Der (nicht mehr ganz so) neue Schützenpanzer: Heer erklärt „taktische Gefechtstauglichkeit“ des Puma
Der Schützenpanzer Puma, der in der Bundeswehr den bald 50 Jahre alten Marder ablösen soll, ist nach Jahren der Nachbesserungen so weit wie ihn die Bundeswehr haben möchte: Das Heer erklärte die Einsatzreife, oder, wie es korrekt heißt, die taktische Gefechtstauglichkeit des Schützenpanzers. Ausschlaggebend dafür war die jüngste Einsatzprüfung des Pumas in der Ausstattung und Konfiguration, wie er für den Einsatz in der NATO-Eingreiftruppe 2023 genutzt werden soll.
Nachdem im Februar die taktische Einsatzprüfung des nach Bundeswehrangaben modernsten Schützenpanzers der Welt erfolgreich abgeschlossen wurde, ging das Heer am (heutigen) Donnerstag mit den Details an die Öffentlichkeit (wenn auch ein bisschen verklausuliert), mit der Kernaussage: Die Taktische Gefechtstauglichkeit ist festgestellt.
Von der Webseite des Heeres:
Während der Einsatzprüfung im Juli 2020 wurden am Schützenpanzer Puma teilweise erhebliche Mängel festgestellt, die Fähigkeiten des Systems waren deutlich eingeschränkt. Damals war die Entscheidung für den Einsatz in der VJTF (Very High Readiness Joint Task Force) nicht verantwortbar. Davon ausgehend haben Industrie, Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr und Amt für Heeresentwicklung sowie die Truppe fokussiert zusammengearbeitet.
Unter hohem Druck konnte in den letzten sechs Monaten das System Panzergrenadier mit dem Puma VJTF signifikant modifiziert werden. Die Taktische Gefechtstauglichkeit ist festgestellt – eine wesentliche Voraussetzung für die Entscheidung zum Einsatz des System Panzergrenadier VJTF 2023 im Rahmen der NATO Response Force 2022 bis 2024. Optiken, Waffenwirkung und der Schutz der Soldaten wurden noch einmal verbessert. Damit kann das Panzergrenadierbataillon 112 die geplante Ausbildung und die Zertifizierung des deutschen Beitrages für die VJTF 2023 leisten. Mehr als 250 einsatzbereite Puma werden für die NATO-Bündnisverpflichtung und die Landesverteidigung benötigt. (…)
Nach einer nicht erfolgreichen Einsatzprüfung im Sommer 2020, stehen die Zeichen nach der zweiten Einsatzprüfung im Februar 2021 auf Grün.
Für die nächsten Jahre plant das Heer, einen Großteil ihrer Pumas auf diesen technischen Stand zu bringen, oder, wie es heißt, hochzurüsten. Nicht alle knapp 350, die die Bundeswehr bislang erhalten hat – sondern 266. Diese Zahl errechnet sich aus dem Vorhaben, bis 2027 eine einsatzbereite Heeresdivision aufzustellen, mit fünf Panzergrenadierbataillonen, die mit Puma ausgerüstet sind. Eingerechnet sind dabei auch Kampffahrzeuge für Ausbildungszwecke wie Fahrschulen, und in diesen 266 sind auch die 40 bereits umgerüsteten VJTF-Pumas enthalten.
Allerdings, das ist bedeutsam: Zunächst einmal werden nur die 40 Pumas auf dem aktuellen technischen Stand gebracht, die die Bundeswehr in der NATO-Speerspitze, der Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) 2013 einsetzen will. Für die anderen Schützenpanzer gibt es noch keinen Vertrag – und auch kein freigegebenes Geld.
Die Finanzierung dieser Hochrüstung dürfte, nicht zuletzt angesichts der Entwicklung des Bundeshaushalts in Corona-Zeiten, nicht ganz so einfach werden. Als ersten Schritt soll noch vor der Sommerpause dieses Jahres die Nachrüstung einer ersten Tranche dem Haushaltsausschuss des Bundestages zur Billigung vorgelegt werden. Und die Zahlen, die dazu zu hören sind, gehen ein bisschen auseinander: Das Heer hofft, mit gut einer Milliarde Euro die technische Aufrüstung von 140 bis 150 Pumas zu bekommen. Ob es bei dieser Summe und ob es bei dieser Zahl bleiben wird, ist noch offen; aus anderen Quellen ist auch von 100 Pumas auf dem Stand der VJTF zu hören.
Wie das System im Einsatz aussehen soll, vor allem im Zusammenwirken mit den – abgesessenen – Panzergrenadieren, zeigte die Industrie im vergangenen Jahr mit diesem Werbevideo:
Allerdings sollte man sich dann auch ein anderes Video aus dem vergangenen Jahr ansehen: Eine Dokumentation des ZDF, die auch auf den Puma blickt. In der Kurzfassung:
Mit den geplanten Hochrüstungs-Schritten kommt auch ein logistisches Problem auf die Truppe zu: Künftig wird es dann mehrere Puma-Versionen nebeneinander geben. Zunächst die 40 VJTF-Schützenpanzer, dann – nach der Planung technisch identisch – die Pumas, die schrittweise auf diesen technischen Stand gebracht werden. Und die selbst im günstigsten Fall auch nach 2027 noch vorhandenen mehr als 70 Gefechtsfahrzeuge, die auf dem ursprünglichen Stand bleiben.
Nun ist dieser Schützenpanzer eine Geschichte, die die Bundeswehr – und natürlich auch die beteiligten Unternehmen Krauss-Maffei Wegmann und Rheinmetall – schon sehr lange beschäftigt. Schon im September 2002 wurden die ersten Haushaltsmittel für die Entwicklung bewilligt. Im Juni 2009 billigte der Bundestag den Abschluss eines Vertrags über die Herstellung und Lieferung von 405 Fahrzeugen des Typs Schützenpanzer PUMA, und in einem Sachstandsbericht hieß es: Zehn in den Jahren 2010 bis 2012 auszuliefernde Serienfahrzeuge sollen den ausstehenden Nachweis- und Eignungsprüfungen des Gesamtsystems PUMA dienen.
Das klappte alles nicht so wie geplant. Zur wechselvollen Geschichte dieses Rüstungsprojekts gehörte im Jahr 2011 die Reduzierung der bestellten Zahl von 405 auf 350 Schützenpanzer oder im Jahr 2013 die klare Ansage des damaligen Verteidigungsministers Thomas de Maizière, dass der Puma für eine Einführung in die Truppe noch nicht reif sei. (Nebenbei: de Maizière erinnerte kurz nach Amtsantritt bei einem Truppenbesuch daran, dass er selbst als Wehrpflichtiger 1972 den Marder als damals neues Fahrzeug erlebt hatte.) Immerhin gab es 2015 die Nutzungsgenehmigung – einsatzbereit war der Schützenpanzer damit aber noch lange nicht.
