Fürs G36-Archiv: Chaos im (Archiv)Keller
Spätestens am kommenden Mittwoch, wenn sich der Verteidigungsausschuss des Bundestages einen ganzen Nachmittag gezielt mit dem Thema befasst, wird der Streit um das Sturmgewehr G36 wieder öffentliche Aufmerksamkeit bekommen. Zur Vorbereitung der Debatte deshalb ein Hinweis auf die Unterlagen, die das Verteidigungsministerium Ende vergangener Woche den Abgeordneten zukommen ließ. Dabei ging es um die Entscheidung vor mehr als 20 Jahren für die Beschaffung des G36 als Standardwaffe der Bundeswehr, und diese zwei Jahrzehnte sind auch das Problem:
Aus der Erklärung der Truppenverwendbarkeit vom 17. Juni 1994 geht hervor, dass der taktische Anteil des Truppenversuchs unter Federführung der Infanterieschule durchgeführt wurde. Truppengattungsspezifische Besonderheiten wurden von der Kampftruppenschule, der Luftlande-/Lufttransportschule, der Gebirgs- und Winterkampfschule sowie der internationalen Fernspähschule erprobt. Nach Ablauf der Aufbewahrungsfristen und diversen Umgliederungen liegen die Unterlagen zu diesen Vorgängen den einzelnen Organisationseinheiten nicht mehr vollständig vor.
schrieb das Ministerium den Parlamentariern. Das mit den Aufbewahrungsfristen überrascht mich als Laien ein wenig – ich hätte gedacht, dass bei einem Waffensystem die relevanten Dokumente zumindest bis zum Ablauf der projektierten Nutzungsdauer aufgehoben würden; das wäre nach der Nutzungsgenehmigung 1995 bis in dieses Jahr gewesen.
Aber immerhin lässt sich ein Teil des Entscheidungsablaufs noch rekonstruieren. Das Ministerium fand die Erklärung der Truppenverwendbarkeit des Generals der Infanterie (wenn auch ohne den zu Grunde liegenden Bericht der Infanterieschule), den Bericht über den Truppenversuch der Gebirgs- und Winterkampfschule (komplett), den anlässlich des Truppenversuches der Kampftruppenschule 2 erarbeiteten Vorschlag zum Anschießen und Justieren des G36, LMG36 und des HK50 und die Prüfergebnisse Truppenversuch zu G36, logistischer Anteil. Außerdem einen Vermerk über eine Besprechung in der Rüstungsabteilung des Verteidigungsministeriums im August 1994.
Der Vorschlag zum Anschießen und Justieren und der logistische Anteil der Prüfergebnisse sind da eher weniger von Interesse. Und die Erklärung der Truppenverwendbarkeit durch den General der Infanterie ist nicht viel mehr als die Aussage, dass das G36 für den Gebrauch in der Bundeswehr geeignet ist, auf der Grundlage von Untersuchungen der Kampftruppenschule1/Infanterieschule, Kampftruppenschule2/Panzertruppenschule, Luftlande- und Lufttransportschule, Gebirgs- und Winterkampfschule sowie Internationale Fernspähschule:
Auf der Grundlage der Truppenversuchsberichte kann festgestellt werden, daß die Forderungen an die Waffe erfüllt werden. Unter Berücksichtigung des in der Besprechung vom 7.6.1994 festgelegten Konstruktionsstandes ist das Gewehr G36 für die Verwendung in der Truppe
– geeignet -.
(Hervorhebung im Original, T.W.)
Nun fehlen, wie gesagt, leider die meisten Truppenversuchsberichte. Bis auf einen, nämlich den der Gebirgs- und Winterkampfschule. Und das ist doch interessant, denn in Medienmeldungen ist immer wieder davon die Rede, dass gerade diese Schule das G36 als ungeeignet befunden habe und ein österreichisches Konkurrenzprodukt für besser geeignet eingestuft worden sei.
In der Tat, am 23. März 1994 meldete die Gebirgs- und Winterkampfschule, Spezialstab ATV, unter dem Aktenzeichen 72-25-13 an das Heeresamt in Köln zum G36, damals mit der Modellbezeichnung HK50 des Herstellers Heckler&Koch:
Für das Gewehr HK50 und das Maschinengewehr HK50 – LMG – kann die Truppenverwendbarkeit aus Sicht der Gebirgs- und Winterkampfschule nicht erklärt werden.
Gewehr Steyr AUG und Maschinengewehr Steyr AUG -LMG – sind truppenverwendbar.
