Personalstärke Juni 2024: Unter 180.000 aktive Soldaten und Soldatinnen
Die Zahl der aktiven Soldaten und Soldatinnen der Bundeswehr nimmt weiter ab und ist im Juni erstmals seit fast sechs Jahren wieder auf unter 180.000 gefallen. Ende Juni dienten 179.694 Soldaten und Soldatinnen, gut 500 weniger als im Vormonat. Der Rückgang im Juni ist vor allem auf eine geringere Zahl an Freiwillig Wehrdienst Leistenden zurückzuführen; die Zahl von Berufs- und Zeitsoldaten veränderte sich kaum.
Die Statistik für Juni 2024, wie üblich unter dem immer gleichen Link veröffentlicht:
(Seit der Statistik für den Monat März 2023 wurde das Format der Darstellung verändert; der Übersichtlichkeit und Vergleichbarkeit halber bleibt es hier bei der Art der Darstellung vor den März-2023-Zahlen)
Insgesamt leisten 179.694 Soldatinnen und Soldaten ihren Dienst bei der Bundeswehr
Bundesministerium der Verteidigung 1.109
unmittelbar nachgeordnete Dienststellen 9.070
Streitkräftebasis 22.252
Zentraler Sanitätsdienst 20.156
Heer 60.617
Luftwaffe 26.968
Marine 15.272
Cyber- und Informationsraum 13.701
Bereich Infrastruktur, Umweltschutz, Dienstleistungen 956
Bereich Ausrüstung, Informationstechnik, Nutzung 1.893
Bereich Personal 7.700
davon bis zu 5.400 Studierende an Bundeswehr-Universitäten
Berufssoldaten 57.352
Soldaten auf Zeit 112.644
Freiwillig Wehrdienstleistende 9.481
Freiwillig Wehrdienstleistende im Heimatschutz 217
Die Zahl der Frauen in den Streitkräften:
24.228Soldatinnen sind aktuell bei der Bundeswehr; mehr als 13 Prozent (beträgt der) Anteil der Soldatinnen bei der Bundeswehr
Heer 4.600
Luftwaffe 2.689
Marine 1.705
Streitkräftebasis 2.578
Sanitätsdienst 8.305
Cyber- und Informationsraum 1.398
Ministerium und andere Bereiche 2.953
Laufbahngruppe/Laufbahnen (auch Anwärterinnen)
Offizierinnen 6.880
Unteroffizierinnen mit Portepee 8.441
Unteroffizierinnen ohne Portepee 3.456
Mannschaften 5.451
Status
Berufssoldatin 5.174
Zeitsoldatin 17.280
Freiwillig Wehrdienstleistende 1.760
Freiwillig Wehrdienstleistende Heimatschutz 14
Die wie immer von einem Leser – vielen Dank! – erstellte und fortgeschriebene Tabelle dazu:
Juni_2024_BWPers
Die gesonderte Statistik zu den Zivilbeschäftigten – analog zu den Soldat*innen nach Teilstreitkräften und Organisationsbereichen aufgeschlüsselt; zusätzlich werden Militärseelsorge und Rechtspflege ausgewiesen.
Beschäftigt sind 80.527 zivile Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Bundesministerium der Verteidigung 1.837
unmittelbar nachgeordnete Dienststellen 2.536
Streitkräftebasis 6.342
Zentraler Sanitätsdienst 4.271
Heer 2.430
Luftwaffe 4.585
Marine 1.812
Cyber- und Informationsraum 1.776
Bereich Infrastruktur, Umweltschutz, Dienstleistungen 32.722
Bereich Ausrüstung, Informationstechnik, Nutzung 11.525
Bereich Personal 10.130
Militärseelsorge 470
Rechtspflege 91
Der Anteil von Frauen am zivilen Personal wird nur nach Statusgruppen ausgewiesen:
Von den insgesamt 80.527 zivilen Beschäftigten sind 31.434 Frauen (rund 39 Prozent), die in allen Bereichen der Bundeswehr tätig sind.
Beamtinnen insgesamt 10.290
im höheren Dienst 2.130
im gehobenen Dienst 4.250
im mittleren Dienst 3.887
im einfachen Dienst 23
Arbeitnehmerinnen 19.368
im Vorbereitungsdienst, in einem Ausbildungs- oder Praktikantenverhältnis 1.776
(Stand 30. Juni 2024)
Die frühere ausführliche Statistik der Personalstärke in den Auslandseinsätzen und einsatzgleichen Verpflichtungen wurde durch die Gesamtzahl nur in den Auslandseinsätzen ersetzt. Der Stand vom 22. Juli 2024:
Insgesamt sind 848 Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr unmittelbar bei Auslandseinsätzen eingesetzt.
Darüber hinaus gibt es noch die Anerkannten Missionen.
(Die diversen Anerkannten Missionen wie z.B. die NATO-Battlegroup in Litauen sind eben damit nicht erfasst.)
Den Service von Augen geradeaus!, die Vergleichszahlen, gibt es auf einer gesonderten Übersichtsseite.
(Archivbild Mai 2024: Bundeswehrsoldaten auf dem litauischen Truppenübungsplatz Pabrade im Rahmen des Nato-Grossmanövers Steadfast Defender und dem deutschen Anteil der Übung Quadriga 2024 – Juliane Sonntag/photothek.de)
Meiner Meinung nach reibt sich diese Diskussion an den bestehenden Strukturen und der Frage der Attraktivität der Bw als Arbeitgeber auf. Das ist nur ein Teil des Problems, denn wir haben doch in den letzten Monaten gesehen, das die Bewerberzahlen steigen. Also funktioniert die Werbung und Attraktivität scheint auch noch vorhanden zu sein.
M.E. das größere Problem ist die Dysfunktionalität des BAPers und der nachgeordneten Stellen, diese Bewerber zeitnah und zügig in Soldaten umzusetzen. Das beginnt schon mit der Terminvergabe zu den Beratungsgesprächen, die nach meiner Erfahrung nicht so richtig prickelnd sind. Dann dauert es zu lange, bis man zur Musterung und den Eignungstests kann und dann muss ja noch eingeplant werden. Ein Riesenapparat mit entsprechendem Wasserkopf, der da läuft. Leider läuft er nicht rund und die Bewerber geben einfach auf, wenn das länger als 3 Monate dauert. Das muss alles viel schneller gehen, ansonsten kann man sich das Geld für die Werbung sparen.
@Felix2
12.08.2024 um 7:23 Uhr
„Wobei hier auch einmal gesagt werden muss, dass insbesondere bei den FWDL und SaZ-Mann mir erst mal
jemand eine vergleichbare Bezahlung in der zivilen Wirtschaft zeigen muss…“
Nur: Dort haben wir überhaupt keinen Mangel. Der Mangel liegt im Schwerpunkt bei den Feldwebeln und in bestimmten Verwendung bei den Offz. Da gibt es, je nach Qualifikation, in der zivilen Wirtschaft konkurrenzfähigere Arbeitsbedingungen (Gehalt ist ja nur eine Komponente).
Zudem ist bei den Fw die Beförderung und die dazugehörige Besoldung nicht konkurrenzfähig.
Besp: Beförderung Fw -> OFw -> HptFw: Besoldung A7 bis A8 (mit Zulage). => Ergo, bei 2 Beförderung nur eine Besoldungsgruppe.
Bei den Offz: Lt -> Hptm: A9 bis A11 => Ergo, 2 Beförderung = 2 Besoldungsgruppen (mit Option Einweisung auf A12).
Bei Offz sind die Gehaltssprünge je Beförderung größer als bei den Feldwebeln.
@Hans Dampf sagt:
11.08.2024 um 19:28 Uhr
„Kriegstüchtigkeit ist nicht attraktiv – das bedeutet Truppe, das bedeutet Übungen, das bedeutet Leben im Felde und nicht vier-Tage-Woche oder Homeoffice.“
Widerspruch. Die SK bestehen mehr als nur aus grünen, pinken und schwarzen Litzen. Schon allein die Aussage, Kriegstüchtigkeit sei nicht attraktiv, stimmt so nicht. Das Personalprobleme bestehen auch nicht bei den Fallis, bei den Panzerjungs und -mädels oder bei den Gebirgsjägern. Hier hat die Bw ein Alleinstellungsmerkmal. Wer in diese Truppengattung will, weiß, was er/sie möchte und nimmt die „Entbehrungen“ in Kauf.
Aber gehen Sie mal mit dieser pauschalen Aussage auf eine Karrieremesse… viel Spaß! Damit gewinnen Sie außerhalb von Kampf- und Kampfunterstützungseinheiten keinen Blumentopf.
