Verteidigungsministerium bestätigt: Haenel soll neues Sturmgewehr für die Bundeswehr liefern (m. Ergänzungen)
Das Verteidigungsministerium hat offiziell bestätigt, dass die Firma C.G.Haenel in Suhl das neue Sturmgewehr der Bundeswehr liefern soll. Das Unternehmen sei aus der Ausschreibung als Sieger hervorgegangen. Vorsorglich wies das Ressort darauf hin, dass unterlegenen Bietern immer der Rechtsweg offenstehe. Der Oberndorfer Hersteller Heckler&Koch, der nicht zum Zuge kam, kündigte bereits an, er werde alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen.
Die Entscheidung über den Lieferanten des Systems Sturmgewehr als Nachfolger der seit 1995 genutzten Standardwaffe, des G36 von Heckler&Koch, war bereits am (gestrigen) Montagabend bekannt geworden. Am Dienstag bestätigte das Ministerium diese Meldungen, allerdings ohne auf Einzelheiten der ausgewählten Waffe einzugehen:
Das Vergabeverfahren „Sturmgewehr“ ist einen weiteren großen Schritt vorangekommen. Aus der nun abgeschlossen Auswertung der Angebote durch die Vergabestelle des Beschaffungsamtes in Koblenz ist mit der Firma C.G. Haenel GmbH ein Ausschreibungssieger hervorgegangen.
Am 14. Mai 2020 wurden die im Vergabeverfahren System Sturmgewehr Basiswaffe verbliebenen Bieter zur Abgabe eines Best And Final Offer (BAFO) aufgefordert. Die Frist zur Angebotsabgabe endete am 22. Juni 2020*. Die eingegangenen Angebote der Bieter wurden durch die Vergabestelle zwischenzeitlich ausgewertet.
Aus dieser Auswertung ist die C.G. Haenel GmbH als Ausschreibungssieger hervorgegangen. Das Ergebnis der Auswertung ist noch nicht rechtswirksam. Unterlegenen Bietern steht immer der Rechtsweg offen.
Die Entscheidung der Vergabestelle ist zudem noch vorbehaltlich der parlamentarischen Billigung im Rahmen der 25 Mio. € Vorlage.
Die dafür benötigten Unterlagen werden derzeit vorbereitet, mit dem Ziel einer parlamentarischen Befassung Ende 2020.
Das Wehrressort machte zunächst keine Angaben, welche Waffe genau und vor allem aus welchen Entscheidungsgründen ausgewählt wurde. Bei dem Angebot von Haenel für das System Sturmgewehr handelt es sich nach Medienberichten um den MK556 (Maschinenkarabiner im Kaliber 5,56mm). Die Waffe ist in der halbautomatischen Version als CR223 unter anderem bereits bei der Polizei in Sachsen im Einsatz. Für die Bundeswehr liefert das Unternehmen aus Suhl, traditionell ein Sitz der deutschen Handwaffenindustrie, bereits das Scharfschützengewehr G29.
Ergänzung: In einem Schreiben an die Obleute der Fraktionen im Bundestags-Verteidigungsausschuss machte der Parlamentarische Staatssekretär Peter Tauber ebenfalls keine weitergehenden Angaben zu der ausgewählten Waffe. Allerdings gibt es eine Aussage darin, die in der öffentlichen Mitteilung weggelassen wurde:
Das siegreiche Angebot hat alle Bewertungskriterien erfüllt und weist über die Lebensdauer die höchste Wirtschaftlichkeit aller Angebote auf.
Nach dem bisherigen Zeitplan sollte die Vorlage des Ministeriums für das 1. Los der Basiswaffe mit Zubehör des neuen Systems in der letzten Oktoberwoche dem Haushaltsausschuss zur Billigung vorgelegt werden. Eine weitere Vorlage für das 2. bis 4. Los, das Laserlichtmodul und Visiere war für Mitte Dezember in der letzten Sitzungswoche des Bundestages in diesem Jahr vorgesehen. Nunmehr ist nach den Angaben gegenüber dem Parlament die Befassung im November dieses Jahres vorgesehen.
Allerdings dürfte der Zeitplan aufgrund der nunmehr ankündigten rechtlichen Schritte des unterlegenen Konkurrenten ins Rutschen kommen. Entsprechende Beispiele hatte es in jüngster Zeit beim Mehrzweckkampfschiff 180 (MKS180) der Marine gegeben.
Nun ist der Auftrag für ein neues Sturmgewehr, rüstungspolitisch gesehen, im Umfang eher unbedeutend: Allein die kürzliche Nachbestellung von 75 Lenkflugkörpern für die Korvetten der Deutschen Marine kostet mit 285 Millionen Euro mehr als der ausgeschriebene Auftrag für die neue Standardwaffe, der in der Ausschreibung mit 245 Millionen Euro plus Mehrwertsteuer geschätzt wurde.. Allerdings ist, das hat sich schon in den jahrelangen Debatten über das bisherige Standardgewehr G36 gezeigt, das Gewehr des Soldaten eine emotional ungleich mehr aufgeladene Sache: Ein Gewehr hat jeder und jede Soldatin und Soldat schon mal in der Hand gehabt und genutzt; mit Panzern, Kriegsschiffen und Kampfjets hantieren ungleich weniger.
Deshalb wird die Entscheidung, das zeichnet sich bereits ab, keineswegs nur als sachliche Frage gesehen, ob ein Unternehmen die bestellten Waffen auch in der geforderten Qualität und zur vereinbarten Zeit liefern kann. In der Debatte wird voraussichtlich auch der Hintergrund der Firmen, sowohl von Haenel wie seines unterlegenen Konkurrenten, eine Rolle spielen.