Allerdings wird meist nicht so detailliert erläutert, warum die Gebirgsjäger zu dieser Einschätzung kamen. Einige wesentliche Kritikpunkte aus dem Bericht:
Die Waffen HK50 können mit Handschuhen nur eingeschränkt oder gar nicht bedient werden.
Beim Gewehr lässt sich der Ladehebel nicht, und der Abzug kaum bedienen. Beim MG kann zwar durchgeladen werden, der Abzug kann mit Fingerhandschuhen nur mühsam, mit Fausthandschuhen nicht betätigt werden (Abzugbügel zu eng ausgeführt).
Sie sind daher für den Einsatz unter winterlichen Bedingungen nicht geeignet.
(…)
Das Magazin des HK 50 fällt im Gefechtsdienst ständig aus dem Magazinschacht – die Feder am Magazinhalter ist zu schwach. Dies ist nicht nur ärgerlich, sondern beeinträchtigt die Einsatzbereitschaft erheblich.
(…)Die optischen Visiereinrichtungen der Waffen zeigten insgesamt nur eine schwache Tendenz zum Beschlagen. Es fiel jedoch auf, daß die beschneite oder beschlagene Optik (Ein- und Ausblicke) vor allem des HK 50, wegen schlechter Zugänglichkeit, nur schwer von Schnee und Eis zu befreien waren.
(…)
Die Konstruktion des Verschlußträgers mit Ladehebel bei Gewehr HK 50 und MG HK 50 ist in beiden Versionen unbrauchbar. Beim Gewehr läßt er sich mit Handschuhen nicht bedienen.
Beim MG besteht die Gefährdung der Hand durch den ungeschützt vor- und zurückgleitenden Verschlußträger. Der Verschluß kann nur dann in offener Stellung gehalten werden, wenn ein leeres Magazin beim Zurückziehen eingeführt ist. Ist der Verschluß dann offen arretiert und das Magazin z.B. zum Entölen der Waffe, zum Beseitigen einer Hemmung oder zur Kontrolle des Ladezustandes entnommen, genügt schon ein leichter Schlag auf die Schulterstütze und der Verschluß schlägt nach vorne. Große Verletzungsgefahr!
(…)
Ergebnis 1. Teilversuch:
Das Gewehr und Maschinengewehr HK 50 ist in der Zieleinrichtung, der Konstruktion des Verschlußträgers mit Ladehebel und dem Abzugbügel nicht ausgereift. Sie sind für einen Einsatz unter winterlichen Bedingungen daher nicht brauchbar.
Also eine vernichtende Kritik. Die allerdings nur Bereiche betrifft, die mit der aktuellen Kritik am G36 nichts zu tun haben – denn was in diesem Jahr auch von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen bemängelt wurde, war fehlende Treffsicherheit. Und was meint die Gebirgs- und Winterkampfschule dazu in ihrer zusammenfassenden Bewertung?
Die im Versuch vorgestellten Waffen sind im Vergleich zu den eingeführten Waffen G 3 und MG 3 deutlich leichter und kürzer. Der Rückstoß ist erheblich verringert. Die Trefferleistung ist besser. Sie sind in der Funktion zuverlässig. (…)
Gewehr und Maschinengewehr HK 50 sind sehr leichte, bei angeklappter Schulterstütze sehr kurze Waffen.Die Treffleistung auf Entfernungen auch über >250 m ist hervorragend.
In diese Waffe sind eine Zahl guter und fortschrittlicher Ideen eingebracht wie z.B.
– konsequente Gewichtsreduzierung und Pflegeleichtigkeit durch Verwendung von Kunststoffen,
– optisches Visier mit sehr gutem Fadenkreuz im Absehen und Entfernungsmeßkurve,- Lichtpunktvisier als HKV für schnelle Schüsse,- vielseitige Tragegurtsysteme,
– Ladehebel und Sicherung durch Links- und Rechtsschützen gleichermaßen gut zu bedienen, dadurch für Links- und Rechtsschützen und für Wechselanschläge ohne Einschränkung geeignet.
Leider machten die vorgestellten Waffen der Firma Heckler & Koch insgesamt einen sehr unfertigen, prototypenhaften Eindruck. So z.B. die unterschiedliche Gestaltung des Tragebügels, das aufgesetzte Hauptkampfvisier (Lichtpunktvisier) mit seinem winzigen, undichten Schalter und den teueren Spezialbatterien.
Für den Truppengebrauch jedoch gänzlich untauglich stellt sich die Konstruktion des Verschlußträgers, des Ladehebels, des Abzugsbügels und des Magazinhalters dar.
Diese Teile sind nicht ausgereift. Sie bedürfen einer grundlegenden Neukonstruktion.