Wieso aber immer diese Pauschalisierung? Warum müssen Drohnenpiloten (regelmäßig) auf dem Truppenübungsplatz? Ebenso die Kameraden für Cybersicherheit oder vom Einsatzführungsdienst Lw (um nur einige zu nennen)? Dort mangelt es extrem an Personal.
Wieso nicht andere Wege gehen. Warum nicht HO für alle – z.B. auch für die Fallis? – Die können daheim dann Sport machen oder Org&Besorg – oder halt nach einem Leistungsmarsch regenrieren anstatt auf Bude in der Kaserne (und bitte mir nicht mit Dienstvorschriften kommen, die liegen in der Zuständigkeit BMVg und können jederzeit geändert werden).
Warum nicht z.B. eine 37 h/Woche? Was spricht dagegen (außer 4 Stunden weniger Nasebohren in der Woche)? Die 41 h / Woche für Soldaten und Beamten (ohne Kinder < 12 Jahre) ist ohnehin aus der Zeit gefallen…
Das gilt natürlich nur im Grund-/Friedensbetrieb. Im V-Fall bzw. bei einem BV-Szenario ist ohnehin alles anders. Die gilt aber für fast alle Bereich des zivilen Lebens.
Nach meiner Beobachtung tun sich die "Altgedienten" mit dem gesellschaftlichen Wandel schwer: "Früher ginge es ja auch"… Tut mir leid: Die Welt dreht sich weiter und wird auch so nicht mehr wiederkommen – Wehrpflicht hin oder her. Da geb ich Felix2 absolut Recht mit der Aussage:
"Das wahre Problem ist und bleibt die Demografie!"
Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Wer irgendwas nicht möchte, sucht nach Ausreden…
@Dr.Stoffz
Ziemlich eindeutige Zustimmung zu ihrem Beitrag.
Als Anekdote zur 41h Woche die ja hier von vielen als gottgegebene Tatsache verteidigt wird, wer sich noch erinnern kann, die Anhebung (ohne mehr Sold) von 39h auf 41h erfolgte 2006 um den Haushalt zu konsolidieren und sollte sobald der Haushalt wieder stabil war zurückgenommen werden. Witzige Geschichte knapp 10 Jahre später also 2016 sah es wirtschaftlich ganz gut aus, spulen wir vor auf 2024 wir haben noch immer 41h.
Hätte man also wie versprochen (kann jmd verstehen das gebrochene Versprechen auch Faktoren sind um sich für oder gegen einen Dienst zu entscheiden?) die 39h wieder eingeführt dann würde eine Forderung nach 37h nicht völlig unangemessen erscheinen, wären dann ja nur 2 weniger als wir eh versprochener Weise gerade leisten würden.
„DrStoffz sagt:
12.08.2024 um 11:52 Uhr
@Felix2
12.08.2024 um 7:23 Uhr
„Wobei hier auch einmal gesagt werden muss, dass insbesondere bei den FWDL und SaZ-Mann mir erst mal
jemand eine vergleichbare Bezahlung in der zivilen Wirtschaft zeigen muss…“
Nur: Dort haben wir überhaupt keinen Mangel.“
Wenn wir keinen Mangel bei den Mannschaften haben…
+ Warum ist das IST der FWDL dann nicht bei 12.500 … ? ( IST: ca. 10.000 )
+ Warum sind dann für diverse (!) Verwendungsbereiche auch bei den Mannschaften V-Prämien ausgeschrieben?
Und zur Konkurrenzfähigkeit der Besoldung…
Ein Jung-Fw … ledig, Ü25, ES 2, hat ca. 2.600 € / netto.
Auch hier wieder … Kirche im Dorf lassen … denn das muss ein vergleichbarer Facharbeiter auch erst mal bekommen…
Was ein Brutto von ca. 4000 € erfordert… also einen Stundenlohn von 25 € / brutto – bei einer 40h-Woche! Davon träumen viele nur als Berufsanfänger… und auch später noch… Als wenn alle Facharbeiter in diesem Land super tolle Löhne erhalten…
— Trennung —
Aber das Geld war ja nicht mein Ansatz …
+ sondern die Demografie und
das die Bundeswehr nicht jeden braucht…
+ sondern nur den Bewerber für die gesuchte Verwendung,
+ am entsprechenden Dienstort.
Und da muss auch akzeptiert werden, dass das BAPersBw nicht jeden Wunsch umsetzen kann…
Wenn z.B. in der gewünschten Region des Bewerbers kein passender Dienstposten ist…? Dann ist keiner da!
Was hat hat dies mit dysfunktional oder ähnlichem zu tun, was der Bw vorgeworfen wird?
Die GenZ ist wie sie ist… und sie wird sich für „die Alten“ auch nicht ändern… ;-)
Und die Standorte der Bw sind nun einmal oft nicht in der Nähe zum Wohnort…
Ja, es gibt definitiv Verbesserungsbedarf z.B. in der Flexibilität der Personalführung…
Aber nach über 3 Jahrzehnten im „Geschäft“ hat das alles seine Grenzen: in konkreten (!) Bedarfen (!), Gesetzen, Verordnungen… die oft nicht das BMVg in FF zu verantworten hat, sondern BMI und BMF… und letztlich der Gesetzgeber im Bundestag…
@Felix2 sagt: 12.08.2024 um 14:23 Uhr
„Und da muss auch akzeptiert werden, dass das BAPersBw nicht jeden Wunsch umsetzen kann…
Wenn z.B. in der gewünschten Region des Bewerbers kein passender Dienstposten ist…? “
Ja, dann ist keiner da. Aber man könnte Alternativen anbieten?
Ein personelles Problemfeld sind die seegehenden Einheiten der Marine. Auch da fehlt es an allen Ecken und Kanten, insbesondere Techniker. Wobei ja nie alle Einheiten einsatzbereit sind. Aber wer hat schon Lust, mit seinem Schiff im Marinearsenal oder bei irgendeiner Werft abzuhängen? Das ist nicht attraktiv.
Oder im Panzerbataillon in Augustdorf Dienst zu tun, die ihre Leopard A6 alle abgeben durften? Wen wollen Sie da noch als Mannschafter oder Unteroffizier gewinnen? Es fehlt am Hauptkampfgerät. Usw.
Und einen Bürojob (Stab oder Amt), den kann ich in der freien Wirtschaft auch haben, da hat die Bw kein Alleinstellungsmerkmal. Insofern hat @DrStOffz schon recht.
@ Felix 2
Zitat: „Ja, es gibt definitiv Verbesserungsbedarf z.B. in der Flexibilität der Personalführung…
Aber nach über 3 Jahrzehnten im „Geschäft“ hat das alles seine Grenzen: in konkreten (!) Bedarfen (!), Gesetzen, Verordnungen… die oft nicht das BMVg in FF zu verantworten hat, sondern BMI und BMF… und letztlich der Gesetzgeber im Bundestag…“
Alles schön und recht, jeder einzelner ihrer aufgeführten Punkte hat seine Berechtigung und wahrscheinlich kommen sie aus dem Personalgeschäft, aber – und jetzt kommt das große Aber – ohne Moos nix los !
Wenn im Haushalt keine Haushaltskarten für die Planstellen vorhanden sind, dann kann man kein Personal einstellen ! Um dies zu kaschieren, kann man dann komplizierte und langwierige Einstellungsprozeduren erfinden, die dann einen Teil, insbesondere der besonders qualifizierten Bwerber, abschrecken.
Also wie hoch ist die Planzahl für FwDL in diesem Jahr, die mit Haushaltskarten hinterlegt sind ? Was ist das Soll und was das Ist ? Die gleiche Frage für die Fw- und TrdOffz Laufbahnen (Soll und Ist HH-Karten) ?
Warum kann die Bw-Personalstärke nur einigermaßen gehalten werden, wenn man SaZ überproportional zu BS ernennt (vergleichen Sie mal die Quote der BS zu SaZ in den letzten 15 Jahren) ? Warum gibt es in insbesondere in den begehrten Fachverwendungen zu wenig Bewerber ?
Also die Bw braucht insbesonder IT/Marinetechnik/Flugzeugtechnik/Sani-Fachpersonal usw in den Fw-Laufbahnen und später in der OffzmilFD Laufbahn. Wo sollen die Bewerber herkommen ? Am besten aus den Regionen in denen entsprechende Verbände stationiert sind. Da müsste die Bw-Werbung stattfinden und natürlich muss das Geld und der politische Wille vorhanden sein sie auch einzustellen. Das Fachpersonal in der Fw-und in der OffzMilFD – Laufbahn kann man nicht auf der Straße kaufen, sondern muss selbst ausgebildet, motiviert und gehalten werden. Dies gilt insbesondere in Zeiten mit einem Demografieproblem !