Anekdote am Rande: Schon die Namensfindung für den Nachfolger des Marder war nicht ganz einfach. Den Vorschlag, den neuen Schützenpanzer Panther zu nennen, lehnte der damalige SPD-Verteidigungsminister Peter Struck Anfang des Jahrhunderts ab – den Namen hatte die Wehrmacht für einen ihrer Panzer genutzt. Zwischendurch sollte das Gefechtsfahrzeug Igel heißen, was aber im Heer nicht so begeistert aufgenommen wurde. Und dann wurde daraus der Puma.
Fürs Archiv: wesentliche Aussagen zum Rüstungsprojekt Puma gibt es im jüngsten Rüstungsbericht vom Dezember 2020.
(Foto: Soldaten des Panzergrenadierbataillons l112 aus Regen am 18.02.2021 bei der Einsatzprüfung des Schützenpanzers Puma auf dem Truppenübungsplatz Bergen – Maximilian Schulz/Bundeswehr)
@dieandereMeinung:
„Schaut man auf den Puma und seine Entstehung ist klar, dass er nie für Landes- und Bündnisverteidigung konzipiert war und letztlich auch nicht ist.“
Können sie das mal genauer erklären?
Ich bin jetzt nicht so der Spz Kenner.
Mich irritiert das jetzt nach X Jahren attestiert wird, das ein Teil der Panzer geeignet sein soll in einem Gefecht zu bestehen. Hatte ich als Grundvoraussetzung angesehen. Wegen des schicken Designs wird sich niemand die Dinger hinstellen.
In meiner laienhaften Vorstellung bin ich davon ausgegangen, das man den Frauen und Männern der Truppe Geräte kauft die zumindest grundsätzlich funktionabel sind.
Mal davon abgesehen, das man den Eindruck gewinnt das es nicht nur Bananensoftware sondern auch Bananenpanzer zu geben scheint.
Reift bei der Truppe. Natürlich für einen satten Aufpreis.
Mich würde mal interessieren, wie eine Puma-Kompanie im Angriff gegen einen mit 750Ps-Motor und Mells ausgestatteten Marder-Zug in der Verteidigung im Gefechtsübungszentrum des Heeres abschneiden würde. Und damit niemand mit dem Argument “ Aber die kennen doch das Gelände!“ kommt, ist der Ausbildungsverband da außen vor und stellt maximal die Nachbarn dar, während der Marder-Zug z.B. aus Marienberg kommt.
Nichts für ungut, aber im Grunde ist jeder Puma ist ein Unikat. Das verkompliziert die Ersatzteilbevorratung nicht unerheblich. Es gibt „KMW-“ und „RLS-Fahrzeuge“ – der Kraus-Mafia-Wegmann-Techniker darf nicht am „RLS-Puma“ schrauben und der Rheinmetall Landsystem-Techniker nicht am „KMW-Puma“. Man wollte zwei panzerbauende Unternehmen ein Fahrzeug gemeinsam bauen lassen, also haben die das gemacht. Fein säuberlich aufgeteilt – und in Astrazeneca-Manier wurde sich größte Mühe dabei gegeben, die Punkte im Vertrag, die „nach Möglichkeit“ erfüllt werden mögen, zu erfüllen, aber es hat dann leider größtenteils nicht gereicht.
Es ist fast schon tragisch: Jetzt, wo der Bagger offenbar halbwegs läuft und es statthaft wäre, ein Folgelos zu beauftragen, kommt ein garlustiges Virus dazwischen und das war’s dann mit dem zweiten Los für das vor Kraft kaum mehr gehen könnenden Heer mit drei Divisionen. Und am Ende kann man noch nicht mal alle 350 Puma des ersten Loses kriegstauglich machen. Das ist alles beschämend.
@memoria
Man hört oft die Meinung, der Puma sei gar nicht für konventionelle Kriege gemacht, ansonsten hätte man sich nicht mit der Forderung nach Luftverlastbarkeit aufgehalten. Allerdings hätte man sich für Stabilisierungseinsätze auch an leichtere Radfahrzeuge á la Stryker halten können.
@kleiner Hinweis
Augenblick mal, das ist doch mittlerweile alles hinreichend erklärt. Natürlich ist es eine Grundvoraussetzung, und prinzipiell erfüllte der SPz Puma diese Grundvoraussetzung auch von Anfang an. Aber wie verbuggte Software hin und wieder abstürzen kann, hatte auch der Puma erhebliche Stabilitätsprobleme.
@Dirk Wege
„Puma-Kompanie im Angriff gegen einen mit 750Ps-Motor und Mells ausgestatteten Marder-Zug in der Verteidigung“ – was wollen Sie aus dieser nie eintretenden Lage mit einer Übungskünstlichkeit ableiten?
Der SPz Marder hat immer noch 600 PS, oder?
Welchen Vorteil böte eine hohe Triebwerksleistung in der Verteidigung? Die Truppe ist eingegraben, die SPz in gedeckter Aufstellung bzw in Stellung. Wechselstellungen sind vorbereitet. Allenfalls beim Stellungswechsel käme der Unterschied 600 : 750 PS geringfügig zum Tragen.
Beide TrTle sind unter Zugrundelegung realer Szenare nicht ohne Kampfunterstützung verwendet.
Was soll ihre Frage also beweisen helfen?
„Kriegstauglich“ ist natürlich ein sprachliches Eigentor, denn das impliziert, daß die anderen PUMA nur „bedingt kriegstauglich“ bzw. „nicht kriegstauglich“ oder sogar „kriegsuntauglich“ sind.
Und zur „Kriegstauglichkeit“ gehört wohl auch die Ausstattung aller Schützengruppen mit IdZ.
@Hans Dampf:
„das war’s dann mit dem zweiten Los für das vor Kraft kaum mehr gehen könnenden Heer mit drei Divisionen. Und am Ende kann man noch nicht mal alle 350 Puma des ersten Loses kriegstauglich machen. Das ist alles beschämend.“
Von den drei Divisionen sind ja nur 2 mechanisiert. Dafür fehlt aber wohl das Geld.
Im Kern steht die Frage:
Welcher Beitrag zur konventionellen Abschreckung leisten deutsche Landstreitkräfte im NATO-Verbund?
