Neue Hiobsbotschaft für die Truppe: Keine weitere A400M mehr in diesem Jahr?

Nachdem die Bundeswehr die erste Maschine des neuen Transportflugzeugs A400M im Dezember 2014 und damit später als erwartet erhalten hatte (je nach Sichtweise mit drei Jahren oder 18 Tagen Verzögerung), droht der Luftwaffe eine neue Hiobsbotschaft: An Stelle der bislang fünf vorgesehenen weiteren A400M-Maschinen könnte die Truppe in diesem Jahr nur zwei Flugzeuge erhalten – oder sogar keines. Das legen Informationen der Rüstungsagentur OCCAR nahe, die für sechs Nutzerstaaten das A400M-Programm managt, wie Augen geradeaus! erfuhr.

Die Herstellerfirma Airbus Defence&Space wollte zu den möglichen Verzögerungen nicht Stellung nehmen. Der detaillierte Auslieferungsplan für 2015 wird gerade finalisiert und in den nächsten Wochen vorgestellt, sagte ein Unternehmenssprecher auf Anfrage von Augen geradeaus!

Im November vergangenen Jahres hatte sich das Unternehmen noch zuversichtlich gegeben und Journalisten bei einem Besuch am Fertigungsort Sevilla von detaillierten Lieferplänen berichtet, in denen die fünf Maschinen für Deutschland im Jahr 2015 fest markiert waren. Darüber hinaus war sogar davon die Rede, dass ab 2016 jeden Monat ein Flugzeug an die Luftwaffe übergeben werden sollte.

Grund für die Verzögerungen sollen Schwierigkeiten bei einzelnen Teilen der Flugzeuge sein, die in Sevilla aus den in verschiedenen europäischen Ländern gefertigten Komponenten zusammengebaut werden. Wenn sich die Verzögerung der weiteren Maschinen so bestätigt, hat die Bundeswehr vor allem ein Problem bei der Ausbildung der Crews für den neuen Transportflieger. Und die zusätzliche Frage ist, wie sich eine spätere Auslieferung auf die Nutzung der deutschen A400M in echten Einsätzen auswirkt. Denn schon nach der bisherigen Planung sollte erst Anfang 2016 das erste Flugzeug kommen, das mit einer Selbstschutzanlage ausgerüstet ist und damit auch in Regionen fliegen kann, in denen der Luftverkehr durch Boden-Luft-Raketen bedroht ist.

Update: Allerdings macht nicht nur die verzögerte Industrie-Auslieferung des A400M Probleme. Die Luftwaffe bestätigte auf Anfrage von Augen geradeaus!, dass der einzige Testpilot der Wehrtechnischen Dienststelle (WTD) 61 in Manching, der bisher auf diesem Flugzeugmuster ausgebildet wurde, nicht mehr zur Verfügung steht. Allerdings: Die Abnahme weiterer A400M ist hiervon jedoch nicht negativ betroffen, da die Luftfahrzeugführer der Luftwaffe, die im Rahmen der erforderlichen Abnahme- und Überführungsflüge eingesetzt werden, keine Testpilotenlizenz benötigen. Die „normale“ Musterberechtigung A400M ist für diese Flüge vollkommen ausreichend.

Ein anderes Problem ist wohl keines – sagt die Luftwaffe jedenfalls. Auf die Nachfrage, ob es zutreffe, dass für die A400M qualifizierte Piloten nicht parallel weiterhin die Transall fliegen dürfen (und zunächst wohl auch sollten, weil es ja nur eine A400M gibt), war die Antwort: Doppellizensierungen von Luftfahrzeugführern der Luftwaffe auf mehreren Luftfahrzeugmustern sind grundsätzlich möglich. Über die Vergabe von Doppellizensierungen entscheidet im Einzelfall der jeweilige Verbandsführer auf Grundlage des operationellen Bedarfs und der zur Verfügung stehenden Ressourcen. Meine Kenntnis von Behördendeutsch sagt mir: Grundsätzlich möglich ist ein anderes Wort für eigentlich nicht vorgesehen

(Foto: Der erste deutsche A400M in Wunstorf am 19. Dezember 2014 – Bundeswehr/Döpke)