Luftwaffe beim Air Policing über dem Baltikum: Keine unbekannten Maschinen am Wochenende
Der 14. September war auch für erfahrene Luftwaffenpiloten eine Überraschung. Vom russischen Festland aus flog eine Suchoi Su35, NATO-Bezeichnung Flanker, eines der modernsten russischen Kampfflugzeuge, hinaus auf die Ostsee. Was die vom estnischen Fliegerhorst Ämari zur Identifizierung aufgestiegenen Piloten der deutschen Eurofighter erlebten, war eine Flugshow: Wir haben Daten gesammelt ohne Ende, die wir noch nie hatten, sagt Oberstleutnant Swen Jacob, bis zum vergangenen Donnerstag Kommandeur des deutschen Kontingents im NATO-Luftwaffeneinsatz über dem Baltikum.
Das russische Flugzeug, alleine im internationalen Luftraum unterwegs, demonstrierte den Beobachtern in den Luftwaffenjets seine Fähigkeiten. Mehrfach wechselte der Pilot die Geschwindigkeit von langsam auf Überschall, drehte eine Rolle, und dann war der Pilot noch so dämlich, das Radar aufzuschalten – und zwar mehrfach, berichtet Jacob. Alles wertvolle Informationen für die NATO.
Seit Anfang September sind erneut Eurofighter der Luftwaffe im Luftraum über den baltischen Staaten unterwegs. Bereits vor mehr als zehn Jahren hatte die NATO den kleinen Verbündeten Estland, Lettland und Litauen, die keine eigenen Luftstreitkräfte haben, eine Überwachung des Luftraums zur Verfügung gestellt. Die Aufgabe rotiert unter mehreren Ländern der Allianz. Nach Beginn der Ukraine-Krise 2014 wurde dieses Baltic Air Policing aufgestockt: Seitdem bestücken Bündnispartner im Wechsel für mehreren Monate sowohl die Basis Ämari in Estland, wo die Bundeswehr stationiert ist, als auch die Basis Šiauliai in Litauen, wo derzeit belgische Jets starten.
Ihren ersten Alarmstart zu einem, wie es bei der Bundeswehr offiziell heißt, Schutzflug absolvierten die deutschen Eurofighter bereits am 6. September. Bis zum 1. November wurden Deutsche und Belgier zu insgesamt 24 solcher Alpha-Scrambles in die Luft geschickt, von der NATO-Luftraumüberwachung für Nordeuropa, die ihren Sitz in Uedem am Niederrhein hat.
Die Kampfjets der Allianz steigen üblicherweise dann auf, wenn auf den Radarschirmen ein Flug erkannt wird, der weder bei der – zivilen – Luftraumüberwachung angemeldet ist noch mit ihr Kontakt aufnimmt und der Pilot dazu noch den Transponder mit seiner Kennung abschaltet. Gerade in dem dicht beflogenen Luftraum über der östlichen Ostsee ist das nicht in erster Linie ein militärisches oder gar politisches Problem – sondern schlicht eine Gefahr für die Luftsicherheit.
Allerdings, so haben Jacob und seine Piloten beobachtet, verhalten sich die russischen Streitkräfte sehr unterschiedlich: Bisweilen fliegen sie mit eingeschaltetem Transponder, bisweilen ohne. Und die unbekannte Flugzeuge auf dem Radar erscheinen nie am Wochenende, bislang dazu nur bei Tageslicht. Zeitweise ist alles korrekt, an anderen Tagen gibt es Probleme, sagt der Oberstleutnant. Wie mit dem Transportflugzeug Antonov-26, das auf dem Weg zwischen dem russischen Festland und der Exklave Kaliningrad unterwegs ist: Die kommt täglich vorbei. Mal mit, mal ohne eingeschalteten Transponder. Allerdings haben die deutschen Piloten derzeit weniger zu tun: Die russischen Flugzeuge sind derzeit eher rund um Norwegen unterwegs, wo die NATO-Großübung Trident Juncture läuft.
Die NATO-Mission über dem Baltikum, für die Bundeswehr eine einsatzgleiche Verpflichtung innerhalb des Bündnisgebietes, beschert der Luftwaffe Möglichkeiten, von denen sie im Heimatbetrieb weit entfernt ist. Die vier Eurofighter in Ämari (eine weitere Maschine steht in Estland als Ersatz bereit, eine sechste in Deutschland) haben einen Klarstand von 92 Prozent – weil alle benötigten Ersatzteile vorhanden sind und nicht wie zuhause erst zeitaufwändig beschafft werden müssen. Zudem gelten die Regeln der Arbeitszeitverordnung für diesen Einsatz nicht: Gerade die Technik kann damit ihre Arbeitszeiten den Notwendigkeiten vor Ort anpassen.
Hinzu kommen Trainingsmöglichkeiten über dem dünn besiedelten Baltikum, die in Deutschland nicht denkbar sind. 90 Prozent Estlands dürfen im Tiefflug in 100 Fuß, rund 30 Meter Höhe, überflogen werden – und man kann hier ganz legal in 1.200 Fuß [rund 400 Meter] über den Marktplatz von Tallinn fliegen, freut sich der Kommandeur. Die Eurofighter sind zudem schnell in Litauen, um der dort stationierten NATO-Battlegroup unter deutscher Führung mit simulierter Luftnahunterstützung beim Training zu helfen.
Manche grundsätzlichen Ausstattungsprobleme, die die Bundeswehr hat, holen das Luftwaffenkontingent im Baltic Air Policing-Einsatz dennoch ein. Ein Teil der Kommunikation mit den Führungsstäben in Deutschland muss über eine Satellitenanbindung an Stelle der schnelleren – und vermutlich auch kostengünstigeren – estnischen Landverbindung laufen: Die Truppe benutzt teilweise noch Geräte nach dem ISDN-Standard, die nicht an eine normale Leitung passen: Das kann keiner mehr, die machen alle Voice over IP.
Und wenn der Kommandeur beim Briefing auf einer Vortragsfolie fast ganzseitig die unterschiedlichen Kommunikationsverbindungen und die dafür nötigen Endgeräte in seinem Stab auflistet, kann er nur mit einem Seufzen schließen: Die Tschechen kommen mit einem Laptop, der kann das alles. Es ist nur eine Frage der Software.
(Foto oben: Zwei Eurofighter des Taktischen Luftwaffengeschwaders 74 über Estland; Foto unten: Deutscher Eurofighter beim Intercept einer Su35 am 14.09.2018 über der Ostsee – Bundeswehr/PAO Verstärktes Air Policing Baltikum; mehr Fotos in meinem Album hier)
Warum im Grundbetrieb weiterhin umfassend Ersatzteile fehlen ist für mich nicht nachvollziehbar. Wie lange will man denn noch in den jährlichen Berichten feststellen, dass Ersatzteile fehlen? Nach rund 5 Jahren Diskussion, Berichte, Task Forces, Arbeitsgruppen, Ankündigungen, etc. sind die Kernprobleme die selben. Warum?
