Vereinbarung für den Frieden in Afghanistan: Truppenreduzierung bis Juli?
Nach fast zwei Jahrzehnten Krieg in Afghanistan scheint ein Ende der Kämpfe am Hindukusch, zumindest für den Westen, in greifbare Nähe gerückt. Die USA und die Taliban unterzeichneten am vergangenen Samstag in Katar ein Abkommen, dass den Frieden nach Afghanistan bringen soll. Kernpunkt ist die Bereitschaft der USA, ihre Truppen (und damit auch die der Verbündeten) aus dem Land abzuziehen – unter bestimmten Bedingungen über die nächsten 14 Monate.
Zur Bewertung des Abkommens, das der Afghanistan-Bevollmächtige der USA, Zalmay Khalilzad, und der stellvertretende Taliban-Chef Mullah Abdul Ghani Baradar unterzeichneten, gab es am Wochenende von Kundigeren genügend zu lesen. Deshalb hier vor allem eine Materialsammlung:
New York Times: U.S. Strikes Deal With Taliban to Withdraw Troops From Afghanistan
New York Times: After 18 Years, Is This Afghan Peace, or Just a Way Out?
Die New York Times hat auch eine Bilderserie dieses Krieges seit 2001 aufgelegt:
Photos From America’s Longest War
Das Abkommen, so viel ist klar, bedeutet aller Voraussicht nach nicht ein sofortiges Ende der Kämpfe am Hindukusch – allein schon deshalb, weil neben den Taliban auch andere islamistische Gruppierungen wie der Islamische Staat aktiv sind. Und das Ende dieses Konflikts ist an weitere Verhandlungen und konkretes Verhalten der Taliban geknüpft.
Allerdings haben sich die USA in der Vereinbarung auch zu einem recht kurzfristigen Schritt verpflichtet – der die Verbündeten, also auch Deutschland, mit einbezieht:
A. The United States, its allies, and the Coalition will take the following measures in the first one hundred thirty-five (135) days:
1) They will reduce the number of U.S. forces in Afghanistan to eight thousand six hundred (8,600) and proportionally bring reduction in the number of its allies andCoalition forces.
2) The United States, its allies, and the Coalition will withdraw all their forces from five (5) military bases.
B. With the commitment and action on the obligations of the Islamic Emirate of Afghanistan which is not recognized by the United States as a state and is known as the Taliban in Part Two of this agreement, the United States, its allies, and the Coalition will execute the following:
1) The United States, its allies, and the Coalition will complete withdrawal of all remaining forces from Afghanistan within the remaining nine and a half (9.5)months.
2) The United States, its allies, and the Coalition will withdraw all their forces from remaining bases.
Also ein Komplettabzug in etwas mehr als einem Jahr – vor allem aber: Ein Abzug von mehr als einem Drittel der US-Truppen und proportional der Truppen anderer Nationen innerhalb von 135 Tagen. Also bis Mitte Juli. Das müsste dann auch die Bundeswehr betreffen, die derzeit das zweitgrößte ausländische Kontingent am Hindukusch stellt.
Vor dem Hintergrund stellt sich natürlich die Frage, ob es sinnvoll ist, das Bundestagsmandat für die deutsche Beteiligung an der NATO-geführten Resolute Support Mission wie geplant unverändert um ein Jahr zu verlängern (Bundestagsdrucksache 19/17287). Der SPD-Verteidigungspolitiker Fritz Felgentreu kündigte bereits an, vor dem Hintergrund des neuen Abkommens werde darüber zu reden sein: Das müssen wir uns jetzt ansehen. Allerdings bleibt dafür nicht allzu viel Zeit; das aktuelle Mandat läuft Ende März aus.
