NATO startet ‚Sea Guardian‘ im Mittelmeer
Fürs Protokoll: Die NATO hat am (heutigen) Mittwoch offiziell ihre Mittelmeer-Mission Sea Guardian begonnen. Die neue, unbefristete Operation zur weitreichenden Überwachung des Mittelmeers ist die Nachfolgemission der Operation Active Endeavour, die noch auf dem NATO-Bündnisfall nach 9/11 beruhte. Sea Guardian hat nicht mehr diese rechtliche Grundlage, aber deutlich ausgeweitete Aufgaben, an denen sich auch die Deutsche Marine beteiligen darf und soll.
Zunächst sind an Sea Guardian Italien, Bulgarien und die Türkei (mit der Fregatte TCG Gemlik, Foto oben) mit Schiffen sowie Griechenland und Spanien mit U-Booten beteiligt, außerdem wechselnd Aufklärungsflugzeuge von NATO-Mitgliedern an der Südflanke:
Today, NATO begins a new standing maritime security operation in the Mediterranean Sea named Operation Sea Guardian.
Three NATO ships and two submarines – the Italian frigate ITS Aviere, the Bulgarian frigate BGS Verni, the Turkish frigate TCG Gemlik, the Greek submarine HS Papanikolis and the Spanish submarine ESPS Mistral – will conduct the first patrols in the central Mediterranean under NATO standing Operation Sea Guardian.
Air support to Operation Sea Guardian will include rotational patrols by Maritime Patrol Aircrafts (MPAs) from Portugal, Spain, Italy, Greece and Turkey. These first patrols will run through the 17th Nov 2016, with other patrols on the forge and to occur according with approved schedule of operations.
Operation Sea Guardian has three core missions: maritime situational awareness, counter-terrorism and capacity building. Additional tasks could be added if decided by the Allies, including upholding freedom of navigation, conducting interdiction tasks, countering proliferation of weapons of mass destruction and protection of critical infrastructure.
teilte das NATO-Marinekommando mit.
Die Patrouillenfahrten von U-Booten sind in der aktuellen Situation insbesondere vor Syrien interessant: Im Seegebiet dort habe, so berichtet die russische Nachrichtenagentur TASS unter Berufung auf das Verteidigungsministerium in Moskau, der Verband um den Flugzeugträger Admiral Kuznetsow von einem U-Boot ausgespäht werden sollen – angeblich aus den Niederlanden:
Dutch submarine on Wednesday morning tried to approach the Russian aircraft carrier group in the Mediterranean and spy on it, Russian Defense Ministry spokesman Igor Konashenkov said on Wednesday.
„Earlier today, at 06:50 on November 9 the search and attack group consisting of anti-submarine ships The Severomorsk and The Vice-Admiral Kulakov spotted a diesel submarine of the Dutch Navy (presumably Walrus), which had tried to approach the Northern Fleet’s aircraft carrier group for surveillance purposes.“
Northern Fleet’s anti-submarine ships forced the submarine to leave the area where Russia’s Admiral Kuznetsov aircraft carrier was at the moment.
Nachtrag: Das niederländische Verteidigungsministerium lehnte eine Stellungnahme dazu ab. Zu den Einsätzen von U-Booten gebe es keine öffentliche Auskunft.
In reactie op recente berichten in de media: we doen geen uitspraken over onderzeebootoperaties.
— Min. van Defensie (@DefensieOnline) November 9, 2016
(Archivbild: Die türkische Fregatte Gemlik 2008 in Spanien – Jose Luis Portal via Wikimedia Commons unter CC-BY-SA-Lizenz )
Verwunderlich finde ich diese „Fixierung“ der NATO auf die Kusnetzov. Die ist „Beiwerk“. Der „Hammer“ sind die Kalibre-Einheiten der K-Gruppe, also PdG, die (modernste russische) Fregatte und wahrscheinlich ein Kilo III. Und dann natürlich die U-Jagd, -Abwehr Einheiten des Verbandes, die zusammen mit der K. die Luft und Unterwasser „sauber halten“ für den „Hammer“.
Ich bin mir nicht sicher, ob die NATO auf den Träger fixiert ist – oder ob das nur in der Berichterstattung so überkommt, weil für die meisten Medien der Träger das große, wichtige Schiff ist und eben die anderen aus Laiensicht nur Beiwerk.
@T.W.
Wahrscheinlich hast Du Recht – ich wollte halt bloß einmal bestimmte mediale „Perzeptionen“ hinterfragen.
http://www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-4876906,00.html?utm_source=dlvr.it&utm_medium=twitter
Russian warships in the eastern Mediterranean Sea on Wednesday drove away a Dutch submarine shadowing the squadron, the military said.
Russian Defense Ministry spokesman Maj. Gen. Igor Konashenkov said two Russian navy destroyers spotted the Walrus-class submarine Wednesday while it was 20 kilometers (some 11 nautical miles) away from the Admiral Kuznetsov aircraft carrier and its escorting ships.
