange die Ministerin weiterhin von der Bereitstellung von 10% der Fähigkeiten durch Deutschland spricht, wird eigentlich klar, dass auch in der Leitung des BMVg der NDPP nicht verstanden wird.
@Memoria sagt: 15.01.2021 um 18:46 Uhr
„Interessant sind vorallem die Aussagen zu den NATO-Planungszielen (VJTF, NRI und die Division2027). Diese scheinen jedoch erneut aus einem single-set-of-Forces zu bestehen.“
Verstehe nicht so ganz, worauf Sie hinauswollen…
Ich erkenne nicht, wo hier eine Doppelassignierung versteckt sein soll. Denn das wäre in der Tat eine Abweichung von den Vorgaben, die General Zorn erlassen hat.
Hat denn irgendjemand im Vorfeld gefordert, dass die VJTF NICHT aus der Division2027 gestellt werden darf? Ich sehe das so, dass die Planungen auf eine einsatzbereite, vollausgestattete Division abzielen. Und dass aus dieser Division dann die Einsatzverpflichtungen gestellt werden. Oder gibt es da anderslautende Äußerungen, d.h. wurden der NATO explizit VJTF + NRI + eine Division versprochen?
@GI-Bashing:
Das verstehe ich nicht. General Zorn bereitet den Weg, dass die Planung der finanziellen Realität angepasst wird. Und damit verhindert er – nicht zuletzt im Sinne der Soldaten – dass überbordende Ansprüche an die Streitkräfte gestellt werden, die diese nicht erfüllen können.
@K.B.:
Deutschland hat ursprünglich ab 2027 zusätzlich zur VJTF (L) eine mechanisierte Division (inkl. Divisionstruppen) versprochen, danach nochmals 2 Divisionen.
Wenn man nun die VJTF (inkl. Stand-up und stand-down) und die für NRI-Fähigkeiten auch aus dieser Division nimmt, dann hat man nur eine sehr stark verminderte Division.
Dann ist es auch bis 2027 kein Aufwuchs an Fähigkeiten für die NATO.
VJTF und deren Rotationen bilden die erste Welle der Follow-on-Forces, die geplante Division würde darauf folgen. Aber mit Abgabe von Kräften an andere Verbände ist das keine Division mehr.
Man biegt es sich halt immer so hin wie man es braucht….