Bundeswehr-Personalplanung bleibt bei Umfang von 203.000
Fürs Archiv: Die Personalplanung der Bundeswehr für die nächsten Jahre bleibt beim angestrebten Umfang von 203.000 Soldatinnen und Soldaten bis 2027, davon 4.500 Stellen für Reservisten. Die Zahl der Zivilbeschäftigten soll aber um knapp 2.000 Stellen wachsen. Diese Planung nannte das Verteidigungsministerium am (heutigen) Freitagabend.
Aus der Mitteilung des Ministeriums*:
Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer hat die neue Mittelfristige Personalplanung (MPP) der Bundeswehr für den Betrachtungszeitraum der Jahre 2021 bis 2027 festgelegt. Diese orientiert sich am Fähigkeitsprofil der Bundeswehr und skizziert, wie die Bundeswehr der Zukunft personell aussehen soll, um ihre verfassungsrechtlich und durch den Bundestag vorgegebenen Aufgaben auch künftig verlässlich erfüllen zu können.
Im Planungszyklus stehen folgende Bereiche im Fokus:
· die weitere Stärkung der NATO Kommandostruktur,
· eine weitere Stärkung des Bundesamtes für den Militärischen Abschirmdienst, insbesondere im Bereich der Extremismusabwehr,
· die Etablierung eines Militärrabbinates und
· die Wiederinbetriebnahme von Munitions- und Materiallagereinrichtungen als Beispiel für umfassende, langfristige Strukturanpassungen zur Refokussierung auf die Landes- und Bündnisverteidigung.
Für die MPP ist die Neueinrichtung von ca. 300 militärischen Dienstposten und ca. 1.900 zivilen Dienstposten erforderlich. Im militärischen Bereich wird dies durch interne Umstukturierungen umfangsneutral erfolgen. Bis 2027 bleibt es somit bei den avisierten 203.000 Soldatinnen und Soldaten, einschließlich der 4.500 Stellen für Reservedienst Leistende. Die Zielstruktur für Zivilpersonal soll von 67.800 Haushaltsstellen auf 69.700 Haushaltsstellen angepasst werden.
(…)
Die Pandemie hat jedoch auch auf uns einen bremsenden Effekt in Sachen Personalgewinnung. So wird zum Jahresende der Gesamtumfang an Berufs- und Zeitsoldaten voraussichtlich auf Vorjahresniveau liegen. Im zivilen Bereich sieht es besser aus: das Vorjahresniveau konnte nicht nur gehalten werden, sondern auch ein Zuwachs in Höhe von rund 1.450 Mitarbeitenden erreicht werden. Unter den seit Beginn der Lage COVID-19 herrschenden schwierigen Rahmenbedingungen ist das insgesamt ein zufriendenstellendes Ergebnis.
Zum Vergleich: Im Oktober dieses Jahres hatte die Bundeswehr – ohne die Stellen für Reservistendienst Leistende – einen Umfang von 183.528 aktiven Soldatinnen und Soldaten, also noch deutlich weniger als die bis 2027 angestrebten 198.500. Im gleichen Monat des Vorjahres waren es 182.649 gewesen, zum Jahresende 2019 dann 183.667. (Die Zahlen für November 2020 wurden bislang nicht veröffentlicht.)
Die Zahl der Zivilbeschäftigten lag im Oktober bei 81.189, allerdings ist das nicht direkt in Haushaltsstellen umrechenbar, weil im zivilen Bereich auch zahlreiche Teilzeitstellen dazu gehören, bei Soldaten nicht.
Die Mittelfristige Personalplanung steht natürlich im Zusammenhang mit der Fortschreibung des Fähigkeitsprofils der Bundeswehr – die dazu bekannt gewordenen Informationen sind allerdings noch recht allgemein.
Die Pressemitteilung im Wortlaut fürs Archiv:
20201218_BMVg_PM_58_20_Personalplanung
Ich denke ein Punkt sollte in der Diskussion nochmal hervorgehoben werden.
Wenn man die IT, die Eloka, die FüUst-Verbände aus dem Org-Bereich CIR herausnimmt wieviel DP bleiben dann für Cyber eigentlich noch übrig ?
Aus meiner Sicht steht es zweifelsfrei fest, das FüUst-Verbäde, IT soweit sie die Truppen- und Kdo-Ebene betrifft und vor allem alle Eloka-Verbände nichts im Org-Bereich CIR zu suchen haben. Sie haben alle eine Unterstützungsfunktion für andere Verbände, oftmals für Kampfverbände. Deshalb gehören sie organisch zum Kampfverband. Die Eloka der Lw hat wenig mit der Eloka der Heerestruppen zu tun, Es müssen andere gegnerische Verbände an unterschiedlieden Orten aufgeklärt und Gegenmaßnahmen geplant werden. Das gleiche gilt für die Eloka-Einheiten der Marine von den Gegenmaßnahmen auf den Booten und Schiffen bis zur Primäraufklärung durch die Flottendienstboote, die oftmals Dienstleister für den BND sind.
Diese ganzen Funktion haben nichts, aber auch gar nichts mit Cyber und event. hybrider Kriegsführung zu tun, sondern sind ganz klar für den harten Einsatzfall geschaffen und deshalb gehören sie den Einsatzverbänden zugeordenet und nicht in einem eigenen Org-Bereich CIR als wahlloses Konglomerat von Fähigkeiten gesammmelt !
