Mangelhafter Bolzen nach sechs Jahren entdeckt – Bundeswehr groundet Tiger-Kampfhubschrauber (Neufassung)

Nach einer Materialwarnung des Herstellers bleiben die Tiger-Kampfhubschrauber der Bundeswehr vorläufig am Boden. Bestimmte Verbindungsbolzen könnten mangelhaft sein, teilte das Heer mit. Die gleichen Bolzen seien zwar auch in den Helikoptertypen NH90 und EC135 verbaut, dort jedoch nicht an sicherheitsrelevanten Stellen, so dass diese Maschinen weiter fliegen dürften.

Nach Informationen von Augen geradeaus!, die aus Bundeswehrkreisen bestätigt wurden, handelt es sich um eine bestimmte Charge von Bolzen, die von einem Zulieferunternehmen stammen und nicht vom Hubschrauber-Hersteller Airbus Helicopters. Diese Bolzen würden in einer Vielzahl von Flugzeugen und Hubschraubern verwendet und nicht nur im Tiger. Die möglicherweise mangelhafte Charge stamme bereits aus dem Jahr 2013, eine Materialversprödung sei aber erst jetzt an einem Bauteil festgestellt worden.

Aus der Mitteilung des Heeres*:

Die Bundeswehr hat durch eine Mitteilung der Industrie Kenntnis davon erlangt, dass bestimmte Bolzen, die im Kampfhubschrauber Tiger verbaut sind, einen Mangel aufweisen könnten.
Sicherheit hat für die Bundeswehr oberste Priorität. Aus diesem Grund hat der General Flugbetrieb Heer angewiesen, den Flugbetrieb mit dem Kampfhubschrauber Tiger vorläufig auszusetzen. Von der Sperrung betroffen sind die Kampfhubschrauber Tiger im Kampfhubschrauberregiment 36 in Fritzlar und im Deutsch-Französischen Heeresfliegerausbildungszentrum in Le Luc in Frankreich.
Zur Klärung des weiteren Vorgehens hat der General Flugsicherheit Bundeswehr für den 8. August 2019 zu einer Expertenrunde, den sogenannten Flugsicherheitsausschuss, eingeladen.

Unklar ist bislang, ob der Mangel an diesen Teilen nur die deutschen Tiger-Hubschrauber betrifft oder auch Maschinen anderer Nationen wie zum Beispiel Frankreich. Möglicherweise wurde allerdings die betroffene Charge nur an einen Kunden geliefert.

Nach einem Bericht von Spiegel Online betrifft der Defekt einen Verbindungsbolzen in der Rotorsteuerung des Tigers. Diese Titanbolzen könnten durch eine Wasserstoffversprödung mangelhaft sein und während des Fluges brechen.

Die deutschen Kampfhubschrauber dieses Typs sind derzeit nicht im Auslandseinsatz. Zuletzt waren Tiger der Bundeswehr in Mali geflogen; dabei kam es 2017 zu einem Absturz, bei dem beide Piloten ums Leben kamen. Nach den Untersuchungen war dafür ein Mechanikerfehler verantwortlich.

*Fürs Archiv vorsorglich die Pressemitteilung als pdf-Datei:
20190807_Heer_Tiger_Bolzen

(Archivbild: Kampfhubschrauber Tiger bei der Informationslehrübung Landoperationen 2016 auf dem Truppenübungsplatz Munster/Bergen – Marco Dorow/Bundeswehr)