Verteidigungsministerium bestätigt: Haenel soll neues Sturmgewehr für die Bundeswehr liefern (m. Ergänzungen)
Das Verteidigungsministerium hat offiziell bestätigt, dass die Firma C.G.Haenel in Suhl das neue Sturmgewehr der Bundeswehr liefern soll. Das Unternehmen sei aus der Ausschreibung als Sieger hervorgegangen. Vorsorglich wies das Ressort darauf hin, dass unterlegenen Bietern immer der Rechtsweg offenstehe. Der Oberndorfer Hersteller Heckler&Koch, der nicht zum Zuge kam, kündigte bereits an, er werde alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen.
Die Entscheidung über den Lieferanten des Systems Sturmgewehr als Nachfolger der seit 1995 genutzten Standardwaffe, des G36 von Heckler&Koch, war bereits am (gestrigen) Montagabend bekannt geworden. Am Dienstag bestätigte das Ministerium diese Meldungen, allerdings ohne auf Einzelheiten der ausgewählten Waffe einzugehen:
Das Vergabeverfahren „Sturmgewehr“ ist einen weiteren großen Schritt vorangekommen. Aus der nun abgeschlossen Auswertung der Angebote durch die Vergabestelle des Beschaffungsamtes in Koblenz ist mit der Firma C.G. Haenel GmbH ein Ausschreibungssieger hervorgegangen.
Am 14. Mai 2020 wurden die im Vergabeverfahren System Sturmgewehr Basiswaffe verbliebenen Bieter zur Abgabe eines Best And Final Offer (BAFO) aufgefordert. Die Frist zur Angebotsabgabe endete am 22. Juni 2020*. Die eingegangenen Angebote der Bieter wurden durch die Vergabestelle zwischenzeitlich ausgewertet.
Aus dieser Auswertung ist die C.G. Haenel GmbH als Ausschreibungssieger hervorgegangen. Das Ergebnis der Auswertung ist noch nicht rechtswirksam. Unterlegenen Bietern steht immer der Rechtsweg offen.
Die Entscheidung der Vergabestelle ist zudem noch vorbehaltlich der parlamentarischen Billigung im Rahmen der 25 Mio. € Vorlage.
Die dafür benötigten Unterlagen werden derzeit vorbereitet, mit dem Ziel einer parlamentarischen Befassung Ende 2020.
Das Wehrressort machte zunächst keine Angaben, welche Waffe genau und vor allem aus welchen Entscheidungsgründen ausgewählt wurde. Bei dem Angebot von Haenel für das System Sturmgewehr handelt es sich nach Medienberichten um den MK556 (Maschinenkarabiner im Kaliber 5,56mm). Die Waffe ist in der halbautomatischen Version als CR223 unter anderem bereits bei der Polizei in Sachsen im Einsatz. Für die Bundeswehr liefert das Unternehmen aus Suhl, traditionell ein Sitz der deutschen Handwaffenindustrie, bereits das Scharfschützengewehr G29.
Ergänzung: In einem Schreiben an die Obleute der Fraktionen im Bundestags-Verteidigungsausschuss machte der Parlamentarische Staatssekretär Peter Tauber ebenfalls keine weitergehenden Angaben zu der ausgewählten Waffe. Allerdings gibt es eine Aussage darin, die in der öffentlichen Mitteilung weggelassen wurde:
Das siegreiche Angebot hat alle Bewertungskriterien erfüllt und weist über die Lebensdauer die höchste Wirtschaftlichkeit aller Angebote auf.
Nach dem bisherigen Zeitplan sollte die Vorlage des Ministeriums für das 1. Los der Basiswaffe mit Zubehör des neuen Systems in der letzten Oktoberwoche dem Haushaltsausschuss zur Billigung vorgelegt werden. Eine weitere Vorlage für das 2. bis 4. Los, das Laserlichtmodul und Visiere war für Mitte Dezember in der letzten Sitzungswoche des Bundestages in diesem Jahr vorgesehen. Nunmehr ist nach den Angaben gegenüber dem Parlament die Befassung im November dieses Jahres vorgesehen.
Allerdings dürfte der Zeitplan aufgrund der nunmehr ankündigten rechtlichen Schritte des unterlegenen Konkurrenten ins Rutschen kommen. Entsprechende Beispiele hatte es in jüngster Zeit beim Mehrzweckkampfschiff 180 (MKS180) der Marine gegeben.
Nun ist der Auftrag für ein neues Sturmgewehr, rüstungspolitisch gesehen, im Umfang eher unbedeutend: Allein die kürzliche Nachbestellung von 75 Lenkflugkörpern für die Korvetten der Deutschen Marine kostet mit 285 Millionen Euro mehr als der ausgeschriebene Auftrag für die neue Standardwaffe, der in der Ausschreibung mit 245 Millionen Euro plus Mehrwertsteuer geschätzt wurde.. Allerdings ist, das hat sich schon in den jahrelangen Debatten über das bisherige Standardgewehr G36 gezeigt, das Gewehr des Soldaten eine emotional ungleich mehr aufgeladene Sache: Ein Gewehr hat jeder und jede Soldatin und Soldat schon mal in der Hand gehabt und genutzt; mit Panzern, Kriegsschiffen und Kampfjets hantieren ungleich weniger.
Deshalb wird die Entscheidung, das zeichnet sich bereits ab, keineswegs nur als sachliche Frage gesehen, ob ein Unternehmen die bestellten Waffen auch in der geforderten Qualität und zur vereinbarten Zeit liefern kann. In der Debatte wird voraussichtlich auch der Hintergrund der Firmen, sowohl von Haenel wie seines unterlegenen Konkurrenten, eine Rolle spielen.
Einen Vorgeschmack darauf gab es am (heutigen) Dienstag: Während die Welt (Link aus bekannten Gründen nicht) ihren Bericht überschrieb Arabischer Staatskonzern soll Bundeswehr-Sturmgewehr liefern, meldete sich auch der frühere Mehrheitsaktionär von Heckler& Koch zu Wort. Nachdem die
Compagnie de Développement De L’Eau S.A (CDE) mit Sitz in Luxemburg mit Genehmigung des Bundeswirtschaftsministeriums die Mehrheit an dem Waffenhersteller übernommen hatte, sei eines erst später bekannt geworden, listete Andreas Heeschen genüßlich auf: Diese Gesellschaft wird aber – was erst am 25. August 2020 öffentlich bekannt wurde – von der Sofi Kapital Ltd., mit Sitz in Christ Church auf Barbados (Karibik) kontrolliert. Die Auseinandersetzung über dieses Thema wird vermutlich die Debatte mehr bestimmen als technische Gesichtspunkte.