Die Tatsache, dass Kräfte des Kdo CIR und auch der SKB die TSK im Einsatz unterstützen, beispielsweise in Operationen verbundener Kräfte in der Dimension Land, begründet nicht deren Unterstellungswechsel unter die TSK und Auflösung der OrgBer.
Bevor es die SKB und Kdo CIR gab, als die betreffenden Truppengattungen noch im Heer waren, wurden diese in Übungen und Ausbildungen oftmals nicht oder nicht aufgabengerecht sinnvoll eingesetzt. Besser für den Ausbildungsstand der Beteiligten war es jedenfalls zumindest für die Spezialisten eher nicht.
Etwas anderes ist aber entscheidend: Im Heer wurden damals diese Truppengattungen ausschließlich als Unterstützer auf der taktischen Ebene weiterentwickelt, geführt, beübt und eingesetzt. Diese Kräfte haben aber teilweise operative bis strategische Relevanz. Diese wurde im Heer nur nie gesehen oder zumindest nicht gefördert. Die entsprechenden Fähigkeiten wurden erst nach dem Wechsel in die SKB bzw. Kdo CIR aufgebaut.
Und hier kommt der „ach so sinnlose Wasserkopf“ ins Spiel. Wer ist denn dazu in der Lage die Fähigkeiten, insbesondere an der strategisch/politischen Schnittstelle, zu entwickeln, sachgemäß zu führen und zielführend einzusetzen? Das sind natürlich die Inhaber hochdotierter Dienstposten, die am besten auch in den Führungsgrundgebieten von den spezifischen Anforderungen der Spezialisten Ahnung haben.
Eine Rückkehr der Truppengattungen in das Heer würde dazu führen, dass diese sofort wieder auf die taktische Unterstützungsrolle reduziert werden und die neuen Fähigkeiten verloren gehen. Und das auch noch in einem Heer, welches im Zuge des Paradigmenwechsels zu LV/BV den Sprung in das 21. Jahrhundert selber nicht geschafft hat.
@Nordlicht sagt: 22.12.2020 um 19:38 Uhr
„Bevor es die SKB und Kdo CIR gab, als die betreffenden Truppengattungen noch im Heer waren, wurden diese in Übungen und Ausbildungen oftmals nicht oder nicht aufgabengerecht sinnvoll eingesetzt.“
Na, da nenne ich die Lösung mal „das Kind mit dem Bade ausschütten“.
„Und hier kommt der „ach so sinnlose Wasserkopf“ ins Spiel. Wer ist denn dazu in der Lage die Fähigkeiten, insbesondere an der strategisch/politischen Schnittstelle, zu entwickeln, sachgemäß zu führen und zielführend einzusetzen?“
Sorry, aber der Wasserkopf hat mit der Entwicklung und operativen Führung doch überhaupt nichts zu tun. Der Wasserkopf verwaltet. Mehr nicht. Das braucht man, aber man braucht es nicht 6x.
Hier werden massiv personelle Ressourcen verschwendet und zusätzliche Friktionen in einem sowieso schon hyperkomplexen Gesamtsystem verursacht nur damit die Fernmelderseele gestreichelt wird (jetzt mal sehr plakativ gesagt)?!?! Und genau um die geht es ja, es geht ja nicht um die „Cyberkrieger“, die müssen ja gar nicht „zurück“ in die TSK, es geht um die 6.000 Fernmelder und Elokisten, die die drei TSK dringen brauchen.
„Eine Rückkehr der Truppengattungen in das Heer würde dazu führen, dass diese sofort wieder auf die taktische Unterstützungsrolle reduziert werden und die neuen Fähigkeiten verloren gehen.“
Nope. Denn die Unterstützer sollen genau das tun. Dafür sind sie da. Und diejenigen die „echte“ CyberOp durchführen können gerne selbstständig bleiben in einem CyberKdo. Die gehören in der Tat nicht in die TSK. Sondern sind im besten Sinne „speziell“ und SK-gemeinsam.
@ Nordlicht:
Ihre Begründung leitet nicht schlüssig her, weshalb die Streitkräftebasis als ebensolche die von Ihnen skizzierten (und zuvor ja auch dort verorteten) Aufgaben nicht (weiterhin) übernehmen könnte, sondern dass hierfür ein OrgBer CIR benötigt wird – mit all den Ressourcen, die schon angeführt wurden.
Ansonsten folge ich Ihren Ausführungen nicht. Die jetzige Struktur ist bereits für den Grundbetrieb suboptimal, wenn selbiger durch lästige Ereignisse wie (Truppen-) Übungen gestört wird. Damit eine Heeresbrigade oder gar eine Division in Gefechtsgliederung üben kann, müssen sich die „Enabler“ (früher mal Kampf-, Einsatz- und Führungsunterstützung genannt) in den OrgBer zusammengeklaut werden – ZSanDst, Lw (Fla), SKB (u.a. Feldjäger), CIR (z.B. EloKa). Was das für ein Hermann ist, kann man sich vorstellen, wenn der Dienstweg vier oder fünf mal hoch und wieder runter beschritten werden muss.
