Problemfall KSK: Abschlussbericht, aber noch kein Abschluss (Nachtrag: Berichtstext)
Gut ein Jahr nach Einsetzung einer Arbeitsgruppe, die nach Bekanntwerden rechtsextremistischer Vorfälle das Kommando Spezialkräfte (KSK) der Bundeswehr durchleuchten sollte, hat Generalinspekteur Eberhard Zorn seinen Abschlussbericht vorgelegt. Die strukturellen Veränderungen des vergangenen Jahres kämen faktisch einer Neuaufstellung dieses Verbandes gleich, bilanzierte der General. Die Entscheidung über die Zukunft des KSK werde aber Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer nach einem erneuten Besuch der Einheit in Calw treffen.
Die Ministerin hatte Ende Mai vergangenen Jahres eine hochrangige Arbeitsgruppe ihres Ressorts eingesetzt, um eine Strukturanalyse des Eliteverbandes durchzuführen. Auslöser waren zahlreiche rechtsextremistische Verfachtsfälle in dem Kommando und die Entdeckung von Munition und Sprengstoff auf dem Privatgelände eines Kommandofeldwebels. Im Rahmen der breiten Untersuchungen kamen allerdings neue Problemfelder hinzu, neben dem nicht korrekten Umgang mit Munition vor allem mögliche ungenehmigte Nebentätigkeiten und Unregelmäßigkeiten bei der Auftragsvergabe der Einheit.
Als eine erste Konsequenz hatte Kramp-Karrenbauer bereits im vergangenen Jahr entschieden, die 2. Kommandokompanie des KSK aufzulösen. Dieses Vorgehen wertete der Generalinspekteur in seinem am (heutigen) Mittwoch veröffentlichten Bericht* als Erfolg:
Die sichtbarste strukturelle Veränderung im Zuge des laufenden Reformprozesses war die Auflösung der 2. Kompanie Kommandokräfte, die am 31. Juli 2020 erfolgt ist. Diese Entscheidung basierte auf den Erkenntnissen, die im Nachgang der Abschiedsfeier des damaligen Kompaniechefs im Jahr 2017 bis zum Waffenfund bei einem Soldaten der Kompanie im Mai 2020 zu Tage traten. Diese manifestierten sich in toxischer Führungskultur in Verbindung mit fehlgeleitetem Eliteverständnis sowie extremistischen Tendenzen, die bei dem betroffenen Personenkreis zu umfangreichen Ermittlungen führten. Insgesamt war festzustellen, dass die verkrusteten Strukturen innerhalb der Kompanie nicht mehr reformierbar und somit in Gänze aufzubrechen waren.
Im Zeitraum zwischen der Abschiedsfeier 2017 und der Auflösung der Kompanie im Jahr 2020 wurden bereits 26 Angehörige der 2. Kompanie, die an der Abschiedsfeier teilnahmen, versetzt oder im Zuge disziplinarer oder strafrechtlicher Ermittlungen aus dem KSK bzw. den Streitkräften entfernt. Im selben Zeitraum kamen 32 Soldaten neu in die 2. Kompanie hinzu, so dass insgesamt 66 Soldaten von der Auflösung betroffen waren.
Diese wurden mit Wirkung vom 31. Juli 2020 zunächst innerhalb des Verbandes auf ein „Dienstpostenähnliches Konstrukt“ versetzt und einzeln in einem vierstufigen Prüfverfahren hinsichtlich ihrer gesicherten Verfassungstreue betrachtet. Neben dem KSK und den vorgesetzten Dienststellen waren sowohl das Bundesamt für den Militärischen Abschirmdienst (BAMAD) als auch die zuständige Wehrdisziplinaranwaltschaft fest eingebunden. Bisher wurden bei 65 Soldaten keine Bedenken bezüglich ihrer charakterlichen Eignung und gewissenhaften Bindung an die freiheitlich demokratische Grundordnung festgestellt. 61 von ihnen werden daher an anderer Stelle innerhalb des KSK bzw. im AusbStpSpezKrH oder in den nunmehr der DSK zugehörigen PWT weiterverwendet. Zwei Soldaten wurden regulär außerhalb des Verbandes versetzt; ein Soldat ist in den Ruhestand getreten. Ein Soldat wird aus gesundheitlichen Gründen heimatnäher verwendet werden. Die Personalmaßnahmen sind abgeschlossen. (…)
Seit der Entscheidung zur Auflösung der 2. Kompanie ist seitens BAMAD [Bundesamt für den Militärischen Abschirmdienst] kein Angehöriger des KSK als Extremist eingestuft worden. Ein Angehöriger des KSK, der zum Zeitpunkt der Auflösung der 2. Kompanie bereits als Extremismusverdachtsfall bearbeitet wurde, ist zwischenzeitlich aufgrund der fortlaufenden Ermittlungen als Person mit fehlender Verfassungstreue (Kategorie „Orange“) eingestuft worden.
Ein rechtsextremistisches Netzwerk, d.h. ein Personenzusammenschluss nach der Definition des § 4 des Bundesverfassungsschutzgesetzes, der ziel- und zweckgerichtet an dem Beseitigen der freiheitlichen demokratischen Grundordnung arbeitet, wurde nicht erkannt. Bekannt wurde ein Geflecht von Kontakten und Kennverhältnissen unterschiedlicher Art und Intensität
zwischen einzelnen im Fokus stehenden Personen, welche durch eine übereinstimmende Geisteshaltung getragen zu sein scheint und das weiterhin aufgeklärt und bearbeitet wird.
Als weitere Maßnahmen gegen eine Radikalisierung im Verband wurden unter anderem die Rotationszeiten für Stabsoffiziere und führende Kommandofeldwebel verändert; außerdem wurden bereits per Gesetz die Fristen für umfangreiche Sicherheitsüberprüfungen verkürzt.