Heckler&Koch stellte unterdessen rechtliche Schritte gegen die Entscheidung in Aussicht. In einer Pressemitteilung des Unternehmens heißt es unter anderem:
Das von Heckler&Koch unterbreitete Angebot für das neue Sturmgewehr der Bundeswehr basierte auf den breiten Erfahrungen des Unternehmens mit Aufträgen dieser Größe, auf einer realistischen und gewissenhaften Kostenkalkulation für ein Hightech-Produkt und auf der Verantwortung der Firma für den Erhalt von 950 Arbeitsplätzen am Standort Oberndorf. (…)
Für die Bundeswehr-Ausschreibung hat Heckler&Koch das ohnehin technisch schon hoch entwickelte HK416 nochmals verbessert und nachweislich alle Ausschreibungsbedingungen erfüllt. Dieses Gewehr hat sich seit seiner Markteinführung zum europäischen Sturmgewehr gemausert. Es befindet sich in zahlreichen Nato-Ländern im Einsatz, zum einen als Standardwaffe in Norwegen, Frankreich und im US Marine Corps, sowie als Sturmgewehr neben vielen anderen bei den Spezialkräften der USA, Polens und Großbritanniens. Derzeit führen auch das Kommando Spezialkräfte der Bundeswehr (KSK) sowie die Kampfschwimmer diese Waffe als G95k ein.
„Wir werden die Entscheidung nun juristisch ausführlich prüfen und alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen“, sagt Vorstandschef Jens Bodo Koch.
Die komplette Pressemitteilung:
20200915_PM_HecklerKoch_Bw-Sturmgewehr-Entscheidung
*Korrektur: Das BMVg hat seine usprüngliche Angabe berichtigt: Die Frist zur Angebotsabgabe endete am 22. Juni 2020 und nicht am 15. Juni 2020.
(Foto: Screenshot der Haenel-Webseite mit dem MK556)
@Edgar Lefgrün @A-Darter
Erprobungsstelle, kurz E-Stelle, heute Wehrtechnischen Dienststelle (WTD) Bw bezeichnet Dienststellen zum Testen von Wehrmaterial.
Absicht ist die Erprobung technischer Zuverlässigkeit nach Lastenheft in engem Schulterschluss mit dem Hersteller.
Im nächsten Schritt beginnen Truppenversuche (TrVsu) in Zusammenarbeit mit einer Truppenschule/Ausbildungszentrum samt angeschlossenem Lehrtruppenteil und der Industrie.
Absicht ist
– die Verifizierung der bestätigten technischen Sicherheit/Zuverlässigkeit unter Gefechtsbedingungen in Begleitung des Herstellers und der WTD
– die evtl. Feststellung, ob neue/andere taktische Forderungen z.B. aufgrund der technischen Auslegung des WaSys ableitbar sind, die in Änderungen von Vorschriften münden müssen und ff die Ausbildung beeinflussen.
Im aktuellen Fall des Maschinen-Karabiners wird das vordringlich die Infanterie und die PzGrenTr betreffen.
@KPK
Der Punkt ist ein anderer, und den haben Sie offensichtlich übersehen: Vor Entscheidung für das G36 wurde diese Waffe in Konkurrenz zum Steyr damals in Truppenversuchen erprobt. Jetzt ist eine Entscheidung für ein Modell gefallen – nachträgliche Truppenversuche werden daran nichts ändern, oder? Es geht also um die Abfolge der Versuche bzw. Erprobung.
@Nathan
Next Generation Squad Weapon (NGSW befasst die Army in einer Projektdauer von ca. 8 Jahren, begonnen 2019.
Das 6.8 mm General Purpose Projectile ist noch nicht auf dem Markt, beträfexabercauch das lMG 249 der Infanteriegruppe.
Ob die Hinwendung eines einzelnen Services zu einem Zwischenkaliber unter Beachtung von Logistik und Standardisierung innerhalb (!) der U.S, Forces sinnvoll ist, wird sich erweisen. Von NATO-Bedingungen mit dann ggf. 4 Haupt-Kalibern in der Infanterie: 5,56 – 7,62- 6,8 – 12,7 will ich nicht spekulieren!
https://esut.de/2019/08/meldungen/ruestung2/15167/drei-verbliebene-bewerber-fuer-die-ngsw-handwaffenmodernisierung-der-u-s-army/
@Nathan: Welche Hinweise haben Sie konkret,, die Sie zu Ihrem Vorwurf veranlasst? Sie suggerieren hier, dass das Vergabeverfahren für den G36-Nachfolger wegen verletzter Eitelkeit nicht korrekt abgelaufen ist. Ziemlich starker Tobak, den man schon dediziert begründen sollte. Vor allen Dingen vor dem Hintergrund der Beauftragung von HK bezüglich 416 für die SpezKr.
Oder sind Sie der Meinung, dass dem Beschaffer im Baainbw beim SpezKr-Gewehr ein Flüchtigkeitsfehler unterlaufen ist, und es dann trotz allem bösen Willen doch noch HK geworden ist?
@T.Wiegold
Erkannt.
MK 556 ohne TrVsu, aus meiner Erfahrung, ich war lange in Lehrtruppenteilen und TrVsu mit Industrie beteiligt, ein absolutes Unding.
Hatte ich so bisher nicht gelesen bzw, überlesen.
Wirft für mich grundsätzliche Fragen zur Entscheidung auf.
Richtig: Nachträgliche TrVsu stellen, ist ebenfalls passiert, ein Alibi für den Beschaffer dar (ist ja erprobt worden) und – ändern nichts.
@Johannes Ram
Ich habe hier bereits einige Absätze zum Ergonomiekonzept zu AR-15 Derivaten geschrieben, deshalb werde ich das nicht noch einmal wiederholen. Stichwort: Einseitige 180° Sicherung und Winterhandschuhe
Wenn ich mich recht entsinne, hat HK am 416 auch den Sicherungshebel auf 45(?) Grad ändern können, warum soll das anderen Herstellern nicht möglich sein?
Zu den Truppenversuchen, es war doch eine Anzahl X für Erprobungszwecke gefordert, wo steht denn, das da nicht paar Soldaten mit der Knifte im Puma, Dingo oder sonstwo mit rumgeturnt sind?
[Klar. Wäre vielleicht aber gut, das zumindest zu erwähnen; bislang ist ja von Truppenversuchen nichts bekannt. T.W.]
@T.W. bezüglich Truppenerprobung
Das was dem MK556 noch blüht ist eine sogenannte Einsatzerprobung in der Truppe. Mehr dazu hier: https://soldat-und-technik.de/2020/09/bewaffnung/23899/system-sturmgewehr-bundeswehr-ausschreibung-verzoegert-sich-weiter/
Theoretisch bestünde bei einer Einsatzerprobung die Möglichkeit, dass diese damit endet, dass der Waffe keine Einsatztauglichkeit bescheinigt wird und diese somit niemals in Serie geht. Wahrscheinlicher ist aber der Fall, dass da kleinere Änderungswünsche angemerkt und dann in der Serie umgesetzt werden.
Die Beschaffung des G36 und nun des Nachfolgers kann man nicht 1 zu 1 vergleichen, da diese nach unterschiedlichen Prozessen beschafft werden.