Über die Folgen der Vereinbarung für die NATO-geführte Mission am Hindukusch müsse jetzt in der Allianz geredet werden, sagte auch deren Generalsekretär Jens Stoltenberg. Mit Details hielten sich jedoch alle zurück, auch Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer in ihrer Stellungnahme am (gestigen) Sonntag:
Ich begrüße jede Entwicklung in Richtung auf einen dauerhaften Frieden in Afghanistan sehr. Das Land und seine Menschen haben schon viel zu lange gelitten. Es wird jetzt darauf ankommen, dass das Abkommen auch tatsächlich umgesetzt wird. Und natürlich müssen die Afghanen selbst in einem nachhaltigen Friedens- und Versöhnungsprozess den Grundstein für die eigene Zukunft legen. Wesentlich wird dabei erstens sein, dass Afghanistan mit selbstragenden Strukturen für die eigene Sicherheit sorgen kann und das Land nicht erneut zum Rückzugsort für den internationalen Terrorismus wird. Zweitens kommt es auch darauf an, dass in Afghanistan die Einhaltung der Menschenrechte und die Rolle der Frauen im Fokus bleiben. Wie in den vergangenen Jahren stehen wir dabei weiter fest an der Seite der Afghanen.
Wir haben am Hindukusch gemeinsam große Fortschritte errungen – unter schmerzhaften Opfern, muss man sagen. Ich denke an die afghanische Bevölkerung, an unsere Verbündeten und vor allem auch an unseren eigenen Soldatinnen und Soldaten, die gefallen sind oder verwundet wurden. Das alles darf nicht vergebens gewesen sein.
Was das weitere militärische Engagement und den möglichen Abzug der internationalen Truppen betrifft, so muss dieser Prozess in der NATO genau koordiniert und besprochen werden. Es gilt der Grundsatz ‚Gemeinsam rein, gemeinsam raus‘. In diesem Zusammenhang fühlen wir uns auch weiter der ‚Train, Advise, Assist‘-Mission der Allianz zur Ausbildung und Beratung afghanischer Sicherheitskräfte verpflichtet.
(Foto: Unterzeichnung des Abkommens zwischen den USA und den Taliban in Doha – State Department photo by Ron Przysucha/ Public Domain)
Um die Kämpfer des Islamischen Staats können sich die Taliban kümmern. Die haben da bestimmt eine etwas andere Herangehensweise als die westliche Allianz.
Das Abkommen bedeutet, das man umgehend mit den Vorbereitungen für den Abzug der deutschen Truppen beginnen muss. Alternativ könnte man die Ausrüstung auch dort lassen, wie man es bei den anderen Lagern schon getan hat. Ich habe jetzt keinen Hinweis gefunden, welche fünf Basen vom Sofortabzug betroffen sind. Das wäre interessant zu erfahren.
@ Pio-Fritz: das sehe ich genauso. Eine Zeitspanne von 14 Monaten bzw. weniger ist eine Herausforderung. Die U.S. Regierung hat einen klaren Fahrplan, auch wenn Präs Trump öffentlich erwägt, bei Bedarf alles zu stoppen. Der Vorsitzende des Bundeswehrverbands hatte sich am Wochenende ähnlich wie Sie dazu eingelassen. https://bit.ly/32GW0KD
Nach 17 Jahren ist es wohl endlich an der Zeit. Militär und Drei-Buchstabe-Agenturen hatten ihre Chance. Reichlich, lange, mit immensem Mitteleinsatz. Damit hat Präsident Trump ein weiteres seiner Wahlversprechen erfüllt. Zumindest teilweise.
Trennung
In Anbetracht der Ausbreitung von Covid und der speziellen Lage in AFG (unterentwickeltes Gesundheitswesen und Seuchenbekämpfung in AFG, für die BW feindliches Umfeld und Beschränkung des sicheren Bereiches auf das Innere der Camps, was für den Umgang mit einem Virusausbruch sehr eigene Probleme aufwirft – man kann Kranke oder Infektionsverdächtige nicht mal eben in ein externes Krankenhaus verlegen) trifft sich der anstehende Teilabzug ganz gut für unser Kontingent. Ob Covid das BW-Kontingent trifft ist nicht die Frage. Das ist sicher. Im Iran ist Covid bereit ausgebrochen, das Regime lügt über den Umfang, wie zu erwarten. AFG ist direktes Nachbarland, ohne nennenswertes öffentliches Gesundheitswesen, falls überhaupt. Es bleibt abzuwarten, in welchem Umfang Covid die Handlungsmöglichkeiten der BW vor Ort einschränkt oder auch für einen Zeitraum komplett jede eigene militärische Aktivität außerhalb der Camps zum erliegen bringt. Wollen wir hoffen, daß der Sanitätsdienst der Bundeswehr besser aufgestellt ist als des öffentliche Gesundheitswesen Deutschlands.
