Umbau-Planungen an der Spitze des Verteidigungsministeriums: Kommunikation als Leitungsaufgabe
Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer plant an der Spitze des Wehrressorts einen Umbau, der die Kommunikation des Wehrressorts enger an die Leitung anbinden soll. Dafür soll der bislang eigenständige Presse- und Informationsstab im Leitungsstab im Berliner Bendlerblock aufgehen.
Nach Informationen von Augen geradeaus! ist geplant, die drei Teile des bisherigen Presse- und Informationsstabes – Pressearbeit, Öffentlichkeitsarbeit und die so genannte Arbeitgebermarke Bundeswehr – in den bereits bestehenden Leitungsstab des Ministeriums einzugliedern. Darüber hatte am (heutigen) Donnerstag zuerst die Welt berichtet (Link aus bekannten Gründen nicht, ohnehin hinter Paywall). Eine Sprecherin des Ressorts lehnte einen Kommentar dazu ab.
Mit einer solchen Strukturänderung an der Spitze würde Kramp-Karrenbauer die Kommunikation der Ministerin und des Ressorts enger anbinden – offensichtlich nach dem Vorbild anderer Ministerien. Die seit Jahrzehnten bestehende Struktur im Verteidigungsministerium sieht derzeit so aus:
Dagegen hat zum Beispiel das Bundesgesundheitsministerium seine Pressearbeit als nachgeordnetes Referat L7 in seiner Leitungsabteilung organisiert:
Die Führung von Pressearbeit, Öffentlichkeitsarbeit und faktisch Nachwuchswerbung würde bei einer solchen Änderung dem Leiter des Leitungsstabes unterstellt: den früheren stellvertretenden Bundesgeschäftsführer der CDU, Nico Lange, hatte die frühere CDU-Vorsitzende aus der Parteizentrale als ihren Vertrauten ins Verteidigungsministerium geholt.
Allerdings hat das Verteidigungsministerium gerade in der Pressearbeit einen erheblich größeren nachgeordneten Bereich als andere Ministerien – von den mit hauptamtlich tätigen Presseoffizieren besetzten Presse- und Informationszentren (PIZ) in den Teilstreitkräften und Organisationsbereichen, Divisionen und Ämtern bis zu den nebenamtlichen Presseoffizieren auf Bataillonsebene. Faktisch würde so der Leitungsstab der Ministerin direkte vorgesetzte Stelle der Pressearbeit bis auf Truppenebene.
Für Lange würde diese Änderung einen Zuwachs an Einfluss bedeuten; seine formale Position und seine Besoldung dürften sich allerdings kaum ändern – zumal eine Beförderung, darauf weist auch der Kollege Thorsten Jungholt in der Welt hin, vom Bundeskabinett bestätigt werden müsste und acht Monate vor der nächsten Bundestagswahl schwer zu vermitteln wäre.
Unklar bleibt die künftige Rolle des bisherigen Leiters des Presse- und Informationsstabes und Sprechers der Ministerin, Christian Thiels. Der frühere ARD-Journalist ist inzwischen beamteter Angehöriger des Ministeriums. Eine endgültige Entscheidung Kramp-Karrenbauers über die neue Struktur steht nach Informationen von Augen geradeaus! noch aus.
(Archivbild März 2020: Kramp-Karrenbauer, re.,Bundeswehr-Generalinspekteur Eberhard Zorn und Sprecher Christian Thiels, li., in der Bundespressekonferenz. – Thomas Imo/ photothek.net)
Parteien-Postenschacherei ist eine modernisierte Form von Korruption – der Geschädigte ist der Steuerzahler.
Im Grunde ist egal, wie AKK das jetzt strickt, denn zu mehr als 50% wird sie in einem Jahr dieses Ministerium nicht mehr führen. Den Schweiß der Gerechten wäre diese Aktion wert, wenn die riesige gewucherte Landschaft von Pressestellen, Redaktionen, Öffentlichkeitsarbeitern und Nachwuchswerbern dabei gründlich bereinigt und konsequent „joint“ umgestellt würde. Also keine heeres- oder luftwaffenspezifische usw. Grüppchen und Stellen außer vielleicht in Führungskommandos. Darunter und in der Breite alles bw-gemeinsam. So wie dann auch im Ministerium. Denn jeder Artikel und jedes Statement muss schließlich politikkompatibel und für AKK und ihre Getreuen als unschädlich oder dienlich umgebogen und kontrolliert werden.