„Früher“ gab es all das schon in der Grundgliederung im Heer, was die jeweilige Führungsebene für die Erfüllung des Auftrages (Art. 87a GG) benötigte – und was sie nicht hatte, wurde dann „von oben“ auf Zusammenarbeit angewiesen oder gar unterstellt. Natürlich gab es auch hier Ausnahmen (z.B. Luftnahunterstützung durch die Luftwaffe), aber da gab es dann auch eine vernünftige Verbindungsorganisation (u.a. Verbindungsoffiziere des Heeres in den fliegenden Kampfverbänden der Luftwaffe).
In dieser Struktur ist die Bundeswehr nicht kriegstauglich – und wenn sie das nicht ist, ist das alles Geldverschwendung – für Wirtschaftlichkeit/Ökonomisierung waren Staatsaufgaben nie gedacht bzw. sind aus gutem Grund ebenjene.
Spannende und sehr gute Diskussion.
Ich habe zwar ein Deja vu zu den Zeiten des Aufbaustabes CIR 2016, in denen das Für und Wieder, Tischgespräche und Vorlagen zig Seiten gefüllt haben. Aber, wie mit vielen neuen Aufgaben oder Möglichkeiten muss es sich schütteln. Wenn ich mich nicht irre war die Luftwaffe auch mal Teil des Heeres ;-)
Für mich sind ein paar Aspekte noch nicht angesprochen, die ich gerne noch einbringen möchte;
Wieviel der „strategischen Ressourcen“ kann ich mit leisten, die Maße der IT-Btl CIR bindet organische IT der TSK an und stellt ein Kernnetz/System zur Verfügung quasi gepoolt. Kann auch jede TSK/OrgBer für sich erfordert aber entsprechend mehr Ressourcen (Personal/Material). Kann sich es die Bundeswehr leisten, das bspw Marine-IT übt und Heeres-IT überlastet wird. Im LV/BV irrelevant, klar, aber das ist nur eine Aufgabe
Kriegen wir wirklich für alle Aufgaben der IT ausreichend Ressourcen? Eher nicht. Dann gilt es diese „strategische“ Ressource korrekt zu verteilen und zwar Anlassbezogen.
Ich gebe zu, das bei der Aufteilung zentral/dezentral die organischen IT-Kräfte des Heeres nachgesteuert werden müssen. Aber nicht alle IT-Kräfte dürfen in die TSK/OrgBer zurück, das können wir uns nicht leisten. Gleiches gilt für OpKom, Aufklärung und MilNw. Bestimmte Assets werden wir zentral vorhalten müssen.
Ein Problem bei ZMD ist die dafür benötigte Kompetenz und der dafür benötigte Ausbildungsaufwand/-zeitbedarf. Die TSK/OrgBer müssten dafür ihr Personal langfristig bereitstellen, damit einerseits die Expertise aufgebaut und andererseits die Aufgabe dauerhaft erfüllt werden kann. D.h. jede TSK muss eigenes Personal für eine zentrale Aufgabe die nicht im OrgBer stattfindet (s.o. Strategische Aufgabe oder mit CyberOps quasi Spezialkräfte) bereitstellen. Dazu noch TSK übergreifend eine Ausbildung und aufbauende Verwendungsplanung sicherstellen. Und das bei einer sehr speziellen und technologisch anspruchsvollen Tätigkeit, die mit kurzen Technologiezyklen kontinuierliche Weiterbildung erfordert. Das hat in der Vergangenheit nicht funktioniert und wird auch mit einem stvGI nicht funktionieren.
Was in dem „Wasserkopf“ CIR in der Diskussion vergessen wurde, ist das hier auch Aufgaben aus dem PlgABw an das KdoCIR übergeben wurden. Das Kdo ist hierbei für alle TSK/OrgBer quasi das MiniPlgABw für alle IT-Projekte (rund 1/6 aller Projekte der Bundeswehr). Das wiegt insofern besonders schwer, da diese Aufgabe im PlgABw bereits defizitär mit DP ausgestattet war, ein erheblicher Modernisierungsbedarf der IT besteht und durch die zunehmende Digitalisierung irgendwann wahrscheinlich jedes Projekt IT hat (wahrscheinlich auch mal der Kampfstiefel ;-)). Hier ist im CIR jetzt also ein Ringen um konzeptionelle/planerische Aufgaben versus operative Aufgaben (Btl). Eine vergleichbare Rolle (ohne formale PlgABw-Aufgabe) hat KdoCIR auch für MilNw.
Kritisch finde ich derzeit die verteilte Zuständigkeit im Bereich der IT (bzw Cyber). Jede TSK/OrgBer betreibt und stellt Fähigkeiten darin bereit, mit SASPF auch das BAAINBw, PlgABw und KdoCIR planen, priorisieren (nicht alle IT-Projekte werden im CIR in FF gemacht, tlw. auch Doppelkopf), viele „planerische“ Aufgaben sind auch im BAAINBw (Restmasse IT-Amt) und dazu ein (gerade in der IT/MilNw) stark operatives BMVg (Abt CIT hat mehr Stabsoffziere als die Planer im KdoCIR).