Allerdings: Neben den Rechtsextremismus-Vorwürfen, die zur genaueren Betrachung des Kommandos führten, zeigten sich im Laufe der Untersuchungen immer neue strukturelle Probleme der Eliteeinheit. Das Grundproblem bringt der Bericht auf die Formel:
Aus ministerieller Perspektive ergibt sich das Bild, dass auf der Grundlage eines in Teilen ungesunden Eliteverständnisses – auch einzelner Führungskräfte – sich im KSK in Teilen eine nicht angemessene Kultur und Aufgabenwahrnehmung entwickelt hat, denen zuvor nicht effektiv begegnet worden war. Diese Entwicklung galt es zu stoppen, mit Verbesserung der Dienstaufsicht auf sämtlichen Führungsebenen und mit Hilfe externer übergreifender Expertise.
Darüber hinaus war die Einheit, die seit ihrer Aufstellung 1996 immer wieder in – meist geheim gehaltenen – Missionen im Ausland unterwegs war, offensichtlich für ihre Aufgaben unzureichend strukturiert. Das KSK trug die Einsatzlast einer Brigade, war aber seit den Gründerjahren mit dem Unterstützungsbereich eines Bataillons augestattet worden, heißt es in dem Bericht. So seien zum Teil auch die gravierenden Mängel bei der Bewirtschaftung von Munition zu erklären.
Allerdings habe es auch einen nachlässigen und fahrlässigen Umgang mit Vorschriften und Weisungen gegeben – ebenso jedoch Vorschriften für den Umgang mit Munition, die der Einsatzsituation des KSK nicht gerecht geworden seien. Als Abhilfe seien sowohl zusätzliche Dienstposten für die Logistik des Verbandes geschaffen als auch die entsprechenden Vorschriften angepasst worden. Das geht bis zu – offensichtlich bisher nicht vorhandenen – Vereinbarungen mit dem Auswärtigen Amt, vorübergehend Waffen und Munition in einer Botschaft zwischenlagern zu können.
Interessant ist die Passage am Schluss des Berichtes
Rückblickend muss konstatiert werden, dass die Ursachen von Missständen und Fehlentwicklungen in die Vergangenheit zurückreichen, die Auswirkungen sich über die Jahre kumuliert und bisweilen als unheilvolle Fehlkultur etabliert haben.
Damit stellt sich unwillkürlich die Frage nach der Verantwortung ehemaliger Vorgesetzter. Stellungnahmen der Kommandeure des KSK und deren Vorgesetzter, der Kommandeure der Division Schnelle Kräfte (ehemals Divison Spezielle Kräfte) liegen vor.
denn zu diesem Personenkreis gehört auch der heutige Generalinspekteur, der von Juni 2014 bis Oktober 2015 Kommandeur dieser Division war. Das Fazit des Berichtes ist jedenfalls:
Das KSK ist seit seiner Gründung ein geforderter Verband mit überdurchschnittlicher Einsatzlast und hohem „operativen Tempo“. Strukturelle und personelle Aufwüchse der Vergangenheit zielten vornehmlich auf die Stärkung der Kommandokräfte. Ziel war es, neben zahlreichen anderen Aufträgen die nahezu durchgängige Entsendung von durchschnittlich 100 Angehörigen des KSK nach Afghanistan durchhaltefähig zu gewährleisten. Die „tragenden Säulen“ des Unterstützungsbereichs (Logistik, Materialwirtschaft, Personalmanagement und Militärische Sicherheit) wuchsen hingegen nicht proportional mit und hielten folglich der Auftragslast in Einsatz, Ausbildung und Grundbetrieb nicht Stand. Folgen dieser Entwicklungen waren Überlastung, Frustration, Vorschriftenverstöße sowie schließlich die Entstehung weitgehend regelungsfreier Räume. Strukturen wurden zwar auf Drängen der jeweiligen Kommandeure hin „erweitert“, allerdings bei oftmals langsamer Realisierung und verzögerter Besetzung der neu geschaffenen Dienstposten. Die resultierende Disbalance lässt sich auf eine markante Formel prägen: Das KSK trug die Einsatzlast einer Brigade, war aber seit den Gründerjahren mit dem Unterstützungsbereich eines Bataillons ausgestattet worden.
Hinzu traten organisatorische Defizite. Die truppendienstliche Verortung des KSK im Heer bei gleichzeitiger „operativer Unterstellung“ in Ausbildung und Einsatz unter das EinsFüKdoBw führten zu einer Sonderstellung in der Führungsorganisation. Die Entkopplung des truppendienstlichen und des fachlichen Führungsstrangs leistete Verantwortungsdiffusion Vorschub und erschwerte die Führung der Kommandeure im Sinne der Wahrnehmung ihrer unteilbaren Verantwortung für das KSK. Folge dieser Entwicklung waren Verselbstständigung, Abschottung, in einzelnen Bereichen die Entstehung eines überzogenenen Eliteverständnisses. Zudem diente der Sonderstatus oftmals als unzutreffende Begründung für Abweichungen von den allgemeingültigen Regeln des Truppendienstes.
Mit diesem Bericht, formal Abschlussbericht zur Umsetzung des Maßnahmenkatalogs der Arbeitsgruppe Kommando Spezialkräfte, ist das Thema KSK allerdings noch nicht abschließend aufgearbeitet. Zum einen steht die endgültige Entscheidung der Ministerin noch aus, ob der Verband in seiner – in den vergangenen Monaten zum Teil geänderten – Struktur erhalten bleibt – auch wenn das weitghend positive Fazit des Generalinspekteurs da eine Richtung andeutet.
Und zum anderen muss auch dieser Abschlussbericht noch einiges offen lassen. So sind die Ermittlungen zu möglichen Vergaberechtsverstößen noch lange nicht abgeschlossen. Allerdings kommt die bisherige Bewertung des Ministeriums zu dem Ergebnis, dass mögliche Verstöße keinen Hinweis auf rechtsextreme Seilschaften und auch nicht auf Korruption von Kommandosoldaten bedeuteten – sondern eher einen schlampigen Umgang mit Vergaberegeln.