@Pio-Fritz
Sie schrieben: „Das Abkommen bedeutet, das man umgehend mit den Vorbereitungen für den Abzug der deutschen Truppen beginnen muss. “
Ich wüsste zu dem Thema gerne einmal, ob Herr Trump sich mit den anderen NATO-Staaten überhaupt koordiniert hat. Denn eines ist klar, die USA können keine völkerrechtlich wirksamen Verträge für andere Staaten abschließen. Aber mir schwant Übles. Trump ist pünktlich zum Wahljahr eingefallen, dass er auf einem isolationistischen Ticket angetreten war, und das wird jetzt hervorgekramt. Diese Administration pflegt mit der Brechstange zu agieren.
Was ich von diesem Abkommen ferner halte, zögere ich zu schreiben.
@muck sagt: 02.03.2020 um 11:27 Uhr
„Ich wüsste zu dem Thema gerne einmal, ob Herr Trump sich mit den anderen NATO-Staaten überhaupt koordiniert hat.“
ich gehe davon aus, das die Vorgehensweise abgesprochen war. Auf der NATO-Website heisst es dazu:
„NATO Allies fully support the efforts led by the United States to achieve a peaceful solution, and continue to coordinate closely on the way forward. Allies remain strongly committed to the long-term security and stability of the country.“ https://www.nato.int/cps/en/natohq/topics_8189.htm
Ich denke das ist eindeutig und hat nichts mit Isolationismus zu tun. Ich sehe das Vorgehen auch eindeutig in deutschem und NATO Interesse. Und natürlich ist das Ergebnis bescheiden, aber es würde nicht besser werden, blieben die Truppen im Land.
Nach Unterzeichnung des Abkommens zwischen USA & Taliban hat die islamistische Terrorgruppedas Ende der Waffenruhe erklärt und Angriffe auf afghanische Streitkräfte angekündigt.
Laut Vertrag würden keine ausländischen Truppen angegriffen, das gelte aber eben nicht für Regierungstruppen
NT-V.de:
.
Ein Ding der Unmöglichkeit, oder ist hier vorstellbar, TALIBAN greifen ANA an und benachbarte U.S. Kräfte legen die Hände in den Schoß, leisten nicht mal MedEvacOp?
Sofern bei Trump ein Rest von Anständigkeit erhalten bliebe und Sanitätsunterstützung geleistet würde, betrachten die Taliban das dann als Bruch des Abkommens? Ist dazu nichts ausverhandelt?
Abgestimmt ist gut – man war wohl im Bilde dass da was läuft und dass es vielleicht zu einem Abkommen kommt, aber ich glaub nicht dass man über Details im Bilde war denn sowohl Mitglieder des amerikanischen Kongresses als auch die afghanische Regierung scheint man über Details nicht in Kentniss gesetzt zu haben. Bzw. es wurden Versprechungen gemacht die nicht eingehalten wurden. Im speziellen geht es hier vor allem um die Entlassung von Taliban Häftlingen aus afghanischen Gefängnissen. Die afghanische Regierung hat angegeben dass sie das auf keinen Fall machen wird. Und Pompeo hat wohl Kongressmitgliedern Versprechungen dahingehend gemacht dass ein release eben nicht Teil eines Abkommens werden wird.
Das lässt nichts gutes Vermuten was die Abstimmung mit der NATO selbst oder Mitgliedsländern angeht.
@ Pio-Fritz sagt:
02.03.2020 um 12:07 Uhr
„ich gehe davon aus, das die Vorgehensweise abgesprochen war. Auf der NATO-Website heisst es dazu:
„NATO Allies fully support the efforts led by the United States to achieve a peaceful solution, and continue to coordinate closely on the way forward. Allies remain strongly committed to the long-term security and stability of the country.““
Öhm – ich glaube das Gegenteil und lese auch das Gegenteil heraus. Siehe auch oben in Herrn Wiegolds Text: „ Über die Folgen der Vereinbarung für die NATO-geführte Mission am Hindukusch müsse jetzt in der Allianz geredet werden, sagte auch deren Generalsekretär Jens Stoltenberg„
Das klingt eher wie „Wir wussten nichts davon, waren nicht involviert und gucken uns das jetzt erst an“ im Diplomatensprech. Und der von Ihnen angesprochene Nato-Homepage-Text klingt auch eher nach Worthülsen, die eben gerade nicht bestätigen, dass die Us-AFG-Vereinbarung mit der Nato abgestimmt war.