Mal ganz abgesehen davon, ob das Vergabeverfahren juristisch korrekt gelaufen ist und ob HK hier über den Rechtsweg noch Handlungsmöglichkeiten hat, stellt sich doch die Frage: sind die Anforderungen für das neue Gewehr überhaupt sinnvoll definiert worden und spiegeln sie den Bedarf der Truppe überhaupt wieder? Wenn man das ganze Hickhack seit der Verunglimpfung des G36 in der Presse verfolgt hat, kann man dies durchaus kritisch hinterfragen. @TW: ich wünsche mir hier von journalistischer Seite kritische Fragen insbesondere zum Prozess der Anforderungsdefinition.
Also die beidseitige Bedienbarkeit der AR Plattform ist kein Problem. Hat die HK416 seit der A5 Variante und mit der A7 welche als G95k ans KSK bzw. KSM geliefert wurde auch eine 45° Architektur des Feuerwahlhebels integriert. Wenn man sich mal das Bild des MK556 genauer ansieht, erkennt man zumindest die beidseitige Bedienbarkeit.
Ich hoffe, es bleibt nicht bei dem Key-Mod Vorderschaft, sondern man schwenkt auf die modernere und bessere M-Lok Lösung um.
Ist eigentlich bekannt, mit welcher Lauflänge das Gewehr bestellt werden soll?
Ich hätte mir als neues Stgw die HK417 in 7,62×51 gewünscht. Da hat der Soldat zwar weniger Schuss am Mann, aber die reichen dann auch um mal einen Feind aus seiner Stellung zu schießen. Darüber hinaus hat das Kaliber eine deutlich bessere Eigenpräzision als die kleine Murmel, die sich am ersten Grashalm ablenken lässt. Meinetwegen auch etwas dazwischen im Bereich 6,5 bis 6,8. Es hat seinen Grund, warum die US Streitkräfte auf ein größeres Kaliber im NGSW Programm hinarbeiten. Die haben seit Vietnam, trotz mehrfacher Änderungen beim Geschossgewicht, Drall- und Lauflänge der Waffen keine besonders guten Erfahrungen gemacht.
Gerade bei der Kreigsführung gegen irreguläre Truppen oder Milizen, ist es eben nicht mehr so, dass man durch verletzte Gengner Truppen binden kann. Den Taliban z.B. ist ein verwundeter Kämpfer ziemlich egal. Der wird liegengelassen. Hier braucht die Infaterie ein Kaliber das dort für Ruhe sorgt, wo man hin schießt.
Oh je, eine Beschaffung ohne ausführliche Truppenversuche! Mir fallen reihenweise Beispiele für Beschaffungen ohne jahrelange Truppenversuche in Lehrverbänden oder Truppenschulen ein.
Hhm, beim SPz Puma haben wir 2009 für 3,1 Milliarden € bestellt, zu dem Zeitpunkt gab es imho nur 5 Prototypen (Vorserie), die alle unterschiedlich konfiguriert waren und keiner davon war in der Lage den Nachweis, das er alle Anforderungen erfüllt, zu erbringen. Seitdem darf die Truppe mit den zulaufenden Serienfahrzeugen den Beta-Tester spielen. Bis wir den Puma voll einsatzfähig haben, wird er knapp 6 Milliarden € gekostet haben.
Und jetzt stellt man sich hier hin und macht sich ins Hemd, bei einem marktverfügbaren Produkt. Das ist ein Gewehr, kein Airbus-Flieger…
Ich finde es toll, dass sich die Bundeswehr in ihrer Beschaffung an moderne unternehmerische Standards anlehnt. Und das meine ich mit allem Sarkasmus, den ich aufbieten kann.
Die Vergabe eines solchen Auftrags an eine so eine kleine Firma führt mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer Schleuderpartie. Wie gut, dass die Bundeswehr viel Zeit hat (noch 5 Jahre oder so, war da nicht mal 2025 avisiert?). Wie hier schon mehrfach erwähnt hat Haenel die benötigte Kapazität nicht da stehen und der Aufbau bzw. die Skalierung einer solchen Fertigung ist nicht trivial. So ein Risiko einzugehen kann eigentlich nur von Leuten entschieden werden, die überhaupt keine Erfahrung mit sowas haben. In Unternehmen erlebt man das auch gelegentlich. Kleinere Firmen mit grandiosen Konzepten, mitunter gar mit fettem Investor im Kreuz oder schon aufgekauft, durch die Ankreuzbögen gewimmelt und den Auftrag dank Kostenvorteil eingesackt. Aber ach was, Haenel hat ja die Resourcen vom Mutterkonzern, da können die sich ja sicher drauf abstützen. Klar, weil man dort nur drauf gewartet hat endlich die eigenen hochqualifizierten Leute nach Suhl zu schicken, damit die auch mal was zu tun kriegen.
Das was danach kommt ist eine Dauerpräsenz von Fertigungsexperten des Auftraggebers beim Lieferanten. Naja, immerhin sind die Mieten in Suhl niedrig. Solche „Fertigungsautisten“ (im positivsten Sinne) hat die Bundeswehr aber wohl kaum rumsitzen. Die muss man also auch extern einkaufe – falls man welche findet.
@Hotpot
Das G36 der Bundeswehr sieht so aus, wie es aussieht, weil die Bundeswehr das genau so wollte. Andere Länder kaufen andere Konfigurationen, bei denen nicht das fixe Visier oder die 0815 Schulterstütze verbaut ist.
@Paul
„Zumindest hat das MK556 im Gegensatz zum von einigen Landespolizeien eingeführten CR223 eine verstellbare Gasabnahme. Die Hamburger Polizei hatte da ja mal Probleme mit Zuführstörungen.“
Qualitätsmerkmal ist heute kein externes Feintuning mehr zu benötigen, zumindest wenn man ohne Schalldämpfer auskommt.
@Voodoo
AR-15 Derivate sind nun mal alle äußerlich gleich, was Vorteile beim Zubehörangebot hat.
Es ist nach der AKM und G3 Serie, die am meisten verbreitete Plattform. Das Design stammt aus den 50/60er Jahren (AR-10 -> AR-15 -> M16 -> M4). Von der Ergonomie her ist das ein deutlicher Rückschritt. Die Bedienung ist meh und die Waffe an sich hat viele Stellen, an denen sie sich in der restlichen Ausrüstung verfangen kann. Das G36 ist das genaue Gegenteil davon.
Heckler und Koch bietet das HK416 und HK417 nicht an, weil das Design so genial ist, sondern damit AR-15 Nutzer OHNE Umschulung die Waffe wechseln können. Warum sollten sie die Waffe wechseln? Nun ja, was aussieht wie ein AR-15 muss intern kein AR-15 sein.
Wo liegen also jetzt die Unterscheide bei den AR-15 Systemen?