Na endlich! Jetzt kann das Heer damit rechnen, jedes Jahr ein Bataillon mit taktisch gefechtstauglichen neuen Schützenpanzern ausgestattet zu bekommen. Sinnvollerweise fängt man bei den 350 ausgelieferten Modellen an. Warum nicht in der Reihenfolge in der sie ausgeliefert wurden? Und dann sorgt man rechtzeitig dafür, die Folgebeschaffung für die verbliebenen Marder mit einem gefechtstauglichen Modell in Gang zu setzen. Wiederum mit einem Bataillon pro Kalenderjahr. Das kann – muss aber nicht – auf der Basis des Puma erfolgen. So kann der Plan Heer mit einem recht konstanten und vertretbaren Finanzprofil erfüllt werden und die Truppe wächst kontinuierlich an Einsatzfähigkeit und Wirkfähigkeit auf.
@KPK
Im Gefechtsübungszentrum kämpfen unter anderem Marder gegen Marder. Von mir aus kann es auch ein verstärkter Zug und eine verstärkte Kompanie jeweils mit Kampfunterstützung sein. Mir geht es um die Durchsetzungsfähigkeit des Puma. Der hat seine Vorteile. Aber kann er sie auch ausspielen? Darum geht es mir. Man kann auch beweglich verteidigen. Und Geschwindigkeit ist eine Waffe. Von mir aus auch ein CV-90-Zug von wem auch immer. Wenn das Gefechtsübungszentrum als letztes auf Puma umgerüstet wird, kann es durchaus zu dieser Situation kommen. Wäre blöd, wenn die Pumas dann blinkend rumstehen.
@Memoria
„Im Kern steht die Frage:
Welcher Beitrag zur konventionellen Abschreckung leisten deutsche Landstreitkräfte im NATO-Verbund“?
Kurzer Blick in die Historie. Im Kalten Krieg standen in der alten Bundesrepublik Deutschland in der NORTHAG (Hamburg – Kassel) und CENTAG (Kassel – Alpen) insgesamt 10.000 KPz, davon 5.000 Deutsches Heer. Die zweite Hälfte stellten US, UK, FRA, CDN und NLD Verbände. Letztere gibt’s zzt gar nicht mehr auf deutschem Boden, bzw. ohne mech TrTle.
Bezogen auf heute hat sich mit nennenswerten Größenordnungen nur das polnische Heer dazugesellt.
Kurz, die Verteidigung in Mitteleuropa was Bodentruppen anbelangt, im Schwerpunkt mechanisierte Verbände, ruht auf deutsch/polnischen Heeresverbänden.
@Memoria:
Der Puma wurde lange vor dem Schwenk vom weltweiten Engagement zur Bv/Lv konzipiert. Er sollte einerseits ein hohes Schutzniveau (IED) bieten und andererseits lufttransportfähig sein, und zwar mittels des A 400M. Der aber kann nur ca. 30 to aufnehmen. Deshalb kam man auf die Idee, die Panzerung des Puma zu tranchieren und gesondert in einen zweiten A 400M zu verladen. Das Resultat ist ein relativ kompakter, schwach motorisierter und dennoch schwerer Spz.
Der Lynx hingegen ist in der Ausführung Kf 41 konsequent konventionell mit einem großen Innenraum und einem starken Motor als gut gepanzerter Spz und noch dazu modular konzipiert.
Erneut stelle ich fest, in was für einem Dilettantenclub ich diene.
Wir stellen NACH Lieferung von 350 Fahrzeugen fest, dass diese nix taugen und nachgerüstet werden müssen?
Ernsthaft?
Welcher unfassbare Aushilfskellner hat denn bitte die Beschaffung entschieden?
Ich würde sagen HAFTUNG!
@KPK: nach dieser ihrer Logik können wir also das GÜZ auflösen, weil unrealistisch. Die Luftwaffe fliegt da ja auch keine Luftnahunterstützung, also unrealistisch. Nicht persönlich nehmen: Blødsinn.
Der Kampf alt gegen neu wäre durchaus interessant. Modernität gegen Bewährtes. Kompliziertheit gegen Zweckmässiges.
Das Ergebnis würde mich auch interessieren. Wird aber wohl VS-Vertraulich.
@Nachhaltig
Ein Herauslösen der Fahrzeuge des ersten Loses zur Ertüchtigung würde den ohnehin kümmerlichen Verfügungsbestand weiter schmälern, mit entsprechenden Auswirkungen auch auf den Ausbildungsbetrieb. Daher mag es sinnvoller sein, zuerst durch das zweite Los den Verfügungsbestand anzuheben.
So könnte die Truppe auf kriegstauglichen Pumas üben, Wenn manche Einheiten dann im Dienstalltag für ein paar Jahre auf die störrischen Böcke des ersten Loses zurückgreifen müssen, ist das zwar ärgerlich, aber immerhin wären sie auf kurzfristig realistische Einsätze wie Enhanced Forward Presence vorbereitet.
Für die man nämlich ohnehin Fahrzeuge des zweiten Loses in den Pool werfen würde.
Am sinnvollsten wäre es natürlich, beides gleichzeitig zu machen: Die alten Pumas zu upgraden und die neuen zu produzieren und einzuführen, damit am Ende immer möglichst eine Null unterm Strich steht. Aber selbst wenn Berlin dafür bezahlen wollte, hätte der Hersteller vielleicht gar nicht die Kapazitäten dazu.
@ KPK:
Sie vergessen die Belgier in Ihrer Aufstellung ;-)!
@ Memoria:
Beim SPz Puma lief es im Prinzip umgekehrt zu anderen Projekten:
Die Projekte aus dem Kalten Krieg („Jäger 90“, „PAH-2“, „FLA“) wurden anschließend mit viel Aufwand – aber im Grunde nie vollständig zufriedenstellend – für die „neuen Aufgaben“ umlaboiert („Eurofighter 2000“ vom reinen Jäger zum Mehrrollen-Kampfflugzeug, UH Tiger vom reinen Panzerabwehrhubschrauber zum „Kampfhubschrauber“ und die A400M als größerer Transall-Ersatz bzw. Kampfzonentransporter zum „strategischen“ Transportflugzeug“).
Der Puma sollte mit eben diesem A400M, diesem sagenhaften strategischen Transportflugzeug, transportierbar sein und für die Stabilisierungsaufgaben ausreichend Schutz bieten. Dabei kam diese „Quadratur des Kreises“ auf zwölf (zwischenzeitlich zehn) Laufrollenpaaren heraus, die mit Sicherheit hoch innovativ, aber eben saumäßig teuer ist, gemessen an dem, was das Fahrzeug effektiv kann und können soll…
@ Kleiner Hinweis
zitat: „Mal davon abgesehen, das man den Eindruck gewinnt das es nicht nur Bananensoftware sondern auch Bananenpanzer zu geben scheint.
