Bundeswehr-Personalplanung bleibt bei Umfang von 203.000
Fürs Archiv: Die Personalplanung der Bundeswehr für die nächsten Jahre bleibt beim angestrebten Umfang von 203.000 Soldatinnen und Soldaten bis 2027, davon 4.500 Stellen für Reservisten. Die Zahl der Zivilbeschäftigten soll aber um knapp 2.000 Stellen wachsen. Diese Planung nannte das Verteidigungsministerium am (heutigen) Freitagabend.
Aus der Mitteilung des Ministeriums*:
Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer hat die neue Mittelfristige Personalplanung (MPP) der Bundeswehr für den Betrachtungszeitraum der Jahre 2021 bis 2027 festgelegt. Diese orientiert sich am Fähigkeitsprofil der Bundeswehr und skizziert, wie die Bundeswehr der Zukunft personell aussehen soll, um ihre verfassungsrechtlich und durch den Bundestag vorgegebenen Aufgaben auch künftig verlässlich erfüllen zu können.
Im Planungszyklus stehen folgende Bereiche im Fokus:
· die weitere Stärkung der NATO Kommandostruktur,
· eine weitere Stärkung des Bundesamtes für den Militärischen Abschirmdienst, insbesondere im Bereich der Extremismusabwehr,
· die Etablierung eines Militärrabbinates und
· die Wiederinbetriebnahme von Munitions- und Materiallagereinrichtungen als Beispiel für umfassende, langfristige Strukturanpassungen zur Refokussierung auf die Landes- und Bündnisverteidigung.
Für die MPP ist die Neueinrichtung von ca. 300 militärischen Dienstposten und ca. 1.900 zivilen Dienstposten erforderlich. Im militärischen Bereich wird dies durch interne Umstukturierungen umfangsneutral erfolgen. Bis 2027 bleibt es somit bei den avisierten 203.000 Soldatinnen und Soldaten, einschließlich der 4.500 Stellen für Reservedienst Leistende. Die Zielstruktur für Zivilpersonal soll von 67.800 Haushaltsstellen auf 69.700 Haushaltsstellen angepasst werden.
(…)
Die Pandemie hat jedoch auch auf uns einen bremsenden Effekt in Sachen Personalgewinnung. So wird zum Jahresende der Gesamtumfang an Berufs- und Zeitsoldaten voraussichtlich auf Vorjahresniveau liegen. Im zivilen Bereich sieht es besser aus: das Vorjahresniveau konnte nicht nur gehalten werden, sondern auch ein Zuwachs in Höhe von rund 1.450 Mitarbeitenden erreicht werden. Unter den seit Beginn der Lage COVID-19 herrschenden schwierigen Rahmenbedingungen ist das insgesamt ein zufriendenstellendes Ergebnis.
Zum Vergleich: Im Oktober dieses Jahres hatte die Bundeswehr – ohne die Stellen für Reservistendienst Leistende – einen Umfang von 183.528 aktiven Soldatinnen und Soldaten, also noch deutlich weniger als die bis 2027 angestrebten 198.500. Im gleichen Monat des Vorjahres waren es 182.649 gewesen, zum Jahresende 2019 dann 183.667. (Die Zahlen für November 2020 wurden bislang nicht veröffentlicht.)
Die Zahl der Zivilbeschäftigten lag im Oktober bei 81.189, allerdings ist das nicht direkt in Haushaltsstellen umrechenbar, weil im zivilen Bereich auch zahlreiche Teilzeitstellen dazu gehören, bei Soldaten nicht.
Die Mittelfristige Personalplanung steht natürlich im Zusammenhang mit der Fortschreibung des Fähigkeitsprofils der Bundeswehr – die dazu bekannt gewordenen Informationen sind allerdings noch recht allgemein.
Die Pressemitteilung im Wortlaut fürs Archiv:
20201218_BMVg_PM_58_20_Personalplanung
Ein Patentrezept zur Personalgewinnung gibt es bekanntlich nicht, viele kleine Maßnahmen sind noch notwendig.
Beispielsweise ein Vorteil bei der Studienplatzvergabe/ Numerus Clausus für ( länger als jetzt ) freiwillig Wehrdienstleistende/Zeitsoldaten . Dazu noch eine deutlichere Bevorzugung bei Einstellung in den öffentlichen Dienst.
Das ist nicht zu viel Bonus für Menschen, die bereit sind ihr Leben für das Land einzusetzen.
Aus der Mitteilung des BMVg zum Fähigkeitsprofil:
„Essenziell ist eine stetig steigende Finanzlinie des Einzelplans 14. Diese Steigerung ist in den vergangenen Jahren spürbar geworden, muss aber anhalten. damit Deutschland mehr Verantwortung übernehmen kann.“
Realitätsabgleich mit dem Finanzplan der Bundesregierung:
2021: 46,8 Mrd Euro
2022: 46,8 Mrd Euro
2023: 46,1 Mrd Euro
2024: 46,1 Mrd Euro
via: https://www.dbwv.de/aktuelle-themen/politik-verband/beitrag/verteidigungshaushalt-2021-ernuechterung-und-sorge
Wie stellt sich das BMVg eine Lösung dieser Diskrepanz vor?
Ich erwarte als Grundlage für eine realistische verteidigungspolitische Debatte eine klare Ansage des Ministeriums, was mit welchem Budget zu erreichen ist. Und damit explizit, welche Ziele halt nicht erreichbar sind, wenn es weniger Geld gibt.
[Ehe diese Debatte hier losgeht: Das ist ein Thread zur Personalplanung, nicht zum Haushalt. T.W.]
@T.W.: [Ehe diese Debatte hier losgeht: Das ist ein Thread zur Personalplanung, nicht zum Haushalt. T.W.]
Hab verstanden.
Personaltechnisch sieht es auch viel besser aus als haushaltstechnisch.
Nimmt man die Zahlen seit Januar 2016 und schreibt sie linear fort, erreicht die Bundeswehr pünktlich im Jahr 2027 die 203.000! (Bei polynomischer Fortschreibung dauert es bis 2034, aber da können mich auch meine mathematischen Fähigkeiten im Stich gelassen haben.)
Nur wie das funktionieren soll, wenn der bisherige Aufwuchs zum großen Teil über Dienstzeitverlängerungen und Wiedereinstellungen erfolgte und gleichzeitig die relevanten Jahrgangsgrößen von 771.000 (1999) auf 673.000 (2006) zurückgehen, kann wahrscheinlich keiner erklären. (Außer Koffer ;-) )
Womit die Personalplanung genau so eine Luftnummer zu sein scheint, wie die Fortschreibung des Fähigkeitsprofils.
Aber vielleicht schließt sich an der Stelle der Kreis ja wieder: Da es keine Soldaten für die geplanten Divisionen gibt, fällt gar nicht auf, dass kein Geld für deren Ausrüstung (und Sold) vorhanden ist.
Um bei der Personalplanung zu bleiben: Vielleicht erinnert sich der/die eine oder andere politisch Verantwortliche wieder an den Spruch von J. F. Kennedy, den hier sicher jeder kennt. Die Pandemie könnte auch noch als Motivator dienen. Und dann kommen wir vielleicht doch wieder weg von der ideologischen Blümchenwiese, hin zu einer Realpolitik mit mehr „wir“ statt „ich“. Und es wird danach geschaut, was WIR benötigen, um (über)leben zu können – in jeder Beziehung.
Art. 87a GG, Abs. 1), Satz 2: „Ihre zahlenmäßige Stärke und die Grundzüge ihrer Organisation müssen sich aus dem Haushaltsplan ergeben.“ .. in sofern muss ich @K.B. durchaus zustimmen. Personalplanung ist immer abhängig vom Haushalt. Und ob selbst dieser Finanzplan bis 2024, geschweige denn bis 2027 und darüber hinaus vor dem Hintergrund der laufenden (und vermutlich noch längst nicht ausreichenden) Corona-Hilfsmaßnahmen weiter realistisch ist, darf durchaus im einem ganz großen Fragezeichen versehen werden.
Meine persönliche Einschätzung hierzu: wir werden um eine drastische personelle Verringerung der Streitkräfte sowie einen Verzicht von Fähigkeiten in den kommenden Jahren nicht herumkommen.
Eine neue Bundesregierung wird sich (spätestens) nach der Wahl im Herbst 2021 den neuen harten wirtschaftlichen, sozial- und finanzpolitischen Realitäten in Deutschland stellen müssen.