Gewehr und MG HK 50 – LMG – sind daher nicht truppenverwendbar.
Nun sei dahingestellt, ob die Gebirgsjäger damals Vorserienmodelle hatten, bei denen diese Kritikpunkte später berücksichtigt und geändert wurden. Interessant ist die Aussage, dass die Gebirgs- und Winterkampfschule beim G36 so ziemlich alles bemängelte – außer der Treffleistung.
Der Favorit der Gebirgsjäger war damals das oben bereits erwähnte AUG der österreichischen Firma Steyr-Mannlicher. Das kam allerdings wohl vor allem deswegen nicht zum Zuge, weil die Kampftruppenschule dagegen war. Der entsprechende Bericht ist nicht mehr da, aber in der Besprechung der Rüstungsabteilung im August 1994 wurde festgehalten:
Die Funktions- und Betriebssicherheit wurde für das HK 50 und für das AUG am 18.05.94 erklärt; die Truppenverwendbarkeit hat der General der Infanterie am 17.06.94 aufrund [sic] der Empfehlung der KTS II, Munster (Truppenversuchsberichts G 36/LMG 36, Teil Panzergrenadiere, ohne Datum), trotz der positiven Eigenschafter aller erprobten Waffen, wegen der im Truppenversuch erkannten Sicherheitsrisiken beim Einsatz des AUG vom SPZ Marder auschließlich für das HK 50 (Gewehr und LMG) erklärt.
(Foto: Soldaten aus dem Hochgebirgszug (HGZ) des Gebirgsjägerbataillons 231 aus Bad Reichenhall üben Winterkampf im schwierigen Gelände. Die Gebirgsjäger sichern während einer Marschpause das Gelände in alle Richtungen mit G36 – Bundeswehr/photothek/Koehler)
„……………………..Nach Ablauf der Aufbewahrungsfristen und diversen Umgliederungen liegen die Unterlagen zu diesen Vorgängen den einzelnen Organisationseinheiten nicht mehr vollständig vor…….“
Na, das ist ja auch kein Wunder und man vergesse nicht die ganzen Umgliederungen und Umzüge im BMVg und natürlich in der Wehrverwaltung.
Interessant ist in diesem Zusammenhang das Thema Erklärung der „Funktions-und Betriebssicherheit“ einerseits versus Erklärung der „Truppenverwendbarkeit“ andererseits und ob und wie sich die (fachlichen und formalen) Kriterien zur Feststellung/-schreibung der jeweiligen Erklärung im Laufe der Zeit beim Bedarfsdecker (WV) und beim Bedarfsträger (SK) verändert haben……dazu könnte man bestimmt auch sehr dicke Bücher schreiben……..und dann erinnere ich mich noch an eine faszinierende Diskussion an einer Schule des Heeres 2004 in Aaachen, als der Kommandeur der Schule kräftig anfing zu wettern, weil die Weiterentwickler des Heeres im Heeresamt immer noch nicht den Unterschied zwischen Truppenverwendbarkeit und Feldverwendungsfähigkeit begriffen hätten ;-)
Das ganze Thema ist also ein seeeeehr weites Feld und ich wünsche den Damen und Herren Abgeordneten viel Spaß bei ihrer archeologischen Aufarbeitung der Causa G-36….;-)
Man sollte vielleicht das Militaergeschichtliche Forschungsamt (oder wie es jetzt so heisst) in Freiburg und das Bundesarchiv-Militaearchiv bemueht haben.
Dorft landen derartige Berichte und Akten normaler Weise.
Seltsam, sofern nicht im Krieg verloren / vernichtet finden sich zu Beschaffungsprogrammen noch Unterlagen vom Kaiserreich, der Reichswehr und der Wehrmacht.
Vielleicht hat man damals mehr Wert aufs Archiv gelegt.
..alles außer Trefferleistung wurde bemängelt. ..
jetzt wird es mE zur Posse. Alles auf 0 – wir benötigen sowieso ein neues Sturmgewehr. Nach 20 Jahren soviel Energie und Ressourcen zu verbraten ist doch nur Rückwärtsgewandt – wer Angst vor der Zukunft hat, kümmert sich um das Gestern
@mwk
eine „Posse“ ist das imho schon lange……;-)
Nun komm ich noch mit einem smartass hinterher:
Das G-36 ist mitnichten ein Waffensystem – auch wenn der Hausherr das so nennt – es ist schlicht und einfach eine Handwaffe im Sinne von querschnittliches Gerät. Es ist noch nicht einmal Großgerät im Sinne eines Panzers………aber für die historische Aufarbeitung, warum, wieso und weshalb sich die BW vor 29 Jahren (!!!!!) für dieses Gerät und nicht ein anderes entschieden hat, nimmt man sich seitens des VtgA doch tatsächlich „einen ganzen Nachmittag“ Zeit ????? Für die Aufarbeitung, warum sich die BW/Marine ca zur gleichen Zeit nicht für AEGIS sondern eine Eigententwicklung FüWES 124 entschieden hat – und dies trotz gegenteiliger Auffassung aus Teilen der Truppe -, wird man also ca 40 Sitzungsjahre benötigen im VtgA ????
