Route Clearing auf Deutsch: Mini-Minenwolf und Wiesel statt Buffalo und Husky

Auch wenn die Bundeswehr in Afghanistan zunehmend in Gefechte mit Aufständischen gerät: Von Sprengfallen, so genannten IED (Improvised Explosive Devices) geht nach wie vor die größte Gefahr für die ISAF-Soldaten am Hindukusch aus. Deshalb gab es in der Vergangenheit immer wieder massive Kritik an der deutschen Praxis, IED sozusagen zu Fuß zu räumen – während die U.S.-Truppen auf gepanzerte Spezialfahrzeuge in ihren Route Clearing Packages zurückgreifen konnten. Wie auch der Wehrbeauftragte Hellmut Königshaus im Bericht über seine Afghanistan-Reise im August monierte:

Angesichts der extremen Gefahren, die von Sprengfallen, den Improvised Explosive Devices (IED) ausgehen, konnte von einer Reihe von Soldatinnen und Soldaten nicht nachvollzogen werden, warum keine Schutzmechanismen, wie etwa Route Clearance Packages (RCP) (Roboter mit Arm) eingesetzt werden. Da die IED häufig in Culverts (Düker) positioniert sind, würde es sich darüber hinaus anbieten, diese mit Gittern zu verschließen. Wie in den Gesprächsrunden bestätigt wurde, wäre gerade auch hier der Einsatz von RCP sinnvoll.

Bei der Bundeswehr sieht das so aus wie hier bei den Briten in Kandahar:

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Archivbild: Afghanistan; Kandahar; Molla Abdollah Kariz. Date 17 May 2008.
During the move in and out the village of Molla Abdollah Kariz, C-Flight had to search the road on several vunerable piont (VP), for IED’s. (Foto: ISAFmedia via flickr)

Die U.S.-Army bietet dagegen schweres Gerät auf:

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Archivbild: Members of Route Clearing Patrol 5 of the 951st Sapper Wisconsin Army National Guard prepare for convoy to clear IEDs in Afghanistan. (Foto: ISAFmedia via flickr)

Bei einem Besuch bei den amerikanischen Truppen in Deutschland wurden die U.S.-Spezialfahrzeuge, Husky und Buffalo, auch Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg vorgeführt. Und die deutschen Soldaten plädierten dringend dafür, diese Geräte auch für die Bundeswehr anzuschaffen.

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Archivbild: HERAT, Afghanistan – Force Protection Industries, Inc.’s Engineers go over the specifications of the A-1 Mine Resistant Ambush Proof Buffalo with Italian Army Mechanics. (ISAF Photo by U.S. Navy Mass Communications Specialist Petty Officer 1st Class Monica R. Nelson – ISAFmedia via flickr)

Inzwischen hat sich das Verteidigungsministerium jedoch für einen anderen Weg entschieden.

Statt Buffalo und Husky bei den USA zu kaufen und auf deutsche Anforderungen (Bestimmungen?) umzurüsten, bekommt die Bundeswehr ein eigenes System. Das besteht aus dem auf dem Markt verfügbaren Mini Mine Wolf der deutsch-schweizer Firma MineWolf Systems. Der kleine, ferngesteuerte Minenwolf bekommt einen zusätzlichen Greifarm, der allerdings mit sieben Metern kürzer ist als der Greifarm des Buffalo. Ergänzt wird das System durch einen Waffenträger (manche meinen: Minipanzer) Wiesel mit Bodendurchdringungsradar, der von einem Transportpanzer Fuchs aus ebenfalls ferngesteuert wird.

Der handelsübliche Mini MineWolf (Foto: MineWolf Systems)

Zusätzlich soll ein 10-Meter-Greifarm (wie beim Buffalo) für den Fuchs entwickelt werden.

Der Vorteil des deutschen Systems aus Sicht der Beschaffer: Langfristig soll es durchhaltefähiger und nicht zuletzt kostengünster sein als ein Einkauf der U.S.-Systeme, weil die Logistik für wesentliche Teile ohnehin vorhanden ist. Von der Leistungsfähigkeit her, heißt es, brauche es sich vor den amerikanischen Route Clearing Packages nicht zu verstecken. Und schneller verfügbar wäre ein gekauftes amerikanisches System auch nicht.

Wie viele dieser Systeme die Bundeswehr beschafft, ist noch nicht ganz klar. Der Fachinformationsdienst DefenseNews berichtet von sieben Systemen.