Und auch die Konsequenzen aus dem regelwidrigen Umgang mit Munition stehen noch aus. Prominentestes Beispiel dafür ist KSK-Kommandeur Markus Kreitmayr, gegen den wegen der Rückgabeaktion für Munition dienst- und strafrechtlich ermittelt wird.
Mit anderen Worten: Das Thema ist noch nicht durch, auch wenn die Ministerin im Juni nach ihrem geplanten gemeinsamen Besuch mit dem Generalinspekteur beim KSK in Calw eine Entscheidung trifft. Und auch die Debatte im Verteidigungsausschuss des Bundestages, der voraussichtlich am 20. Juni in einer Sondersitzung über dieses Thema berät, steht noch aus.
*Nachtrag: Inzwischen hat das Verteidigungsministerium den Bericht – ohne die zum Teil eingestuften Anlagen – auf seiner Webseite veröffentlicht.
Vorsorglich die Sicherungskopie:
20210608_KSK_Abschlussbericht_Massnahmen
(Archivbild November 2020: Ein Kommandosoldat beim Training im Gelände – KSK/Bundeswehr)
Ursächlich für zahlreiche Defizite und Verstöße:
„Die truppendienstliche Verortung des KSK im Heer bei gleichzeitiger „operativer Unterstellung“ in Ausbildung und Einsatz unter das EinsFüKdoBw führten zu einer Sonderstellung in der Führungsorganisation. Die Entkopplung des truppendienstlichen und des fachlichen Führungsstrangs leistete Verantwortungsdiffusion Vorschub und erschwerte die Führung der Kommandeure im Sinne der Wahrnehmung ihrer unteilbaren Verantwortung für das KSK“.
Auftrag – Mittel – Führung sind unteilbar. Beim KSK wurde dem von Beginn an nicht entsprochen. In der euphorischen, heißen Aufstellungsphase ab 1996 hatten Verantwortliche andere Sorgen.
Dass später aber, und dies bis heute, keine ein-eindeutige ablauforganisatorische Führungsstruktur entwickelt und eingenommen wurde, muss den Verantwortlichen im fraglichen Zeitraum in toto angelastet werden. In diesem Fall sehe ich das Führungsversagen, denn das ist es, ausschließlich bei militärischen Vorgesetzten.
Auf Basis des Eckpunkte-Papiers sowie des Abschlussberichtes ist Gelegenheit zum Bessermachen. Obiger Hinweis des GI auf hohes „operatives Tempo“ begründet für mich eine Personalaufstockung in den KdoKp zur Reduzierung „überdurchschnittlicher Einsatzlast“.
Auf dass der Geist von Nagold für alle Zeit aus dem Verband entweiche!
Schönreden hilft nicht, ermüdet und verärgert, dies ist halt das Prinzip Bundeswehr, aktuell angewendet auf das KSK.
Erstmal eine Korrektur, es muss heißen Division Spezielle Operationen, DSO, war der Vorgänger der Division DSK. Wobei angesichts der ständig Umbenennung der Fallschirm Jäger Division Ausser ein Irrtum leicht möglich ist. Schließlich hiess die Division schon 1 Luftlandedivision, KLK/4. Division, DSO und jetzt eben DSK.
„überdurchschnittlicher Einsatzlast“. – was sich unter der sogannten Geheimhaltung so für Dinge aufbauen:
„überdurchschnittlicher Einsatzlast“ – da glaubt niemand daran, der weiß, was normale Brigaden des Heeres oder auch Einheiten SKB, des ZSan zu stemmen hatten. Ich empfehle dem Parlament, sich dazu genauestens vortragen zu lassen, also nicht nur mit vom BMVg erstellten ppt Folien abspeisen zu lassen. Da gibt es bei genauem Hinsehen viel ‚zu sehen‘.
„Hinzu traten organisatorische Defizite. Die truppendienstliche Verortung des KSK im Heer bei gleichzeitiger „operativer Unterstellung“ in Ausbildung und Einsatz unter das EinsFüKdoBw führten zu einer Sonderstellung in der Führungsorganisation. Die Entkopplung des truppendienstlichen und des fachlichen Führungsstrangs leistete Verantwortungsdiffusion Vorschub und erschwerte die Führung der Kommandeure im Sinne der Wahrnehmung ihrer unteilbaren Verantwortung für das KSK.“
Immerhin ein erster Erkenntnisgewinn in diesem Bereich. Jetzt muss das Ministerium nur noch feststellen, dass dies kein Problem des KSK, sondern ein Problem der gesamten Bundeswehr ist, dann haben wir schon den zweiten Schritt gemacht. Und sollte es uns dann auch noch gelingen, daraus die richtigen Schlüsse für die Bundeswehr zu ziehen, …
Aber ich will nicht zu sehr träumen.
„Damit stellt sich unwillkürlich die Frage nach der Verantwortung ehemaliger Vorgesetzter.“
Und was ist mit der Verantwortung der Politik, inklusive des Parlaments, das jetzt so empört tut? Wie heisst es so schön, wenn man mit einem Finger auf andere deutet, richten sich meist drei Finger zurück auf einen selbst.
Das eigentliche Problem war doch seit Anfang an, dass die politische Führung in ihrer Masse keinen Krieg mehr wollte, sondern allerhöchstens polizei-ähnliche Stabilisierungseinsätze. Nie wieder Krieg! und so.
Und alle Vorschriften bzw Mandate für Auslandseinsätze waren entsprechend angelegt.
Das ist uns in Afghanistan natürlich von Anfang an um die Ohren geflogen, mit der Folge dass unsere Verbündeten sich sämtlich die Haare gerauft haben, während sich die Taliban dieses ursprünglich recht ruhige Gebiet Stück für Stück unter den Nagel gerissen haben.
Die einzigen, die die ersten 10 Jahre was dagegen tun durften, waren das KSK. Von denen man aber am liebsten nicht gesprochen hat. Die haben ja gezielt getötet. Igitt. Sowas macht ein progressiver Mensch doch nicht !?