Kleiner Einwurf:
Soweit ich mich erinnern kann, werden nicht alle Vorgänge innerhalb einer Bundesbehörde automatisch auch sofort in Koblenz nebst Außenstelle Freiburg archiviert, sondern es wird eine Auswahl vorgenommen, was „archivierungswürdig“ ist.
Und: Ein Archiv kann nur das Einlagern, was ihm zur Verfügung gestellt wird – wenn ein Ministerium also lieber schreddert, als abzugeben, wird es schon eng.
Da ich aber keine Ausbildung als Archivar habe, steht diese Aussage natürlich auf wackligen Beinen, ich bitte dies zu berücksichtigen.
Die Akten von Reichswehr etc. mögen generell eine Ausnahme darstellen, da nach Kriegsende vieles beschlagnahmt und erst wesentlich später an die Bundesrepublik Deutschland zurückgegeben wurde, wo man es dann „einfach ablegen“ konnte.
Edit: Hier mal die Angaben bezüglich der Archivierung vom Bundesarchiv selbst (von deren HP):
@Voodoo
…..und dann gibt es bestimmt tausende Tonnen von Regierungs- und Behördenakten in Koblenz/Freiburg, die allerdings nur eingelagert, aber nicht archiviert sind…….;-)
Eine Posse….
Als ich „damals“ (1996-1999) Chef war (ArtTr), hatte der BrigKdr (Oberst Schneiderhan) zum Gespräch geladen: Es waren ausschließlich die Einheitsführer und er, keine BtlKdr, G3/S3 o.ä. anwesend.
Thema war u.a. „Zeit“ angesichts der gerade wieder einmal gekürzten Wehrdienstdauer (W 12 auf W 9, wenn ich das noch so richtig drauf habe).
Ganz genau erinnere ich mich noch an seine Worte (dem Sinne nach!), wir sollten halt auf die sehr ausgiebige Schießausbildung verzichten, nur die sichere Handhabung der Waffe üben und dann die Sdt schießen lassen, sie träfen mit der neuen Waffe (eben dem noch nicht einmal in der gesamten Brig, geschweige denn Bw vorhandenem G 36!!!) sowieso! Ggf. Einzelausbildung für diejenigen, die es ohne nicht schaffen.
Und das ist richtig!
In erster Linie die optische Visiereinrichtung, der ganz geringe Rückstoß und eine zudem recht gestreckte Flugbahn machten das Erfüllen nicht nur der ATN-Schießübungen leicht.
ABER: Schießen KÖNNEN geht anders, das sollte „uns“ dann Jahre später vorgeführt werden.
Aber dafür kann die Waffe nix.
Hey, wenigstens untersuchen sie als Vergleich nicht die Vergabe zur Einführung der Mauser Modell 98! Und nach 20 Jahren wird man doch wohl auch noch einen Schuldigen für die Einführung des G36 finden können!
Posse… aber ein Fest für Historiker ;-)
Wer hat eigentlich je untersucht was ein Standard Sturmgewehr (heute) Können muss?
Ceterum censeo Carthaginem esse delendam!
Weil mich das Thema in der Bundeswehr seit mindestens 10 Jahren verfolgt:
Den Buchstaben des Gesetzes nach, müssten alle Akten aller Behörden dem Bundesarchiv zur Archivierung angeboten werden. Also gerade auch bei Umgliederungen, die mit Abgabe von Aufgaben (an den Hr. N.N.) einhergehen.
Weiland wurde uns auch versprochen, dass wir bis spätestens 2012 ein bundeswehreinheitliches elektronisches Dokumentenmanagementsystem eingeführt haben und damit die Aktenbildung endlich wieder funktioniert.
Passiert ist nichts, die alten Papierarchive mit den ausgebildeten Achivaren sind mit der flächendeckenden Einführung der (vernetzten) EDV ersatzlos weggefallen; wohl dem Referat, dass ein (durch Wissensträger) gepflegtes LoNo-Archiv und einen FileServer hat.