In sofern erachte ich die Halbwertszeit dieses MPP-Papiers für die Bundeswehr als nicht sehr hoch.
passend dazu gibt es auf diversen Seiten der Bundeswehr neue Beiträge zur „Fortschreibung des Fähigkeitsprofils der Bundeswehr“ weiter mit den Zwischenschritten VJTF 2023, Division 2027 und Ziel Erreichung 2031
inhaltlich habe ich aber wenig Neues gelesen… hat sich da was getan? Mehr Details?
bzgl Haushaltsvolumen…ein kleines Kommentar… das der Haushalt von 2014 bis 2020 von 32 Mrd auf jetzt 46 Mrd steigt war so auch nicht geplant und absehbar…von daher habe ich Hoffnung dass es nicht bei den 46 Mrd bleibt
Nachtrag:
Es wäre ja geradezu fahrlässig (politisch gesehen) vom CDU-geführten BMVg, eine – in meinen Augen unausweichliche – Reduzierung der Bundeswehr hinsichtlich Fähigkeiten und Personalumfang zur notwendigen Haushalskonsolidierung dem aktuellen (ungeliebten) Noch-Koalitionspartner SPD, welcher gerade versucht, friedenspolitisch selbst die Linkspartei links zu überholen, noch vor der Wahl auf dem Silbertablett zu servieren.
So hält man natürlich in der MPP 2021-2024, welche jetzt auf den Markt musste, an den „Planungsgrößen“ zu Personal und Fähigkeitsprofil fest.
In der nächsten Koalitionsverhandlung hat man dann – wer auch immer dann daran beteiligt sein wird – ein schönes Pfund in der Hand, welches jetzt eigentlich bereits schon gedanklich eingepreist ist.
„Für die MPP ist die Neueinrichtung von ca. 300 militärischen Dienstposten und ca. 1.900 zivilen Dienstposten erforderlich. Im militärischen Bereich wird dies durch interne Umstukturierungen umfangsneutral erfolgen.“
Die Quadratur des Kreises.
Die Umsetzung des Fähigkeitsprofils erfordert erhebliche zusätzliche Dienstposten bereits bis 2027 (man schaue nur mal auf die fehlenden Strukturen einer Division 2027, inkl. Unterstützung anderer milOrgBer für 5 Brigaden).
Dies wird aber fortlaufend von der Führung ausgeblendet. Daher werden Konstrukte ausgeplant, die – entgegen der Behauptungen zum eigenen Anspruch – nicht kriegstauglich sein können.
@Fux:
Volle Zustimmung.
Nach der Wahl wird es eine „Bestandsaufnahme“ geben müssen.
Im Ergebnis wird die Bw vermutlich verkleinert und es werden weitere Fähigkeiten verloren gehen.
@Memoria
Es wird eben ausgedünnt und verschlankt. So wird den Brigaden ihr AufklBtl weggenommen und der Division zugeschlagen und für die Brigaden dann gemischte (verstärkte -?) AufklKp aufgestellt – so wie ich es verstanden habe.
@Memoria
Ganz Ihrer Meinung.
Und es würde mich nicht wundern, wenn die neuen Ausplanungen hinsichtlich reduziertem Fähigkeitsprofil, Personalplanung, Stationierungskonzept usw. dann überraschend schnell fertig sind…..
@Thomas Melber:
Die AufklBtl werden aufgeteilt.
Schwieriger wird es bei den großen Divisionstruppen (FüUstg, Art, Pi, Log, San). Bei diesen werden aus personellen und materiellen Gründen bereits jetzt ziemlich wilde Kompromisse gemacht.
Für nur eine Division.
Die kurz danach (2031) folgende zweite mechanisierte Division ist dann komplett blank (bspw ist die gesamte Artillerie für die A-Division aufgebraucht). Im Bereich FüUstg fehlt es es auf allen Ebenen an Personal und Material.
Dazu kommt noch der wachsende Ausbildungsbedarf – ohne zusätzliches Personal.
Das ist alles nur noch Planung ohne Realitätsbezug – also eigentlich keine Planung.
@Memoria
Die 10. PD ist ja sehr Art-lastig, die wird wohl ein ArtBtl abgeben müssen, schätze ich. Fm: da wird es eng, hat man ja bereits vor Jahren die FmBtl der Brig aufgelöst und Tle in die Stabskompanien eingegliedert und aus dem rest die IT Btl gemacht.
Wie ich schon schrieb: vom Zeitplan her wird es recht knapp, Gliederung, StO-Auswahl, Inframaßnahmen u.a. müssen auch abgearbeitet werden. Und: die Offz und UmP dieser neuen Division müssen quasi jetzt rekrutiert werden damit sie am Ende ihrer (Fach-) Ausbildung zur Verfügung stehen.
@Thomas Melber:
Wie schon öfter frage ich mich von welcher neuen Division sie weiterhin reden. Es geht darum aus den jetzigen Pseudo-Divisionen wieder funktionierende Divisionen zu machen.
Die personellen und materiellen Rahmenbedingungen machen dies eigentlich schon jetzt unmöglich.
Die Bundeswehr wird es bis 2027 nichtmal schaffen eine Division wirklich einsatzbereit zu haben.
Es wird nicht recht knapp, sondern aussichtslos. Es wird wieder der Läusekamm herausgeholt und Personal und Material für die A-Division (1. PzDiv) zu generieren. Die B-Division (10. PzDiv) hat dann erhebliche Lücken.
Personell können diese aber nicht aufgefangen werden da gem. MPP gar keine neuen Stellen vorhanden sind.
Die Schönrednerei der Lage durch das BMVg wird auch noch eine Weile andauern – nur glauben muss und sollte man den Unsinn nicht.
203.000 militärische Dienstposten reichen nicht aus, um die Schritte des Fähigkeitsprofils 2023, 2027, 2031 zu erreichen. Die Schere öffnet sich mit jedem Schritt weiter. Hinzu kommt die absolute Unmöglichkeit diese Zahl 203.000 jemals zu erreichen.
Konsequenz: eine realistische, durchhaltefähige Zielgröße für das Personal definieren, daraus folgernd die Anpassung des Fähigkeitsprofils. Dabei ist der Begriff etwas irreführend, weil man ja nicht per se auf Fähigkeiten verzichten muss, sondern auf Umfänge.
Insbesondere der Level of Ambition des Heeres ist vollkommen illusorisch. Die bereits erwähnte Unterdeckung der Unterstützungsleistungen (Enabler) jenseits der Kampfunterstützung, die selbst auch lächerlich gering ist, wird dabei den Ausschlag geben müssen.
Überhaupt nicht betrachtet werden oft die beträchtlichen (personellen) Probleme des zivilen Anteils, dem ja unter v.d.L auch militärische Fähigkeiten zugeschlagen worden sind, aus ideologischen Gründen, aber auch um militärische Dienstposten einzusparen.
Aber bis wir eine neue Regierung haben wird niemand dieses heiße Eisen anfassen.
@Memoria
Bzgl. der dritten Division (Projekt WENCK) verweise ich auf:
https://www.dbwv.de/aktuelle-themen/politik-verband/beitrag/bundeswehr-plaene-heer-soll-drei-volle-divisionen-bekommen/
https://www.behoerden-spiegel.de/2020/03/09/das-faehigkeitsprofil-des-heeres-und-die-digitalisierung-von-landoperationen/
„… der vollen Fähigkeiten der dritten Division bis 2031, …“
Ich bin bisher davon ausgegangen, daß man drei Felddivisionen haben möchte und dabei die DSK nicht mitzählt. Oder? Ansonsten wäre es ja Augenwischerei, denn drei Divisionen stehen ja jetzt schon zumindest auf dem Papier.
@Sailor 1995
Sie schrieben: „203.000 militärische Dienstposten reichen nicht aus, um die Schritte des Fähigkeitsprofils 2023, 2027, 2031 zu erreichen.“
— Da erlaube ich mir eine Gegenmeinung: Sie genügen. Man müsste sich auf der Hardthöhe nur eingestehen, dass gewisse planerische Vorhaben der letzten zwei Jahrzehnte aufs Glatteis geführt und einen Wildwuchs an Stäben und Kommandobehörden ausgelöst haben, die teilweise sogar in Konkurrenz zueinander stehen.
Dabei ist weniger die Zahl der sprichwörtlichen Häuptlinge mit Gold auf der Schulter das Problem als vielmehr der militärische Unterbau all dieser Stellen mit den angegliederten Einheiten in den Bereichen Fernmeldewesen, Führungsunterstützung und Logistik.
Und obwohl ich weiß, dass es dazu niemals kommen wird: Auch die Auflösung der Streitkräftebasis und des Sanitätsdienstes als eigenständige Organisationsbereiche mit eigenen Kommandobehörden sollte man in Angriff nehmen. Eine militärische Daseinsberechtigung als Organisation sui generis hat eigentlich nur der Cyber- und Informationsraum.
Streitkräfteweit könnte man mindestens ein Brigadeäquivalent an Dienstposten einsparen – oder eben anderen Aufgabengebieten zuführen. Aber dazu wird es schon deshalb nicht kommen, weil Organisationen sich nicht aus eigener Kraft reformieren können.
Wer würde schon auf den eigenen Mahagoni-Schreibtisch gucken und zugeben: Eigentlich bin ich entbehrlich?