Es gibt Unterschiede beim Gasdrucksystem und dem Feuermodus. Der billige Schrott ist direkt getrieben und bläst den Dreck von der gezündeten Treibladung fröhlich in die Mechanik. Die indirekt getriebenen Systeme nutzen das System des AR-18 und stoßen die dreckige Gasmischung aus, nachdem sie einen Gasdruckzylinder damit gestaucht haben, der dann saubere Luft in das System reindrückt. Beim G36 hat man dieses Konzept eingesetzt.
Um Überhitzung, Munitionsverschwendung und zu schnelles Verdrecken der Mechanik zu vermeiden sind viele Waffen dieser Plattform heute nur noch mit Salvenschuss ausgestattet. Damit würde auch ein alten G36 mit den heißen Läufen nicht so schnell überhitzen.
Waffen die extern wie ein AR-15 daherkommen aber intern ein AR-18 Nachfahre sind, können oft problemlos als echte Vollautomaten mit Dauerfeuer bestellt werden.
Das Kaliber ist kein Fortschritt, der interne Mechanismus auch nicht (kein konstanter Rückstoß z.B.), die Waffe an sich hat eine schlechtere Ergonomie und ein aktuelles G36 mit Chromlauf überhitzt auch nicht so schnell. Andere Länder haben mit ihren 10 – 15 Jahre jüngeren G36 keine Probleme.
In Afghanistan wurde die Schulterstütze bemängelt (nicht verstellbar) und der Optikblock (kein Staubschutz, eher ungeeignet für die große Kampfentfernung). Logischerweise ist auch die Reichweite von 5,56 Nato nicht der Hit.
Mit der Neuanschaffung kann man jetzt die Probleme mit der Schulterstütze angehen und mit der Optik. Der Lauf überhitzt vielleicht nicht so schnell, weil die Technologie über 20 Jahre jünger ist. Dabei verschlechtert man die Ergonomie, verliert logistische Vorteile und muss Umschulen.
Das ist ein sehr teurer Spaß um sehr kleine Probleme zu lösen. Es wirkt halt wie eine Bastaentscheidung von weit oben in der Beschaffung.
Interessant wäre zu wissen, wo denn das neue Gewehr hergestellt wird oder woher die wesentlichen Zulieferteile kommen. Laut “ Spiegel“ hatte Haenel 2018 nur neun Mitarbeiter.
Der Mutterkonzern liefert eine große Menge eines ähnlichen Sturmgewehrs nach Indien, es könnte sein, dass das neue Sturmgewehr im Wesentlichen nicht “ aus Suhl“ sondern aus den Emiraten kommt.
Abgesehen davon, dass man in den letzten drei Jahren bei der WTD wohl nicht nur auf Scheiben geschossen und ansonsten Däumchen gedreht hat, kann es durchaus sein, dass Truppenversuche im vorliegenden Fall entbehrlich sind.
Zumindest entbehrlicher als bei anderen Projekten, die auf diese Weise durchgezogen wurden (Puma, ick hör dir trapsen).
Das MK556 unterscheidet sich nur in Details vom m.W.n. durchaus beprobten HK416. Allzu viele Überraschungen sollte es da nicht geben.
Bei Soldat&Technik hat Waldemar Geiger im Artikel „System Sturmgewehr Bundeswehr […]“ etwas dazu geschrieben: Nach der Auswahlentscheidung beginnt überlicherweise eine Einsatzerprobung / -prüfung, die ca. ein Jahr in Anspruch nehmen wird. Diese wird in verschiedenen Klimazonen und realistischen, taktischen Szenarien erfolgen. Änderungen an der Waffe sind dabei noch möglich.
Ist diese Phase nicht erfolgreich, siehe aktuell beim PUMA, wird die Tauglichkeit der Waffe nicht bescheinigt und der Hersteller muss ausbessern. Insofern plädiere ich nochmals für mehr Gelassenheit – wir haben schließlich noch immer kein aktuelles Bild des Bw-Gewehrs von HAENEL gesehen.
[Leute, ist ja schön, dass ihr alle immer wieder auf den selben Artikel des Kollegen verweist und den zum inzwischen xten Mal verlinkt – was ja nur zeigt, dass die Kommentare nur sehr selektiv gelesen werden. Aber was da steht, das zeigt schon der Hinweis „üblicherweise“, ist eine Extrapolation anderer Vorhaben, keine konkrete Aussage über dieses. Das scheint nicht verstanden? T.W.]
Die hier teilweise geäußerte Kritik an der Vergabe halte ich für überzogen.
Zunächst einmal ist der Nutzer (bei einer Standardhandwaffe alle mil OrgBer) ja an der Fähigkeitsforderung beteiligt gewesen und konnte seine Forderungen im PlgABw einbringen. Ein 180°-Sicherungshebel war offensichtlich kein Kill-Kriterium sondern hatte geringes Gewicht oder war schlicht kein Teil der Forderung. Sinngemäß gilt das auch für die Kaliberdiskussion oder Schulterstützenkonstruktion. Offensichtlich hatte die Nutzerforderung hinsichtlich geringem Gewicht ein hohes Gewicht. Ein Projektleiter im BAAINBw kann das auch nicht nachträglich ändern oder Forderungen streichen, insbesondere nicht nach dem HK-Briefchen. Das würde sofort Fragen nach dem Sponsor seines letzten Urlaubs aufwerfen. Die einzige Lösung wäre ein Reset und Neustart der Analysephase gewesen. Viel Spaß im Shitstorm.
Dann ist es auch nicht Aufgabe der Vergabestelle anzuzweifeln, dass eine fachlich geeignete Firma seine Kapazitäten erweitern kann. Der CEO eines Kettenfahrzeugherstellers sagte einmal sinngemäß: „Mit Verlaub Herr General, wenn Sie sehr viele Panzer bestellen, ist es meine Aufgabe als Industrie, diese Kapazitäten (wieder) aufzubauen. Ich sage ja auch nicht, wie Sie das Gefecht führen sollen.“ Wenn die Firma das zusagt, bleibt nur, einen Haken an eventuellen Eigenerklärungen zu machen. Wer im Übrigen schon einmal im EDGE (fka EDIC) Hauptquartier war, zweifelt nicht an der finanziellen Potenz, und wer glaubt, dass man schwäbische Fachkräfte nicht mit Geld überzeugen kann, nach Thüringen zu ziehen, kennt die Schwaben schlecht.
OT: Ich musste bei dem Gedanken an den Bundessicherheitsrat schmunzeln, was passiert, wenn die U.A.E. eine Waffe von ihrer eigenen Firma Haenel kaufen wollen. Im Ausland produzieren, wie es hier kolportiert wird, geht auch nicht so einfach, auch der Technologietransfer ins Ausland ist genehmigungspflichtig.