Aktenbildung, Konfigurationsmanagment für Daten und Wissensmanagment finden Org-übergreifend als Prozesse nicht statt.
Und noch nörgelig am Ende: das zitierte Aktenzeichen 72-25-13 ist kein Az, es ist die Kategorisierung aus dem Einheitsaktenplan, mit einer Kennung aus OrgEinheit und Vorgangsnummer könnte ein echtes Az draus werden.
@keng
Nehme den Hinweis mit dem Az hin ;-)
wg. Dokumentenmanagement: Da hat sich doch auch schon mal der Rechnungshof aufgeregt:
http://augengeradeaus.net/2013/07/eurohawk-harte-schlage-vom-rechnungshof/
@T.W.
Sie sind in guter Gesellschaft. Das die ZDv 64/2 komplette Az „erschafft“ glauben viele Interne wie Externe. Trotzdem entsteht keine nutzbare Akte, wenn man alles was unter „CPM(nov.)-Einführungsphase-Verträge und Vereinbarungen“ (90-50-10 IIRC) fällt, zusammenfasst.
Was den EuroHawk und den U-Ausschuss angeht: ein DMS nutzt nichts, wenn der Projektleiter regelmässig durch die Politik überstimmt wird. Es kann nur im Nachgang helfen, die von den Juristen erwarteten durchpaginierten Akten (einseitig bedruckt(!)) schneller zu erzeugen.
Das neue Vice Video über die Peshmerga direkt von der Front sieht mehr aus wie ein Werbevideo für das G36 https://www.youtube.com/watch?v=o0tl5-KmkgY
Ein Dingo ist auch zu sehen, bzw werden die von Vice darin gefahren
Was mir beim Bericht der Gebirgsjäger besonders ins Auge fällt:
Bemängelt wird u.a. die nicht mögliche Bedienung des Abzugs mit Fausthandschuhen.
Ich finde es erschreckend, dass man dafür keine Lösung gefunden hat – immerhin ein Mangel der mit „nicht geeignet“ bewertet wurde.
Dabei gab es bereits für den Karabiner 98k Hebelaufsätze für den Abzug, um die Bedienung mit Fausthandschuhen zu ermöglichen. Und zig Jahrzehnte später ist so eine einfache Lösung für das G36 nicht umsetzbar?
Welches Sicherheitsrisiko gab es denn beim Einsatz des Steyr AUG vom SPz Marder aus, welches zur Ablehnung des AUG geführt hat durch den General der Infanterie?
Soll man schmunzeln? Keine Ahnung, inzwischen nervt mich das Thema.
Soll man doch einfach ein neues Gewehr beschaffen und gut.
@ Voodoo:
Mit dem eigenmächtigen Schreddern von Unterlagen würde sich ein Ministerium allerdings schon auf sehr dünnem Eis bewegen, weil es (meist) allein Sache der zuständigen Archivare ist, über Aufbewahrung oder Vernichtung von behördlichem Schriftgut zu entscheiden. Sehr viel ungefährlicher ist es da schon, einfach zu behaupten, der Vorgang XY befände sich auch nach Ablauf der Aufbewahrungsfristen noch regelmäßig in Benutzung. So umgeht man nämlich die lästige Abgabepflicht und behält Akten mit möglicherweise unangenehmem Inhalt weiterhin im Haus. Vgl. § 2 Abs. 1 BArchG.
In diesem Zusammenhang: Machen Sie sich doch mal den Spaß und fragen beim Bundesarchiv an, wie es eigentlich um die Bestände des Auswärtigen Amtes steht. ;)
Mal eine Frage an die, die damit im täglichen Dienst umgehen und dies evtl. auch schon in einer Gefechtssituation tun mussten:
Sind diese Kritikpunkte für die real angeschafften und im Einsatz befindlichen Waffen wirklich zutreffend?
Irgendwie kann ich mir schlecht vorstellen, dass eine Waffe mit solchen Schwachstellen nicht schon viel früher ins Gerede gekommen wäre. Hier geht es ja nicht um Effekte, die nur in bestimmten Einsatzsituationen auftreten, sondern um die grundsätzliche Handhabbarkeit der Waffe.
Und noch eine Frage: Was sind denn die im Bericht angesprochenen Sicherheitsrisiken eines Steyr AUG bei Verwendung in einem Schützenpanzer?
Das AUG hat den Unterschied zu anderen Waffen, im Abzug. Beim AUG ist leichter Zug Einzelfeuer und den Abzug durchziehen ist Feuerstoß.
Zudem ist wenn man den Bericht der Gebirgsjäger genau liest, geht es da nur um die Bedienung bei großer Kälte. Die Waffe an sich wird ansonsten gelobt.