Ich habe noch nicht den Eindruck, dass die zuständigen Stellen (BAPersBw und weitere) ihr Verhalten dem entsprechend angepasst und geändert haben. Vielleicht ändern sich dies auch erst wenn die Aufgaben des BAPersBw wieder regional abgeschichtet werden, dann sind die Bedarfsdecker wieder näher an den Bedarfsträger dran !
Solange das BAPersBw seine ihm anvertrauten Soldaten mit Füßen tritt wird sich sicherlich nichts ändern. Der größte Werbeträger ist und bleibt die Truppe selbst. Viele Bewerber fragen direkt, oder über Umwege einen aktiven Soldaten nach gemachten Erfahrungen. Die Antworten sind mal förderlich oder auch nicht. Es sind stets subjektive Eindrücke, die berichtet werden. Wahrscheinlich sind diese Gespräche keine gute Werbung für die Truppe.
Die steile Kurve der Personalwende spricht diesbezüglich eine eindeutige und deutliche Sprache.
Aus persönlicher Erfahrung heraus kann ich mittlerweile nicht mehr mit gutem Gewissen den Dienst bei der Bundeswehr empfehlen, was ich früher durchaus tat. Und für mich liegt es am Umgang des BAPersBw mit mir persönlich. Natürllich ist das meine ganz eigene subjektive Empfindung, aber sie trägt halt genau diese Früchte. In den zahllosen bundeswehrinternen Umfragen über die Berufszufriedenheit gebe ich das auch mit schöner Regelmäßigkeit an.
Mag der Auftrag auch hochinteressant sein, ich bin trotzdem froh, wenn meine Dienstzeit endet. Und ja, ich bin frustriert! Trotzdem erfülle ich meine Aufträge mit Enthusiasmus nach besten Kräften und so gut wie möglich. Aber – länger bleiben? Nein!
Auf eine förderliche Verwendung habe ich dankend verzichtet.
Pio-Fritz sagt:
12.08.2024 um 11:50 Uhr –> Bullseye
Neben der Dysfunktionalität des BAPers, bei der ich nicht nur die Neueinsteiger, sondern auch die Bestandskunden ergänzen möchte. Gegenwärtig ist es keine „Seltenheit”, wenn Personalverfügungen unterhalb der Schutzfristen ergehen weil Ketten durch den nie endenden Umstrukturierung-prozess nur zeitkritisch umgesetzt werden können.
Drei weitere Punkte möchte ich mit in die Diskussion einbringen:
1) IS-Org. Struktur: Der allgemeine IS-Org. strukturerlass regelt die Dienstpostenumfänge und Dotierungen aller Bw Strukturen, dies hat mitunter zu folge, dass ein B6 zur internationalen Ebenen Gerechtigkeit als Leiter notwendig ist. Jedoch muss damit ein B3 usw. folgen, ob dies für die Aufgaben nötig ist oder nicht. Es scheint mir, als ob dieses Thema wie eine Pandora-Box ist, die niemand anpacken möchte, da die Entscheidungsträger befürchten, ihre eigene Relevanz zu verlieren.
2) Standorte: Es ist allgemein anerkannt, dass Standortentscheidungen durch die politische Mitbestimmung beeinflusst oder getroffen werden. Dabei spielt es keine Rolle, ob in der Region eine geeignete Bewerberlage vorhanden ist oder nicht. Dies führt bedauerlicherweise dazu, dass es Standorte gibt, die entweder sehr attraktiv oder wenig ansprechend sind. In der aktuellen Bewerberlage sollte auch hier ein gewisser Einfluss ausgeübt werden. Dies führt mich zu dem letzten und meiner Meinung nach entscheidenden Punkt.
3) Attraktivität von Standorten beinhaltet viele Faktoren, doch einer der wichtigsten dabei ist… Wohnmarktsituation am Standort nach Erreichen des 25. Lebensjahres. Wenn das Wohnen in der Gemeinschaftsunterkunft nicht mehr möglich ist, bleibt nur der Zugang zum freien Wohnungsmarkt. Die Faktoren Verfügbarkeit und Finanzierbarkeit muss ich wohl nicht weiter ausführen.
a. Dies führt mit der Soldatenarbeitszeitverordnung dazu, dass z.B. Soldaten von Seegehenden Einheiten, am Standort eine Wohnung anmieten müssen, obwohl Sie 8 Monate davon zur See fahren (die Dienstzeitverordnung verhindert ein Schlafen an Bord der Seegehenden Einheiten während der Hafenliegezeiten.) Ein anderes Beispiel ist die hohe Quote an Trennungsgeldempfängern mit TG-Wohnung an vielen Standorten. Warum betreibt die Bundeswehr an Standorten mit hoher TG-quote nicht Bw-eigene Wohnblöcke?
b. In vielen Länderbehörden denkt man über die Wiedereinführung von Ortzulagen nach, dies sollte auch in der Streitkräften folgen. Es macht einfach einen riesigen Unterschied ob mein Standort z.B. ein Ballungsraum (HH, B, M) oder aber eher ländlich geprägt ist. Damit wird eine Versetzung mitunter zu einer finanziellen Herausforderung.
Meiner Meinung nach sollte das Problem der Bewerber- und Personalbindungszahlen ganzheitlich angegangen werden, anstatt nur aus der Perspektive des BAPersBw oder des BMVg. Ich erkenne an, dass viele Lösungen eine enge Zusammenarbeit mit anderen Ministerien erfordern, was die Situation nicht einfacher macht. Dennoch gilt: Wer den Prozess nicht in Gang setzt, wird niemals ein Ziel erreichen. Die Steigerung der Attraktivität muss durch andere Faktoren erfolgen, als nur durch Diskussionen über Lohnerhöhungen, Arbeitszeiten oder Homeoffice-Themen.
Diese Betrachtungen folgen der rein „zivilen Arbeitsmarktbetrachtung“ sind aber nur teilweise auf die „Sonderrolle“ der Streitkräfte anzuwenden.
@Felix2
– Fw hat 41h Woche
– Fw ist Meister Ebene, Facharbeiter Ist Geselle, (Uffz/Stuffz wäre vergleichbar(
– Fw wird Alimentiert und bekommt keinen Lohn
– Fw muss damit irgendwie auch Frau und Kinder durchbringen. 2 Voll berufstätige passen nicht gut zu den Anforderungen von Mobilität und Versetzungen
– Soldaten fallen, dieses Berufsrisiko muss auch alimentiert werden
@Felix2 sagt: 12.08.2024 um 14:23 Uhr
„Und da muss man auch akzeptieren, dass das BAPersBw nicht jeden Wunsch erfüllen kann…
Wenn z.B. in der Wunschregion des Bewerbers kein passender Dienstposten vorhanden ist…? “
Richtig, daran kann das BAPersBw zunächst nichts ändern, aber wie gesagt, Alternativen anbieten! Und genau das tut BAPersBw explizit nicht, sondern zwingt längerdienende SAZ oder BS für weitere Jahre oder Jahrzehnte in Verwendungen, die mit mehreren hundert Kilometern Wochenpendeln verbunden sind. Natürlich kommt dann gerne die Floskel, dass man sich das ja selbst ausgesucht hat, aber a) ändern sich die Lebensumstände auch mit den Jahrzehnten und b) sind viele auch durch Reformen quer durch Deutschland versetzt worden. Kurzum, diese Art der verfehlten Personalführung führt bei sehr vielen zur inneren Kündigung und bei potentiellen Bewerbern zu maximaler Abschreckung.
Was kann das BAPersBw dagegen tun? Z.B. wie gesagt ehrlich sein und Alternativen anbieten. Z.B. nach 10 Jahren fern der Heimat muss sich dieses Amt in Köln um eine heimatnahe Verwendung kümmern! Das würde vielleicht auch viele junge Leute dazu bewegen, für ein paar Jahre in den strukturschwachen Norden an die Küste zu gehen. Im Moment muss man ehrlich gesagt JEDEM DAVON ABRATEN ZUR MARINE ZU GEHEN, denn wenn man einmal drin ist, wird BAPersBW alles dafür tun, dass man nirgendwo anders mehr hin kann!
Dies ist übrigens eine fundierte Beobachtung und kein (rein) persönliches Urteil!
