Coronavirus-Pandemie beschleunigt Truppenabzug aus Afghanistan – auch „nicht zwingend notwendiges Personal“ soll raus
Die weltweite Coronavirus-Pandemie beschleunigt den Abzug der internationalen Truppen aus Afghanistan. Die NATO-geführte Resolute Support Mission zog ohnehin bis Juli vorgesehene Reduzierungen vor. Darüber hinaus soll Personal, das für den Fortgang des Einsatzes nicht zwingend nötig ist, ebenfalls ausgeflogen werden. Beides betrifft auch die Bundeswehr am Hindukusch.
In einer Vereinbarung für einen Frieden in Afghanistan hatten sich die US-Regierung und die Taliban Ende Februar darauf verständigt, dass innerhalb von 135 Tagen die Präsenz sowohl der US-Truppen als auch der Soldaten anderer westlicher Nationen deutlich reduziert werden sollte. Für die Bundeswehr bedeutete dies, das nach bisheriger Planung bis Mitte Juli etwa 18 Prozent der Dienstposten des deutschen Kontingents nicht mehr besetzt werden sollten, wie das deutsche Verteidigungsministerium bestätigte.
Nach Informationen von Augen geradeaus! wird diese Planung jetzt deutlich beschleunigt. Der Kommandeur der Mission, US-General Scott Miller, wies die beteiligten Nationen an, sowohl das ohnehin im Rahmen der geplanten Verringerung nicht mehr nötige Personal, aber auch mission-non-essential-Kräfte so schnell wie möglich ausreisen zu lassen. Für die Soldaten, die nicht zwingend für den Weiterbetrieb benötig werden, gilt das zunächst für 60 Tage.
Mit der Reduzierung solle zum einen der Schutz der internationalen Soldaten im Land vor Ansteckung verbessert werden, außerdem müsse eine Belastung der Sanitätseinrichtungen von Resolute Support und ihrer Soldaten verringert werden.
Derzeit sind rund 1.300 deutsche Soldaten im Afghanistan im Einsatz, davon gut 1.000 im Regionalkommando Nord (Train-Advise-Assist Command North, TAAC-N) in Mazar-e Sharif , rund 170 im Hauptquartier der Mission in Kabul und knapp 100 in Kunduz, außerdem knapp 60 in Meymaneh.
Die Mission teilte am (heutigen) Dienstag mit, dass bei vier Angehörigen der NATO-geführten Mission eine Virusinfektion bestätigt worden sei, 38 würden als Verdachtsfälle isoliert:
Unklar ist bislang, wie die von der Führung der Mission angewiesene Verringerung konkret umgesetzt wird, wo also außer beim Stab in Kabul direkt Soldaten abgezogen werden und was mit den Außenstellen in Kunduz und Meymaneh passiert.
Offen ist derzeit auch, wie sich das auf die Soldaten auswirkt, die derzeit als Ablösung für deutsche Truppen in Afghanistan vorgesehen sind und seit Anfang der Woche in einer so genannten isolierten Unterbringung in einem Hotel nahe des Kölner Flughafens auf ihren Einsatz warten.
Diese Soldaten werden zum Schutz vor einer Infektion zwei Wochen von der Außenwelt abgeschottet, unter strikten Bedingungen – ihre Hotelzimmer dürfen sie nur mit ABC-Schutzmaske verlassen, wie aus einerm (nicht eingestuften) Merkblatt für die Unterbringung hervorgeht (hier gekürzt dokumentiert):
Handlungsanweisung zur 14-tägigen isolierten Unterbringung (i.U.) vor Verlegung in den Einsatz Resolute Support
Durch betroffenes Personal sicherzustellen/ zu beachten:
Keine Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln
Mitführen der ABC-Schutzmaske inkl. Filter im Handgepäck
Mitführen von zusätzlichem privaten Bedarf für 14 Tage (Bücher, Zivilkleidung, Handgeld etc.).