Einen Vorgeschmack darauf gab es am (heutigen) Dienstag: Während die Welt (Link aus bekannten Gründen nicht) ihren Bericht überschrieb Arabischer Staatskonzern soll Bundeswehr-Sturmgewehr liefern, meldete sich auch der frühere Mehrheitsaktionär von Heckler& Koch zu Wort. Nachdem die
Compagnie de Développement De L’Eau S.A (CDE) mit Sitz in Luxemburg mit Genehmigung des Bundeswirtschaftsministeriums die Mehrheit an dem Waffenhersteller übernommen hatte, sei eines erst später bekannt geworden, listete Andreas Heeschen genüßlich auf: Diese Gesellschaft wird aber – was erst am 25. August 2020 öffentlich bekannt wurde – von der Sofi Kapital Ltd., mit Sitz in Christ Church auf Barbados (Karibik) kontrolliert. Die Auseinandersetzung über dieses Thema wird vermutlich die Debatte mehr bestimmen als technische Gesichtspunkte.
Heckler&Koch stellte unterdessen rechtliche Schritte gegen die Entscheidung in Aussicht. In einer Pressemitteilung des Unternehmens heißt es unter anderem:
Das von Heckler&Koch unterbreitete Angebot für das neue Sturmgewehr der Bundeswehr basierte auf den breiten Erfahrungen des Unternehmens mit Aufträgen dieser Größe, auf einer realistischen und gewissenhaften Kostenkalkulation für ein Hightech-Produkt und auf der Verantwortung der Firma für den Erhalt von 950 Arbeitsplätzen am Standort Oberndorf. (…)
Für die Bundeswehr-Ausschreibung hat Heckler&Koch das ohnehin technisch schon hoch entwickelte HK416 nochmals verbessert und nachweislich alle Ausschreibungsbedingungen erfüllt. Dieses Gewehr hat sich seit seiner Markteinführung zum europäischen Sturmgewehr gemausert. Es befindet sich in zahlreichen Nato-Ländern im Einsatz, zum einen als Standardwaffe in Norwegen, Frankreich und im US Marine Corps, sowie als Sturmgewehr neben vielen anderen bei den Spezialkräften der USA, Polens und Großbritanniens. Derzeit führen auch das Kommando Spezialkräfte der Bundeswehr (KSK) sowie die Kampfschwimmer diese Waffe als G95k ein.
„Wir werden die Entscheidung nun juristisch ausführlich prüfen und alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen“, sagt Vorstandschef Jens Bodo Koch.
Die komplette Pressemitteilung:
20200915_PM_HecklerKoch_Bw-Sturmgewehr-Entscheidung
*Korrektur: Das BMVg hat seine usprüngliche Angabe berichtigt: Die Frist zur Angebotsabgabe endete am 22. Juni 2020 und nicht am 15. Juni 2020.
(Foto: Screenshot der Haenel-Webseite mit dem MK556)
Und schon haben wir den Salat. Gab es nicht mal die Aussage dass die Patente für schlüsseltechnologien im Land bleiben sollen?
[Welches Patent, welche Schlüsseltechnologie, und was wollen Sie eigentlich zum Ausdruck bringen, außer „kauft deutsch“? T.W.]
„Schlüsseltechnologie“ Colt/Armalite M4 @Dante? Denn das ist das Haenel von der Technologie her.
Oder meinten Sie die Tatsache, dass HuK jetzt jemand anderem gehört? Die bauen aber auch schon lange keine Schlüsseltechnologien mehr. Ganz qualitativ ordentliche Handwaffen, aber daran ändern ja auch die Besitzverhältnisse prinzipiell mal nix.
Die Aussage mit dem Rechtsweg würde für mich nicht auf eine drohende Klage von Seiten HK schließen lassen. Bei EU-Vergaben ist der Zuschlag immer eine gewisse Frist lang schwebend unwirksam, weil eine Einspruchsfrist läuft. Die Formulierung ist einfach so gewählt um sich da im Nachhinein nicht angreifbar zu machen, wenn man davon redet, das der Zuschlag erteilt wurde.
Eine Vergaberüge ist meiner Meinung nach sogar ehr unwahrscheinlich, weil ein solch medienwirksames Vergabeverfahren wahrscheinlich hieb und stichfest dokumentiert und abgesichert wurde.
Zumindest handhaben wir das in meiner hießigen Vergabestelle so ;)
@Metallkopf:
Optisch und von der Ergonomie ist es ein typisches AR15-Derivat, aber mit dem entscheidenden Unterschied, dass es das, im Hinblick auf Verschmutzung, überlegene indirekte Gasdrucklader-System verwendet. (im Grunde steckt also ein bisschen G36 in diesem „AR15“)
Man muss einfach sagen, dass unter den Vorgaben, dass das Kaliber beizubehalten ist, von vornherein kein grosser Wurf zu erwarten war. Evolution, keine Revolution. Ich finde das aber in Ordnung.
Recht haben sie natürlich, dass das ohnehin keine Schlüsseltechnologie ist.
Die Handwaffenherstellung ist in Deutschland nicht als Schlüsseltechnologie definiert.
Selbst wenn, bei einem AR-15 System, egal ob von Haenel oder HK, kann man sicherlich nicht von Schlüsseltechnologie im Sinne von „Bauplänen“ etc. sprechen. Entscheidender ist das Fertigungswissen, insbesondere bei einer Serienfertigung.
Das sieht man sehr deutlich an der Causa Regeneration von MG3 Gehäusen. Es gibt zig Firmen weltweit, die diese in Lizenzfertigung hergestellt haben, aber keine davon konnte die Qaulitätsansprüche der BW halten.