… und wer sich den MPP 2019 anschaut, wird feststellen, dass die 203.000 Soldatinnen und Soldaten (einschl. 4,500 RDL und 12.000 FWDL) bereits 2025 erreicht sein sollen. Wenn jetzt erneut von 203.000 Soldatinnen und Soldaten die Rede ist, dann ist das nur die Aussage, dass es keine weitere Steigerung zwischen 2025 und 2027 geben soll. Und wenn es nach hiesiger Auffassung schwierig wird die 203.000 bis 2027 zu erreichen (was ich teile), dann wird es unmöglich, die Zahl breits 2025 zu erreichen.
Lösung: Entweder die wöchtliche Dienstszeit für Soldaten wird erhöht oder die Aufträge (Versprechungen gegenüber NATO/EU) werden reduziert – beides halte ich für wenig realistisch.
@Thomas Melber:
„Ich bin bisher davon ausgegangen, daß man drei Felddivisionen haben möchte und dabei die DSK nicht mitzählt. Oder?“
Die dritte Division ist die DSK.
Ganz einfach.
@muck und sailor1995:
Zustimmung.
Es bedarf eines radikalen Zurückschneiden des Wildwuches im BMVg, der Anzahl an milOrgBer, der KdoBeh, Ämter, etc.
Dafür braucht es nach der Wahl eines klaren politischen Willens.
Aber auch das Level of Ambition, insbesondere der Landstreitkräfte (und damit nicht nur des Heeres), ist personell und materiell unrealistisch.
Im Ergebnis wird Deutschland dann weniger als 3 Divisionen haben.
Soviel zur Augenhöhe und Rahmennation, etc.
@muck
„Streitkräfteweit könnte man mindestens ein Brigadeäquivalent an Dienstposten einsparen – …“
Vielleicht mit StFw / OStFw und OberstLt A14 – es fehlen die Indianer.
Gebe den Vorkommentatoren recht…dazu fällt mir ein Spruch ein der mir mal von höherer Stelle gegeben wurde:“ Habem sie schonmal davon gehört das man den Gürtel am Kopf enger schnallt?“
In dem Sinne es bleibt spannend
Soweit ich richtig rechne, wird bis 2027 das Heer zwischen 0,5 und 1 Brigade aufwachsen müssen, um die 1. Division voll auszustatten. Wieso sollen da bitte 20000 zusätzliche Soldaten zu heute unterstützt durch mehr zivile Posten nicht reichen?
Wo ist denn zusätzlich zu den Behauptungen die Liste mit den zusätzlich benötigten Truppenteilen samt Personalbedarf, um diese Behauptung zu untermauern. Also etwas mehr Substanz bitte!
@Nachhaltig:
Der Aufwuchs um 20.000 Soldaten bezieht sich auf die gesamte Bundeswehr.
Das Heer möchte seine Umstrukturierungen ohne zusätzlichen Personalbedarf realisieren (Binnenoptimierung).
Deswegen werden auch die zusätzlichen Truppenteile nicht konsequent ausgeplant (ablauforganisatorische Lösungen) oder werden wegen dem erkennbaren zusätzlichen Personalbedarf schlichtweg ignoriert.
Luftwaffe, Marine, SKB, ZSan und CIR gehen einen anderen Weg und leiten aus dem Fähigkeitsprofil zusätzlichen Personalbedarf ab.
Das Problem mit der Substanz liegt also anderswo.
@Memoria
„Das Heer möchte seine Umstrukturierungen ohne zusätzlichen Personalbedarf realisieren …“
Das ist nicht Ihr Ernst ?! Wie kann man so xxx sein! Ich hätte mindestens 4.000 DP als begründeten Zusatzbedarf angemeldet.
Militärischer Masochismus hat eine TSK: das Heer.
@Memoria
Welches Genie hat denn dieses Unwort „Binnenoptimierung“ in den Raum gestellt ?
Das würde ja bedeuten, dass man die jetzige Soll-Org, die nicht mal ansatzweise im Heer mit 100 % real auf dem Hof steht ausdünnt, um daraus dann wie auch immer geartete „neue“ Dienstposten zu besetzen. Man zerpflückt also einen ohnehin löchrigen Teppich oder verstehe ich das falsch ?
2. zum eigentlichen Thema
Die Thematik wurde hier bei AG in allen Facetten seit Jahren und mit Hilfe von unzähligen Kommentatoren erörtert. Selbst die SPD würde keine längere Debatte mehr fordern und zu einem Entschluss kommen.
Die Prämisse bleibt gleich:
Die beste Reform hilft bei einem lahmenden und dysfunktionalen System nichts, aber auch gar nichts.
Oder bildlich gesprochen: Ich kann einen V12-Motor in einen alten Trabant 601 einbauen, darf mich dann aber nicht wundern wenn mir das alte Vierganggetriebe beim Motorstart um die Ohren fliegt.
Soll heißen, all diese Org-Bereiche, Ämter und sonstige Power-Point-Ersteller sind logische Konsequenz unserer Personalpolitik, da man trotz vielzähliger Reformen den Wasserkopf nie angefasst hat.
Und alle Berufssoldaten die „EdeKa“ sind, muss man zwangsweise auf solche Elefantenfriedhöfe packen, da man sonst keine Verwendung für sie hätte.
Aber es ist nun mal wie es ist, die Karre liegt nicht nur im Dreck, sie ist längst tief im Sumpf versunken.
@Thomas Melber:
Das Heer setzt deswegen so stark auf die Reserve:
https://www.reservistenverband.de/magazin-die-reserve/aus-dem-aktiven-dienst-entlassen-heisst-fuer-die-reserve-gewonnen/
Ein aktueller Blick des ZSanDst zeigt ziemlich deutlich das planerische und personelle Dilemma auf:
https://wehrmed.de/article/4191-der-sanitaetsdienst-in-der-landes-buendnisverteidigung-im-21-jahrhundert-herausforderung-chance.html
Weniger dem BMVg, als vielmehr den Planern der milOrgBer fehlt die „Bodenhaftung“ in Bezug auf das Machbare.
Es sind die Teilstreitkräfte, die Einsatzgrundsätze personal- und materialmaximiert definieren und die Fähigkeiten qualitativ oberhalb der NATO-Forderungen ausplanen.
Führt moderne Technik dazu, dass eine Teileinheit über die gleiche Fähigkeit verfügt wie zuvor die gesamte Einheit, dann reduziert man die Planung – und damit den Personal- und Materialbedarf – nicht auf eine Teileinheit, sondern behält die Einheit als Forderung bei.
Ist dem Planer in den milOrgBer klar, dass neue Technik unweigerlich zu einem reduzierten Personalbedarf führt, dann plant man diese besser erst gar nicht erst ein bzw. nur dort, wo es eigenen „Personalbedarfsmehrungsinteressen“ nicht zuwider läuft.
Wo technologischer Wandel vorhandene Fähigkeiten weitgehend obsolet gemacht hat und sich deren Relevanz primär nur noch mit Ausnahmefällen begründen lässt, wird auf diese nicht verzichtet, sondern die betreffenden Teileinheiten werden auch noch modernisiert weiter geplant.
Nicht zuletzt die gerade bei Heeresuniformträgern beliebte „Indianer-Häuptling-Debatte“ ignoriert technologische und gesellschaftliche Entwicklung. Dort, wo die DEU Politik die Beteiligung der Bundeswehr an Einsätzen vorrangig sieht, sind „mehr Indianer“ nicht „der Schlüssel“ zur Lösung.
@ muck sagt: 19.12.2020 um 17:43 Uhr
„Eine militärische Daseinsberechtigung als Organisation sui generis hat eigentlich nur der Cyber- und Informationsraum.“
Sorry, noch nicht einmal ansatzweise.
Das was eigenständig ist, könnte man in einem stationären BMVg-unmittelbaren Amt oder in einer verschlankten und auf „Zentrale militärische Dienststellen“ zurückgeschnittenen SKB unterbringen.
Der absolute Großteil von CIR gehört zurück in die TSK, dort wo seine Ustg jeweils dringend gebraucht wird.
Nur am Rande sei erwähnt, bezüglich des Fähigkeitsprofil des Heeres:
Es bleibt im Wesentlichen beim HEER2011, etwas angedickt (u.a. Auflösung der OA-Bataillone und dafür kommen ein Pionier- und ein Fernmeldebataillon).
Wenn vom Fähigkeitsprofil die Rede ist, dann ist die derzeitige Struktur gewissermaßen die Grundgliederung und das Fähigkeitsprofil die Gefechtsgliederung. Insofern wird z.B. den Brigaden in der Struktur kein Aufklärungsbataillon weggenommen, aber im Einsatzfall wäre es dann in der Tat so, dass ein Teil derselben auf Brigade- und ein Teil auf Divisionsebene zum Einsatz kommen wird.
Ansonsten gibt es doch schon Aussagen von der „Obersten Heeresleitung“ zum Thema, wie realistisch das Erreichen des Fähigkeitsprofils überhaupt noch ist.
Meine unmaßgebliche Meinung: mehr als eine Division plus ein wenig Heeresfliegergedöns wird die kleine „Framework-Nation“ Deutschland nicht zum „anlehnen“ stellen können.
