Anschlag in Taloqan mit ferngezündeter Bombe, kein Selbstmordattentat

Der tödliche Anschlag auf den Gouverneurspalast in der nordafghanischen Stadt Taloqan, bei dem am vergangenen Samstag auch zwei deutsche Soldaten ums Leben kamen, wurde mit einer ferngezündeten Bombe verübt. Es war kein Selbstmordanschlag, sagte ein Sprecher des afghanischen Geheimdienstes NDS (National Directorate of Security)  dem afghanischen Sender TOLONews. Das habe eine Untersuchungskommission herausgefunden.

Bislang waren die Bundeswehr und die afghanischen Behörden von mehreren Selbstmordattentätern ausgegangen, die sich – möglicherweise in Polizeiuniform – Zugang zu dem Treffen hochrangiger Vertreter von afghanischen Behörden und ISAF verschafft hätten. Nach NDS-Angaben waren Sprengsätze im Korridor des Gouverneursgebäudes angebracht worden. Bislang sei noch unklar, wie das möglich gewesen sei.

Bei dem Anschlag kam als prominentestes Opfer der Polizeichef für Nordafghanistan, General Daoud Daoud, ums Leben. Der ISAF-Regionalkommandeur Nord, der deutsche Generalmajor Markus Kneip, wurde leicht verletzt. Insgesamt starben bei dem Attentat sechs Menschen. Nach letzten Angaben der Bundeswehr wurden sechs  deutsche Soldaten verwundet, darunter die Übersetzerin des deutschen Generals, die schwere Verletzungen erlitt.

(Eine sehr subjektive Bemerkung dazu: Natürlich ist es auch im Interesse der afghanischen Behörden, dem Eindruck entgegenzutreten, dass die Reihe der afghanischen Sicherheitskräfte von Aufständischen unterwandert sind. Das muss man bei der Einschätzung solcher Ergebnisse im Hinterkopf behalten. Vor allem angesichts neuer Meldungen über Angriffe eines Attentäters in afghanischer Soldatenuniform auf ISAF-Truppen.)

Nachtrag: Auch ISAF und die Bundeswehr gehen nunmehr davon aus, dass es sich um einen Bombenanschlag und nicht um Selbstmordattentäter handelte:

Aus afghanischen Sicherheitskreisen wurde verlautbart, dass es sich bei dem Anschlag in Talokan nicht um einen Selbstmordanschlag gehandelt habe, sondern um eine fern gezündete Bombe. Dieses Bild deckt sich mit ersten Erkenntnissen, die am Ort des Anschlages durch Fachpersonal von ISAFdurchgeführt wurden.

Nach ersten, vorläufigen Untersuchungen ist nun davon auszugehen, dass es sich mit größter Wahrscheinlichkeit nicht um einen Selbstmordattentäter handelte, sondern um eine fern gezündete, hochexplosive Sprengstoffladung, die mit „Kugellagerkugeln“ versetzt und an einer Mauer im Gebäude „platziert“ war.

Die Brände im Gebäude sind wahrscheinlich durch die Explosion in einem hinter der Mauer liegenden Lagerraum entstanden.

Weiterhin liegen Hinweise vor, dass der regional zuständige Kommandeur der Afghan National Police (ANP), Generalmajor Daud, Ziel dieses Anschlages gewesen sein soll.