Reift bei der Truppe. Natürlich für einen satten Aufpreis.“
Es gibt auch Bananenfregatten (F124 und F125), Bananenhubschrauber (NH-90 und Tiger), Bananenflugzeuge (Eurofighter und A400M, Transall)
Grundsätzlich alle neu entwickelten Waffensysteme wurden in der Bw in dem Procedere eingeführt. Man hat sogar einen Fachausdruck für dieses Vorgehen geschaffen, „Initial Operational Capability“ (IOC) und „Full Operational Capability“ (FOC). Aufgrund des Desasters beim NH-90 wurden in dieser Vorgehensweise auch noch Zwischenschritte eingefügt. ( siehe auch Retrofit Programme beim Eurofighter und NH-90, wo fabrikneue Hubschrauber vom Band kamen, vom Bund übernommen (und bezahlt wurden) und dann sofort in die Nachrüstprogramme der Industrie gingen). Mithin versteckter Aufpreis für das gelieferte Produkt !
Die Marine war da etwas konsequenter und hat so einen Pfusch erst gar nicht abgenommen. Das bewirkte die jahrelange Verzögerungen beim Bau der Korvetten K130, das Abnahmedesaster bei der F124 im Jahre 2004, wo der zivile „Marine TÜV“ die Betriebsgenehmigung für die Fregatte F124 versagt hätte, wenn nicht ein sofortiges „Retrofit“ Programm wegen den Softwareproblemen der Fregatte eingeleitet worden wäre. Allerdings muss man zugeben, dass die Software für die F124 Fregatte, das größte Softwareprojekt in DEU im Jahre 2003/2004 war.
Nur das Heer hat dies öfters anders gemacht. getreu dem Motto „Hintern zusammenkneifen und durch“ haben die auch den offensichtlichen Schrott der Industrie abgenommen. Erschwerend kam hinzu, dass die verantwortlichen Heeresgeneräle nicht „technik affin“ sind, um es mal freundlich auszudrücken.
Schön dass das Teil endlich funktioniert.
Nicht so schön, dass sich hier wieder die „Geiz ist Geil“ Mentalität durchzusetzen droht.
Warum in alles in der Welt werden erst mal nur 40 aufgerüstet? NATO Anforderungen hin oder her, falls es wirklich an der Russischen Grenze zu knallen droht, sollte man doch wenigsten ein vollständiges Batallion hinschicken können – und ein paar Panzer in Reserve haben, fall mal einer ausfällt. Sowas soll in Kriegen ja vorkommen.
Also 50 Stück Minimum.
Was den Rest der Flotte anbelangt, muss man mE unterscheiden zwischen
1) Abstellen von Problemen (insb mangelhafte Software),
2) Aktualisierung (Computer, Kommunikationselemente) und
3) „Hochrüstung“ („Optiken, Waffenwirkung und der Schutz der Soldaten wurden noch einmal verbessert.“)
1+2 sollten zwingend für die gesamte Flotte durchgeführt werden.
Wenn man 3) erst mal für eine volle Division durchführt und bei den restlichen zwei Bat noch etwas wartet bis wieder mehr Geld da ist, kann ich damit leben – auch weil in paar Jahren die ADS und FlA-Systeme sehr viel weiter sein sollten und man dann die verbliebenen Fahrzeuge gleich entsprechend ausstatten kann.
Was nicht geht ist dass 70-100 teuer beschaffte Pumas weiterhin mit <50% Einsatzbereitschaft dumm herum stehen.
PS Wenn man die Pumas battalionsweise updaten will, was nutzen die betroffenen PGren dann in der Zwischenzeit? Will man ein weiteres Bat Marder auf aktuellen Stand hochrüsten (neuer Antrieb etc)? Oder zusätzliche 50 KaBos mit Puma Turm bestellen?
Die Pläne für die Leo Modernisierung können da ja nur als abschreckendes Beispiel dienen (zeitweise nur 100 Stück einsetzbereit? wtf? – wer auch immer das verbrochen had gehört nach Sibierien versetzt …)
PPS A propos Kriegstauglich: „System Panzergrenadier“ beruht auf ziemlich viel Funkverkehr. Wenn der Ukraine-Krieg eines gezeigt hat, dann dass sich die Russen darauf verstehen, Funksignale anzupeilen und mit massivem Artilleriefeuer zu belegen. Damit haben sie ganze Ukrainische PGrenBats in mit einem einzigem Feuerschlag ausradiert. Hat mal jemand irgendwo eine Diskussion gesehen / gelesen, ob IDZ in diesem Kontext überhaupt Sinn macht?
@ Memoria
Die Hochzeit der „Puma Konzeptionäre „entstammte der Zeit, als Bündnisverpflichtungen im europäischen Rahmen die Bereitstellung eines hochwertigen militärischen Beitrags verlangten. Daher wollte die Bundeswehr Fähigkeiten aufbauen, um sich gleichzeitig an zwei Operationen mittlerer Größe beteiligen zu können. (Anfang 2000)
Da entstanden auch Überlegen zu „Medium Force/mittleren Kräften“ des Heeres.
Mittlere Kräfte sollten die entstandene Fähigkeitslücke zwischen den leichten und den schweren Kräften schließen.
Der Puma spielte dabei eine wesentliche Rolle. Das Heer wollte zur schnellen, globalen Kräfteprojektion mittlere, luftverlegbare(!) gepanzerte Kampftruppen mit hoher Mobilität, Einsatzwirkung und bestem Schutzniveau.
Formel des Heeres:
Mittlere Kräfte = eine ausgewogene Kombination von Mobilität, Durchsetzungsfähigkeit und Schutz.
Verlegung durch die Luft, bedeutete für das Heer im A 400 M luftverladbares Gerät.
Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer hat der Neuen Berliner Redaktionsgesellschaft und der Stuttgarter Zeitung/Stuttgarter Nachrichten ein Interview gegeben. Nachzulesen – in gekürzter Fassung – auf bundeswehr.de.
[Nicht auf bundeswehr.de, sondern auf bmvg.de, nicht in gekürzter Fassung, sondern lt. Vortext genau umgekehrt in ungekürzter Fassung. Und diese Seite kann man natürlich verlinken:
https://web.archive.org/web/20210318233756/https://www.bmvg.de/de/aktuelles/ministerin-im-interview-5041976
T.W.]
„Sicherheit kostet nun einmal Geld. Über die Bedrohungen für Deutschland und die EU wird vielleicht noch nicht breit gesprochen, dennoch sind sie real. Der Staat hat die Kernaufgabe, die Sicherheit seiner Bürgerinnen und Bürger zu gewährleisten, unabhängig von der Kassenlage. Insofern müssen wir ehrlich sagen: Ja, das wird viel Geld kosten, weil wir zum einen die durch jahrzehntelanges Sparen verursachten Lücken in den bestehenden Fähigkeiten füllen….“
Sicherheit kostet Geld aber verlangt trotzdem einen klugen, ökonomischen Einsatz. Jeder Euro der verschwendet wurde, wie hier beim PUMA gut nachzuvollziehen, ist zu vermeiden!