(auch wenn das unser Grundgesetz im Falle militärisch bewaffneter Aufständischer ausdrücklich so vorsieht).
Aber bewaffnete Drohnen will man auch nicht. Die Bundeswehr soll „skin in the game“ haben, unsere Soldaten unnötig ihr Leben riskieren, damit sich die Seesselfurzer zu Hause moralisch überlegen fühlen können.
Und da wundern sich dann die Herrschaften von der Politik, dass sich beim KSK ein „problematisches Elitedenken“ herausbildet und man auf Friedenszeiten angepasste Vorschriften, die nun mal überhaupt nicht zur realen Lage vor Ort passen, fröhlich ignoriert?
Die grundlegende Regel bei der Befehlsgebung wie auch beim Schreiben von (guten) Gesetzen ist: Gib nie einen Befehl / mache nie eine Regel, bei der Du von vorneherein weisst, dass niemand sie befolgen kann und wird.
Wenn im scharfen Einsatz die Wahl lautet, befolge ich die Vorschriften über die Mun-Verwahrung oder bekämpfe ich effektiv die Taliban, dann werden die wenigsten Soldaten sich für die Vorschriften entscheiden. Und wenn man (aus gutem Grund) die Vorschriften erst mal ignoriert, wird man sie auch zu Hause in der Kaserne eher weniger strikt befolgen, selbst wenn da die guten Gründe nicht mehr wirklich vorliegen.
Ja, beim KSK bestand/besteht Reformbedarf.
Aber der Fisch beginnt am Kopf zu stinken. Und das heisst hier Berlin, nicht Calw.
Oah, wenn sowas bei der Bw so gut klappt, könnten die Verantwortlichen nicht auch mal schnell beim SEK Hessen vorbeischauen?
@Scharlatan
Es lohnt sich nach solchen Meldungen abzuwarten, was die Untersuchung ergibt. Leider haben große Teile der Medien aus ihrem NSU 2.0-Debakel und weiteren Fällen von später nicht bestätigten Vorwürfe gegen Polizeibeamte nichts gelernt und berichten sehr undifferenziert über solche Sachverhalte. Die gebotene Differenzierung zwischen Verdacht und bestätigtem Delikt findet z.B. meist nicht angemessen statt.
Dies gilt auch für das Thema des Blogbeitrags. Bislang hat kein Medium aufgegriffen, dass die Untersuchung des BAMAD bei keinem der 66 geprüften KSK-Soldaten Extremismus nachgewiesen hat (bei einem läuft die Untersuchung noch). Das Feindbild Bundeswehr/Polizei scheint bei machen Journalisten einfach stärker zu sein als alle Fakten.
[Na, das Feindbild Journalisten scheint bei Ihnen aber auch ein klein wenig stärker ausgeprägt als manche Fakten… Wenn Sie die 66 überprüften nennen, sollten Sie vielleicht auch diesen Satz erwähnen:
Im Zeitraum zwischen der Abschiedsfeier 2017 und der Auflösung der Kompanie im Jahr 2020 wurden bereits 26 Angehörige der 2. Kompanie, die an der Abschiedsfeier teilnahmen, versetzt oder im Zuge disziplinarer oder strafrechtlicher Ermittlungen aus dem KSK bzw. den Streitkräften entfernt.
Sonst könnte man ja die Gesamtzahlen gar nicht richtig einordnen.
T.W.]
@T. W.
Soweit ich es offenen Quellen entnehmen kann, wurde auch keiner der erwähnten anderen 26 KSK-Soldaten als Extremist eingestuft. Verstöße u.a. gegen den § 86a StGB sind natürlich in keiner Weise zu rechtfertigen, aber sie hatten offenbar hier keinen extremistischen Hintergrund. Beweise für die von einigen Medien behaupteten rechtextremen Strukturen innerhalb der Bundeswehr stehen somit weiterhin aus. Ich wage zudem die Prognose, dass die Untersuchungen ergeben werden, dass es sich auch bei den erwähnten Beamten des Frankfurter SEK nicht um Extremisten handelt. Wenn sich Journalisten einmal die Mühe machen würden, einen Psychologen zu fragen, wie Personen, die extremem Stress ausgesetzt sind, diesen verarbeiten, würde dies mehr zum Verständnis der Problematik beitragen als die ständigen Spekulationen über angebliche rechtsextreme Netzwerke in Bundeswehr und Polizei.
[Wir lassen das jetzt mal – sonst müsste ich ja darauf hinweisen, dass die Zahl der Rettungssanitäter und Notärzte, die sich rechtsextremen Chatgruppen anschließen, ziemlich überschaubar ist, und die haben auch ziemlich extremen Stress. Aber diese abwegige OT-Debatte beenden wir an dieser Stelle. T.W.]
Eva Högl hat hierzu „vorhin“ ein Interview im DLF gegeben:
https://www.deutschlandfunk.de/bundeswehr-wehrbeauftragte-sieht-weiter-aufklaerungsbedarf.1939.de.html?drn:news_id=1268202
[Und hier der Link zum Wortlaut des Interviews:
https://www.deutschlandfunk.de/wehrbeauftrage-zum-ksk-es-gilt-im-ksk-die-spreu-vom-weizen.694.de.html?dram:article_id=498575
T.W.]
@T.W.
Sie haben sehr deutlich gemacht wo das ungelöste Problem liegt, auch und gerade weil das im Bericht nicht so prominent herausgestellt wird: die persönliche Verantwortung der Vorgesetzten aller Ebenen!
Mir sieht dieser Bericht ein wenig nach „Schadensbegrenzung“ aus, weil man technokratisch bestimmte Bereiche abarbeitet ohne das Ganze zu betrachten. Außerdem steht nur noch der aktuelle Kdr KSK im Fokus.
