Nur für starke Männer? Die ersten Heeresbergführerinnen der Bundeswehr

Angesichts der Diskussion über den Bundeswehr-Werbespot für starke Männer und der damit verbundenen Geschlechterdebatte kommt diese Mitteilung der Gebirgsjägerbrigade 23  heute sehr passend:

Die ersten Heeresbergführerinnen Deutschlands
Soldatinnen aus Bad Reichenhall und Mittenwald werden die ersten Heeresbergführerinnen der Bundeswehr

Am vergangenen Freitag wurden in Mittenwald 13 Soldaten nach bestandenem Lehrgang zum Heeresbergführer ernannt, drei davon stammen aus dem Gebirgsjägerbataillon 231 in Bad Reichenhall. Erstmals in der Geschichte der Bundeswehr haben zwei Frauen den längsten und forderndsten Lehrgang an der Gebirgs- und Winterkampfschule erfolgreich absolviert.


Oberfeldwebel Beatrice Soyter wird zu einer der beiden ersten Heeresbergführerinnen der Bundeswehr ernannt. (Foto: Sebastian Kollert)

An diesem verregneten Freitag haben sie es geschafft: Nach fast einem Jahr Ausbildung und einer Vielzahl von Prüfungen wurden dreizehn Teilnehmer des 53. Heeresbergführerlehrgangs von Brigadegeneral Johann Langenegger zum Heeresbergführer ernannt, erhielten ihr Abzeichen von ihrem Hörsaalleiter Major Schwegler und ihr Bergführerbuch aus den Händen von Oberst Görsch, dem Schulkommandeur der Gebirgs- und Winterkampfschule Mittenwald. Unter ihnen waren Oberleutnant Rene Grözinger, Oberfeldwebel Michael Schmid und Oberfeldwebel Beatrice Soyter aus Bad Reichenhall. Zusammen mit Oberfeldwebel Christin Schindler aus Mittenwald sind die letztgenannten die ersten Heeresbergführerinnen der Bundeswehr. Dabei hätten beide „die Anforderungen mit Bravour erfüllt und die Ausbilder und Kameraden tief beeindruckt“, erwähnte Oberst Görsch beim feierlichen Appell vor dem Offizierkasino in Mittenwald lobend. Das Lehrgangsniveau blieb unverändert hoch. „Das ist unbedingt notwendig, weil die Anforderungen der Natur keinen Unterschied zwischen Mann und Frau machen“, erklärte der Oberst.

Der Lehrgang selbst begann mit dem viermonatigen Sommerteil im Mai 2011 und beinhaltete das Führen in Fels und Eis in Deutschland, Österreich, Italien und Frankreich, Hubschrauberrettung und auch die Sprengausbildung. Im fünfmonatigen Winterteil von Dezember 2011 bis April 2012 erwarben die Teilnehmer die Qualifikation Ski-Instructor. Daneben standen Wasserfallklettern, Schneedeckendiagnose und das Führen von Hochtouren im Wettersteingebirge, Allgäu und in Andermatt in der Schweiz auf dem Programm. Die schönsten Erfahrungen für Beatrice Soyter waren die Hochtouren und die Gratwanderungen in Chamonix in Frankreich. „Vor dieser Kulisse unter diesen Anstrengungen bestehen zu können, war eine beeindruckende Erfahrung“, berichtete sie bescheiden. Die Zusammenarbeit und das Zusammenleben mit ihren männlichen Kameraden erwies sich als unkompliziert. Für Beatrice Soyter war das auch nie ein Thema: „Am Berg zählt der Zusammenhalt der Menschen, über Dienstgradgruppen und menschliche Stärken und Schwächen hinweg.“