Nach Angaben des BMVg lag die extreme Kostensteigerung an der vertraglich vereinbarten „Preiseskalation“ sowie zusätzlichen Anforderungen an den Puma.
Diese hätten sich demnach in den vergangenen fast 20(!) Jahren Jahren aus der „Fortschreibung des Fähigkeitsprofils“ der Bundeswehr und technologischen Entwicklungen ergeben. Das sollte mal Punkt für Punkt aufgearbeitet werden. Was war notwendig und was war einfach Wunschdenken oder gar Schlamperei? Ein „reformierter“ Spz, ein Spiegel der Bundeswehr. Viel Geld, sogar Steigerungen. Doch für das Geld kommt immer wieder nur halbes „Zeugs“ raus.
Seit Jahren entstehen solch unnötige Mehrkosten und damit Verschwendung von Steuermitteln bei der Bundeswehr. Die BW und auch oder gerade das BMVg haben noch immer ein mangelhaftes Vertrags- und Qualitätsmanagement.
Zur Verantwortung wird niemand(!) gezogen. Im Gegenteil, man präsentiert sich mit den Ergebnissen voller Stolz. Irgendwie zur Unzeit, man braucht mehr Geld und präsentiert mit viel Medienrummel die Verschwendungsergebnisse Gorch Fock bis zum Puma. Ist jetzt auch noch stolz!!
Man kann dem Finanzminister auch nicht erklären, warum er systembehaftete(!) Verschwendung bezahle soll. Schon gar nicht dem Steuerzahler!
@Hans Dampf
Stimmt, die Belgier hatte ich übersehen.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/I._Corps_(Belgien)
Wobei „Korps“ durchaus hoch gegriffen ist, zu besten Zeiten in 80ern waren 25.000 Mann verfügbar.
Von ursprünglich 324 Leopard 1 wurden 132 KPz zum Leopard 1A5 (BE) umgerüstet, ab 2007 in den Libanon (A5) und nach Brasilien (A1) verkauft. Seit 2014 besteht keine BEL PzTr mehr.
@Auslandsdiener
An welcher Stelle ich die Auflösung des GefÜbZ H vorgeschlagen hatte, entgeht mir. Eine unbedingt zweckmäßige und erforderliche Einrichtung, geschätzt im In- und Ausland bis hin zur Kopierabsicht des russischen Heeres.
Für Spielereien steht die Einrichtung gottlob nicht parat. VS-Vertraulich sind durchaus Beschussversuche auf der WTD 91.
@ dieandereMeinung sagt: 20.03.2021 um 11:44 Uhr
„ Seit Jahren entstehen solch unnötige Mehrkosten und damit Verschwendung von Steuermitteln bei der Bundeswehr. Die BW und auch oder gerade das BMVg haben noch immer ein mangelhaftes Vertrags- und Qualitätsmanagement.“
Hier liegen Sie falsch, in der Bundeswehr wird einfach nur die Mentalität „was nicht passt, wird passend gemacht gefahren“, das sieht man an vielen Beispielen.
Während andere Nationen, bspw. USA Projekte einfach einstampfen, selbst wenn da schon Milliarden reingeflossen sind (Bradley Nachfolge, Crusader oder Comanche), wenn sich die Ansprüche ändern, dann wird ein Projekt beerdigt und ein neues begonnen.
Wir dagegen versuchen die bestellten Systeme in die Rolle zu drängen. Bswp. Puma, Tiger, Eurofighter,…
Die Gründe dafür kenne ich nicht, ich vermute aber es liegt im Haushaltsrecht und unserer nicht vorhandenen Fehlerkultur, es darf nichts scheitern sonst müssen sofort Köpfe rollen. Dies ist aber eine generelle Einstellung der deutschen Gesellschaft und nicht nur der Bundeswehr.
@Positroll
Ja die russischen EloKa Fähigkeiten sind für das System PzGren ein Problem. Sehr viel lässt sich da aber durch das richtige Verhalten im Rahmen EloSM abmildern. Im Angriff wo wirklich viel gefunkt wird sollte man zu schnell sein als das diese Aufklärung viel hilft. Das sollte ja bei unserem durchdachten System der Kampfunterstützung gar kein Problem sein mit einem PzPiZg pro Btl. In der Vzö ist vieles sowieso eingefahren und im Vorfeld abgesprochen und ebenfalls beweglich.
Da wir in der Bw ja weit hinter der Zeit hängen stört das auch nicht wenn diese neuartige Technologie names GPS gestört wird weil da Masse ja eh nur Karte Kompass kennt.
Aber Spaß beiseite tatsächlich ist Sendeverbot – Empfangsbereitschaft auf dem Marsch im AA oder bis überschreiten LD in der deutschen Ausbildung immer die Norm geblieben. Auch das verkabeln der Panzer und Alarmposten ist nie ganz in Vergessenheit geraten.
Und dann kann sich der S6er wenigstens mal richtig verdient machen und ein paar Pläne schmieden…. Wer sich stark auf elektronische Aufklärung verlässt und damit Zieldaten generiert kann durch ein paar wilde Greenliner mit extra Funkgeräten schon ein wenig irritiert werden….
Es wäre mal interessant, wieviele Foristen das Vergnügen hatten, den PUMA in der Realität zu erleben.
Es ist tatsächlich ein Quantensprung zum SPz Marder!
Meine Befürchtung:
Für LV/BV zu klein, zu störanfällig und untermotorisiert.
Für Stabilierungseinsätze zu groß und zu schwer, zu aufwendig in der Instandsetzung und zu viel störanfällige Technik in heißen Klimazonen.
Zu viele Kompromisse kann auch bedeuten, dass am Ende das Produkt für nichts wirklich gut zu gebrauchen ist.
Ich bewundere die Panzergrenadiere, die bereit sind, im hinteren Kampfraum des PUMA mitzufahren. Die Deckenhöhe im PUMA ist eine Vollkatastrophe. Kleinwüchsige könnten sich vielleicht noch wohl fühlen. Mit der gesamten IdZ-Ausstattung ist das alles extrem fragwürdig. Im Prospekt und im Planungsamt ist das alles immer toll. In der Realität ist das desolat. Man sollte es mal gesehen haben. Und mit den Soldaten sprechen.
Deutschland wird nicht einen einzigen PUMA ins Ausland verkaufen. Hightech auf Ketten in einem falschen Konzept.