@Felix2
Dafür kriegen sie in der Chemie keinen Facharbeiter nach Tarif
Und immer wieder sei erwähnt die mangelnde Binnenwerbung. Wenn langjährige aktive Mitarbeiter, sei es zivil oder militärisch, ihren Kindern und weiteren Verwandten und Bekannten von einer Tätigkeit bei der Bundeswehr aktiv abraten (viele Stimmen hier im Blog sind da eindeutig), dann ist das sicher nicht hilfreich für die Nachwuchswerbung. Immer wieder gilt, das der zufriedene aktive Mitarbeiter der beste Nachwuchswerber ist, ganz ohne V-Prämie oder ähnlichen monetären Anreize.
@Pio-Fritz:
Ja, zur See fahrende Elektroniker sind sehr gesucht.
AN (Elo) von mir wollte sich neu orientieren, auf Fregatten zur See fahren. Bisherige Verwendung: Instandsetzung der Anlagen, auch an Bord.
Schade, dachte ich mir, aber AN bleibt immerhin der Bw erhalten.
Tja, AN ist nun in der freien Wirtschaft. Denn die Bw verneinte die Borddiensttauglichkeit (aus leicht heilbarem Grund).
Nochmal: die 40er Verwendungsreihen brauchen dringend Nachwuchs, das Bestandspersonal wird durch dreistellige Seetagszahlen ausgelaugt.
Und eine bestens dafür qualifizierte Person lassen sie ziehen.
Irre!
Solange die Bw derart mit Humankapital umgeht, kann sie sich eine wie auch immer geartete Dienstpflicht dahin stecken, wo die Sonne nicht scheint.
Wo ist jetzt der Unterschied zwischen Planstelle und umgangssprachlich Haushaltskarte?
Meinen Sie ggf. Dienstposten?
@Nemesis sagt:
12.08.2024 um 21:36 Uhr
…Ja, zur See fahrende Elektroniker sind sehr gesucht….
Nicht nur bei der Marine, auch die zivile Seefahrt sucht die auf Spezialschiffen händeringend. Ich kenne „Blitze“ die mit einfachem Gesellenbrief als Elektriker fahren und die Heuer eines 2. Ingeneurs bekommen und trotzdem ist der Urlaubsablöser dann ein Rentner der mit 70+ noch ein bis zwei Mal pro Jahr zur See fährt.
@ die letzten Beiträge
Ich bin bestimmt kein kritikloser Diener in Uniform, aber die hier immer wieder auf persönlich bekannte Einzelfälle heruntergebrochene Verallgemeinerung ist definitiv nicht der Alltag in der Truppe.
Und diesen kenne ich nach über 3 Jahrzehnten im Personalgeschäft, auf allen Ebenen, doch etwas besser.
Und nochmal:
Weil hier mehrfach gesagt wurde : „Alternativen anbieten…“
Wenn der vor mir sitzende FWDL nur die Verwendung X im Kopf hat und auch nur im BL Bayern…
Diese auf absehbare Zeit aber nicht in Bayern benötigt wird… dann kann ich selbst Dienstposten mit Prämien anbieten… die z.B. in Meck-Pom sind…
Zu 99 % höre ich dann von der GenZ … na dann eben nicht. Punkt!
Jetzt erzählt mir einmal was hier als realistische (!) Alternative angeboten werden soll ?
Einstellung auf „Wolke“ etwa ?
Und was ist wenn ich nach der Ausbildung dann in der Verwendung nur in Meck-Pom Bedarf habe ?
Genau… Beschwerde… Eingabe an die WB … weil ja das böse BAPersBw nicht das „Versprechen“ eingehalten hat, ihn in Bayern zu verwenden…
Dabei wurde ihm im Rahmen der Einplanung genau erläutert was Einplanung auf „Wolke“ bedeutet…
Das erst nach Abschluss der Ausbildung entschieden wird, wo seine Stammeinheit sein wird — bundesweit, nach Bedarf in der Verwendung für die er ausgebildet wurde!
Oder das ewige Gerede vom fehlenden Geld für das Personal…
Da sehe ich ja genauso!!
Aber wer gibt den dem BMVg vor wieviele Planstellen es bekommt … ausschließlich der Deutsche Bundestag!
Was kann also das BMVg (BAPersBw) dafür, wenn es (seit Jahren) mehr Planstellen fordert — sie aber nicht bekommt! (um z.B. einmal den größten Stau von 1000den bei den OFw zumindest deutlich zu verkleinern)
Wo bitte ist hier die Lösung aus der Bw heraus ?
Ich bin gespannt über die konstruktiven und vor allem realistischen (!) Vorschläge!
Freund von mir war bei der Bundeswehr, zum Schluß im BAPers.
Er kann und wird aktuell niemand mehr empfehlen zum Bund, speziell zum Heer zu gehen.
Begründung:
Verfehlte Personalführung wird nun mit viel Aufwand und neuen Begriffen kaschiert.
Dysfunktionalitäten BAPers nehmen durch neue Ideen zu und nicht ab.
Es gibt keine Transparenz der Personalführung. Es gibt (wieder) Hinterzimmerpolitik bei Einzelentscheidungen der Spitzenförderung.
Das Beurteilungssystem verursacht jede Menge Ungerechtigkeiten.
Die herausgehobene Förderung von Personalbewegungen zu „Div 25“ und „PzBrig 45“ ist schlicht eine Katastrophe. Eine Bewegung von Nord nach Süd. Fas Persoanl und Material. Die Mehrheit lehnt das ab, gemacht wird es trotzdem. Nicht weil es sinnvoll ist, sondern weil man „da oben“ etwas Unsinniges durchzieht. „PzBrig45“ ist ein von oben entschiedenes Ungetüm geworden. Teuer, keine Übungsmöglichkeiten, taktisch wahrscheinlich wenig sinnvoll. Ein hochgelobtes Vorauskommando im Hochhaus mit Startups ist eher ein Baustab als ein militärisches Element. Man kann es fortsetzen, im Grunde weiß es jeder……..
Das was Truppe braucht, was Truppe denkt, interessiert niemanden, im BAPers nicht, schon gar nicht im BMVg. Es wird nach oben hin schlicht gelogen, geschönt und gefälscht. Das nimmt in letzter Zeit eher zu als ab. Pistorius braucht ja Erfolge.
Für B-Besoldungen wird alles möglich gemacht, Konstrukte unmöglichster Art hergestellt. Selbst bei den Herren Obersten A-16 ging noch was, damit sich der Beföderungsstau mindestens mal zeitweise auflöst. Alles, was darunter ist, scheint so ziemlich egal.
Motivation ist nur offiziell hoch, nach innen resigniert man. Es gibt nur noch wenige Ausnahmebereiche, in denen die Welt in Ordnung scheint. Gern machen es sich alternde Spitzendiensgrade in Ämtern bequem, insbesondere im allerdings auch im aufgeblasenem Kommando Heer.
Personal und Motivation stehen im Zusammenhang.
Ein Aspekt der Ungerechtigkeit sei erwähnt, der demotiviert. Häufig ausgeblendet, häufig geleugnet! Aber doch jedem bekannt.
Hat eigentlich schon mal jemand erwähnt wie gut es manchen Stabsoffizieren, Oberstabsfeldwebeln und Stabshauptleuten geht? Hochbezahlt und „Stelleninhaber“ auf gefühlt ewig.
Es wird ja immer behauptet, das überall in der Bundeswehr soooooo viel zu tun wäre. Die Wahrheit ist doch, dass sich immer nur wenige Leistungsträger intensiv für die Sache einsetzen. Die Vorgesetzten greifen auch immer auf diese zurück. Meist nur auf diese! Auf die Faulen, Unbeweglichen, Untauglichen greift man nicht zurück, das gibt nur Ärger!
Ja, auch Spitzendienstgrade der jeweiligen Laufbahn machen es sich bequem, umzingelt von anderen Stabsoffizieren und UmP ohne Förderungschance. Getragen von Mannschaftsdienstgraden mit Bore out Syndrom.
Gibt es nicht? Da empfehle Dienst in Behörden, Ämtern und manchen Truppenschulen oder Ausbildungszentren. Das sind nur asugewählte Beispiele
Ich höre immer wieder, dass man die Damen und Herren jetzt mitschleifen muß. Dass es nicht anders ginge.
Doch wenn man wollte gäbe es riesiges Einsparpotential.
Ich kenne so manchen Stabsoffizier, nie im Einsatz, lange in einer Depotorganisation oder ZInFü, nun aber für nichts mehr tauglich. Wo sind die Damen und Herren? Gern beim Arzt, noch lieber Zahnarzt vor Pensionierung, auch gern im Schwimmbad zur Wassergymnastik, man trifft sich im Nachbarbüro, „bespricht“ den Sommerurlaub. Kur wird auch gern genommen, man hat ja Zeit sich durch den Papierkram zu wühlen, man kennt jemand, der dann „verschreibt“.