Sie haben den GI als ehemaligen Kdr DSK erwähnt und darüber hinaus gilt es entlang der Chain of Command der letzten um und bei 10 Jahre bei DLO/DSK, Ausbildungskommando, Kdo Heer, BMVg noch eine Menge persönlicher Verantwortung aufzuarbeiten. Oder ist eine Amnestie achteraus 2018 geplant?
@ Sailor 1995 _10.06.2021 um 8:12 Uhr
Ich stimme voll zu und ergänze:
Tabuisierung und Schönfärberei sind im Zusammenhang mit dem Bericht anzuführen. Der Bericht ist für mich persönlich am Rande eines Skandals. Der angebliche Fortschritt entpuppt sich bei genauem Hinsehen als Schönfärberei. Wer genau hinschaut, weiß das auch. Bewährte innere Strukturen, wie z.B. die Verortung der spezifischen Kommandoausbildung im KSK selbst wurden zerschlagen. Fragmentierung und Verantwortungsdiffusion ist angesagt. Jetzt mischt sogar die Infanterieschule mit. Alle Inspizienten des Heeres haben nun auch „was zu sagen“. Die „aufgedeckte“ „Entstehung weitgehend regelungsfreier Räume“ wird einfach mit mehr Dienstposten und Meldewesen versucht zu verhindern. Ein Bürokratiemonster von Stäben im KSK entsteht. Und vieles mehr.
Die Stimmung im KSK, bei den altbewährten Kommandosoldaten aber den ganz neuen, ist am Boden. Anständige Soldaten des Verbandes im Untersuchungs- und Reformierungswahn in Mitleidenschaft gezogen. Das war ein Tsunami, getragen vom Kdr KSK selbst.
Offiziell wird nun fast nichts mehr gesagt, man hat das Vertrauen in den Kommandeur und die Führung verloren. Das Vertrauensverhältnis zwischen Kommandeur und seinen Leuten ist in unsäglicher Art und Weise gestört.
Nach oben hin ist und wird jetzt alles schöngefärbt. Man weiß, was man bei Besuchen von BM, GI u.ä. zu sagen hat. Erwarten kann man außer schönen Worten meist sowieso nichts von BM, GI, Wehrbeauftragte etc.
Verantwortliche wurden nur indirekt benannt, zur Verantwortung wurde niemand gezogen.
Die seit Jahren bekannten Fehler in der Organisation deutscher Spezialkräfte wurden wieder nicht beseitigt. Ein Kompetenz- und Zuständigkeitschaos. Im Grunde so offensichtlich, dass es in funktionierenden Streitkräften nicht hinnehmbar ist. Wegschauen kann man also nur, wenn einem Spezialkräfte wirklich nicht wichtig sind.
Es bleibt bei den großen Dingen alles wie es ist, ein Spezialkräfte-Organisationschaos. In der NATO SOF Community spricht man offen aus, dass Deutschland nie eine Nation mit echtem Spezialkräftebezug werden wird. Hier im Blog wurde schon so oft erklärt, dass NATO Partner immer wieder rätseln, wei den die DEU SOF Systematik ist, wer eigentlich welche Zuständigkeit hat. .“..be pretty complex….“
Zum Beispiel verfügen die Vereinigten Staaten und Frankreich über Kommandos zur Führung ALLER Spezialkräfte im Grundbetrieb und Einsatz. Über einen „Director of Special Forces“ ist hier im Blog schon viel geschrieben worden.
Geld wie Heu in der Bundeswehr…. aber wenn es darauf ankommt werden wichtige NATO Verpflichtungen wie ein Special Operations Component Command (SOCC) seit Jahren (!!) nicht erreicht. Kleine Nationen sind dort weiter: Belgien, Dänemark, Niederlande haben ein Composite Special Operations Component Command (C-SOCC) „fully operational“ seit Ende 2020. Osteuropäische Partner vergleichsweise.
Personen in Führungsverwendung werden nun abgeschoben, man nennt es querversetzt. So der Kdr KSK. Kdr DSK wird mit der Übung Green Griffin seinen medialen Höhepunkt haben, das ist wichtig für ihn, da gute Bilder.
Verantwortlich Generale für die Fehler des seit jähren bekannten Spezialkräfte-Organisationschaos benennen, das wurde gerufen- geschehen ist nichts. Man spielt mit der Zeit des Vergessens. Bei vielen betroffenen Generalen ist die Sorge, dass man sich der Verantwortung stellen muß, schon lange verflogen.
Man wird sich zum Jubiläum des KSK (25 Jahre) treffen, da laufen die Vorbereitungen seit Monaten mit höchstem Aufwand. Manche munkeln im KSK selbst, dass dies wohl der eigentliche Schwerpunkt der Führung sei. Da wird alles so prima sein, eine perfekte Illusion soll gezeigt werden. Man weiß schon, was man für Bilder zeigen muß.
Ja, nicht zu vergessen, die BM ist aus dem Feuer – war wohl die wesentliche Leistung des BMVg. Zukunftsweisende Ausrichtung der Spezialkräfte, moderne Führungsstrukturen braucht man ja nicht. Lieber erst einmal endgültig Ruhe an der KSK Front. Das Heer wird das nun schon machen, Deckel drauf und Ruhe!
@Update sagt: 10.06.2021 um 10:04 Uhr
Viele Punkte. Manchem kann ich zustimmen.
Aber mir fehlt die Feststellung und das Bewusstsein, dass die Skandale die die Existenz des KSK gefährdet haben nicht durch (höhere) Kommandeure verursacht wurden, sondern nahezu ausschließlich durch KdoFw/KdoOffz selbst.
Sowohl das Verhalten auf der kritisierte Party, als auch die fehlerhafte Abrechnung und Lagerung von Munition und der Rückgriff auf „Buddies“ aus dem „Kreis der Vertrauens“ all das waren nicht die Führung, sondern die Truppe. Die Führung hat es (teilweise) durch zu viel Toleranz von beanspruchten Eigenheiten (aka Wegschauen) gefördert, aber begangen hat es die Basis…
@ Koffer 10:37 Uhr
@Update10:04 Uhr
Ich kann @ update nur zustimmen, es hat zig Versuche gegeben, die Struktur der deutschen Spezialkräfte zu reformieren.