Dazu noch das schöne Beispiel mit der Digitalisierung („Die Tschechen kommen mit einem Laptop, der kann das alles. Es ist nur eine Frage der Software.“).
Andere kriegen es irgendwie hin – teilweise auch mit weniger Geld.
Ist der notwendige „Ruck“ überhaupt noch möglich?
Bin mal gespannt ob es nächstes Jahr wenigstens mehr Ersatzteile gibt.
@Memoria
Man muss die Ersatzteile nur bestellen. Das BAAIN bekommt es durch fehlendes Personal, Erfahrung, Vertragsgestaltung (nur Verträge mit kurzer Laufzeit) und Verantwortungsdiversifikation nicht gemanagt. Gleichzeitig wurden und werden Lw eigene Depot und Werftfähigkeiten reduziert.
Die Neuausrichtung hat die Lw zerschlagen und nun müssen wir über Jahre mit den Folgen leben………und da ist LV/BV noch nicht einmal angedacht.
Geringschätzung der Gegenseite ist keine gute Visitenkarte, schon gar nicht in offiziellen/freigegebenen Verlautbarungen. Das sind doch autorisierte Zitate, @TW? Wenn ja, hat das PIZ Lw ganz schön dicke Cochones…
Die Arbeitszeitverordnung lässt auch im Grundbetrieb einen notwendigen Technikereinsatz zu. Ohne wenn und aber! Allerdings ist das kaum bis nie hilfreich bzw. notwendig… was sollen die schrauben ohne ET…..😎
Es wird nur dann einen Ruck geben, wenn manches Stuhlbein angesägt wird.
Frage an die Spezialisten der Luftwaffe hierzu:
“ und dann war der Pilot noch so dämlich, das Radar aufzuschalten – und zwar mehrfach“
Wozu kann das ausgewertet werden? Ich denke die Technik der Suchoi sollte doch einigermassen bekannt sein. Kann daraus eine Gegenmaßnahme(ELO-GM) erfolgen wenn ich den genauen Frequenzbereich des Radars der Suchoi kenne?
Anders kann ich mir das nicht erklären….
Zweiter Punkt:
IT im Einsatz…OK die CZE kommen mit einem Laptop. Prima.
Das sagt aber für den Laien noch gar nichts aus. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen das ohne einen VPN-Tunnel (Kryptologisch abgesichert) jemand einen Zivilen Übertragungsweg nutzt. Weder terrestrische noch via Satellit.
Ich denke das auch hier bei den CZE (oder wen auch immer) ebnfalls eine Art „GENUA-Box“ genutzt wird, wie bei der Bw.
Kritisch in Verbindung mit synchron arbeitenden Kryptogeräten könnte auch die Tatsache der sich stetig verändernden Bandbreite von Übertragungswegen auf terrestrischen Übertragungswegen sein.
Ob nun noch ISDN/S0 genutzt wird oder nicht kann ich nicht beurteilent. Sicher, das modernste Mittel ist es nicht mehr, dennoch glauben kann ich es nicht so richtig, da dort immense Datenmengen „transportiert“ werden müssen….und das ist halt bei ISDN recht einfach auf x mal 64Kbit/s technisch reduziert. Zum telefonieren brauch ich kein VOIP, da reichen analoge 0,3-3,4kHz / digitale 1,2 – 2,4kBit/s auch!
Im Prinzip ist es auch vollkommen egal was am Tisch steht. Kryptologisch abgesichert und vor allem Funktionieren muss es…zuverlässig 24/7 !
Unterm Strich mag der Laptop XY das alles können, nur ohne sichere Verbindung ist es
vollkommen nutzlos!
Es ist wie in der Aufklärung. Kann ich nichts sofort/zeitgerecht weitermelden, kann ich auch gleich aufhören.
@Memoria: Weil man bis heute nichts am Beschaffungswesen verändert hat. Ganz einfach.
Es wurden zwar Millionen für Beraterverträge verbrannt, aber an der Ursache des Ganzen ist man bislang nicht dran.
Abgesehen davon, dass ISDN veraltet ist: ISDN-Emulation beim Netzbetreiber oder Vorschalten einer Box, die zu (Vo)IP übersetzt, sollte möglich sein, oder?
Auf welche Ziele hat der Pilot der Su35 das Radar aufgeschaltet?
Da kommt also ne Su-35 angeflogen, zeigt alles was sie kann und eröffnet sogar noch die Möglichkeiten zur elektronischen Aufklärung dank Nutzung eigenen Radars? Gemäß Bildern sogar noch in Spuckweite und mit Wunsch nach geselligem Kurvenflug?
Es gibt echt Stories, die sind so bekloppt, die kann man gar nicht erfinden.
Gratulation an unsere EF-Piloten für eine Gelegenheit nach der sich wohl die gesamte (westliche) fliegende Zunft die Finger lecken würde.
Ich fürchte besagter Su-35 ist jetzt entweder seine Pilotenlizenz los oder im Vodka sanktioniert worden. Alternativ arbeitet er bald in einem Lager ohne Zaun irgendwo in Sibirien.
@TW
Weiß man in Estland denn inzwischen mehr, warum letztens die AMRAAM von dem spanischen EF abhanden gekommen ist? Sollte sowohl die Betroffenen in der Region als auch die Betreiber von EF und AMRAAM interessieren. Kann immer Mal was passieren, aber Totschweigen ist keine vertrauensfördernde Option.
Dass über den Verbleib gemauert wird „nicht gefunden, Suche eingestellt“ ist angekommen, dazu wird nichts mehr kommen. Zur Ursache gab es eher noch keine Aussagen.
@Yeoman
Zustimmung. Klingt komisch und arrogant.
Aber der Su-35-Pilot musste ja die EF von allen Seiten begutachten und zählen ob noch alle Raketen dranhängen – man weiß ja nie …
Gehen wir ruhig mal davon aus, daß die Su-35 noch ein paar Pakete Radarfrequenzen hat, die für den Kriegsfall reserviert sind und nur per Befehl von oben freigegeben werden. So wie die NVA- und später BW-eigenen Mig-29 Typ 9-12 bei weitem nicht die Radarmodi und ECM-Ausstattung hatten, mit denen die rußlandeigenen Mig-29 Typ 9-13 flogen.
Tja, was ist wenn die „Show“ der FLANKER wirklich nur Show war, d.h. Sie diente dazu absichtlich falsche Daten preiszugeben? Handelte es sich wirklich um das originäre Zielerfassungsradar? In Zeiten von „fake news“ und Desinformation a la Putin durchaus denkbar.
@justanick
Ja, man weiß mehr. Der EF würde untersucht sowie die Charge AMRAAM… Keine Fehler gefunden.
Es ist ein „nervöser Finger“ gewesen, ich kann jetzt den Link nicht finden, aber wurde so defenitiv kommuniziert.
@SU35
Es ist wirklich ein Lapsus des russischen Piloten gewesen.
Jede Aufklärung zählt, es ist die neuste, in Serie produzierte SU.
Aufgrund technischer und physikalischer Gegebenheiten, lassen sich gewisse Sachen hochrechnen, jedoch die so zu bekommen ist nen Traum.