Kurzfassung: Hat sie wirklich keine anderen Probleme in BMVg und bw?
Mit dieser epochalen Entscheidung wird es uns gelingen, das Konglomerat an desolaten Zuständen signifikant und zum Wohle der Truppe noch viel besser wegreden zu können.
Diese nicht nur marginale Änderung offenbart, dass das BMVg nicht nur Schwerpunkte setzt sondern auch noch die richtigen.
Im Bendler-Block ist man nunmehr dem Zustand grenzenloser Perfektion ein großes Stück näher gekommen.
D A N K E !
@Schwermetaller
„… Darunter und in der Breite alles bw-gemeinsam. …“
Um Gottes Willen, bitte nicht.
Ich amüsiere mich – eher nicht -, sondern rege mich über Bilder samt zugehöriger Unterschriften, oder ganzer Berichte zu oft technischen oder taktischen und Ausbildungsbezügen auf, nach deren Lektüre sich die Frage aufdrängt, „hat der Olt z. See sich doch tatsächlich zum Einsatz des SPz PUMA geäußert, warum wurde er nicht gebremst“?
Öffentlichkeitsarbeit, Presseoffiziere, Text- und Bildredakteure können seriöserweise auf operativer Ebene nicht SK-gemeinsam oder gar -übergreifend verantwortlich organisiert sein..
Da holt sich Lange einen Bissen, von dem zu befürchten steht, dass er in kaum verdauen können wird.
Schon jetzt zeigt sich im täglichen Arbeiten im Ministerium, dass er (Lange) zwar intellektuell der Aufgabe der Beratung und (inhaltlichen) Begleitung von AKK zweifelsohne gewachsen ist, aber das er mit der tagtätglichen Führungsaufgabe der Leitung eines Leitungsstabes überfordert ist.
Das war bisher bereits problematisch, weil aus dem Leitungsstab dysfunktionale Steuerung erfolgte. Zu wenig in zum einen in Dingen für den der Leitungsstab eigentlich verantwortlich ist und zum anderen zu viel Einmischung in Bereiche die ihn gar nichts angehen. Zu viel „1:1 Kommunikation“ im kleinen Kreis, zu wenig echte Steuerung.
Das wird jetzt möglicherweise noch schlimmer werden. Noch mehr Aufgaben zu koordinieren und jetzt sogar mit fachlich nachgeordentem Bereich.
Ich denke nicht, dass AKK mittelfristig Lange damit einen Gefallen tut.
Für mich hat das einen schalen Geschmack. Wird nun dem Politprofi die Kommunikationsabteilung unterstellt, damit der Wahlkampf auch diesbezüglich läuft?
Zeitpunkt und Art, wie es läuft, lassen diesen Gedanken zu.
@Koffer:
Auch aus meiner Sicht ist der Leitungsstab mit der Vielzahl von Aufgaben damit tendenziell überfordert.
Jedoch frage ich mich welche Bereiche den Leiter Leitungsstab – aus ihrer Sicht – „gar nichts angehen“.
Denn grundsätzlich geht die Leitung alles im Geschäftsbereich an. Wie und in welcher Form ist eine andere Frage.
Aber welche Bereiche gehen denn die Leitung nichts an?
@Schwermetaller: Geraune und Geschwurbel – geht es auch sachlich?
Bislang war der Presse-/Infostab fachlich weisungsgebend, Regelungen und Infos gingen über die PIZen der Teilstreitkräfte und Organisationsbereiche dann runter bis in die Dienststellen und Einheiten. Für die Arbeit vor Ort sind die PIZen in meinen Augen maßgeblich, weniger das politische Geschäft mit seinem Berliner Fokus. Sofern die Vorschriften zur Informationsarbeit nicht vollkommen neu gefasst werden, sehe ich für die Truppe keine großen Änderungen.