Ergebnis und Siegerehrung: Schönes Kind, aber tot.
Die unterschiedlichen Rüststände sind auch noch Ausdruck der gesamten Katastrophe.
@dieandereMeinung /@TW
Danke für den Link mit Interview AKK. Lesenswert, viele, erfreulich kurz gehaltene Antworten zu Fragen der Zeit bei SiPo und Verteidigung.
@Florian Staudte
Tatsächlich ist der hintere Kampfraum im Puma natürlich in seiner Größe begrenzt was Probleme mit sich bringt aber nicht wirklich für den Schützentrupp. In der Hinsicht ist der hintere Kampfraum des Puma absolut wohltuend im vergleich zum Marder aber das liegt mehr am Layout als an der Abmessung..
Bei Welt (+)/Zahlschranke.
Angeblich prüft U.S. Army den Rheinmetall Lynx in Nachfolge M2 Bradley IFV (Infantry Fighting Vehicle), was ein ungeheurer Batzen an Umsatz und Einfluss wäre.
Mit „Prüfung“ begann seinerzeit auch die Begutachtung Leo 2, was für den Abrams in 1 : 1 Übernahme von BK 120 mm, Munition und Feuerleitanlage sowie der Diehl-Kette endete.
Wie auch immer, käme es mit dem Lynx zu einer Vereinbarung deutsches Rüstungsunternehmen : US. Army, würde das nicht ohne Einfluss auf nationale Vorhaben sein.
Wie sieht das bei den PzGren mit den Führerscheinen aus?
In meinem Dunstkreis (allerdings zum größten Teil ziv Arbeitnehmer aber auch Soldaten) verfallen reihenweise Führerscheine und neue Ausbildungen stehen weit in den Sternen.
@Positroll
Mit „Geiz“ hat das nichts zu tun, sondern mit einem Mindestmaß an Verantwortungsbewusstsein. Nochmals: Die Aufrüstung der 40 SPz wurde vor dem Nachweis der Kriegstauglichkeit in Auftrag gegeben. Das allein war bereits ein Risiko und nur rechtfertigbar, weil der neue Puma, falls er funktionieren sollte, sonst für die VJTF 2023 nicht mehr rechtzeitig zur Verfügung gestanden hätte.
Es wäre Wahnsinn gewesen, Verpflichtungen über mehrere Milliarden einzugehen, bevor der Nachweis erbracht war, dass das Ganze überhaupt etwas bringt und zu einem funktionierenden SPz führt …! Und niemand hat gesagt, dass es bei 40 Stück bleiben soll. Im Gegenteil, der Fahrplan für das Weitere ist bekannt.
@RoterMilan sagt: 20.03.2021 um 15:52 Uhr
„Wie sieht das bei den PzGren mit den Führerscheinen aus?
In meinem Dunstkreis (allerdings zum größten Teil ziv Arbeitnehmer aber auch Soldaten) verfallen reihenweise Führerscheine“
Seit wann ist denn F/Kette zeitlich begrenzt gültig?
@ Koffer und @ Roter Milan
Der Puma ist ein neues Fahrzeug. Da ist mindestens eine Umschulung derjenigen angesagt ,die bisher den Marder gefahren sind, wenn nicht gar ein neuer Lehrgang. Die Führerscheine verfallen nicht, man darf halt nur keinen Puma fahren. Das war aber schon beim Wechsel von Marder 1A2 auf 1A3 so. Auch da gab es eine Umschulung bzw. Weiterbildung im Bataillon bezüglich der Änderungen. Der Aufwand war allerdings recht gering.
@muck:“Ein Herauslösen der Fahrzeuge des ersten Loses zur Ertüchtigung würde den ohnehin kümmerlichen Verfügungsbestand weiter schmälern, mit entsprechenden Auswirkungen auch auf den Ausbildungsbetrieb.“
@posititroll: „PS Wenn man die Pumas battalionsweise updaten will, was nutzen die betroffenen PGren dann in der Zwischenzeit?“
Dagegen kann man mit sinnvoller Logistik vorgehen. Ich stelle mir das so vor: Das Heer stellt jede Woche einen Puma auf dem Werksgelände ab, übergibt den „Schlüssel“ und holt ihn dann nach vier Wochen wieder ab. Sollte bei diesen Kosten und einer Stückzahl von über 200 Fahrzeugen doch wohl drin sein. Wo ein Wille ist ist auch ein Weg, Ich behaupte mal, dass man in vier Wochen einen Puma auf den neuesten Stand bringen kann, wenn man genügend Leute daran arbeiten lässt.
Ich kann mir gut vorstellen, dass einige der Leser bei meiner Vorstellung einen Lachkrampf bekommen. Andere wiederum traurig oder wütend werden. Aber warum in aller Welt sollte dies logistisch nicht möglich sein? Schließlich ist die Produktion ja ausgelaufen und damit Kapazität vorhanden.
In meinem Szenario muss eine Panzerbesatzung nur vier Wochen auf ihren Panzer verzichten. Da gibt es also überhaupt kein Problem.
@Dirk Wege sagt: 20.03.2021 um 19:08 Uhr
„Der Puma ist ein neues Fahrzeug. Da ist mindestens eine Umschulung derjenigen angesagt ,die bisher den Marder gefahren sind, wenn nicht gar ein neuer Lehrgang. Die Führerscheine verfallen nicht, man darf halt nur keinen Puma fahren.“
Das entspricht auch meinem Kenntnisstand.
@Das Heer stellt jede Woche einen Puma auf dem Werksgelände ab, übergibt den „Schlüssel“ und holt ihn dann nach vier Wochen wieder ab.
Hahahahaha da hatten Sie wohl recht. Sicher sollte das möglich sein. Es wird so aber nicht laufen.
Eine DepInst von einem Eagle V dauert ja schon 1,5 Jahre. Die Umrüstung der Leoparden zeigt ein ähnliches Bild. Wenn das beim Puma nur 4 Monate plus Anlieferung und Abholung werden wäre das schon überraschend schnell. Die ganzen übergebe Arien zwischen TEFhr, MatGrp, EVO Puma, Industrie kommen natürlich noch dazu.
@muck
Ich denke nicht das ein „Pistole auf die Brust setzen“ für den Fortschritt verantwortlich gewesen ist. Wie sollte das funktionieren? Hat der Hersteller etwa irgendwo einen ausgereiften Puma in einer Lagerhalle stehen, der bei Bedarf hervorgezaubert werden konnte? Haben die Ingenieure und Entwickler etwa die Nächte durchgearbeitet um in ein paar Monaten zu schaffen, was in fast 10 Jahren nicht geschafft wurde? Beides ist sehr unwahrscheinlich. Ich vermute genau das Gegenteil war der Fall: Der Leidensdruck war so groß, dass beide Seiten über ihren Schatten gesprungen sind und sich an einen Tisch gesetzt haben um pragmatische Lösungen für die drängensten Probleme zu suchen. Es ist erstaunlich, was möglich ist, wenn man an einem Strang zieht und sich nicht gegenseitig mit der gezogenen Waffe belauert.
