Sicherheitshalber der Podcast #100 – LIVE in Hamburg: Kein Krieg, kein Frieden. Zum Umgang mit dem Dazwischen
Sicherheitshalber ist der Podcast zur sicherheitspolitischen Lage in Deutschland, Europa und der Welt. In Folge 100 sprechen Ulrike Franke, Frank Sauer, Carlo Masala und ich live in der Fabrik in Hamburg-Altona über das Leben im Dazwischen. Im Krieg sind wir nicht. Aber so richtig Frieden ist eben auch nicht mehr. Was kennzeichnet diesen Zustand?
Wir diskutieren den Begriff des Hybriden Kriegs und skizzieren, was inzwischen alles darunter subsumiert wird. Im zweiten Schritt erörtern Rike, Carlo, Frank und ich, wie mit all der Desinformation, den Drohnenüberflügen, den Sabotageakten und den Luftraumverletzungen am besten umzugehen ist – und welche Rolle Resilienz und Abschreckung dabei spielen.
Abschließend wie immer der Sicherheitshinweis, der kurze Fingerzeig auf aktuelle, sicherheitspolitisch einschlägige Themen und Entwicklungen – diesmal mit Geld für den Weltraum, russischen Wunderwaffen und US-Nukleartests, ganz vielen Bundeswehrdrohnen und einer Reduktion der US-Truppenstärke in Europa.
Hybrider Krieg: 00:01:42
Sicherheitshinweise: 00:58:32
Die Folge wurde auch von Phoenix aufgezeichnet und leicht gekürzt (ohne Sicherheitshinweise!) ausgestrahlt:
Anlässlich der 100. regulären Folge Sicherheitspod gibt es im Shop jetzt das irre originell benannte Sicherheitshalber 100 Folgen Shirt:
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Zum Thema:
Tsetsos, Konstantinos: Trends und Entwicklungen hybrider Bedrohungen, Metis Studie Nr. 35, Juni 2023.
Michael Rühle: Aufstieg und Fall des hybriden Krieges, Internationale Politik, 28. August 2023.
Sicherheitshinweise:
Rike: 35 Milliarden Euro für den Weltraum
https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/verteidigung-im-all-boris-pistorius-will-35-milliarden-euro-fuer-den-weltraum-ausgeben-accg-110720662.html
Frank: Russische Wunderwaffen und US-Nukleartests
https://bsky.app/profile/drfranksauer.bsky.social/post/3m4fpyovot22w
Thomas (und dann alle): Massenhaft Einwegdrohnen für die Bundeswehr
https://augengeradeaus.net/2025/10/kamikaze-drohnen-fuer-die-bundeswehr-von-helsing-stark-und-rheinmetall/ &
https://augengeradeaus.net/2025/11/pistorius-weist-berichte-ueber-bereits-beschlossene-beschaffung-von-kamikaze-drohnen-zurueck/
Carlo: Abzug von US-Soldaten aus Europa
https://www.kyivpost.com/post/63159
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Rike: @rikefranke.bsky.social
Frank: @drfranksauer.bsky.social
Carlo: @carlomasala1.bsky.social
Thomas: @wiegold.de
(Foto: Fabian Bimmer für Sicherheitshalber)
„Wir diskutieren den Begriff des Hybriden Kriegs …“
Der Zustand ist digital, als 0 und 1. Wenn es kein Frieden ist dann ist es ein – noch niederschwelliger – Krieg, ein „bißchen schwanger“ gibt es ja auch nicht. Zudem heißt es auch nicht: hybrider Frieden.
Wobei ich „influcence operations“ bzw. Desinformation nicht unbedingt mit Cyberoperationen oder quasi kinetischen Operationen und Anschlägen gegen Infrastruktur oder anderen Einrichtungen gleichsetzen möchte, ersteres ist Grundrauschen und wird von allen „major players“ durchgeführt.
