Weitere Baustelle: Problem-Projekt Panzer Puma

An dem Pressegespräch mit Verteidigungsminister Thomas de Maizière zu Rüstungsthemen am (heutigen) Freitagvormittag konnte ich nicht teilnehmen, weil ich unterwegs war – aber was ich dazu lese, finde ich schon bemerkenswert: Zwar sollte es bei dem Gespräch im Wesentlichen um Folgerungen aus dem EuroHawk-Debakel gehen. Spannender scheint mir aber, was der Minister zum Thema des neuen Schützenpanzers Puma zu sagen hatte, immerhin auch eines der Leuchtturmprojekte der Bundeswehr (auch wenn die ursprünglich geplante Zahl von 405 Exemplaren auf nun 350 reduziert wurde). Wie es allerdings mit der Einführung dieses Gefechtsfahrzeugs in die Truppe aussieht, scheint völlig offen, wie der ARD-Kollege Christian Thiels berichtet:

Heute nun verkündete der jetzige und womöglich auch künftige Verteidigungsminister Thomas de Maizière in Berlin, dass es „keine Grundlage für die Übernahme in die Nutzung“ für den „Puma“ gebe. Dies heißt: Der Schützenpanzer wird vorerst nicht in die Bundeswehr eingeführt – zu groß sind die technischen Mängel. Es gebe Probleme mit der mangelnden Stabilität bei Software und Elektronik, bei der technischen Dokumentation, beim Gewicht und mit der eingeschränkten Sicht des Fahrers. (…)
Bis zum Monatsende sollen die Herstellerfirmen Krauss Maffei Wegmann (KMW) und Rheinmetall Nachweise für die Lösung dieser Probleme beibringen. Die Frage, wann der Puma in die Truppe eingeführt werden kann, kann de Maizière derzeit nicht beantworten: „Das ist unklar.“

Allerdings, und das sagte der Minister bei dem heutigen Pressetermin offensichtlich so nicht, heißt das keineswegs, dass es Ende dieses Monats schon Klarheit gibt. Sondern nur, dass da alle Ergebnisse vorliegen sollten – und dann erst ausgewertet werden:

Die integrierte Nachweisführung mit dem Schützenpanzer PUMA dauert noch an und wird planmäßig am 31. Oktober abgeschlossen werden. Daher werden die Ergebnisse aus der Nachweisführung (einschließlich der Einsatzprüfungen) erst zu diesem Termin vollständig vorliegen und können erst dann abschließend bewertet werden. Derzeit findet in den Vereinigten Arabischen Emiraten die Erprobung des Waffensystems unter heißklimatischen und Wüstenbeindungen statt.

schrieb Verteidigungs-Staatssekretär Stéphane Beemelmans bereits Anfang des Monats an den Grünen-Haushälter Tobias Lindner. Und der Staatssekretär machte da schon wenig Hoffnung, dass bis Ende Oktober alle Probleme beseitigt werden könnten:

Wie jedoch bereits im 10. Sachstandsbericht des BMVg zum Projekt Schützenpanzer PUMA an den Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages vom Juni 2013 angekündigt, werden Restpunkte und Sachmängel aus der Nachweisführung noch nicht in vollem Umfang bis zum 31. Oktober erbracht bzw. abgestellt werden können. Nach aktueller Sachlage sind diese im Wesentlichen:

• Bereich Ergonomie/Verstauung: Verifikation des einsatzbezogenen Verstaukonzeptes und Nachweis der Kompatibilität zwischen den Systemen Infanterist der Zukunft – Erweitertes System und Schützenpanzer PUMA,

• Bereich Schutz: vollständiger Abschluss der Qualifikation,

• Bereich Turm: Restpunkte aus der Systemqualifikation Feuerleitung und Bewaffung/Funktionsschießen,

• Bereich Fahrgestell:- Nachweise Transportierbarkeit Bahn/Luft und Gewässerbefahrbarkeit,
– Musterbegutachtung durch den amtlich anerkannten Sachverständigen für die allgemeine Straßenverkehrszulassung der Serienfahrzeuge,
– Restanteile von Mobilitätsprüfung/Fahr-Erprobung

• Bereich Klimatauglichkeit: Klimakammerversuche zur Nachqualifikation eines verbesserten Heizkonzeptes,

• Bereich Systemprüfungen: Restanteile zum vollständigen Nachweis der elektromagnetischen Verträglichkeit,

• Bereich Logistik: Vervollständigung und qualitative Verbesserung der logistischen Unterstützungsmittel für das Waffensystem (z.B. Internes Prüfsystem sowie Interaktive Technische Dokumentation)

Immerhin: Die Abstellung der Sachmängel ist eine vertraglich geschuldete Leistung aus dem Serienvertrag, für die dem öffentlichen Auftraggeber keine Mehrkosten entstehen, heißt es in Beemelmans Schreiben. Es sollte also zumindest nicht teurer werden. Aber ich stolpere auch über ein Wort im letzten Satz des Staatssekretärs: Derzeit (Hervorhebung von mir, T.W.) liegen keine formalen Gründe für einen Rücktritt der Bundeswehr vom Vertrag vor.

(Archivfoto Krauss-Maffei Wegmann)