Die F22 flog passiv über Syrien, haben sich die Russen auch drüber gefreut, jedoch passiv und geplant. Ein Stealth Flugzeug setzt sehr auf passive Sensoren…
Wenn man was preisgibt, dann sollte man mehr erhalten! Hier in diesem Fall, wo es 2 gegen 1 steht, kann die SU35 nicht die Informationen erlangen, die sie selber dabei preisgibt.
Wieso geht man hier allseits davon aus, dass es sich um Unfähigkeit handelte und zieht nicht die Option in Betracht, dass es sich um befohlene Absicht mit militärisch völlig normalen hintergründigen Überlegungen handelte?!
Das Gegenüber als „dämlich“ einzuschätzen hat schon zu mancher Niederlage geführt.
Man sollte im Auge behalten, dass Maskirowka (Täuschung) eine russische Stärke ist und die gewonnenen Daten nicht von vornherein als bare Münze nehmen.
Garantiert war das kein spontanes „dummes“ Manöver des Su-35 Piloten!
Vielleicht fallen die Techniker und Analysten bei der NATO nach der Auswertung aus allen Wolken und sind ganz verwundert was die Russen doch so alles entwickeln und einsatzbereit fliegen lassen können.
Glauben die denn ernsthaft, dass auf der anderen Seite keine Profis (im Pilotenstab und in der Führung) arbeiten?
Mit dem Transponder macht man es genau so.
Ständig nach Zufallsprinzip mit oder ohne Transponder fliegen und schauen wie die andere Seite reagiert.
Piloten machen manchmal auch Fehler !
Also eine falsche Schalterstellung bei der Radarbetriebsart o.ä. und schon gibt man für die Gegenseite Information frei, die man eigentlich nicht geben wollte.
Die genaue Frequenz des Bordradars ist dabei eher uninteressant (irgendwo im X-Band zwischen 9 – 12 GHz). Wichtig sind die Parameter, Impulsfolgefrequenz, Impulslänge, Impulsleistung in einer bestimmten Betriebsart. Vermutlich hatten die Russen ihr Radar auf der Betriebsart „Track while Scan“ stehen, das heißt sie haben die Eurofighter in ihrer Position getrackt während sie den Luftraum nach neuen Zielen abgesucht haben.
So kann man die Aussage interpretieren, der SU-35 Pilot habe sein „Radar aufgeschaltet“. „Aufschalten“ heißt der Pilot ist vom Suchmodus in die Zielverfolgung übergegangen, als Vorbereitung für einen Raketenabschuss. Dabei ändert sich wiederum die für jedes Radargerät charakteristische Impulswiederholfrequenz, die Impulslänge und wahrscheinlich auch die Impulsleistung, denn man will ja das aufgeschaltete Ziel genau in Entfernung und Richtung zum eigenen Flugzeug vermessen und jede Richtungsänderung sofort mitbekommen (höhere Impulswiederholungsfrequenz, vermutlich höher Impulsleistung, siehe „Pencil Beam“).
Diese Daten sind natürlich sehr wertvoll, vor allen wenn sie im Radarempfänger der Eurofighter aufgezeichnet und später ausgewertet werden.
siehe auch: „Detection and Tracking“ in:
http://www.radartutorial.eu/20.airborne/ab04.de.html
und Betriebsmodi von Radargeräten:
https://de.wikipedia.org/wiki/Betriebsmodus_(Radar)
Nochmals die Vorstellung das Piloten im Eifer beim Abschütteln des Gegners oder beim Austesten der eigenen Möglichkeiten gegen den Gegner bei der Bedienung des Radargerätes keine Fehler machen ist absurd, also früher oder später werden gewisse Betriebsparameter eines neuen Radargerätes auch unabsichtlich bekannt werden.
Die Daten der SU-35 sollten der NATO doch alle verfügbar sein.
Das Flugzeug fliegt ja schon einige Jahre.
Interessant wäre die SU-57 gewesen, aber so „dämlich“ sind die Russen mit Sicherheit nicht.
Ich wundere mich ernsthaft über die Wortwahl des Oberstleutnant.
@ABigOldMan
Der war gut. Der Unterschied ist, dass Sie länger im Dienst sind (auch Woe), weniger Geld und Überstunden bekommen, aber nicht zwingend mehr zu tun haben.
In DEU scheitert die Einsatzbereitschaft der Techniker nicht an der SAZV sondern an den ET und fehlenden Piloten mit Erfahrung.
Hatte ich neulich (irgendwie im Zusammenhang mit Tornados über Syrien und Kampfwertsteigerung) nicht hier irgendwas über eine SAP-Einführung gelesen?
Hat die nicht so gut funktioniert?
Und wer hat die Daten wie/womit gesammelt?
@0815
Bezüglich IT: Ich weiß nicht, was der Laptop der Tschechen alles kann, aber es gibt bereits Laptops, welche die Funktion der von Ihnen genannten Box (=genucard) integrieren. Bei genua ist das der vs-top und bei Secunet die Sina VW. Es wäre jetzt interessant zu wissen, was die Tschechen nutzen und wo der Vorteil sein soll.
P.S. Ich arbeite bei einer der beiden Firmen.
@Elahan u. TomTom:
Die anhaltenden Probleme bei der Versorgung mit Ersatzteilen sind doch ein Symptom des Kernproblems:
Der fehlende Gestaltungswille der politischen Leitung.
Trotz der Defizite in den Strukturen und Prozessen muss es doch möglich sein in 5 Jahren diese Probleme soweit anzugehen, dass für die Basis Verbesserungen erkennbar sind.
Das ist offensichtlich weiterhin nicht der Fall und die Leutungsebene bittet weiter um Geduld.
Stattdessen überlässt man das Thema offenbar weitgehend einer Ämterlandschaft, die das Thema mehr verwaltet als löst.
Soviel zur Attraktivität und Personalbindung.
1.Die Tschechen, wie der Rest der NATO rauch aber auch keine VS -XXX Freigabe durch das BSI.
2. Kryptografie ist sehr empfindlich was Medienbrüche angeht, Daher einfach einen Voip Wandler hinter ein kryptiertes ISDN Telefon? Das gleiche gilt für IPV6 oder DS Lite (Einfach ausgedrückt eine Mischung aus IPV4 und IPV6, ein Problem, was viele GenuCard Nutzer mit privatem Internet Zugang gerade schmerzlich spüren).
3. Man kann natürlich einen VOIP Client auf den Maschinen installieren, was es als Virtuelle Maschine auch für SINA schon gibt. VS Top bietet die Möglichkeit einer dezidierten VOIP Client als VM nicht soweit ich weiß. Da hier nur eine VM je Maschine läuft. DA ich noch nicht damit gearbeitet habe, stellt sich für mich die Frage der Sprachqualität (Quality of Service), und damit meine ich nicht nur ein Rauschen in der Leitung sondern gar nix mehr verstehen.