„ME | 08. Juni 2015 – 20:57:
„Was mir beim Bericht der Gebirgsjäger besonders ins Auge fällt:
Bemängelt wird u.a. die nicht mögliche Bedienung des Abzugs mit Fausthandschuhen.
Ich finde es erschreckend, dass man dafür keine Lösung gefunden hat – immerhin ein Mangel der mit “nicht geeignet” bewertet wurde.“
Werter ME, sie können sich beruhigen. Alle die von der Gebirgs- und Winterkampfschule genannten Probleme wurden abgestellt bzw. als hinnehmbare Kompromisslösung bewertet. Im übrigen erinnere ich mich noch gut an eine damit einhergehende Klage über die untauglichen Handschuhe, mit denen man im Hochgebirgszug und – wenn ich recht erinnere – in den TragtierKp zu kämfen hatte.
In Erwägung gezogen werden sollte auch, dass die Gebirgsjäger wegen der guten Kontakte zu den Vettern auf das AUG schon „fixiert“ gewesen sein könnten!?
@Closius
Wenn ich mich recht erinnere an Erzählungen beteiligter Soldaten an den Tests war durch das sehr kurze Rohr beim Kampf über die Bordwand während der Sturmfahrt es dazu gekommen das Soldaten in die Panzerung und die Rehling geschossen haben und durch Splitter verletzt wurden.
@Hans Schommer:
Nun haben Sie mein Interesse geweckt.
Wie sieht denn die Lösung „Bedienung des Abzugs mit Fausthandschuh“ bzw. die „hinnehmbare Kompromisslösung“ dafür aus?
ME | 08. Juni 2015 – 23:32
„@Hans Schommer:
Nun haben Sie mein Interesse geweckt.
Wie sieht denn die Lösung “Bedienung des Abzugs mit Fausthandschuh” bzw. die “hinnehmbare Kompromisslösung” dafür aus“.
Bezüglich Fausthandschuh: Es gibt Probleme, für die können Lösungen nur durch konstruktive Änderungen herbeigeführt werden: Durchgriff für den Zeigefinger im Fausthandschuh. Kompromiss: Fingerhandschuh unter dem Fausthandschuh und zum Schießen Fausthandschuh abstreifen.
Mein Gott, was für eine Frage!? Man kann auch die Pistole, die Panzerfaust, ein Handsprechfunkgerät und eine Handgranate (außer Idioten!) nicht mit Fausthandschuhen bedienen. Die Gebirgsjäger waren scharf auf das AUG, nach dem Motto „Besser den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach“.
Merkwürdigkeiten zuhauf!- Ich bin jetzt mal gespannt, was denn jetzt alles „aus der Ablage“ zum G36 bei BMVg und den nachgeordneten Dienststellen als „nicht mehr auffindbar“ bezeichnet werden muss (und wie man/frau das dann versuchen wird zu entschuldigen)!?
Für mich stehen einigen Fragen noch unbeantwortet im Raum:
a. „Welche Vorgaben enthielt die Ausschreibung zur Trefferleistung der zu beschaffenden Waffe?
b. „Welche Testbedingungen (Beschusszyklus) waren zur Feststellung der Trefferleistung der zu beschaffenden Waffe festgelegt worden?“
c. „Welche der Waffen erfüllte diese aus den Testbedingungen resultierenden Anforderungen?“
d. „Sind abweichend von der Ausschreibung Festlegungen zu der Trefferleistung in den Technischen Lieferbedingungen der zu liefernden Waffe aufgenommen worden?“
und schlussendlich:
e. „Nach welchen (objektiven) Kriterien erfolgte die Auswahlentscheidung für das Sturmgewehr?“
Ich fand in diesem Zusammenhang den Bericht im aktuellen Stern über einen sehr akribischen Beamten sehr interessant. Der weiß bestimmt, wo die Unterlagen sind (oder hat Kopien im Handarchiv).
re: Sascha Stoltenow
Wenn man mal von PolitikerInnen absieht, die zu bestimmten Sachverhalten scheinbar zu Erinnerungslücken neigen;- dann gehe ich mal davon aus, dass viele Mitarbeiter (auch ehemalige!) des BMVg, auch ohne Unterlage und Handarchiv, eine Menge zu bestimmten Sachverhalten sagen könnten!- Man/frau muss sie halt nur mal (formal) fragen ….