Der fehlende (oder nicht bekannte?) Truppenversuch nervt natürlich. Für das Einbringen von Forderungen ist aber wiederum der bevollmächtigte Vertreter des jeweiligen OrgBer in der Analysephase zuständig. Dieser tut sich für gewöhnlich leichter, wenn er seine Vollmacht allein ausübt, anstatt diese Macht mit der Meinungsvielfalt der Truppe zu teilen. Das erfordert in heutigen Stäben Mut, weil man sich dann nicht auf der Meinung der Truppe oder sinnlosen Bezugsdokumenten, ideal hergeleitet aus der KdB ausruhen kann, sondern seinen Kopf auch einmal für seine Entscheidung aus dem Fenster hängen muss. Manche denken, dass man sogar Naturkonstanten aus der KdB ableiten können muss und tun ohne Rückversicherung gar nichts mehr. Deshalb Respekt vor der Entscheidung nach Abwägen von Möglichkeiten des Handelns (war ja sicher ein Heeresoffizier ;-)), keine TrV durchzuführen.
Detailfrage: in welcher Farbe soll das neue Gewehr beschafft werden? Formaldienst-Schwarz oder etwas militärisch sinnvolles? Haenel bietet selbst ja mehrere zur Auswahl an.
Zum Thema Erprobungen und „Truppenversuche“ vielleicht mal ein paar Fakten.
Der CPM sieht eine sog. integrierte Nachweisführung vor. Diese umfasst die technische, taktische und logistische Untersuchung. Der technische Aspekt erfolgt unter Leitung der jeweils zuständigen WTD, die taktische Einsatzprüfung wird vom Nutzer (beim Heer: Amt für Heeresentwicklung) verantwortet und der logistische Anteil durch die TSL.
Gab es übrigens auch beim Puma:
https://fkpg.de/neues-zur-einfuhrung-des-spz-puma/
Bei einem Verfahren im Wettbewerb werden meistens Ausschnitte aus der kompletten Einsatzprüfung als Vergleichserprobung, Stellprobe, etc durchgeführt. Teilweise wird auch nur nach Papierlage entschieden.
Beim Sturmgewehr gab es wohl umfangreiche Untersuchungen und Vergleiche, jedoch war wohl die Wirtschaftlichkeit über die Nutzungsdauer ein ausschlaggebendes Kriterium.
Nun ja. Auf die Qualität der Ausschreibung, der Frage, warum jetzt eigentlich eine neue Handwaffe und die verpasste Chance, sich ggf. analog zur französischen Armee auf einen Waffentypen zu einigen ist hier bereits eingegangen worden. Handwaffen sind keine nationale Schlüsseltechnologie, sondern können meiner Erinnerung nach europäisch und gar weltweit beschafft werden (das alte Schtonk-Zitat: „Wussten Sie das nicht? Ich war dabei…“). Das Argument mit den Besitzverhältnissen – wem nutzt es? Da tut sich bei einigen Altehrwürdigen Firmen- oder Markennamen interessante Verhältnisse auf, in Bezug Handwaffen sollte hier aber Konkurrenz das Geschäft beleben können.
Ich bin allerdings wie viele Vorredner kein Fan von dem System an sich, da der Spannschieber nun wirklich nicht ideal für die Beseitigung von Störungen scheint. Auf https://youtu.be/bmeRROzi_4k (alternativ auf Youtube unter dem Suchbegriff „Test Fire of 43 Machine Guns“ kann man ab Minute 4 die Problematik sehen (auch wenn man sich nicht von dem generellen Unvermögen des Schützen ablenken lässt)… Bei den bisherigen traditionellen deutschen und auch anderen Handwaffen kann man da mehr Kraft einsetzen.
Mittlerweile wird in der Presse überall kolportiert, dass die Waffen am aktuellen Firmensitz von Haenel in Suhl produziert werden sollen. Gibt es darüber irgendwelche Erkenntnisse? Setzt ein Liefervertrag mit der Bundeswehr überhaupt voraus, dass die Waffe in Deutschland gefertigt wird? Der Zusammenbau von Waffen der AR-Plattform setzt sehr wenig Know-How voraus. Das Know-How liegt hier vor allem in den Komponenten und hier wohl im Besonderen im Lauf. Ist gesichert, dass die Komponenten in Deutschland gefertigt werden oder kann Haenel hier Subunternehmer aus der ganzen Welt beauftragen?
[Es gibt so viele Detailfragen, auf die es noch keine Antworten gibt… Schon die Frage, welches Modell denn nun konkret ausgewählt wurde, ist nicht beantwortet. Und Fragen wie die Ihre kommen hinzu. T.W.]
Bzgl. Kapazitäten bei Haenel…
Wäre es denkbar, daß Haenel einzelne Baugruppen untervergibt, z.B. an HK?
Ich denke da vor allem an Rohre usw
Bin beeindruckt, wie bei dieser Faktenlage hier wild spekuliert wird; vom Versagen der Bedarfsermittlung über das Unvermögen des BAAINBw bis hin zur Unfähigkeit des Unternehmens.
Ja, man sollte solche Ausschreibungen und Verträge bitte erst einmal hier vorlegen (ironie aus).
Sorry, ich schätze das Forum sehr, aber das herum spekulieren geht hier doch etwas weit.
@Ruhrpottpatriot
Dein Stichwort: Einseitige 180° Sicherung und Winterhandschuhe.
Ich empfehle vor Kritik an dem neuen Sturmgewehr selbiges erst einmal zu betrachten. Der Sicherungshebel ist bei der MK556 beidseitig und so dimensioniert, dass er problemlos mit Winterhandschuhen zu bedienen ist. Auch die Kritik, dass „die Waffe den objektiven Nachteil hat, dass bei Beschädigung der Schulterstütze die Waffe schnell unbrauchbar wird“ ist ein wenig abwegig, da dies wohl auf die meisten Gewehre zutrifft…
Und jetzt mal ernsthaft: Es handelt sich um ein neues Sturmgewehr mit einer simplen Handhabung und nicht Atomphysik. In Streitkräften mit einem breiten Handwaffenmix aus simplen Handhabungsänderungen der Sicherung einer HaWa eine größere Problematik zu folgern ist wohl genauso konstruiert wie die Kritik an dem „einseitigen Sicherungshebel“.
@JCR
Aufgrund der kolportierten sehr engen Verwandschaft des Haenel MK 556 mit dem Caracal CAR 816 der zum gleichen Mutterkonzern gehörenen Firma Caracal International liegt m.E. eher die Vermutung nahe, dass man Komponenten im Caracal-Stammwerk in den VAE oder im Tochterwerk in den USA fertigen und zuliefern wird.
https://en.wikipedia.org/wiki/CAR_816
Wenn man in Deutschland sehr schnell Fertigungskapazitäten und qualifizierte Mitarbeiter aufbauen wollte, böte sich ja der Kauf des vor der Schließung stehenden Sig-Sauer Standorts Eckernförde an.
Wie der Hausherr schon schrieb: Es gibt zahllose offene Detailfragen.
Leider hält Haenel sich bisher in der Öffentlichkeitsarbeit sehr sehr bedeckt.