@Herr Wiegold, was ist eigentlich aus den strategischen Kommunikatoren geworden, die zu Guttenberg einst ins Ministerium zu sich geholt hatte?
@Michael Müller sagt: 28.01.2021 um 22:10 Uhr
„Für mich hat das einen schalen Geschmack. Wird nun dem Politprofi die Kommunikationsabteilung unterstellt, damit der Wahlkampf auch diesbezüglich läuft?
Zeitpunkt und Art, wie es läuft, lassen diesen Gedanken zu.“
Naja, das die Sprecher BMVg sich seit jeher primär (leider, leider) als Sprecher Minister und nicht als Sprecher Bundeswehr betrachten ist ja bekannt. Und das wird natürlich auch in Wahlkampfzeiten Auswirkungen auf die eine oder andere Entscheidung haben. Aber die Vorgaben des BVerfG für die Vermischung von Parteiarbeit und Regierungsarbeit sind recht eindeutig und nach meiner Wahrnehmung ist da das BMVg und erst Recht die Bw zumindest schon immer besser gewesen als viele andere Geschäftsbereiche.
@Memoria sagt: 28.01.2021 um 22:37 Uhr
„Jedoch frage ich mich welche Bereiche den Leiter Leitungsstab – aus ihrer Sicht – „gar nichts angehen“.
Denn grundsätzlich geht die Leitung alles im Geschäftsbereich an. Wie und in welcher Form ist eine andere Frage.
Aber welche Bereiche gehen denn die Leitung nichts an?“
Sehen Sie, genau hier ist doch das Problem. Die Leitung (also den BM und die 5 Personen darunter) geht alles etwas an. Der Leiter Leitungsstab hingegen ist „lediglich“ für die Steuerung des Informations- und Auftragsflusses zuständig. Er hat also keinerlei inhaltlich Zuständigkeit für irgend etwas und seine Macht entsteht durch seine Beratungs- und Steuerungsleistung der Hausleitung. Chef des Stabes (minus, minus, denn im Gegensatz zum Chef des Stabes „gehört“ ihm nicht der Stab, sondern lediglich das unmittelbare Umfeld des BM).
Ein guter Leiter Leitungsstab ist also daran erkennbar, dass er dafür sorgt, dass die richtigen Aufträge rausgehen und die richtigen Vorlagen zur richtigen Zeit auf dem Tisch liegen und das der BM aus der Unzahl von Informationen diejenigen erhält, die dieser benötigt um SEINE Agenda durchsetzen zu können und seinen Führungsaufgaben gerecht zu werden. Ein guter Leiter Leitungsstab ist also im Prinzip ein Büroleiter (plus, plus).
Bei Lange passiert es aber ganz häufig, dass inhaltlich Arbeit macht und deswegen zuständige Stellen (Abteilungsleiter, Inspekteure etc.) über oder umgeht. Darüber hinaus hat er halt wenig Ahnung von der Bw und übrigens auch vom BMVg selbst und wendet sich dadurch leider zu häufig nicht an den richtigen und/oder kompetenten, sondern an denjenigen dem er vertraut. Wie man aus dem Konrad-Adenauer-Haus hörte, war das übrigens auch einer der Gründe, warum er damals dort „gescheitert“ ist und warum ihn AKK dort nicht so befördern konnte, wie sie eigentlich wollte.
Und jetzt kommt mein Problem mit der aktuellen Maßnahme.
Bisher waren diese „Defizite“ lediglich ein Problem des Informations- und Entscheidungsflusses der BM. Aber jetzt bekommt er eine eigene ministerielle Fachlichkeit und was noch schlimmer ist, einen fachlich nachgeordneten Bereich, den er führen muss.
Ich befürchte, dass wird nicht gut laufen.