Man wird im BArch in Freiburg mehr über das K98 finden, als über das G36. Das Archiv wird nicht mehr richtig „gefüttert“. Oft scheint es Vorgesetzten unwichtig, bzw. es wird davon ausgegangen, dass „die das da unten“ bestimmt nicht haben wollen – ergo kann es weg und wird in der Tat geschreddert/ weggeschmissen.
Schon die Recherche über einen Bw-Standort, der vor 30 Jahren dicht gemacht hat, wird oft im Sande verlaufen – Archivwesen wird in der Bw klein geschrieben!
Das Sicherheitsrisiko für die Panzergrenadiere dürften bereits die Hülsen sein, die beim rechten Nachbarn im Kragen landen. Macht dann echt Spaß. Die Vorteile der kurzen Bauweise werden beim Bullpub eben auch mit Nachteilen erkauft. Das Leben ist halt kein Ponyhof.
Allgemeine Grundausbildung (AGA) Januar 2006, es war sehr sehr kalt und mit den Fausthandschuhen kann ich so bestätigen.
Zum Schießen musste man die dicken Fausthandschuhe dann ausziehen und darunter waren dann die normalen Handschuhe. Das wurde einem auch genau so beigebracht.
Es gibt/gab da auch keine bessere Lösung, außer eben einen dicken Finger-Winterhandschuh. Dann wirds aber auch schon eng mit dem Finger in den Abzug stecken, von „Gefühl“ beim Abzug mal zu schweigen.
Man darf bei solchen Diskussionen natürlich nie vergessen, dass wir in den gemäßigten Breiten leben und die Gebirgsjäger nur ein kleiner Teil der Bundeswehr sind. Und wenn ich lese, dass die Panzergrenadiere ausm Schützenpanzer sich fast gegenseitig beschossen haben, dann sind die 20 Tage im Jahr bei Minusgraden eher verschmerzbar.
Zumal bei Minusgraden das G36 wegen des Kunststoffsgehäuses nicht so kalt wird.
Im Vergleich zum G3/MG3 konnte man das G36 sogar ohne Handschuhe dutzende Male im Freien zerlegen. Bei den Metallgehäusewaffen war das bei manchen Soldaten nicht mehr möglich. (Also was im Sommer negativ sein kann – ist im Winter vielleicht ganz gut)
Und sehr interessant, dass die Treffergenauigkeit überhaupt nicht bemängelt wurde.
Das ist ja mal wieder ein Beleg, dass da etwas aufgebauscht wird ohne Sinn und Verstand.
Die Arbeitszeit kann auch sinnvoller verwendet werden. Gibt genügend andere Problemfelder.
Moin Moin !
Vielleicht etwas OT: Auch wenn das G36 so in der Kritik steht, wird eine Truppengattung aktuell mit Brandneuen G36kA4 Flächendeckend ausgestattet. So schlimm kann es m.M.n. nicht um das G36 und seiner Defizite stehen.
Und im übrigen: Was definitif nicht geht: Fingerhandschuh über Fausthandschuh!(Aber vielleicht findet sich eine Abt. im Bundeswehrapparat der auch das lösen wird !
@audio001:
Zumindest die Umsetzung der Anforderungen in den TL an die Trefferleistung erinnert stark an das G3. Da hat man einfach abgeschrieben.
Wenn Sie mal in die entsprechenden Vorschriften über Handwaffen schauen, dann werden sie sehen, dass die Anforderungen an die Treffpunktlage nicht sehr hoch sind oder waren. Je nach Entfernung muss der Soldat neben den Gegner halten um zu treffen. Wohlgemerkt ohne irgendwelche Beschusszyklen.
@Tonnenkäse
Hm, da ist mir was durchgegangen: wer bekommt flächendeckend (!) neue G36kA4? (Irgendwie kommt es mir bekannt vor, kann aber gerade nicht wechseln…)
@T.Wiegold
Ein Freund und Kamerad berichtete mir, am WE das die Einheiten des „Alten Fritz“ damit ausgestattet werden. (JA werden- nicht sollen) Auslieferung geht die nächste Woche wohl los. Und es sollen alle Kp davon profitieren.
Wer ist den mit den Einheiten gemeint. Mir so nicht geläufig. Wenn diese Einheit allerdings für den Einsatz vorgesehen ist, ist es normal. Die kriegen IDZ ES
Ja, wer ist den mit den Einheiten gemeint????? IDZ ES kann nicht sein, da K Variante…
KSK und Kampfschwimmer ……..
http://www.kampfschwimmer.de/waffen-der-kampfschwimmer-das-g36k-a4/
Rotes Barett und Gardestern + Alter Fritz = FJg .
Kein Einsatz, kein Idz ES.
IDZ ES ist nicht nur K da sind auch die normale langen mit bei.