@Koffer
Nur unter der Annahme, dass Kriege zu Lande, in der Luft oder auf See entschieden werden und der Cyber-/Informationsraum dabei nur eine Randbedingung darstellt, vermag ich Ihrer Aussage zu folgen.
Sieht man jedoch den Cyber-/Informationsraum als strategisch entscheidend an und hält beispielsweise gepanzerte Kampftruppen für ein überkommendes Relikt der Kriegführung vergangener Zeiten, dann kann man durchaus die Frage stellen, wer wen unterstützen müsste und wer in der Bundeswehr dringend einer „Verschlankung“ bedarf.
@Hans Dampf sagt: 20.12.2020 um 9:39 Uhr
„Meine unmaßgebliche Meinung: mehr als eine Division plus ein wenig Heeresfliegergedöns wird die kleine „Framework-Nation“ Deutschland nicht zum „anlehnen“ stellen können.“
Mit etwas gutem Willen und viel Glück bis dahin vielleicht zwei Div minus, minus, aber wahrscheinlich haben Sie recht.
Und übrigens, das liegt nicht an den Personalzahlen, mit denen könnte man vermutlich zwei komplette voll machen. Es liegt an der Ausrüstung. Soviel zu all denjenigen, die immer behauptet haben 2% ist viel zu viel :(
@Nordlicht sagt: 20.12.2020 um 11:03 Uhr
Jetzt könnte man in der Tat beide von Ihnen geschilderten Extreme einzeln bewerten und dann zu einem Ergebnis kommen, ob eher mein klassisches Konfliktverständnis (insbesondere da die Bw aufgrund unserer aktuellen Verfassungsauslegung CIR Kräfte gegen Hybride-Bedrohungen in 99% ja eh nicht zu Einsatz bringen darf) oder eine eher „progressive“.
Aber das ist tatsächlich gar nicht notwendig, denn Sie sitzen hier gerade einer schönen PR Botschaft auf ;)
CIR hat nahezu nichts mit dem zu tun, was Sie sich vielleicht unter Cyberoperationsführung vorstellen mögen.
Die „operativen“ Kräfte liegen im niedrigen (!) vierstelligen Bereich.
Der Rest sind MilNW, Fm und EloKa Kräfte, die man den TSK weggenommen hat um damals SKB „anfetten“ zu können und dann zu CIR transferiert hat, damit man da den eigenständigen OrgBereich rechtfertigen konnte.
Wie ich bereits sagte, CIR ist kein OrgBereich, sondern überflüssig.
Cyberoperationsführung hingegen ist wichtig, aber dafür braucht man keinen eigenen OrgBereich mit dem ganzen Wasserkopf der dazugehört und bestimmt braucht man ihn nicht zu Lasten der TSK.
@Koffer
Ich bin hin- und hergerissen beim Lesen ihrer Aussagen bzgl. CIR. Ich stimme in vielen Punkten zu: Wasserkopf, künstliches Zuschlagen vorhandener Fähigkeiten zu Lasten der TSKs, alles richtig in meinen Augen. Aber ich finde, Sie ziehen die falschen Schlüsse daraus. Ich bin der Meinung, dass die Cyberoperationsführung, defensiv und offensiv, eine eigene TSK bilden sollte. Die darf dann auch gerne kleiner sein als CIR, aber kann sich dann eigenständig weiterentwickeln. Die TSKs haben jahrzehntelang im Bereich Digitalisierung auf ganzer Linie versagt. Man hat das Thema entweder stiefmütterlich behandelt (Luftwaffe, Marine) oder gleich ganz ignoriert (Heer). Dafür gibt es eine ganze Reihe an Gründen, der wichtigste dürfte aber sein, dass sich niemand auf dem Feld auskannte – also hat man einfach das weiter gemacht, was man kannte und für den letzten Krieg geplant, nicht für den nächsten. Und daran wird sich so lange nichts ändern, so lange die Führung der jeweiligen TSKs aus den Vorzeigesoldaten der Vorzeigewaffensysteme rekrutiert wird. Da wird grundsätzlich nur in Blech gedacht, und für diese Erkenntnis braucht es nicht mal ein Fellgiebel-Zitat.
@Akki sagt: 20.12.2020 um 14:36 Uhr
Ich habe überhaupt keine Probleme damit, wenn Cyberoperationsführung eine eigenständige Operationseinheit ist. Machen Sie daraus ein 1-Sterne-Kommando, oder wenn es unbedingt so sein muss halt ein 2-Sterne, direkt als ZMD (zentrale militärische Dienststelle, so hieß das früher mal, bevor der Quatsch mit ZSan und SKB anfing).
Die Weiterentwicklung von eigenständigen Cyberoperationen wäre dann nur zwischen den Kdr CyberKdo und dem GI zu klären. Alles perfekt.
Aber warum benötige ich für eine solche selbstständige Dienststelle einen Inspekteur (der ja operativ eh nicht führt), eine G1 CIR, einen G2 CIR etc. etc.
Warum muss das CyberKdo als gleichberechtigter Bedarfsträger für persönliche Gefechtsausrüstung dem Heer erklären wie man außerhalb von Cybergefechtsständen Handwaffen einsetzt?!
Was haben die Fm von Heer, Lw und Marine mit Cyber zu tun?
Was haben die EloKaBtl mit Cyber zu tun?
Ich wiederhole: ich habe nichts gegen ein CyberKdo, aber das hat nichts mit den organisatorischen Anforderungen an einen milOrgBer zu tun.
Um es mal ganz einfach zu sagen: Man hat hier eine Antwort gefunden, die für eine ganz andere Frage geeignet ist.
„Aber warum benötige ich für eine solche selbstständige Dienststelle einen Inspekteur (der ja operativ eh nicht führt), eine G1 CIR, einen G2 CIR etc. etc.“
Das Problem ist hier eine sehr eng gefasste Interpretation vom „Cyber“ und völliges Ausblenden des Informationsraums. Es geht nicht nur um Cyberoperationen im Sinne von „Hacken der Gegner“, es geht um Abwehr, Prävention, Weiterentwicklung. Ob man den Informationsanteil, der Im Schwerpunkt die Aufklärung betrifft, hier wirklich mit reinnehmen muss, darüber kann man diskutieren, auch wenn ich die Beziehungen zur EloKa mehr als offensichtlich finde.
Übrigens hat dieser Org-Bereich einen Inspekteur und ist trotzdem nicht mit essentiellen Vorhaben in den Haushalt gekommen, was meine vorherigen Aussagen über die Denk- und Verhaltensmuster auf dieser Führungsebene bestens unterstreicht.
„Warum muss das CyberKdo als gleichberechtigter Bedarfsträger für persönliche Gefechtsausrüstung dem Heer erklären wie man außerhalb von Cybergefechtsständen Handwaffen einsetzt?!“
Ich habe starke Zweifel daran, dass dies geschieht.
„Was haben die Fm von Heer, Lw und Marine mit Cyber zu tun?“
U.A. Trägernetze. Was haben die Pioniere mit dem Heer zu tun? Eben. Könnte man aber auch gut loslösen. Ob es davon besser wird, wage ich zu bezweifeln. Den TSKs waren ihre Fernmelder, Führungsunterstützer (schon das Wort alleine!) und Vergleichbares schon immer herzlich egal.
„Was haben die EloKaBtl mit Cyber zu tun?“
s.o. Wofür stand doch gleich die Abkürzung EloKa?
„Um es mal ganz einfach zu sagen: Man hat hier eine Antwort gefunden, die für eine ganz andere Frage geeignet ist.“
Ich stimme zu. Ich würde eine kleinere, aber sauberer geschnittene Cyber-TSK dem aktuellen Gemischtwarenladen vorziehen. Mit so einem diffusen Aufgabenspektrum ist schon die SKB baden gegangen und als „Heer 2. Klasse“ geendet
Es bleibt für mich fraglich, ob es erstrebenswert ist, an dem Ziel von knapp über 200.000 Soldatinnen und Soldaten festzuhalten.
Weniger ist mehr. Es findet gegenwärtig schon kaum noch eine Personalauswahl statt. Übergewichtige bzw. vollkommen unsportliche Soldatinnen und Soldaten sieht man überall.
Wir können dem Corona-Virus nur danken, dass das unsinnige Ziel hinsichtlich der Personalstärke nach der nächsten Wahl garantiert überprüft wird.
Wir brauchen nicht pauschal mehr Soldaten. Wir brauchen weniger Ämter und Stäbe und weniger übergewichtige Stabsoffiziere.
Eine Bitte: Nicht meckern. Ich sehe es täglich im größten Standort des Heeres. Ich spreche darüber nicht wie der Blinde vom Licht.
@Akki sagt: 20.12.2020 um 19:26 Uhr
„Es geht nicht nur um Cyberoperationen im Sinne von „Hacken der Gegner“, es geht um Abwehr, Prävention, Weiterentwicklung.“
Zustimmung. Deswegen ja auch eine schöne, effektive und effiziente Kdo-Struktur. 2.500 vielleicht 3.500. Mehr qualifiziertes Personal finden wir eh nicht dafür und brauchen wir ehrlich gesagt ja auch gar nicht. Und wenn es denn unbedingt wegen der Repräsentation sein muss, auch meinetwegen einen 2-Sterner an der Spitze.