Aus dem Kindergartendenken „ich auch haben wollen“ ist man nie weg gekommen. Das betrifft alle TSK mit Spezialkräften. Jeder Inspekteur brauchte seine „Spezialtruppe“.
Ja sicher KdoFw haben Fehler gemacht, das muss gesagt werden. Bestimmte Sachen gehen nicht. Das sind sich fast alle im Blog doch einig. Also @Koffer, stimmt schon.
Das der offensichtliche Reformbedarf bei Verantwortlichkeiten und Strukturen der Spezialkräfte wieder einmal weggeredet wird, dass ist Sache der Führung. Eine Umsetzung der zahlreichen Analysen des Projekts fehlt bis heute.
Da kann keiner sagen, das wäre nicht Sache der Generale. Genau das ist es, doch Generale sitzen im MFR und streiten sich „Mein Förmchen, Dein Förmchen“.
Auch ich sage, der Geburtsfehler, das KSK beim Heer aufzustellen, das war der Zeit geschuldet. Doch nun dieses bewußte Wegschauen bei den großen Fragen , bei gleichzeitigem Zerschlagen notwendiger spezialkräftenotwendiger Binnenstruktur, das ist wirklich schlimm. Ausbildung des KSK im Ausbildungsstützpunkt Spezialkräfte Heer (AusbStpSpzKrH), da kommen die klugen Führungskräfte drauf, wissend, dass dies eine äußerst schlechte Lösung ist. Den großen Wurf traut sich keiner! Da fehlt der Mut!
Dazu kommt, man weiß das alles im BMVg, der GI weiß das, das ist ihm mehrfach vorgetragen worden. Doch lieber nimmt man das „Spezialkräfte-Organisationschaos“ (Zitat update) in Kauf, wissend, das dies verdammt schlecht funktioniert.
Übrigens, falls das hier jemand weiß, hat der Kdr KSK eine streitkräftegemeinsame Struktur gefordert? Oder gefällt er sich als General der Spezialkräfte des Heeres?
@Garora06 sagt: 10.06.2021 um 11:33 Uhr
Sorry, aber ich denke Sie schreiben am Thema vorbei.
Es gibt in der Tat gute Argumente für andere SpezKr-Strukturen. Allerdings gibt es auch gute Argumente dagegen.
Aber der Bericht um den es hier geht, dreht sich nicht um die Frage der Verbesserung des Gesamtsystems, sondern vielmehr um die Frage ob das KSK trotz der manigfaltigen Verfehlungen auf Truppenebene in den letzten Jahren noch zu retten ist.
Das sind beides wichtige Fragen, aber sie hängen inhaltlich nicht zusammen.
Jetzt über die überhaupt nicht vom Bericht umfasste wichtige, aber nicht dringende Frage zu sprechen, blendet die ebenfalls wichtige, aber nun einmal vordringliche Frage aus.
Garora06 10.06.2021 um 11:33 Uhr :
Sie fragen:
„Übrigens, falls das hier jemand weiß, hat der Kdr KSK eine streitkräftegemeinsame Struktur gefordert? Oder gefällt er sich als General der Spezialkräfte des Heeres?“
Das kann ich Ihnen so nicht beantworten, doch ich weiß von KSK Soldaten, mit den ich (EGB) seit Jahren zusammen übe, dass er den Ruf hat, das KSK gegen die Wand zu fahren. Es hält sich das Gerücht, dass es direkte Absprachen mit dem Generalinspekteur gibt, dass er zunächst mal das Thema Rechtsradikales lösen sollte, dass wird man ihm dann persönlich nicht vergessen.
Da liegt die Vermutung nahe, dass er sich wegen Strukturveränderungen nicht mit dem Inspekteur des Heeres oder gar dem Generalinspekteur anlegt.
Nun, zumindestens produzieren die Spezialkräfte der Marine keine negativen Schlagzeilen ! Dies spricht schon mal gegen den Einheitsbrei der Spezialkräfte alle unter dem Mantel des Heeres.
Interessant ist, das plötzlich neue Kommentatoren zum Themengebiet KSK auftauchen, die hier selten bis nie kommentiert haben.
Wo waren diese Kommentatoren, als es die Misstände beim KSK aufzudecken galt ?
Jetzt hinterher, nachdem die Party gelaufen ist zu sagen, die Ergebnisse gefallen mir nicht, ist schon etwas zu einfach.
Vielleicht sollte man den Geburtsfehler des KSK ansprechen ?! Kommandeure wie den General Günzel benennen, die als Vorbild für die KSK, die „Division Brandenburg“ der Wehrmacht gesehen haben. Diejenigen, die diesen Mindset von falschen Elitedenken in Verbindung mit Rechtsradikalismus (General Günzel) gelegt haben und denen von den Folgekommandeuren nie wirklich widersprochen wurde. Hauptsache es war für die eigene Karriere förderlich und es gab keine negativen Schlagzeilen.
Dies ist m.M.n. etwas zu wenig Führungsleistung für einen Kommandeur eines Spezialverbandes !
Ohne öffentliche Einsicht in die falsche Führungskultur wird es keine Besserung geben, egal wieviel zusätzliche Logistikpersonal der Verband erhält.
@alex: bezüglich der Einsatzbelastung der Bundeswehr müsste der Bundestag doch nur in den Bericht des Wehrdienstbeauftragten gucken. Seitenweise aufgelistet, wie die Soldaten ächzen unter der Bealstung. Jedes Jahr wieder. Eigentlich sollte man ja erwarten können, daß Bundestagsabgeordnete erfahren genug in Politik sind, sich nicht einfach mit bunten Folien und schönen Formulierungen abspeisen zu lassen und mal selbst gucken und nicht einfach die natürlich geschönten Berichte aus dem Ministerium glauben. Sie könnten auch mal ein paar Standortpfarrer fragen, wie es den Soldaten geht usw. usf. Ich bin da jetzt ohne großes nachdenken daraufgekommen wo man mal fragen könnte zur Lage.