„Versuche, auf dem Weltmarkt zeichnungsgerechte Ersatzgehäuse zu beschaffen, die den Qualitätsstandards der Bundeswehr genügen, waren letztendlich nicht erfolgreich.“… „m das MG3 dennoch bis an sein Nutzungsende einsatzreif zu halten, mussten auch unkonventionelle Lösungsansätze geprüft werden. Daher wurde über die Firma Rheinmetall ein gefrästes Gehäuse in Auftrag gegeben, mit dem der verbleibende Bedarf gedeckt werden soll.“
Zitat aus einem BAAINBw Beitrag hinter der Bezahlschranke bei Soldat & Technik: https://soldat-und-technik.de/2019/12/bewaffnung/17218/handwaffen-fuer-die-bundeswehr-maschinengewehre/
Naja @ TW Mit „kauft Deutsch“ hat dass erstmal wenig zu tun. Die Frage ist nur welches Firmengeflecht dahinter steht und wer davon am Ende provitiert. Und wer dann wohin welche Steuern abgibt. Oder eben auch nicht.
Ich habe gelesen, dass es das Modell „Haenel MK 556“ sein soll, kann das jemand bestätigen? Wäre ja eine ordentliche Waffe und die Modularität ist sicher auch vorteilhaft – gegenüber dem schrecklichen, festverbauten Zielvisier auf der G36.
Glaube es sind beides gute Waffen und ich hoffe die Testkriterien (Anforderungen) sind ordentlich definiert und angewendet worden. Wenn bei der Auswahl wirklich das Haenel-Produkt besser abgeschnitten hat und die Waffe sogar günstiger ist müssen die Beschaffer es laut Vergaberecht auch anschaffen, da bleibt keine andere Wahl.
Um Ruhe in den Karton zu bekommen, würde ich HK416 (G95k), MG5 und MG4 bei H&K im unteren 4-stelligen (alle 3 Typen zusammen) Bereich nachbestellen. Das sind eingeführte Systeme und da gibt es auch Möglichkeiten eine Nachbeschaffung gut zu begründen, z.B. schnelleres Ausphasen des MG3.
Zwei hochqualifizierte Handwaffenhersteller in Deutschland wollen eben bedacht werden und in Zukunft kann die Konkurrenz der BW nur nützen.
Also wenn es darum geht, nur noch bei Firmen zu kaufen, die in rein deutschem Besitz sind, dann wird es arg schwierig. Aber Eselskarren und Faustkeile aus heimischer Produktion von zu Hause produzierenden, familiären Kleinunternehmen, die gehen bestimmt noch.
Man möge sich mal die DAX-Unternehmen anschauen, wer da so Anteilseigner ist. So ein Argument in heutiger Zeit ist weltfremd und borniert.
@Phantom711
„Evolution, keine Revolution. “
Wo ist jetzt eigentlich der Unterschied zum G36 bzw. zu einem möglichen G36 mod? Sprich, was kann die neue Waffe „besser“ als das G36?
@Phantom711: Als Kaliber waren im Vergabeverfahren 7,62 und 5,56 zugelassen.
Sehr gut. Man hat verglichen und das bessere Angebot ausgewählt. Von einer Firma die bestimmt einen besseren „KUNDENSERVICE“ leisten wird, weil man eben nicht dieses „HAUS UND HOFLIEFERANT“ Gehabe hat und sich noch beweisen muss. […]
Ich sehe die Entscheidung pro Haenel Positiv.
[Ich habe eine justiziable Aussage bzgl. des BAAINBw gelöscht – ich werde dafür nicht die juristische Haftung übernehmen, schon gar nicht für eine Behauptung ohne Belege. T.W.]
@Thomas Melber:
das kann ich nicht beurteilen. Aber offensichtlich ist ja HK nicht mit einem verbesserten G36 ins Rennen gegangen.
@Brainstormer:
Dass auch 7,62mm im Vergabeverfahren zugelassen waren, hatte ich zwar nicht mehr ganz im Kopf, aber ich meinte es auch eher hinsichtlich der etwaigen, auch hier of angeregten, Nutzung eines gänzlich neuen Kalibers (6,5 oder 6,8).
@ Pio Fritz Mein Problem ist ja nicht die Frage wem die Firma gehört sondern wo das Geld hinfließt. Suhl ist ne kleine Stadt. Und die können die Steuereinahmen gebrauchen. Wenn haenel aber faktisch in einem „steuerparadies“ gelistet ist, kann es schwierig werden.
@all
Stellungnahme von H&K oben nachgetragen – die Firma will „alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen“; der Zeitverzug dürfte damit gesetzt sein.
Mich würde vorallem mal interessieren wie bei der Vergabe erklärt wurde, dass:
a) Die Schulterstütze fest und nicht abklappbar ist
b) Die Waffe den objektiven Nachteil hat, dass bei Beschädigung der Schulterstütze die Waffe schnell unbrauchbar wird
c) Dass man nun (fast) _alle_ Soldaten auf die neue Ergonomie (180° anstatt 90° Sicherung) (um-)schulen muss
Das der Ladehebel nun an der Schulterstütze anstatt mittig über der Waffe ist, ist dabei schon nebensächlich. Das BMVg hat sich mit dieser (technisch sicherlich einwandfreien) Waffe „mal eben“ für ein völlig neues Bedienkonzept entschieden und ob die Kosten die durch erneute Ausbildung entstehen mit eingepreist wurden, wage ich zu Bezweifeln.
Mal kritisch hinterfragt: Werden bei Auftragsvergaben der öffentlichen Hand nicht auch die Unternehmen auf Ihre Zukunftsfähigkeit abgeklopft? Nicht nur, aber vor allem doch auch, im Hinblick darauf, dass das gekaufte und eingesetzte Produkt über Jahrzehnte genutzt wird und eine Ersatzteilversorgung gewährleistet sein muss?