Passt.
Aber ein milOrgBer hat nun einmal 10.000+ und min. zwei KdoBeh, plus Unterbau, plus, plus, plus. Ist eine reine Ego- und PR-Show.
Und wenn man jetzt sagt: aber das braucht man doch alles gar nicht. STIMMT! genau deswegen sollte Cyber ja auch kein milOrgBer sein, sondern ein GI unmittelbares Kdo.
@ Koffer
MilNW, Fm und EloKa haben in jedem Fall mehr mit Cyber/IT zu tun als mit Land, Luft und See.
Hauptnutzer des Sturmgewehrs der Bundeswehr ist nicht die Kampftruppe des Heeres.
Warum sollte die Infanterie für das Heer und das Heer für die anderen OrgBer festlegen, was diese für ihre Aufgabenerfüllung brauchen?
Als die Truppengattungen, die heute der SKB und CIR zugeordnet sind, noch im Heer waren, war genau das der Fall. Besser war es m.E. nicht.
Was für die Infanterie aufgabengerecht ist, ist es für andere eben oftmals nicht.
Früher hatten die „anderen Stimmen“ kein Gewicht, sie wurden schlicht nicht gehört.
Man muss sich nur mal ansehen, wie positiv sich die Truppengattungen entwickelt haben, die das Heer verlassen haben.
Der „Wasserkopf“ des Heeres hat sich mit deren Belangen zuvor nicht befasst bzw. diese einfach untergeordnet.
So konnte nichts oberhalb der tiefsten taktischen Unterstützungsebene entstehen – was bis heute unverändert der Blickwinkel des Heeres auf diese Truppengattungen/Fähigkeiten ist, die operative bis strategische Relevanz haben.
@Nordlicht.
„Was hat EloKa und FM mit Land U d sehr zutun?“
Naja auf sehr ist es nunmal an die See gehenden Einheiten und deren Operationsführung gebunden.
Die Masse der Kräfte der EloKa btl sind nun mal ganz klassische Landstreitkräfte. Sie teilen sich den raum und sie wirken an den Domänen Wirkung, Aufklärung mit in Teilen wirken sie auch im Bereich Schutz mit.
Gerade wenn es um den Bereich des Orten von Sendern oder im elektromagnetischen Spektrum könnte sich dies auch im Bereich der Heersaufklärung wieder finden. Man kann durchaus diskutieren ob das im Zusammenhang mit Aufklärung aus einer hand und der doppelten Verifikation nicht sogar besser wäre.
Leider muss ich Ihnen aber zustimmen dass es sehr viele Entwicklungen im Heer und mit der dort üblichen Führungsmentalität gibt die weder für die Kämpfer noch für Unterstützer gut sind.
Ob das der Kampftruppen Kdr ist der offen sagt dass ihn die Etappe nicht interessiert oder die Nichtbeachtung dazu führt dass der eine oder andere Unterstützer sich in der Fachhängematte einrichtet
@ Nordlicht
Also vorweg: der Vergleich mit dem Sturmgewehr – zumindest nach dem, was ich so mitbekommen habe – hinkt etwas. Das Sturmgewehr wird nicht nach den Bedürfnissen der Infanterie beschafft, sondern als querschnittliche Waffe für alle Teilstreitkräfte/Truppengattungen. Für die Infanterie wiederum sind dann bestimmte Anbauteile/Ergänzungen vorgesehen, die wiederum nicht querschnittlich beschafft werden, was auch sinnvoll ist, da nicht jeder alles braucht. Dass aber die Infanterie bei der Testung von Handwaffen in erster Linie beteiligt ist, das dürfte ähnlich sinnvoll sein, wie dass sich die Luftwaffe im Schwerpunkt mit fliegendem Material befasst.
Ansonsten gebe ich Ihnen begrenzt recht: Ja, insbesondere im Heer spielt alles, was nicht dem Kampfe dient, eine untergeordnete Rolle. Zwar nicht de facto, aber in der Wahrnehmung. Klassisch ist der Operateur – mit seinem kühnen, verwegenen Operationsplänen – im Fokus, Einsatz- und Führungsunterstützung werden als Beiwerk oder gar lästige Bremsklötze angesehen, die immer nur Probleme machen – und die will ja keiner hören, sondern nur „Lösungen“. Gleichwohl glaube ich hier ein Umdenken zu erkennen, zumindest hat der Inspekteur das nach dem, was man so hört, erkannt. Und spätestens auf der Übung „Trident Juncture“ hat man gemerkt, wie essentiell wichtig z.B. Führungsmittel sind – ich denke, u.a. deshalb wird jetzt u.a. die Folgebeschaffung PRC-117 forciert.
Ansonsten bin ich aber bei Koffer, was das CIR angeht. Auch nach meiner Bewertung ist das ein Moloch, der uns nicht entscheidend voranbringt. Ich glaube nicht, dass z.B. das MilNW in der SKB schlechter aufgehoben war. Aber auch da ist die Bundeswehr in sich selbst bzw. im Haushaltsrecht gefangen. Egal, ob ein OrgBer 60.000 Mann stark, oder etwas mehr als 15.000 Mann stark ist, ein Inspekteur muss unbedingt Generalleutnant/Vizeadmiral sein (das könnte man z.B. einmal hinterfragen, tut aber niemand). Um einen Generalleutnant haushalterisch zu begründen, muss der ein paar Generale (Generalmajore, Brigadegenerale) führen, die wiederum auch einen Brigadegeneral und/oder mehrere Oberste etc. pp. Und so sind nicht die Aufgaben bestimmend, die erfüllt werden sollen, sondern derjenige, der den ganzen Laden führen soll.
Der Status des Berufssoldaten tut dann noch sein Übriges, denn einem 50-jährigen Stabsfeldwebel oder 60-jährigen Oberstleutnant kann man schlecht das (oben erwähnte) Sturmgewehr in die Hand drücken und einen Panzergrenadierzug abgesessen im Angriff führen lassen. Und wenn doch, naja, dann wird es womöglich Zeit, die weiße Flagge zu hissen ;-).
@Nordlicht sagt: 20.12.2020 um 20:50 Uhr
„MilNW, Fm und EloKa haben in jedem Fall mehr mit Cyber/IT zu tun als mit Land, Luft und See.“
Offensichtlich haben Sie ein vollständig anderes Verständnis vom Zusammenwirken von Streitkräften als ich. Belassen wir es dabei.
„Hauptnutzer des Sturmgewehrs der Bundeswehr ist nicht die Kampftruppe des Heeres.“
Zahlenmäßig? Vermutlich nicht, wobei als zahlenmäßig größte Gruppe relativ gesehen vielleicht doch.
Aber das ist auch egal, denn die Kampftruppe und die Kampfunterstützungstruppe nutzt das Gewehr „am scharfen Ende“ unsere Berufs. Von daher erübrigen sich Zahlenspiele.
Die von @Nordlicht beschriebene stiefmütterliche Behandlung trifft voll und ganz zu und das war auch der Hauptgrund, warum man CIR so aufstellen MUSSTE (als eigene TSK).
Natürlich ist da jetzt wieder viel zu viel Oberbau vorhanden, aber man ist nun auch auf Augenhöhe mit den anderen TSK und wird auch so wahrgenommen von den anderen TSK (das ist halt auch sehr entscheidend).
„MilNW, Fm und EloKa haben in jedem Fall mehr mit Cyber/IT zu tun als mit Land, Luft und See.“
„Offensichtlich haben Sie ein vollständig anderes Verständnis vom Zusammenwirken von Streitkräften als ich.“
Dass natürlich einige Einheiten der TSK auch gut und gerne in der Marine verortbar wären, trifft auf andere Einheiten der anderen TSK auch zu und manchmal haben sie mit Cyber/IT mehr zu tun als mit Land, Luft, See und manchmal andersherum. Wenn man das nämlich so sieht wie Koffer, dann gäbe es keine SKB und auch keinen ZSan.
Die einzelnen Einheiten überschneiden sich ja dann doch sehr stark, je nach Funktion und Aufgaben.
Irgendwie muss man aber das organisieren.
@ Koffer
Endlich mal ein Punkt wo ich voll mit Ihnen übereinstimme !
„Was für das Rind das BSE ist für das Heer die SKB“, den Spruch kennen Sie wahrscheinlich und der ist auch nach 15 Jahren noch zutreffend.
Die praktische Konsequenz der Schaffung von vielen wilden Org-Bereichen ist die Zersplitterung von Kompetenz des militärischen Führers, Verantwortungsdiffusion, Schnittstellenproblematik in der Ablauforganisation und in der IT-Struktur. Letztendlich weniger schlagkräftige Streitkräfte, was man bereits im Friedensbetrieb an einigen Stellen sehen kann (z.B. Integration der Bw-Feuerwehren in die örtlichen Verbände).