Plump proamerikanisch, wie ich nun einmal bin, frage ich: Sind russische Desinformationen deshalb so gefährlich, weil in Deutschlands und Europas Linken der Antiamerikanismus, ganz besonders in Zeiten republikanischer US Präsidenten, so tief verankert ist? Und um die Ecke gedacht: Zielt Russland auf Europa, um die USA zu schwächen? Man wird in Moskau schon bemerkt haben, daß die Atlantiker unter den Republikanern es immer schwerer haben, in der US Administration Gehör zu finden. Wer sich mal in US Blogs wie instapundit.com umschaut, kommt um an der Erkenntnis nicht vorbei, daß Europa schlichtweg verachtet wird. In diese Lage haben wir uns über Jahrzehnte selbst hineinmanövriert und es ist nur logisch, daß man in Moskau viele Optionen sieht, daraus Kapital zu schlagen. Die einzige Option, die Moskau nicht zur Verfügung steht, ist Krieg, denn dann würde Europa bei den USA wieder im Hilfe betteln. So wie immer, aber erst dann…
Zu Carl Masala (Vid. 5’21): Zustimmung. Luftraumverletzungen, wie die durch die russische Luftwaffe, bei der der Luftraum nur gestreift wird gehören nicht zur hybriden Kreigsführung. Das gehört eher in den Bereich von „Unfreundlichkeiten“. Aktionen der hybriden Kriegsführung sind solche, die einen konkreten, zumeist wirtschaftlichen Schaden verursachen. Durch die Luftraumverletzungen gibt es allenfalls steigende Adrenalinspiegel bei den Luftraumüberwachern.
Frau Franke liegt mit ihrem Beispiel völlig daneben. Bombendrohungen gegen Schulen gab es bei uns auch schon. Im allgemeinen stecken Schüler, dahinter die Angst vor Klassenarbeiten haben. Auch in der Ukraine erzeugen Schulschließungen keinen wirtschaftlichen Schaden und es ist auch nicht ersichtlich, welchen anderweitigen Vorteil die Russen hinsichtlich ihrer Art der Kriegführung davon haben.
Es gibt nunmal eine sehr große Zahl von Menschen, die solche Störungen aus Gedankenlosigkeit, aus religiöser oder politischer Verwirrtheit oder aus purer Boshaftigkeit verursachen. Selbst wenn es sich bei den Zielen um Einrichtungen der kritischen Infrastruktur handelt, müssen die Verursacher nicht auf der Lohnliste der Russen stehen.
Wer ständig Schuldzuweisungen nur in eine Richtung lostritt, ohne Beweise oder zumindest starke Indizien zu haben verfolgt entweder eine politische Agenda oder ist ein Fall für die Psychiatrie.
Was Herr Sauer dagegen vorbringt ist bedenkenswert. Wenn so ein Vorfall geeignet ist „Zwietracht zu säen“, dann ist es um den Zusammenhalt im Bündnis nicht gut bestellt. Das ist aber kaum die Schuld der Russen, sondern eher die Unfähigkeit der verantwortlichen Politiker im Bündnis zur Konsensfindung.
Sind die verantwortlichen Politiker tatsächlich unfähig zu ermessen welche katastrophale Aussenwirkung dieses laute Lamentieren und diese kopflose Herumhühnern auf die Bevölkerung hat?
Und was, Herr Wiegoldt, wurde eigentlich aus unserem guten Grundsatz „Im Zweifel für den Angeklagten“?
Mein ganz besonderer Dank geht an Frank Sauer, der schon am Anfang des Gesprächs auf die Problematik von unscharfen und überfrachteten Begriffen wie „hybrider Krieg“ oder „Drohnen“ aufmerksam machte. Selbst Fachtermini nutzen sich ab, wenn „Greti&Pleti“ in Unbekümmertheit diese so zu verwenden, dass sie in Beliebigkeit interpretiert und verstanden werden können. Aber auch dieses Phänomen ist nicht neu, wie das Wörtchen „Seele“ zeigt.
Wie später sehr richtig gesagt wurde, sind Teile des gegenwärtigen Journalismus auch Teil des Problems, wenn Schlagzeilen so formuliert werden, dass mehr dem Zuspruch der meisten entsprechen, und weniger einem Informationsgehalt.