@JCR sagt:16.09.2020 um 12:29 Uhr
„Bzgl. Kapazitäten bei Haenel…
Wäre es denkbar, daß Haenel einzelne Baugruppen untervergibt, z.B. an HK?
Ich denke da vor allem an Rohre usw“
Fragen Sie doch Haenel! Diese wilde Herumspekuliererei ist ja unerträglich.
Leute, wenn ihr alles besser wisst, dann fangt doch beim BAAINBw an.
@Johannes Ram
Deshalb habe ich auf meine anderen Posts verwiesen, in denen ich auf genau die Thematik weiter eingegangen bin.
Zur Thematik: „[…] dass bei Beschädigung der Schulterstütze die Waffe schnell unbrauchbar wird“ ist ein wenig abwegig, da dies wohl auf die meisten Gewehre zutrifft… “
Nicht wirklich. Ein großer, konstruktiv bedingter, Nachteil fast aller AR-15 Derivate ist, dass die Schließfeder der Waffe in die Schulterstütze hineinragt und somit bei der Beschädigung der Schulterstütze die Waffe nicht mehr korrekt funktioniert. Diesen Fehler hat Kein G3, kein G36, keine AK, kein FAL. Sobald es eine klappbare Schulterstütze gibt entfällt dieser Fehler natürlich.
Dazu müssten wir, wie ich bereits geschrieben habe, aber erst mal die ausgewählte Waffe kennen lernen.
@T.W.: Kleine Anregung für eine weitere Verbesserung der Nutzererfahrung: Eine etwas bessere Zitierfunktion wäre ganz nett. Zumindest sollte, meiner Meinung nach, Zitate optisch im Text hervorgehoben werden können. Markdown als Auszeichnungssprache macht das ziemlich gut.
[Das geht hier recht einfach mit HTML – Zitate lassen sich
kursiv
oder
fett
darstellen…
T.W.]
Zum Sicherungshebel schrieb TFB bereits 2018:
„Haenel Defense’s MK 556 Gen2 is a short-stroke piston operated AR-based design available in 10.5, 12.5, 14.5 and 16 inch barrel lengths with a STANAG 4694 quad rail or 3 and 9 o’clock keymod mounting points and ambidextrous controls – a 45-degree rather than AR-pattern selector.“
Siehe https://www.thefirearmblog.com/blog/2018/04/10/bundeswehr-narrows-rifle-choice-heckler-koch-vs-haenel/
Nach einem kurzen Blick auf die Haenel web site findet sich sofort:
„SICHERUNG: Schlagbolzensicherung, Sicherungshebel beidseitig bedienbar, 0°/60°/120° oder 0°/90°/180°“
@Pio-Fritz 13:31
Rund 1/3 der Ingenieure/Physiker/etc im höheren und gehobenen Dienst dessen BAAINBw und seines Geschäftsbereichs Haben das gemacht Was Sie vorschlagen, haben einen militärischen Hintergrund und sind nach ihrem Dienst zum BAAINBw gewechselt. Ich kenne auch keinen Projektleiter, der nicht einen militärischen Hintergrund hätte. Der für das Projekt zuständige Abteilungsleiter K ist aktiver Soldat, sein Vorgänger auch.
Die freuen sich sicher alle über Ihren qualifizierten Beitrag.
@ Ruhrpottpatriot
„Ein großer, konstruktiv bedingter, Nachteil fast aller AR-15 Derivate ist, dass die Schließfeder der Waffe in die Schulterstütze hineinragt und somit bei der Beschädigung der Schulterstütze die Waffe nicht mehr korrekt funktioniert.“
Dieser Fehler ist nicht „groß“, sondern kann bestenfalls als marginal, wenn nicht sogar imaginär bezeichnet werden, da man eine starke Gewalteinwirkung benötigt, die wohl jede Waffe in Mitleidenschaft ziehen würde. Des Weiteren kann bei einem Gewehr allgemein davon ausgegangen werden, dass es mit einer signifikant beschädigten Schulterstütze nur noch eingeschränkt funktionsfähig ist.
Darüber hinaus ist es abwegig, aus der veränderten Handhabung der Sicherung eines Gewehres ein Problem zu konstruieren, v.a. da beim G27 bereits eine artverwandte Sicherung eingeführt worden ist. Und wenn es sich wirklich um ein Problem handeln würde, dann wäre der Angleich der Sicherungen des MK556 zum G27 ja ein bedeutender Fortschritt in Bezug auf die Vereinheitlichung und Vereinfachung der Ausbildung… Ich habe jedoch das Vertrauen, dass diese „Umstellung“ weder ein Problem für die Ausbildung noch die Soldaten darstellen würde. Und wenn ein Soldat mit dieser „schwerwiegenden“ Umstellung Probleme haben sollte würde ich mir ernsthafte Gedanken über seine Eignung und Befähigung sowie die des Ausbilders machen.
Also kurz: Ein Gewehr, dass man nicht kennt schlechtzureden, weil ein etwaiger Sicherungshebel angeblich die Ausbildung erschwert und man glaubt er sei nicht mit Winterhandschuhen zu bedienen ist ein wenig weit hergeholt.
@Arno
„… oder kann Haenel hier Subunternehmer aus der ganzen Welt beauftragen?“
ITAR free war wohl ein Kriterium in der Ausschreibung.
Au weia, Manchmal würde mich die Demographie im Blog ja doch interessieren…
Die gesamte westliche Hemisphäre nutzt Stoner-Systeme vom Karabiner bis in den Marksman-Bereich; im Kleinkaliber bis zur Elefantenbüchse, teilweise seit fast einem halben Jahrhundert.
Auf Wettkämpfen aller Art, bei Behörden auf dem gesamten Globus und selbst den bundesdeutschen Spezialeinheiten kommen fast nichts anderes als AR-15 oder ergonomisch als solche verkleidete Waffen zum Einsatz, aber der deutsche Oberbedenkenträger sieht schon von weitem, dass das kein gutes Produkt ist, ja gar nicht sein kann.
In anderen Ländern bringen Teenager im Handgemenge 3 von 4 Schuss aus einem selbstgebauten 800$ AR ins Ziel und beseitigen dabei sogar eine Störung, aber der Gewehrschütze in Flecktarn wird eine solche Waffe nicht einmal entsichern können?! Wobei das letztlich auch egal wäre, denn er kommt ja sowieso nicht bis an die Front; ohne klappbare Schulterstütze kann er schließlich nicht in den Bus/Panzer/A400 einsteigen.
Und dann wird noch Technologietransfer ins Ausland befürchtet, dabei ist es genau andersherum: Ein arabisches Gewehr bekommt den Aufkleber eines Traditionsherstellers aufgepappt und wird dem Soldaten in die dick behandschuhten Hände gelegt. Und hinter allem steckt der Konstrukteur, der das unterlegene Produkt aus dem Südwesten der Republik auch gebaut hat, das man eigentlich lieber gesehen hätte.
Es ist zum Wundern.
