Meyer neuer Kommandeur des KSK

Als interne Veranstaltung und ohne Beteiligung von Bundespolitik und militärischer Führung hat das Kommando Spezialkräfte der Bundeswehr (KSK) einen neuen Kommandeur bekommen: Brigadegeneral Ansgar Meyer, der letzte deutsche Kommandeur der Afghanistan-Mission Resolute Support, übernahm die Führung des Verbandes von Brigadegeneral Markus Kreitmayr. Im vergangenen Jahr war das KSK wegen rechtsextremistischer Vorfälle, aber auch Unregelmäßigkeiten wie einer Amnestie für verloren gegangene Munition in die Schlagzeilen geraten; zeitweise hatte der Fortbestand des Verbandes auf der Kippe gestanden.

Die Mitteilung des KSK dazu im Wortlaut:

Der Kommandeur der Division Schnelle Kräfte, Generalmajor Andreas Hannemann, hat am 30. September während eines feierlichen Appells das Kommando über das Kommando Spezialkräfte (KSK) von Brigadegeneral Markus Kreitmayr an Brigadegeneral Ansgar Meyer übergeben.
Seit Juni 2018 führte Kreitmayr als Kommandeur das KSK. Am 30. September wurde diese Zeit turnusmäßig beendet. Der scheidende Kommandeur wechselt als Abteilungsleiter Ausbildung in das Streitkräfteamt, die Kommandobehörde der Streitkräftebasis der Bundeswehr, nach Bonn.
Mit Brigadegeneral Ansgar Meyer erhält das KSK einen erfahrenen Offizier mit zahlreichen Verwendungen in der Truppe und im Ministerium. Meyer führte das letzte deutsche Kontingent von Resolute Support in Afghanistan bis zum regulären Abzug der Truppen im Juni dieses Jahres.
„Ich freue mich auf diese vor mir liegende Aufgabe. Das KSK ist ein strategisches Instrument der Politik, verfügt über besondere Fähigkeiten und hat in den letzten 25 Jahren und gerade auch zuletzt im Zuge der Evakuierungsoperation in Kabul bewiesen, dass es unverzichtbar ist.“

Das vom KSK dazu veröffentlichte Video:

Erst im Juni hatte Verteidigungsministerin Annegret-Kramp Karrenbauer unter anderem aufgrund zahlreicher Veränderungen im KSK entschieden, dass der Verband bestehen bleibt – und dabei betont, dass massgeblich dafür zahlreiche Veränderungen in diesem Kommando waren: Das Kommando Spezialkräfte wurde seit dem 1. Juli 2020 von Grund auf neu organisiert. Die Tragweite der vorherigen Vorkommnisse, Verfehlungen und Defizite machten grundlegende Veränderungen erforderlich, um verkrustete Strukturen aufzubrechen und extremistischen Tendenzen dauerhaft den Nährboden zu entziehen, hieß es in der damaligen Mitteilung des Ministeriums.

Zwischenzeitlich schien das nach Meldungen über rechtsextremistische Vorfälle oder den Verlust von Munition gar nicht so sicher: Wenn sie ihr KSK erhalten wollen, müssen sie es besser machen, hatte die Ministerin den Kommandosoldaten in Calw offen erklärt. Eine hochrangige Arbeitsgruppe unter Leitung von Generalinspekteur Eberhard Zorn hatte einen umfangreichen Maßnahmenkatalog zu Strukturveränderungen in dem Verband vorgelegt, unter anderem mit der Maßgabe, mehr Rotation der Soldaten in die geschlossenen Strukturen zu bringen.

Trotz der positiven Wahrnehmung vor allem nach der Evakuierungsmission in Kabul und ungeachtet der auch von der Spitze des Ministeriums lobend erwähnten Veränderungen im KSK wurde die Kommandoübergabe an Meyer, offensichtlich auf Wunsch des Ministeriums, als rein interne Veranstaltung durchgeführt. Noch nicht einmal Bundestagsabgeordnete waren dazu geladen, ein seltsamer Kontrast zur sonst üblichen öffentlichen Würdigung des Kommandowechsels bei jedem Heeresbataillon, gerade angesichts der öffentlichen Wahrnehmung des KSK im zurückliegenden Jahr.

Und auch ein seltsamer Kontrast zu den Aussagen, die im Abschlussbericht des Generalinspekteurs zum Maßnahmenkatalog für den Spezialkräfte-Verband stehen:

Um dem Informationsbedarf der Öffentlichkeit über die Soldatinnen und Soldaten des KSK, deren Aufträge, Ausrüstung und Einsätze künftig bestmöglich gerecht zu werden, sind umfangreiche Maßnahmen für eine aktive, zukunftsweisende und transparente Informationsarbeit zum KSK bereits realisiert oder vorbereitet worden.
Mögliche Presseprojekte, wie zum Beispiel ein Medientag, werden derzeit abgestimmt, um der Öffentlichkeit Einblicke in den Verband zu gewähren. Aktuell wird die Rolle des KSK im Zuge der Rückverlegung der Bundeswehr aus Afghanistan dabei ebenfalls berücksichtigt. (…)
Die geplanten Schritte zu einer transparenteren Öffentlichkeitsarbeit werden das Vertrauen in die Menschen bei den Spezialkräften des Heeres steigern. Die Maßnahmen werden sich auf das Innere Gefüge auswirken und zur besseren Integration des KSK sowohl innerhalb der Bundeswehr als auch in unserer Gesellschaft beitragen.

Fürs Archiv der Lebenslauf des neuen Kommandeurs:
20210930_KSK-Lebenslauf-Meyer

Nachtrag: Am Abend veröffentlichte das Heer die Rede des scheidenden Komandeurs Kreitmayr beim Übergabeappell:
20210930_Rede_Kreitmayr_Uebergabeappell_KSK

(Foto: Übergabe von Kreitmayr, r., durch DSK-Kommandeur Hannemann (Mitte) an Meyer, l. – Foto KSK/Bundeswehr; Video: KSK/Bundeswehr)