Dass USA faktisch das RSM-Statut, das ja zwischen NATO und AFG geschlossen wurde (https://www.nato.int/cps/en/natohq/official_texts_116072.htm?selectedLocale=en) aufheben sieht so aus, als wenn ein WG-Mitbewohner vorpreschend den Mietvertrag kündigt ohne sich mit den anderen abgestimmt zu haben. Sowas befördert die Entfremdung unter den WG-Mitgliedern immer weiter, auch wenn die einer neuen Wohnungssuche vielleicht grundsätzlich sogar positiv gegenüberstehen würden.
Soviel zu Pompeos „I am happy to report that the death of the transatlantic alliance is grossly over-exaggerated…“ und seinen Angriffen auf die Steinmeier-Statements.
@Pio-Fritz:
Relevanter als die Einbindung der Verbündeten ist wohl die Absprache mit der afghanischen Regierung.
Insbesondere bei der Zusage zur Freilassung der 5.000 Gefangenen bis zum 10. März war die afghanische Regierung angeblich nicht eingebunden.
Damit hat die Regierung zudem eine noch schwächere Verhandlungsposition.
Wenn es nicht zu den innerafghanischen Verhandlungen kommt, steht auch der Abzugsplan in Frage.
Die NATO-Verbündeten sind dahingegen in der Entscheidungsfindung irrelevant.
Wenn die USA bleiben, bleiben auch diese (insbesondere Deutschland).
Wenn die USA gehen, müssen eh alle mit gehen.
Was weiterhin fehlt sind wirkliche Lehren auf allen Ebenen und in allen Bereichen.
Wir stolpern in Mali ja erneut in einen sehr ähnlichen Konflikt immer tiefer hinein.
@ Memoria sagt:
02.03.2020 um 20:27 Uhr
„Relevanter als die Einbindung der Verbündeten ist wohl die Absprache mit der afghanischen Regierung.“
Der Gedanke kam mir später auch – mit den Taliban ein solches „bilaterales“ Abkommen zu schliessen bedeutet ja, die AFG_Regierung komplett zu ignorieren und faktisch die Taliban als herrschende Macht anzuerkennen.
Das ist Aussenpolitik mit dem und für den A…..So verärgert man ja alle, ausser: die Taliban und deren Freunde, und die, die an der weiteren Demontage des Geopolitischen/Aussenpolitischen Standings der USA ein Interesse haben. Die Taliban werden durch das Abkommen ja mächtig aufgewertet.
Dieser Show-Friede zwischen Taliban und den USA ist nichts anders als ein politischer Amoklauf von Trump, der aus Angst, die Wahl vielleicht verlieren zu können, schnell die USA aus AFG abziehen will, nach dem Motto, nach mir die Sinnflut. Die Verbündeten in AFG werden damit verraten und verkauft. Dies ist nichts neues, schließlich hat Trump zuvor bereits die Kurden in Syrien an die Türkei verkauft. Der überstürzte Abzug der USA aus Syrien hat die Kriegsgefahr erheblich erhöht, weil jetzt die Türkei und Syrien sich faktisch bekriegen und der Konflikt jederzeit zum Nato-Bündnisfall werden kann, wenn Syrien oder die Russen die Türkische Armee auf dem Boden der Türkei angreifen sollten.
Für Deutschland ist dieser Schein-Friede ein schlechter Tag und ich kann nicht verstehen, wie deutsche Politiker oder der Vorsitzende des Bundesverbandes darauf reinfallen können und den Abzug der deutschen Soldaten fordern können.
Carlo Masala hat auf twitter zu Recht vor Saigon 2.0 gewarnt. Seit langem wiederholt sich der Vietnam-Krieg in AFG. Falls das Abkommen hält(was ich nicht hoffe, denn mit Terroristen sollte man nicht verhandeln), wird Kabul in 1- 2 Jahren fallen und ein Millionenheer von afghanischen Flüchtlingen wird nach Deutschland und Europa kommen. Die Flüchtlingswelle von 2015 hat die EU an den Rand ihrer Existenz gebracht. EIne neue Flüchtlingswelle verkraftet Europa/EU nicht mehr im Moment.