Manche Soldaten haben ganz merkwürdige „Freistellungen“, sie sind erkrankt an unerklärlicher Erschöpfung oder wegen Stress in der Beziehung. Das hindert aber nicht am Ehrenamt in der Gemeinde oder Teilnahme am Triatlon.
Individuelle Grundfertigkeiten Fehlanzeige. Na ja, ich meine Schießplatz und Marsch etc. Nie gesehen. Wenn man nicht befreit ist, füllen sich auf wundersame Weise dann doch die Nachweise.
Geregelter Tagesablauf. Frühstmöglich kommen, einchecken 0600. Frühstück 0645. Sport 0900, Mittag 1130, betriebliches Gesundheitsmanagment 1330. 15.00 Rückstau an der Kasernenschranke der Heimfahrenden.
Mancher sitzt monatelang im Homeoffice, OHNE Auftrag aber mit modernster home office IT.
Warum schaut da niemand hin? Räumt da niemand mal auf?
Ich kann die Geldkarte nicht mehr hören. Wir verdienen gut. Viele Kameraden sind nach ihrer SAZ-Zeit nun die ersten 2-3 Jahre in der Wirtschaft. Wenn ich mir mein A13-NETTO-Gehalt und deren NETTO anschaue, kann ich absolut nicht meckern. Insbesondere wenn ich sehe was die bringen müssen.
Was vielmehr die Leute stört ist die oft fehlende Sinnhaftigkeit gekoppelt mit der Entscheidungskompetenz und Besoldungsstufe sowie interne Selbstbefriedigung. Meine produktive und effektive Arbeitszeit sind wenn’s hoch kommt 25%, der Rest ist interne Selbstbefriedigung und EURO-Verteiler. Und das was ich mache könnte auch ein A11 machen.
Und wenn ich bei uns in Koblenz sehe, wie mit den Leuten umgegangen bzw. aufgepasst wird und wie wir eingesetzt werden, wundert mich nicht das viele raus gehen wollen und entsprechend nicht verlängern bzw. in innerer Kündigung sind. Die empfehlen dann auch nicht weiter.
Ein Kamerad hat Bore-Out, die Vorgesetzten denken aber Burn-Out. Und im Nachbarreferat steppt der Bär.
Eine Kameradin will als Beamte zurück kommen und hier bleiben. Als Bauingenieurin würde sie aber in BAIUD müssen, was sie aber absolut nicht will. Jetzt geht sie in freie Wirtschaft.
Ein guter Hptm geht raus, weil er nur Verwendungen im Amt hatte und nie in der Truppe war und da auch nicht mehr hinkommt. Wofür ist er Offizier geworden? Er hat auch immer kommuniziert, das er Menschen führen will.
Das sind alles Fragen, die für viele mehr zählen als rein das Geld. Sinnhaftigkeit und Zufriedenheit zählen mehr.
@Jojo2801 10.08.2024 um 16:16 Uhr:
Ähnlicher Fall bei Ihnen, bisher nur in der Bw tätig gewesen, wahrscheinlich inkl. mehr als ein halbes Jahrzehnt Ausbildung und Studium. Alles erdenklich Gute „draußen“ nach Ihrem Dienstzeitende. Ich prognostiziere aber: Sie werden nach Ihren ersten Schritten in der zivilen Berufswelt die vermeintliche Missstände in den Streitkräften in einem anderen Licht sehen, vielleicht sogar bedauern, nicht „Profi“ geworden zu sein. Denn: Was ist Ihr jew. Maßstab für Materialausstattungsniveau, Bürokratieumfang, Personalführung?
@J10.
Ich habe bereits seit meinem 14. Lebensjahr regelmäßig in unterschiedlichen Betrieben und Behörden gearbeitet bzw. langfristige Praktika absolvieren dürfen. (Handwerk/ Staatsdienst/ wiss. Bereich) Draußen ist bei weitem nicht alles besser, ABER mittlerweile sitzt man als Arbeitnehmer insbesondere in Mangelbereichen wie MINT am deutlich längeren Hebel und kann seine Forderungen auch durchsetzen. Das ist in der Bw in der Form nicht nötig. In meiner aktuellen Verwendung bin ich den Launen von StOffzen (A14-B3) einfach nur ausgeliefert. Keine Handlungsspielräume, Lehrgänge werden ohne Grund verweigert, toxische Arbeitsumgebung und es werden keine Entscheidung getroffen – in einem zivilen Betrieb wäre ich schon längst weg. Ich würde es eher nach kurzer Zeit bereuen, BS geworden zu sein. Die Chancen scheinen übrigens nicht allzu schlecht zu sein, da die Bewerbungs-Frist für BS Offz (mal wieder) verlängert wurde.
Anspruch Material? – Vollausstattung. Ich hatte das Glück in einer VJTF-Einheit dienen zu dürfen, daher war der materiellen Umfang schon sehr gut. Wenn man allerdings im Zuge der Div2025 mitbekommt, wie mit anderen Verbänden umgegangen wird. ist das einfach nur peinlich. Bsp: TrspZg mit zwei MB1070. Na danke.
Anspruch Bürokratieumfang? – Reduktion auf alles nicht unbedingt notwendige. Die Verwaltungsbestimmungen usw. machen mittlerweile 2/3 eines Befehls aus. Das kann es nicht sein.
Personalführung? – Ich würde mir einfach nur wünschen (und das geht vielen so) nicht dauerhaft nur durch BAPersBw ver*rscht zu werden. Meine beiden Versetzungen waren zwei mal deutlich unter der Schutzfrist (ein Wochenende/ zwei Monate) und die Dritte wird voraussichtlich auch wieder unter einem Monat sein. Sowas frustriert einfach nur. Ich habe auch kein Interesse mehr irgendwelche Mitte-50ern aufwärts zu zeigen, wie man einen Computer bedient, während das gleiche Klientel dauerhaft eine „Selbstlernfähigkeit“ fordert.
Ein gutes Beispiel wie recruitment und retention funktioniert zeigt sich am US Marine Corps und der US Air Force.
USMC: Erreicht als einzige Military Branch ihre Rekrutierungsziele und kann sich vor Bewerbern (sowohl Kampftruppe als auch Unterstützer) kaum retten. Warum? „Every Marine is a Rifleman“ – sogar die Piloten. Der entsprechende Ethos, der aufgebaut und auch gepflegt wird, spielt da mit rein. Gleichzeitig ist die retention nicht sehr hoch, über 75% machen nur 4-8 Jahre. Und das Leben als Marine ist nicht gerade einfach.
US Air Force: Retention liegt bei weit über 90%. Die Benefits und die Personalführung ist in diesem Bereich einfach nur deutlich besser als alle anderen Branches, Stichwort PME, Einsatzlänge & Aufgabenbereich.
Solange diese Punkte nicht geklärt sind, insbesondere im Bereich der Unterstützer, wird die Bundeswehr weiter an Personal verlieren.
@Felix2 sagt: 13.08.2024 um 7:01 Uhr
„Wenn der vor mir sitzende FWDL nur die Verwendung X im Kopf hat und auch nur im BL Bayern…“
Dieser Interessent hat dann aber schon lange durchgehalten. Wie viele Wochen und Monate hat denn so ein Durchschnittsinteressent an Wartezeit auf dem Buckel, bis er/sie vor Ihnen, dem EInplaner, sitzt? Da sinkt mit jeder Woche die Kompromissbereitschaft. Und mehr als genug sind vorher schon aus diesem Prozeß ausgestiegen.
Und das ist das eigentliche Problem, die Schwerfälligkeit des Personalmanagements der Bundeswehr. Wenn so ein junger Mensch in der freien Wirtschaft eine Bewerbung schreibt, dann hat er/sie meistens innerhalb von zwei Wochen entweder ein Vorstellungsgespräch oder eine Absage. Und wenn es passt, dann wird nur noch gefragt, wann man anfangen kann. Aber da ist die Stelle auch genau ausgeschrieben, mit Standort und Anforderungen.
Und das ist genau das, was die Bundeswehr nicht ausreichend kommuniziert. Wenn einer z.B. Flugzeugmechaniker werden will, aber schon die schulischen Voraussetzungen nicht mitbringt, dann würde derjenige sich im Normalfall gar nicht erst auf diese Stelle bewerben, sondern auf eine passendere oder gar nicht. Auf jeden Fall würden alle Seiten Zeit sparen.