Insgesamt, es ist ein junges Handlungsfeld und das Pendel wird noch hin und her schwingen;
– zentral vs dezentral muss justiert werden; was brauchen die TSK unbedingt und was können wir uns nur begrenzt für alle leisten
– Kompetenzaufbau/-Erhalt muss geklärt werden. Wenn das mit den Rahmenbedingungen nur mit einem OrgBer geht
– Verantwortlichkeiten müssen zusammengefasst und klarer werden, damit kann der Wasserkopf kleiner und die Prozesse schneller werden
– ein BMVg sollte sich klarer auf Zielvorgaben, Überwachung und Schaffen der Rahmenbedingungen (Gesetze) fokussieren und nur Ausnahmsweise in den Selbsteintritt gehen (was aktuell irgendwie die Regel geworden ist).
Frohe Weihnachten
Es ist ganz normal, dass Strukturen immer wieder angepasst bzw. verändert werden. Für mich wäre es aber ein Gewinn, wenn wir Fehler nur einmal machen könnten und an bewährten Eckpfeilern einfach auch mal festhalten würden.
Eines muss aber wieder in den Vordergrund geraten: Jede Soldatin und jeder Soldat ist ein Infanterist. Die übermäßige Betonung von Spezialisierungen entmilitarisiert die Streitkräfte. Wir sind kein Landratsamt.
@Suther75 sagt: 23.12.2020 um 20:22 Uhr
„Ich gebe zu, das bei der Aufteilung zentral/dezentral die organischen IT-Kräfte des Heeres nachgesteuert werden müssen. Aber nicht alle IT-Kräfte dürfen in die TSK/OrgBer zurück, das können wir uns nicht leisten. Gleiches gilt für OpKom, Aufklärung und MilNw. Bestimmte Assets werden wir zentral vorhalten müssen.“
Zustimmung. Bestimmte Dinge müssen zentral erhalten bleiben.
„Ein Problem bei ZMD ist die dafür benötigte Kompetenz und der dafür benötigte Ausbildungsaufwand/-zeitbedarf. […] Das hat in der Vergangenheit nicht funktioniert und wird auch mit einem stvGI nicht funktionieren.“
Sie vergessen hier, dass damals, als es noch über ZMD lief der GI/StvGI kein truppendienstlicher Vorgesetzter war und das damals die TSK eingeständige Abteilung im BMVg unter direkter Führung des IBuK waren.
Da haben wir uns dramatisch weiterentwickelt.
Der GI ist in der Zwischenzeit (endlich) ein echter CHoD. Die Inspekteure sind nicht mehr Teil des Ministeriums.
D.h. maßgebliche Gründe warum das „damals“ nicht funktionierte, sind in der Zwischenzeit behoben.
@Koffer;
„ D.h. maßgebliche Gründe warum das „damals“ nicht funktionierte, sind in der Zwischenzeit behoben.“
Die Möglichkeiten sind bestimmt vorhanden, sehe ich aber noch nicht.
Beispiel: Der neue Studiengang Cyber-Sycherheit wird derzeit von den TSK/OrgBer kaum bestückt, da befürchtet wird das Personal an OrgBer CIR zu „verlieren“.
Auch sehe ich noch keine Struktur, die koordiniert Kompetenzen für ein ZMD aufbauen könnte. Hierzu müsste operativ übergreifend Ausbildung und Laufbahn aufgebaut und über alle TSK/OrgBer ausgebracht werden.
Aktuell wird die Laufbahn und die DP gem Bedarfsträgerforderung der TSK/OrgBer entwickelt und besetzt. Die Bereitschaft der TSK/OrgBer ist naja eher verhalten.
Bräuchten wir dann ein „Cyber“ (und nicht nur IT)-Element im BMVg? Oder im ZMD eine entsprechende Fachabteilung.
Ein ChoD benötigt eine entsprechende Unterstützung/Stab.
Damit würde man etwas vergleichbares schaffen wie die SpezKräfte. Für reine CyberOps wird das wohl funktionieren, aber für strategische IT/MilNw-Fähigkeiten ist der Ansatz wiederum zu klein. Dann hätten wir also mehr organische IT in den TSK, Cyber SpezKr und zentrale IT/MilNw? Mit dem Anspruch einheitlicher, koordinierter und stringenter Laufbahn und Kompetenzaufbau eines technologischen (von extern) getriebenen Themenbereichs über TSK und ZMD hinweg?
Irgendwo muss man das ja zusammenführen bzw. koordinieren.
Da bleibt ja nur Gremienarbeit mit schwacher zentraler Ausprägung oder ein „Bedarfsträger“ für Laufbahn, DP etc. das geht nach meiner Kenntnis nur über eine TSK/OrgBer (auch wenn der GI das sicherlich theoretisch festlegen kann, wer macht (erarbeitet) es denn?)
Die Diskussion rundum eine künftige Organisation sollte sich weniger auf die Vergangenheit beziehen, sondern auf die Zukunft.
Im Kern geht es um die Frage:
Wie müssen Streitkräfte als Teil der staatlichen Risikovorsorge ausgebildet, strukturiert und ausgerüstet sein, um im 21. Jahrhundert im Bündnisrahmen bestehen zu können?
Zunächst muss dafür jedoch verstanden werden wie grundlegend die derzeitigen politischen, militärischen und technologischen Umbrüche sind.
Dazu gibt es in den USA intensive Diskussionen und auch ansatzweise in Großbritannien und Frankreich.