Wenn es fast eine Stunde braucht, um „auf einer Bühne“ vor einem Publikum Begriffsklärung zu betreiben (was sehr gut gelungen ist), dann macht das deutlich, wie sehr das überhaupt nötig ist. Ernüchternd hingegen ist, dass „die Abgeplatzten“ für jegliche Versuche, Medienkompetenz und Wissen zu vermitteln, kaum mehr erreichbar sind. Ich fürchte, dass wirksame Maßnahmen gezielt zum Einsatz kommen müssen, um Propaganda und Desinformation „im Netz“ entgegen zu wirken.
Wirksame Desinformation bräuchte verlässliche Information, was aber bedauerlicherweise nicht wirksam ist, denn Emotionen setzen Verstand außer Kraft. Daher müssen jene Internet-Medienkanäle unwirksam gemacht werden, die Desinformationsschleudern sind. Das ist nicht ganz unproblematisch, aber als aufgezwungene Gegenwehr zur Erlangung einer Resilienz gegen Desinformations-Akteure notwendig.
Wirksame Feindpropaganda braucht entsprechend feindliche Counter-Propaganda.
Wenn russische Menschen für Putins Propaganda empfänglich ist, dann sind sie auch empfänglich für Gegen-Propaganda, etwa um das Regime zu stürzen.
Zu Frank Sauer (Vid.37’05): Unser „Entscheidungssystem“ unterliegt aber schon seit langem einem enormen Manipulationsdruck durch Lobbyisten aller Art, die den Eingang in ihrem Sinne beeinflussen, um am Ende ein Ergebnis zu erhalten, das ihren Interessen dient.
KI und andere Techniken werden die Effektivität dieser Einflussnahme steigern. Deshalb ist es umso wichtiger die Motive von Informationsquellen zu hinterfragen. So ist zum Beispiel auch eine „unabhängige Presse“ nicht ohne eigene Interessen.
zu T.Wiegold (Vid. 50’40). Volle Zustimmung. Redundanz ist ein Schlüssel zur Resilienz. Diese Redundanz hatten wir nicht nur bei den Nachrichtensystemen sondern auch im Schienennetz der Bundesbahn und im Leitungsnetz der Energieversorgung.
Auch Lagerhaltung ist ein Teil von Resilienz. Störungen in den Lieferketten können durch Lagerhaltung zumindest überbrückt werden.
Die Corona Pandemie war in dieser Hinsicht leider kein ausreichender Wake-up Call. Dabei zeigten sich die Schwächen der Globalisierung schon da.
Resilienz ergibt sich aber auch durch Unabhängikeit oder zumindest Lagerhaltung bei kritischen Rohstoffen und der Fähigkeit zur Produktion von allen Komponenten von Waffensystemen im eigenen Land.
Produktion gibt es nicht ohne Produzenten, sprich: ‚ausgebildetes Fachpersonal‘. In den USA, in Großbritanien aber auch bei uns wird es z. B. mit dem Bau von Kriegsschiffen schwierig, weil es nicht genug Fachleute gibt.
Schlammstapfer sagt:
02.11.2025 um 18:32 Uhr
…
So ist zum Beispiel auch eine „unabhängige Presse“ nicht ohne eigene Interessen….
Geht das wieder los… du bist da was grossem auf der Spur! ;-) (Fürn Rest, die müssen sich auch finanzieren!)
Einschränkend zu meinem Beitrag: „influence operations“ sind natürlich quasi Kriegshandlungen wenn sie auf eine tatsächliche Destabilisierung von Staaten bzw. auf nachhaltige Erosion von deren innerer Sicherheit gerichtet sind.
Ein erstes Beispiel wäre das Narrativ, die USA hätten das Aids-Virus gezielt im Labor entwickelt und dann freigesetzt um bestimmte Ethnien zu töten, dies wurde von der Sowjetunion lanciert:
https://en.wikipedia.org/wiki/Operation_Denver
Heute würden dies deep fakes viel besser ermöglichen zumal deren Verbreitung und erzielbare Reichweite deutlich erhöht sind, z.B.:
„Das Missbrauchspotenzial ist gewaltig: Ein prägnanter Prompt genügt, schon hat man ein Video von einem aufgeheizten pakistanischen Mob, der einen Hindu-Tempel in Brand steckt. Oder einen Wahlhelfer, der Wahlzettel schreddert. Garniert wird das Ganze dann mit einer Schock-Nachricht, die eine fiktive Nachrichtensprecherin im Fernsehen verkündet.“
WELT Online (leider Zahlschranke): KI-Videogeneratoren Die Erfindung der Unsicherheitskamera
zu Ulrike Franke (Vid. 54′) zu den Sanktionen.