4. Interessant wird es auch hier mit der jeweiligen Einstufung (VS-NfD oder höher). Alles über VS-NfD wäre nämlich GenuCard und V Top raus. Wobei die SINA Workstation als H (vis VS-Geheim) will ich auch nicht als Laptop (Schlepptop) haben.
5. Bei mehr als einer Handvoll Nutzer in einem Gebäude wäre über eine Zentrale RAS Lösung nachzudenken. So z.B. SINA Boxen oder GenuScreen (Freigabe höher als VS-NfD?)
@Memoria
„Der fehlende Gestaltungswille der politischen Leitung.“
TdM hat die Neuausrichtung so angelegt, dass diese unumkehrbar ist und das ist sie nun mit allen Konsequenzen.
Wer Menschen mit 50plus in den Ruhestand schickt und keinen Nachwuchs ausbildet hat am Ende für 10plus ein Loch und dann kommt noch die Demogrfie und gute Wirtschaftslage dazu. Der Arbeitgeber Bw ist nicht attraktiv. Das bisschen was jetzt noch funktioniert wird nicht erhalten (zB Erding) sondern auch noch abgebaut.
Die Industrie hat weder Interesse noch Kapazitäten kleine Stückzahlen für 2-5Jahresverträge anzunehmen. Langfristige Verträge (zB PA200 2030) will die Bw nicht abschließen.
„Das ist offensichtlich weiterhin nicht der Fall und die Leutungsebene bittet weiter um Geduld.“
Ja, das benötigt Geduld aber eben nur für kurzfristige Verbesserungen, nachhaltig und durchhaltefähige, auch für LV/BV, ist wirtschaftsgestützte just in Time Logistik eben nicht.
„Stattdessen überlässt man das Thema offenbar weitgehend einer Ämterlandschaft, die das Thema mehr verwaltet als löst.“
Das Thema wird bei dem Fehl an besetzten DP im BAAIN noch nicht einmal verwaltet.
Lfz Logistik mit der Wirtschaft, Depot, Werften und Ausbildung basiert auf Langfristigkeit und Vertrauen, beides ist im Moment nicht gegeben.
@Zimdarsen:
Ja TdM hat hier viele Probleme erst neu geschaffen, aber nach 4 Jahren unter neuer Leitung und vielen Ankündigungen von Verbesserungen ist eine Verbesserung weiterhin nicht greifbar.
Es geht doch darum was man nun konkret ändern muss und kann. Da gibt es aus meiner Sicht durchaus noch Spielraum in den aktuellen Rahmenbedingungen (z.B. Nutzung von Rahmenverträgen für ETs).
Siehe auch:
https://augengeradeaus.net/2018/02/materiallage-der-bundeswehr-mehr-uebungen-mehr-beanspruchung-weniger-einsatzbereit/#comment-288049
Memoria, es liegt im Moment so viel „über kreuz“ und in einer schier nicht fassbaren Menge, das ich mich jeden Tag wundere das überhaupt noch so viel geht. Und das ist dem höchsten Engagement von sehr vielen auf allen Ebenen des Apparates Bundeswehr zu verdanken. Und selbst wenn nun erkannt ist, das die Nutzungsteuerung im Baain Hoffnunglos unterbesetzt und zahlreiche vorhandene DP unbesetzt sind, so können sie sich an einer Hand abzählen wie lange es dauert, bis hier überhaupt mal davon gesprochen werden kann den Sattelpunkt zu verlassen. Und dann die Rahmenbedingungen in der Nutzung …. bis sie da jemanden Sattelfest ausgebildet haben vergehen 3 Jahre. Und für viele Verfahren (die berühmt berüchtigten Systeme in Nutzung „SinN“) sind manchmal gar keine ausgebildeten mehr da weil a. Aus den MatÄmtern der TSK nicht mit gekommen ins BAAIN b. die letzten nun in Rente gehen und c. Keine Ausbildung mehr statt findet. Mit der Einführung SASPF sind Dinge wie ein Leitwolfprinzip beim Material eingeführt worden was dazu führt, das ein PL eines größeren Systems teilweise gar nicht wissen kann an welchem fehlendem ET es den nun hängt.
Den politischen Gestaltungswillen vorausgesetzt hakt es dennoch an so vielen Ecken und Enden, das kaum jemand mehr in der Lage ist festzustellen, was passiert wenn man an Stelle x etwas gut gemeint ändert und dadurch aber an Stelle a,b,c,u,i,k und d völliger Stillstand eintritt.
Habe ich noch Hoffnung das es besser wird? Ja! Kritisch kann man anmerken das nun 4 Jahre lang keine offensichtliche Besserung eingetreten ist. Andererseits stelle ich fest, dass die Probleme sehr offen und in einer Vielzahl nun wirklich qualifiziert und quantifiziert auf dem Tisch liegen. Nun müssen daraus aber die korrekten Schlüsse gezogen werden. Es bleibt also spannend.
@ Memoria
Zitat: „Ja TdM hat hier viele Probleme erst neu geschaffen, aber nach 4 Jahren unter neuer Leitung und vielen Ankündigungen von Verbesserungen ist eine Verbesserung weiterhin nicht greifbar.“
Eine Verbesserung wäre erst möglich, wenn man seine Fehler von der 2012er Reform einsehen würde. Bis jetzt sehe ich noch keine Anzeichen die Fehlentscheidungen zu korrigieren. Im Gegenteil die beschlossene Reform wird bis zum Ende durchgezogen und dann wird wohl überlegt, was man ändern muss, damit sich die Einsatzbereitschaft der Hauptwaffensysteme verbessert.
Der Kommentator @Zimdarsen hat dies im Faden zu der Erstatzeilproblematik der P3-Orion schön zusammengefasst.
https://augengeradeaus.net/2018/10/neue-probleme-fuer-die-orion-ersatzteile-bei-lagerbrand-vernichtet/#comment-301803
Und der Kommentator @Grashüpfer (BAAINBw nah) hat dies bestätigt.
Also es gibt aus meiner Sicht zwei Möglichkeiten:
1. Zurück zum alten Logistik-Aufbau für die Waffensysteme, also parallele Instandsetzungskapazitäten (Lw-Werften, Heeresinstandsetzungwerke) zu der Industrie und entsprechende Nutzungsleiter in TSK-eigenen Fachkommandos (WaSysKdoLw, LogABw usw.), die die Instandsetzung autark steuern.
Damit würde es nach einer Aufbauzeit (Personal, Verbände, Organisation usw.) nach 5 – 10 Jahren funktioneren.
Meine Einschätzung: das will keiner und das können wir auch personell nicht mehr besetzen und langfristig durchhalten.
2. Möglichkeit: Beibehalten der „Single Source“-Logisitk durch die Industrie, aber mit handelsüblichen, bzw. in der Wirtschaft üblichen Verträgen und Leistungen.
Das würde das Thema Konventionalstrafen, Arbeitsplätze, Rentabiliät der wehrtechnischen Industrie, Abkehr von der Kameralistik nach dem Modell der englischen Luftwaffe bedeuten.
Das will die Industrie nicht, denn warum sollte ein Monopolist auf seine wirtschaftlichen Vorteile verzichten.?
