Erstmals seit fast zwei Jahren Telefonat Scholz – Putin (Nachtrag: Selenskyj)

Fürs Protokoll: Bundeskanzler Olaf Scholz hat nach fast zwei Jahren wieder mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin telefoniert. Die Angaben beider Seiten dazu:

Die Mitteilung des Bundespresseamtes zu dem Gespräch am (heutigen) Freitag:

Der Sprecher der Bundesregierung, Steffen Hebestreit, teilt mit:
Bundeskanzler Olaf Scholz hat heute Nachmittag mit Russlands Präsident Wladimir Putin telefoniert.
Der Bundeskanzler verurteilte den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und forderte Präsident Putin auf, diesen zu beenden und Truppen zurückzuziehen.
Der Bundeskanzler drängte auf eine Bereitschaft Russlands zu Verhandlungen mit der Ukraine mit dem Ziel eines gerechten und dauerhaften Friedens und betonte die unverbrüchliche Entschlossenheit Deutschlands, die Ukraine in ihrem Abwehrkampf gegen die russische Aggression so lange wie nötig zu unterstützen.
Der Bundeskanzler hat im Vorfeld mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj telefoniert und wird es auch im Nachgang zu dem Gespräch mit dem russischen Präsidenten tun.

Der Kreml veröffentlichte nach der deutschen Seite eine Mitteilung dazu:

Telefongespräch mit dem deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz

Auf Initiative der deutschen Seite führte der Präsident der Russischen Föderation, Wladimir Putin, das erste Telefongespräch mit dem Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, Olaf Scholz, seit Dezember 2022.

Es fand ein ausführlicher und offener Meinungsaustausch über die Lage in der Ukraine statt. Wladimir Putin erinnerte daran, dass die derzeitige Krise eine direkte Folge der langjährigen aggressiven Politik der NATO ist, die darauf abzielt, einen antirussischen Brückenkopf auf ukrainischem Territorium zu errichten und dabei die Sicherheitsinteressen unseres Landes zu ignorieren und die Rechte der russischsprachigen Einwohner zu verletzen.

Was die Aussichten auf eine politische und diplomatische Beilegung des Konflikts betrifft, so stellte der russische Präsident fest, dass die russische Seite die Wiederaufnahme der vom Kiewer Regime unterbrochenen Verhandlungen nie abgelehnt hat und weiterhin offen dafür ist. Die Vorschläge Russlands sind bekannt und wurden u.a. in einer Rede vor dem russischen Außenministerium im Juni dargelegt. Mögliche Vereinbarungen sollten den Sicherheitsinteressen der Russischen Föderation Rechnung tragen, von den neuen territorialen Gegebenheiten ausgehen und vor allem die eigentlichen Ursachen des Konflikts angehen.

Auch die Lage in den russisch-deutschen Beziehungen wurde angesprochen. Wladimir Putin verwies auf deren beispiellose Verschlechterung in allen Bereichen als Folge des unfreundlichen Kurses der deutschen Behörden. Es wurde betont, dass Russland seine vertraglichen und vertragsgemäßen Verpflichtungen im Energiesektor stets strikt erfüllt hat und zu einer für beide Seiten vorteilhaften Zusammenarbeit bereit ist, wenn von deutscher Seite Interesse besteht.

Die verschärfte Lage im Nahen Osten wurde erörtert. Wladimir Putin informierte über die Bemühungen Russlands, die Krise in der Region zu deeskalieren und friedliche Lösungen zu finden.

Es wurde vereinbart, dass die Berater der beiden Staatsoberhäupter im Anschluss an das Gespräch in Kontakt bleiben werden.
(Übersetzt mit DeepL.com)

Nachtrag der Vollständigkeit halber: dazu gehört auch die Reaktion des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj auf dieses Telefonat:

Regarding one of today’s news stories. Chancellor Scholz told me that he is going to call Putin. Olaf’s call, in my opinion, is Pandora’s box. Now there may be other conversations, other calls. Just a lot of words. And this is exactly what Putin has wanted for a long time: it is crucial for him to weaken his isolation. Russia’s isolation. And to engage in negotiations, ordinary negotiations, that will lead to nothing. As he has been doing for decades. This allowed Russia to change nothing in its policy, to do nothing substantial, and ultimately it led to this war. We understand all these challenges now. We know how to act. And we want to warn everyone: there will be no Minsk-3; what we need is real peace.