P. S Ich habe selbst in Projekten gearbeitet, bei denen das Vertrauensverhältnis zwischen Bedarfsträgern und Bedarfsdeckern zerüttet war. Gegenseitige Anschuldigungen waren normal und die Kommunikation ist für die jeweils eigene Absicherung nur offiziell und schriftlich erfolgt. Das ist keine schöne Art zu arbeiten und war absolut tödlich für das Produkt – sau teuer wurde es deshalb übrigens auch noch.
Wenn sich das Heer deshalb etwas merken sollte dann: Pragmatismus und Zusammenarbeit (Wirkung) geht vor Eigensicherung (Deckung).
@Chris
Selbst in einem Wolkenkuckucksheim ohne Bürokratie wären solch kurze Umlaufzeiten kaum zu schaffen. Nicht nur müssen beim Hersteller die personellen Kapazitäten verfügbar sein, es kann auch nur eine begrenzte Anzahl Techniker zugleich am Auto arbeiten. Und das Auslaufen der Produktion des ersten Loses besagt gar nichts, der Konzern hat ja auch noch andere Projekte am Start.
@muck
Ja deshalb sagte ich ja, dass selbst 4 Monate reine zeit zum Arbeiten noch überraschend wenig wären und die zuvor genannten 4 Wochen fern der Realität liegen… die begrenzte zahl an Arbeitern die gleichzeitig im Fahrzeug arbeiten können werden aber wohl nicht das Problem sein. Wenn man sich tatsächlich mal mit allem Werkzeug dass man braucht rein setzt hat man sehr schnell sehr viel demontiert. Das muss man aber auch durch die sehr kleine Auslegung des Puma muss man halt auch immer sehr viele Teile demontieren um an ein bestimmtes heranzukommen die alle mehr oder minder hintereinander und ineinander gearbeitet sind.
Wäre es vorstellbar nach einer erfolgreichen Einführung des schweren Waffenträgers auf Basis Boxer (mit dem Puma Turm), diesen auch bei den Grenaddieren einzusetzen?
Ich bin nur interessierter Laie, mir ist aber bewusst, dass die Grenadiere mit den Leos mithalten müssen. Schließt sich der Boxer wegen fehlender Kette hier aus oder ist vorstellbar das die bisherigen Pumas für schweres Gelände ausreichen? Es gibt ggf. viele Szenarien in welchen der Boxer (im Hinblick auf das Geläne) mit den Leos mithalten könnte bzw. die Pumas entlasten könnten.
Grundgedanke dahinter ist nicht noch mehr extrem teuere Geräte zu beschaffen und auch nicht auf ein weiteres Muster (Lynx) zu setzen. Mich würde hier eure Einschätzung interessieren. Auch mit dem Hiblick auf Kosten, wenn evtl. entschieden werden müsste, Boxer oder keine Neuanamschaffung (Puma / Lynx).
Im Spiegel war vor einigen Tagen online zu lesen, dass unsere Republik nichts mehr auf die Reihe bringt. Die plakativen Beispiele wie BER etc. sind ja sattsam bekannt. Das Projekt Puma fällt da nicht aus dem Rahmen, wie der hier erläuterte Fahrplan der nächsten Jahre zeigt. Der entspricht, wen erstaunt’s, denjenigen anderer Großprojekte und folgt einen Konzept kleinteiliger Schritte, die verhindern, dass in absehbarer Zeit auch nur ein funktionsfähiger und voll ausgerüsteter Kampfverband entsteht. Weder Politik noch das Beschaffungswesen lernen aus Debakeln wie dem NH 90 oder auch dem Eurofighter, bei denen eine über Jahrzehnte gestreckte Beschaffung mit unterschiedlichen Entwicklungsstufen zwar das jährliche Budget nicht strapazierte, aber die Gesamtkosten im Vergleich zu einer kompakten Beschaffung gewaltig in die Höhe getrieben und z.T. bis heute der Bw keine funktionierenden Waffensysteme beschert haben. Das gilt auch z.B. für der Sea Tiger, der in insgesamt vier Fähigkeitsstufen ausgeliefert werden soll. Das Ganze dient letztendlich nur den verantwortlichen Politikern und Planern, die auf schöne Bezeichnungen wie Division 2027 o.ä. verweisen können und vor allem der beteiligten Industrie, die im Endeeffekt nicht 350, sondern, sagen wir 750 Pumas durch ihre Werkshallen laufen lässt und entsprechend Kohle scheffelt. Interessant auch, dass sich die Weichspülerpolitik an drei bewaffnungsfähigen UAV hochzieht, aber sich nicht sonderlich über das Milliardengrab Beschaffungswesen aufregt.
Letztendlich müsste man mal Unterschiedliche Varianten gegenrechnen
Variante 1:
————————
-es gibt kein 2. los Puma
-Puma los 1 wird komplett umgerüstet -> kostet 1,5- 2 Mrd €
-man beschafft zum auffüllen der Verbände 210 Boxer IFV als Marder Ersatz -> kostet ca 1,5 Mrd €
=> zusammen 3-3,5 Mrd €
—————-
Variante 2:
———————-
– man beschafft direkt das 2. los Puma mit 210 Fahrzeugen-> kostet ca 3,3-3,5 Mrd €
– man lässt parallel / im nachgang das 1. los nachrüsten -> 1,5-2 Mrd €
=> zusammen 5- 5,5 Mrd €
————
Variante 3:
—————-
-man verzichtet auf Nachrüstung weiterer Puma (abgesehen von den 40 für die VJTF2023 die eh schon bezahlt sind)
– man verzichtet auf ein 2. los Puma
– man beschafft 560 neue SPZ Lynx …Zulauf der ersten 250 bis 2026/2027
-> kosten ca 5,5 Mrd €
unterm Strich muss man sagen bin ich ein Freund von Variante 1 oder 3
@Chris
Sorry. Das sollte eine Antwort an @Nachhaltig sein.
@ML-Rebell
Das Zweite ist nicht nur vorstellbar, sondern offenbar tatsächlich geschehen, wenn die Loblieder in Rheinmetalls Presseaussendungen etwas besagen, wo vom „unermüdlichem Einsatz“ der „engagierten Mitarbeiter“ die Rede ist.