Ich kenne das das G3 aus BW Zeiten, das G36 / SL8, das AR15 System (diverse) sowie das SIG MCX Virtus als aktiver Jäger und meinen Kontakt zu Sportschützen.
Viel wichtiger als die Frage, ob HK433 oder MK556 Versionen ist doch die Frage des zukünftigen Std. Infabtrie Soldaten Kalibers bei der BW!
Einerseits sind die USA möglicherweise im Umbruch zum (auch für die neuerdings in USA Jagd bewährten) 6,x Kaliber (hohe Energie, bei niedrigen Geschossgewicht und Größe), das dann in 10 Jahren mal wieder alle NATO Staaten haben könnten , ausser wir und F. (wie beim 7.62 zu 5.56/Wechsel), sofern die USA das voran trieben.
Andererseits könnte ich hier semi-ironisch anmerken, ob denn D in 10 Jahren beim Rot Rot Grün potenzierten USA Hass D überhaupt noch in der Nato ist und noch ne nennenswerte Armee hat und nicht sowieso wie jetzt schon, vor Putin und China Diktaturen kniet..
Als vormals Heer Gedienter und insbesondere als aktueller aktiver Jäger kann ich nur sagen : Ne 150KG Sau liegt mit nem 308, 8×57 oder 6.5 creedmore. fast immer sofort.. .. über ein 5.56er würde die Sau nur müde lachen (wenn man die damit jagdrechtlich schiessen dürfte)
Genau so ist es doch im zukünftigen Gefecht auch:
Gezielter Schuss mit großem Kaliber geht vor „Rausbratzen“ mit kleinem Kaliber.
Was die BW benötigt hätte, wäre ein „DMR Patrol Light“ in 7.62 oder zukunftsweisenden 6.x Kaliber, dann gewichtsreduziert wo geht (Lauflänge, M-lok, schmale GFK Schukterstütze, leichte Visiere) mit 25 Schuss Magazin (Kompromiss aus Munmenge und Gewicht)
Die Einsatz in Afghanistan hat doch immer wieder genau dies gezeigt: Die Kohlen aus dem Feuer holt bei Beschuss aus der Distanz und aus Lehmunterständen der DMR oder MG3/5 Schütze der Gruppe… Warum sollte dieses Kaliber nicht jeder Soldat bekommen?
Wenn ich als Jäger ein AR10 Derivat mit ZF mit 4,6 Kg Gewicht handeln kann, sollte das ein/e deutsche(R) Soldat/in auch, oder?
Oder ist das vom Beschaffungsamt geforderte Gewicht nur für 50kg Mädels spezifiziert?
Und wenn es denn nun doch 5.56 sein soll, so hat das jetzige G36/433 System einfach unschlagbare Ergonomie Vorteile (DurchLade Hebel ergonomisch liegend im Anschlag bedienbar, volle beidseitige Bedienung, Klappschulter Stütze mit Schussmöglichkeit im Klappzustand… etc.
AR 15 System: Alles No go…
Das SIG MCX (SIG ja ausgeschieden wegen ITAR) hätte zumindest eine beidseitige Sicherung und Klappstütze gehabt (ginge sicher auch nach inks statt rechts wie beim Sport Modell) durch neue Dopppelfeder Konstruktion am Verschluss, sowie eine Gasdruckverstellung und M-lok… und wird ja auch behördlich genutzt.
Ich bin sehr enttäuscht… Die Neu Ausschreibung an sich war schon Unsinn (gefördert durch H&k Rufmord aus diversen Polit /Presse/Konkurrenz Kreisen, nicht durch eine echte Waffen Untauglichkeit im. Einsatz) und das jetzige Ergebnis widerspricht nach Meiner Meinung gesundem Waffen Einsatz Praxis Sachverstand.
Heckler & Koch hat wohl zwei Angebote abgegeben, eins mit dem HK 416 und eins mit dem HK 433, so schreibst zumindest Hartpunkt hier: https://www.hartpunkt.de/heckler-koch-will-rechtliche-moeglichkeiten-nutzen/
Ich bin mal gespannt… Haenel muss ja erstmal Produktionskapazitäten aufbauen, und ist dann für so einen großen Auftrag eine Wundertüte.
[Manchmal wollt ihr euch einfach ein Späßchen machen und mich hier vorführen, oder? Natürlich hat hartpunkt.de recht, es steht nämlich in der entsprechenden Pressemitteilung von Heckler&Koch:
Heckler & Koch ist heute informiert worden, dass keines seiner beiden Angebote bei der Sturmgewehr-Ausschreibung der Bundeswehr zum Zuge kommen soll. … „Gleichzeitig sind wir aber von der Qualität sowohl des HK416 als auch des HK433 absolut überzeugt.
… und diese Pressemitteilung steht hier oben verlinkt. Aber warum hier nachlesen, wenn es auch woanders geht? T.W.]
@Thomas Melber:
Ein Produkt wird nicht ITAR-relevant, nur wenn man es im Ausland produzieren lässt. ITAR ist das amerikanische Äquivalent zur deutschen Exportkontrolle; nur noch bürokratischer, wesentlich besser kontrolliert und mit diversen Fallstricken. Es betrifft im Kern amerikanische Technologie, Produkte und Personen, die etwas darüber wissen könnten. Die Obama-Administration hat das aufgeweicht und Firmen mehr Eigenverantwortung zugebilligt, die Produkte als ITAR-relevant einzustufen oder auch nicht. Die Firmen nutzen aus Vorsicht diesen Spielraum tendenziell eher nicht und lassen sich den Export auch kleinster Rüstungsgüter genehmigen und schon bin ich als Kunde in der ITAR-Falle.
Es gelten also die Exportbestimmungen des Produktionsstandortes, wenn man im Ausland produziert.
ABER: Ein Auftragnehmer muss einen Unterauftragnehmer beim BAAINBw anzeigen und genehmigen lassen. Dafür gibt die Geschäftsbedingungen des Bundes wie z.B. die VOL/B oder EVB IT und natürlich davon abweichende vertragliche Einzelregelungen. Üblich ist ein Schwellenwert für die Meldepflicht, meist im 5-stelligen Euro-Bereich. Ohne Zustimmung des Projektleiters im BAAINBw geht da nichts.
Was uns rüstungspolitische Entwicklungen regelmäßig zeigen ist, dass gerne heute die Wehrtechnik für gestern beschafft wird. Sind dicke Lehmmauern auch künftig der Kugelfresser Nummer 1? Die krude Metapher von erlegten Tieren (hab noch keins zurückschießen sehen), beantworte ich lieber nicht …
Es geht bei dieser Waffe um ein Schweizer Taschenmesser, nicht um die eierlegende Wollmilchsau. Sie soll möglichst einfach von möglichst vielen bedienbar sein und in möglichst vielen Umgebungen die bestmögliche Leistung zur Verfügung stellen. Für Spezialfälle ist anderes Besteck vorhanden.