@Jojo2801 sagt: 13.08.2024 um 9:00 Uhr
„ABER mittlerweile sitzt man als Arbeitnehmer insbesondere in Mangelbereichen wie MINT am deutlich längeren Hebel und kann seine Forderungen auch durchsetzen.“
Man kann es zumindest probieren, aber auch das ist wieder viel zu rosig dargestellt. Wenn die Auftragslage schlecht ist, weil die Konjunktur nicht zieht und läuft, dann ist auch gerade in diesen Bereichen schnell Schluss mit lustig.
Momentan braucht man sich nur mal den Bereich Maschinenbau anzuschauen, die Investitionslage ist nicht so toll im Moment, es fehlen Aufträge. Folge, keine Neueinstellungen, auch nicht im Bereich Ingenieure, manche denken über noch ganz andere Maßnahmen nach.
Das passiert Ihnen als Beamter/Berufssoldat natürlich nicht.
Die permanenten pauschalen Vorwürfe gegenüber „dem BAPersBw“ gehen mir jetzt doch etwas zu weit. Jeder, der auch nur etwas Ahnung von Personalmanagement in der Bw hat, sollte – nein, müsste wissen, dass die Personalführer (und damit meine ich die, die wirklich an/mit der Frau/dem Mann arbeiten), nur „arme Würste“ sind, die das umsetzen und verarbeiten müssen, was sich andere ausgedacht haben. Also bitte kein allgemeines Bashing gegen „das BAPersBw“, sondern vielmehr mal konkretisieren, wer denn konkret gemeint ist. Und übrigens, das BAPersBw kann auch nicht alles allein bestimmen, da gibt es noch eine oberste Bundesbehörde, denen es unterstellt ist…
Man liest in diesem Faden die Lage wirklich ist.,
Wer in weiten Teilen so mit seinem Personal umgeht sollte im BMVg und der Bundeswehr von seinen Aufgaben entbunden werden.
Demotivation und Frust, über Jahre angestaut. Immer neue Versprechungen, Vertröstungen.
Immer neue Begriffe, Prozesse. Wortungetüme und Aktionismus allerorten.
Ja und dann die berühmten Task Forces. Alter Wein in neuen Schläuchen. Powerpoint ist wohl moderner, sonst nichts.
Wenn man das hier alles so liest, kann man zu dem Schluß kommen, dass die Bundeswehr ein echtes Problem hat. Nichts mit Kriegstüchtigkeit. Das muß doch den Verantwortlichen Sorgen machen! Doch ist das so (?) oder sitzt man weltfremd in seiner jeweiligen Blase?
Führung bedeutet auch die Lage kennen. Die ungeschönte Lage. Doch das scheint nicht der Fall. Gesprächsrunden und mal Dienstaufsicht oder Besuche vor Ort können eine umfassende Lagebeurteilung nicht ersetzen. Wir kennen das, da fliegt ein Hubschrauber ein, da kommt eine Staatskarosse, alles rennt hektisch hin und her. Gesprächsrunden mit medial wirksamen Foto. Man ist ja volksnah. Dann noch die Versprechungen und „ich habe verstanden“. Adjudanten und Protokolloffiziere werden angewiesen „aufschreiben!“, dann „Sie bekommen Antwort.“ Der Hubschrauber fliegt davon, Staatskarossen ebenfalls. Ergebnis nach 2 Monaten? Nichts, weder grundsätzlich, noch die versprochene Antwort. Nach 1 Jahr, auch nichts usw.
Offensichtlich hat die letzte Task Force Personal dem Minister Wunder versprochen. Er scheint es geglaubt haben. Schnell werden die Heilsbringer ge- und befördert. Was folgt dann? „Still ruht der See“. Alltag und Bürokratie fressen Ambitionen auf. Im BMVg schüttelt man sich die Hände, klopft sich auf die Schulter, lobt sich gegenseitig. Mancher versucht vermeintliche Erfolge in einer Art zu verkaufen, die man landläufig als Schleimerei bezeichnet. Der BM scheint auch so etwas zu kaufen, Er steht ja auch unter Erfolgsdruck. Bei Personal ist handwerklich solide Arbeit gefragt und nicht nur medienswirksame Rufe nach mehr Geld. Geld ist schon wichtig, mir scheint aber dass man alle Probleme mit dem Ruf nach Geld einfach zuschüttet. Man kann ja nichts dafür! Immer die Anderen, immer zu wenig Geld. Schauen wir mal genauer hin. Da sieht man unzählige hausgemachte, selbstverschuldete Probleme. Offene Baustellen, vermeinlich Neues und Gutes, doch dann Bauruinen.
Warum besteht die Bundeswehr immer noch aus Schönrednern, neuerdings gut getarnt als wortgewaltige Krieger? Warum können Blender und Schwätzer nicht nach Hause geschickt werden? Kriegstüchtigkeit ist der Maßstab! Dazu gehört nicht nur Material und Geld, sondern auch und besonders Personalexzellenz. Personal als Erfolgsfaktor! Davon hängt alles ab! Doch manchmal scheint es mir, dass bestimmte Führungspersönlichkeiten gut darüber reden aber die persönliche Zufriedenheit, der persönliche Erfolg über allem steht. Kann man aushalten von B3 – B9.
@Felix2 sagt:
13.08.2024 um 7:01 Uhr
„Was kann also das BMVg (BAPersBw) dafür, wenn es (seit Jahren) mehr Planstellen fordert — sie aber nicht bekommt! “
Gar nichts. Ich denke, hier macht keiner dem BAPersBw vorwürfe, dass nicht noch mehr verteilt wird. Es liegt eben am BMF sowie am BTag mehr Geld zur Verfügung zu stellen.
Um kurz noch auf die Besoldung zu sprechen zu kommen:
Mehr Besoldung hilft nicht unbedingt. Aber das ist keine neue Erkenntnis und kennt man schon seit Jahrzehnten aus der Wirtschaft und verschiedene Studien zur Arbeitszufriedenheit. Ist ein bestimmtes Gehaltsniveau erreicht, ist der Grenznutzen einer Gehaltssteigerung sehr gering bzw. nicht mehr nachhaltig. Gehalt ist halt ein Hygienefaktor und eben nur eine Komponente der Arbeits-/Dienstzufriedenheit.
Das ist auch der Grund, wieso hier viele (unzufriedene) Kommentare sich nicht auf die Besoldung beziehen, sondern auf andere Faktoren. Die liegen in viele Teilen aber in der alleinigen Zuständigkeit der BMVg, BAPers und den jeweiligen DSt.
@Felix2 sagt:
13.08.2024 um 7:01 Uhr
„Wo bitte ist hier die Lösung aus der Bw heraus ?
Ich bin gespannt über die konstruktiven und vor allem realistischen (!) Vorschläge!“
Die gibt es doch schon. Mein Schwerpunkt: Besseres Bewerbermanagement. Auch ich habe ab und zu mit Bewerbern zu tun, aber in nachrangigen Prozessen. Wenn mir gesagt wird, dass manche nach erfolgreicher Offz-Eignung 1-2 Jahre auf weitere Infos/Einplanungen warten müssen, dann kann irgendwas nicht stimmen. Diese Rückmeldung bekomme ich seit Jahren (ja, mal klappt es ganz gut, aber in nicht wenigen Fällen eben nicht). Ich sehe hier ganz klar eine Bringschuld des BAPers und keine Holschuld der Bewerber. WIR (Bw) brauchen die Leute, die Leute brauchen nicht unbedingt die Bw als Arbeitgeber.
Ich sehe ja ein, dass mehrere zehntausende Bewerber zu managen nicht einfach ist, aber das ist nun mal der Auftrag des BAPers. Es kann doch nicht so schwer sein (ggf. durch digitale Workflows), sich regelmäßig bei den Bewerbern zu melden – und sei es nach dem Motto: „Wir haben dich auf den Schirm, und melden uns, wenn was frei ist“. Ghosting, wie nicht selten betrieben, ist doch keine respektvolle Behandlung – vor allem, wenn man Leute braucht.
Ich höre das Bewerbemanagement-Thema schon seit Jahren, es ist aber kaum was passiert.
Habe ich ein gutes Bewerbermanagement, kann ich mich auf die nachfolgende Prozesse konzentrieren und diese verbessern.
@LwFan: Das BAPersBw ist ein einziges Totzeitglied. Ich bin froh, dass die meisten meiner Beschäftigten E6-E9A sind. Da sind die regionalen BwDLZ zuständig, da läuft’s rund.