Um es nochmals zu betonen: Natürlich ist nicht der Hersteller für die Auslegung verantwortlich, und es wäre naiv, von ihm zu erwarten, dass er einen lukrativen Auftrag ausschlägt, weil er schwierig zu realisieren oder die Auslegung Unsinn ist.
Aber ich glaube, dass es sich die heimische Rüstungsindustrie allzu bequem gemacht hat. Sie hat sich darauf verlassen, dass jedes noch so überteuerte und in Verzug geratene Projekt bis zum bitteren Ende durchgezogen wird, damit die schönen Steuermilliarden nicht umsonst ausgegeben wurden.
Nicht grundlos munkelten hier noch voriges Jahr viele Leser, der Puma bliebe dem Heer wohl selbst dann erhalten, wenn er wieder durchfiele – schließlich seien wir in einer Rezession, wo also wäre die Alternative, und die Politik könne unmöglich zugeben, Milliarden in den Sand gesetzt zu haben.
Und von der Industrie war nicht das geringste Eingeständnis zu hören, dass etwas im Argen liege. Ich glaube, erst das öffentliche Gedankenspiel von General Mais, dass man sich auch das CV 90 als Droschke der Panzergrenadiere vorstellen könnte, hat in Düsseldorf den Ernst der Lage verdeutlicht.
Wie ich bereits sagte:
Keine Frage, auch die intensive „militärische Begleitung“, wie das Heer das nennt, hat geholfen. Das eine schließt das andere nicht aus. Aber der Leidensdruck lag meiner Meinung nach auf Seiten der Streitkräfte, nicht auf der Seite des Herstellers.
Der hatte sein Geld bereits bekommen, und war ungefähr so gut dran wie der Koch, dem es piepegal sein kann, ob dem Gast die auf Wunsch zubereitete Pizza mit Spiegelei und Schokolade auch wirklich schmeckt. Außerdem konnte er hoffen, dass sich der Imageschaden in Grenzen halten würde.
Die Deutschen sehen die Verantwortung für die Rüstungsmisere bei Politik und Bürokratie, und ausländische Experten können unterscheiden, welches Problem auf dem Mist des Herstellers gewachsen ist und welches auf dem der Streitkräfte.
In Zukunft müssen ausgiebige Truppenerprobungen wieder die Norm sein, und der Amtsschimmel muss die Sporen zu spüren bekommen. Aber die Hersteller müssen auch wieder echter Konkurrenz ausgesetzt werden. Es muss klar sein, dass wir nicht auf Gedeih und Verderb an untauglichem Gerät festhalten. „Fix it or f*ck it.“
Ich kann ob des Tons einiger hier nur den Kopf schütteln. Natürlich konnte der Puma nie ein internationaler Verkaufsschlager werden, denn meines Wissens hat sonst kein Staat eine PzGren-Truppe mit 6 Mann Absitzstärke (rundum sind 9 Mann Standard). Daher war der Puma immer ein sehr „deutsches“ Projekt. Und noch viel weniger kann ich die plötzliche Entrüstung über die Prioritätensetzung seitens der Politik nachvollziehen. Für jeden, aber auch jeden, der mit 2 funktionierenden Augen gesegnet ist war doch schon seit Jahren offensichtlich, daß nurmehr industriepolitischer „Return of Investment“ in irgendwelcher Form (mit einigen Anbandlungen von „Europäischer Kooperation“ oder „Deutsch-Französischer Freundschaft“ als fluffige Dekoration) die treibende Kraft bei sämtlichen Beschaffungsvorhaben für die BW gewesen ist.
Oberste Ziele sollten:
– einsatzbereite/Leistungsfähige Fahrzeuge
– gleiche Baustände für günstigen Betrieb und Ersatzteilbevorratung
– zukunftsfähig
– best value for money
sein
@ Chris
Ich möchte beim Thema Innenraum noch einmal in Erinnerung rufen, dass die Grenadiere nur noch eine Zwergentruppe unter 1,85m ist…
@muck
„In Zukunft müssen ausgiebige Truppenerprobungen wieder die Norm sein, …“
„Zukunft“, gibt’s die nicht mehr, oder reduziert?
Lang ist’s her, aber in meinen jungen Jahren war ich im Truppenversuchszug SPz Marder bei 92. Der lief ’67-’70, jeweils in einer der drei Kampfkompanien. Dann 1 Jahr Vorbereitung der Produktion.
Serienauslieferung ab Mai ’71. So und nicht anders, ein Muss.
@ Obibiber sagt: 21.03.2021 um 10:01 Uhr
Ihnen ist schon klar, dass der IFV Boxer kaum Absitzstärke hat?
@Obibiber
Ihre Variante 1 geht dann aber zwingend einher mit der Umwandlung PzGren zu Jäger oder mit eine Änderung der Gliederung und Anpassung der Einsatzgrundsätze der PzGren. Ein Boxer mit Puma Turm erhält 50% der Probleme des Puma und bewegt sich auf dem Gefechtsfeld einfach nicht wie SPz das ist dann schwere Infanterie nicht PzGren. aber das Thema hatten wir ja schon sehr oft.
@ Peter Eberl
zitat: „Im Spiegel war vor einigen Tagen online zu lesen, dass unsere Republik nichts mehr auf die Reihe bringt. Die plakativen Beispiele wie BER etc. sind ja sattsam bekannt. Das Projekt Puma fällt da nicht aus dem Rahmen, wie der hier erläuterte Fahrplan der nächsten Jahre zeigt.“
Das gilt aber nur für die Projekte der öffentlichen Hand ! Die privaten Großprojekte funktionieren und die der Mittelständler, der „hidden world champions“ erst recht.
[Vorsorglich der Hinweis: Die Debatte führen wir jetzt bitte nicht über die Frage, wo Private es besser machen etc. T.W.]
@WaGe: der IFV Boxer hat eine höhere absitzstärke als der Puma! bemühen sie mal Google
@chris: richtig…da müssten ein paar Grenies als Jäger „umschulen“
das wurde ja aber auch schon angedacht…
bzgl Probleme … der Turm ist nicht das Problem … zumindest bei weitem nicht 50%
Ich bekomme unterm Strich aber DREI Boxer IFV für EINEN Puma
@Obibiber:
Bei unveränderter Haushaltsplanung wird es jedoch Variante 4:
– Umrüstung nur eines Teils der SPz Puma, 1. Los
– kein 2. Los SPz Puma
– kein Geld für den schweren Waffenträger
Das bedeutet im Ergebnis, dass die Panzergrenadiere weitere Bataillone verlieren.
Erneut habe ich den Eindruck, dass hier sehr gern fernab von den finanziellen Realitäten diskutiert wird.