Ich habe auf Youtube ein NTV Interview mit Viktor Winkler zu diesem Thema gefunden.
„Winkler: „Wir plappern nach, was das Weiße Haus sagt“ – Anwalt zu EU-Sanktionspaket“ (Ohne Link – Googelt selber)
Herr Winkler ist Wirtschaftsanwalt und Experte für Wirtschaftssanktionen. Vielleicht sollte sich auch Frau Franke dieses Interview auch mal anhören. Herr Winkler lässt an den Sanktionspaketen kein gutes Haar und er begründet das auch sehr anschaulich.
Das Problem ist natürlich auch, dass die Russen es seit 2014 geschafft haben, sich zunehmend von Dienstleistungen (Swift) und Produkten aus dem „Westen“ unabhängig zu machen. Russland ist auf den Gebieten Lebensmittel-, Energie- und Rohstoffversorgung komplett unabhängig.
Die Erzählung von Russland als eine Tankstelle mit eigenem Staatsgebiet ist einfach falsch. Für alles was die Russen nicht bzw. noch nicht selbst produzieren haben sie Lieferanten, die sich einen feuchten Kehricht um unsere Meinung und unsere Sanktionen scheren.
Um es ganz deutlich zu sagen, der Westen spielt als Handelspartner für Russland praktisch keine Rolle mehr.
@ Schlammstapfer 02.11.2025 um 18:15 Uhr
Ihre Sätze zeigen wiederholt, wie wenig Ahnung sie haben. Das immer wieder beabsichtigt verursachte Aufsteigen unserer Alarmrotten verursacht recht hohe Kosten. Informieren Sie sich mal, was ein Einsatz kostet, und welche Summe das pro Jahr verschlingt.
So wie ich Sie einschätze, kommt es ihnen aber weniger auf Fakten an, als vielmehr bei Lesern hier den „Adrenalinspiegel“ hochzutreiben.
Es ist mir unverständlich, dass solche Unverschämtheiten hier immer wieder geduldet werden.
Einer, der sich „Schlammstapfer“ nennt, befürwortet für ein Kreml-Regime, das Menschen wegsperrt, foltert mordet und barbarische Massaker begeht, „Im Zweifel für den Angeklagten“? In meinem Blog hätte ich Sie schon vor Jahren heraus geschmissen.
Zu Frank Sauer und Burewestnik.
Es gibt viele Versuche, in westlichen Medien, diese Entwicklung der Russen kleinzureden oder sich darüber lustig zu machen. Das folgt zwar den typischen Reflexen ist aber nicht wirklich hilfreich.
Der „Sturmvogel“ ist, nach dem was darüber bekannt ist, erst einmal nichts anderes als ein Marschflugkörper, wie die Tomahawk. Der einzige wirkliche Unterschied ist der Antrieb. Marschflugkörper, das zeigt der Krieg in der Ukraine, sind keine wirklich effektiven Waffensysteme mehr. Zumindest gelang es den Ukrainern bislang, die von Russland eingesetzten Typen mit hoher Effektivität abzuschießen, bevor sie ihre Ziele erreichen konnten. Umgekehrt ist die Effektivität der russischen Luftraumverteidigung mindestens ebenso gut.
Das Besondere am Sturmvogel ist der Antrieb und die damit erzielte Reichweite.
Systeme zur Luftraumaufklärung und -verteidigung werden normalerweise in der Richtung, aus der eine Bedrohung erwartet wird, konzentriert. Die große Reichweite des Sturmvogels erlaubt es, einen Gegner aus einer Richtung anzugreifen, aus der dieser keinen Angriff erwartet. Dadurch wird der Gegner gezwungen eine Rund-um-Verteidigung aufzubauen und zu betreiben. Das ist nicht unmöglich kostet aber Zeit und Geld.
