Konsequenz aus Rechtsextremismus-Vorfällen beim KSK: Eine Kompanie wird aufgelöst, Ausbildung ausgelagert (Nachtrag)
Als Konsequenz aus der Häufung von rechtsextremistischen Vorfällen beim Kommando Spezialkräfte (KSK) der Bundeswehr soll eine Kompanie vollständig aufgelöst werden. Die Ausbildung des Eliteverbandes soll nicht mehr ausschließlich im Verband selbst stattfinden.
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ, Link aus bekannten Gründen nicht) berichtete unter Berufung auf eine Unterrichtung der Obleute der Fraktionen im Verteidigungsausschus am (heutigen) Dienstag* von den Entscheidungen, die Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer auf Empfehlung einer hochrangigen Arbeitsgruppe getroffen habe:
Als Konsequenz aus den offenbar unhaltbaren Zuständen wird nun die 2. Kompanie des Kommandos ganz aufgelöst. Das betrifft ein Viertel der aktiven Kämpfer des Verbandes, rund 70 Soldaten. Gegen zahlreiche Angehörige dieser Kompanie laufen bereits Ermittlungen, die der Abschirmdienst seit Monaten mit teils nachrichtendienstlichen Mitteln führt. Unbelastete Soldaten können nach allfälliger Prüfung auf andere Kompanien verteilt werden. Die anderen, gegen die teilweise schon offizielle Verfahren laufen, werden vorerst in andere Einheiten der Bundeswehr versetzt, später möglicherweise entlassen.
Die Ausbildung soll nach Angaben der FAZ dezentralisiert werden und der Infanterieschule des Heeres in Hammelburg unterstellt werden. Außerdem sollen die Angehörigen des Kommandos mehr als bisher durch andere Truppenteile rotieren und kürzer im Kommando bleiben. Geplant sei auch eine Verschärfung der Sicherheitsüberprüfung.
Eine Auflösung des KSK sei dagegen erstmal vom Tisch, berichtet das Blatt. Allerdings bleibe das eine Option.
Nachtrag: Wie die FAZ hat auch die Süddeutsche Zeitung (Link ebenfalls aus bekannten Gründen nicht) die Informationen exklusiv:
Mit grundlegenden Reformen etwa bei der Auswahl und Ausbildung der Soldaten, deren Führung und durch Versetzungen soll der Verband die Chance für einen Neuanfang bekommen. Bis dieser erreicht ist, wird das KSK nicht an internationalen Übungen und Einsätzen teilnehmen. Die 2. Kompanie, die Ausgangspunkt rechter Umtriebe war, wird ersatzlos aufgelöst, sagte Kramp-Karrenbauer der SZ. Das KSK könne nicht in seiner jetzigen Verfassung bestehen bleiben“.
*Hinweis: Nach Angaben von Abgeordneten gab es zum Zeitpunkt der FAZ-Veröffentlichung noch keine Obleute-Unterrichtung. Ich bemühe mich um Klarheit und Bestätigung, ggf. folgt Ergänzung oder Neufassung.)
Und wie die FAZ berichtet, werden Teile des KSK aufgelöst (die 2./-), Soldaten in andere Einheiten versetzt und dem KSK die Ausbildungsautonomie entzogen. Der Rest der Einheit wird bis Herbst unter verstärkte Beobachtung gestellt.
All diejenigen die immer noch von „bedauerliche Einzelfällen“ sprechen werden damit wohl Lügen gestraft.
[Hat sich mit dem neuen Eintrag überschnitten, ich verschiebe das mal in den neuen Thread. T.W.]