@Koffer sagt: 10.06.2021 um 10:37 Uhr
„@Update sagt: 10.06.2021 um 10:04 Uhr
Viele Punkte. Manchem kann ich zustimmen.
Aber mir fehlt die Feststellung und das Bewusstsein, dass die Skandale die die Existenz des KSK gefährdet haben nicht durch (höhere) Kommandeure verursacht wurden, sondern nahezu ausschließlich durch KdoFw/KdoOffz selbst.“
Volle Zustimmung. Auch die organisatorischen Defizite „Das KSK trug die Einsatzlast einer Brigade, war aber seit den Gründerjahren mit dem Unterstützungsbereich eines Bataillons ausgestattet worden.“ muss man differenziert betrachten. Hier der Führung pauschal Versagen vorzuwerfen ist zu einfach. Wurden die organisatorischen Mängel denn aus den betreffenden Bereichen gemeldet? Oder wurde wieder mal „alles in Ordnung“ gemeldet, um nicht aufzufallen?
Man muss schlichtweg die Führungskultur hinterfragen. Ein Problem, das sich durch die gesamte Bundeswehr zieht.
„Interessant ist, das plötzlich neue Kommentatoren zum Themengebiet KSK auftauchen, die hier selten bis nie kommentiert haben.
Wo waren diese Kommentatoren, als es die Misstände beim KSK aufzudecken galt ?
Jetzt hinterher, nachdem die Party gelaufen ist zu sagen, die Ergebnisse gefallen mir nicht, ist schon etwas zu einfach.“
Ich kann diesem Beitrag nicht folgen. Welcher Kommentator hat hier zur „Aufdeckung der Missstände“ beigetragen? Wenn ich die unzähligen Kommentare zu der Thematik überfliege kann ich dort keine inhaltlichen Neuigkeiten entdecken, die nicht über Spekulationen oder bestenfalls die Wiedergabe der Medienlage und persönliche Meinungsäußerung hinausgehen.
@alex
Ich glaube daran, wohl wissend, welche Einsatzlast weniger „glamouröse“ Einheiten überrollt. Doch selbst wenn es nicht so wäre: Welcher Verband z.B. der Streitkräftebasis hat zusätzlich zur Einsatzbelastung dermaßen viel Ausbildung und Übung gerade auch im Ausland zu absolvieren?
Mit der Folge, dass diese Männer kaum vier Monate im Jahr zu Hause sind, Jahr für Jahr? Nichts für ungut, aber seit Monaten tauchen hier in den Diskussionen zum Thema immer wieder Beiträge auf, die doch sehr daran erinnern, wie etwa Krankenschwestern über Ärzte schimpfen, die ihre Belastung beklagen.
Dies ist kein Wettbewerb.
@Georg
Damit ein Experiment als beweiskräftig gilt, muss es replizierbar sein. Wenn ein Durchlauf das KSK ergibt und der zweite Durchlauf das KSM, ist damit noch nicht ausgesagt. Freilich denke ich, dass im vorliegenden Fall die Schaffung eines teilstreitkräftegemeinsamen Kommandos ausnahmsweise angezeigt wäre.
Sorgen bereitet mir in diesem Zusammenhang nur der neue Begriff der „Dimension“. Wie ich die Bundeswehr kenne, werden es manche Schreibtischtäter soweit treiben wollen, dass das Heer alles, was an Fallschirmen hängt, an die Luftwaffe abgeben muss, und alle Amphibiker zur Marine kommen.
@Garora06
Abwarten. @Wie Klaus-Peter Kaikowsky schon schrieb, „auf Basis des Eckpunkte-Papiers […] ist Gelegenheit zum Bessermachen“. Die Chance auf einen „großen Wurf“ scheint so hoch wie lange nicht. Freilich muss man alle Restrukturierungspläne auch vor dem Hintergrund der Skandale im KSK betrachten.
Selbst wenn man die üblichen fünfzig Prozent Übertreibung durch eine der Bundeswehr nicht eben freundlich gesinnte Presse (Ausnahmen bestätigen die Regel) abzieht, bietet das Vorgefallene Anlass genug, schonungslos zu untersuchen und durchzugreifen.
Dass der Schwerpunkt gegenwärtig auf „Haltungsproblemen“ liegt, ist natürlich und unvermeidlich. Und es stellt auch das einzig belastbare Fundament für weitere, aus militärischer Sicht notwendige Reformen dar. Alles andere wäre politisch untragbar und würde zur Fundamentalopposition ermuntern.
Was hätte das KSK davon, wenn eine militärisch sinnvolle Reform auf dem politischen Parkett umgestoßen würde, weil den Entscheidungsträgern nicht die nötige Sicherheit gegeben wurde, dass sich die Vorfälle der Vergangenheit nicht wiederholen werden?
@ Georg sagt: 10.06.2021 um 12:44 Uhr
„Nun, zumindestens produzieren die Spezialkräfte der Marine keine negativen Schlagzeilen !“
Ja, weil die beiden Kategorien ja auch absolut vergleichbar sind. Ne is klar, das soll jetzt wohl eine Nebelgranate sein, oder?
„Dies spricht schon mal gegen den Einheitsbrei der Spezialkräfte alle unter dem Mantel des Heeres.“
Wo haben Sie das denn jetzt her? Alle Papiere der letzten 15 Jahre die ich kenne denken eher über die Frage Joint nach denn über die Frage Überführung KSM ins Heer.
„Wo waren diese Kommentatoren, als es die Misstände beim KSK aufzudecken galt ?“
Es ist doch nicht die Aufgabe von Kommentatoren Missstände „aufzudecken“. Man kommentiert im Rahmen seiner Interessenlage und seiner (vermeintlichen) Kompetenz, alles andere wäre reichlich vermessen zu fordern.