Angesichts dieser Risiken, wäre es vernünftiger, ISAF wieder aufleben zu lassen(was zu Unrecht beendet wurde) und noch mindestens 5 Jahre Krieg gegen die Taliban zu führen und Pakistan entweder in diese Krieg einzubinden oder durch Wirtschaftssanktionen Pakistan zu zwingen, seine Unterstützung der Taliban aufzugeben.
Da der deutschen/europäischen Politik der Mut dazu fehlt, daß richtige zu tun, ist Saigon 2.0 eine sichere Prognose. Und wenn dann die Taliban AFG doch wieder zur Terroristenhochburg machen, werden die USA und die Nato ein zweites Mal einmarschieren dürfen.
Es ist typisch Trump, daß er die Freilassung von Gegangenen verspricht, ohne dies mit der AFG-Regierung abzustimmen oder den Rückzug der anderen Nato-Staaten verspricht, ohne dies mit den anderen Staaten abzusprechen.
Die BW sollte sich jedenfalls nie wieder von den USA abhängig machen bei Auslandseinsätzen, sondern seine Einsätze autonom durchziehen, selbst die Verletzten bergen, selbst bomben mit Kampfhubschraubern und Jagdbombern und immer so viele Kampfsoldaten vor Ort haben, daß die BW sich selbst den Rückweg immer freischießen kann!
@Closius:
This is what „winning“ looks like.
Frieden schließt man nicht mit seinem Freunden, sondern mit seinen Feinden.
Krieg entscheidet sich weniger anhand des Materials, sondern des politischen Willens.
Genauer gesagt ist der Erfolg ein Produkt aus Können und Wollen. Keine neue Erkenntnis, kann man bereits bei Clausewitz nachlesen (vom Kriege, 1. Buch).
Wir können also auch noch 5 Jahre ISAF wiederholen. Das Ergebnis wäre das Gleiche – bei noch mehr Verlusten.
Es wird nicht besser werden.
Also besser ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.
Trump macht dies sicher aus innenpolitischen Motiven, aber manchmal macht man auch aus falschen Gründen das Richtige.
Nun mal abwarten, wie sich die afghanische Regierung weiter verhält und inwieweit die Taliban ihre eigenen Leute unter Kontrolle haben (strategische Geduld).
@Closius
Saigon 2.0 geht ein bisschen weit zurück. Das ist eher Irak 2.0 und Syrien 2.0
Es werden wieder andere Parteien mit hineingezogen, die man vorher nicht konsultiert hat.
Man zieht ohne stabile Verhältnisse komplett ab und innenpolitische Konflikte werden kurze Zeit später wohl in einem Bürgerkrieg ausgetragen, wie im Irak.
Der Abzug in Syrien, mit der Behauptung der IS sei besiegt, ist ja auch so ne Nullnummer.
Was war nochmal mit Nordkorea? Wo bleibt da der Erfolg? Trump hat ihn versprochen, es gab sogar ober peinliche Ankündigungen von Investitionen.
McDonalds für Pjöngjang, Urlaubsressorts und Kasinos für die Küstenregionen.
Das ist nur noch für ein paar Lacher gut: https://www.youtube.com/watch?v=h7fQyP3uqhA
Innenpolitisch sieht es ähnlich aus. Trump ist König Pyrrhos, nur noch weniger erfolgreich.
@Closius: da bin ich bei @Memoria. Ob bzw. wie Afghanistan nach einigen Jahren „kollabiert“, gilt es abzuwarten. Die USA geben in AFG den Takt an, ob man es mag oder nicht. Präsident Trump hat nun den Abzug entschieden bzw. eingeleitet, daher sind die Schlussfolgerungen des Verbandsvorsitzenden folgerichtig. Ohne das US Paket im Norden, ist die Bw (samt Partner) in einer unverantwortlichen Situation. Und für die „Extremisten“ werden die USA ein großes Paket an Spezialkräften, CIA sowie Luftstreitkräfte in der Region (nicht im Norden) belassen. Mehr zeichnet sich aktuell nicht ab.
Nun haben wir endgültig verloren. Jetzt müssen wir schnellsten und sicher unsere Mädchen und Jungs wieder nach Hause bringen.
Schade für die afghanische Bevölkerung, es ist nun nur noch eine Frage von wenig Zeit bis sich die Taliban und lokale Warlords die Kontrolle über das Land zurückgeholt haben.