Laut Bericht der SZ zum gleichen Themenkomplex seien auch in größeren mengen Sprengstoff und Munition verschwunden:“ Als „beunruhigend“ und „alarmierend“ bezeichnet die Ministerin neueste Erkenntnisse, denen zufolge beim KSK 48 000 Schuss Munition und 62 Kilogramm Sprengstoff verschwunden seien. Nun müsse dringend geklärt werden, ob nur über Jahre hinweg schlampig Buch geführt worden war oder ob im großen Stil Kriegsmaterial entwendet wurde.“
Ist bekannt, ob sich das auf die schon bekannten Mengen, die im Garten vergraben wurden bezieht oder wieder ein neuer Punkt ist?
Und kann mir einer der Kommentatoren, die zuvor erläutert haben, dass es ja nur schwerlich möglich sei, das Verschwinden von munition zu verhindern, weil das Mitnehmen so einfach ist, mal erklären, wie das bei 48.000 Schuss aussieht? Das sind ja wohl Mengen, die man entweder über längere Zeit oder als eine sehr große Masse mitgehen lassen muss. Und ganz egal ob nun schlampige Buchführung oder kriminelles Handeln: Wie kann sowas nicht auffallen? Sowas müsste doch wohl bei einer Inventur auffallen, oder wird sowas einfach nicht gemacht bei der Bundeswehr? Gibts da kein 4-Augen Prinzip oder ähnliches? Und falls es das gibt: Was sagt das über die Verantwortlichen? Da bleibt dann ja nur dumm oder kriminell. Oder beides.
@all
Es scheint sinnvoll, jetzt mal alle die Exklusivmeldungen zu sammeln; dann gibt’s hier eine Zusammenfassung als neuen Thread.
Bei den genannten Mengen müssen imho im S4-Bereich entweder Personen mitspielen, oder aktiv wegschauen.
Bei dieser politischen Entscheidung zeigt sich mal wieder das Dilemma zwischen einer mittlerweile total pazifistisch ausgelegten Gesellschaft und deren politischen Entscheidungsträgern und ihrer Armee, die diese bzw. ihren Auftrag und dem daraus resultierenden Handeln weder verstehen noch dazu in irgendeiner Weise dieses unterstützen. Gerade mehr als deutlich wird das im jahrelangen Umgang mit dem KSK einerseits und das derzeitige Darstellen der Bundeswehr in der medialen Öffentlichkeit im Rahmen der Corona – Pandemie mit Bildern von Brötchen schmierenden Leutnanten. Nun meint man durch diese “ radikale “ Entscheidung eine Lösung des “ Problems “ herbei geführt zu haben. Das mag vom Ansatz eventuell “ richtig “ sein, aber was folgt als Konsequenz daraus: Ein Eliteverband wird so geschwächt, dass dieser als solcher nicht mehr zu bezeichnen und damit zu gebrauchen ist. Statt sich den Soldaten und Angehörigen in der Art zu stellen und einfach von politischer Seite nach zufragen, was erwartet ihr eigentlich von uns, wird lediglich “ aufgeräumt “ und das war es. So geht man einfach nicht mit Männern um, die bereit sind, jederzeit ihr Leben und ihre Gesundheit für uns alle einzusetzen, wenn es der Auftrag erfordert. Es ist geradezu naiv, zu glauben und damit zu erwarten, der Staat hat mit einer monatlichen Gehaltsüberweisung seine Pflicht und Schuldigkeit gegenüber diesen Männern erfüllt. Mir hat man war mal als angehenden Offizier und auch noch als jungen Offizier der Kampftruppe immer gesagt und damit beigebracht, wenn sie ihre Männer im Gefecht erfolgreich führen wollen und diese mit ihnen gehen sollen, so müssen sie mit Verstand und Herz führen, weil sie auch das Herz und die Seele ihrer Männer gewinnen müssen. Ich behaupte, dass dies der Politik gegenüber dem KSK nie gelungen ist und es deswegen zu gewissen Auswüchsen gekommen ist durch gegenseitiger Entfremdung. Und auch im Hinblick, was das KSK in der Vergangenheit geleistet hat, ist die nun getroffene politische Entscheidung vom Führungsvorgang her ein Affront gegen die Angehörigen der Einheit. Ich kann nur auf den Umgang unserer Verbündeter mit ihren Spezialeinheiten verweisen und gerade jetzt auf die USA, wo man derzeit den Gefallenen der Navy Seals und der diese unterstützenden Einheiten im Rahmen der Operation Red Wings umfangreich erinnert. Aber, da ist man hier wohl zunehmend der einsame Rufer im Wind.