Ab E9B und im Beamtensektor stottert der Motor nicht mehr, er steht. Alles wird hinterfragt. Vorgänge brauchen Monate. Teilweise liegen sie einfach nur Monate herum. Wehe man fragt nach, dann dauert es noch länger.
Provokant gesagt: Würde das BAPersBw von heute auf morgen aufhören zu existieren, der Rest der Bw würde den Unterschied im schlinmsten Fall wahrscheinlich nicht mal mitkriegen. Und die vormals zuständigen Personaler in den Dienststellen gibt’s ja weiterhin (jetzt leider zumeist nur als Durchlauferhitze eingesetzt).
Pio-Fritz sagt:
13.08.2024 um 9:49 Uhr
„[…]keine Neueinstellungen, auch nicht im Bereich Ingenieure, manche denken über noch ganz andere Maßnahmen nach.
Das passiert Ihnen als Beamter/Berufssoldat natürlich nicht.“
Ja, alles hat Vor- und Nachteile. Wir lassen jetzt mal die Kirche im Dorf. Das hängt doch alles zusammen – oder woher bekommt der EP14 sein Geld?
Auch als Beamter/BS hat man Nachteile. Ist die wirtschaftliche Lage schlecht, schlägt das auf den Haushalt und somit früher/später auf die Bw durch.
Was das heißt, durften wir vor allem Anfang der „00er“-Jahren sehen. Z.B. Auflösung von Standorten und Versetzungen (nicht selten mehrere hundert Km) – der BS/Beamter hat zwar seinen Job, aber dafür vielleicht keine Familie mehr, weil die nicht mitzieht (vgl. Schreidungsraten unter Soldaten). Oder als Alleinerziehende/r am neuen Standort eine Kinderbetreuung sicherstellen, usw.
Ich weiß nicht, was besser ist. Muss jeder für sich selbst entscheiden.
Nebenbei: Ich finde es komisch und unkameradschaftlich, den Kameraden und Kameradinnen das zivile Leben „madig“ zu machen, nach dem Motto: „Warte, bis zu draußen bist, dann wirst du sehen, bei uns ist es doch ganz gut“. Wenn das alles ist, um das „Bestandspersonal“ zu halten, finde ich das sehr dünn – und ist für mich ein Ausdruck von Neid.
Nur:
1. Sind das keine „Kinder“ mehr, sondern i.d.R. gestandene Kameraden und Kameradinnen mit mind. 13 Jahren Dienstzeit – die hatten sehr viel Zeit sich ein Bild vom Arbeitgeber Bw zu machen.
2. Mögen die ggf. unrealistische Vorstellungen haben. Dann bekommen die halt einen Praxisschock. Wenn sie zur Bw zurück kommen (möchten), ist es doch gut für die Bw. Dann soll man sich freuen anstatt die Wiedereinsteller mit Häme zu überschütten nach dem Motto: „Habe ich dir doch gesagt“.
3. Ist da „draußen“ noch viel heterogener als die Bw – es gibt über 3 Mio. Firmen in Deutschland. Da gibt es bestimmt viele schlechte, aber auch sehr viele gute Firmen. Oder man macht sich selbstständig.
@Felix2 sagt:
„@ die letzten Beiträge
Ich bin bestimmt kein kritikloser Diener in Uniform, aber die hier immer wieder auf persönlich bekannte Einzelfälle heruntergebrochene Verallgemeinerung ist definitiv nicht der Alltag in der Truppe.“
Allein in den letzten Kommentaren sind aber eine ganze Menge „Einzelfälle“. Und der Frust und die desillusionierte Position von vielen Kommentatoren kommt ja nicht von ungefähr, sondern ist, davon kann man ausgehen, wohlbegründet. Also eine Verallgemeinerung aufgrund von vielen ähnlich gelagerten Einzelfällen ist durchaus statthaft. Die Realität sieht so aus, dass die große Masse des Personals „verwaltet“ wird. Hier ein Loch gestopft, dort eins aufgerissen. Eine tatsächliche Planung bzw. Führung ist eher die Seltenheit. Vielleicht bei den herausragend beurteilten 5%.
@ 0815newbie
Zitat:“Wo ist jetzt der Unterschied zwischen Planstelle und umgangssprachlich Haushaltskarte?
Meinen Sie ggf. Dienstposten?“
Eine Einheit, ein Verband ist aus verschiedenen Dienstposten aufgebaut, die in einem Stellenplan (früher: Pers STAN) aufgeschrieben sind. Wenn das BAPersBw die Stelle besetzen will, braucht sie einen geeigneten Bewerber und eine „Haushaltskarte“, d.h. der Dienstposten muss auch mit Geld, mit einer Planstelle hinterlegt sein, damit ein Bewerber eingestellt werden kann.
Nun hat die Bw regelmäßig mehr Dienstposten als Planstellen (Haushaltskarten), d.h. selbst wenn geeignete Bewerber vorhanden wären, können sie nicht eingestellt werden, da kein Geld zur Bezahlung zur Verfügung steht.
Jüngstes Beispiel dafür ist die Litauen Brigade mit ca. 5000 Dienstposten, für die noch keine einzige Planstelle (Haushaltskarte) im Bw-Haushalt vorhanden ist.
@ Felix 2
Zitat: „Oder das ewige Gerede vom fehlenden Geld für das Personal…
Da sehe ich ja genauso!!
Aber wer gibt den dem BMVg vor wieviele Planstellen es bekommt … ausschließlich der Deutsche Bundestag!
Was kann also das BMVg (BAPersBw) dafür, wenn es (seit Jahren) mehr Planstellen fordert — sie aber nicht bekommt! (um z.B. einmal den größten Stau von 1000den bei den OFw zumindest deutlich zu verkleinern)“
Zustimmung, die amtierende Regierung verweigert die Bezahlung von neuen, zusätzlichen Soldaten, indem sie den Bw-Haushalt ohne entsprechende zusätzliche Finanzmittel aufstellt und die Abgeordneten des deutschen Bundestages den Haushalt beschließen.
Also sind sich die Abgeordneten zumindestens der Regierungsfraktionen einig, die zwar 10000 neue Planstellen für Bundesbedienstete geschaffen haben, aber keine Planstellen für zusätzliche Soldaten im nennenswerten Umfang geschaffen haben.
Die Bundeswehr in der Dauerkrise. Führungsstrukturen im Wandel, wieder mal, bald folgen die Truppenstrukturen.
Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Was man hier so lesen kann, es macht betroffen. Sicherlich ist dies eine Möglichkeit, Dinge offen und ehrlich anzusprechen. Es scheint, dass dies im Dienst nur bedingt möglich ist.
Ich frage ganz ernsthaft. Glaubt hier jemand das sich in dieser Bundeswehr gerade etwas ändert? Glaubt hier wirklich jemand, dass aus diesem in weiten Teilen nicht einsatzbereiten Trümmerladen endlich die so notwendige kriegstaugliche, einsatzbereite Bundeswehr entsteht?
Ja, ich habe das auch einmal gehofft. Mein Berufsleben ist leider mit sehr vielen Enttäuschungen gepflastert. Jeder Wechsel an der Spitze wurde begleitet mit neuen Ankündigungen und Versprechen. Jede neue Struktur sollte alles besser machen. Auch mehr Geld hat oft nicht geholfen, es ist zu oft im Sumpf des Missmangments verdampft.
Personal, ein Trauerspiel. „Personal ist aktuell eine fast noch größere Herausforderung als Material“, sagte die Wehrbeauftragte des Bundestags, Eva Högl. Doch sie ist ein einsamer Rufer im Wald. Die Motivation der Truppe bewegt sich nach Hoffnung auf den BM bei Dienstantriit wieder zwischen Bitterkeit, Demotivation, Resignation und Hoffnung auf ein Wunder.
Von einer Trendwende beim Personal ist die Bundeswehr weit entfernt. Stattdessen stagniert der Personalbestand.
Schlimmer noch. Die „Agenda BUNDESWEHR IN FÜHRUNG – Aktiv. Attraktiv. Anders“ – das ist mittlerweilen zum Gegenstand übler Witze geworden. Ernst nimmt das keiner mehr. Die verzweifelte Suche nach Demotivationsfaktoren und Umgang mit demotiviertem Personal ersetzt diese Agenda.
Bundeskanzler Scholz sah in den Personalproblemen der Bundeswehr „überschaubare Aufgaben“. Damit verkennt er den Ernst der Lage. Das könnte man noch verstehen. Ein Bundeskanzler ist weit weg. Doch er reiht sich ein in die Riege vom BM bis hin zu Abteilungsleitern BMVg und den Inspekteuren. Vom großspurigen BM rücken schon fast alle ab. Nur die Königstreuen im BMVg erneuern artig die Treuschwüre..