@ Akki
Zitat: „Die TSKs haben jahrzehntelang im Bereich Digitalisierung auf ganzer Linie versagt. Man hat das Thema entweder stiefmütterlich behandelt (Luftwaffe, Marine) oder gleich ganz ignoriert (Heer). Dafür gibt es eine ganze Reihe an Gründen, der wichtigste dürfte aber sein, dass sich niemand auf dem Feld auskannte – also hat man einfach das weiter gemacht, was man kannte und für den letzten Krieg geplant, nicht für den nächsten.“
Historisch gesehen liegen Sie richtig. Vor allem das Heer war jahrzehntelang alles andere als „Technikaffin“.
Nur die Zeiten haben sich geändert, die Lw und die Marine waren schon immer techniglastig TSKs. Die Luftraumverteidigungsfregatten F124 waren im letzten Jahrzehnt softwaretechnische Meisterleistungen, auch wenn sie erst nach einer teueren Nachbesserung einsatzfähig waren, Die Programmierung der Waffen- und Einsatzführungsanlage war das größte deutsche Softwareprojekt im Jahr 2003. Dem entsrpechend viele IT-technisch ausgebildete Soldaten tun an diesen Fregatten Dienst.
Gleiches Bild bei der Luftwaffe. Die Einführung des Eurofighters im letzten Jahrzehnt war ein IT-technischer Meilenstein. Die Ausbildung für die Mechaniker wurde entsprechend softwaretechnisch angepasst und die Programmierer (Soldaten) der damaligen TSLw 1 in Kaufbeuren haben für ihr CUA-Modell des Triebwerksprobelaufs am Eurofighter einen zivilen ( ! ) europäischen Preis für die beste Ausbildungssoftware im Jahre 2009 bekommen.
Also wenn man die Strukturen, die bereits vorhanden sind, von vorgesetzter Seite unterstützt und ansonsten die Kreativität des vorhandenen Personal fördert, können wir sehr viel mehr als es dem Anschein hat.
Eine ganz andere Frage ist, ob wir in Zukunft noch genügend qualifiziertes Personal aus all den Technikbereichen bekommen werden um solche Standards aufrecht zu erhalten ! Hier könnte die Corona-Pandemie sich positiv auf die Personalgewinnung der Bw auswirken. Viele Solo-Selbstständige im mittleren Alter werden durch die Pandemiefolgen in die Insolvenz getrieben. Wenn man hier gezielte Personalrekrutierungsmaßnahmen machen würde, könnten wir auf der Arbeitsebene (Portepeeunteroffiziere) viele höchst qualifizierte Reservisten neu verpflichten und unseren technischen Unterbau im Personalkörper wesentlich verstärken.
abseits der interessanten Diskussion um CIR, ZSan und SKB als eigene militärische Organisationsbereiche Bleibt doch eines festzuhalten:
1989 umfasste das Heer u.a. 12 Divisionen gegliedert in 3 Korps einschließlich Divisions- und Korpstruppen.
Dazu hatten wir eine ansehnliche Luftwaffe und eine Marine mit mehr Schiffen und Booten als jetzt. Die Artillerie des Heeres war Kopfstärke als die Marine.
Auch wenn in der Heeresstruktur 4 große Anteile Reservisten in den aktiven Verbänden eingeplant waren, betrug die Friedenstärke nur 485.000 Mann. Der Kaderungsgrad in den Frontverbänden war niedrig.
Größer sind die Bataillone ja nicht geworden. Im Gegenteil, ganze Truppengattungen wurden aufgegeben. Korps- und Divisionstruppen sind geschrumpft, Luftwaffe und Marine sind sehr viel kleiner geworden.
Trotzdem schaffen es die Planer nicht, mit 40% der alten Friedenstärke Personal für 3 Divisonen des Heeres zusammenzubringen. Diese „Leistung“ muss mir bitte jemand erklären, das kann ja nicht ernsthaft an den drei mehr oder weniger entbehrlichen Inspekteuren (SKB, ZSan und CIR) liegen.
@Tom Cruise sagt: 21.12.2020 um 10:25 Uhr
„Die von @Nordlicht beschriebene stiefmütterliche Behandlung trifft voll und ganz zu und das war auch der Hauptgrund, warum man CIR so aufstellen MUSSTE (als eigene TSK).“
Hier scheint ein Mißverständniss vorzuliegen, was tatsächlich passiert ist und warum.
CIR ist keine TSK. Eine TSK ist inhaltlich dadurch gekennzeichnet, dass sie (unter gegebener Abstützung auf anderer natürlich) zur eigenständigen, „Einzelinstrument“ (nennen wir mal die Truppengattungen im Heer, bzw. die Wirkplattformen in der Marine etc. so abstrakt) übergreifenden Operationsführung in der Lage ist.
Organisatorisch ist sie dadurch gekennzeichnet, dass sie einen eigenständigen Personalkörper hat.
Für ZSan, SKB und ewben auch für CIR trifft das nicht zu (bei ZSan der Personalköper in der Zwischenzeit weitgehend, aber das auch nur zulasten eines zusätzlichen Wasserkopfs und eines zusätzlichen Logistiapparates).
Cyberoperationen sind in einem LV/BV Szenario aber niemals eigenständige und erst recht nicht übergreifende Operationen sondern flankieren vielmehr das eigentliche, operative Vorgehen.
In Friedenszeiten könnte man das anders sehen (das eigenständig, nicht aber das übergreifend), aber das verhindert in die aktuelle Verfassungsauslegung.
Von daher ist CIR keine TSK.
„Wenn man das nämlich so sieht wie Koffer, dann gäbe es keine SKB und auch keinen ZSan.“
Absolut zutreffend.
MilOrgBer die keine TSK sind, sind eine Verschwendung von personellen Ressourcen und eine Reduzierung der Effektivität der Streitkräfte (hier muss man aber zugeben, dass das zugunsten einer Steigerung der Effizienz im Friedensbetrieb erfolgt, genau deswegen hat man SKB und ZSan ja geschaffen, aber wer Streitkräfte auf Effizienz und nicht auf Effektivität optimiert gefährdet den Sinn der Streitkräfte).
Und nur damit das klar wird, ich weiß nicht wie lange Sie schon dabei sind, ich habe absolut nichts gegen GI-direkt unterstellte „Sonderdienststellen“ (wenn es inhaltlich gerechtfertigt ist).
Es gab einen ZSan schon Jahrzehnte bevor man daraus ein Organisationsungetüm gemacht hat. Eben mit den wirklich „speziellen“ Krankenhäusern und Sanitätsinstituten. Und es gabt auch schon immer die „Zentralen Militärischen Dienststellen“, da hätte dann z.B. perfekt ein CyberKdo reingepasst. Und wenn man (auch das hatten wir alles schon mal), das vom StvGI führen lässt hat man auch den Dreisterner auf Augenhöhe.
Die aktuelle Struktur ist nur auf eines optimiert: auf viele OStFw und Oberstlt
:(
@Karl Mohr sagt: 21.12.2020 um 12:27 Uhr
„Größer sind die Bataillone ja nicht geworden.“
Der Rest Ihrer Beschreibung ist weitgehend zutreffend. Aber in diesem Dateils irren Sie. Btl sind teilweise erheblich stärker geworden. Aber angesichts der geringen heutigen Anzahl an Btl ist das natürlich noch nicht einmal ansatzweise eine Erklärung für das was Sie übergreifend beklagen.
„Diese „Leistung“ muss mir bitte jemand erklären, das kann ja nicht ernsthaft an den drei mehr oder weniger entbehrlichen Inspekteuren (SKB, ZSan und CIR) liegen.“
Doch, auch. Es liegt am Wasserkopf! Und da sind die drei Inspekteure nicht das Problem, sondern die Ihnen zuarbeitenden KdoBeh und Ämter.
Nehmen Sie doch mal die Sanität. Die hatten schon immer für medizinisches Spezialmaterial eine gesonderte Versorgung, weswegen eine kleine SanLogistik Zelle im Heer auf im Brigadestab existierte (Truppstärke) und ebenso auf Divisionsebene (hier habe die Zahlen nicht mehr, aber ich vermute nicht mehr als Gruppenstärke). Weil alles andere, also die „normale“ Logistik ja über den Rest der beiden G4-Abteilungen lief. Heute hat die Sanität einen komplett ausgestatteten Logistikstrang auch für militärische und zivile „Standardausrüstung“. Zusätzlich zum natürlich weiterhin existierenden Heereslogistikstrang (und dem Sonderfaktor SKB-Logistik).
Noch deutlicher wird das Problem, wenn Sie das Beispiel der obersten KdoBeh SKB / CIR nehmen.
Als CIR aus der SKB ausgegliedert wurde, hat man das KdoSKB nicht etwa halbiert (oder meinetwegen um 30% verkleinert) um das KdoCIR aufzustellen. Nein, man hat es nahezu gespiegelt. etc. etc. etc.