Die zweite Besonderheit ist der notwendige technologische Durchbruch, den der Antrieb an sich darstellt. In den fünfziger Jahren gab es seitens der USA Pläne für den Bau nuklear angetriebene Bomber, die aufgegeben wurden, weil die damals verfügbaren Atomreaktoren einfach zu schwer dafür sind. Neben den Hyperschallraketen und -gleitern sind uns die Russen also noch in einem weiteren Technologiefeld weit voraus.
Im 5. Februar 2026 läuft der New Start Vertrag ab. Putin hat signalisiert sich ein weiteres Jahr an das Abkommen halten zu wollen, wenn die USA das auch tun.
Bislang gibt es dazu von Trump noch keine Antwort.
Als G.W. Bush im Jahr 2001 den ABM Vertrag kündigte und die USA Pläne zum Bau von Abschussrampen und Radarstationen in Polen, Bulgarien und Rumänien ankündigten, reagierten die Russen mit der Entwicklung von Waffensystemen, die mögliche ABM-Systeme überwinden können. Der Versuch der USA, ein wirksames Raketenabwehrsystem zu bauen, ist gescheitert. Die Russen hatten mit ihren Entwicklungen dagegen Erfolg. Das sehen wir heute in Form der Kinschal, Awangard, Zircon und Oreschnik Hyperschall Waffensysteme aber auch in Form des Burewestik.
Für uns in Europa stellen vor allem die Kinschal und Oreschnik eine Bedrohung dar, gegen die wir keinerlei Verteidigung haben. Auch gegen Schwärme von Hunderten von Geran-2 und ähnlichen Drohnen haben wir keine Verteidigung.
Was jetzt wirklich nötig wäre, das sind ernsthafte Verhandlungen zwischen den USA, Russland und auch China, mit dem Ziel einer Sicherheitsarchitektur, wie sie gegen Ende des kalten Krieges bestanden hat.
Leider sieht man nichts davon. Stattdessen versucht sich der Westen darin einen Rüstungswettlauf zu starten, den wir, angesichts des Vorsprungs der Russen und Chinesen, eigentlich schon verloren haben.
[Ernstgemeinter Vorschlag: Wenn Sie so viel Zeit und Schreibbedürfnis haben, dann legen Sie ihr eigenes Blog an; gibt es auch kostenlos als Möglichkeit. Langsam wird’s ein bisschen arg, was Sie hier treiben – und der Umfang ihrer Elaborate gehört dazu. Sie finden bestimmt bessere Möglichkeiten, Ihre Sichtweise zu verbreiten. T.W.]
„Wirksame Desinformation bräuchte verlässliche Information, was aber bedauerlicherweise nicht wirksam ist, denn Emotionen setzen Verstand außer Kraft. Daher müssen jene Internet-Medienkanäle unwirksam gemacht werden, die Desinformationsschleudern sind“
Eine andere Variante als Menschen pauschal als emotional und dumm zu entmündigen und deren Informationskanäle stärker zu reglementieren, wäre vielleicht die Qualität und damit das Vertrauen in die etablierten Medien wieder zu erhöhen?
Denn ich kann folgendes leider bestätigen:
https://en.wikipedia.org/wiki/Gell-Mann_amnesia_effect
In allen Bereichen, wo ich mich gut auskenne, kann ich leider sagen, dass die normale Berichterstattung darüber oft unterirdisch ist.
Das geht aber leider schon in der Akademischen Welt los, wenn die Pressemitteilungen der Universität nur noch wenig mit dem eigentlichen Paper zu tun hat, sondern entfernt von den Fakten sensationeller Unsinn geschrieben wird. Weil – Aufmerksamkeit = Erfolg.
Dass ist meines Erachtens ein Hauptgrund warum das „Lügenpresse“ Narrativ sich so verbreiten konnte. Und klar, die die das skandieren glauben nun irgendwelchen Telegramkanälen.
Aber bevor man staatliche Zensurbehörden einführt die schnell beliebig Kanäle blockieren können, könnten die Schlapphüte vielleicht auch erstmal Beweise sammeln und offen legen, dass diese Netzwerke in der Tat aus dem Ausland gesteuert werden?
Kurz gesagt, meine Alternative zur Zensur gegenüber gezielte Feindpropaganda wäre schlicht mehr Transparenz.