Kann dies so gewesen sein? Gleiches mit U 212 a auch denkbar?
[Noch mal: Das steht oben schon so, das haben Sie vorhin als Tweet hier eingestellt, jetzt kommt es schon wieder, wortgleich nur mit anderer Quelle – nur um die Frage zu stellen, ob das mit einem deutschen U-Boot auch denkbar wäre? T.W.]
Mich wundert der Begriff „spotted the Walrus-class“ ein wenig, denn unter „spotten“ verstehe ich das visuelle Auffassen eines U-Bootes. Ich kann mir aber kaum vorstellen, dass irgendjemand in einer solchen Situation aufgetaucht durch die Gegend fährt. Und wenn doch, dann ist er mit Sicherheit nicht auf Aufklärungsmission unterwegs.
„Northern Fleet’s anti-submarine ships forced the submarine to leave […]“
Als Landratte: Wie muss ich mir das denn praktisch vorstellen?
Wie läuft da die Kommunikation?
Was passiert, wenn das U-Boot einfach nicht reagiert? Fällt ihm dann eine Wasserbombe „vor den Bug“?
@ Ein Leser
Grundsätzlich ist die Hohe See ja frei, bedeutet, jeder kann rumfahren wo er will, er sollte sich nur an Gepflogenheiten der Seemannschaft halten. muss aber selbst das nicht, wenn er denn bereit ist, die Konsequenzen zu tragen (Ein Schnellboot fährt das andere über den Haufen z.B.). Wenn sich also Kriegsschiffe unterschiedlicher Nation in See begegnen und einer von beiden will das nicht bleibt nur, Kontakt aufnehmen und höflich erklären warum der andere wegbleiben soll, z.B. weil ich einen Waffeneinsatz üben will, der für den anderen gefährlich sein kann, geht er nicht drauf ein- wird weitergemacht oder abgelaufen.
Insbesondere die RUS sind schmerzfrei und ziehen ihr Programm immer durch.
Was macht man, Kontaktaufnahme über UWT (Unterwassertelefon), Anruf über int. Seefunkfrequenzen, allg. Warnnachricht (this is warship Mosel – gab es da mal). Um ein Uboot zu vertreiben ist dann jede Art von Lärm gut, Handgranaten, mit hoher Fahrt drauf zu laufen oder eben auch die WaBo ins Wasser (nicht aufs uboot), aktives Sonar. Blöd bei diesen Massnahmen, dann wird auch der“ Beschützer“ blind. Außerdem wirken diese „Aufschaukelnd“. Am Besten gucken lassen oder wegfahren.
Noch ist ja kein Krieg.
Woher weiß der Trägerverband, das da ein NDL Boot fährt? Die können eben auch N2 Geschäft und befüllen ihre Datenbanken.Ich finde den „Vorfall“ nicht erwähnenswert und schliesse mich Klabautermann oben an, was den Träger betrifft an.
Na ja, nachdem nun Putin sich beharrlich weigert Aleppo – auch mittels der Kuznetzow-Flugzeuge – aus der Luft weiterhin in Schutt und Asche zu bomben, mußte nun der narrative her, dass er dazu eben die Kalibre-Träger seiner MedExpForce einsetzt.
Sinn der K-Gruppe ist, während des „Interregnums“ in Washington alle „Irrtümer“ konsequent mit einer adequaten Antwort zu versehen. Um es einmal ganz klar zu sagen: Sollte „irrtümlicherweise“ eine Bombe/Rakete auf russische Infrastrukturen in und vor Syrien fallen, dann feuern wir auf den „Abgangsort“ dieser Bombe/Rakete, weil die K-Gruppe das kann. Egal ob Incirlik, ein Flugzeugträger/Schiff oder ein U-Boot, von wo auch immer der „Irrtum“ gestartet wird, die Antwort wird prompt und direkt sein.
Moskau Regeln. Die Freude in Moskau über den Wahlsieg von Trump sollte niemand dahingehend verstehen, dass Putin nun das Visier lüftet und seinen syrischen Verbänden „at ease“ befiehlt. Das hat er nun mit dieser „Walross-Vertreibung“ a bisserl deutlich gemacht.