Nun kommt außerdem noch die allgemeine Verkopfung der letzten 20 Jahre hinzu. Beispiel: durch SASPF und die Bürokratisierung und Über-Verrechtlichung der Personalführung ist der S1-Strang von der Kompanie bis hin zum BAPersBw um tausende Dienstposten aufgewachsen. Das wäre ziemlich sicher auch ohne ZSan, SKB und CIR passiert, aber so war der Faktor an Wasserkopf halt nicht 3x, sondern 6x (simplifiziert, vermutlich war es 5,x).
Und das traurige ist, selbst wenn wir die drei milOrgBer in die TSK rückgliedern (bei Beibehaltung eines Anteils von ZMD und „echtem“ ZSan), dann kämen wir nicht mehr zu alten Zahlen zurück. Durch das BS System benötigen wird 20 Jahre, bis wir den aktuellen Wasserkopf abgebaut haben und selbst dann hätte Bürokratie die Tendenz sich einer echten Verschlankung entgegen zu stellen :(
Den meisten der Argumente zugunsten einer geringeren Anzahl von Organisationsbereichen (OrgBer) kann ich folgen, auch wenn (wie so oft) die zivil geführten aber durchaus üppig mit militärischem Personal ausgestatteten OrgBer fehlen.
Auch werden die dem GenInsp unterstellten Entitäten vernachlässigt, die nach Ausgliederung einen eigenen Wasserkopf haben, weil sie truppendienstlich eben nicht mehr von einem OrgBer „betreut“ werden.
Und zu guter Letzt: Das Ministerium einschließlich der unterstützenden „Werkbänke“ hat heute einen nie dagewesenen Umfang und eine nicht nachvollziehbare B-Besoldungs-Dichte.
Zunächst muss wie weiter oben gesagt der „Level of Ambition“ angepasst oder mit Ressourcen versehen werden, in anderen Worten, Auftrag, Kräfte und Mittel müssen in ein realistisches Verhältnis gebracht werden.
Dann sollte man Top-Down vorgehen, das Ministerium auf ministerielle Aufgaben reduzieren, je einen Befehlshaber für Ausland und Inland etablieren, den Teilstreitkräften die Truppen zurückgeben, die exklusiv für sie tätig sind und einen oder zwei Unterstützungs-OrgBer etablieren, einen zivil geführten mit z.B. BAAIN+BAIUD+Personal+BAKS, etc. und einen militärisch geführten mit allen querschnittlichen und Spezialfähigkeiten aus SKB, San, CIR, etc., die mangels Masse nicht aufgeteilt werden können, weil nicht für jede TSK genug verfügbar ist.
Dazu sollten dann auch die dem GenInsp unterstellten Dienststellen treten.
Gerne kann man analog zu CIT dem SanDst eine Abteilung im BMVg einrichten, weil es zweifellos Aufgaben im Gesundheitswesen gibt, die nicht aus Truppenstrukturen heraus wahrgenommen werden können.
Und ein bis zwei Ebenen darunter ist auch noch Luft. Ich verstehe z.B. nicht, warum das Heer ein Ausbildungskommando und ein Amt für dieses und jenes hat und jetzt auch noch ein Heeresführungskommando (revisitet) braucht, oder warum wir 3 Divisionen zur Führung von 7 (?) Brigaden und ein paar weiteren Verbänden benötigen.
Natürlich sehe ich das Personalproblem, das mit dieser (moderaten, es wären auch radikalere Modelle denkbar) Entbürokratisierung entsteht: wohin mit den ganzen älteren Mitbürgern in Uniform und in Zivil, die in den überflüssigen Stäben dienen (?), arbeiten (?), die Bürokratie am Leben erhalten?
Es wird eine Zeit lang dauern, bis sich das wieder herausgewachsen hat, es wurde ja kürzlich erst durch Verlängerung der Dienstzeit dafür gesorgt, dass die notwendige Übergangszeit in eine gesunde Struktur noch länger dauern wird.
Nun werden die politischen Beamten und Offiziere alarmautomatisch auf die nächste Wahl zeigen, immer ein willkommener Vorwand überfällige Entscheidungen zu verschieben und längst aus allen Blickwinkeln beleuchtete Handlungsoptionen weiter untersuchen zu lassen.
@Sailor 1995 sagt: 21.12.2020 um 17:20 Uhr
„Den meisten der Argumente zugunsten einer geringeren Anzahl von Organisationsbereichen (OrgBer) kann ich folgen, auch wenn (wie so oft) die zivil geführten aber durchaus üppig mit militärischem Personal ausgestatteten OrgBer fehlen.“
Zustimmung was den Bereich Personal und eingeschränkt was den Bereich BAAINBw betrifft (wobei, wenn die Nutzung wieder zurück zu den TSK gehen würde, praktisch hier nur eine Verschiebung von „Wasserkopf“ erfolgen würde, allerdings vermutlich eines notwendigen…). Beim BAIUDBw hingegen gibt es derzeit noch sehr wenige Soldaten, das ist glaube ich nicht opitmierungsbedürftig.
„Auch werden die dem GenInsp unterstellten Entitäten vernachlässigt, die nach Ausgliederung einen eigenen Wasserkopf haben, weil sie truppendienstlich eben nicht mehr von einem OrgBer „betreut“ werden.“
Guter Punkt. Ich bin ja dafür die guten alten ZMD wieder zur errichten, aber dafür würde man dann halt EIN Amt/KdoBeh benötigen, sagen wir mal es wäre das SKA, dann hat man gleichzeitig auch dem GI auch einen Arbeitsmuskel für die Führung dieser TrT übertragen.
„Und zu guter Letzt: Das Ministerium einschließlich der unterstützenden „Werkbänke“ hat heute einen nie dagewesenen Umfang und eine nicht nachvollziehbare B-Besoldungs-Dichte.“
In der Tat unglaublich. Das Ministerium hat jetzt wieder Prä-TdM Stärke erreicht, aber ohne das die damals abgeschichteten 1.000 DP auch nur annähernd wieder abgeschafft worden wären.
„Ich verstehe z.B. nicht, warum das Heer ein Ausbildungskommando und ein Amt für dieses und jenes hat“
Absolut, die damalige Teilung war unnatürlich und offensichtlich nur aus dem Wunsch geboren ein weiteres **-Kdo zu retten.
„oder warum wir 3 Divisionen zur Führung von 7 (?) Brigaden und ein paar weiteren Verbänden benötigen.“
Das wiederum ist normal. Eine Division für 2-3 Brigaden. Da ist ehrlich gesagt wenig Luft.
@Koffer
In meinen Augen handelt es sich bei der Cyberkriegsführung um eine Domäne in einer der Land-, Luft- und Seekriegsführung vergleichbaren Sonderstellung. Ob der Organisationsbereich CIR der Bundeswehr für diese Aufgabe korrekt aufgestellt ist oder nicht, sei einmal dahingestellt.
Desgleichen, in welcher Größenordnung die Bundeswehr dafür Kräfte vorhalten sollte – auch vor dem Hintergrund der sich in den letzten Jahren verstetigten Ausweitung der Grundgesetzbindung durch das Bundesverfassungsgericht, die jedwede offensive Cyberkriegsführung sehr erschweren dürfte.
Orientierte man sich aber ausschließlich an den sicherheitspolitischen Bedürfnissen der (Wirtschafts-)Großmacht Deutschland, ließe sich aufgrund des speziellen Know-hows, der operativen Eigenheiten sowie der politischen Bedeutung vermutlich sogar eine eigene Teilstreitkraft mit allem Pipapo rechtfertigen.
Zentraler Sanitätsdienst und Streitkräftebasis sind hingegen politisch gewillkürte, militärisch nicht unbedingt erforderliche Konstrukte zur Ausnutzung tatsächlicher oder vermeintlicher Synergieeffekte, getreu dem Motto: Aus drei mach zwei. (Ich weiß, oftmals auch: Aus drei mach eins).
Sicher gab es bei den früher den Teilstreitkräften unterstellten Verbänden und Einheiten einander überschneidende Aufgabenbereiche; und gemeinsame Strukturen für Ausbildung, Beschaffung, Qualitätssicherung (ZSanDst!) sind auch aus militärischer Sicht wohl nicht das Schlechteste.
Trotzdem stehen die beiden Organisationsbereiche auf einem rein betriebswirtschaftlichen Fundament. Die Poolbildung mag im Alltag Kosten sparen; kriegstauglich ist sie nicht. Freilich bezweifle ich selbst Ersteres. Allein in den Kommandos beider OrgBer sitzen anscheinend 3000 Uniformträger und Zivilisten.
@muck sagt: 21.12.2020 um 19:44 Uhr
„In meinen Augen handelt es sich bei der Cyberkriegsführung um eine Domäne in einer der Land-, Luft- und Seekriegsführung vergleichbaren Sonderstellung.“
Sonderstellung? Ja definitiv! Land-/Luft-/Seekriegsführung vergleichbar?