Da die Truppe mit dem G36 bis heute zufrieden ist, würde mich nun in erster Linie die Diffenrezierung zur neuen Wumme interessieren. Was kann sie konkret besser, auf dem Papier und im Feld?
Ich halte mich mit der Bewertung der Waffe und ihres Bedienkonzepts zurück und warte ab, was die Einsatzerprobung ergibt und was diejenigen sagen, die sowohl G36 als auch das Haenel-Gewehr als STAN-Waffe haben bzw. hatten. Ich hatte während es meiner Dienstzeit mit diversen AK-Modellen, dem G3 und dem G36 zu tun. Eventuell schafft es das Haenel-Gewehr ja in ein paar Jahren auch in die Hände von Reservisten. Dann kann ich einen Vergleich ziehen. Hätte ich die Wahl, wäre es ein modernes AK mit einer zeitgemäßen ZF-Reflexvisier- Kombination. Aber das ist subjektiv. Andere können da gar nicht mit. Ich empfehle mal, sich die Produktvorführungen aus dem Hause Kalaschnikow anzusehen. Da spielt es auch keine Rolle, dass der Spannhebel auf der rechten Seite ist. Üben übt halt! Aber wir sind nicht bei „Wünsch dir was!“. Das gilt nur für die Spezialkräfte. Wald- und Wiesensoldaten kriegen von der Stange und können auf eigene Kosten tunen, soweit erlaubt und geduldet. Was passiert eigentlich, wenn es das Haenel nicht durch die Einsatzerprobung schafft? Dann wird Haenel vermutlich Zeit bekommen, die erkannten oder vermeintlichen Mängel abzustellen. Und wenn das auch nicht hilft, kann man ja noch mal bei HK anfragen. So ein Schicksal zeichnet sich ja auch für den Puma ab.. Aber auch da warten wir mal ab. Ich gehe davon aus, dass sich Haenel über die Produktionskapazitäten schon im Vorfeld Gedanken gemacht haben wird. Die stolpern da wohl nicht blind rein. Wie steht es eigentlich mit einer Bajonettaufnahme und der Möglichkeit, Gewehrgranaten zu verschießen? Weiß da jemand was?
@
Ottone sagt:
16.09.2020 um 15:28 Uhr
“
Nach einem kurzen Blick auf die Haenel web site findet sich sofort:
„SICHERUNG: Schlagbolzensicherung, Sicherungshebel beidseitig bedienbar, 0°/60°/120° oder 0°/90°/180°“
“
Auch das betrifft nur eine Katalogausführung, die zum generellen Angebot steht und beschreibt evtl. ja gar wahrscheinlich nicht, was der BW vorgestellt wurde. Man wird schon abwarten müssen bis das erste Gxx auf dem Tisch liegt ODER Haenel selbst die Variante mal vorzeigt.
@ mpw sagt:
16.09.2020 um 18:28 Uhr
:-) +1
@ Pham Nuwen sagt:
17.09.2020 um 11:07 Uhr
Ihr letzter Satz ist schön treffend: Da es sich um das querschnittliche Standardgewehr handelt muss es sich am G36 messen lassen. Wenn es nicht besser und/oder preiswerter ist, dann erklärt sich von selbst, dass man es nicht gebraucht hätte.
@TW bitte entschuldigen Sie. Hatte die hier verlinkte Pressemitteilung tatsächlich nicht gelesen. War aber in keinster Weise dazu gedacht Sie vorzuführen.
Moin,
ich bin ein wenig darüber erstaunt, wie hier hetzt schon über evt. Lieferverzögerungen spekuliert wird. Vermutlich resultiert diese Haltung aus den unsäglichen Lieferverzögerungen von H&K der letzten Jahrzehnte. Mir scheint das immer sehr schnell vergessen zu sein. Ich kann mir sehr gut vorstellen das Termintreue diesmal in der Ausschreibung neben dem Gewicht des Systems, im Lastenheft ganz oben standen.
H&K hatte über 60 Jahre die Möglichkeit seine Leistungsfähigkeit unter Beweis zu stellen. Gut geklappt hat das nicht immer. Jetzt lassen wir für 250 Mille mal einen anderen ran. Schaun wir mal wie das funktioniert. Auch im Beschaffungsamt sind nicht nur Unwissende unterwegs, wenn auch weniger gut Qualifizierte wie hier im Forum. Haben wir ein wenig Vertrauen. Andere Hersteller haben auch Ahnung.
Übrigens entfällt dann auch der Einkauf speziellen H&K Werkzeugs, wenn die Waffen mal richtig geöffnet werden müssen.
Bitte nicht wieder die Kaliberdiskussion!
Mit welcher Größe von Geschoss man Sauen erlegen kann und mit welchen nicht ist für militärische Beschaffungsvorhaben eher so gar nicht relevant. Zumal aus Gründen der Waidgerechtigkeit bei der Jagd ohnehin Munitionsorten verwendet werden, die mal rundheraus als Kriegsverbrechen gälten, würde ein Soldat damit jemals auf feindliche Soldaten schießen.
Den Kaliberkloß den essen wir vielleicht erst wieder, wenn die NATO drüber diskutiert, ob der Standard geändert werden soll, und nicht bei jedem Handwaffenkauf.
@Brainstormer: Hallo, ich habe keine wirklichen Hinweise oder sogar Beweise für meine These, dies ist eher mein persönliches Bauchgefühl. Ich glaube auch nicht, dass hier seitens der Behörden das Vergabeverfahren falsch durchgeführt wurde. Meine persönliche These ist, dass wenn Heckler und Koch sich in letzter Zeit ein wenig diplomatischer verhalten hätten, der Sieger jetzt vielleicht ein anderer wäre. Sowohl das HK 416 als auch das MK 556 sind vom selben Konstrukteur Robert Hirt, von daher werden beide Waffen wohl eine hohe Qualität beinhalten. Ein etwas geringerer Preis und ein etwas gefälligeres Verhalten in Richtung der ausschreibenden Behörde kann da schon die Entscheidung bringen.
@Nathan: Wenn Sie sich die TL von einigen eher simplen Produkten wie z.B. einem Unterhemd auf der Webseite des Baainbw anschauen, stellen Sie fest, dass das Ganze sehr technisch gehalten ist. Bei einem technischen Produkt wie einem Stgw sind die Wertungskriterien daher sicherlich noch weniger In Richtung „Handschmeichelfaktor“, sondern objektiv bestimmbare Kriterien. Der „Dehnfaktor“ im End-Ergebnis ist von daher natürlicherweise sehr begrenzt. Und der Preis oder die Unterhaltskosten sind ein objektiver Wert, da ist das Design der letzten Weihnachtskarte vom Bieter an das Baainbw eher nachrangig. Darüberhinaus habe ich ja bereits angeführt, dass bei Verschnupftheit des Baainbw und Herangehensweise nach Ihrer ursprünglichen These, das HK 416 in der vorangegangen Ausschreibung wohl kaum den Zuschlag bekommen hätte.