TRENNUNG
Ich habe jetzt nur die negativen Dinge erwähnt. Es gibt auch zahlreiche, positive Aspekte, die über Herrn Lange zu sagen wäre. Ich möchte ganz deutlich sagen, dass ich der Meinung bin, dass er eine überaus kompetente Person ist. Ganz platt: ich denke er ist die richtige Person, aber auf dem falschen Dienstposten.
Ob das eine Verbesserung für die Truppe darstellt wage ich mal zu bezweifeln. Der Presse-Infostand ist schon jetzt überwiegend dazu da die jeweiligen Ministerinnen/Minister in einem guten Licht darzustellen. Nicht unbedingt die Truppe. Leider.
Ich halte Organigramme auf dem Flightlevel (Leitungsebene BMVg) fuer insofern nachrangig, als dass der Unterschied von „Wo werden Entscheidungen gefaellt?“ und „Wo werden Beschluesse gefasst und umgesetzt?“ manchmal eklatant sein kann, insofern ist es egal, wo die IBuK ihre Vertrauten sitzen hat, die Zusammenarbeit wird sich im inneren Kreis um AKK nicht aendern. Daher koennte diese Strukturanpassung auch ein Sich-Ehrlich-Machen sein. Hoffentlich geraet dabei BeraterInnen-Mumpitz (Arbeitgeber+Marke+Bundeswehr=Unaufloesbare Formel) in Vergessenheit…
Der eine oder andere Kommentar kommt hier auch heute wieder nicht ohne mhE unlautere Wertungen aus:
Wieso ist das „Korruption“, wenn AKK, zufaellig Ministerin in der deutschen Regierung, ihren persoenlichen Stab mit Vertrauten besetzt? Ueberall ziehen Menschen in hoher Verantwortung „Ihre“ Leute nach, in Ministerien und Behoerden aber unter Aufsicht von Personalrat und ggf. Oeffentlichkeit. Hier waeren mir konkrete Einzelfall-Betrachtungen und -Bewertungen lieber („Er / Sie ist nicht qualifiziert“, oder: „Er / Sie kann nix, da…“) als lebensfremdes „DIE POLITIKER!“-Bashing. Das ist doch ein wenig scheinheilig.
Wieso wird ein kuenstlicher Unterschied zwischen „spricht fuer Ministerin“ und „spricht fuer Bw“ gemacht? Ist das Ausfluss einer Denke, die sich hier auf AG gerne auch dahingehend auswirkt, als dass der GI so eine Art Betriebsratsvorsitzender fuer Stabsoffiziere sein moege? Es ist ja das Gute, dass Minister, indirekt demokratisch legitimiert, Regierungspolitik mit Fragen der Zeit UND den jeweiligen Ressortinteressen balancieren sowie auch repraesentieren muessen. In der Bw, in der die IBuK, die Sprecher des BMVg und der GI nach AUSSEN nicht mit einer Stimme sprechen und nicht an einem Strang ziehen, waere etwas grundlegend faul. Aber auf Einheitsebene waere es bestimmt supi, wenn Spiess nicht unter vier Augen, sondern oeffentlich eine andere Meinung als Chef vertritt, klar.
GI Zorn schaut nicht gerade, vorsichtig ausgedrückt, positiv. Ich bin auch der grdstzl. Meinung, dass Verwaltungskraken, allein schon aus Kostengründen, abgeschafft werden. Nur: Hier wird m. M. gleichzeitig wieder der Blick und Nutzen durch Zuweisung/Verantwortlichkeit an BW-halbblinde Zivilisten verschoben.
Mir ist selbstverständlich das aus den Erfahrungen der jüngsten Geschichte bewusst installierte System zwischen politischer Führung und Militär(ischer Führung) bekannt. Dennoch: Die Bundeswehr ist ein besonderes Unternehmen mit besonderen Mitarbeiter;Innen, besonderen Aufgaben und Strukturen! Und mit keinem klassischen Unternehmen vergleichbar.
Und deshalb fällt es mir immer schwer zu verstehen, wenn Zivilisten, die zudem noch alles andere als erfolgreich agieren, solche Modelle und Zuordnungen generieren.