Schon gehört? Presse schreibt: Federführend für Ausbildung von Kommandosoldaten wird die Infanterieschule des Heeres. Das KSK verliert damit an Ausbildungs-Autonomie. Damit sind wir wohl einmalig in der SOF Gemeinschaft der Welt. Infanterie bildet Spezialkräfte aus, das ist schon mal ein „Ding“. Nicht mal das Ausbildungszentrum Spezielle Operationen, nein die Infanterieschule!! Das haben sich schon bei der Aufstellung des KSK die altvorderen Heeresgenerale gwünscht. Die sagten schon damals, „die KSK’ler schießen so komisch“, „selektives Schießen“? „kennen wir nicht, kommt von den Amis“, bei uns gibt klassischen Infanteriekampf“, ist so bleibt so. Ich möchte in keinem Fall einen OT aufmchen bzgl. Schießen, darum geht es wirklich nicht. Ich weise nur plakativ auf die Besonderheit hin, dass Kommandosoldaten nun an der Infanterieschule ausgebildet werden. Auflösung einer Kommandokompanie, eine äußerst schwere Belastung der inneren Lage. Da gibt es sicher Zündstoff, im KSK vor allem hinter verschlossenen Türen ausgesprochen. Offiziell wird die Heeresführung und die KSK Führung das natürlich nicht zugeben. Möglicherweise ein neues, riesiges Problem, anders gelagert als Verstöße gegen FDGO aber sicher ein riesiges. Hoffentlich begründet die Auflösung einer, mit Blick aufEinsätze, sicher traditionsreichen Kommandokompanie niemand mit dem „Begleitargument“, dass die Kommandokompanien ja noch nie voll waren. Dieses schwierige Aufgabenfeld verantwortet nun vermutlich der Kommandeur, der ja zwei Jahre Verantwortung trug? Die FAZ schriebt dazu treffend: Teil des Problems versus Lösung. Stellt sich die Frage, welches Vertrauen haben die Kommandosoldaten in ihre unmittelbare Führung, die Führung des Heeres, den GI, die MInisterin uvm. Mit Blick auf die anständigen und im Einsatz bewährten Kommandosoldaten: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Wenn es Spitz auf Knopf kommt, wie schon mehrmals u.a. in AFG, da müssen dann DIESE Männer und Frauen des KSK ran. Ich bin auf die Fragen von der Presse in der BPK sehr gespannt und natürlich auf die hoffentlich konkreten Antworten. Nicht nur politisch akzentuiert sondern auch militärisch, fachlich hinterlegt durch den GI.
Schade, dass es so weit kommen musste. Angesichts der Zahl und des Gewichts der bekanntgewordenen Fällen erscheint das Handeln der Ministerin aber nachvollziehbar. Das BMVg und auch die Politik haben sich sehr lange vor das Kommando gestellt, trotz der immer wieder öffentlich gewordenen Fälle. Die Kameraden des KSK hätten ihren Teil dazu beitragen könne und müssen, dass faule Eier identifiziert werden. Die gestrige deutliche Stellungnahme des Präsidenten des MAD vor dem PKGr weist darauf hin, dass die Kooperationsbereitschaft im KSK bei der Identifizierung von Rechtsextremisten noch immer zu wünschen lässt. Das muss sich ändern. Die Vorstellung, dass weiterhin mutmaßliche Rechtsextremisten in diesem Verband umhergeistern ist mir wirklich nicht geheuer. Und das sage ich als aktiver Reservist und ehemaliger Soldat auf Zeit.