Die Verbesserung der Industrielösung wird außerdem richtig teuer !
Den ersten Schritt in diese Richtung hat Airbus mit dem Baubeginn des Zentrallagers für Ersatzteile für fliegende Waffensysteme in Manching getan.
https://www.intv.de/mediathek/video/ein-neues-kapitel-fuer-airbus-spatenstich-military-air-space-center/
Die Befüllung des ET-Lager mit bis zu 100 000 Artikel für alle fliegenden WS der Bw muss dann erst mal die Bw bezahlen. Dies wird wohl das Modell „Bundeseigenes Lager“ bei dem Industrieinstandsetzer werden.
Wenn dann entschieden ist, dass die ET vorab von der Bw gekauft, bezahlt und bei der Industrie gelagert werden, dann geht es an die Auswahl der zu lagernden Ersatzteile. Nachdem alle proprietären LogInfoSys abgeschalten wurden, bleibt nur die Auswertung der SASPF Mat-Anforderungen. Hoffentlich können damit die benötigten ET identifiziert werden, aber vielleicht arbeitet ja ein Nutzungsbearbeiter noch parallel mit einer Access-Datenbank oder ähnliches um die genauen ET-Daten zu ermitteln.
Dann geht es an die Verträge mit der Industrie. Das momentan ca. ein Drittel bis die Hälfte der Eurofighter der Lw bei der Industrie steht, hat ja etwas damit zu tun, das die Industrie für die vorhanden Facharbeiter einen möglichst langen Arbeitsvorrat haben möchte, oder anders ausgedrückt, bevor neue Spezialisten eingestellt werden und die Inst-Kapazität erhöht wird, was die Rendite drücken würde, streckt man lieber die Auftragsdauer.
So ist das eben wenn man sich in die Hände von Monpolisten begibt und eigenen Kapazitäten nur noch zur Erhaltung der „Erkenntnisfähigkeit“ vorhält.
Die „Erkenntnis“ lautet eben, die Industrie nutzt ihre Monpolstellung aus, man braucht eigene Spezialisten und eigene Inst-Fähigkeiten um mit der Industrie auf Augenhöhe zu reden, zu verhandeln und das BAAINBw (ex BWB) ist nicht an der Nutzung von Waffensystemen interessiert, sonden am Abfassen von rechtssicheren Verträgen mit der Industrie, außerdem seit mindestens 2005 personell unterbesetzt (damals forderte der VtgMin das 1000 Beamtenstellen abgebaut werden).
Dies war allen Insidern vor der Reform klar, nur wollte man auf sie nicht hören.
Mal sehen wann die Schmerzen so groß werden, dass man Teile der 2012er Bw-Reform wieder ändert.
Es entfernt sich doch wieder ein klein wenig vom ursprünglichen Thema…
@ Memoria
Zitat: „Ja TdM hat hier viele Probleme erst neu geschaffen, aber nach 4 Jahren unter neuer Leitung und vielen Ankündigungen von Verbesserungen ist eine Verbesserung weiterhin nicht greifbar.“
Eine Verbesserung wäre erst möglich, wenn man seine Fehler von der 2012er Reform einsehen würde. Bis jetzt sehe ich noch keine Anzeichen die Fehlentscheidungen zu korrigieren. Im Gegenteil die beschlossene Reform wird bis zum Ende durchgezogen und dann wird wohl überlegt, was man ändern muss, damit sich die Einsatzbereitschaft der Hauptwaffensysteme verbessert.
Der Kommentator @Zimdarsen hat dies im Faden zu der Erstatzeilproblematik der P3-Orion schön zusammengefasst.
https://augengeradeaus.net/2018/10/neue-probleme-fuer-die-orion-ersatzteile-bei-lagerbrand-vernichtet/#comment-301803
Und der Kommentator @Grashüpfer (BAAINBw nah) hat dies bestätigt.
Also es gibt aus meiner Sicht zwei Möglichkeiten:
1. Zurück zum alten Logistik-Aufbau für die Waffensysteme, also parallele Instandsetzungskapazitäten (Lw-Werften, Heeresinstandsetzungwerke) zu der Industrie und entsprechende Nutzungsleiter in TSK-eigenen Fachkommandos (WaSysKdoLw, LogABw usw.), die die Instandsetzung autark steuern.
Damit würde es nach einer Aufbauzeit (Personal, Verbände, Organisation usw.) nach 5 – 10 Jahren funktioneren.
Meine Einschätzung: das will keiner und das können wir auch personell nicht mehr besetzen und langfristig durchhalten.
2. Möglichkeit: Beibehalten der „Single Source“-Logisitk durch die Industrie, aber mit handelsüblichen, bzw. in der Wirtschaft üblichen Verträgen und Leistungen.
Das würde das Thema Konventionalstrafen, Arbeitsplätze, Rentabiliät der wehrtechnischen Industrie, Abkehr von der Kameralistik nach dem Modell der englischen Luftwaffe bedeuten.
Das will die Industrie nicht, denn warum sollte ein Monopolist auf seine wirtschaftlichen Vorteile verzichten.?
Die Verbesserung der Industrielösung wird außerdem richtig teuer !
Den ersten Schritt in diese Richtung hat Airbus mit dem Baubeginn des Zentrallagers für Ersatzteile für fliegende Waffensysteme in Manching getan.
https://www.intv.de/mediathek/video/ein-neues-kapitel-fuer-airbus-spatenstich-military-air-space-center/
Die Befüllung des ET-Lager mit bis zu 100 000 Artikel für alle fliegenden WS der Bw muss dann erst mal die Bw bezahlen. Dies wird wohl das Modell „Bundeseigenes Lager“ bei dem Industrieinstandsetzer werden.
Wenn dann entschieden ist, dass die ET vorab von der Bw gekauft, bezahlt und bei der Industrie gelagert werden, dann geht es an die Auswahl der zu lagernden Ersatzteile. Nachdem alle proprietären LogInfoSys abgeschalten wurden, bleibt nur die Auswertung der SASPF Mat-Anforderungen. Hoffentlich können damit die benötigten ET identifiziert werden, aber vielleicht arbeitet ja ein Nutzungsbearbeiter noch parallel mit einer Access-Datenbank oder ähnliches um die genauen ET-Daten zu ermitteln.
Dann geht es an die Verträge mit der Industrie. Das momentan ca. ein Drittel bis die Hälfte der Eurofighter der Lw bei der Industrie steht, hat ja etwas damit zu tun, das die Industrie für die vorhanden Facharbeiter einen möglichst langen Arbeitsvorrat haben möchte, oder anders ausgedrückt, bevor neue Spezialisten eingestellt werden und die Inst-Kapazität erhöht wird, was die Rendite drücken würde, streckt man lieber die Auftragsdauer.
So ist das eben wenn man sich in die Hände von Monpolisten begibt und eigenen Kapazitäten nur noch zur Erhaltung der „Erkenntnisfähigkeit“ vorhält.