„Vielleicht sollte man den Geburtsfehler des KSK ansprechen ?! Kommandeure wie den General Günzel benennen, die als Vorbild für die KSK, die „Division Brandenburg“ der Wehrmacht gesehen haben. Diejenigen, die diesen Mindset von falschen Elitedenken in Verbindung mit Rechtsradikalismus (General Günzel) gelegt haben und denen von den Folgekommandeuren nie wirklich widersprochen wurde.“
Scharfer Widerspruch von meiner Seite. Unsachlich, unbelegt, unzutreffend!
„Strukturen wurden zwar auf Drängen der jeweiligen Kommandeure hin „erweitert“, allerdings bei oftmals langsamer Realisierung und verzögerter Besetzung der neu geschaffenen Dienstposten.“
Für mich ist der zweite Teil des Satzes ein klarer Hinweis darauf, dass die strukturellen Mängel und organisatorischen Unwuchten auch der außerhalb des KSK bestehenden „Militärbürokratie“ somit schon länger bekannt gewesen sein müssen.
Unterstützungsbereich eines Bataillons? Was darf man sich darunter vorstellen? FmTrp, TechnTrp, MunGrp + MatGrp, den „Kompanieversorger“, Schirrmeister, Feldküche? Oder was meinen die?
@ Positroll sagt:
09.06.2021 um 20:09 Uhr
Wer aus der „Politik“ hat denn Binnen-Strukturen und Belastung des KSK vorgegeben?
Das hat soldatische BW-Führung doch wohl ganz maßgeblich selbst zu verantworten.
TRENNUNG
Ich verstehe nicht, warum denn nun ein gemeinsames Spezialkräftekommando der tolle Lösungsansatz sein soll. Probleme „abgekapselter“ Spezialkräfte kann man auch für GBR, AUS, USA,…und sonstwo nachlesen.
TRENNUNG 2
Ich mag diesen Beruhigungspillen-Stil des Berichts mit Vorwegnahme möglicher Zukunftsereignisse als gesetzt überhaupt nicht (z.B.: „führt mittelfristig zu einer höheren Zahl von geeigneten Anwärtern“…“Studien werden einen Erkenntnisgewinn bringen, der deutlich über das KSK hinausweist“….“erden das Vertrauen in die Menschen bei den Spezialkräften des Heeres steigern“ etc. pp). Es wird mir etwas schwummrig beim Lesen. Irgendwann hies es ja mal, dass klare Sprache und klares Denken zusammenhängen.
@sputo.di.rospo
Besser, Sie stellen sich gar nichts vor, sondern beachten die Sollorganisation, ex-STAN.
Nachschubdienste und Instandsetzungsdiensten bilden die die Versorgungsdienste in Btl und seEinh, sie stellen besagten „Unterstützungsbereich“ dar.
MatBewTrp, MatNachwTrp, MatGrp, TrspZg oder TrspGrp, VpflGrp und VersTrp oder VersGrp.
(Abweichungen in der Stärke je nach TrGtg möglich).
Unterstellt, diese Auflistung stellt den log Anteil im KSK dar, wie konnten die bei Stärke von ca 1000 überhaupt überleben?
@Landmatrose3000
Ein „gemeinsames Spezialkräftekommando“ ist nicht neu, gab es vergleichbar bis 2005 – 12.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Kommando_F%C3%BChrung_Operationen_von_Spezialkr%C3%A4ften
Zitat: „MatBewTrp, MatNachwTrp, MatGrp, TrspZg oder TrspGrp, VpflGrp und VersTrp oder VersGrp.
(Abweichungen in der Stärke je nach TrGtg möglich).
Unterstellt, diese Auflistung stellt den log Anteil im KSK dar, wie konnten die bei Stärke von ca 1000 überhaupt überleben?“
Meines Wissen gibt es da eine Unterstützungsgrp bestehend aus mehreren Kompanien. Der besagte Leiter der Unterstützungsgruppe, ein OTL, soll dem damaligen Kdr KSK die anonyme Munitionssammelaktion vorgeschlagen haben, bzw. ihm erklärt haben das dies rechtlich zulässig ist, weil es solche Aktionen auch im Einsatz gibt.
Wenn es also eine Untestützungsgruppe für das KSK gibt, bestehend aus mehreren Kompanien, wo liegt dann das Problem die 1000 Mann zu versorgen ?
Ein Lw-Geschwader ist von der Versorgung her mindestens genauso komplex wie der KSK-Verband.
Dafür gibt es eine zusammengefasste Nachschub- und Transportstaffel, komplett mit urkundlicher Nachweisführung von STAN-Artikeln, Anforderung von Einzel- und Mengenverbrauchsgütern, Zuführung dieser Güter zum Verbraucher, inklusive Versorgung von Einsatzkommandos z.B. im Balitkum oder Jordanien.
Also 100 Soldaten im Einsatz zu unterstützen sollte mit einer Unterstützungsgruppe bestehend aus mehreren Kompanien möglich sein !
@BMVg_Bundeswehr
„Das #KSK bleibt bestehen. Das hat Ministerin @akk nach ihrem gestrigen Besuch in Calw entschieden. Im Verband habe ein positiver Wandel eingesetzt, die über 60 Reformmaßnahmen beginnen zu greifen. Über die Entscheidung wurde heute Morgen der Deutsche Bundestag unterrichtet“.
Eine richtige und konsequente Entscheidung. Die Mängel sind erkannt und werden seit geraumer Zeit mit Erfolg angegangen. Die Fähigkeit Spezialkräfte bleibt, wird im Vorhaben „Eckpunkte-Papier“ fortentwickelt werden.
https://mobile.twitter.com/BMVg_Bundeswehr/status/1404688615662407683/photo/1
[Gibt einen neuen Thread dazu, die weitere Debatte bitte dort. T.W.]