Kann es sein, dass H&K das eventuell nicht erfüllen kann. Könnte es nicht sein, dass H&K als Risikokandidat eingestuft wird und man mit einem Totalausfall rechnen kann?
Entwicklungen der letzten zehn Jahre wie Standart & Poor’s Rating von 2010 auf CCC+ (Zahlungsausfall nur bei günstiger Entwicklung abwendbar), geplatzter Börsengang 2011, Klagen, Schuldenstand 2018 von 182 Millionen Euro in 2019 auf 231 Millionen Euro gestiegen, interne Machtkämpfe der Gesellschafter, etc… würde mich bei einer Auftragsvergabe schon sehr zweifeln lassen, ob die Zusammenarbeit in der Zukunft gefährdet ist, bzw. überhaupt langfristig Sinn macht.
Ich verstehe die Unruhe bzw. den Unmut, welche(r) sich hier bzw. im Netz zum Ausdruck bringen, nicht ganz. H&K ist es allein schon seinen Aktionären schuldig, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um diese Entscheidung zu kippen; mal abgesehen davon, dass sie sicherlich auch von ihren Produkten überzeugt sind. Insofern ist der Einspruch logisch und nachvollziehbar (und C.G.Haenel hätte im Umkehrschluss genauso gehandelt!).
Darüber hinaus hat eine Verzögerung des Projekts lediglich emotionale Folgen, denn die Bw verfügt weiterhin über eine (weitestgehend) funktionierende und brauchbare Standardwaffe. Wenn die Beschaffer sauber gearbeitet haben, werden die Einwände abgelehnt und gut ist. Wenn nicht, hatte H&K allen Grund den juristischen Weg zu beschreiten.
Haenel gehört über den arabischen Waffenhersteller Caracal International indirekt zum Staatskonzern Tawazun aus den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Bei H&K scheinen die Eigentumsvehältnisse wohl nicht eindeutig zu sein.
Das Bedienkonzept von AR15 (wie z.B. MK556 oder auch HK416 ) ist im Vergleich zum G36 hier ja schon öfter thematisiert wurden, Stichworte Durchladehebel, Magazinauswurf,… Bei einem HK433 wäre das Bedienkonzept ja auch als „G36“ möglich gewesen.
Bei der Einführung müsste doch mit einem erhöhten Aufwand für die „Umschulung“ bei den Bedienkonzepten eingeplant werden. Ist es bekannt, ob so etwas auch bei der „Wirtschaftlichkeit“ Beurteilung seitens des BAAINBw berücksichtigt wird?
Muss eigentlich (oder ist es üblich das) die Evaluierung veröffentlicht wird? Fände ich ziemlich spannend zu lesen.
Das ist wirklich eine faustdicke Überraschung: Keine Goldrandlösung sondern bewährtes Material! Da wird am Ende auch der Preis eine entscheidende Rolle gespielt haben, denn vom Grundkonzept unterscheiden sich die HK433 und das MK556 nicht wesentlich. Da die Waffen komplett in Deutschland gefertigt werden sollen, wird Haenel die Fertigung nun deutlich ausbauen müssen. Meines Wissens nach ist das für die Suhler Waffenschmiede nämlich der erste Auftrag in dieser Größenordnung. Zumindest hat das MK556 im Gegensatz zum von einigen Landespolizeien eingeführten CR223 eine verstellbare Gasabnahme. Die Hamburger Polizei hatte da ja mal Probleme mit Zuführstörungen.
@Voodoo
„Ich verstehe die Unruhe bzw. den Unmut, welcher) sich hier bzw. im Netz zum Ausdruck bringen, nicht ganz. “
Meiner Meinung nach hat das mehrere Gründe
a) Viele (auch hier anwesende) Kommentatoren haben nie wirklich das „G36-Bashing“ und damit die Ablehnung von H&K, verstanden. Wie ich in einem anderen Thread schon schrieb, ist die ganze Thematik um die Waffe technisch sicherlich richtig, aber rechtlich nicht zu beanstanden und — aus den gleichen Gründen wie hier, der Hausherr hat es auch in diesem Artikel treffend erwähnt — für die meisten Soldaten emotional sehr aufgeladen.
b) Für die meisten ist C. G. Haenel sicherlich ein Begriff im Bereich Kleinwaffen, aber die wenigsten von uns wissen wie gut die Firma einen Auftrag in der Größenordnung erfüllen wird, schon alleine deshalb weil die Neugründung und damit Produktion der ’45 aufgelösten Firma erst 2008 wieder erfolgte.
Ich persönlich finde das HK433 besser, einfach weil mir das Bedienkonzept mehr zusagt. Im Inneren der Waffe steckt eh ein Kurzhubkolben (aka: AR-18) und ist rein technisch gesehen genauso zuverlässig wie G36, HK416 oder HK433. Wobei man auch erwähnen muss, dass die Ergonomie eines jeden AR-15 rund um den Magazinschacht (Auswurf, bolt-hold-open, etc.) dem G36 voraus ist.
Interessant wird auch noch die Thematik rund um die Magazine. Passen die des G36? wechselt die BW auf STANAG kompatible?
Nachtrag @ alle, die sich über Ergonomie etc. aufregen:
Hat irgendjemand denn bereits die tatsächliche Waffe gesehen, die C.G.Haenel im Ausschreibungsverfahren eingereicht hat? Ich persönlich nämlich nicht, denn es wird zumeist immer ein Beispielfoto der Website des Herstellers bemüht, siehe dpa-Meldung und obiges Bild.
Evtl. warten wir es erst einmal ab und überlassen es Haenel, ein aktuelles Bild des Ausschreibungssiegers zu liefern und regen uns anschließend (!) über Spezifika auf …
Sind solche Verfahren, die hauptsächlich den Projektverlauf verzögern, jemals von Erfolg gewesen (= der unterlegene Hersteller bekam eine zweite Chance oder gar final doch den Zuschlag)?