Die „Erkenntnis“ lautet eben, die Industrie nutzt ihre Monpolstellung aus, man braucht eigene Spezialisten und eigene Inst-Fähigkeiten um mit der Industrie auf Augenhöhe zu reden, zu verhandeln und das BAAINBw (ex BWB) ist nicht an der Nutzung von Waffensystemen interessiert, sonden am Abfassen von rechtssicheren Verträgen mit der Industrie, außerdem seit mindestens 2005 personell unterbesetzt (damals forderte der VtgMin das 1000 Beamtenstellen abgebaut werden).
Dies war allen Insidern vor der Reform klar, nur wollte man auf sie nicht hören.
Mal sehen wann die Schmerzen so groß werden, dass man Teile der 2012er Bw-Reform wieder ändert.
@Grashüpfer u. Georg:
Vielen Dank für die Rückmeldungen.
Ich versuche mal – mit Blick auf die Bitte des Hausherren – den Bogen zurück zum Ausgang der Diskussion zu schaffen.
Wenn die Bundeswehr die eingegangene Verpflichtungen (NRF/ VJTF, EUBG, VAPB, NRI, NDPP, etc) wirklich umsetzen soll, dann müssen nun recht schnell erkannte Probleme angegangen werden. Das Beispiel VAPB zeigt ja dass ein besserer Grad der Einsatzbereitschaft punktuell möglich ist. Es bleibt aus meiner Sicht dabei besonders interessant wie die angekündigte Neuorganisation der Beschaffungsorganisation im kommenden Jahr dabei wirklich hilft oder eine teilweise Neuordnung der Zuständigkeiten zwischen BAAINBw und Nutzer bringt. Auch aus meiner Sicht gibt es in allen Bereichen (noch) ein großes Engagement – lediglich die Ergebnisse sind noch (?) nicht wirklich erkennbar, da die einzelnen Zahnräder nicht richtig ineinander greifen. Bei aller Komplexität der Verfahren ist aber auch klar: Wenn die Bundeswehr keine Ersatzteile bestellt, dann bekommt sie auch keine. Solange die Vertragsreferate im BAAINBw immer weiter personell ausgedünnt werden, läuft jedes Engagement an vielen Stellen ins Leere.
Lange Zeit hat die aktuelle Ministerin und die gesamte Koalition wohl nicht mehr das Ruder herum zu reißen.
@Memoria
Nein, es wird kurzfristig, bis auf einige wenige kosmetische Verbesserungen noch schlimmer, denn die Neuausrichtung läuft ja noch und VAPB verschärft die Situation im Innland noch weiter. Eine Analyse was SASPF in der Lfz Logistik angerichtet hat, traut sich keiner zu machen. Es ist Prinzip und das wird nicht hinterfragt, selbst wenn man ET gekauft hat und nicht mehr findet.
Um die paar Lfz im Baltikum in den Einsatz zu bringen malocht die ganze EF Gemeinde.
Das gilt für PA200 und CH53 genauso, mit den Einsätzen fahren wir den Grundbetrieb (Ausbildung, Übung und Vorhalten) an die Wand.
Das dicke Ende kommt erst noch. Bin gespannt was vom Fähigkeitsprofil 2023 noch übrig bleibt.
@ Mitleser | 03. November 2018 – 17:36
„Gehen wir ruhig mal davon aus, daß die Su-35 noch ein paar Pakete Radarfrequenzen hat, die für den Kriegsfall reserviert sind und nur per Befehl von oben freigegeben werden.“
Ist nicht nötig da,
die Radaranlage der Su-35S aus einen X-Band PESA Radar in Bereich 8-12 GHz. und zwei L-Band AESA Radar in Bereich 1-2-GHz. besteht, die quasi Stufenlos arbeiten und das in jeder Betriebsart.
Das Irbis E X-Band Radar der Su-35S verfügen nicht im herkömmlichen Sinne über ein „Locked“ oder „Lock-On“ System wie unsere Eurofighter, dass sich durch ändern der Radarsignalcharakteristiken verrät.
Gerüchteweise ist das Irbis E ein Hybrid System, das als PESA oder AESA arbeitet.
Diese Radar Typen ändern nicht ihre Radarsignalcharakteristiken während es Ziele verfolgt und zeigt somit auch nicht an welche Ziele anvisiert werden.
Ferne glaube ich dass einer der deutschen Eurofighter als erstes eine aggressive (Abschussposition) Position gegen über der Su-35S eingenommen hat um Bilder mit der „Schießkamera „aufzunehmen. Die Su-35S hat dann demonstriert dass sie dies auch kann und zwar gegen beide Eurofighter.
Anzumerken wäre noch ein paar Fehler auf der verlinkten Wikipedia Seite.
So wurde der zweite Versuch die Su-27M2 (Su-35) von Suchoi finanziert, dabei wurde auf mögliche Overkill Fähigkeiten verzichte da die Maschine für den Export gedacht war und nicht für die Russian Air Force um eine Übergangslösung zur Suchoi Su-57 zu schaffen.
So hat die Su-35S kein Heckradar und es wird ganz verschwiegen dass zwei Aktives Phased-Array-Radar Systeme in den Flügel untergebracht sind.
Mit diesen drei Anlagen ist die Ortungsreichweite nicht wie geschrieben sehr unglaubwürdig sondern entspricht der Realität.
Die USA haben ihre F/A-22 ebenfalls mit AESA Radar in den Flügeln nachgerüstet.
Daher erschließt mir die vollmundige Behauptung: „Wir haben Daten gesammelt ohne Ende, die wir noch nie hatten“ einfach nicht.
Ferner wo sind eigentlich z.B. simple hochauflösenden Aufnahmen des Russen, es hat den Anschein das nur die Su-35S mit ihren OLS-35 und sonstige Sensoren Daten gesammelt hat ?
Dieses Air Policing geht ja nun schon eine ganze Weile. Was auffällt ist, dass von den 3 Ländern keine Schritte unternommen werden um Mal auf eigenen Füßen zu stehen. Gemeinsam haben die ja immerhin noch knapp 7 Mio. Einwohner und die sind ja nun nicht so fürchterlich arm. M.E. wäre es an der Zeit eigene Flugzeuge zu beschaffen, zumal insbesonders Litauen ja durchaus einiges an Luftfahrtindustrie (Zulieferer und Wartung) hat. Allerdings gab es bisher noch keine einzige gemeinsame Beschaffung (AFAIK). Muss ja für das kleine Territorium kein EF sein, gebrauchte F-16 oder neue Trainer a la L-39 Neo bzw. T-50, M-346, die man auch für die AA-Rolle bestücken kann. Und Überschall wird ja nun nicht wirklich gebraucht. Gemeinsam 8 Stück Gripen wäre sicher auch eine Option für Länder, die sich in der Selbstdarstellung gerne Nordeuropa zurechnen. Nur fehlt es an der Gemeinsamkeit bereits im Ansatz …
Hat schonmal jemand dran gedacht, dass „der Russe“ das Radar voller Absicht aufgeschaltet hat, um die „westliche“ Reaktion zu beobachten?