Ein Aspekt der Motivationslage. Eine wertschätzende Führungs- und Organisationskultur muss von der Spitze her gelebt und von dort aus aktiv, durch Vorbild, vermittelt werden. Das Spitzenpersonal ist sich offensichtlich nur zum Teil bewusst, dass dieser Vorbildfunktion eine ganz entscheidende Rolle zukommt. Zu selten sieht man authentisches Führungsverhalten von Spitzenkräften als Schlüssel zur positiven Wahrnehmung der Trendwende Personal, sowohl in der Gesamtschau als auch in der individuellen Perspektive der unterstellten Soldatinnen und Soldaten.
@DrStoffz sagt: 13.08.2024 um 11:36 Uhr
„Wenn das alles ist, um das „Bestandspersonal“ zu halten, finde ich das sehr dünn – und ist für mich ein Ausdruck von Neid.“
Na, da haben Sie mich aber gründlich missverstanden.
Weder will ich irgendjemanden halten, noch irgendetwas madig machen. Nur darauf hinweisen, daß nicht alles in der freien Wirtschaft Gold ist, was glänzt. Da hat man andere Risiken. Viele Kommentatoren überhöhen das hier maßlos
Wenn jemand seit 5 Monaten in der freien Wirtschaft ist und begeistert, dann ist das toll. Aber er ist, was das angeht ein Rookie.
Sage ich, dessen Dienstzeit als SaZ 12 vor mehr als 25 Jahren endete und der seit ungefähr 20 Jahren erfolgreich selbstständig unterwegs ist.
@Nemesis sagt:
13.08.2024 um 11:23 Uhr
„@LwFan: Das BAPersBw ist ein einziges Totzeitglied. Ich bin froh, dass die meisten meiner Beschäftigten E6-E9A sind. Da sind die regionalen BwDLZ zuständig, da läuft’s rund.
Ab E9B und im Beamtensektor stottert der Motor nicht mehr, er steht. Alles wird hinterfragt. Vorgänge brauchen Monate. Teilweise liegen sie einfach nur Monate herum. Wehe man fragt nach, dann dauert es noch länger.
Provokant gesagt: Würde das BAPersBw von heute auf morgen aufhören zu existieren, der Rest der Bw würde den Unterschied im schlinmsten Fall wahrscheinlich nicht mal mitkriegen. Und die vormals zuständigen Personaler in den Dienststellen gibt’s ja weiterhin (jetzt leider zumeist nur als Durchlauferhitze eingesetzt).“
Ich empfehle, das Thema des Blogs noch einmal zu verinnerlichen: „Personalstärke Juni 2024 unter 180.000 aktive Soldaten und Soldatinnen“ – es geht also nicht um Tarifbedienstete und Beamte, auf die Sie sich in Ihrem Kommentar ausschließlich beziehen. Darf man das so verstehen, dass sich Ihre „Erfahrungen“ nur auf die Personalführung des Zivilpersonals beziehen oder auch auf die Personalführung für militärisches Personal?
Meine Erfahrungen mit der Personalführung für militärisches Personal waren und sind in den mittlerweile über 20 Jahren, die ich mittlerweile im Personalmanagement tätig bin, bis auf ganz wenige Ausnahmen – die Offenheit und Kooperations-, aber auch Kompromissbereitschaft der Betroffenen Soldatinnen und Soldaten vorausgesetzt – mit den Personal bearbeitenden Stellen (und dasmit meine ich vor Allem die sog. Personalführer persönlich), egal ob damals noch SDH/SDL/SDM oder was es sonst noch so gab und heute dem BAPersBw immer ausgesprochen konstruktiv, von gegenseitigem Verständnis und dem gemeinsamen Willen geprägt, immer das Beste für die Betroffenen zu erreichen. Deswegen noch einmal: bitte keine Pauschalverurteilung „des BAPersBw“! Und nein. ich diene nicht im BAPersBw, sondern in der Schlammzone!
„Ich denke, hier macht keiner dem BAPersBw vorwürfe, dass nicht noch mehr verteilt wird. Es liegt eben am BMF sowie am BTag mehr Geld zur Verfügung zu stellen.“
Nach all den Diskussionen hier soll mehr Geld für eines der teuersten Armeen der Welt dir Lösung sein?
Da kann man nur mit dem Kopf schütteln.
@LwFan:
Das Blog handelt von deutscher Verteidigungs- und Sicherheitspolitik. Der Artikel handelt von der Personalstärke, militärisch und zivil.
Wir zivilen Beschäftigten gehören genauso zur Bw. Ohne uns bleiben Waffensysteme dann halt kaputt.
@ Stiller Mitflieger
Zitat: „Nach all den Diskussionen hier soll mehr Geld für eines der teuersten Armeen der Welt dir Lösung sein?
Da kann man nur mit dem Kopf schütteln.“
Mit den Kopf schütteln, kann man nur über diese Aussage. Deutschland hat zwar das größte Parlament und die größte Bürokratie, aber nicht die teuerste Armee (siehe GB, Fra, Japan usw)
Ein kleines Zahlenspiel: ca. 50 % des Verteidigungsetats wird für die Bezahlung des Personal gebraucht, also wie oben ausgeführt ca. 180 Tsd Soldaten und 80 Tsd Zivilbeschäftige, zusammen ca. 260 Tsd Angehörige der Bw. Dafür werden jährlich ca. 26 Mrd Euro benötigt (die Hälfte des EP 14).
Die Armee soll bis Ende des Jahrzehnts auf 203 Tsd Soldaten aufwachsen. Das sind ca. 23 Tsd Soldaten oder ca. 10 % des Gesamtumfanges mehr als jetzt vorhanden sind. Dafür muss der Personaletat um ca. 10 % steigen, d.h. um ca. 2,5 Mrd Euro. Dieser Betrag von 2,5 Mrd Euro müsste jährlich um ca. 1 Mrd Euro (Inflationsausgleich durch Besoldungserhöhung) erhöht werden um dauerhaft die 203 Tsd Soldaten bezahlen zu können.
– Trennung –
Der Bw-Haushalt für 2025 soll um 1,25 Mrd Euro erhöht werden gegenüber 2024. Mehr als der Inflationsausgleich für das vorhandene Personal ist darin nicht enthalten. Daraus ergibt sich die ZWINGENDE Schlussfolgerung – die Bw kann nicht wachsen !
Lassen sie bitte das Gendern.
[Wer die Anredeform nicht korrekt schreiben kann, macht bitte keine Sprachvorgaben. T.W.]
Es ist sicher eine „Binse“, sollte aber zur Erinnerung auch hier einmal wieder erwähnt werden:
Streitkräfte als System stützen sich wie jede Organisation auf den Dreiklang von Mensch, Technik und Organisation ab. Wenn der Mensch der limitierende Faktor ist, wird man kreativ mit den beiden anderen Faktoren arbeiten müssen, um die benötigten Fähigkeiten zu realisieren. Die einschlägigen Themenfelder sind bekannt: Sie reichen von der Beschaffung und dem Betrieb des Wehrmaterials, über die Beseitigung von Redundanzen in den einzelnen Organisationsbereichen, eine zeitgemäße Aus- und Weiterbildung im Sinne des lebenslangen Lernens bis hin zu einer konsequenten, personalsparenden Digitalisierung.
Und wir werden uns auch im Bereich des Schutzes unserer zivilen und militärischen Infrastrukturen ehrlich machen müssen: Ein zusammengebastelter Heimatschutz, der sich als „Kräftedispositiv auf Verdacht“
– ohne fundierte Ausrichtung am qualitativen und quantitativen Bedarf
– unter der Last einer Vielzahl bürokratischer Regelungen und
– einem eklatanten Mangel an Ausrüstung und Bewaffnung und
– häufig ohne ortsnahe Dislozierung
ins Leben hinkt, wird es nicht richten können, zumal er sicher als zukünftiges Anhängsel des Heeres auf Dauer an dessen „Katzentisch“ sitzen dürfte.
Hier könnte sich Deutschland an den leichtgewichtigen, flächendeckend aufgebauten und staatlich mandatierenden Milizstrukturen ein Beispiel nehmen, wie sie z.B. im Baltikum und in Skandinavien bereits seit Jahrzehnten als eigenständige Kräftedispositive in der Fläche etabliert sind. Dies würde sicher auch der deutschen Strategie einer integrierten Verteidigung bzw. den Postulaten der neuen Rahmenrichtlinie Gesamtverteidigung besser gerecht werden.