@Schlammstapfer
„Marschflugkörper, das zeigt der Krieg in der Ukraine, sind keine wirklich effektiven Waffensysteme mehr. “
Dann hätte Putin ja etwas entspannter reagieren können, auf deutsche Taurus und amerikanische Tomahawk Raketen?
Bei ihnen etwa weiß man wirklich nicht, ob sie das alles selbst glauben, was sie so schreiben.
Gefühlt hatte Herr Frank Sauer mehr Redezeit als üblich im Podcast.
Gefällt mir.
Wie immer sehr erhellend und aufklärend. Nur meine ich, dass bei Themen wie „Resilienz“ und „Gesamtverteidigung“ ökonomische Aspekte stark unterbelichtet waren. Menschen, die weniger von Abstiegsängsten betroffen sind, weniger belastet durch ökonomischen Druck, sollten auch etwas weniger anfällig für (politisch-millitärischen) Psycho-Terror und Desinformation sein. Und sicherlich auch verteidigungsbereiter (von mir aus auch „kriegstüchtiger“), widerstandsfähiger. Im Moment glaube ich manche Parallelen zu 2015 zu sehen: damals wurde Solidarität eingefordert auch von Menschen, die selber keine erfahren hatten (Stichwort politiches „Verlassen-Sein“ – natürlich keine Entschuldigung für Rassismus!). Heute wird gemeinhin, und zurecht, Resilienz gefordert. Wenn aber die eigene Existenz auf Kante genäht ist – wie soll sie sich entwickeln?
Kurz und knapp: Wie immer gute Beiträge in der Runde die auch auf Phoenix TV lief, auch klamottenmässig sehenswert :-)
Noch zum Thema Drohnenabwehr:
Das auch in der Diskussion angebrachte Argument “ Wir haben ja nichts “ stimmt leider.
Und auch der Hinweis das kinetisches Abschiessen durchaus problematisch sein kann. Munition und Drohnenreste müssen ja auch irgendwo wieder runterkommen…
Dieses Problem ist nur dann recht einfach zu lösen wenn es sich, wie in der Ukraine, um echte Angriffe mit Sprengstoff handelt. Da ist der Abschuss dann dem gezielten Einschlag vorzuziehen.
Wie häufiger zu lesen bringen Jammingversuche auch oft leider nichts. Gerade wenn grössere Drohnen in größeren Höhen fliegen.
Selbst wenn die Drohnen nicht vollautonom unterwegs sind reicht die Stärke des Senders oder die Richtwirkung nicht aus. Oder es gibt schlicht eine falsche Frequenzwahl.
„Nie war es so einfach wie heute Verwirrung zu stiften.“
Auch ein wahres Wort in der Sendung.
Mehr Fluch der modernen Technik als Versäumnis der zuständigen Stellen in vielen Fällen…
Die 35 Mrd. Euro für den Weltraum lassen mich fassungslos zurück.
Gleichzeitig muss die BWI für die notleidende Bundeswehr einen Ersatz stricken, weil für das in der Nutzung befindliche IT-Sicherheitsprodukt die Lizenzkosten so hoch sind.
Mit 50 Mio. € Euro pro Jahr ließe sich wohl ein EDR für die gesamte BW und Bundesverwaltung beschaffen.
@Schlammstapfer:
Ich fasse mal frei zusammen was Sie sich hier so zusammengetippt haben: Der Russe wars nicht und falls doch sind eigentlich wir schuld weil wir als Gesellschaft nicht resilient genug sind.
Dann zu diesem einen Punkt:
Schlammstapfer sagt:
02.11.2025 um 21:07 Uhr
„[….]Zu Frank Sauer und Burewestnik.
Es gibt viele Versuche, in westlichen Medien, diese Entwicklung der Russen kleinzureden oder sich darüber lustig zu machen. Das folgt zwar den typischen Reflexen ist aber nicht wirklich hilfreich.[….]
Die zweite Besonderheit ist der notwendige technologische Durchbruch, den der Antrieb an sich darstellt. In den fünfziger Jahren gab es seitens der USA Pläne für den Bau nuklear angetriebene Bomber, die aufgegeben wurden, weil die damals verfügbaren Atomreaktoren einfach zu schwer dafür sind. Neben den Hyperschallraketen und -gleitern sind uns die Russen also noch in einem weiteren Technologiefeld weit voraus.[….]“
Niemand versucht irgendetwas klein zu reden – nehmen wir doch mal den wildromantischen Umweg durch die Fakten.