Hier einige Beispiele:
https://foreignpolicy.com/2020/11/11/world-war-21st-century-technologies-china-russia-great-power-competition/
https://warontherocks.com/2020/10/the-headwinds-looming-for-the-u-s-army/
https://www.armyupress.army.mil/Journals/Military-Review/English-Edition-Archives/March-April-2020/Sukman-Divided/
https://rusi.org/publication/occasional-papers/future-conflict-operating-environment-out-2030
International geht man davon aus, dass die Synchronisierung von Effekten in verschiedenen Domänen bereits auf möglichst niedriger Stufe erfolgen soll:
https://www.armyupress.army.mil/Journals/NCO-Journal/Archives/2020/October/Modernizing-Multi-Domain-Operations-for-Large-Scale-Combat-Operations/
Eine deutsche Positionierung zu dieser schon länger geführten Debatte ist überfällig.
Bisher suchen wir jedoch lediglich Wege ohne das Ziel zu kennen.
Notwendig wäre eine wirklich ehrliche und fundierte Bestandsaufnahme.
Sonst bleibt die Diskussion, wie ähnliche vor 100 Jahren (Zukunft der Kavallerie), in der Verteidigung überholter Denkweisen, Strukturen und Fähigkeiten stecken.
Leider sehe ich hierfür keine echten Anstrengungen in Deutschland.
Ist ja auch ein unangenehmes Thema.
Am Ende dieser Arbeit wird man vielleicht sogar feststellen, dass es deutlich weniger Personal bedarf.
Dafür darf man aber nicht die Frösche fragen…
@Suther75 sagt: 24.12.2020 um 22:56 Uhr
Gute und berechtigte Fragen.
Aber eben Fragen auf der Ebene: wie können wir es besser machen.
Die aktuelle Situation ist untragbar. Ohne jeglichen Vorteil, aber nur mit Nachteilen. Die TSK die Träger des Gefechts, sowohl in LV/BV, als auch in den Einsätzen werden geschwächt, ohne das Cyber, San und Zentralaufgaben tatsächlich „zentral, querschnittlich und kompetent“ die TSK unterstützen (was ja eigentlich der Grund war warum man sie geschaffen hat).
Conclusio: ich habe nichts gegen kritisch-konstruktive Fragen bei der Umsetzung einer sinnvollen Rückabwicklung der milOrgBer, denn wir sollten beim besten Willen nicht das Kind mit dem Bade ausschütten und von einem (falschen) Extrem in das anderes (falsche) Extrem fallen. Aber die aktuellen Pseudo-TSK sind eine Verschwendung von personellen Ressourcen UND eine Gefährdung der Kampfkraft in LV/BV-Szenaren.
@Koffer
Der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes, Wüstner, hat heute in einem Interview mit der ‚Welt‘ (Link aus bekannten Gründen nicht) eine Strukturreform gefordert: „Meiner Meinung nach braucht es eine effektivere Organisation, ausgerichtet an den vier Kerndimensionen Land, Luft, See und Cyber.“
Für mich liest sich das nach einer Aufforderung, die Organisationsbereiche aufzulösen und vier Teilstreitkräfte oder vergleichbare Organe einzurichten.
Er unterstützte außerdem die Forderung des geschassten Wehrbeauftragten Bartels, den Bereich Nutzung aus dem BAAINBw herauszulösen. (Zur Erinnerung: Bartels forderte, das Nutzungsmanagement den Inspekteuren der Teilstreitkräfte zu übertragen.)
Drittens gab er eine Zahl an, wie weit die Bundeswehr seiner Meinung nach von einer Vollausstattung entfernt ist; diese liege derzeit bei 50% des Gesamtbedarfs. Leider ging er nicht näher darauf ein, wo der größte Aufholbedarf besteht.
Angesichts so vieler Brennpunkte ist eine Schwerpunktbildung natürlich schwierig.
@ muck: danke für den Tipp, hab’s eben online bei DIE WELT gelesen.
Ich zolle dem Berufsverband Respekt, dass er immer wieder solche Debattenaufschläge macht. Er bestätigt das, was in der Bundeswehr (auch hier bei AG) nicht erst seit dem Bartels/Glatz-Papier diskutiert wird, Stichwort Dimensionen Land, See, Luft und ggf. Cyber / Weltraum oder Verschlankung der Organisation etc… Ebenso gut finde ich, dass er den Zusammenhang zu den NATO-Planungszielen herstellt. Im BMVg gibt‘s meines Wissens schon zu viele, die die Zusagen vorauseilend reduzieren möchten. Und zur materiellen Einsatzbereitschaftslage wurde ja schon genügend geschrieben, da schaut es einfach mau aus. Ein Kamerad erzählte mir zuletzt aus seinem Panzerbataillon mit DREI einsatzbereiten Leoparden. Dafür darf er jetzt Taschenlampen und Funkgeräte an die nächste VJTF abgeben. Offen bleibt, ob Politik und AKK jetzt genügend Impulse bekommen hat und beginnt Untersuchungen einzuleiten, wie es Wüstner fordert, oder weiter „verwaltet“.