Die nun ergriffenen Maßnahmen sind absolut angemessen. Vor allem ist es richtig und wichtig, dass auch die jüngeren Kommandofeldwebel mal aus dem Bereich des Verbandes herauskommen. Durch die Verwendung als Kommandofeldwebel im KSK können sie von kurzen Praktika abgesehen kaum Erfahrung in der Truppe sammeln – insbesondere Führungserfahrung fehlt ihnen. Ein Hauptfeldwebel der Jägertruppe hat aus diesem Grund den Kommandofeldwebeln aus dem Direkteinstiegsprogramm oftmals vieles an Reife voraus – ohne die körperlichen und psychischen Leistungen eines Kommandosoldaten in Ausbildung, Übung und Einsatz negieren zu wollen. Aber vielleicht war hier die Personalentwicklung im KSK doch zu schmal ausgerichtet.
Bedenklich, dass eine ganze Kompanie so als zentraler Fokus sich entwickeln kann. Da ist die Auflösung (dieser Kompanie) nur folgerichtig.
Ich bin gespannt, wie lange die internationale Übungs- und Einsatztätigkeit aufgrund der Reformierung ausgesetzt bleibt….
Mit der beschlossenen Dezentralisierung der Ausbildung der Kdo-Soldaten an der Infanterieschule in Hammelburg, wird ja wohl de facto auch die Ausbildungskompanie des KSK in Calw aufgelöst werden. Genau die Kompanie, die bis letztes Jahr der wegen der Nähe zu der Identitären Bewegung entlassene Obersteutnant Daniel K. geleitet hat.
62 kg (vermutlich) Plastiksprengstoff in der Hand von Kdo-Soldaten können einen erheblichen Schaden anrichten. Ich hoffe die Ministerin hat vorgesorgt und ein Bataillon Feldjägerkräfte in Alarmbereitschaft versetzt, wenn sie morgen das Ergebnis in der Pressekonferenz veröffentlicht.
Es könnte wie ein Signal an die „Prepper-Community“ rund um die ehemaligen Kdo-Soldaten wirken jetzt einen Staatsstreich anzuzetteln.
Also definitiv keine „Einzelfälle“ … Das klingt irgendwie mittlerweile fast eher so, als würde man sich hier einer Stay-behind-Organisation entledigen … alles Verschwörungstheorien? Wie war das noch mit dem „Gladio“ Netzwerk? (Wikipedia hat hierzu erstaunlich viel zu sagen)
Mhhhh… war die Personalstärke der Kommandosoldaten nicht bislang Geheim? 70 = 1/4 macht nach Adam Riese… 240.
Schafft man jetzt evtl. einen Ausbildungsverband Spezial-& Spezialisierte Kräfte?
-KSK, KSM, EGB, FjSpZug, Fernspäher, Kampfretter, Bordingkompanie, ect… pp.
Alles zusammen….
Will man jetzt evtl. regelmäßige Sicherheitsbefragungen durchführen mit technischen Hilfsmitteln *Lügendetektor*
Und was mache ich mit einem Kommandosoldat der Rechtsextremist ist aus dem Dienstverhältnis entfernt wird und dann Arbeitslos zu Hause sitzt… so jemand der selbst ein Waffensystem ist und in Guerilla Taktiken ausgebildet? Wird der dann die nächsten Jahre von einem 30’ig Köpfigen BKA Team beobachtet?
Jede andere Armee lacht jetzt bestimmt über uns das man Staatsfeine und Extremisten zu Kommandosoldaten ausgebildet hat.
@Ruhrpottpatriot
Sagen wir, es handelt sich um eine unnatürliche Häufung 😎
@all
Es gibt einen neuen Thread, eine Neufassung mit mehr Details. Die Debatte bitte dort fortsetzen; hier mache ich die Kommentare zu.