Aber das die FJg die A4 bekommen ist mir neu.
@ Hans Dampf:
Fairerweise muss an dieser Stelle aber auch gesagt werden, dass mangelndes Interesse für das jeweils zuständige Archiv kein genuines Problem von Bundeswehr oder BMVg ist. Das fängt schon auf kommunaler Ebene an und ist durch die Einführung der E-Akte eher noch schlimmer als besser geworden.
Umso deutlicher zeigen Vorfälle wie dieser natürlich, was passiert, wenn man das oftmals so belächelte ‚Gedächtnis der Gesellschaft‘ nicht ausreichend wertschätzt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Schadenfreude in Freiburg aktuell doch recht groß ist.
OT zum Thema aber onT zum dargestellten Bild:
Die Jaeger im Tarnanzug, bestens ‚beleuchtet‘ durch die olivfarbenen Kampf-Rucksaecke (oder wie das Geraet so heisst)…
Das nenne ich feindfreundlich operieren…..
Gibt es denn keine vollstaendige Tarnausruestung fuer den Winterkampf? Schneehemden?
@ MikeMolto | 09. Juni 2015 – 17:32:
Die sind wohl auf dem Marsch und machen einen kurzen „Foto-Halt“. Den Rucksack kann man im Gefecht ja abwerfen, als Gewehrauflage nutzen oder sonst was. Aber wie steht es um den Tarnüberzug beim Helm? Der Fünffarbige ließe sich ja auf „Winter“ wenden.
OT – aber dennoch interessant. Und übers G36 ist ja im Moment sowieso schon alles geschrieben.
@ MikeMolto | 09. Juni 2015 – 17:32:
Die sind wohl auf dem Marsch und machen einen kurzen „Foto-Halt”. Den Rucksack kann man im Gefecht ja abwerfen, als Gewehrauflage nutzen oder sonst was. Aber wie steht es um den Tarnüberzug beim Helm? Der Fünffarbige ließe sich ja auf „Winter” wenden.
OT – aber dennoch interessant. Und übers G36 ist ja im Moment sowieso schon alles geschrieben.
@ Hans Schommer: weit gefehlt…über das G36 ist sicherlich noch nicht alles geschrieben…..
Und ich bin gespannt, ob und was da Morgen noch so alles an das Tageslicht kommt :-)
re : audio001 | 09. Juni 2015 – 7:50
Zitat:….dann gehe ich mal davon aus, dass viele Mitarbeiter (auch ehemalige!) des BMVg, auch ohne Unterlage und Handarchiv, eine Menge zu bestimmten Sachverhalten sagen könnten!- Man/frau muss sie halt nur mal (formal) fragen ….“
Das hat ja nicht lange gedauert:
Aktueller Artikel in der Süddeutschen vom 9. Juni 2015, 18:57 Uhr
Affäre um G36 bei der Bundeswehr
Waffen und Wahrheiten
Der Tarnbezug des Helmes (zumindest meiner) hat auf der einen Seite 5-Farb-Grün und der anderen 3-Farb-Sand.
re: Peter Pan
Das dürfte vermutlich noch längst nicht alles gewesen sein …
@ Fussgaenger | 09. Juni 2015 – 22:09
„Der Tarnbezug des Helmes (zumindest meiner) hat auf der einen Seite 5-Farb-Grün und der anderen 3-Farb-Sand.“
Das ist Taktik – soll zur Verwirrung des Gegners beitragen …
PSV – you remember ?!
;-)
Das ist ein Resultat aus AFG. Es gibt aber noch die Tarnausstattung Winter. Die ist aber extra und auch für die 23er gesondert anzufordern über LHBw und zwar mit Begründung. Und wir sind Gebirgsjäger reicht nicht als Begründung.
Was den Stern und die Süddeutsche angeht. Beim Stern sag ich folgendes. Der Unfall mit dem 30 Schuß Feuerstoß auf einer SB ist wirklich so passiert. Ich war dabei. Allerdings hat mein damaliges Bataillon schon vorher von den Probleme mit dem Pufferstück kenntniss gehabt, aufgrund der Belastungen unsere Waffen. Auf unsere Meldung kam vom damaligen BWB stumpf die Antwort, es ist kein Problem vorhanden. Und dann kam der Schiessunfall.
Und bei der Süddeutschen sind auch nur wieder halbseidige Behauptungen aufgeführt, und sonst nichts.
re:audio001
Ich denke auch, das da noch mehr kommen wird.
Allerdings bin ich doch verwundert, das hinsichtlich des G28 und MG5 nichts mehr vom BRH kommt.