Psy-Ops by ASW ;-)
@Ein Leser
Erfahrungsberichte von Navy-Angehörigen vermerken sowjetisches Bewerfen von U-Booten mit kleinen Sprengkörpern, bis es abdreht, und nachfolgende Übermittlung eines Dankes „für die UAW-Übung“. Gegenüber lästigen Überwasserschiffe pflegten einige Sowjetkapitäne auch spontane Artillerieübungen durchzuführen, bei denen das gesamte Rohrwaffenarsenal gemeinsam in ein Areal querab des „Störenfriedes“ feuerte. Zwar mit Sicherheitsabstand, aber die artilleristische Bestückung russischer Schiffe ist schon eindrucksvoll und die Botschaft wurde verstanden. In Sachen Ultima Ratio dann mal in der Wiki unter „1988 Black Sea bumping incident“ nachsehen ;-)
Ich finde den Fall zwar interessant, aber nicht wirklich sensationell. Das ist das Alltagsgeschäfft der U-Boote. Das machen die seit jeher, Tag für Tag, nur gibt es jetzt mit der russischen Trägergruppe vor Syrien ein Ziel, das besondere mediale Aufmerksamkeit auf sich zieht und von russischer Seite wieder einmal geschickt ausgenutzt wird („Seht her, wir werden von der bösen NATO verfolgt und bespitzelt“).
Aber wie gesagt, das ist business as usual. Das gilt für beide Seiten gleichermaßen. Deswegen begleitet unsere Augsburg ja auch die Charles De Gaulle.
Ich hatte irgendwo mal die folgende, treffende Aussage gesehen/gehört: Für U-Boote gibt es praktisch keinen Unterschied zwischen Krieg und Frieden. Der einzige Unterschied ist der, dass im Frieden nicht auf den roten Knopf gedrückt wird. ;)
@KPK wegen „Walrus“:
„Spotted“ deutet für mich auf eine optische Identifizierung hin, also vermutlich beim Schnorcheln.
Außerdem wird das U-Boot wohl mit den Russen kommuniziert haben. Zumindest kann ich mir nicht vorstellen, daß es so durch die russische Presse posaunt würde, falls die Identifizierung ausschließlich über die Sensoren der Eskorten erfolgt wäre – zumindest wurde früher die Leistungsfähigkeit solcher Systeme möglichst geheim gehalten.
http://marineschepen.nl/nieuws/Vijf-vragen-over-het-verjagen-van-een-Nederlandse-onderzeeboot-door-Russen-101115.html
Ich hab natürlich – wieder – nur die NLD Seite, mit aber 5 interessanten Fragen, der Gesamttext würde den Rahmen bei AG deutlich sprengen:
1. Stimmt die RUS Darstellung über das Aufklären des NLD Ubootes?
2. Ist es bemerkenswert, dass en NLD Uboot aufgeklärt wurde?
3. Sofern es stimmt, was bedeutet das dann (für NLD Marine/Uboot-Waffe)
4. Wie kann ein Uboot vertrieben werden?
5. Warum schweigt das NLD Verteidigungsministerium?
Auf Welt.de
Die /DEU) Verteidigungsministerin hat Russland aufgefordert, seinen Flugzeugträger nicht zum Bombardement der Menschen in Aleppo einzusetzen.
Stellungnahme UvDL bei „Reuters“:
„Anwesenheit des RUS Trägers ein an sich üblicher Vorgang. … Unsere Forderung geht dahin, dass die Anwesenheit des Flugzeugträgers nicht dazu beiträgt, dass das Leid der Menschen in Aleppo vergrößert wird“.
(Laut Moskau wurde der Zerstörer „Vize-Admiral Kulakov“ – ausspioniert -.)
@Les Grossman,Mitleser:
Vielen Dank! (sehr schöne Erklärung :-)
@Klaus-Peter Kaikowsky/12:32:
Der Kremlsprecher hatte sich wie folgt geäußert:
ntv(8.11.) – Russland fliegt Angriffe von Flugzeugträger:
Um vielleicht mal zum Ausgangsthema zurückzukommen:
„Sea Guardian“ hat laut NATO-Pressemitteilung die drei Hauptaufgaben
– Aufklärung (maritime situational awareness)
– Terrorbekämpfung (counter-terrorism)
– Kapazitätsaufbau (capacity building).
Die ersten beiden Punkte erklären sich wohl selbst, aber es wird interessant sein zu beobachten, welche Kapazitäten wie von wem aufgebaut werden sollen, denn „capacities“ ist in der NATO-Terminologie m.E. etwas ganz anderes als „capabilities“ (Fähigkeiten).
@Langnase
Guckstdu da: http://www.nato.int/cps/en/natohq/topics_132756.htm
„The Defence and Related Security Capacity Building (DCB) Initiative reinforces NATO’s commitment to partners and helps project stability by providing support to nations requesting defence capacity assistance from NATO. It can include various types of support, ranging from strategic advice on defence and security sector reform and institution building, to development of local forces through education and training, or advice and assistance in specialised areas such as logistics or cyber defence“
In Sachen Libyen also wieder einmal ein wunderbares Streitfeld/Nebelfeld wer denn nun „in the lead“ ist Nato oder EU, EUCOM oder AFRICOM oder der Mann im Mond….
@Langnase
Zu „Capacity“ hatte ich Ihnen einen Kommentar geschickt – hängt wohl wieder einmal in einem Filter.
http://www.nato.int/cps/en/natohq/topics_132756.htm