Belehrung:
Im Rahmen der unmittelbaren Einschleusung sind keine speziellen Hygienemaßnahmen erforderlich.
Besuch ist während der i.U. nicht gestattet.
Nach Betreten der Zimmer durch die betroffenen Personen ist ein Zimmertausch/-wechsel ausgeschlossen.
Zugewiesene Zimmer sind grundsätzlich nicht zu verlassen.
Verlassen der Zimmer sind nur in Ausnahmefällen nur mit ABC-Schutzmaske inkl. Filter, unter Aufsicht durchgeführter Händedesinfektion sowie in Begleitung und Dokumentation durch das Aufsichtspersonal möglich.
Ein postalischer Versand und Empfang von Briefen und Päckchen ist während der Zeit möglich und wird durch das Unterstützungspersonal sichergestellt.
Die Verpflegung erfolgt im Zimmer. Dazu wird Verpflegung vor den Zimmern bereitgestellt.
Das Auftreten von Symptomen einer Atemwegsinfektion ist unmittelbar durch die betroffene Person über den Telefonposten anzuzeigen.
Bei Auftreten eines bestätigten Falls innerhalb der i.U. ist die betroffene Person unverzüglich zu verlegen und abhängig vom klinischen Bild ambulant oder stationär zu betreuen.
Am letzten Tag der Unterbringung wird eine körperliche Befragung/Untersuchung vorgenommen und ein Gesundheitszeugnis ausgestellt. Dieses ist zwingend in das Einsatzgebiet mitzuführen.
Der Transfer an den Flughafen zur Verlegung in den Einsatz erfolgt unter Ausschluss externer Kontakte. Betroffene Personen tragen dazu ABC-Schutzmaske inkl. Filter.
Eine Verabschiedung von Familienangehörigen am Flughafen ist nicht möglich.
(Archivbild 2011: Camp Marmal in Mazar-i Sharif/Afghanistan – Sebastian Wilke/Bundeswehr)
Mein lieber Funker07,
hier ist Dienst, wenn man Beiträge von vorne nach hinten liest und nicht einfach nach unten scrollt, um was zu schreiben, dann wäre Ihnen aufgefallen, dass ich dieses schon am 25.03.20 unter Punkt 4 angemerkt habe. Sie hätten sich 15 Minuten Ihrer Jugend sparen können. Gemäß Aufnahmformular Nr. 1 ist die allgemeine Dienstzeit von 06:45 bis 16:15 inkl. der Gesamteinschränkung auf das Trinken von Alkohol, außerhalb der allgemeinen Dienstzeit , auf 2 Dosen befohlen. Total einfach. Wenn unser Dienstherr hier keine Laptops her schafft, um zu arbeiten, dann kann da der Isolierte auch nichts für. Ironie an: Die angekündigten Hanteln für den Individualsport auf dem Zimmer sind nach fast einer Woche auch noch nicht da. Ironie aus.
Was unser Dienstherr daraus im Anschluss macht, bleibt spannend, denn eine Einschränkung der Bewegungsfreiheit, mit massivsten Einschränkungen der Grundrechte (auch als Soldat), außerhalb der allgemeinen Dienstzeit UND die Einschränkung, was mit seiner „Freizeit“ gemacht wird, sieht mir doch sehr nach einem 24/7 Dienst aus. Ich bin erst knapp 30 Jahre dabei, daher sehen Sie mir meine Naivität nach.
Schreiben Sie also nicht irgendeinen Unsinn, den Sie sich aus Bw-Wiki zusammengesucht haben, oder vom Hörensagen aus GAO haben, sondern unterhalten Sie sich doch einfach mit Kameraden, die gerade hier sitzen.
In diesem Zusammenhang ein Dank an die Kameraden, die uns hier unten bestens versorgen. Ihr macht einen Klasse Job, auch wenn er für euch frustrierend ist, dass Ihr wegen uns Eure Familien nicht unterstützen könnt.