Darf man die Frage stellen, wenn die Sicherheit Deutschland´s nicht mehr am Hindukusch verteidigt wird, wo dann. In Orestiada?
In Mali folgt man dem bewährten Einsatzkonzept aus Afghanistan….tragisch.
Closius sagt:02.03.2020 um 21:50 Uhr
„Für Deutschland ist dieser Schein-Friede ein schlechter Tag …“
Wenn man sich die derzeitige politische Lage in AFG ansieht, das ist es im gegenteil ein guter Tag für Deutschland. Endlich könnte einer der längsten und unsinnigsten Einsätze der Bundeswehr beendet werden.
„Angesichts dieser Risiken, wäre es vernünftiger, ISAF wieder aufleben zu lassen(was zu Unrecht beendet wurde) und noch mindestens 5 Jahre Krieg gegen die Taliban zu führen und Pakistan entweder in diese Krieg einzubinden oder durch Wirtschaftssanktionen Pakistan zu zwingen, seine Unterstützung der Taliban aufzugeben.“
Gute Idee, die Einbindung der Regionalmächte fordere ich schon seit Jahren, das wieder aufleben lassen von ISAF bringt gar nichts. Es würde auch nicht helfen, sich ausschließlich auf Pakistan zu konzentrieren. Dann müsste man zumindest noch den Iran, Indien und China mit ins Boot holen, um Ruhe in die Region zu bekommen. Aber warum hat man das die letzten 18 Jahre nicht gemacht? Arroganz des Westens? Oder sah man keine Chance, weil die regionalen Mächte kein stabiles Afghanistan wollen?
„Die Flüchtlingswelle von 2015 hat die EU an den Rand ihrer Existenz gebracht.“
Diese Behauptung ist totaler Quatsch und populistisch. Nur ein Bruchteil der afghanischen Flüchtlinge ist nach Europa gekommen, wie immer ist der Großteil in den Nachbarländern und in Binnenregionen geblieben. Die Probleme der EU sind hausgemacht, ein Fluch der schnellen Osterweiterung ohne einen vernünftigen europäischen Vertrag.
„Carlo Masala hat auf twitter zu Recht vor Saigon 2.0 gewarnt.“
Das halte ich für stark übertrieben. Herr Masala müsste auch schon eine extrem scharfe Glaskugel haben, um den Ausgang vorherzusagen. Die Bundeswehr braucht den richtigen Moment, um kurz vor den USA Afghanistan endgültig zu verlassen. Und man sollte kurzfristig die angestrebte Reduktion der Truppen laut Vereinbarung mit den Taliban, ca. ein Drittel der Soldaten, so schnell wie möglich umsetzen.
@Memoria sagt:02.03.2020 um 20:27 Uhr
„@Pio-Fritz:
Relevanter als die Einbindung der Verbündeten ist wohl die Absprache mit der afghanischen Regierung.“
Unbenommen, ich bin voll bei Ihnen. Das war aber nicht die Frage von @muck, die ich versucht habe zu beantworten.
@closius
Liebe AKK, wer hält sie eigentlich auf, das auch zu TUN was sie SAGEN ?
warum erst kritisieren und dann hinter der NATO verstecken ? („Gemeinsam…rein und raus“)
wer hindert Deutschland denn, auch weiter in AFG engagiert zu bleiben ? niemand ! sprechen sie doch einfach mal mit dem deutschen Bundeskanzler…
Aussenpolitisch nennt man dieses Vorgehen übrigens … BILATERAL,,, (bi heisst zwei)…..und das ist überhaupt nicht verboten…nein, geht eigentlich sogar viel einfacher als multilateral.
also,
zum heulen und wegducken gibt es echt keinen Grund – gehen sie doch einfach mal VORAN mit TATEN* !
Gruß
* genauso tatkräftig wie sie jetzt ja auch ein deutsches Schiff zur EMASOH entsenden werden … also die 811 Knurrhahn > alongside the 620 and the 804 already in theater.
https://www.defense.gouv.fr/operations/points-de-situation/point-de-situation-des-operations-du-21-au-27-fevrier
@Ini sagt: 03.03.2020 um 8:25 Uhr
„Nun haben wir endgültig verloren. Jetzt müssen wir schnellsten und sicher unsere Mädchen und Jungs wieder nach Hause bringen.“
Meinen Sie etwa militärisch? Bestimmt nicht, verloren hat die Politik, die zu zögerlich zu wenig zuspät getan hat. bei einem schnellen Abzug bin ich bei Ihnen.