Laut den Russen ist der „Sturmvogel“ atomar angetrieben. Nach allem was wir wissen funktioniert dieser über ein Staustrahltriebwerk mit offenem Reaktor (bitte merken – wird noch wichtig). Das ist ziemlich exakt das selbe System, dass sowohl die USA mit dem „Pluto“ als auch die UdSSR mit der ersten Version des Sturmvogels seinerzeit (50er und 60er) entwickelt haben. Das wissen wir, da die Größe der Waffe keine großartig andere Konstruktionsform des Antriebs zulässt. In der Theorie versorgt besagter Reaktor den Marschflugkörper mit unendlicher Reichweite bei gleichermaßen relativ hoher Geschwindigkeit. Jetzt muss man sich – und vor allem Sie als großer Russland-Fan sich ja fragen: Moment mal, wenn das so toll ist, warum haben den die Jungs in der UdSSR das nicht zu Ende entwickelt?
Tja, ganz einfach – zwei Gründe:
1. Der – Sie erinnern sich – offene Reaktor: dieser bedeutet eine automatische Strahlenbelastung und zwar keine kleine, allein dadurch das das Dingen fliegt (und wenn es auch nur gelagert wird). Immer. Unvermeidbar. Der Lagerungsaspekt bedeutet zudem, dass Vögelchen muss in einer speziellen Einrichtung untergebracht sein. Die wiederum ist ein hervorragendes Ziel.
2. Konventionelle Interkontinentalraketen sind mobiler, günstiger und schneller im Ziel
Jetzt zu dem angeblichen Test: niemand hat eine Strahlenspur auffassen können. Komisch, oder? Sie erinnern sich – offener Reaktor. Jetzt kann es natürlich sein, dass die russischen Wissenschaftler den Megadurchbruch hatten – oder, das aus dem Kreml mal wieder eine klitzekleine Lüge in die Welt gesetzt wurde.
Ferner schreiben Sie „[…]Für uns in Europa stellen vor allem die Kinschal und Oreschnik eine Bedrohung dar, gegen die wir keinerlei Verteidigung haben. Auch gegen Schwärme von Hunderten von Geran-2 und ähnlichen Drohnen haben wir keine Verteidigung.[….]“.
Alle genannten Waffen – sofern eingesetzt – wurden bereits erfolgreich in der Ukraine abgefangen. Was nun? Mit Waffen die wir auch im Bestand haben. Ferner stellt der bloße Einsatz des Sturmgevögels per se einen Atomschlag da, da das Teil ja nuklear angetrieben ist. Die Antwort wäre entsprechend.
Hören Sie also bitte auf zu erzählen wie unglaublich toll, fortschrittlich und technologisch überlegen die Russen sind. Ja, sie haben einige Sachen im Arsenal die recht weit entwickelt sind, aber nirgends den Megavorsprung. Davon ab; wenn sie so unglaublich toll sind: warum ist die Ukraine noch nicht gefallen?
Und – eins noch, sofern der Hausherr das gestattet: Sie geben sich konsequent pro-russisch, haben ganz tolle Dinge zu sagen, aber Nachfragen, INSBESONDERE zu ihrer Motivation weichen Sie aus.
Frage: was soll der geneigte Mitforist davon halten?
Es sind viele richtige und wichtige Anmerkungen gefallen, aber ich habe den Eindruck, dass immer noch kein übergreifendes Bild erzeugt wird. Es kamen Diskussionen zu Resilienz, Drohnen und KI – sie werden aber nicht zusammen gedacht.
Es besteht immer noch der Glaube, der Staat müsse nur die richtigen Werkzeuge bekommen und dann war es das mit den Drohnen über Deutschland. Das hat aber General Breuer schon ausgeräumt: Die BW kann zwar eine 35 mm Kanone in Berlin hinstellen; die kann auch eine Drohne abschießen, aber dann nebenbei auch noch 3 Taxen, einen Schulbus und wer-weiß-gott-was mit abräumen. Das ist keine Option. Resilienz heißt, dass die Bevölkerung lernen muss, dass es keinen umfassen den Schutz marke „ein anderer kümmert sich darum“ geben wird. Der Zusammenhang mit KI wird dann dystrophisch: Irgendwann wird der Punkt kommen, an den Terroristen eine KI gesteuerte Drohne Menschen in Berlin jagen lässt (Saturn, Media-Markt + Granate). Und wenn wir dagegen eine Abwehr haben, werden 100 Drohnen kommen. Keiner kann die Steuerung unterbinden, da KI.