@Holzi
Wobei ich gestehen muss, dass die Berechnungsgrundlage zur Einsatzbereitschaft schon ihre Berechtigung besitzt. (Dass sie der Politik nützt, ist unbenommen.) Viel Kritik hat sich ja daran entzündet, den Verfügungs- vom Buchbestand abgekoppelt zu betrachten.
Wenn sich aber ein Fahrzeug, sagen wir, zur planmäßigen Kampfwertsteigerung bei der Industrie befindet, geht damit zwar natürlich eine Verringerung der Einsatzbereitschaft einher. Die mitunter sogar lange andauert.
Es handelt sich jedoch um einen planbaren und planmäßigen Abgang, der auch bei anderen Streitkräften vorkommt und nichts über strukturelle Probleme aussagt. Deswegen ergibt es Sinn, sich darauf zu konzentrieren: Wie viele Systeme haben wir hier, und wie viele davon können vom Hof rollen?
Kritischer sehe ich die seit zwei Jahren geltende Geheimhaltung der Details und das „Unterbuttern“ von Systemen hoher Verfügbarkeit mit solchen niedriger Verfügbarkeit. Beides kann nur dazu dienen, die Sachlage schönzureden. Es wird ja nicht einmal wenigstens untergliedert, z.B. nach Waffengattungen.
Übrigens empfehle ich einen Blick in die Kommentare und Leserbriefe. Die unterschwellige Misogynie mancher Kommentatoren ausgeklammert, zeigt sich hier, dass das Thema durchaus in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird, und also politisches Kapital darstellt.
Natürlich interessieren sich die meisten Menschen auch weiterhin nicht für die Bundeswehr, aber viele Arbeitnehmer erkennen zumindest, was es für den Industriestandort Deutschland bedeutet, wenn die Bundeswehr sich in einer solchen Lage befindet.
Gut finde ich, um den Bogen zurück zum Thema dieses Beitrags zu schlagen, dass Wüstner auf den Frust in der Truppe eingegangen ist. Die Politik hat die materielle Ausstattung als Hindernis für die „Trendwende Personal“ bisher viel zu wenig gewürdigt.
Zwar hörten wir zuletzt vom GI, dass auf jeden Dienstposten vier Bewerber kämen, aber das sagt natürlich nichts darüber aus, wie viele Rekruten lange genug bleiben, um einen Aufwuchs zu ermöglichen. In meinen Augen ist eine bessere materielle Ausstattung für eine nachhaltige Rekrutierungsoffensive unabdingbar.
[Kurzer Hinweis: In diesem Thread geht’s um Personal, nicht um die Materiallage… T.W.]
@muck sagt: 28.12.2020 um 15:49 Uhr
„Der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes, Wüstner, hat heute in einem Interview mit der ‚Welt‘ (Link aus bekannten Gründen nicht) eine Strukturreform gefordert: „Meiner Meinung nach braucht es eine effektivere Organisation, ausgerichtet an den vier Kerndimensionen Land, Luft, See und Cyber.““
Nun bin ich ja ggü. der Gewerkschaft/dem Verband durchaus kritisch eingestellt, aber Wüstner hat sich meinen Respekt in den letzten Jahren verdient. Zumeist kluges und selten nur Verbandsnabelschau…
Und mit dieser Strukturforderung bin ich absolut bei ihm. Die vier klassischen Dimensionen (TSK) und eine neue Dimension (Cyber) sind ja kein Widerspruch. Ich bin nur dafür, dass sich diese vierte Dimension auf das konzentriert wofür sie das ist (CyberOp) und dabei eine Struktur erhält, die sie genau dazu befähigt (z.B. CyberKdo). Ich bin keineswegs gegen CypberOp/Kdo, ich bin nur gegen CIR, weil mEn CIR als milOrgBer mit riesigem Wasserkopf überhaupt nicht dazu beiträgt, dass wir in der neuen Dimension Kampfkraft entfalten, aber gleichzeitig durch den „mission creep“ bei den Fm/EloKa/MilNW Kräften der TSK diese in ihrer Kampfkraft schadet. Also nur Nachteile, ohne Vorteile.
„Er unterstützte außerdem die Forderung des geschassten Wehrbeauftragten Bartels, den Bereich Nutzung aus dem BAAINBw herauszulösen. (Zur Erinnerung: Bartels forderte, das Nutzungsmanagement den Inspekteuren der Teilstreitkräfte zu übertragen.)“
Das ist eine alte Forderung der TSK. Und das die Verschiebung des Personals in den zivOrgBer AIN damals schädlich war, ist auch unbestritten, aber ob zum aktuellen Zeitpunkt eine Korrektur nicht mehr Schaden anrichtet als Nutzen bringt?
Den im Gegensatz zu einer Umgruppierung der milOrgBer/TSK, die ja alle innerhalb des System der Streitkräfte „spielen“, würde eine Rückübertragen von Nutzung doch vermutlich erhebliche Friktionen über Jahre bedeuten.
Oder? Ich bin im Bereich Rüstung und Nutzung aber ein totaler Laie, von daher lasse ich mich da gerne eines besseren belehren.
Um wieviele Soldaten würde es sich denn da handeln?
@muck
„… um einen Aufwuchs zu ermöglichen.“
Zudem wird nach wie vor der Personalbedarf im Falle eines Falles (Spannungsfall, Verteidigungsfall) an der „Heimatfront“ dramatisch unterschätzt, sowie der dann erforderliche Feldersatz (ZSanDstBw rechnet wohl mit 5% Ausfällen je Kampftag wobei ich das für eher wenig halte).
