Fünf Jahre NATO-Battlegroup in Litauen: Das baltische Land fühlt sich bestätigt

Nach dem Wechsel an der Spitze des Bundeswehr-Kontingents in Litauen hat der neue Kommandeur Oberstleutnant Daniel Andrä auch die Führung der multinationalen NATO-Battlegroup in dem baltischen Land übernommen. Die Übergabe vom bisherigen Kommandeur Oberstleutnant Hagen Ruppelt wurde mit der Würdigung des fünfjährigen Bestehens dieses multinationalen Bataillons verbunden, das Litauen die Unterstützung der Allianz demonstrieren soll. In den nächsten Wochen wird die Battlegroup angesichts der gespannten Lage zwischen Russland und der NATO mit weiteren Soldaten auch aus Deutschland verstärkt.

Der litauische Verteidigungsminister Arvydas Anušauskas betonte bei der Kommandoübergabe am (heutigen) Mittwoch in Rukla, die aktuelle Situation zeige, wie bedeutsam diese Battlegroups der so genannten enhanced Forward Presence (eFP, verstärkte vorgeschobene Präsenz) der Allianz seien, mit anderen Worten: wie sehr die Entwicklung diese Entscheidung bestätigt habe. In der von seinem Ministerium veröffentlichten englischen Übersetzung:

The NATO enhanced Forward Presence Battle Group Lithuania has turned five. We can see clearly by now how necessary and important the decision to deploy such battle groups in the Baltic states and Poland was. The NATO Battalion in Lithuania is an obvious piece of evidence of allied unity and solidarity and of allied collective defence commitment.

Als Reaktion auf das russische Vorgehen in der Ost-Ukraine und die Annexion der Krim hatte die NATO 2016 die Einrichtung von vier verstärkten eFP-Bataillonen an der Nordostflanke der Allianz beschlossen. In den baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen sowie in Polen sollen die rotierend von anderen Staaten der Allianz beschickten Battlegroups den östlichen Bündnismitgliedern den Rückhalt der anderen NATO-Staaten signalisieren – und faktisch als Stolperdraht ein vor allem von den Balten befürchtetes russisches Übergreifen auf diese Länder verhindern. Russland hatte schon damals diese Präsenz des Bündnisses im Baltikum als falschen Schritt und mögliche Bedrohung seiner Sicherheit verurteilt.

Die Battlegroup in Litauen wird seit ihrer Einrichtung im Februar 2017 von der Bundeswehr geführt. Derzeit sind in Rukla in Litauen rund 560 deutsche Soldatinnen und Soldaten in diesem Einsatz. Belgien, Frankreich, Kroatien, Luxemburg, Niederlande, Norwegen und Tschechien stellen rotierend zeitweise – manche auch dauerhaft – Soldaten für dieses Bataillon.

In den nächsten Wochen soll dieses multinationale Bataillon verstärkt werden. Die Bundeswehr wird dafür rund 350 eigentlich erst für eine Übung im Mai vorgesehene so genannte Verstärkungskräfte bereits jetzt nach Litauen entsenden, wie Verteidigungsministerin Christine Lambrecht Anfang der Woche angekündigt hatte. Geplant sind vor allem Soldatinnen und Soldaten aus den Bereichen Aufklärung, Artillerie und ABC-Abwehr. Diese Reserve mit einer Bereitschaftszeit, der so genannten Notice to Move, von fünf Tagen wurde nach Angaben des Ministeriums am Mittwoch formal alarmiert.

An dem Change of Command nahmen unter anderem der litauische Präsident Gitanas Nausėda und seine Vorgängerin Dalia Grybauskaitė teil – gerade Grybauskaitė hatte maßgeblich für die damalige NATO-Entscheidung zur Einrichtung dieser Battlegroups geworben. Die Allianz war unter anderem durch den stellvertretenden Generalsekretär Mircea Geoană und den Vorsitzenden des NATO-Militärausschusses, den niederländischen Admiral Rob Bauer vertreten: Eine offensichtlich der aktuellen Lage geschuldete Präsenz, die fast noch umfassender wirkt als zu Beginn vor fünf Jahren.

Für Deutschland waren Bundeswehr-Generalinspekteur Eberhard Zorn und Heeresinspekteur Alfons Mais nach Rukla gereist – die Verteidigungsministerin war ebenso wie die eigentlich vorgesehene Parlamentarische Staatssekretärin Siemtje Möller in Corona-Quarantäne; die weiteren anwesenden deutschen Generale waren in ihrer NATO-Funktion dort. Vor einem Gedenkstein zum fünfjährigen Einsatz dieser Battlegroup stellten sich dann die meisten – wenn auch nicht alle – ehemaligen Kommandeure des eFP-Bataillons seit 2017 zusammen mit dem deutschen General Jörg Vollmer, Befehlshaber des NATO Joint Force Command Brunssum, für ein Erinnerungsfoto auf:

von links: Axel Niemann (7. Rotation); Peer Papenbroock (5. und 8. Rotation); Vollmer; Wolf RüŸdiger Otto (3. Rotation); Rouven Habel (6. Rotation); Thorsten Gensler (2. Rotation); RenéŽ Braun (4. Rotation) und Hagen Ruppelt (10. Rotation)

KORREKTUR: Beim Foto der ehemaligen Kommandeure hatte ich in der ersten Fassung Axel Niemann, links im Bild, mit Sebastian Hebisch, 9. Rotation, verwechselt.

(Foto oben: Kommandoübergabe in Rukla: v. l. der scheidende Kommandeur OTL Hagen Ruppelt, der Kommandeur der litauischen Iron Wolf Brigade, Oberst Mindaugas Petkevičius, und der neue Kommandeur OTL Daniel Andrä – alle Fotos: PAO eFP Battlegroup LTU)