Nein. Denn, genau das ist ja die Sonderstellung von Cyberoperationen. Land-/Luft-/Seekrieg ist durch das Zusammenwirken der verschiedenen Teilfaktoren geprägt. Im Heer nannte man das früher „Gefecht der verbundenen Waffen“. So ein Prinzip gibt es für Cyberoperationen nicht (umgedreht übrigens schon in LV/BV oder robusten Einsatzszenaren liefern CyberOp einen Beitrag zur allgemeinen Gefechtsführung).
Aber das ist eine Diskussion „l’art pour l’art“, den die eigentliche Frage ist doch nicht, ob CyberOp auch selbstständig wirken kann. Je nach Szenar ist die Antwort: ja natürlich, oder nein, bitte nicht.
Aber weder für das eine Szenar, noch für das andere benötige ich einen OrgBer? Beides kann durch ein dem GI (oder dem StvGI) direkt unterstelltes CyberKdo in Brigadestärke erfolgen. Genauso „selbstständig“, genauso „besonders“, genauso „maßgeschneidert“.
Aber es gibt doch gar keinen Grund, dass ich Führungs- und Verwaltungspersonal in deutlich (!) vierstelligem Umfang für einen operativen Personalkörper, der nicht viel größer ist als der Führungsanteil selbst.. Nur um mal ganz deutlich zu werden.
Wie verschwenderisch muss man denn mit der Ressource Personal umgehen um das rechtfertigen zu können?!?
Und damit diese Personalverschwendung einigermaßen organisatorisch abzubilden ist, nimmt man den TSK originäre, eigene Fähigkeiten weg, die überhaupt nichts mit CyberOperation zu tun haben und unterstellt sie sachfremd einer anderen Entität.
Zu ZSan und SKB sind wir ja einer Meinung, dazu brauche ich glaube nichts mehr zu schreiben ;)
Wir müssen uns endlich mal ehrlich machen und die aus der finanziellen Not der letzten 20 Jahre geborenen (ZSan und SKB) bzw. aus dem PR-Denken der letzten 5 Jahre (CIR) zurückstutzen. Wenn ich das dann gleichzeitig dazu nutze um dem GI einen handlungsfähigen, operativen Unterbau zu geben, kann ich auch gleich einen Teil des Wasserkopfes umwidmen ;)
@Koffer
Ich gestehe, dass Sie mich (noch?) nicht ganz überzeugt haben, obwohl ich Ihre größere Expertise klar (an-)erkenne.
Sie schrieben: „Denn, genau das ist ja die Sonderstellung von Cyberoperationen. Land-/Luft-/Seekrieg ist durch das Zusammenwirken der verschiedenen Teilfaktoren geprägt. Im Heer nannte man das früher ‚Gefecht der verbundenen Waffen‘.“
— Bestehen denn im Cyberraum nicht Pendants, werden nicht verschiedene Wirkmittel vereint? Was von bisherigen Cyberattacken staatlicher Akteure (etwa Nordkoreas) bekannt geworden ist, drängt mir jedenfalls den Vergleich zum „Gefecht der verbundenen Waffen“ geradezu auf, inklusive Einsatz einander ergänzender „Waffengattungen“.
Und künftige Szenarien werden die gegenwärtigen Bedrohungen an Komplexität bei Weitem übertreffen und ein breitgefächertes Arsenal an virtuellen Waffen erfordern. In diesem Sinne halte ich die Aufstellung des CIR (zumindest prinzipiell) für eine der wenigen gelungen Reformen der letzten Jahre.
Denn wie manche Vorredner schon angemerkt haben: Es steht zu bezweifeln, ob eine im Niemandsland der Organigramme angesiedelte Behörde wirklich die politische, militärische und fiskalische Aufmerksamkeit bekäme, die jetzt schon angezeigt ist und künftig unabdingbar werden wird.
Diese Frage wird sich umso mehr stellen, wenn der technische Fortschritt und politische Veränderungen die Austragung ganzer Konflikte überwiegend oder gar ausschließlich virtuell ermöglichen.
Und wird sich mit der Diversifizierung der Wirkmöglichkeiten nicht zwangsläufig eine operative Ebene spezialisierter Kräfte analog zu konventionellen Streitkräften herausbilden? Hier ein Bataillon Virus-Abwehr, da ein Anti-Stromnetz-Bataillon?
Sie schrieben: „Aber das ist eine Diskussion „l’art pour l’art“, den die eigentliche Frage ist doch nicht, ob CyberOp auch selbstständig wirken kann. Je nach Szenar ist die Antwort: ja natürlich, oder nein, bitte nicht.“
— … und dennoch erscheint sie essentiell, wenn es um die Frage geht, ob die Bundeswehr mit ihren Personalsorgen einen Fähigkeitsaufwuchs aus eigener Kraft stemmen kann. Denn selbstverständlich hängt die Antwort von der Einschätzung ab, inwieweit die gegenwärtige Organisation nach Ausrichtung und Umfang reformbedürftig ist.
Sie schrieben: „Wir müssen uns endlich mal ehrlich machen und die aus der finanziellen Not der letzten 20 Jahre geborenen (ZSan und SKB) bzw. aus dem PR-Denken der letzten 5 Jahre (CIR) zurückstutzen. Wenn ich das dann gleichzeitig dazu nutze um dem GI einen handlungsfähigen, operativen Unterbau zu geben, kann ich auch gleich einen Teil des Wasserkopfes umwidmen ;)“
— Wie gesagt, in puncto CIR sehe ich Motive, die über bloßes „PR-Denken“ hinausreichen. Und bestimmt werden findige Diskutanten auch gute Gründe für die Eigenständigkeit von Streitkräftebasis und Sanität finden (gerade für Letztere).
Aber die von Ihnen zu Recht geforderte Ehrlichkeit könnte bereits an der Reformmüdigkeit der Streitkräfte scheitern. Ein solches Projekt nützt nichts, wenn ich Dienstposten „freimache“, aber die Leute kündigen oder en masse gerichtlich gegen ihre Versetzung vorgehen, weil sie keinen Bock haben, auf Heeresflugabwehr umzusatteln.
@muck sagt: 22.12.2020 um 8:54 Uhr
„Ich gestehe, dass Sie mich (noch?) nicht ganz überzeugt haben, obwohl ich Ihre größere Expertise klar (an-)erkenne.“
Dann will ich es nochmals versuchen ;)
„Sie schrieben: „Denn, genau das ist ja die Sonderstellung von Cyberoperationen. Land-/Luft-/Seekrieg ist durch das Zusammenwirken der verschiedenen Teilfaktoren geprägt. Im Heer nannte man das früher ‚Gefecht der verbundenen Waffen‘.“
— Bestehen denn im Cyberraum nicht Pendants, werden nicht verschiedene Wirkmittel vereint? Was von bisherigen Cyberattacken staatlicher Akteure (etwa Nordkoreas) bekannt geworden ist, drängt mir jedenfalls den Vergleich zum „Gefecht der verbundenen Waffen“ geradezu auf, inklusive Einsatz einander ergänzender „Waffengattungen“.“
Nein. Die verschiedenen Teilaspekte von CyberOp sind natürlich alle speziell und unterschiedlich, aber sie haben die gleichen operativen Charakteristika und eine weitgehend ähnlich materielle Ausrüstung und eine weitgehend ähnliche beruflich (Basis)-Ausbildung.
Das unterscheidet sie vom Gefecht der verbundenen Waffen (etc.), da werden operativ, materiell und personell vollkommen unterschiedliche Elemente zusammengeführt.
Um es deutlich zu machen. eine komplexe CyberOp kann aus einem Gebäude heraus geplant, geführt und durchgeführt werden. Das ist genau das Gegenteil von einer verbundenen Operation.
„Denn wie manche Vorredner schon angemerkt haben: Es steht zu bezweifeln, ob eine im Niemandsland der Organigramme angesiedelte Behörde wirklich die politische, militärische und fiskalische Aufmerksamkeit bekäme, die jetzt schon angezeigt ist und künftig unabdingbar werden wird.“
Welche größere Priorität können Sie bekommen, als wenn der StvGI ihr „Inspekteur“ ist und die Interessen des CyberKdo unmittelbar in den Militärischen Führungsrat etc. einbringt?
Das Problem ist doch, dass sie sich für das kleine Türschild „milOrgBer“ unermesslich viel OrgAufgaben mit ins Boot holen.
Und dafür im Gegenzug denjenigen, die das wirklich brauchen (nämlich den TSK) den ohnehin komplexen Prozess noch komplexer gestalten.
Die Frage ob ein CyberKdo untergeht oder nicht hat nichts mit der Stellung als milOrgBer oder GI-immediates CyberKdo zu tun, sondern vielmehr damit, welche militärische und politische Aufmerksamkeit es erhält und das ist eine Frage des GI, der IBuK und der MdB und nicht ob hinter dem vertretenden Dreisterner ein 3.000 Sdt-Kdo oder ein 10.000 Sdt milOrgBer steht.
Ganz im Gegenteil. Ein GI-immediates Kdo hätte den Vorteil, dass man hier noch viel stärker auf ziv-mil Zusammenspiel setzen könnte (was gerade bei CyberOp vermutlich von Vorteil wäre ;) ).