Ich hoffe inständig, dass das nicht kommt. Aber ich fürchte irgendwann werden unsere Einkaufsstraßen so aussehen wie die Straßen in der Ukraine Richtung Front: Mit Netzen überspannt. Und überall bewaffnetes Personal mit Schrotflinten oder ähnlichem. Ich weiß nicht, wie das aufzuhalten ist.
@Phelan
„Ich weiß nicht, wie das aufzuhalten ist.“
Jagddrohnen mit Netzen scheinen vielversprechend ohne Kollateralschäden auszukommen.
Aber Terroristen mit Bombendrohnen werden uns wohl noch öfter beschäftigen.
@ EDR und einfache Lösungen: Die sind am Ende des Tages zu günstig und werden gern übersehen. Aktuell herrscht v.a. im BMVg (aber auch vielen anderen Sicherheitsakteuren) – meiner Erfahrung und Einsicht nach – das Motto „Nur was teuer ist, ist gut“ vor, verbunden mit einem Verständnis nach „One size fits all“. Quasi ein „Ich gebe viel Geld, will dafür meine Ruhe“ (also primär Sicherheit).
Das verbunden mit definitorischen Unschärfen und der nicht eingestandenen Unwissenheit etlicher Entscheidungsträger:innen führt zu bizarren Stilblüten und teuren PR-Projekten. Das ist m.E. nach aber sowohl bei NATO-Partnern als auch systemischen Gegnern nicht anders. Es geht häufig um den „Spin“ und die Story, weniger um messbare Resultate.
So ganz mit offenem Visier kämpfen die Amerikaner dann wohl doch nicht. Hier ein Datenpunkt zu chin. Impfstoffen auf den Philippinen: https://www.reuters.com/investigates/special-report/usa-covid-propaganda/
Als israelische Player sind „Team Jorge“ und die „Archimedes Group“ aufgeflogen.
Aber warum sind diese Fälle dann nicht hier aufgelistet: https://www.cfr.org/cyber-operations/ ?
@Paradox77
„One size fits all“ gibt es sicher nicht, wohl aber die Möglichkeit einer Typ-Drohne unterschiedliche Nutzlasten unterzuschnallen: Aufklärungspods, Wirkmittel, u.a.
Die Drohnen würden sich dann wohl nur in ihrer Leistung – Payload und Reichweite – unterscheiden und wären idealerweise modular aufgebaut, loitering oder one way drones einmal außen vor. Steuerung: programmierbar bzw. über KI, aber Software kann man ja aktualisieren und den Modus vor einem Einsatz entsprechend auswählen.
Ggf. kann man die Drohnen auch als Kit in die Nähe der Kontaktlinie liefern und dann dort schnell zusammenstecken. Aufladung über externen Akku und ggf. Solarpanels (sofern abtarnbar) und ggf. direkt auf der Drohne aufgebracht:
https://www.heise.de/news/Suedafrikanischer-Ingenieur-baut-reine-Solardrohne-10968236.html
@ Thomas Melber: Ja, der Aussage der modularen Plattformen stimme ich ja zu (und unterschiedliche Pods gibt es ja schon in diversen Iterationen – auch felderprobt – und sind eher Stand 2020+ als die aktuelle Diskussion). Problematisch sehe ich da eher die öffentliche Diskussion um Einsatzkonzept, Nutzen und Kommunikation in die Öffentlichkeit/Berichterstattung.
Slaughterbots ist als Film von 2017 und erschreckender Weise immer noch bei vielen Entscheidern unbekannt. Und auch Unterschiede zwischen Spoofing und Jamming sind kein Hexenwerk, ebenso Ansätze der Detektion wie der Abwehr. Aber gefühlt regiert immer noch das große Blubb … leider.