Denn grundsätzlich finde ich es etwas befremdlich, wenn so ein Verfahren „nur“ eröffnet wird, um der Konkurrenz (aber letztendlich auch dem Auftraggeber) ans Bein zu pi****.
Wenn so eine „Störung im Projektverlauf“ bereits absehbar ist, dann habe ich doch eigentlich keine Lust mehr, mit so einem Partner Geschäfte zu machen?
Ernste Frage: Ist die klappbare Schulterstuetze wirklich so relevant? Selbst die Hk416 hat das nicht als Standard, nur mit Adapter. Aber wenn man nicht gerade Falli ist oder in einer anderen Spezial-Kategorie, dann duerfte das doch eher nachrangig sein. Und fuer die Spezialfaelle kann man wie gesagt Adapter kaufen.
@Dante sagt: 15.09.2020 um 11:55 Uhr
„@ Pio Fritz Mein Problem ist ja nicht die Frage wem die Firma gehört sondern wo das Geld hinfließt. Suhl ist ne kleine Stadt. Und die können die Steuereinahmen gebrauchen.“
Die die Stadt auch bekommt, nämlich Gewerbesteuer, weil die Produktionsstätte eben in der Gemeinde liegt. Und Umsatzsteuer/Lohnsteuer wird auch in Deutschland abgeführt. Für weitere Aussagen müsste man sich die Konzernstruktur anschauen. Wir sprechen hier über produzierendes Gewerbe, nicht irgendwelche Internetdienstleistungen, nicht vergessen. Das sollte als OT am Rande reichen.
Weder muss, noch ist es üblich, dass eine detaillierte Wertung der Angebote veröffentlicht wird.
Es muss auch nicht erklärt werden, warum die BW sich für eine Waffe mit einschiebender Stütze entschieden hat. Wenn beide Ausführungen in den Unterlagen als möglich ersichtlich sind, ist das eben so. Der Auftraggeber hat ein Leistungsbestimmungsrecht und muss sich hierfür gegenüber keinem Bieter rechtfertigen.
Auf der anderen Bedienung haben ja jetzt schon mehrere Kommentatoren herumgeritten … Ganz ehrlich: Das ist keine Raketenwissenschaft und die (Gedächtnis-)motorische Umgewöhnung auch nicht gerade Neuland. Mit der Logik dürfte kein Gerät jemals an der Bedienung verändert werden, weil anscheinend pro Soldatenleben immer nur einmal pro Gerättegattung gelernt werden kann …
Dauert halt wieder ein paar Stunden, bevor es mit verbundenen Augen zusammengesetzt werden kann. Dann schießt es aber mindestens genauso schön gerade aus, wie sein Vorgänger.
Vielleicht sollte man einfach mal darauf vertrauen, dass das Pflichtenheft gewissenhaft erfüllt wurde und die Prüfer bis auf die Schraube getestet haben. Die Details folgen dann schon noch.
@Pham Nuwen
Das eine Umschulung stattfinden kann (und auch muss) ist offensichtlich und von mir ja auch schon in meinem Kommentar angemerkt worden. Allerdings wenn ich (rein zivil gerechnet) ein „paar“ Stunden PRO Soldat rechne, macht das doch bei der Menge an Soldaten der BW bestimmt eine nicht zu unterschätzende finanzielle Größe.. Der finanzielle Vorteil war ja EIN Punkt der genannten Gründe für das Haenel Gewehr.
Ich hatte das so aufgefasst das HK gerade deswegen mit dem HK433 ins Rennen gegangen ist (oder täusche ich mich da und nur das HK416 wurde eingereicht). Bei diesem Gewehr hätten doch die Kosten für eine Umschulung deutlich geringer ausfallen müssen. Daher ja meine Frage, ob jemand weiß, ob so etwas auch bei solchen Bewertungen einfließt, oder ob Personenstunden bei der BW mit 0 Euro kalkuliert werden. (Kann ja sein, vielleicht wird das anders berechnet)
@Alex sagt:15.09.2020 um 13:39 Uhr:“Ernste Frage: Ist die klappbare Schulterstuetze wirklich so relevant? Selbst die Hk416 hat das nicht als Standard, nur mit Adapter. Aber wenn man nicht gerade Falli ist oder in einer anderen Spezial-Kategorie, dann duerfte das doch eher nachrangig sein. Und fuer die Spezialfaelle kann man wie gesagt Adapter kaufen.“
Ja ist wichtig. Die gesamte Bunddeswehr ist motorisiert und deswegen hat man dem G36 eine klappbare Schulterstütze gegeben, damit man das Gewehr in Fahrzeugen leichter verstauen kann. Man kann zwar ein paar Zentimeter an der neuen Büchse sparen indem man die Stütze komplett einschiebt, aber einklappen wäre halt noch kompakter.
Die Adapter von denen sie schreiben, machen es zwar möglich das Rohr mit SChulterstütze an einem M4 zur Seite zu klappen, dann ist aber die Rückseite des Verschlußträgers offen und Dreck kqnn in die Waffe gelangen. Und man kann exakt einmal schießen, dann fliegt nämlich der komplette Verschluß nach Schussabgabe nach hinten raus. Also unpraktisch für Schütze Dosenkohl. Teuer und schwer sind diese Adapter auch noch. Diese Adapter sind wirklich nur für sehr spezielle Zwecke (zum Beispiel Transport in einer Sporttasche) oder eben privates Basteln geeignet.