[Am Ton arbeiten wir noch. Sie fänden es vermutlich auch nicht lustig, wenn andere Kommentatoren von „uniformierten Idioten“ reden würden, also lassen Sie das mit den „BW-halbblinden Zivilisten“. T.W.]
@J10 sagt: 29.01.2021 um 12:24 Uhr
„Wieso wird ein kuenstlicher Unterschied zwischen „spricht fuer Ministerin“ und „spricht fuer Bw“ gemacht?“
Das BMVg und die Bw ist anders als alle anderen Ministerien. Zum einen hat der sogenannte „nachgeordnete“ Bereich bei uns Verfassungsrang und zum anderen ist der nachgeordnete Bereich um ein vielfaches Größer als alle anderen „nachgeordneten Bereiche“ zusammen.
Deswegen macht es einen massiven Unterschied ob man für ein normales Ministerium (bzw. ein normalen Minister) spricht oder ob man für den IBuK und den gesamten Bereich spricht.
Diese Unterschiede zu negieren halte ich für bedenklich und weder sachgerecht für den Sprecher noch für die Bw.
Korrektur an meiner eigenen Aussage von 16:33!
Streiche
„…und zum anderen ist der nachgeordnete Bereich um ein vielfaches Größer als alle anderen „nachgeordneten Bereiche“ zusammen.“
Setze
„…und zum anderen ist der nachgeordnete Bereich um größer als alle anderen „nachgeordneten Bereiche“ zusammen.“
@Koffer 29.01.2021 um 16:33 Uhr: Beim ersten Lesen wirkt Ihr Beitrag erstmal ganz gut: „Sachgerecht“, „Verfassungsrang“, „nachgeordneter Bereich“, alles wohlklingend. Allerdings ist es so, dass bei naeherer Betrachtung diese Argumentation auch fuer einen integrierten Kommunikationsansatz mit entsprechenden Strukturen ausfallen koennte. Es ist also nicht schluessig, was Sie da vorbringen.
Grundsaetzlich hat auch und gerade die Bundeswehr auf allen Ebenen in Wort und Tat widerspruchsfrei zu kommunizieren, und das kann ja durchaus in differenzierter oder selbstkritischer Art erfolgen, Hauptsache: Glaubwuerdig, authentisch. Im Informationsumfeld geht es digital-medial recht hektisch zu, es sollten daher moeglichst viele „on message“ sein. Ergo: Ein leitungsnah aufgehaengter Fachstrang Presse-/Infoarbeit muss gerade auf so einem Supertanker von Apparat wie den Streitkraeften unbedingt sein. Ob es dann alles klappt mit der integrierten Kommunikation? Hier zeigt sich dann, ob ein/e Minister/in wirklich was drauf hat, nicht zuletzt bei der Auswahl des Personals, denn: „Gute Leute braucht man, gute Leute…“.
Unter diesem Aspekt ist das Aufgehen von Pr/InfoStb in Leitungsstab erstmal nicht hinderlich, die Etablierung von „Spokesperson BM’in“ neben „Spokesperson SK“ waere es aber sehr wohl.
In WELT+ gibt es einen Artikel „Aufruhr im Bendlerblock“. Wäre interessant, wie die Insider hier das sehen?
@Koffer:
Der Leiter Leitungsstab mag eine eigenwillige Arbeitsweise haben.
Das Grundproblem ist aber nicht die Person, sondern die Struktur.
Weder die militärischen noch die zivilen Abteilungen sind sinnvoll geordnet.
Insbesondere der Wildwuchs an Sonderorganisationen zeigt dies.
Für die politische Steuerung des Hauses hat sich der Planungsstab über Jahrzehnte (seit Helmut Schmidt bewährt), würde dann ja aber von TdM abgeschafft.
Den Presse/Info-Stab in den Leitungsstab zu integrieren verhindert vorallem ein aufeinander prallen der jeweiligen Leiter bei der Beratung der Ministerin und der Umsetzung der Entscheidungen.
