Deutsche Kampfjets im Baltikum: Bewaffnet an der russischen Grenze

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Die Bundeswehr hat am (heutigen) Montag mit vier Kampfjets  eine – zusätzliche – bewaffnete Präsenz der NATO im Baltikum übernommen. Die Eurofighter sind Teil des so genannten Air Policing, der Luftraumpatrouille, über Estland, Lettland und Litauen. Die drei Länder an der russischen Grenze haben dafür keine eigenen Kapazitäten, so dass andere NATO-Staaten bereits seit Jahren im Wechsel dafür Kampfjets bereitstellen.

Auch die Luftwaffe war bereits fünfmal im Einsatz beim Baltic Air Policing, diesmal ist es jedoch eine grundlegend andere Situation: Angesichts der Ukraine-Krise hatte die NATO beschlossen, zur Unterstützung der östlichen Mitglieder der Allianz die Präsenz der Kampfjets zu erhöhen und nicht mehr wie bislang immer nur zwei bewaffnete Flugzeuge auf Patrouille zu schicken. Die vier deutschen Eurofighter, die auf der Basis Ämari in Estland ein dänisches Kontingent ablösten (siehe Foto oben), sind zusammen mit Kampfjets aus Portugal, Kanada und den Niederlanden im Einsatz.

Zusätzlich zu den vier Eurofightern in Ämari hat die Luftwaffe zwei dieser Flugzeuge in Deutschland in einer 96-Stunden-Bereitschaft. Die deutschen Jets werden immer wochenweise das eigentliche Air Policing übernehmen und in dieser Hot Week auch bewaffnet über dem Baltikum patrouillieren; die übrige Zeit wird für unbewaffnete Übungsflüge genutzt.

Damit gehen Luftwaffe wie auch NATO über ihre ursprüngliche Absicht hinaus. Bei der Beschlussfassung im April war die Bundeswehr noch davon ausgegangen, dass die Präsenz der deutschen Flugzeuge vornehmlich Trainingsflügen dienen soll:

Die NATO hat das Angebot Deutschlands zu einem Beitrag zur Rückversicherung (Re-assurance) der östlichen Mitgliedsstaaten angenommen.
Deutschland wird sich von September bis Dezember 2014 mit bis zu sechs Eurofightern am Air Policing im Baltikum beteiligen.
Durch dieses Signal unterstreicht Deutschland die Solidarität und Bereitschaft einen sichtbaren Beitrag zu Rückversicherung („visible reassurance“) besonders gegenüber den Baltischen Staaten und Polen zu leisten.
Derzeit ist geplant, die deutschen Eurofighter als zusätzlichen Beitrag im Rahmen des Air Policing für Trainingsflüge einzusetzen. Das eigentliche Air Policing mit zwei Flugzeugen wird durch einen anderen NATO-Mitgliedsstaat übernommen.

Die Änderung dürfte der Entwicklung der Krise in der Ukraine seit April geschuldet sein. Und der Beobachtung über Nordeuropa, dass russische Flugzeuge zunehmend aktiver an die Grenzen des Luftraums anderer Staaten herankommen – wie es zum Beispiel die Finnen in jüngster Zeit verstärkt feststellten.

Nach Berichten in jüngster Zeit, nach denen die Luftwaffe nur acht Eurofighter einsatzbereit habe, war öffentlich die Frage aufgekommen, ob die Bundeswehr überhaupt diese Mission wie geplant leisten kann. Allerdings: Der berichtete Klarstand von acht Maschinen bezieht sich auf die Flugzeuge, die ohne jeglichen Mangel in den Hangars stehen – schon einen Mangel an einem (nicht unbedingt genutzten) flugtechnisch unbedeutenden Teil nimmt Maschinen aus dieser Rechnung raus. Tatsächlich sind nach Informationen von Augen geradeaus! mehr als 40 Maschinen zumindest bedingt einsatzbereit, ohne dass die Besatzungen gefährdet oder der jeweilige Auftrag eingeschränkt wären.

Nachtrag: Ein Bericht zum kanadischen Einsatz beim Baltic Air Policing: It’s the closest Canada has ever flown to Russia

(Foto: Luftwaffe/Jürgen Eise)