———————————
Wie andere hier auch mache Ich mir Sorgen um die Produktuionskapazitäten, die Haenel jetzt aufbauen muss. Das kann man mal nicht so eben. Und wie auch schon angemerkt, über die Holding in den Emiraten bleibt wohl auch nicht viel in Suhl hängen von dem Geld. Aber wie das im Moment bei H&K aussieht im Vergleich?
Die Entscheidung ist gefallen! Ob sich die Bundewehr hiermit allerdings einen Gefallen tut, bleibt abzuwarten. Ich benutze und besitze sowohl die CR-223 und besaß die CR-308 von Haenel und besitze auch eine HK MR-223 A1 und eine MR-308 A3.
Meiner Meinung nach kann Haenel sowohl in der Qualität, als auch in der Präzision den HK Produkten nicht das Wasser reichen. Auch wäre das HK-433 eine innovativere Lösung gewesen (Klappschaft und Durchladehebel)
Mal sehen, was die Zukunft bringt !
@Pham Nuwen
Absolute Zustimmung. Ich bin keine Infanterist, kann aber dieses Argument, dass die Bedienung eine scheinbar „unzumutbare“ Umgewöhnung erfordert auch nicht ganz nachvollziehen. Dann hätte ja das KSK auch nie das HK416 beschaffen dürfen….
@Alex:
Wieso meinen eigentlich so viele, dass FschJg abklappbare Schulterstützen bräuchten? Die US Army springt doch auch mit M4 bzw. lange Zeit sogar mit M16…und das bis vor nicht allzu langer Zeit auch mit dem gleichen Schirm.
Interessant finde ich die Frage, welche Rohrlänge beschafft wird und ob einheitlich für alle.
@Pham Nuwen
„Das ist keine Raketenwissenschaft und die (Gedächtnis-)motorische Umgewöhnung auch nicht gerade Neuland.“
Es geht bei der Kritik weniger um „absolut keine Änderung in der Ergonomie“ als um „Sinnlose Änderungen, bzw. Rückschritt in der Ergonomie. Sicherlich kann man sein Muskelgedächtnis neu trainieren nur dass dauert und wird immer wieder zu Fehlern führen. Nicht umsonst sind in der AGA die besten Schützen oft die die vorher noch nichts mit Waffen zu tun hatten, da hat sich noch nichts falsch eingeschliffen.
Dazu kommt, dass wenn es wirklich der MK566 (noch ist die genaue Waffe nicht draußen, insofern hat @Voodoo recht) wird und sich bei der Konstruktion sehr nah an der Konstruktion des AR-15 gehalten hat, man auch wahrscheinlich die (bekannten) Fehler in der Ergonomie übernommen hat.
Es ist kein Geheimnis, dass die Position des Ladehebels nicht die Beste ist (siehe dazu u.a. die unzähligen aftermarket Teile für das AR-15) und dass die Sicherung, insbesondere mit Handschuhen nur schlecht bedient werden kann (ist einfach zu schmal) und dass die einseitige 180° Sicherung es erfordern die Hand vom Griffstück zu nehmen um die Sicherungstätigkeit durchzuführen, mit Daumen entsichern und Zeigefinger sichern, wie beim G36 ist schlicht unmöglich.
@Brainstormer
„Der Auftraggeber hat ein Leistungsbestimmungsrecht und muss sich hierfür gegenüber keinem Bieter rechtfertigen.“
Generell und in der Privatwirtschaft ja, da es aber hier geht es um öffentliche Gelder. Dazu kommt dass H&K rechtliche Schritte einleiten will und damit werden die Gründe mit ziemlicher Sicherheit in einem evtl. Gerichtsverfahren zur Sprache kommen müssen.
Die einzige Frage die sich stellt ist dann die der Geheimhaltung und ob eine öffentliche Ausschreibung nicht auch eine öffentliche Begründung nach sich zieht.
@Pio-Fritz
C.G. Haenel ist, genauso wie deren Eigentümer Merkel Jagdwaffen, eine GmbH da ist nicht viel mit Tricksereien.
@SvenS:
Solche Aspekte werden bestimmt berücksichtigt, aber vermutlich nicht in dieser Detailverliebtheit.
Wird eine neue Waffe eingeführt, hat das Konsequenzen, sowohl für die damit verbundene Logistik, als auch die Ausbildung. Dabei spielt das doch nun wirklich kaum eine Rolle, dass der Ladehebel jetzt an einer anderen Stelle sitzt. Der Soldat muss an der neuen Waffe ausgebildet werden. Punkt. Da nimmt das Erlernen von „Zerlegen und Zusammensetzen“ vermutlich mehr Zeit in Anspruch als die Gewöhnung an den neuen Ladehebel…
Anders wäre der Kostenfaktor vielleicht zu bewerten gewesen, wenn man eine modifizierte Variante des G36 gewählt hätte.
@SOMMERBIWAK / @Alex
Für Spezialfälle gibt’s das Arsenal des KSK.
Aus der HK Pressemeldung:
„Für die Bundeswehr-Ausschreibung hat Heckler & Koch das ohnehin technisch schon hoch entwickelte HK416 nochmals verbessert und nachweislich alle Ausschreibungsbedingungen erfüllt.“
-> heißt das, dass
1. das HK433 die Anforderungen nicht erfüllt hat
2. HK letztendlich v.a. auf das HK416 gesetzt hat
3. somit 2 AR15 Bedienkonzepte zur Auswahl standen und sich die BW für das entschieden hat, das 1. die technischen Anforderungen der Ausschreibung besser erfüllte und 2. auch noch mittelfristig günstiger war?
Zu den schwierigen wirtschaftlichen, organisatorischen und politischen Verhältnissen bei HK – nicht zuletzt nach den aktuellen NS-Enthüllungen – wurde ja jetzt schon recht viel geschrieben. Wenn man die emotionale Erstreaktion mal außer Acht lässt, zeigen sich bei einem nüchternern Blick mehr als genug Hinweise darauf, dass das die absolut richtige Entscheidung ist.