Wenn die Interpretation stimmt, dass dieser Schritt den Verbleib der Ministerin im Amt absichern soll, dann könnte sie ja dann nach der Wahl mal aufräumen.
Da gibt es genug zu tun.
@J10 sagt: 29.01.2021 um 18:28 Uhr
„Unter diesem Aspekt ist das Aufgehen von Pr/InfoStb in Leitungsstab erstmal nicht hinderlich, die Etablierung von „Spokesperson BM’in“ neben „Spokesperson SK“ waere es aber sehr wohl.“
Oh, Sie mißverstehen mich. Ich hätte wirklich nichts gegen eine Sprecher BMVg einzuwenden, der sich auch wirklich als Sprecher Bw betrachtet und auch so handelt.
Aber leider haben das in der Vergangenheit, zumindest solange ich dabei bin, die Sprecher noch nie getan. Sie betrachten sich primär als Sprecher Minister. Wenn es hochkommt als Sprecher Ministerium. Aber leider, leider niemals als Sprecher für das große Ganze um das es eigentlich geht: Die Bundeswehr. Bestenfalls machen sie die Aufgaben neben bei mit. Schlechtestenfalls (so wie beim letzten unter vdL), nutzen sie die eine Aufgabe (Bw) zu lasten der anderen (Ministerin) aus.
Und die jetzt anstehende Gleichschaltung von Leiter Leitungsstab (des primäre und ja nahezu einzige Aufgabe es ja ist für den Minister da zu sein) mit dem Leiter Pr-/InfoStab wird diese Tendenz nun verabsolutieren.
Zumindest befürchte ich das.
@J10: +1
Insbesondere, da seit Jahren auch innerhalb der Allianz von der Einbindung strategischer Kommunikation in die Gesamtoperationsfuehrung diskutiert wird. Ein abgekoppelter Presse- und Informationsstab kann schon mal von einer Leitung im Dunkeln gelassen werden. Insofern ist es zunaechst mal gut, wenn der/die LeiterIn der Oefferntlichkeitsarbeit nun auch in allen Leitungsbesprechungen sitzt. Da koennen dann notfalls auch kinetische Aktionen gleich mit der richtigen Nachricht versehen werden.
@ ChairForce:
Die Leiter PrInfoStab saß im BMVg über Jahre immer in den Leitungsrunden dabei. Bei von der Leyen, de Maizière, zu Guttenberg, Jung, Struck etc..
Erstmalig unter AKK und Herrn Lange wurde der Leiter außen vor gehalten. Deshalb war dieser bei Themen wie Nordsyrien, robusteres Agieren in Mali etc. meist genauso überrascht wie andere Akteure im BMVg. Dass dies nicht gut ist, brauche ich hier nicht weiter auszuführen.
Nun mag AKK das so wollen und Herrn Lange mag das gefallen, ob die Presse- und Informationsarbeit dadurch besser wird, mag ich stark bezweifeln. Insbesondere weil Herr Lange, wie von @Koffer beschrieben, als Leiter Leitungsstab genügend Verantwortung und Aufgaben hat. Dass er damit fremdelt und lieber AL Pol oder eine Art AL Strategische Steuerung und Kommunikation wäre, kann ich aus seinem persönlichen Blickwinkel nachvollziehen, hat aber nicht wirklich etwas mit seiner derzeitigen Aufgabe zu tun. Diese leidet und das merkt man tagtäglich nicht nur innerhalb des BMVg.
@ChairForce sagt: 29.01.2021 um 21:10 Uhr
„Insofern ist es zunaechst mal gut, wenn der/die LeiterIn der Oefferntlichkeitsarbeit nun auch in allen Leitungsbesprechungen sitzt. Da koennen dann notfalls auch kinetische Aktionen gleich mit der richtigen Nachricht versehen werden.“
Das tat er bisher auch schon. Der Leiter Pr-/InfoStab war auch jetzt bereits schon im unmittelbaren Umfeld des Ministers. Mit regelmäßigem Vortragsrecht und Teilnahme an den Leitungsrunden.