@muck: habe das Interview auf der Homepage des DBwV entdeckt. https://bit.ly/3mUGDH2
An die Kommentare und Leserbriefe hatte ich noch nicht gedacht. Sie liegen richtig. Bei WELT sind wirklich gute dabei – von vielen die kaum Bezug zur Bundeswehr haben.
@Koffer: die Rückübertragung (Nutzung) würde sicherlich einige Jahre brauchen. Man müsste es untersuchen und dafür hat man in dieser Legislaturperiode noch Zeit. So, wie man die Verschlankung und Optimierung der Organisation untersuchen müsste und neben einem Zielbild einen Realisierungsplan entwerfen muss. Vielleicht beauftragt das AKK ja doch noch im neuen Jahr. Wäre ein schönes Thema zur Leitungsklausur.
@Koffer: Sie haben recht. Zumindest was das BAAINBw angeht, da sah Frau AKK zunächst von einer großen Reform ab, da dies zu aufwendig ist und ca zwei Jahre dauern kann.
Zu muck 28.12.2020 15:49 Uhr und Holzi 28.12.2020 16:29 Uhr:
Beeindruckendes Interview mit OTL Wüstner. Insbesondere der Satz „Sie werfen die Frage auf, ob man wirklich an der Einsatzbereitschaft interessiert ist – oder ob die Bundeswehr, wie es der Militärhistoriker Sönke Neitzel mal geschrieben hat, nur noch ein innenpolitisches Projekt ist.“
Kern getroffen. Große Teile der Politik (und vielleicht sogar des BMVg) sind vermutlich gar nicht an der Einsatzbereitschaft wirklich interessiert, sonst wären die strukturellen und materiellen Probleme zumindest ansatzweise gelöst bzw. man würde sie ernsthaft abarbeiten.
Stattdessen seit Jahren die wiederkehrend gleichen Hiobsbotschaften. Das muss man sich mal vorstellen: Trotz einer Personalstärke von ca. 184.000 Soldaten, davon ca. 63.000 Soldaten des Heeres, ist das Heer nicht in der Lage eine einsatzbereite Brigade „auf den (Gefechts-) Acker“ zu stellen, ohne nicht dafür vorgesehene Verbände, personell wie auch materiell, zu kannibalisieren! E i n e Brigade bis 2023!!
Man stelle sich mal vor eine Kommune wäre nicht in der Lage, eine einsatzbereite Feuerwehr zu organisieren. Da gibt es Brandschutzbedarfspläne, die von den Räten beschlossen und dann aber auch umgesetzt werden müssen. Dies wird auch umgesetzt, da es zwingend ist: Sicherheitsvorsorge!
Für die Bundeswehr scheint das nicht (mehr) zu gelten. Leider! Mir tun die vielen Soldaten der Bundeswehr leid, die trotz der widrigen Umstände (noch) motiviert ihren Auftrag erfüllen!
@Kay Trieglaff:
„E i n e Brigade bis 2023!!“
Der deutsche Beitrag zur VJTF (L) 2023 ist deutlich weniger als eine Brigade.
Trotzdem:
Da die notwendigen Schritte in den letzten Jahren – entgegen vieler Versprechungen – nicht angegangen wurden, wird die VJTF 2023 ein ähnliches Gemurkse wie 2019.
Aber 2027 stellt Deutschland dann eine Division. Versprochen. Also wirklich nach 2015, 2019 und 2023 mit nem Gefechtsverband klappt es 2027 mit ner Division.
Davor noch ne Wahl, ne Koalitionsbildung, Haushalt, Beschaffung, Ausbildung, etc.
@Kay Trieglaff
„Große Teile der Politik (und vielleicht sogar des BMVg) sind vermutlich gar nicht an der Einsatzbereitschaft wirklich interessiert, …“
Dann käme man dem grundgesetzlichen Auftrag nicht nach – fahrlässig oder vorsätzlich, denn GG Art. 87a impliziert, daß die SK hierfür auch geeignet sein müssen.
Ansonsten würde für das Protokoll auch Teile des Wachbataillons und ein Musikkorps ausreichen.
@Thomas Melber:
Sind Sie da nun wirklich überrascht?
@Memoria
Es geht auch anders:
„Am 19. Juli 2017 trat er nach einem Streit um Sparmaßnahmen bei der französischen Armee vom Posten des Generalstabschefs zurück. … De Villiers erklärte, er sehe sich dadurch nicht mehr in der Lage, das Modell einer Armee zu garantieren, das für „den Schutz Frankreichs und der Franzosen“ notwendig sei.“
https://de.wikipedia.org/wiki/Pierre_de_Villiers
Nota: ich weiß, es war auch die Art und Weise wie sich Gen de Villiers geäußert hat, und zudem mußte Präsident Macron ein Exempel statuieren. Dennoch: „il a des couilles“ 😎
@Kay Trieglaff
Sie schrieben: „Beeindruckendes Interview mit OTL Wüstner. Insbesondere der Satz ‚Sie werfen die Frage auf, ob man wirklich an der Einsatzbereitschaft interessiert ist – oder ob die Bundeswehr […] nur noch ein innenpolitisches Projekt ist.‘ Kern getroffen.“
— Ironischerweise haben Sie den Satz Wüstners herausgepickt, der mir am meisten Kopfzerbrechen bereitet. Wenn mit der Bundeswehr in der Politik kein Blumentopf zu gewinnen ist, wie allerwegen versichert wird, wie kann sie dann ein rein innenpolitisches Projekt sein?