„Darf man die Frage stellen, wenn die Sicherheit Deutschland´s nicht mehr am Hindukusch verteidigt wird, wo dann.“
An den europäischen Außengrenzen, den Handelsrouten und Gebieten von starkem wirtschaftlichen Interesse (z.B. Ölvorkommen). Haben Sie den Quatsch mit den „Interessen am Hindukusch“ seinerzeit echt gekauft? Das war doch nur der Preis dafür, das DEU im Irak nicht mitgemacht hat.
@REDteam sagt:03.03.2020 um 9:47 Uhr
„wer hindert Deutschland denn, auch weiter in AFG engagiert zu bleiben ? niemand !“
Und aus welchem Grund soll Deutschland in Afghanistan bilateral engagiert bleiben? Sie nennen keine Gründe sondern pöbeln rum und stellen einfach eine Forderung in den Raum, die in den vergangen 18 Jahren niemals eine Option deutscher Politik war.
Es handelt sich um eine Art Waffenstillstandsabkommen, mehr nicht.
Das Papier gibt den USA, unter dem Vorwand eigene Sicherheitsinteressen in Afghanistan zu verfolgen, weiterhin die Möglichkeit dort militärisch Präsent zu sein.
@Closius
„Die BW sollte sich jedenfalls nie wieder von den USA abhängig machen bei Auslandseinsätzen, sondern seine Einsätze autonom durchziehen, selbst die Verletzten bergen, selbst bomben mit Kampfhubschraubern und Jagdbombern und immer so viele Kampfsoldaten vor Ort haben, daß die BW sich selbst den Rückweg immer freischießen kann!“
Selten so gelacht! Mit dem Material/Munition das in Augenblick einsatzbereit ist koennten wir vielleicht einen Konflikt auf Helgoland gewinnen… wahrscheinlich aber eher in Legoland waehrend der Nachsaison. Insbesondere da der politische Wille fuer solche Aktionen in den naechsten 50-75 Jahren nicht absehbar ist! Schon vergessen was passiert ist, als wir beim letzen Mal eine Bombe haben abschmeissen lassen?? Das aufgeblasene Drama mit dem Tanker in AFG? Der Name des Oberst ist mir entfallen… aber da wurde jedem Truppenfuehrer explizit klargemacht was passiert wenn man die Initiative ergreift und tatsaechlich „kaempfen“ will!
Wir Deutschen koennen froh sein das uns die USA (und andere Verbuendete) ueberhaupt noch ernst nehmen.
@JohSte
Vorzüglich!
@Closius
Ich will wirklich nicht unverschämt sein, was aber von deutscher SiPo und dem Fähigkeitsprofil der Streitkräfte nebst Bevölkerung im Tagtraum von deutscher Friedensmacht ist Ihnen seit zwei Jahrzehnten entgangen?
Ich denke man sollte diesen „Friedensvertrag“ nicht in traute Einigkeit mit den Medien falsch bewerten.
Die Allieten haben den Taliban eine Tür geöffnet in Form unpersönlocher sozialer/organisationaler Handlungskontrolle.
Entweder die Taliban fügen sich per friedlichen Vorgehens mit der Zentralregierung hin zum politischen Ergebnis, oder sie tun es nicht und es geht weiter wie bisher.
Der Latmustest ist der, befolgen alle Taliban den Befehl ihrer „Elder“ oder „Shura“. Tun Sie das Können die Taliban als Staatstragens in die politischen Institutionen des Landes integriert werden, oder sie tun es nicht.
Tun sie es nicht geht es weiter wie bisher, ein War of Attrition bis einer nicht mehr kann, und das werden nicht wir sein.
Alles in allem macht das schon Sinn, und it dem konzertierten Angriff auf Truppen der Regierung und der Gegenwehr durch uns haben die Taliban gesehen: Es liegt bei ihnen!
Die WELT ist mit einem guten Artikel zu Afghanistan raus. Mit Argumenten, die hier ähnlich beschrieben wurden. Der Titel lautet: „Mandat aus dem Märchenbuch“.