Der Unterschied in Zukunft ist nicht, dass er mehr dabei ist, sondern nur, dass eine Person jetzt zwei Dinge tun muss für deren einen Bereich er fachlich nicht qualifiziert ist und der einen umfangreichen fachlich nachgeordneten Bereich hat.
@Holzi sagt: 30.01.2021 um 17:13 Uhr
„Insbesondere weil Herr Lange, wie von @Koffer beschrieben, als Leiter Leitungsstab genügend Verantwortung und Aufgaben hat. Dass er damit fremdelt und lieber AL Pol oder eine Art AL Strategische Steuerung und Kommunikation wäre, kann ich aus seinem persönlichen Blickwinkel nachvollziehen, hat aber nicht wirklich etwas mit seiner derzeitigen Aufgabe zu tun. Diese leidet und das merkt man tagtäglich nicht nur innerhalb des BMVg.“
„AL Strategische Steuerung und Kommunikation“, ich glaube das beschreibt seine Interessen und auch seine (zweifelsohne vorhandenen großartigen) Fähigkeiten glaube ich ziemlich gut.
@TW
Kommentar vom 29.01.
Am Ton arbeiten „WIR“ noch. Bestimmt nicht. Ich brauche keine Schmusekurse/Rücksichtnahmen, kann mich frei äußern. Ich bin sehr überrascht, und kann Ihre Einlassung so nicht stehen lassen.
Habe mich möglicherweise missverständlich ausgedrückt, auf jeden Fall bin ich von Ihnen falsch verstanden worden.
Erstens: Den beleidigenden Ausdruck „Idiot“ habe ICH weder verwendet noch angedacht.
Zweitens: Mir geht es allein um die Akzeptanz UNSERER Bundeswehr durch die politisch Tätigen/Verantwortlichen (PARLAMENTS-Armee)! Also Zivilisten!
Und genau die schicken unsere Soldaten:Innen weltweit in Einsätze. Halbherzig, über geschlossene Augen, bis gar nicht unterstützt. Aber sie schicken!
Da sollten wir mal zu unserem Freund und Nachbarn Frankreich schauén, wie DER mit seiner Armee umgeht, Vereinigtes England ebenso, von den USA ganz zu schweigen.
Jetzt werde ich mal etwas deutlicher. Wer „halbblinde Zivilisten“ nur für eine sachliche Beschreibung hält, muss auch hinnehmen, dass ich ihn drauf hinweise, dass er im Gegenzug auch nicht so nette Beschreibungen von Soldaten hinnehmen muss.
Die Tendenz, hier nur auszuteilen, aber dann bei Widerspruch so zu tun, als habe man das Recht auf Beleidigung anderer exklusiv gepachtet, nehme ich hier nicht hin. Auch wenn mir dann jemand schreibt, „Ihre überwiegend rotzigen Kommentare (Moderationen) sind einfach nur abstoßend“. Tja, Leute, manche Pöbeleien hier sind mindestens genau so abstoßend. Wenn die ausbleiben, muss ich darauf auch nicht reagieren.
Ich ertappe mich doch immer wieder dabei, dass ich die Diskussionen extra nach Kommentaren von Herrn Wiegold durchsehe. Sie sind für mich jeden Fall ein Anreiz bei der Lektüre und ein Qualitätsmerkmal der Seite.
@ChairForce 29.01.2021 um 21:10 Uhr:
„Insbesondere, da seit Jahren auch innerhalb der Allianz von der Einbindung strategischer Kommunikation in die Gesamtoperationsfuehrung diskutiert wird“ – Vollkommen richtig, aber der Ansatz ist insofern konsequent nach vorne entwickelt worden, als dass nunmehr die Gesamtoperationsfuehrung in die strategische Kommunikation eingebunden wird. Schliesslich ist unsere strategische Kommunikation, diktiert durch den Charakter des heutigen Informationsraums, zuerst mal Orchestrierung aller Instrumente der Macht zwecks der Vermittlung glaubwuerdiger Abschreckung oder Rueckversicherung, da ist Millitaermacht nur eins von, aber ein wichtiges, denn: „DIME“ minus „M“ equals „DIE“.