Ich würde sie eher als außen-, v.a. europapolitisches Projekt und Wirtschaftsförderungsvehikel ansehen. Ich glaube auch nicht, dass die Politik gar kein Interesse an der Ertüchtigung der Streitkräfte hat; ein solches Desinteresse kriegt man billiger als für fünfzig Milliarden Euro.
Wir haben hier eine aus mannigfaltigen Gründen diffizile Lage, die auch bei politischen bzw. finanziellen Idealvoraussetzungen nicht innert weniger Jahre zu lösen wäre, und durch Inkompetenz und allgemein grassierende Schwierigkeiten verschlimmert wird.
Sie werden überall Beispiele für vergleichbare Fehlentwicklungen finden, sowohl bei politischen Reformen wie auch bei „materiellen“ Projekten á la BER. Wieso sollte ausgerechnet die Bundeswehr besser dran sein?
@Memoria
Sie schrieben: „Aber 2027 stellt Deutschland dann eine Division. Versprochen. Also wirklich nach 2015, 2019 und 2023 mit nem Gefechtsverband klappt es 2027 mit ner Division.“
— Sie dürfen mich gerne dafür veralbern, aber ich war von Anfang an bereit, eher an die Division 2027 als an eine Brigade 2023 zu glauben. Der Schritt von der (ggf. auch: „unfertigen“) Brigade zur Division scheint mir aufgrund von Skalen- und Lerneffekten kleiner.
Der Sprung vom Zehn-Meter-Brett geht leichter, wenn man vorher schon mal auf dem Drei-Meter-Brett gestanden hat. Und es ist für Bundestag und Bundesministerin der Verteidigung erheblich einfacher, ein laufendes Projekt nachzujustieren als es überhaupt anzustoßen (!).
@Thomas Melber
„Dann käme man dem grundgesetzlichen Auftrag nicht nach – fahrlässig oder vorsätzlich, denn GG Art. 87a impliziert, daß die SK hierfür auch geeignet sein müssen.“
— Dessen wäre ich mir nicht so sicher. Leider. So schreibt zwar etwa Depenheuer im Beck’schen Grundgesetz-Kommentar zu Art. 87a GG:
„Allerdings gilt für den Interpreten eine teleologische Richtschnur: die Bestimmungen […] dürfen nicht in einer Weise ausgelegt werden, durch die die Effektivität der Aufgabenerfüllung konterkariert wird.“
Andererseits geht aus den grundgesetzlichen Bestimmungen und der verfassungsgerichtlichen Rechtsprechung zu den Befugnissen der Legislative und Exekutive ein Ermessensspielraum dahingehend hervor, was zur Ausführung der Verfassungsbestimmungen nötig ist.
Dieser Spielraum gilt allgemein, so auch hier, wie schon Depenheuers Wortwahl erkennen lässt: konterkarieren. Sprich: Alles, was nicht Vereitelung, Torpedierung, Verhinderung ist, dürfte genügen.
Entscheidend ist, dass die Verfassungsorgane pflichtgemäßes Ermessen geübt haben. Nur wenn ein für den sachverständigen Beobachter offenkundig untaugliches Mittel gewählt wurde, kann ein pflichtgemäßes Ermessen von Anfang an verneint werden.
Solange Sie also Experten auffahren können, die attestieren, dass dieser Personalumfang oder jene Waffengattung für die Aufgabenerfüllung der Streitkräfte entbehrlich seien, können Sie sich die Folgen ausmalen.
Das Grundgesetz kennt leider keine Vorschrift á la Art. 9a BV-G (Ö) (wobei man bei unseren südlichen Nachbarn sieht, dass auch eine solch robuste Norm im Zweifel wertlos ist).
Letzten Endes wird man nicht umhinkönnen einzugestehen, dass ein bewaffneter Angriff auf das Bundesgebiet mittelfristig nicht zu besorgen steht und die Politik daraus ihre Schlüsse ziehen darf.
@muck:
„Der Schritt von der (ggf. auch: „unfertigen“) Brigade zur Division scheint mir aufgrund von Skalen- und Lerneffekten kleiner.“
Also dann müsste man aber im vierten Anlauf auch was lernen. Zudem unterschätzen sie glaube ich den Sprung auf die Divisionsebene.
@muck:
Wenn Sie aber – um in Ihrem Bild zu bleiben – bereits mehrfach auf dem 3er ausgerutscht und mit fettem Bauchklatscher schmerzhaft auf dem Wasser aufgeschlagen sind, sollten Sie vielleicht überlegen, ob Ihre eigenen Ambitionen mit Ihren Fähigkeiten und den Ressourcen, welche Sie in Ihr Training zum nächsten Olympiasieger im Kunstturmspringen investieren,
zusammenpassen.
Evtl. kann man auch mit dem Guinnessbuch-Eintrag im Dauerrutschen zufrieden und stolz auf sich sein.