Aber anscheinend denken die Offiziere der Luftwaffe nicht in Dimensionen des Elektronischen Kampfes.
@ justanick | 04. November 2018 – 21:28
Es gibt für den militärischen Kampfjetbetrieb im Leben so etwas wie eine „de-facto-Untergrenze“. Gambis markiert wohl die absolute Untergrenze: Bei 2 Millionen Einwohnern und 800 Mann Militärpersonal verfügen sie über 10 ausgebildete Piloten und eine einzelne Su-25. Litauens Armee ist 15x so groß und verfügt über 23-24 militärische Luftfahrzeuge (übrigens auch 1-2 L-39). Paßt also schon. Jets zu betreiben ist eine erhebliche Bürde für eine Luftwaffe. Sogar die Schweiz, die nun wirklich kein armes und kleines Land ist, hat ihr Air Policing zu Teilen der Woche an Frankreich abgegeben.
@Mitleser
deswegen ja auch der gemeinsame Betrieb durch LT, LV und EE – und die Trainervarinate wäre deutlich günstiger als Jagdflugzeuge (ich meine, man steht ja durch diese auswärtigen Missionen zur Luftraumüberwachung doch bei den Verbündeten in der Kreide – kostenlos ist sowas i.A. auch nicht, jedenfalls mittel- oder langfristig gesehen). Die eine litauische L-39 habe ich bisher einmal gesehen, während die Mi-8 und Dauphins sowas wie eine Straßenbahnschiene über meinem Hof haben … Auch die CASA sieht man gelegentlich.
Finnland hat auch nur 5,5 Mio EW, weitgehend neutral und nicht zu 2% verpflichtet – hat einiges mehr an Flugzeugen.
Litauen hat an der TU in Vilnius einen Studiengang Pilot (5 Jahre, so wie früher das deutsche Diplom bei den Ing.), zudem gibt es private Pilotenschulen, die auch gut von ausländischen Anwärtern besucht werden. An den Piloten sollte es nicht liegen.
@ Auslandsdiener | 04. November 2018 – 22:30
„Hat schonmal jemand dran gedacht, dass „der Russe“ das Radar voller Absicht aufgeschaltet hat, um die „westliche“ Reaktion zu beobachten?“
Noch mal Kurzfassung !
Für den Eurofighter ist es technisch Unmöglich festzustellen ob er von einer Su-35S aufgeschaltet ist oder nicht.
Bei einen Passive electronically scanned array wie das in der Su-35S bekommt das Aufgeschaltete Flugzeug gar nicht mit das es aufgeschaltet wurde, da es wie der Name schon erahnen lässt passiv Arbeitet.
Auch von den in Flügeln verbaute Active Electronically Scanned Array bekommt das Ziel nichts von Aufschaltvorgang mit, sondern nur das es erfasst wurde, da es eben aktiv Arbeitet.
Was aber sein kann ist das die Su-35S einen manuellen „Ping“ in Richtung Eurofighter gesendet hat.
Daher hat der Kommandeur eine Märchenstunde abgehalten !
Was mich ein wenig verwundert hat, das in den Missionsupdate des Allied Air Command diese Begegnung so nicht Dargestellt wurde.
https://ac.nato.int/archive/2018/mission-update-for-german-eurofighters-at-amari–estonia
@justanick
Eine baltische Luftwaffe wäre eine reine Schauveranstaltung weil sie ohnehin weder in Friedens- und noch weniger in Kriegszeiten angesichts des ruppigen Nachbarn durchhaltefähig wäre. Und sie würde wertvolle Resourcen binden die an wichtigeren Stellen fehlen würden.
Im Krisenfall stehen die Baltischen Staaten etwa da wo während des ersten kalten Krieges die Deutschen standen, nur noch schlechter aufgestellt. Die einzige Prämise der Bündnis- und Landesverteidigung kann also lauten: Zivile Ordnung und Infrastruktur aufrecht erhalten, Vormarsch feindlicher Kräfte so lange verzögern bis Verstärkung aus der Luft und am Boden ankommt.
@justanick
It’s not relevant that the 3 Baltic countries have 6 or 7 million between them. Just like Germany, France and the UK would not integrate its Air Force under a joint command, the Baltics will not do it either.
Just because there’s few of us and we border each other doesn’t mean that we’re very similar or that we’d love to give up our sovereignty.
It’s a pipe dream.
What you have is 3 separate nations. The Lithuanian military budget is below 1 bln euros and the Estonian and Latvian ones are about 500-600 mln euros.
Each country has pressing needs in other areas. We desperately need artillery, medium range AA systems, modern IFVs, APCs, new helicopters, tactical UAVs, new bases, new ranges, more radar systems, more fuel depots, more service rifles for the National Guard, more portable anti-tank devices, more advanced equipment in general (night vision, individual armor, optics, more radios, etc.), and the list goes on and on.
If you consider the lost above, the bill is already in the billions. And that’s ignoring any needs of the Navy. We have a long sea border. And there’s even more Russian ships and subs patrolling our coasts than there are fighter jets whizzing around.
And when you can only invest a fraction of your military budget into acquiring new things (100-200 mln euros per year), because all the rest goes to salaries, upkeep, missions, etc., expanding and modernising our armed forces to a brigade-level effective fighting force will probably take over a decade as it is.
Acquiring trainer jets and starting up a pilot programme is a time consuming and a resource-consuming affair and it definitely is going to start after we have done basic homework in other areas first. Maybe in 2030 or so.
The Baltic Air Policing is our only option for now. And, by the way, we’re paying for it annually. It doesn’t come for free.
Evtl auch Modell für die BRD das Geld für die fliegende LW an FR geben und dafür Flugstunden erhalten. Was bekommt man für die Mrd bekommt. Dafür schlagkräftige FlaRak und LuTrans mit EU aufbauen.
@Wait&C: volle Zustimmung.
@A Latvian: Thanks for the insight – this sounds absolutely reasonable.
@latviešam
„The Baltic Air Policing is our only option for now. And, by the way, we’re paying for it annually. It doesn’t come for free.“
Interessant. Davon habe ich noch nie gehört, bisher dachte ich nur, dass die 3 baltischen Länder sich dafür zu zusätzlichen Militärausgaben verpflichtet haben. Wie laufen diese Zahlungen ab? An die NATO oder an die jeweils kontingentstellenden Länder? Ist die Höhe dieser Zahlungen öffentlich (Hätten Sie einen Link hierzu – Sprache egal)?
@Wait&C
„Eine baltische Luftwaffe wäre eine reine Schauveranstaltung weil sie ohnehin weder in Friedens- und noch weniger in Kriegszeiten angesichts des ruppigen Nachbarn durchhaltefähig wäre.“
Mit der gleichen Argumentation können Sie auch sagen, wozu brauchen die überhaupt eine Armee, sollen die lieber das Geld in dringendere Angelegenheiten wie Bildung oder Gesundheitswesen stecken.