Also nicht: „Wir Gefechtsfeld-Ballerinas haben eben 140 Leute vaporisiert, jetzt koennen die PAOs mal zeigen, wie sie das mit diesen Tweets in den Medien eingefangen kriegen“, sondern: Was kann jede Ebene in Wort und Tat abbilden, was das Narrativ (Wer wir sind, was wir nicht akzeptieren koennen, warum wir handeln muessen und zu welchem Zweck) kommuniziert? Das waere dann mehr Auftragstaktik plus als Pressearbeit auf Koks.
Damit dies nicht zu sehr wie ein OT daherkommt: Grunsaetzlich ist anzunehmen, dass Politik-Speitzenkraefte wie AKK den integrierten Kommunikationsansatz instiktiv beherrschen und beruecksichtigen. Allerdings hat sich die politische Kultur in Deutschland offenbar dahingehend entwickelt, auf Sicht zu fahren, denn weil gestern gutes Wetter war, wird es auch morgen sonnig sein… So schoen es ist, dass politische Inhalte einem aus aus Partei und Presse frei Haus vorgelegt werden und man mit dem reaktiven Wegmoderieren von dem jeweils aktuellsten Problem bei stabilen Rahmenbedingungen gut zurecht zu kommen schien: Ich fuerchte, dass reicht nicht mehr. Die Strategie-freien Zeiten sind vorbei, also weniger nassforsche Betriebswirte von McKinsey, sondern mehr SiPo-Analyse und Planung ins BMVg, bitte. Insofern finde ich die Bemerkungen in Sachen Planungsstab sehr zutreffend, dessen Schicksal symptomatisch ist fuer eine deutsche Verteidigungspolitik, die m.E. sehr stark von fuehrungsloser innenpolitischer Befindlichkeit gepraegt worden ist. Es waere also eine gute Massnahme, anstatt von „Leitungsstab“ von „Stab Strategische Planung und Kommunikation“ zu sprechen, so diese Begriffe dann auch mit Inhalt gefuellt werden.
@J10 sagt: 01.02.2021 um 10:15 Uhr
“ Es waere also eine gute Massnahme, anstatt von „Leitungsstab“ von „Stab Strategische Planung und Kommunikation“ zu sprechen, so diese Begriffe dann auch mit Inhalt gefuellt werden.“
Ja, wenn das halt die Aufgabe des Leitungsstabes wäre, dann hätten Sie recht.
Aber es ist halt nunmal nicht so. Der Leitungsstab im BMVg hat bestimmte Aufgaben und die Strategische Planung und Kommunikation gehört nur zu einem sehr kleinen Teil dazu. Das Protokoll gehört dazu (inkl. Orden und Ehrenzeichen). Das persönliche Büro und die Adjudantur. Und besonders wichtig –> ParlKab.
Wie ich bereits weiter oben versucht hatte zu erklären, geht es beim Leitungsstab darum den Informationsfluss von und zum Minister zu steuern und ihn/sie persönlich zu betreuen.
Ist ist also die Aufgabe des Leiters Leitungsstab dafür zu Sorgen, dass der Minister zur richtigen Zeit am richtigen Ort mit den richtigen Informationen ist und dem Haus zu sagen, was der Minister wissen möchte und was, wann und wie operationalisiert haben möchte.
Strategische Planung und Kommunikation gehört da eigentlich gar nicht hin. Es ist überhaupt nur da, weil der Leiter Leitungsstab halt das persönliche Vertrauen der Ministerin genießt und strategische Planung/Kommunikation wiederum am besten in Händen von jemanden liegt, dem der Minister vertraut.
Das richtige wäre also nicht, sachfremd in den Leitungsstab die ÖA zu bringen.
Besser wäre es einen Planungsstab zu etablieren und dorthin Herrn Lange zu verschieben.
Dort könnte er die von Ihnen (berechtigt) geforderte Kernfunktion leitungsnah erfüllen ohne sich mit dem „Klein-Klein“ der Tagesarbeit abgeben zu müssen.