@Sommerbiwak sagt: 15.09.2020 um 14:39 Uhr
„Und wie auch schon angemerkt, über die Holding in den Emiraten bleibt wohl auch nicht viel in Suhl hängen von dem Geld. Aber wie das im Moment bei H&K aussieht im Vergleich?“
Das erinnert mich irgendwie an die Vergabe der neuen Fregatte an Damen und das selbe Rumgeheule. Sie sprechen nur über den Gewinn aus diesem Auftrag, der evt. in die Emirate fliesst. Die Lohne, der Materialeinkauf (zumindest z.T.), Verwaltungskosten etc. bleibt alles hier. Diese „Abflußdenke“ ist sowas von überholt und wird nur noch von Trump bedient. Ergebnisse kann man live verfolgen.
Es ist wohl sehr zweifelhaft, dass Haenel das Gewehr zu den versprochenen Preisen in Deutschland herstellen lässt. Das wird wohl eher in den VAE erfolgen, wie bei den Aufträgen für das Caracal Sultan aus Algerien und Indien?
Eine merkwürdige Diskussion bisweilen. „Nehmt die nicht so geeignete Waffe, da sie von einem Unternehmen produziert wird welches rein deutsche Eigner hat!“?
Ich befürworte die Entscheidung, solange unsere Soldaten, dass best mögliche Gewehr im Einsatz haben! Ob das jetzt von einem saudischen, russischen oder sonstigem Unternehmen produziert wird. Solange die Ersatzteilversorgung und Zukunftsfähigkeit gewährleistet ist, ist doch alles tutti.
Laut HK Pressetext hat man wohl mit dem HK 416 teilgenommen und verloren.
Ich gehe ferner davon aus das sowohl HK 416 wie auch MK 556 in der Truppe einer Erprobung unterzogen wurden und man die bessere Waffe gewählt hat und nicht nur der Preis entscheidend war.
@Oliver:
Die bietenden Unternehmen werden vorab geprüft im Rahmen einer Eigenerklärung (EEE). Bevor dort nicht alle Häkchen an der richtigen Stelle sind (Insolvenz, Steuerzahlungen, Sozialabgaben, Wettbewerbsverzerrung, etc.), wird das gebotene Produkt erst gar nicht angeschaut.
Kurzum: Zukunftsfähigkeit ist kein Vergabekriterium, und wird nur sporadisch durch eine ‚Eignungsprüfung‘ ermittelt, ob das Unternehmen überhaupt erst an der Ausschreibung teilnehmen darf.
@AB
„Wenn man die emotionale Erstreaktion mal außer Acht lässt, zeigen sich bei einem nüchternern Blick mehr als genug Hinweise darauf, dass das die absolut richtige Entscheidung ist.“
Das ist, finde ich, ein guter Punkt. Ebenso wie bei MKS180 (was als Thema natürlich nochmal eine Ecke nischiger, aber bei aktiven und ehemaligen Seefahrerinnen und Seefahrern sicherlich nicht weniger emotional besetzt ist) deutet der vergleichsweise geringe Aufschrei gegen einen (moderat) neuen Weg durchaus darauf hin, dass man in Fachkreisen mit der Entscheidung einverstanden ist. Wäre die Entscheidung eine vor allem politische gewesen, es wären sicher mehr oder weniger pikante Details aus dem Vergabeverfahren durchgesickert, die fachlich in eine andere Richtung gedeutet hätten.
So bleibt für mich der Eindruck, dass man für eine minimal überhastete und nicht unbedingt auf besondere Langfristigkeit angelegte Ersatzbeschaffung im Sinne der Truppe entschieden hat.
@Ruhrpottpatriot: Einer öffentlichen Ausschreibung folgt keine öffentliche Begründung für die Auswahl. Das einzige was zu veröffentlichen ist, ist wer den Zuschlag bekommen hat, Lose, wieviele Unternehmen insgesamt teilgenommen haben, wie hoch das Volumen ist und Oberbegriffe der Wertung. Viel mehr gibt es für die Öffentlichkeit nicht zu lesen.
Siehe z.B auch hier https://www.gesetze-im-internet.de/vsvgv/index.html#BJNR150900012BJNE003201118 und hier https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:02015R1986-20151112&from=SL
Mitbieter erfahren denjenigen, der den Zuschlag erhalten hat und ihr Ergebnis der Wertung. Die Ergebnisse der übrigen Bieter zum Vergleich nicht.
Was vor der Vergabekammer oder vor Gericht angesprochen wird, ist dann eine ganz andere Geschichte.
Aus der verlinkten H&K-Pressemitteilung: „Die Zahl der Bestellungen aus aller Welt ist höher als wir derzeit abarbeiten können und die Nachfrage weiter hoch“
Ich finde diese Formulierung irgendwie unglücklich gewählt. So liest es sich, als seien die Produktionskapazitäten jetzt schon zu ausgelastet, um den Auftrag zeitgerecht umzusetzen.
(OT: Lese ich das richtig, dass Marco Seliger (Ex-Chefredakteur der Reservistenzeitschrift Loyal, jetzt bei H&K in der Öffentlichkeitsarbeit sitzt? Das finde ich – völlig urteilsfrei – ziemlich interessant).
[Zu Seliger: Ja, das ist so. T.W.]
Freunde des gepflegten Shitstorms. So wie ich das grob verstanden hab liefen da wohl ein paar Patente unter anderem auch auf die HK Sport- und Jagdwaffen GmbH die seinerzeit wohl an Caracal verkauft worden ist.