Die Mission in Friedenszeiten sieht doch nur so aus: unbekannte Objekte identifizieren, begleiten und zurückfliegen. Und in Kriegszeiten, die ja hoffentlich nicht kommen, haben auch die 4 EF nur eine Stolperdrahtfunktion, falls sie es überhaupt schaffen zu starten …
@ Milliway | 05. November 2018 – 0:43
Milliway, da haben Sie etwas gründlich mißverstanden. Auch ein PESA emittiert aktiv Radarsignale, die von Radarwarnsystemen oder elektronischer Aufklärung erfaßt werden können. Bitte nicht mit passiven Ortungssystemen verwechseln, die es auch gibt und die aktuell z. B. von Tschechien betrieben werden. Auch die Bundeswehr hatte ein ähnliches System von der NVA übernommen, das sie inzwischen in Gatow im Luftwaffenmuseum besichtigen können. Der große Tatra-Truck auf dem Freigelände, neben dem Würzburg-Riesen. Diese Systeme sind in der Tat passiv, d. h. sie senden niemals selber, sondern triangulieren die von den vielen aktiven Radargeräten im Umfeld hervorgerufenen Radarreflexionen an Fluggeräten. Das „Passiv“ in PESA steht für den Ort der Signalerzeugung im Radar. Der Radarimpuls wird beim PESA nicht in den Antennenbausteinen, sondern dahinter zentral in einem Signalgenerator erzeugt und über recht komplizierte Verbindungswege zu jedem einzelnen Antennenbaustein geleitet und dort gerichtet freigesetzt. Ein PESA arbeitet wie jedes andere Radar mit Radarimpulsen und Abstrahlung. Beim AESA erfolgt die Erzeugung des Radarimpulses (und die Abstrahlung) direkt in jedem einzelnen der Antennenbausteinen selber und nicht mehr in einem zentralen Signalgenerator dahinter. Der Vorteil von PESA und AESA gegenüber herkömmlichen Radarschüsseln ist die Vielzahl an ansteuerbaren Bausteinen in der Antenne, die verschiedene Funktionen gleichzeitig mit einer Antenne erlauben, und die Möglichkeit der Strahlschwenkung durch die Antennenbausteine, sogar gleichzeitig in verschiedene Richtungen, ohne die Antenne selber mechanisch schwenken zu müssen. Aber Abstrahlen tun sie beide.
Also wie sich mir die Sachlage darstellt sammelt hier der Russe Daten. Und das wohl in erheblichem Maße. Mal haben die den Transponder an, mal nicht. Dann fliegt eine SU-35 durch die Gegend und macht Sperenzchen.
Und alles aus purer Lust am Leben (wie der Russe so ist)
NEIN – ganz und gar nicht. Hier wird Standardverhalten der NATO aufgeklärt. Was passiert in welcher Situation? Das ist es was den Russen hier interessiert. Kein Pilot der Russen wäre so „dämlich“ irgendetwas zu tun, wozu er keinen Befehl hat. Vielleicht sollte sich Herr OTL mal überlegen was er da so von sich gibt.
@Milliway
Und wer hat gesagt, dass der EF die Signale erfasst hat?
@ Milliway
Zitat: „Bei einen Passive electronically scanned array wie das in der Su-35S bekommt das Aufgeschaltete Flugzeug gar nicht mit das es aufgeschaltet wurde, da es wie der Name schon erahnen lässt passiv Arbeitet. “
Ich denke da unterliegen Sie einem Irrtum. Der Unterschied zwischen einem „Passive Electronically Scanned Array“ (PESA) und einem „Active Electronically Scanned Array“ ist nur der Aufbau des Radargerätes. Beide strahlen Energie ab um ein Ziel zu detektieren.
Richtig ist, dass bei beiden Arten der Phased Array Antenen-/Radarsysteme die Zielbeleuchtungsdauer frei wählbar ist. Grundsätzlich ist es aber so, wenn mal ein mögliches Ziel erfasst worden ist, wird es auch länger / öfters beleuchtet um es genau in Entfernung und Richtung auszumessen und vor allem öfters angestrahlt um einen plötzlichen Richtungswechsel des Ziel mitzubekommen. Genau dieser Wechsel von Impulslänge, Impuswiederholfrequenz usw sind die interessanten Parameter.
Zum Unterschied der beiden Aufbauarten:
Bei dem PESA gibt es einen zentralen Radarsender mit entsprechender Leistung (z..B. die erwähnte Wanderfeldröhre mit 15 kW Ausgangsleistung, die auf alle Elemente der Antenne (Dipole) übertragen wird und von den Antennenelementen abgestrahlt wird.
Durch Phasenschieber wird der Zeitpunkt des Eintreffens der Sendeleistung an dem Antennenelement verschoben, so dass man die Abstrahlebene der Radarstrahlen (Wellenfront) an der flachen, feststehenden Antenne schwenken kann (im Azimuth meist um +- 60 Grad und in der Elevation je nach Gerät unterschiedlich).
(z.B. Patriot Radar)
https://en.wikipedia.org/wiki/Passive_electronically_scanned_array
Bei einem AESA Radar gibt es nicht den einen Radarsender mit der entsprechenden Leistung, sondern für jedes Antennenelement (Dipol) einen eigenen Sender. Der ist ziemlich nach an der Antenne angebracht, zusammen mit einem Empfänger für jedes Antennenelement. Sinnigerweise nennt man diese Einheit dann Transmit / Receive Modul. Es gibt also soviele Sender wie es Antennenelemente gibt. Das können je nach Antenne einige Hundert bis Tausende sein.
Die Ansteuerung der T/R-Module wird von einen Zentraloszillator wieder über Phasenschieber gemacht, so das die Wellenfront und damit die Abstrahlrichtung der Antenne in Azimuth und/oder Elevation geschwenkt werden kann.
(z.B. RPM-117 oder PAR 80 in einer Ebene, die andere Ebene wird mechanisch gedreht)
https://en.wikipedia.org/wiki/Active_electronically_scanned_array
Ehrlich gesagt finde ich es recht befremdlich, wie hier teilweise übe die Aussagen des Oberstleutnant abgelästert wird. Man würde meinen eine Person dieses Ranges und mit ihren Aufgaben wäre sehr wohl in der Lage, den Erfolg ihrer Arbeit selbst realistisch einzuschätzen …
Einerseits werden hier genüßlich die vielfältigen Mängel und Patzer der Bundeswehr seziert, andererseits würde so etwas der glorreichen russischen Armee natürlich nie passieren und selbst wenn etwas so aussehen würde wie ein Fehler, müsse es mindestens ein meisterhaftes Ablenkungsmanöver sein. Jaja, der deutsche Hitzkopf hat sich von abgebrühten Russen vorführen lassen – oder war es vielleicht doch anders herum?
@Pham Nuwem
Einfach ignorieren…
Sonst landet man schnell bei Wodka gegen Tschernobyl…
@PhamNuwen
Danke!
@justanick
The 3 Baltic countries pay about 3.4 mln each per year. It’s about 10 mln total. The total expenses are larger, and are covered by the respective member state taking part in BAP. Personally, I believe it’s worth the experience, and I don’t consider it a freeby of any sort.