Außerdem scheinen die Herrn Hirt und Sirios irgendwie bei der Entwicklung bzw. von Vorgängerwaffen, beteiligt gewesen zu sein.
(Robert Hirt ist übrigens der sympatische junge Mann aus dem pixeligen Video, in dem er 900 Schuss, Dauerfeuer aus dem G36 schießt, während das Gewehr bereits feuer gefangen hat.)
Könnte vllt jemand der Wissenden genauere Auskunft erteilen?
Für mich, als Leihen, sieht das so aus, als dass das MK556 eine Art von HK416, (möglicherweise an der ein oder anderen Stelle verbessert,) ist.
Warum das HK433 sich nicht durchsetzen konnte, würde mich auch brennend interessieren. Aber gut dann wird der Nachfolger des G36 halt nicht als Zukunftsspaceweapon für Film und Fernsehen genutzt.
Vielleicht ist es bei dem ganzen Haenel bashing mal genauer zu hinterfragen, welchen Vater die Waffe hat… siehe da, es ist Robert Hirt, welcher das HK416 entwickelt hat, das SIG 516/716 und eben nun bei Caracal (UAE Mutter von Haenel sitzt). Herr Hirt, der ein sehr netter Mensch und innovativer Charakter ist der Vater der beiden Waffen die noch im Rennen waren. Er hat das Piston system entwickelt. Von daher macht man sich eher lächerlig wenn man über die Innovationskraft der Waffen streitet. Zudem wird HK eine andere Kostenstuktur und Margenvorgaben haben als Haenel, die einen finianzstarken Rücken haben.
Dieser Auftrag wird Caracal einen mächtigen Prestigeschub für zukünftige Geschäfte geben.
Hier (verfügbar aus open source) kann man sich mal schlau über den Vater des HK 416 und MK556 machen;
Patente von Hirt: https://patents.justia.com/inventor/robert-hirt
Von der Caracal Webseiter: „Robert Hirt was with Heckler & Koch through several programs, most notably the HK416 as well as with SIG Sauer as the VP of Special Weapons Group/engineering/Defense Systems and is the inventor of the 516/517, MPX and MCX programs. Robert is now the Chief Operating Officer of Caracal.“
[Danke für die Hinweise. Die Caracal-Webseite mit diesem Zitat habe ich allerdings nicht gefunden; Link bitte – aber genau dieser Satz steht auch im Bericht des Small Arms Defense Journal über „The Caracal CAR816: The New Desert Assault Rifle“.
http://www.sadefensejournal.com/wp/the-caracal-car816-the-new-desert-assault-rifle/
T.W.]
@ T.W.
Danke. Nicht gegen seinen neuen Job (ich denke mal, dass er da gute Arbeit leisten wird, und dass H&K nach der oft unglücklichen Öffentlichkeitsarbeit der letzten Jahre seine Kenntnisse gut gebrauchen kann), aber ich finde es schade, dass die ohnehin schon kleine deutsche Community der Journalisten mit sicherheitspolitischem Schwerpunkt weiter geschrumpft ist. Ich hoffe, dass sie uns weiterhin erhalten bleiben ;)
„Das BMVg hat sich mit dieser (technisch sicherlich einwandfreien) Waffe „mal eben“ für ein völlig neues Bedienkonzept entschieden und ob die Kosten die durch erneute Ausbildung entstehen mit eingepreist wurden, wage ich zu Bezweifeln.“
Mit diesem Argument würden wir noch heute im HS30 rumfahren, bzw. auch nicht. Im Gegenteil, ich würde einmal überlegen ob die Neuerungen nicht vielleicht ein wenig ergonomischer sind…
A-Darter sagt: „Ich gehe ferner davon aus das sowohl HK 416 wie auch MK 556 in der Truppe einer Erprobung unterzogen wurden und man die bessere Waffe gewählt hat “
Wissen etwas genaures über ein Truppenerprobung, wurde das von der Bw veröffentlicht in einem Internetauftritt?
Erprobungen finden nach meiner Erinnerung an Erprobungsstellen statt.
[Hm, beim G36 gab’s noch ausführliche Truppenversuche…?
https://augengeradeaus.net/2015/06/fuers-g36-archiv-chaos-im-archivkeller/comment-page-1/
T.W.]
Aus meiner Sicht hat die Entscheidung für die Waffe vor allem auch etwas mit verletzter Eitelkeit bei der Bundeswehr bzw. dessen Beschaffungsamt zu tun. Offenbar konnte man es nicht verknusen, dass man vor Gericht nicht Heckler und Koch für die Mängel an dem G36 haftbar machen konnte – wenn es überhaupt je welche gegeben hat. Wie nun letztes Jahr auch noch H&K das Vergabeverfahren offen kritisierte, hat dies anscheinend dann das Fass zum überlaufen gebracht, so dass man jetzt auf den aufmüpfigen Hoflieferanten für Sturmgewehre überdrüssig wurde. Mit dem HK416 hatte Heckler und Koch eigentlich ein bewährtes Topprodukt im Portfolio, dass bei so vielen Armeen und Spezialeinheiten eingeführt wurde, dass eigentlich hier der Zuschlag hätte erteilt werden „müssen“. Aber so ist dass halt im Leben, es entscheidet nicht nur die Technik alleine und man kann sich niemals bei einer Ausschreibung sicher sein, auch wenn bereits seit 60 Jahren die Bundeswehr mit Sturmgewehren beliefert. Wollen wir hoffen, dass das Gewehr von Haenel einen guten Job macht und dieses die Anforderungen der Zukunft erfüllen kann, Dies besonders unter dem Aspekt, dass die USA für ihr NGSW-Projekt ja das Kaliber 6,8 mm einführen und ein möglicher Schwenk von 5,56 auf das neue Kaliber hoffentlich ohne großes Aufwand möglich ist.